Die Aborigines
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Die Aborigines
Die Aborigines (englisch [ˌæbəˈɹɪdʒɪniːz], „Ureinwohner“) sind die Ureinwohner Australiens. Sie besiedelten vor etwa 40.000 bis 60.000 Jahren den Kontinent vom Norden ausgehend.[1] Aborigines sind kein einheitliches Volk, sondern bestehen aus Stämmen oder Clans mit oft höchst unterschiedlichen Gebräuchen und Sprachen: Je nach Definition und Quelle gab es vor der Ankunft der Briten etwa 400 bis 700 verschiedene Stämme der Aborigines,[2][3][4] die vorwiegend als Jäger und Sammler lebten. Mit der Ankunft der Europäer ab 1788 sank ihre Zahl von geschätzten 300.000 bis 1.000.000 Einwohnern auf 60.000 im Jahr 1920,[5] hauptsächlich wegen eingeschleppter Krankheiten, aber auch durch gewaltsame Konflikte mit den Siedlern um Landrechte. Etwa drei Viertel der heute rund 464.000 Aborigines[6] leben in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise angepasst,[7] da die Behörden in Australien jahrzehntelang eine Assimilations-Politik betrieben. Am ehesten sind die Traditionen der Aborigines im Northern Territory erhalten geblieben, wo die Europäer erst spät siedelten. Dort leben sie in den meisten Orten unter sich, weswegen hier auch noch fast 60 % der Aborigines zu Hause eine indigene Sprache sprechen.[6]
Flagge der Aborigines
Name
Aborigines von der Bathurst-Insel
Das Wort Aborigine (von lateinisch ab origine „von Beginn an“) bedeutet im Englischen allgemein Ureinwohner; es war ursprünglich die Bezeichnung für die Ureinwohner im Latium, einer Landschaft im frühen Italien.[8] Als Name speziell für die Ureinwohner Australiens wurde es erstmals 1803 schriftlich dokumentiert;[9] inzwischen gilt Aborigines im Englischen als abwertend und wird durch Aboriginal ersetzt.[10] Selber bezeichnen sich Aborigines meist in ihren jeweiligen Sprachen, zum Beispiel Koori im Südosten Australiens oder Anangu im Zentrum. In englischer Sprache nennen sie sich black fellas[11]. Die deutsche Sprache benutzt weiterhin den Begriff Aborigine.[12]
Im deutschen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Aborigines meist alle Ureinwohner des Kontinents verstanden, während man in Australien zwischen Aborigines und den Torres-Strait-Insulanern, den ursprünglichen Bewohnern der Inseln in der Torres-Straße in der Meerenge zwischen dem australischen Kontinent und Neuguinea unterscheidet. Im dortigen Sprachgebrauch spricht man von den Aboriginals and Torres Strait Islanders, First Australians oder Indigenous People, wenn die Gesamtheit der Ureinwohner des Staates Australien und deren Abkömmlinge bezeichnet werden soll.
Eine Person wird als Aborigine definiert, die Nachkomme von Aborigines ist, sich selber als Aborigine bezeichnet und von der Gemeinschaft, in der sie lebt, als solche akzeptiert wird.[13]
Kulturareale
Kulturareale Australiens[14]
Aufgrund der gemeinsamen Abstammungslinie der australischen Population, der mindestens 35.000 Jahre währenden Isolation sowie der vielfältigen gemeinsamen Kulturmerkmale wird Australien auf der globalen Maßstabsebene als eigenes Kulturareal betrachtet.
Basierend auf der Arbeit von Nicolas Peterson[15] wurden die australischen Ethnien nochmals in weitere 17 Kulturareale untergliedert. Grundlage von Petersons Arbeit waren die Hauptwasser-Routen und ihr Verlauf: Er postulierte, dass die Gruppen der Aborigines entlang der Wasserquellen lebten, wodurch es entlang der Wasserverläufe Wechselbeziehungen zwischen den Gruppen gab und es so zu kulturellem Austausch, verbunden mit einer relativen kulturellen Homogenität, kam. Dagegen hätten die Bereiche zwischen den Wasserverläufen wegen der Wasser- und Nahrungsarmut natürliche Barrieren gebildet, so dass Beziehungen zu Menschen an anderen Flusssystemen weniger häufig auftraten.[16]
Das flächenmäßig größte Kulturareal ist das Kulturareal Desert, das etwa 40 % des Landes bedeckt und die ariden Teile des Landes mit der Simpsonwüste, Gibsonwüste, der Großen Sandwüste sowie mehreren kleineren Wüsten umfasst.
Geschichte
Karte mit Sahul
Vorgeschichte
Der Zeitpunkt, an dem die indigene Bevölkerung Australien erreichte, ist letztendlich nicht geklärt. Mitochondriale DNA-Vergleiche (mtDNA) lassen darauf schließen, dass Aborigines Nachfahren von Menschen einer der ersten Emigrations-Wellen aus Afrika sind und ihre Vorfahren Afrika vor 100.000 bis 130.000 Jahren verlassen haben, um sich dann über Europa, Asien und entlang der Küste Südostasiens bis nach Australien auszubreiten.
Australien war zu dieser Zeit Teil des Kontinents Sahul und mit Neuguinea über eine Landbrücke verbunden. Eine Landbrücke zum asiatischen Festland hat aber nie bestanden, so dass eine Besiedlung Groß-Australiens nicht ohne Überwindung des Wallacea-Meeres möglich gewesen wäre. Schwimmend wäre dies nicht möglich gewesen, und da die Erfindung seetauglicher Boote vor über 60.000 Jahren als sehr unwahrscheinlich gilt, wird eine sehr frühe Besiedlung Australiens überwiegend abgelehnt. Einige gehen gleichwohl von einer ersten, sehr frühen Einwanderungswelle von Menschen aus, die wegen der Toba-Katastrophe vor etwa 75.000 Jahren fast vollständig ausgestorben seien, weswegen eine engere genetische Verwandtschaft von Aborigines nur noch mit den Papua-Völkern in den Bergen Neuguineas[17] und einigen indischen Volksgruppen wie den Veddas besteht.[18] Der Rest Asiens wurde von einer zweiten Auswanderungswelle aus Afrika wiederbesiedelt.
Giles West Camp, South Australia 1903
Für die Ankunft der Aborigines wird am häufigsten ein Zeitraum zwischen 40.000 und 50.000 v. Chr. genannt.[19] Das etwas präzisere Datum von 48.000 v. Chr. basiert auf Messungen von Siedlungen in Nordaustralien, die mit Hilfe der Thermolumineszenz datiert wurden. Bei vielen anderen Fundstätten wurden durch Radiokohlenstoffdatierung Daten von 38.000 v. Chr. gemessen. Diese Werte sind zweifelhaft, da die Radiokarbon-Methode nur bis zu 30.000 Jahre gut messen kann.
