** Voltaire **
Seite 1 von 1
** Voltaire **
Voltaire [vɔltɛːʀ] (eigentlich François-Marie Arouet [fʀɑ̃swa maʀi aʀwɛ], * 21. November 1694 in Paris; † 30. Mai 1778 ebenda) war ein französischer Philosoph und Schriftsteller. Er ist einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren der französischen und europäischen Aufklärung.
In Frankreich nennt man das 18. Jahrhundert auch „das Jahrhundert Voltaires“ (le siècle de Voltaire). Als Lyriker, Dramatiker und Epiker schrieb er in erster Linie für ein Publikum gebildeter Franzosen, als Erzähler und Philosoph für die gesamte europäische Oberschicht im Zeitalter der Aufklärung, deren Mitglieder für gewöhnlich die französische Sprache beherrschten und französische Werke zum Teil im Original lasen. Viele seiner Werke erlebten in rascher Folge mehrere Auflagen und wurden häufig auch umgehend in andere europäische Sprachen übersetzt. Voltaire verfügte über hervorragende Kenntnisse der englischen und der italienischen Sprache und veröffentlichte darin auch einige Texte. Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seines Lebens außerhalb Frankreichs und kannte die Niederlande, England, Deutschland und die Schweiz aus eigener Erfahrung.
Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche war Voltaire ein Vordenker der Aufklärung und ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution. In der Darstellung und Verteidigung dessen, was er für richtig hielt, zeigte er ein umfangreiches Wissen und Einfühlungsvermögen in die Vorstellungen seiner zeitgenössischen Leser. Sein präziser und allgemein verständlicher Stil, sein oft sarkastischer Witz und seine Kunst der Ironie gelten oft als unübertroffen.
François-Marie Arouet (Voltaire),
Porträt von Nicolas de Largillière
Leben
Jugend
Der spätere Monsieur de Voltaire wurde als François-Marie Arouet am 21. November 1694 in Paris geboren. Voltaire selbst gab jedoch stets an, er sei bereits am 20. Februar desselben Jahres in einem Landhaus seiner Familie nahe dem Ort Sceaux geboren.[1] Voltaire war das jüngste von fünf Kindern des bürgerlichen Juristen François Arouet und der adeligen Marie Marguerite Arouet, geborene Daumart. Zwei seiner älteren Geschwister waren schon kurz nach ihrer Geburt gestorben, sein Bruder Armand war zehn, seine Schwester Catherine acht Jahre älter als er. Der dem Jansenismus nahestehende Vater war Sohn eines wohlhabenden Pariser Textilkaufmanns, hatte zunächst den Posten eines Notars am Pariser Stadtgericht und kurz nach der Geburt seines Jüngsten das Amt eines Hohen Richters (Conseiller du roi) am Obersten Finanzgericht erworben. Hierbei übte er das einträgliche Amt eines Gebühreneinnehmers (receveur d’épices) aus. Voltaire selbst gefiel sich allerdings in der von ihm geäußerten Vorstellung, er sei außerehelich gezeugt worden, wobei er zum einen seinen Paten, den adeligen Abbé de Châteauneuf, und zum anderen einen Freund der Familie, den literarisch dilettierenden Ex-Offizier Guérin de Rochebrune († 1719) als Liebhaber seiner Mutter benannte.[2]
Seine gebildete Mutter stammte aus einer Pariser Juristenfamilie. Sie starb, als Voltaire sechs Jahre alt war. Nach ihrem Tod wurde er zunächst von seiner Schwester betreut und kam 1704 als Internatsschüler auf das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand (heute Lycée Louis-le-Grand). Hier erwarb er eine solide humanistische Bildung. Früh schon bewies er mit Versen seine literarische Begabung und wurde deshalb 1706 von seinem Patenonkel, dem Abbé de Châteauneuf, in den epikureisch-freidenkerischen Kreis um Philippe de Vendôme eingeführt, den Statthalter des Malteserordens in Frankreich. Auch seine Theaterbegeisterung nahm zu dieser Zeit ihren Anfang. Wohl aus der späten Schulzeit stammen erhaltene Fragmente einer Tragödie. 1710 gaben seine Lehrer ein Gedicht von ihm gedruckt heraus, eine Ode auf die hl. Genoveva. Im selben Jahr erhielt er mehrere Schulpreise und wurde dem seinerzeit bekanntesten Lyriker, Jean-Baptiste Rousseau, vorgestellt. Darüber hinaus gewann er unter seinen überwiegend adeligen Mitschülern einige Freunde, z. B. die Brüder René-Louis und Marc-Pierre d’Argenson, die später Außen- beziehungsweise Kriegsminister wurden.
