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Die Karolingische Renaissance

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Die Karolingische Renaissance Empty Die Karolingische Renaissance

Beitrag  Andy Mi Feb 18, 2015 9:34 pm

Als karolingische Renaissance, auch karolingische Renovatio oder karolingische Erneuerung genannt, bezeichnet man den kulturellen Aufschwung im Frühmittelalter zur Zeit der frühen Karolinger, der vom kaiserlichen Hof Karls des Großen im 8. Jahrhundert ausging. Die Erneuerung betraf insbesondere das Bildungswesen, die mittellateinische Sprache und Literatur, das Buchwesen und die Baukunst.

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Torhalle in Lorsch (Hessen)

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Königsthron im Aachener Dom

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Elfenbeintafeln vom Einband des Lorscher Evangeliars

Hintergrund

In der merowingischen Zeit war es zu einem Niedergang der antiken Stadtkultur und einem allgemeinen Verfall der kirchlichen Organisation, der Liturgie, der Schriftkultur und der Baukunst gekommen. Das Schulwesen war seit dem Ende des 5. Jahrhunderts weitgehend zum Erliegen gekommen. Man berichtete von Priestern, die nicht das nötige Latein beherrschten, um ein korrektes Vaterunser zu beten. Die Literatur der Antike, selbst der größte Teil der Literatur der christlichen Spätantike, war weitgehend in Vergessenheit geraten. Kein einziges Klassikerzitat lässt sich in der Zeit vom Ende des 6. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts in Kontinentaleuropa nachweisen. Dasselbe gilt für Abschriften von heidnischen Autoren der Antike.
Siehe auch: Ende der Antike

Kultureller Aufschwung

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Karolingische Buchmalerei: Autorenporträt des Terenz

Karl versammelte an seinem Hof spätestens seit dem Jahr 777 viele Gelehrte aus ganz Europa (Alkuin, Paulinus II. von Aquileia, Paulus Diaconus, Theodulf von Orléans). Damit war gewährleistet, dass die Hofschule noch jahrzehntelang ein Zentrum der lateinischen Gelehrsamkeit (Theologie, Geschichtsschreibung, Dichtung) blieb und von dort Anregungen ins ganze Frankenreich ausgingen.

Bildung

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Karolingische Minuskel

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St. Galler Klosterplan

Zu den Bestrebungen und Leistungen des Hofes um die Sammlung, Pflege und Ausbreitung der Bildung, die durchaus ein Reformprogramm genannt werden dürfen, gehörten:

Die Einrichtung einer Hofbibliothek, die alle erreichbaren Werke der sacrae und der saeculares litterae, also der Kirchenväter und der antiken Autoren, umfasste
die Entwicklung einer neuen Buchschrift, der karolingischen Minuskel
das Sammeln und Kopieren von Literatur, sowohl in schlichten Texthandschriften zum Beispiel lateinischer Klassiker als auch in illuminierten Prachtausstattungen liturgischer Bücher, oft in Anlehnung an spätantike römische und byzantinische Traditionen (Utrechter Psalter, Lorscher Evangeliar, Godescalc-Evangelistar, Dagulf-Psalter)
die Erarbeitung und Verbreitung einer gesicherten Textfassung der Bibel (Alkuin-Bibel), des Sakramentars und der Benediktinerregel
Erlasse und Kapitularien, in denen den Kirchen und Klöstern des Reichs die Pflege der litterae ans Herz gelegt wurde (zum Beispiel Epistula de litteris colendis oder Admonitio generalis im Jahr 789)
das Augenmerk auf die Baukunst und das Kunsthandwerk, auch hier im Rückgriff auf die Formensprache der römischen Architektur und römischen Kunst
Etliche Bildungsforscher des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nahmen Hinweise in der Admonitio generalis auf die Lehre des Vaterunser als Anlass, Karl dem Großen die Gründung der Land- und Volksschulen zuzuschreiben. Dies war nicht der Fall, weil die karolingische Renaissance eine höfisch-klösterliche Bildungsanstrengung war, die allerdings auch Laien aus den gehobenen Schichten der Bevölkerung offenstand. Domschulen in den Städten waren etwa ab dem 9./10. Jahrhundert verbreitet und lösten die Klosterschulen seit dem 10. Jahrhundert als führende Bildungseinrichtungen ab, bevor sie ihrerseits ab dem 12. Jahrhundert den Universitäten den ersten Platz räumen mussten. Bürger-, Land- und Dorfschulen traten in größerer Zahl erst im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit (um 1450–1600) mit stark wechselnder Qualität in Erscheinung.