Neueste genetische Untersuchungen haben inzwischen ergeben, dass die Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor 62.000–75.000 Jahren entstammen.[20] Sie sind damit die frühesten kontinuierlichen Vertreter des modernen Menschen außerhalb Afrikas, denn die heutigen Europäer und Asiaten lassen sich auf eine weitere Auswanderungswelle 24.000 Jahre später zurückführen.
Der Mungo Man, dessen Überreste 1974 in der Nähe des Lake Mungo in New South Wales gefunden wurden, ist der älteste bisher in Australien gefundene Mensch. Auch wenn sein exaktes Alter unter Wissenschaftlern umstritten ist, geht man von etwa 40.000 Jahren aus. Nahebei wurde Mungo Lady aus demselben Zeitraum gefunden; bei ihr lässt sich ein komplexes Feuerbestattungs-Ritual nachweisen. Steinwerkzeuge, die am See gefunden wurden, konnten auf ein Alter von 50.000 Jahren bestimmt werden. Da sich der Lake Mungo im Südosten Australiens befindet, gehen viele Archäologen davon aus, dass die ersten Menschen einige tausend Jahre früher in Nordwest-Australien angekommen sein müssen.
Während Mungo Man wegen seiner Schädelform und seiner Größe als graziler Mensch eingestuft wurde, gab es in Kow Swamp (Victoria) Funde von menschlichen Überresten, die als robust eingeordnet und auf ein Alter von etwa 15.000 Jahren geschätzt werden. Zu dieser Zeit währte das letzte Maximum der jetzigen Eiszeit. Die unterschiedlichen Anatomien wurden herangezogen, um Theorien über zwei oder drei Immigrationswellen nach Australien zu untermauern. Es gibt aber keine systematischen Unterschiede in der mtDNA zwischen diesen Skeletttypen, weswegen wieder eher von einer einzigen frühen Immigrationswelle ausgegangen wird. Unterschiede im Aussehen werden nun als evolutionäre Anpassungen an die klimatisch kälteren Bedingungen durch Selektion sowie Genfluss erklärt.[21]
Nach 3000 v. Chr.
Vor etwa 4230 Jahren kam es zu einer Einwanderung vom Menschen vom indischen Subkontinent und zur Vermischung mit den Aborigines.[22] Zu dieser Zeit veränderte sich plötzlich die Verarbeitung von Pflanzenteilen und die Herstellung von Steinwerkzeugen. Auch ist zum Beispiel der Dingo vor etwa 4000 Jahren nach Australien wahrscheinlich von Timor oder über Neuguinea mit Seefahrern nach Australien gekommen.[23] Die heutigen Aborigines ähneln mittlerweile wieder eher der grazilen Form der Menschen.
Aus Makassar kamen möglicherweise seit dem 16. Jahrhundert, sicher ab etwa 1700, jedes Jahr zur Regenzeit Sammler von Seegurken für mehrere Wochen an die Nordküste und insbesondere ins Arnhemland, wo dieser Aufenthalt die Kultur der Yolngu beeinflusste.[24] Der erste Europäer, der nachweislich auf Aborigines traf, war Willem Jansz, der 1606 die Westküste Australiens betrat. Danach folgte eine ganze Reihe weiterer Entdecker.
Dagegen lebten die Tasmanier seit dem Ende der Eiszeit seit etwa 12.000 Jahren von den Aborigines des Festlandes isoliert. Mit steigendem Wasserpegel entstand die 250 km weite Bass-Straße, die Tasmanien vom Festland trennte.
Die Aborigines überstanden alle Klimaveränderungen und passten sich erfolgreich der wechselnden Umwelt an. Es gibt große Debatten darüber, inwieweit sie ihre Umwelt selbst verändert haben. Eine Diskussion dreht sich um die Rolle der Aborigines bei der Ausrottung der Megafauna der Beuteltiere. Manche schreiben diese dem Klimawechsel zu, andere glauben, dass die Tiere aufgrund ihrer Langsamkeit einfache Beute waren. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Aussterben durch menschliche Veränderungen an der Umwelt, vor allem durch Feuer, indirekt verursacht wurde.
Es gibt Beweise dafür, dass im Laufe der Zeit innerhalb der indigenen australischen Kultur eine substantielle Änderung vorging. Felsmalereien an verschiedenen Plätzen in Nordaustralien zeigen deutlich verschiedene Stile, die sich mit verschiedenen historischen Perioden verknüpfen lassen. Einige dieser Felsmalereien haben nahegelegt, dass zum Beispiel die letzte große Eiszeit vor 20.000 Jahren mit einer kontinentalen Trockenheit und einer Verbreitung von Sanddünen mit gesunkener Aktivität und größerer Spezialisierung bei der Benutzung von Materialien und Nahrungsmitteln bei den Aborigines einherging.
Nach 1788
Die britische Kolonisation Australiens begann 1788 mit der Ankunft der First Fleet in der Botany Bay. Die ersten Kontakte zwischen den Mitgliedern der ersten Flotte unter Arthur Phillip und den Aborigines sollen zunächst vorwiegend friedlich gewesen sein, da Phillip anwies, die Aborigines gut zu behandeln. Man betrieb Handel mit Lebensmitteln, weil die Kolonisten sich noch nicht selbst versorgen konnten. Bennelong, ein Mitglied der Eora, war ein Vermittler zwischen den beiden Kulturen, der Englisch lernte und seine Sprache lehrte und so zu einer Verständigung beitrug.[25]
Die letzte Gruppe von Tasmaniern, etwa 1860. Truganini sitzt rechts.
Nach Schätzungen des Australian Bureau of Statistics sank die Bevölkerung der Aborigines von den ursprünglich 300.000 bis 1 Million bis 1920 auf 60.000.[5] Große Teile der Aborigines starben an eingeschleppten Krankheiten wie Influenza oder bei der Pockenepidemie von 1789, bei der unter anderem mehr als 50 % der Darug getötet wurden. Sterilität bei Frauen nahm zu wegen Geschlechtskrankheiten, die sie sich vor allem durch Prostitution und Sex-Sklaverei zuzogen.[26] Nach Schätzungen von Henry Reynolds[27] starben bei gewaltsamen Auseinandersetzungen 3000 Siedler und 20.000 Aborigines: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es zu vielen, zum Teil tödlichen Auseinandersetzungen und einer Welle von Massakern an Aborigines, wie zum Beispiel dem Myall-Creek-Massaker oder dem Cape-Grim-Massaker, an denen in einigen Fällen auch das Native-Police-Corps teilnahm, eine Polizeitruppe, die hauptsächlich aus Aborigines bestand. Auslöser von Konflikten war zumeist der Zugang zu Nahrungsquellen: Da Schafe und Rinder der Siedler Wasserlöcher und Grasland zerstörten, verloren Aborigines ihre Lebensgrundlage und begannen stattdessen das Vieh der Siedler zu jagen, um sich zu ernähren. Hinzu kam, dass Aborigines etwas wie Landbesitz nicht kennen; sie verstehen sich vielmehr als Bewahrer des Landes, das sie pflegen und hüten, dem sie aber auch entnehmen können, was sie brauchen, solange es dadurch nicht gefährdet wird.