Da er nach dem Willen seines Vaters Jurist werden sollte wie schon sein Bruder, schrieb er sich 1711 an der Pariser juristischen Hochschule ein. In der Hauptsache betätigte er sich jedoch als Verfasser eleganter und geistreicher Verse und machte sich in den literarischen Zirkeln der Stadt einen Namen. Im Frühjahr 1713 wurde er vom unzufriedenen Vater genötigt, eine Stelle als Notariatsangestellter (clerc de notaire) in der Provinzstadt Caen anzutreten. Jedoch verkehrte er bald auch hier in schöngeistigen und freidenkerischen Kreisen, so dass ihn der Vater im Herbst dazu zwang, den französischen Gesandten, einen Bruder seines Patenonkels, als Sekretär nach Den Haag zu begleiten. Dort begann er eine Liebschaft mit einer jungen Hugenottin, Tochter einer Madame Denoyer, die eine frankreichkritische satirische Zeitschrift herausgab. Wie aus erhaltenen Liebesbriefen der jungen Leute hervorgeht, dachte Voltaire sogar an eine Entführung der siebzehnjährigen „Pimpette“. Die entsetzte Mutter beschwerte sich beim Gesandten, worauf dieser seinen neunzehnjährigen Sekretär nach Paris zurückschickte. Der Vater drohte ihm empört mit Enterbung und Deportation nach Amerika.
Erste Werke und Veröffentlichungen
Voltaire (1718),
Porträt von Nicolas de Largillière
Wieder in Paris, arbeitete Voltaire 1714 nochmals kurz bei einem Anwalt, war aber zunehmend literarisch tätig, was der Vater schließlich akzeptierte. Er verkehrte wie zuvor in literarischen und intellektuellen Zirkeln. Dort machte er sich erste Feinde, beispielsweise mit einem Pamphlet gegen die Académie française, die eine von ihm eingereichte Ode auf Ludwig XIII. nicht preisgekrönt hatte, oder mit einer Verssatire auf den arrivierten Autor und Literaturtheoretiker Antoine Houdar de la Motte, der für die Benutzung von Prosa statt Versen in erzählenden Werken und sogar Tragödien eintrat – eine Ansicht, die Voltaire 30 Jahre später als Erzähler und gelegentlich als Dramatiker durchaus teilte. Die Ode Le vrai Dieu von 1715 ist einer seiner ersten philosophischen Texte.
Zunehmend öffneten sich ihm auch adelige Häuser, wo er als vielseitiger Lyriker und vor allem als Autor witziger, häufig spöttischer Gedichte geschätzt wurde. Eine seiner vornehmsten Adressen war der kleine Hof eines außerehelichen, legitimierten Sohnes von Ludwig XIV., des Duc du Maine, und seiner an Literatur und Kunst interessierten Gemahlin Bénédicte. Maine war 1715 von seinem sterbenden Vater zusammen mit seinem Cousin Philipp von Orléans zum Regenten für den jungen Ludwig XV. bestimmt, jedoch von Philipp mit Hilfe des Pariser Parlements kaltgestellt worden.
Bei den Maines las Voltaire 1716 ein satirisches Gedicht vor, worin er auf das Gerücht anspielte, Philipp unterhalte ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Tochter Marie Louise Élisabeth de Bourbon-Orléans, Herzogin von Berry.[3] Natürlich erfuhr Philipp davon und verbannte in seiner Eigenschaft als Regent Voltaire aus Paris. Erst nach einigen Monaten, die er größtenteils als Gast auf dem Schloss des jungen Duc de Sully verlebte, durfte er zurückkehren, nachdem er eine Bitt- und Huldigungs-Epistel an Philipp gerichtet hatte. Kaum in Paris, dichtete er jedoch eine neuerliche Satire. In Gegenwart eines Polizeispitzels machte er wieder höchst beleidigend Kommentare über die Herzogin von Berry.[4] Diesmal war die Strafe härter: Im Mai 1717 wurde er in der Bastille inhaftiert.