Architektur

Sowohl die herrscherliche Repräsentationsarchitektur als auch die Idee einer monastischen Idealarchitektur im 9. Jahrhundert (St. Galler Klosterplan) zeigen die enorme Bedeutung, die man der Baukunst wieder zuzumessen begann. Die Aachener Pfalzkapelle ist ein eigenständiger Entwurf unter bewusster Anlehnung an San Vitale in Ravenna (nach 526–547), damals für die Herrscherkirche Theoderichs gehalten, und an die Sergios- und Bakchos-Kirche in Konstantinopel (536 vollendet), die mit dem oströmischen Kaiserpalast verbunden war. Die Aachener Kaiserpfalz ließ Karl der Große nach Aussage der schriftlichen Quellen als ein zweites Rom, aber auch als Gegenstück zu Konstantinopel errichten. Zu diesem Zweck wurden offensichtlich zahlreiche Großbronzen aufgestellt; dabei orientierte er sich am Lateransplatz in Rom, auf dem Papst Hadrian I. (772–795) antike Bronzebildwerke hatte aufstellen lassen.
Skulptur

Neben importierten Werken wie der antiken Bärin (2. Jahrhundert) und der Reiterstatue des Theoderich mit Begleitfigur (nicht erhalten) wurden neue Werke vor Ort in Aachen geschaffen: acht Emporengitter, vier doppelflügelige Bronzetüren, und auf dem Palast ein Adler (nicht erhalten) mit drehbarem Kopf. Der Pinienzapfen ist möglicherweise erst der Zeit um 1000 zuzurechnen. Aufgrund ihrer hohen Qualität wurden diese Werke lange Zeit für römische Importe gehalten; erst der Fund eines Gussofens und einiger Formstücke bei Ausgrabungen auf dem Katschhof (im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen) konnte diese Ansicht widerlegen. Möglicherweise wurden die Aachener Stücke von einer Werkstatt ausgeführt, die zuvor in Saint-Denis tätig war.

Die antikisierende Grabplatte des Papstes Hadrian I. († 795) ließ Karl der Große nach Rom senden; die Platte besteht aus schwarzem Stein (Dinant), wirkt jedoch wie Bronze[3] und ahmt offensichtlich die Lex Regia de Imperio Vespasiani von 69 n. Chr. nach.[4] Die Bronzeportale von Ingelheim und der siebenarmige Leuchter von Aniane haben sich nicht erhalten.
Bedeutung

Insgesamt kann die Bedeutung der karolingischen Erneuerung für die Geschichte Westeuropas gar nicht hoch genug angesetzt werden. Insofern das 6. und 7. Jahrhundert tatsächliche „dunkle“ Jahrhunderte waren, kam dem Anstoß Karls des Großen und der Energie Alkuins die Rolle zu, das verstreute Erbe der Antike einzusammeln. Was an antiker Literatur verloren gegangen ist (Bücherverluste in der Spätantike), ging vor dem 9. Jahrhundert verloren. Allerdings brachte die fest auf dem Boden der christlich-patristischen Lehre stehende Bildungsreform kaum Interesse für die profane Kunst der Antike auf. Bis etwa die antike Skulptur „wiederentdeckt“ wurde, mussten noch 600 Jahre – bis zur eigentlichen Renaissance – vergehen, wobei diese „Renaissance“ der italienischen Frühhumanisten eine Umwertung zuerst römischer, dann auch antiker Kultur, vornehmlich Literatur war und keine Wiedergeburt. So wurde zum Beispiel schon im 12. Jahrhundert sehr viel Ovid rezipiert, dies jedoch stets unter klerikalen Gesichtspunkten und Bedingungen.

Siehe auch

Liste karolingischer Bauwerke
Hauptwerke der karolingischen Buchmalerei
Wissenschaft zur Zeit Karls des Großen

Quelle - literatur & einzelnachweise
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