In einem Versuch, die Konflikte zu entschärfen, wurden den Völkern der Aborigines in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Komitee der britischen Regierung Protektorate zugewiesen. Dort sollten sie sich nach dem Vorbild der Kolonialisten Siedlungen errichten und Landwirtschaft betreiben. In Tasmanien wurden bereits in den 1830er Jahren im Black War mit der Black Line die Tasmanier zusammengetrieben und nach Flinders Island deportiert. Der Begriff Black Line geht darauf zurück, dass die Soldaten schwarz gekleidet waren und in einer Linie im Abstand von einigen Metern zum Nebenmann die Einheimischen vor sich her getrieben haben. Als letzte Region wurde in der Western Desert in den 1950ern und 1960ern durchgesetzt, dass Aborigines ihre traditionelle Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler aufgaben, als auf dem Gebiet von Maralinga Tjarutja Atomwaffentests durchgeführt werden sollten. Eine kleine Gruppe aus dem Volk der Pintupi, genannt die Pintupi Nine, lebte noch bis 1984 als Vollnomaden in traditioneller Lebensweise.[28]
Chief Protectors wie George Augustus Robinson oder die Aboriginal Protection Boards erhielten später aufgrund von Gesetzen wie des Aboriginal Protection Act 1869 in Victoria weitgehende Rechte; zum Beispiel Kontrolle über die Aborigines hinsichtlich ihres Wohnortes, ihrer Arbeit, Heirat, ihres sozialen Lebens und weiterer Aspekten sowie das Recht, über den Verbleib der Kinder zu entscheiden.[29]
Ende des 19. Jahrhunderts errichteten christliche Kirchen auf den Gebieten der Aborigines Missionen, zum Beispiel Hermannsburg und begannen nicht nur die christliche Lehre zu verbreiten, sondern auch medizinische Hilfe und Schulen anzubieten.[30]
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis in die 70er Jahre wurden Kinder von Aborigines aus ihren Familien in den Reservaten systematisch zwangsweise entfernt und zur Adoption in weiße Familien oder in Missionen gegeben. Die Jungs wurden zu Farmhelfern ausgebildet, die Mädchen zu Haushaltshilfen. War das arbeitsfähige Alter erreicht, wurden sie an die umliegenden Farmen weitergeleitet. Diese Unmenschlichkeit ging mit dem Begriff Gestohlene Generationen (engl. stolen generation) in die australische und Menschheitsgeschichte ein. Das hauptsächliche Ziel war es, insbesondere Aborigines mit weißen Vorfahren zu assimilieren und Teil der weißen Gesellschaft werden zu lassen. Es gab die Überzeugung, dass dadurch nach vier Generationen kein aboriginaler Genanteil mehr vorhanden ist. Betroffen waren je nach Region und Zeitraum etwa 1/3 bis 1/10 aller Kinder.[29] Der Bericht Bringing them Home der Australian Human Rights Commission von 1997 setzte sich mit dem Thema der Gestohlenen Generationen auseinander und führte dazu, dass der National Sorry Day eingerichtet wurde.
Politische Bewegungen der Aborigines
David Unaipon: Schriftsteller, Erfinder und Aktivist für die Rechte der Aborigines; heute auf dem 50-Dollar-Schein zu sehen
Im Prinzip erhielten Aborigines das Wahlrecht als britische Staatsbürger zusammen mit den weißen Siedlern, als die australischen Kolonien in den 1850er Jahren ihre Selbstbestimmung erlangten. In der Folge führten Queensland 1885, Western Australia 1893 und auch die Northern Territory 1922 Gesetze ein, die die Aborigines ausdrücklich vom Wahlrecht ausschlossen.[31] Dagegen wurde in South Australia das seit 1856 bestehende Wahlrecht für Briten 1895 mit der Einführung des Frauenwahlrechtes auf weibliche Aborigines ausgeweitet.[31] Queensland war 1965 der letzte Staat, der Aborigines das Wahlrecht zugestand. Das häufig zitierte Referendum aus dem Jahr 1967 hat dagegen nichts mit dem Wahlrecht zu tun, sondern bestätigte, dass die Aborigines in der australischen Verfassung mit anderen Volksgruppen rechtlich gleichgestellt und in den Zensus aufgenommen werden sollten.[31]
Obwohl Aborigines am Australia Day 1949 wie alle anderen bis dahin britischen Bürger die australische Staatsbürgerschaft erhielten, gab es allerdings je nach Staat oder Territory weiterhin Gesetze, die Aborigines in ihren Bürgerrechten einschränkten:[32] Es gab Gesetze, die Ehen zwischen Weißen und Aborigines verboten; als Mündel des Staates war ihnen Alkohol verboten; es konnte weiterhin bestimmt werden, wo sie oder ihre Kinder lebten. Immer noch erhielten Aborigines keine Zuwendungen aus der staatlichen Alters- und Invalidenpension;[33] erst 1964 erhielten sie das Recht, Immobilien zu besitzen.[34] Ausnahmen gab es für die Veteranen des Zweiten Weltkrieges und ausnahmsweise wurden Aborigines wie dem Maler Albert Namatjira die vollen Bürgerrechte verliehen, wenn sie nachweisen konnten, dass sie eine „weiße“ Lebensweise führten.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg hatten Aborigines als Soldaten teilgenommen, was sowohl die Einstellung der Aborigines zu der bestehenden Diskriminierung als auch die der Weißen veränderte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mit Konventionen gegen Zwangsarbeit im Jahr 1930 und Arbeit durch Aborigines im Jahr 1936 befasst; Familien zu beschäftigen wurde geächtet. Ferner wurden diese Regelungen 1957 um die Rechte indigener Gruppen erweitert; Minderheiten wurden berechtigt, traditionelles Recht anzuwenden. In den folgenden 1950er Jahren entstand ein weltpolitisches Klima, das die breite Öffentlichkeit sensibilisierte: Australien verstieß gegen diese Konventionen und dies nutzten Aborigines, um ihre Anliegen der Welt bekannt zu machen und Einfluss auf die Politik zu nehmen und sie zu verändern.[35] Mit dem Racial Discrimination Act von 1975 soll der Diskriminierung aufgrund der Abstammung Einhalt geboten werden und alle diskriminierenden Gesetze, die in den Staaten oder Territorien noch existierten, wurden außer Kraft gesetzt.