Hier stellte er seine mit Sophokles und Corneille wetteifernde erste Tragödie Œdipe fertig. Vor allem begann er unter dem Titel La Ligue ein Epos über die schlimmste Phase der Hugenottenkriege und ihre Beendigung durch Heinrich IV., der die Katholische Liga besiegte und 1598 mit dem Edikt von Nantes den Protestanten Duldung zugestand. Das mit Vergils Äneis wetteifernde Werk war als eine Art nationales Epos gedacht und verschaffte Voltaire später tatsächlich den Ruf des größten französischen Epikers seiner Zeit.
Dank der Fürsprache einflussreicher Gönner wurde er nach elf Monaten aus der Haft entlassen, blieb aber zunächst noch aus Paris verbannt. Als er im Oktober 1718 nach fast anderthalb Jahren dorthin zurückkehrte, trat er ab dem 12. Juni 1718 unter dem neuen Namen „de Voltaire“ auf − wahrscheinlich ein Anagramm aus A R O V E T L [e] J [eune] (mit Vertauschung der handschriftlich damals identischen Buchstaben V/U und J/I sowie vorangesetztem adeligen „de“).
Die erfolgreiche Aufführung von Œdipe machte ihn im Herbst 1718 schlagartig bekannt. Der Regent besuchte die Premiere und auch seine Tochter, die „fruchtbare“ Berry.[5] Wieder verkehrte er in literarischen Salons und war auch gern gesehener Gast in den Landschlössern des Hochadels rund um Paris. Hierbei lernte er den im Exil lebenden Politiker Lord Bolingbroke kennen, der ihm England näherbrachte. In dieser Zeit entstanden die Tragödie Artémire (1720) und die Versepistel Épître à Uranie (1722), wo er erstmals explizit seine theistischen Ideen formuliert. Außerdem arbeitete er weiter an La Ligue.
Als 1722 sein Vater starb, erbte Voltaire einen Teil von dessen Vermögen. Da er im gleichen Jahr vom Regenten Philipp eine pension (jährliche Gratifikation) aus der königlichen Schatulle zugesprochen bekam, war er finanziell jetzt gut gestellt. Ebenfalls 1722 unternahm er seine erste längere Reise − in die österreichischen Niederlande. Hier besuchte er in Brüssel den aus Frankreich verbannten Jean-Baptiste Rousseau, der sich jedoch mit ihm zerstritt. 1723 ging er mit der adeligen Madame de Bernières, der Gattin eines Vorsitzenden Richters (président) am Parlement, ein Verhältnis ein und demonstrierte damit seinen stark verbesserten sozialen Status.
Im selben Jahr machte er erstmals mit der Zensur Bekanntschaft, als ihm die Druckerlaubnis für La Ligue, ou Henri le Grand verweigert wurde, obwohl er darum ersucht hatte, das Werk dem König widmen zu dürfen. Er ließ es deshalb 1723 anonym in Rouen erscheinen mit dem falschen Impressum „Genève“. 1724 fiel seine Tragödie Mariamne bei der Uraufführung durch. Sie erlebte jedoch nach einer Überarbeitung unter dem neuen Titel Hérode et Mariamne im folgenden Jahr 27 Aufführungen in Folge.
Im Mai 1725 erhielt Voltaire dank der einflussreichen Marquise de Prie, der Geliebten des Ersten Ministers, des Herzogs von Bourbon, den Auftrag, Theateraufführungen zur Hochzeit Ludwigs XV. zu organisieren. Dies verschaffte ihm Zutritt zum Hof in Versailles und brachte ihm eine zweite pension ein, nunmehr aus der Schatulle der jungen Königin. Als einer der gefragtesten Autoren Frankreichs und wohlhabende Person schien er bestens in das herrschende System integriert.
Voltaire in England
1726 ließ ihn der Chevalier de Rohan, Spross eines alten Adelsgeschlechts, von seinen Dienern verprügeln. Voltaire hatte auf die spöttische Frage Rohans, wie er zu seinem neuen Namen komme, schnippisch geantwortet: „Je commence mon nom, monsieur, vous finissez le vôtre“ (etwa: Ich bin der Erste meines Namens, Sie nur der Letzte). Der über die Prügel empörte Voltaire nahm Fechtunterricht, um den Chevalier zum Duell zu fordern. Die Rohans erwirkten jedoch einen königlichen Haftbefehl gegen ihn, und wieder kam er in die Bastille. Da er inzwischen berühmt war, bot ihm der König die Freiheit an unter der Bedingung, dass er Frankreich verlasse.