Politik und soziale Rechte
Protest von 1938: Day of Mourning
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand im Jahr 1925 die Australian Aboriginal Progressive Association (AAPA), die erste politische Organisation, die soziale und politische Interessen der Aborigines formulierte, die gegen die Verschleppung von Aboriginekindern von ihren Familien sowie für freien Zugang zum Schulwesen, für Landrechte am traditionellen Land und gegen die Bestimmung der Lebensverhältnisse durch die weiße Administration eintrat.[36] Die AAPA löste sich wegen der systematischen Verfolgung durch die Polizei und durch den Aboriginal Protection Board im Jahr 1927 auf.[37] In den 1930er Jahren führten Aborigines erste Streiks für bessere Verpflegung und Behandlung in von Europäern geführten christlichen Missionen, wie im Cummeragunja Walk-off von 1939, durch.[38] Die erste monatliche Zeitschrift, die ein Aborigine, Jack Patten, für Aborigines herausbrachte, war die Abo Call.
Erste Forderungen nach vollen Bürgerrechten und nach Landrechten kamen auf. Es bildeten sich zwei politische Organisationen, die Australian Aborigines League und die Aborigines Progressive Association, die diese Forderungen formulierten. Diese Entwicklung zeigte Erfolge, denn es gelang ihnen, den Day of Mourning als Protesttag durchzusetzen und eine Kontrollorganisation über das Leben der Aborigines, das Aboriginal Protection Board, im Jahr 1940 aufzulösen. Der Weltkrieg beendete die sich entwickelnde politische Opposition.
1946 begannen Aborigines wieder gegen ihre Lebensbedingungen aufzubegehren: Im Mittelpunkt stand zunächst ihre Bezahlung als Viehtreiber; mit Streiks, wie dem Aboriginal Stockmen’s Strike/Pilbara Strike, der von 600 Viehtreibern bis 1949 durchgeführt wurde, versuchten sie durchzusetzen, dass sie nicht nur mit Naturalien oder sehr geringen Löhnen entlohnt wurden.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden vom Staat Teile des Gehaltes von Aborigines einbehalten, was heutzutage als Stolen Wages diskutiert wird und entsprechende Forderungen nach Auszahlung nach sich zieht.[39]
Die Aborigines engagierten sich in den 1970er Jahren auch international gegen Rassismus. Im Jahr 1971 gab es einen massiven Protest gegen die Rassentrennung um das Rugby-Nationalteam Südafrikas, genannt Springboks, das sich auf einer Tour durch Australien befand. Bekannt wurden Gary Foley und ein weiterer Aktivist, die aufgrund des Protests von der Polizei arrestiert wurden. Diese Auseinandersetzung hatte für den Sport Südafrikas Folgen, denn dadurch wurde die rassistische Politik Südafrikas weltweit angeprangert und rassistische Sportmannschaften international ausgeschlossen.[40][41]
In den 1970er Jahren entwickelte sich eine politische Bewegung der Aborigines, das Outstation Movement, die die Rücksiedlung in ihre angestammten Gebiete unter Berücksichtigung ihrer kulturellen und sozialen Interessen verfolgt. Gegründet wurden Siedlungen vor allem in abgelegenen Gebieten im Northern Territory, in Western Australia und Australien. Im Northern Territory leben etwa 30 Prozent der dortigen Aborigines in etwa 500 weit über das Land verstreuten Homelands.[42]
Am 13. Februar 2013 verabschiedete das australische Unterhaus The Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples Recognition Bill, ein Gesetz, das die Aborigines als erste Bewohner Australiens anerkennt. Dieses Gesetz – die Verabschiedung im Oberhaus gilt als sicher – muss allerdings um Verfassungsrang zu erhalten, durch ein Referendum bestätigt werden. Ein diesbezügliches Referendum ist von der australischen Premierministerin Julia Gillard angekündigt worden.[43]
Landrechte
Ab den 1960er Jahren rückte zunehmend die Frage nach Landrechten in den Mittelpunkt ihres Interesses: Australien war von Captain James Cook 1770 als nahezu unbewohnt beschrieben und später – trotz der Anwesenheit der Aborigines – zur Terra Nullius erklärt worden.
Eine Aktion, die auch internationale Aufmerksamkeit erregte, war die Yolngu Bark Petition, bei der 1963 Yolngu eine auf Baumrinde geschriebene Petition gegen die Errichtung einer Bauxit-Mine auf ihrem traditionellen Land einreichten. 1972 stellten Aborigines auf dem Rasen vor dem Old Parliament House in Canberra die Zelt-Botschaft auf, um ihre Forderungen nach Landrechten zu unterstreichen. Mit Neville Bonner zog 1971 der erste Aborigine in das australische Parlament ein.
1966 bestreikten 200 Viehtreiber der Gurindji die Wave Hill Cattle Station für gleichen Lohn mit den weißen Arbeitern, da sie bis dahin nur einen geringen Lohn oder Naturalien erhalten hatten. Der neun Jahre andauernde Streik um Arbeitsrechte wurde bald zu einer bundesstaatlichen Angelegenheit, als die Gurindji die Rückgabe ihres Landes forderten und dieses im Jahr 1975 durch den Premierminister Gough Whitlam auch zu großen Teilen stellvertretend an Vincent Lingiari zurückgegeben wurde.[44]
Mit dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 wurde erstmals die Möglichkeit, Landrechte zu beanspruchen, eingeräumt und große Gebiete wurden wieder zum Eigentum von Aborigines. 1993 erkämpften Organisationen wie Native People of Australia unter Führung von Eddie Mabo mit dem Urteil Mabo v. Queensland (No. 2) den sogenannten Native Title, der Eigentumsrechte an Kronland (Land im Staatsbesitz) vergibt, das historisch einem gewissen Stamm zuzuordnen ist. Teilweise sind allerdings die Bergbau- und die Wasserrechte, außer für den eigenen Gebrauch, ausgeschlossen.
Landrechtsbewegungen verbinden sich auch mit ökologischen Forderungen. Eines der ersten Aborigines-Völker, die ihr Land nach dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 zurückerhielten, jedoch nicht die Bergbaurechte, waren die Mirarr. Als 1960 Uran entdeckt wurde, wehrten sich die Mirrar erfolgreich gegen den Abbau in der Jabiluka-Mine,[45] im australischen Kakadu-Nationalpark im Northern Territory.[46] Die Mirarr leisten seit 1971 Widerstand und im Jahr 1998 besetzten für acht Monate etwa 5000 Aborigines und Umweltaktivisten aus der gesamten Welt dieses Gebiet, 550 von ihnen wurden festgenommen.[47] Im Jahr 2002 wurde der Abbau wegen des fallenden Uranpreises eingestellt.
Unter dem Recht am Land verstehen die Aborigines kein Eigentum im Sinne des deutschen (oder römischen) Sachenrechts. Nach dem heutigen australischen Recht wird der rechtliche Bezug zum Eigentum an Land der Aborigines anerkannt. Dabei gibt es insbesondere je nach Bundesland unterschiedliche Anspruchsregelungen. Es ist festzustellen, dass im Norden vor allem der Native Title und im Südosten Landnutzungsrechte eine Rolle spielen. 1,1 Mio. Quadratkilometer Land wurden von 1966 bis 1991 den Aborigines zugesprochen, was etwa 15 % der Landfläche des australischen Kontinents sind.[48]
Hier brechen wir ab,wer weiterleseh möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aborigines
Flagge der Aborigines
Name
Aborigines von der Bathurst-Insel
Das Wort Aborigine (von lateinisch ab origine „von Beginn an“) bedeutet im Englischen allgemein Ureinwohner; es war ursprünglich die Bezeichnung für die Ureinwohner im Latium, einer Landschaft im frühen Italien.[8] Als Name speziell für die Ureinwohner Australiens wurde es erstmals 1803 schriftlich dokumentiert;[9] inzwischen gilt Aborigines im Englischen als abwertend und wird durch Aboriginal ersetzt.[10] Selber bezeichnen sich Aborigines meist in ihren jeweiligen Sprachen, zum Beispiel Koori im Südosten Australiens oder Anangu im Zentrum. In englischer Sprache nennen sie sich black fellas[11]. Die deutsche Sprache benutzt weiterhin den Begriff Aborigine.[12]
Im deutschen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Aborigines meist alle Ureinwohner des Kontinents verstanden, während man in Australien zwischen Aborigines und den Torres-Strait-Insulanern, den ursprünglichen Bewohnern der Inseln in der Torres-Straße in der Meerenge zwischen dem australischen Kontinent und Neuguinea unterscheidet. Im dortigen Sprachgebrauch spricht man von den Aboriginals and Torres Strait Islanders, First Australians oder Indigenous People, wenn die Gesamtheit der Ureinwohner des Staates Australien und deren Abkömmlinge bezeichnet werden soll.
Eine Person wird als Aborigine definiert, die Nachkomme von Aborigines ist, sich selber als Aborigine bezeichnet und von der Gemeinschaft, in der sie lebt, als solche akzeptiert wird.[13]
Kulturareale
Kulturareale Australiens[14]
Aufgrund der gemeinsamen Abstammungslinie der australischen Population, der mindestens 35.000 Jahre währenden Isolation sowie der vielfältigen gemeinsamen Kulturmerkmale wird Australien auf der globalen Maßstabsebene als eigenes Kulturareal betrachtet.
Basierend auf der Arbeit von Nicolas Peterson[15] wurden die australischen Ethnien nochmals in weitere 17 Kulturareale untergliedert. Grundlage von Petersons Arbeit waren die Hauptwasser-Routen und ihr Verlauf: Er postulierte, dass die Gruppen der Aborigines entlang der Wasserquellen lebten, wodurch es entlang der Wasserverläufe Wechselbeziehungen zwischen den Gruppen gab und es so zu kulturellem Austausch, verbunden mit einer relativen kulturellen Homogenität, kam. Dagegen hätten die Bereiche zwischen den Wasserverläufen wegen der Wasser- und Nahrungsarmut natürliche Barrieren gebildet, so dass Beziehungen zu Menschen an anderen Flusssystemen weniger häufig auftraten.[16]
Das flächenmäßig größte Kulturareal ist das Kulturareal Desert, das etwa 40 % des Landes bedeckt und die ariden Teile des Landes mit der Simpsonwüste, Gibsonwüste, der Großen Sandwüste sowie mehreren kleineren Wüsten umfasst.
Geschichte
Karte mit Sahul
Vorgeschichte
Der Zeitpunkt, an dem die indigene Bevölkerung Australien erreichte, ist letztendlich nicht geklärt. Mitochondriale DNA-Vergleiche (mtDNA) lassen darauf schließen, dass Aborigines Nachfahren von Menschen einer der ersten Emigrations-Wellen aus Afrika sind und ihre Vorfahren Afrika vor 100.000 bis 130.000 Jahren verlassen haben, um sich dann über Europa, Asien und entlang der Küste Südostasiens bis nach Australien auszubreiten.
Australien war zu dieser Zeit Teil des Kontinents Sahul und mit Neuguinea über eine Landbrücke verbunden. Eine Landbrücke zum asiatischen Festland hat aber nie bestanden, so dass eine Besiedlung Groß-Australiens nicht ohne Überwindung des Wallacea-Meeres möglich gewesen wäre. Schwimmend wäre dies nicht möglich gewesen, und da die Erfindung seetauglicher Boote vor über 60.000 Jahren als sehr unwahrscheinlich gilt, wird eine sehr frühe Besiedlung Australiens überwiegend abgelehnt. Einige gehen gleichwohl von einer ersten, sehr frühen Einwanderungswelle von Menschen aus, die wegen der Toba-Katastrophe vor etwa 75.000 Jahren fast vollständig ausgestorben seien, weswegen eine engere genetische Verwandtschaft von Aborigines nur noch mit den Papua-Völkern in den Bergen Neuguineas[17] und einigen indischen Volksgruppen wie den Veddas besteht.[18] Der Rest Asiens wurde von einer zweiten Auswanderungswelle aus Afrika wiederbesiedelt.
Giles West Camp, South Australia 1903
Für die Ankunft der Aborigines wird am häufigsten ein Zeitraum zwischen 40.000 und 50.000 v. Chr. genannt.[19] Das etwas präzisere Datum von 48.000 v. Chr. basiert auf Messungen von Siedlungen in Nordaustralien, die mit Hilfe der Thermolumineszenz datiert wurden. Bei vielen anderen Fundstätten wurden durch Radiokohlenstoffdatierung Daten von 38.000 v. Chr. gemessen. Diese Werte sind zweifelhaft, da die Radiokarbon-Methode nur bis zu 30.000 Jahre gut messen kann.
Neueste genetische Untersuchungen haben inzwischen ergeben, dass die Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor 62.000–75.000 Jahren entstammen.[20] Sie sind damit die frühesten kontinuierlichen Vertreter des modernen Menschen außerhalb Afrikas, denn die heutigen Europäer und Asiaten lassen sich auf eine weitere Auswanderungswelle 24.000 Jahre später zurückführen.