Voltaire akzeptierte und ging nach England, wo die industrielle Revolution bevorstand. Er war fasziniert von der intellektuellen und wirtschaftlichen Aufbruchstimmung sowie von der relativ großen geistigen Freiheit und sozialen Mobilität in dieser multikonfessionellen Gesellschaft, in der die Religion Privatangelegenheit war und die Macht des Königs und die Privilegien des Adels eingeschränkt waren. Besonders beeindruckten ihn das parlamentarische System und der Schutz der Bürger vor staatlicher Willkür. Er ließ sich von Lord Bolingbroke, der 1723 nach England hatte zurückkehren können, in die besten Kreise Londons einführen und wurde dem frankophilen König Georg I., bis 1714 Kurfürst von Hannover, vorgestellt. Zudem durfte er sein Epos über Heinrich IV. der englischen Königin widmen, als er es, nochmals überarbeitet, 1728 in London drucken ließ. Hierbei änderte er den Titel zu La Henriade, vermutlich in Anlehnung an den des unvollendeten Epos La Franciade von Pierre de Ronsard.
Für einen Franzosen damals durchaus nicht selbstverständlich, lernte Voltaire Englisch sprechen, lesen und auch schreiben. So studierte er unter anderem die Werke des Empiristen und Theoretikers des common sense John Locke und die Dramen William Shakespeares. Außerdem befasste er sich mit den revolutionären Theorien des Physikers und Astronomen Isaac Newton sowie mit anderen neuen naturwissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen.
Ende 1728 kehrte er nach zweieinhalb Jahren nach Frankreich zurück, blieb aber zunächst in Dieppe. Unter den fertigen und angefangenen Werken, die er mitbrachte, waren unter anderem die „philosophischen Briefe“ (Lettres anglaises oder Lettres philosophiques), die als erste programmatische Schrift der Aufklärung gelten können; weiterhin sein erstes historiografisches Buch Histoire de Charles XII, roi de Suède (Karl XII. von Schweden), dessen erste Auflage 1730 sogleich größtenteils beschlagnahmt wurde, als es zum Verkauf nach Paris geschmuggelt werden sollte; sowie die Tragödien Brutus und Zaïre, die 1730 beziehungsweise 1732 erfolgreich aufgeführt wurden.
Da er spätestens in England erkannt hatte, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit für einen kritischen Literaten wie ihn war, begann er nach seiner Rückkehr mit fremder Hilfe wie den Brüdern d’Argenson geschickt sein Vermögen zu vermehren, so dass er bald sehr wohlhabend war. Zeitweise beteiligte er sich mit großen Teilen seines Vermögens an Reedereien, die, wie damals im Dreieckshandel zwischen Frankreich, Westafrika und den Antillen üblich, auch Sklavenhandel betrieben.[6]
Als 1730 die junge Schauspielerin Adrienne Lecouvreur starb und ihre Leiche auf den Schindanger geworfen wurde, empörte sich Voltaire mit der Ode sur la mort de Mademoiselle Lecouvreur darüber, dass einer stadtbekannten und bewunderten Person eine würdige Bestattung verwehrt wurde, weil sie den von vielen immer noch verachteten und vom Klerus angefeindeten Beruf einer Schauspielerin ausgeübt hatte. 1733 karikierte er mit dem satirischen Gedicht Le Temple du goût die Welt der Pariser Literaten und erregte deren Unmut.
1733 erschienen in London in einer eigenständigen englischen Fassung die Letters Concerning the English Nation und 1734 in Paris die französische Originalausgabe die Lettres philosophiques. Hierin stellt er England seinen Landsleuten als Modell vor, was die Herrschenden in Frankreich erwartungsgemäß als Affront empfanden. Besonders verärgert waren die meist jansenistisch-frommen Hohen Richter des Pariser Parlements, die sich vor allem an einer Diatribe gegen den anthropologischen Pessimismus des Jansenisten Blaise Pascal stießen, die den Briefen angehängt war. Sie verboten das Buch, was seiner Verbreitung nur förderlich war, und erließen Haftbefehl gegen den Autor.