Der Mungo Man, dessen Überreste 1974 in der Nähe des Lake Mungo in New South Wales gefunden wurden, ist der älteste bisher in Australien gefundene Mensch. Auch wenn sein exaktes Alter unter Wissenschaftlern umstritten ist, geht man von etwa 40.000 Jahren aus. Nahebei wurde Mungo Lady aus demselben Zeitraum gefunden; bei ihr lässt sich ein komplexes Feuerbestattungs-Ritual nachweisen. Steinwerkzeuge, die am See gefunden wurden, konnten auf ein Alter von 50.000 Jahren bestimmt werden. Da sich der Lake Mungo im Südosten Australiens befindet, gehen viele Archäologen davon aus, dass die ersten Menschen einige tausend Jahre früher in Nordwest-Australien angekommen sein müssen.
Während Mungo Man wegen seiner Schädelform und seiner Größe als graziler Mensch eingestuft wurde, gab es in Kow Swamp (Victoria) Funde von menschlichen Überresten, die als robust eingeordnet und auf ein Alter von etwa 15.000 Jahren geschätzt werden. Zu dieser Zeit währte das letzte Maximum der jetzigen Eiszeit. Die unterschiedlichen Anatomien wurden herangezogen, um Theorien über zwei oder drei Immigrationswellen nach Australien zu untermauern. Es gibt aber keine systematischen Unterschiede in der mtDNA zwischen diesen Skeletttypen, weswegen wieder eher von einer einzigen frühen Immigrationswelle ausgegangen wird. Unterschiede im Aussehen werden nun als evolutionäre Anpassungen an die klimatisch kälteren Bedingungen durch Selektion sowie Genfluss erklärt.[21]
Nach 3000 v. Chr.
Vor etwa 4230 Jahren kam es zu einer Einwanderung vom Menschen vom indischen Subkontinent und zur Vermischung mit den Aborigines.[22] Zu dieser Zeit veränderte sich plötzlich die Verarbeitung von Pflanzenteilen und die Herstellung von Steinwerkzeugen. Auch ist zum Beispiel der Dingo vor etwa 4000 Jahren nach Australien wahrscheinlich von Timor oder über Neuguinea mit Seefahrern nach Australien gekommen.[23] Die heutigen Aborigines ähneln mittlerweile wieder eher der grazilen Form der Menschen.
Aus Makassar kamen möglicherweise seit dem 16. Jahrhundert, sicher ab etwa 1700, jedes Jahr zur Regenzeit Sammler von Seegurken für mehrere Wochen an die Nordküste und insbesondere ins Arnhemland, wo dieser Aufenthalt die Kultur der Yolngu beeinflusste.[24] Der erste Europäer, der nachweislich auf Aborigines traf, war Willem Jansz, der 1606 die Westküste Australiens betrat. Danach folgte eine ganze Reihe weiterer Entdecker.
Dagegen lebten die Tasmanier seit dem Ende der Eiszeit seit etwa 12.000 Jahren von den Aborigines des Festlandes isoliert. Mit steigendem Wasserpegel entstand die 250 km weite Bass-Straße, die Tasmanien vom Festland trennte.
Die Aborigines überstanden alle Klimaveränderungen und passten sich erfolgreich der wechselnden Umwelt an. Es gibt große Debatten darüber, inwieweit sie ihre Umwelt selbst verändert haben. Eine Diskussion dreht sich um die Rolle der Aborigines bei der Ausrottung der Megafauna der Beuteltiere. Manche schreiben diese dem Klimawechsel zu, andere glauben, dass die Tiere aufgrund ihrer Langsamkeit einfache Beute waren. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Aussterben durch menschliche Veränderungen an der Umwelt, vor allem durch Feuer, indirekt verursacht wurde.
Es gibt Beweise dafür, dass im Laufe der Zeit innerhalb der indigenen australischen Kultur eine substantielle Änderung vorging. Felsmalereien an verschiedenen Plätzen in Nordaustralien zeigen deutlich verschiedene Stile, die sich mit verschiedenen historischen Perioden verknüpfen lassen. Einige dieser Felsmalereien haben nahegelegt, dass zum Beispiel die letzte große Eiszeit vor 20.000 Jahren mit einer kontinentalen Trockenheit und einer Verbreitung von Sanddünen mit gesunkener Aktivität und größerer Spezialisierung bei der Benutzung von Materialien und Nahrungsmitteln bei den Aborigines einherging.
Nach 1788
Die britische Kolonisation Australiens begann 1788 mit der Ankunft der First Fleet in der Botany Bay. Die ersten Kontakte zwischen den Mitgliedern der ersten Flotte unter Arthur Phillip und den Aborigines sollen zunächst vorwiegend friedlich gewesen sein, da Phillip anwies, die Aborigines gut zu behandeln. Man betrieb Handel mit Lebensmitteln, weil die Kolonisten sich noch nicht selbst versorgen konnten. Bennelong, ein Mitglied der Eora, war ein Vermittler zwischen den beiden Kulturen, der Englisch lernte und seine Sprache lehrte und so zu einer Verständigung beitrug.[25]
Die letzte Gruppe von Tasmaniern, etwa 1860. Truganini sitzt rechts.
Nach Schätzungen des Australian Bureau of Statistics sank die Bevölkerung der Aborigines von den ursprünglich 300.000 bis 1 Million bis 1920 auf 60.000.[5] Große Teile der Aborigines starben an eingeschleppten Krankheiten wie Influenza oder bei der Pockenepidemie von 1789, bei der unter anderem mehr als 50 % der Darug getötet wurden. Sterilität bei Frauen nahm zu wegen Geschlechtskrankheiten, die sie sich vor allem durch Prostitution und Sex-Sklaverei zuzogen.[26] Nach Schätzungen von Henry Reynolds[27] starben bei gewaltsamen Auseinandersetzungen 3000 Siedler und 20.000 Aborigines: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es zu vielen, zum Teil tödlichen Auseinandersetzungen und einer Welle von Massakern an Aborigines, wie zum Beispiel dem Myall-Creek-Massaker oder dem Cape-Grim-Massaker, an denen in einigen Fällen auch das Native-Police-Corps teilnahm, eine Polizeitruppe, die hauptsächlich aus Aborigines bestand. Auslöser von Konflikten war zumeist der Zugang zu Nahrungsquellen: Da Schafe und Rinder der Siedler Wasserlöcher und Grasland zerstörten, verloren Aborigines ihre Lebensgrundlage und begannen stattdessen das Vieh der Siedler zu jagen, um sich zu ernähren. Hinzu kam, dass Aborigines etwas wie Landbesitz nicht kennen; sie verstehen sich vielmehr als Bewahrer des Landes, das sie pflegen und hüten, dem sie aber auch entnehmen können, was sie brauchen, solange es dadurch nicht gefährdet wird.
In einem Versuch, die Konflikte zu entschärfen, wurden den Völkern der Aborigines in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Komitee der britischen Regierung Protektorate zugewiesen. Dort sollten sie sich nach dem Vorbild der Kolonialisten Siedlungen errichten und Landwirtschaft betreiben. In Tasmanien wurden bereits in den 1830er Jahren im Black War mit der Black Line die Tasmanier zusammengetrieben und nach Flinders Island deportiert. Der Begriff Black Line geht darauf zurück, dass die Soldaten schwarz gekleidet waren und in einer Linie im Abstand von einigen Metern zum Nebenmann die Einheimischen vor sich her getrieben haben. Als letzte Region wurde in der Western Desert in den 1950ern und 1960ern durchgesetzt, dass Aborigines ihre traditionelle Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler aufgaben, als auf dem Gebiet von Maralinga Tjarutja Atomwaffentests durchgeführt werden sollten. Eine kleine Gruppe aus dem Volk der Pintupi, genannt die Pintupi Nine, lebte noch bis 1984 als Vollnomaden in traditioneller Lebensweise.[28]
Chief Protectors wie George Augustus Robinson oder die Aboriginal Protection Boards erhielten später aufgrund von Gesetzen wie des Aboriginal Protection Act 1869 in Victoria weitgehende Rechte; zum Beispiel Kontrolle über die Aborigines hinsichtlich ihres Wohnortes, ihrer Arbeit, Heirat, ihres sozialen Lebens und weiterer Aspekten sowie das Recht, über den Verbleib der Kinder zu entscheiden.[29]
Ende des 19. Jahrhunderts errichteten christliche Kirchen auf den Gebieten der Aborigines Missionen, zum Beispiel Hermannsburg und begannen nicht nur die christliche Lehre zu verbreiten, sondern auch medizinische Hilfe und Schulen anzubieten.[30]
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis in die 70er Jahre wurden Kinder von Aborigines aus ihren Familien in den Reservaten systematisch zwangsweise entfernt und zur Adoption in weiße Familien oder in Missionen gegeben. Die Jungs wurden zu Farmhelfern ausgebildet, die Mädchen zu Haushaltshilfen. War das arbeitsfähige Alter erreicht, wurden sie an die umliegenden Farmen weitergeleitet. Diese Unmenschlichkeit ging mit dem Begriff Gestohlene Generationen (engl. stolen generation) in die australische und Menschheitsgeschichte ein. Das hauptsächliche Ziel war es, insbesondere Aborigines mit weißen Vorfahren zu assimilieren und Teil der weißen Gesellschaft werden zu lassen. Es gab die Überzeugung, dass dadurch nach vier Generationen kein aboriginaler Genanteil mehr vorhanden ist. Betroffen waren je nach Region und Zeitraum etwa 1/3 bis 1/10 aller Kinder.[29] Der Bericht Bringing them Home der Australian Human Rights Commission von 1997 setzte sich mit dem Thema der Gestohlenen Generationen auseinander und führte dazu, dass der National Sorry Day eingerichtet wurde.
Politische Bewegungen der Aborigines
David Unaipon: Schriftsteller, Erfinder und Aktivist für die Rechte der Aborigines; heute auf dem 50-Dollar-Schein zu sehen
Im Prinzip erhielten Aborigines das Wahlrecht als britische Staatsbürger zusammen mit den weißen Siedlern, als die australischen Kolonien in den 1850er Jahren ihre Selbstbestimmung erlangten. In der Folge führten Queensland 1885, Western Australia 1893 und auch die Northern Territory 1922 Gesetze ein, die die Aborigines ausdrücklich vom Wahlrecht ausschlossen.[31] Dagegen wurde in South Australia das seit 1856 bestehende Wahlrecht für Briten 1895 mit der Einführung des Frauenwahlrechtes auf weibliche Aborigines ausgeweitet.[31] Queensland war 1965 der letzte Staat, der Aborigines das Wahlrecht zugestand. Das häufig zitierte Referendum aus dem Jahr 1967 hat dagegen nichts mit dem Wahlrecht zu tun, sondern bestätigte, dass die Aborigines in der australischen Verfassung mit anderen Volksgruppen rechtlich gleichgestellt und in den Zensus aufgenommen werden sollten.[31]
Obwohl Aborigines am Australia Day 1949 wie alle anderen bis dahin britischen Bürger die australische Staatsbürgerschaft erhielten, gab es allerdings je nach Staat oder Territory weiterhin Gesetze, die Aborigines in ihren Bürgerrechten einschränkten:[32] Es gab Gesetze, die Ehen zwischen Weißen und Aborigines verboten; als Mündel des Staates war ihnen Alkohol verboten; es konnte weiterhin bestimmt werden, wo sie oder ihre Kinder lebten. Immer noch erhielten Aborigines keine Zuwendungen aus der staatlichen Alters- und Invalidenpension;[33] erst 1964 erhielten sie das Recht, Immobilien zu besitzen.[34] Ausnahmen gab es für die Veteranen des Zweiten Weltkrieges und ausnahmsweise wurden Aborigines wie dem Maler Albert Namatjira die vollen Bürgerrechte verliehen, wenn sie nachweisen konnten, dass sie eine „weiße“ Lebensweise führten.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg hatten Aborigines als Soldaten teilgenommen, was sowohl die Einstellung der Aborigines zu der bestehenden Diskriminierung als auch die der Weißen veränderte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mit Konventionen gegen Zwangsarbeit im Jahr 1930 und Arbeit durch Aborigines im Jahr 1936 befasst; Familien zu beschäftigen wurde geächtet. Ferner wurden diese Regelungen 1957 um die Rechte indigener Gruppen erweitert; Minderheiten wurden berechtigt, traditionelles Recht anzuwenden. In den folgenden 1950er Jahren entstand ein weltpolitisches Klima, das die breite Öffentlichkeit sensibilisierte: Australien verstieß gegen diese Konventionen und dies nutzten Aborigines, um ihre Anliegen der Welt bekannt zu machen und Einfluss auf die Politik zu nehmen und sie zu verändern.[35] Mit dem Racial Discrimination Act von 1975 soll der Diskriminierung aufgrund der Abstammung Einhalt geboten werden und alle diskriminierenden Gesetze, die in den Staaten oder Territorien noch existierten, wurden außer Kraft gesetzt.
Politik und soziale Rechte
Protest von 1938: Day of Mourning
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand im Jahr 1925 die Australian Aboriginal Progressive Association (AAPA), die erste politische Organisation, die soziale und politische Interessen der Aborigines formulierte, die gegen die Verschleppung von Aboriginekindern von ihren Familien sowie für freien Zugang zum Schulwesen, für Landrechte am traditionellen Land und gegen die Bestimmung der Lebensverhältnisse durch die weiße Administration eintrat.[36] Die AAPA löste sich wegen der systematischen Verfolgung durch die Polizei und durch den Aboriginal Protection Board im Jahr 1927 auf.[37] In den 1930er Jahren führten Aborigines erste Streiks für bessere Verpflegung und Behandlung in von Europäern geführten christlichen Missionen, wie im Cummeragunja Walk-off von 1939, durch.[38] Die erste monatliche Zeitschrift, die ein Aborigine, Jack Patten, für Aborigines herausbrachte, war die Abo Call.