So hier unterbrechen wir,wer wqeiter lesen möchte , hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire
In Frankreich nennt man das 18. Jahrhundert auch „das Jahrhundert Voltaires“ (le siècle de Voltaire). Als Lyriker, Dramatiker und Epiker schrieb er in erster Linie für ein Publikum gebildeter Franzosen, als Erzähler und Philosoph für die gesamte europäische Oberschicht im Zeitalter der Aufklärung, deren Mitglieder für gewöhnlich die französische Sprache beherrschten und französische Werke zum Teil im Original lasen. Viele seiner Werke erlebten in rascher Folge mehrere Auflagen und wurden häufig auch umgehend in andere europäische Sprachen übersetzt. Voltaire verfügte über hervorragende Kenntnisse der englischen und der italienischen Sprache und veröffentlichte darin auch einige Texte. Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seines Lebens außerhalb Frankreichs und kannte die Niederlande, England, Deutschland und die Schweiz aus eigener Erfahrung.
Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche war Voltaire ein Vordenker der Aufklärung und ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution. In der Darstellung und Verteidigung dessen, was er für richtig hielt, zeigte er ein umfangreiches Wissen und Einfühlungsvermögen in die Vorstellungen seiner zeitgenössischen Leser. Sein präziser und allgemein verständlicher Stil, sein oft sarkastischer Witz und seine Kunst der Ironie gelten oft als unübertroffen.
François-Marie Arouet (Voltaire),
Porträt von Nicolas de Largillière
Leben
Jugend
Der spätere Monsieur de Voltaire wurde als François-Marie Arouet am 21. November 1694 in Paris geboren. Voltaire selbst gab jedoch stets an, er sei bereits am 20. Februar desselben Jahres in einem Landhaus seiner Familie nahe dem Ort Sceaux geboren.[1] Voltaire war das jüngste von fünf Kindern des bürgerlichen Juristen François Arouet und der adeligen Marie Marguerite Arouet, geborene Daumart. Zwei seiner älteren Geschwister waren schon kurz nach ihrer Geburt gestorben, sein Bruder Armand war zehn, seine Schwester Catherine acht Jahre älter als er. Der dem Jansenismus nahestehende Vater war Sohn eines wohlhabenden Pariser Textilkaufmanns, hatte zunächst den Posten eines Notars am Pariser Stadtgericht und kurz nach der Geburt seines Jüngsten das Amt eines Hohen Richters (Conseiller du roi) am Obersten Finanzgericht erworben. Hierbei übte er das einträgliche Amt eines Gebühreneinnehmers (receveur d’épices) aus. Voltaire selbst gefiel sich allerdings in der von ihm geäußerten Vorstellung, er sei außerehelich gezeugt worden, wobei er zum einen seinen Paten, den adeligen Abbé de Châteauneuf, und zum anderen einen Freund der Familie, den literarisch dilettierenden Ex-Offizier Guérin de Rochebrune († 1719) als Liebhaber seiner Mutter benannte.[2]
Seine gebildete Mutter stammte aus einer Pariser Juristenfamilie. Sie starb, als Voltaire sechs Jahre alt war. Nach ihrem Tod wurde er zunächst von seiner Schwester betreut und kam 1704 als Internatsschüler auf das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand (heute Lycée Louis-le-Grand). Hier erwarb er eine solide humanistische Bildung. Früh schon bewies er mit Versen seine literarische Begabung und wurde deshalb 1706 von seinem Patenonkel, dem Abbé de Châteauneuf, in den epikureisch-freidenkerischen Kreis um Philippe de Vendôme eingeführt, den Statthalter des Malteserordens in Frankreich. Auch seine Theaterbegeisterung nahm zu dieser Zeit ihren Anfang. Wohl aus der späten Schulzeit stammen erhaltene Fragmente einer Tragödie. 1710 gaben seine Lehrer ein Gedicht von ihm gedruckt heraus, eine Ode auf die hl. Genoveva. Im selben Jahr erhielt er mehrere Schulpreise und wurde dem seinerzeit bekanntesten Lyriker, Jean-Baptiste Rousseau, vorgestellt. Darüber hinaus gewann er unter seinen überwiegend adeligen Mitschülern einige Freunde, z. B. die Brüder René-Louis und Marc-Pierre d’Argenson, die später Außen- beziehungsweise Kriegsminister wurden.