Erste Forderungen nach vollen Bürgerrechten und nach Landrechten kamen auf. Es bildeten sich zwei politische Organisationen, die Australian Aborigines League und die Aborigines Progressive Association, die diese Forderungen formulierten. Diese Entwicklung zeigte Erfolge, denn es gelang ihnen, den Day of Mourning als Protesttag durchzusetzen und eine Kontrollorganisation über das Leben der Aborigines, das Aboriginal Protection Board, im Jahr 1940 aufzulösen. Der Weltkrieg beendete die sich entwickelnde politische Opposition.
1946 begannen Aborigines wieder gegen ihre Lebensbedingungen aufzubegehren: Im Mittelpunkt stand zunächst ihre Bezahlung als Viehtreiber; mit Streiks, wie dem Aboriginal Stockmen’s Strike/Pilbara Strike, der von 600 Viehtreibern bis 1949 durchgeführt wurde, versuchten sie durchzusetzen, dass sie nicht nur mit Naturalien oder sehr geringen Löhnen entlohnt wurden.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden vom Staat Teile des Gehaltes von Aborigines einbehalten, was heutzutage als Stolen Wages diskutiert wird und entsprechende Forderungen nach Auszahlung nach sich zieht.[39]
Die Aborigines engagierten sich in den 1970er Jahren auch international gegen Rassismus. Im Jahr 1971 gab es einen massiven Protest gegen die Rassentrennung um das Rugby-Nationalteam Südafrikas, genannt Springboks, das sich auf einer Tour durch Australien befand. Bekannt wurden Gary Foley und ein weiterer Aktivist, die aufgrund des Protests von der Polizei arrestiert wurden. Diese Auseinandersetzung hatte für den Sport Südafrikas Folgen, denn dadurch wurde die rassistische Politik Südafrikas weltweit angeprangert und rassistische Sportmannschaften international ausgeschlossen.[40][41]
In den 1970er Jahren entwickelte sich eine politische Bewegung der Aborigines, das Outstation Movement, die die Rücksiedlung in ihre angestammten Gebiete unter Berücksichtigung ihrer kulturellen und sozialen Interessen verfolgt. Gegründet wurden Siedlungen vor allem in abgelegenen Gebieten im Northern Territory, in Western Australia und Australien. Im Northern Territory leben etwa 30 Prozent der dortigen Aborigines in etwa 500 weit über das Land verstreuten Homelands.[42]
Am 13. Februar 2013 verabschiedete das australische Unterhaus The Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples Recognition Bill, ein Gesetz, das die Aborigines als erste Bewohner Australiens anerkennt. Dieses Gesetz – die Verabschiedung im Oberhaus gilt als sicher – muss allerdings um Verfassungsrang zu erhalten, durch ein Referendum bestätigt werden. Ein diesbezügliches Referendum ist von der australischen Premierministerin Julia Gillard angekündigt worden.[43]
Landrechte
Ab den 1960er Jahren rückte zunehmend die Frage nach Landrechten in den Mittelpunkt ihres Interesses: Australien war von Captain James Cook 1770 als nahezu unbewohnt beschrieben und später – trotz der Anwesenheit der Aborigines – zur Terra Nullius erklärt worden.
Eine Aktion, die auch internationale Aufmerksamkeit erregte, war die Yolngu Bark Petition, bei der 1963 Yolngu eine auf Baumrinde geschriebene Petition gegen die Errichtung einer Bauxit-Mine auf ihrem traditionellen Land einreichten. 1972 stellten Aborigines auf dem Rasen vor dem Old Parliament House in Canberra die Zelt-Botschaft auf, um ihre Forderungen nach Landrechten zu unterstreichen. Mit Neville Bonner zog 1971 der erste Aborigine in das australische Parlament ein.
1966 bestreikten 200 Viehtreiber der Gurindji die Wave Hill Cattle Station für gleichen Lohn mit den weißen Arbeitern, da sie bis dahin nur einen geringen Lohn oder Naturalien erhalten hatten. Der neun Jahre andauernde Streik um Arbeitsrechte wurde bald zu einer bundesstaatlichen Angelegenheit, als die Gurindji die Rückgabe ihres Landes forderten und dieses im Jahr 1975 durch den Premierminister Gough Whitlam auch zu großen Teilen stellvertretend an Vincent Lingiari zurückgegeben wurde.[44]
Mit dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 wurde erstmals die Möglichkeit, Landrechte zu beanspruchen, eingeräumt und große Gebiete wurden wieder zum Eigentum von Aborigines. 1993 erkämpften Organisationen wie Native People of Australia unter Führung von Eddie Mabo mit dem Urteil Mabo v. Queensland (No. 2) den sogenannten Native Title, der Eigentumsrechte an Kronland (Land im Staatsbesitz) vergibt, das historisch einem gewissen Stamm zuzuordnen ist. Teilweise sind allerdings die Bergbau- und die Wasserrechte, außer für den eigenen Gebrauch, ausgeschlossen.
Landrechtsbewegungen verbinden sich auch mit ökologischen Forderungen. Eines der ersten Aborigines-Völker, die ihr Land nach dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 zurückerhielten, jedoch nicht die Bergbaurechte, waren die Mirarr. Als 1960 Uran entdeckt wurde, wehrten sich die Mirrar erfolgreich gegen den Abbau in der Jabiluka-Mine,[45] im australischen Kakadu-Nationalpark im Northern Territory.[46] Die Mirarr leisten seit 1971 Widerstand und im Jahr 1998 besetzten für acht Monate etwa 5000 Aborigines und Umweltaktivisten aus der gesamten Welt dieses Gebiet, 550 von ihnen wurden festgenommen.[47] Im Jahr 2002 wurde der Abbau wegen des fallenden Uranpreises eingestellt.
Unter dem Recht am Land verstehen die Aborigines kein Eigentum im Sinne des deutschen (oder römischen) Sachenrechts. Nach dem heutigen australischen Recht wird der rechtliche Bezug zum Eigentum an Land der Aborigines anerkannt. Dabei gibt es insbesondere je nach Bundesland unterschiedliche Anspruchsregelungen. Es ist festzustellen, dass im Norden vor allem der Native Title und im Südosten Landnutzungsrechte eine Rolle spielen. 1,1 Mio. Quadratkilometer Land wurden von 1966 bis 1991 den Aborigines zugesprochen, was etwa 15 % der Landfläche des australischen Kontinents sind.[48]
Hier brechen wir ab,wer weiterleseh möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aborigines
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