Da er nach dem Willen seines Vaters Jurist werden sollte wie schon sein Bruder, schrieb er sich 1711 an der Pariser juristischen Hochschule ein. In der Hauptsache betätigte er sich jedoch als Verfasser eleganter und geistreicher Verse und machte sich in den literarischen Zirkeln der Stadt einen Namen. Im Frühjahr 1713 wurde er vom unzufriedenen Vater genötigt, eine Stelle als Notariatsangestellter (clerc de notaire) in der Provinzstadt Caen anzutreten. Jedoch verkehrte er bald auch hier in schöngeistigen und freidenkerischen Kreisen, so dass ihn der Vater im Herbst dazu zwang, den französischen Gesandten, einen Bruder seines Patenonkels, als Sekretär nach Den Haag zu begleiten. Dort begann er eine Liebschaft mit einer jungen Hugenottin, Tochter einer Madame Denoyer, die eine frankreichkritische satirische Zeitschrift herausgab. Wie aus erhaltenen Liebesbriefen der jungen Leute hervorgeht, dachte Voltaire sogar an eine Entführung der siebzehnjährigen „Pimpette“. Die entsetzte Mutter beschwerte sich beim Gesandten, worauf dieser seinen neunzehnjährigen Sekretär nach Paris zurückschickte. Der Vater drohte ihm empört mit Enterbung und Deportation nach Amerika.
Erste Werke und Veröffentlichungen
Voltaire (1718),
Porträt von Nicolas de Largillière
Wieder in Paris, arbeitete Voltaire 1714 nochmals kurz bei einem Anwalt, war aber zunehmend literarisch tätig, was der Vater schließlich akzeptierte. Er verkehrte wie zuvor in literarischen und intellektuellen Zirkeln. Dort machte er sich erste Feinde, beispielsweise mit einem Pamphlet gegen die Académie française, die eine von ihm eingereichte Ode auf Ludwig XIII. nicht preisgekrönt hatte, oder mit einer Verssatire auf den arrivierten Autor und Literaturtheoretiker Antoine Houdar de la Motte, der für die Benutzung von Prosa statt Versen in erzählenden Werken und sogar Tragödien eintrat – eine Ansicht, die Voltaire 30 Jahre später als Erzähler und gelegentlich als Dramatiker durchaus teilte. Die Ode Le vrai Dieu von 1715 ist einer seiner ersten philosophischen Texte.
Zunehmend öffneten sich ihm auch adelige Häuser, wo er als vielseitiger Lyriker und vor allem als Autor witziger, häufig spöttischer Gedichte geschätzt wurde. Eine seiner vornehmsten Adressen war der kleine Hof eines außerehelichen, legitimierten Sohnes von Ludwig XIV., des Duc du Maine, und seiner an Literatur und Kunst interessierten Gemahlin Bénédicte. Maine war 1715 von seinem sterbenden Vater zusammen mit seinem Cousin Philipp von Orléans zum Regenten für den jungen Ludwig XV. bestimmt, jedoch von Philipp mit Hilfe des Pariser Parlements kaltgestellt worden.
Bei den Maines las Voltaire 1716 ein satirisches Gedicht vor, worin er auf das Gerücht anspielte, Philipp unterhalte ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Tochter Marie Louise Élisabeth de Bourbon-Orléans, Herzogin von Berry.[3] Natürlich erfuhr Philipp davon und verbannte in seiner Eigenschaft als Regent Voltaire aus Paris. Erst nach einigen Monaten, die er größtenteils als Gast auf dem Schloss des jungen Duc de Sully verlebte, durfte er zurückkehren, nachdem er eine Bitt- und Huldigungs-Epistel an Philipp gerichtet hatte. Kaum in Paris, dichtete er jedoch eine neuerliche Satire. In Gegenwart eines Polizeispitzels machte er wieder höchst beleidigend Kommentare über die Herzogin von Berry.[4] Diesmal war die Strafe härter: Im Mai 1717 wurde er in der Bastille inhaftiert.
Hier stellte er seine mit Sophokles und Corneille wetteifernde erste Tragödie Œdipe fertig. Vor allem begann er unter dem Titel La Ligue ein Epos über die schlimmste Phase der Hugenottenkriege und ihre Beendigung durch Heinrich IV., der die Katholische Liga besiegte und 1598 mit dem Edikt von Nantes den Protestanten Duldung zugestand. Das mit Vergils Äneis wetteifernde Werk war als eine Art nationales Epos gedacht und verschaffte Voltaire später tatsächlich den Ruf des größten französischen Epikers seiner Zeit.
Dank der Fürsprache einflussreicher Gönner wurde er nach elf Monaten aus der Haft entlassen, blieb aber zunächst noch aus Paris verbannt. Als er im Oktober 1718 nach fast anderthalb Jahren dorthin zurückkehrte, trat er ab dem 12. Juni 1718 unter dem neuen Namen „de Voltaire“ auf − wahrscheinlich ein Anagramm aus A R O V E T L [e] J [eune] (mit Vertauschung der handschriftlich damals identischen Buchstaben V/U und J/I sowie vorangesetztem adeligen „de“).
Die erfolgreiche Aufführung von Œdipe machte ihn im Herbst 1718 schlagartig bekannt. Der Regent besuchte die Premiere und auch seine Tochter, die „fruchtbare“ Berry.[5] Wieder verkehrte er in literarischen Salons und war auch gern gesehener Gast in den Landschlössern des Hochadels rund um Paris. Hierbei lernte er den im Exil lebenden Politiker Lord Bolingbroke kennen, der ihm England näherbrachte. In dieser Zeit entstanden die Tragödie Artémire (1720) und die Versepistel Épître à Uranie (1722), wo er erstmals explizit seine theistischen Ideen formuliert. Außerdem arbeitete er weiter an La Ligue.
Als 1722 sein Vater starb, erbte Voltaire einen Teil von dessen Vermögen. Da er im gleichen Jahr vom Regenten Philipp eine pension (jährliche Gratifikation) aus der königlichen Schatulle zugesprochen bekam, war er finanziell jetzt gut gestellt. Ebenfalls 1722 unternahm er seine erste längere Reise − in die österreichischen Niederlande. Hier besuchte er in Brüssel den aus Frankreich verbannten Jean-Baptiste Rousseau, der sich jedoch mit ihm zerstritt. 1723 ging er mit der adeligen Madame de Bernières, der Gattin eines Vorsitzenden Richters (président) am Parlement, ein Verhältnis ein und demonstrierte damit seinen stark verbesserten sozialen Status.
Im selben Jahr machte er erstmals mit der Zensur Bekanntschaft, als ihm die Druckerlaubnis für La Ligue, ou Henri le Grand verweigert wurde, obwohl er darum ersucht hatte, das Werk dem König widmen zu dürfen. Er ließ es deshalb 1723 anonym in Rouen erscheinen mit dem falschen Impressum „Genève“. 1724 fiel seine Tragödie Mariamne bei der Uraufführung durch. Sie erlebte jedoch nach einer Überarbeitung unter dem neuen Titel Hérode et Mariamne im folgenden Jahr 27 Aufführungen in Folge.
Im Mai 1725 erhielt Voltaire dank der einflussreichen Marquise de Prie, der Geliebten des Ersten Ministers, des Herzogs von Bourbon, den Auftrag, Theateraufführungen zur Hochzeit Ludwigs XV. zu organisieren. Dies verschaffte ihm Zutritt zum Hof in Versailles und brachte ihm eine zweite pension ein, nunmehr aus der Schatulle der jungen Königin. Als einer der gefragtesten Autoren Frankreichs und wohlhabende Person schien er bestens in das herrschende System integriert.
Voltaire in England
1726 ließ ihn der Chevalier de Rohan, Spross eines alten Adelsgeschlechts, von seinen Dienern verprügeln. Voltaire hatte auf die spöttische Frage Rohans, wie er zu seinem neuen Namen komme, schnippisch geantwortet: „Je commence mon nom, monsieur, vous finissez le vôtre“ (etwa: Ich bin der Erste meines Namens, Sie nur der Letzte). Der über die Prügel empörte Voltaire nahm Fechtunterricht, um den Chevalier zum Duell zu fordern. Die Rohans erwirkten jedoch einen königlichen Haftbefehl gegen ihn, und wieder kam er in die Bastille. Da er inzwischen berühmt war, bot ihm der König die Freiheit an unter der Bedingung, dass er Frankreich verlasse.
Voltaire akzeptierte und ging nach England, wo die industrielle Revolution bevorstand. Er war fasziniert von der intellektuellen und wirtschaftlichen Aufbruchstimmung sowie von der relativ großen geistigen Freiheit und sozialen Mobilität in dieser multikonfessionellen Gesellschaft, in der die Religion Privatangelegenheit war und die Macht des Königs und die Privilegien des Adels eingeschränkt waren. Besonders beeindruckten ihn das parlamentarische System und der Schutz der Bürger vor staatlicher Willkür. Er ließ sich von Lord Bolingbroke, der 1723 nach England hatte zurückkehren können, in die besten Kreise Londons einführen und wurde dem frankophilen König Georg I., bis 1714 Kurfürst von Hannover, vorgestellt. Zudem durfte er sein Epos über Heinrich IV. der englischen Königin widmen, als er es, nochmals überarbeitet, 1728 in London drucken ließ. Hierbei änderte er den Titel zu La Henriade, vermutlich in Anlehnung an den des unvollendeten Epos La Franciade von Pierre de Ronsard.
Für einen Franzosen damals durchaus nicht selbstverständlich, lernte Voltaire Englisch sprechen, lesen und auch schreiben. So studierte er unter anderem die Werke des Empiristen und Theoretikers des common sense John Locke und die Dramen William Shakespeares. Außerdem befasste er sich mit den revolutionären Theorien des Physikers und Astronomen Isaac Newton sowie mit anderen neuen naturwissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen.
Ende 1728 kehrte er nach zweieinhalb Jahren nach Frankreich zurück, blieb aber zunächst in Dieppe. Unter den fertigen und angefangenen Werken, die er mitbrachte, waren unter anderem die „philosophischen Briefe“ (Lettres anglaises oder Lettres philosophiques), die als erste programmatische Schrift der Aufklärung gelten können; weiterhin sein erstes historiografisches Buch Histoire de Charles XII, roi de Suède (Karl XII. von Schweden), dessen erste Auflage 1730 sogleich größtenteils beschlagnahmt wurde, als es zum Verkauf nach Paris geschmuggelt werden sollte; sowie die Tragödien Brutus und Zaïre, die 1730 beziehungsweise 1732 erfolgreich aufgeführt wurden.
Da er spätestens in England erkannt hatte, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit für einen kritischen Literaten wie ihn war, begann er nach seiner Rückkehr mit fremder Hilfe wie den Brüdern d’Argenson geschickt sein Vermögen zu vermehren, so dass er bald sehr wohlhabend war. Zeitweise beteiligte er sich mit großen Teilen seines Vermögens an Reedereien, die, wie damals im Dreieckshandel zwischen Frankreich, Westafrika und den Antillen üblich, auch Sklavenhandel betrieben.[6]
Als 1730 die junge Schauspielerin Adrienne Lecouvreur starb und ihre Leiche auf den Schindanger geworfen wurde, empörte sich Voltaire mit der Ode sur la mort de Mademoiselle Lecouvreur darüber, dass einer stadtbekannten und bewunderten Person eine würdige Bestattung verwehrt wurde, weil sie den von vielen immer noch verachteten und vom Klerus angefeindeten Beruf einer Schauspielerin ausgeübt hatte. 1733 karikierte er mit dem satirischen Gedicht Le Temple du goût die Welt der Pariser Literaten und erregte deren Unmut.
1733 erschienen in London in einer eigenständigen englischen Fassung die Letters Concerning the English Nation und 1734 in Paris die französische Originalausgabe die Lettres philosophiques. Hierin stellt er England seinen Landsleuten als Modell vor, was die Herrschenden in Frankreich erwartungsgemäß als Affront empfanden. Besonders verärgert waren die meist jansenistisch-frommen Hohen Richter des Pariser Parlements, die sich vor allem an einer Diatribe gegen den anthropologischen Pessimismus des Jansenisten Blaise Pascal stießen, die den Briefen angehängt war. Sie verboten das Buch, was seiner Verbreitung nur förderlich war, und erließen Haftbefehl gegen den Autor.
So hier unterbrechen wir,wer wqeiter lesen möchte , hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Voltaire
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
So Nov 17, 2024 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
So Nov 17, 2024 4:21 am von Andy
» zozyblue
So Nov 17, 2024 4:18 am von Andy
» MAGNUM
So Nov 17, 2024 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
So Nov 17, 2024 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
So Nov 17, 2024 4:10 am von Andy
» = Azillis =
So Nov 17, 2024 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
So Nov 17, 2024 4:04 am von Andy
» Art of Trance
So Nov 17, 2024 4:02 am von Andy