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    Die Ritterakademie

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    Die Ritterakademie Empty Die Ritterakademie

    Beitrag  Andy Mo März 16, 2015 9:16 pm

    Ritterakademien (auch Ritter-Schulen und Ritterkollegien genannt) waren in der Frühen Neuzeit Bildungsanstalten für die Söhne adeliger Familien. Sie entstanden im deutschsprachigen Raum nach westeuropäischen Vorbildern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. So wurden unter anderem mehrere Ritterakademien gegründet, in denen ab Beginn des 18. Jahrhunderts zunehmend auch Bürgersöhne zugelassen wurden.

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    Ritterakademie in Brandenburg an der Havel

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    Ritterakademie in Lüneburg

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    Ritterakademie in Liegnitz/Legnica

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    Das Kleine Schloss, Standort der Ritterakademie in Wolfenbüttel

    Geschichte

    Bis in die Neuzeit hinein spielte schulische Bildung für die Nachkommen des Adels mit Ausnahme der Söhne, die für eine geistliche Laufbahn vorgesehen waren, kaum eine Rolle. Unter dem Eindruck des Humanismus und der Konkurrenz gebildeter bürgerlicher Gruppen in den Verwaltungen der entstehenden Territorialstaaten wurde Bildung auch für den Adel wichtiger. Zunächst beschränkte sich dies meist auf die Anstellung eines Hauslehrers. Teilweise kam es auch zum gemeinschaftlichen Unterricht der Söhne benachbarter Adelsfamilien. Mit dem Entstehen von Gymnasien seit der Reformation kam es teilweise zur Entstehung einer geordneten, kollektiven Adelserziehung. Anstalten zur ausschließlichen Erziehung von Adeligen entstanden allerdings erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihren Ursprung hatten sie in Süd- und Westeuropa und wurden von dort in das Heilige Römische Reich übertragen. Anfangs besuchten Söhne von Adeligen aus dem Reich während ihrer Kavaliersreise Ritterakademien in Frankreich.

    Nach französischem Vorbild wurde im Jahr 1594 als erste deutsche Einrichtung dieser Art das Collegium illustre in Tübingen gegründet. Nur wenig später wurde 1598 anknüpfend an ein Pageninstitut in Kassel eine Ritterakademie gegründet. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kamen zahlreiche weitere Einrichtungen hinzu, so etwa die Siegener Kriegs- und Ritterschule. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kamen die Akademien in Lüneburg (1655), in Wien (1682) und in Wolfenbüttel (1687) hinzu. Weitere Gründungen dieser Art entstanden in zahlreichen Territorien bis in das 18. Jahrhundert hinein, so wurde 1701 die Ritterakademie Erlangen nach dem pietistischen Vorbild in Halle/Saale gegründet sowie 1703 in Salzburg, in der auch Bürgersöhne zugelassen wurden. Die brandenburgische Akademie wurde 1704 gestiftet, die Einrichtungen in Liegnitz entstand 1708, in Kremsmünster (ab 1744) und in Innsbruck (ab 1775). Lange Zeit zog es der katholische Adel indes vor, seine Söhne in Akademien ins Ausland – etwa nach Turin oder Besançon – zu schicken. Als Ritterakademie vornehmlich für den katholischen Adel entstand 1711 die von Benediktinern geführte Einrichtung im Kloster Ettal. 1837 gründete die Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels die Rheinische Ritterakademie in Bedburg.

    In den österreichischen Ländern wurden im Zuge der Reformen Josephs II. alle adeligen Erziehungsanstalten aufgelöst. Nach dessen Tod wurden nur das Theresianum in Wien und die Akademie in Innsbruck wieder eröffnet. Vor allem im 19. Jahrhundert verloren die Akademien unter dem Eindruck des Aufstiegs des humanistischen Gymnasiums an Bedeutung. Bis auf einige Ausnahmen wurden sie entweder geschlossen oder in Gymnasien umgewandelt.
    Liste von Ritterakademien [1]
    Altes Deutsches Reich

    Bedburg, Rheinische Ritterakademie, 1842–1922
    Berlin, Fürsten- und Ritter-Academie, 1705–1713
    Berlin, Königliche Ritter-Academie, Königliches Ritter-Collegium, 1713–1765
    Berlin, Académie Royale des Gentils-Hommes, 1765–1813
    Brandenburg an der Havel (Ritterschule, Rittercollegium) 1705–1945
    Frankfurt a.d. Oder, Ritterakademie an der Universität, 1671–1722
    Beuthen a.d. Oder, Schola Illustris Schönaichiana, 1606–1620
    Dresden (Projekte 1660, 1674, 1682, 1687, 1694, 1713, 1725)
    Erlangen, Ritter-Akademie, 1701–1742
    Ettal, Benediktinische Ritterakademie, 1711–1744
    Gießen, Collegium illustre (und weitere Projekte 1655, 1726)
    Gitschin, Friedländische Pagenschule, 1624-1634
    Güstrow, Wallensteinische Akademie, 1629-1631
    Halle a.d. Saale, Adelsakademien, 1685-1692
    Heidelberg (Projekt e. Ritterschule 1593, Projekt e. Adelsakademie 1664)
    Hildburghausen Fürstliche Akademie, 1718–1729
    Kassel, Pagenschule 1596-1598, Collegium Mauritianum 1598–1618, Collegium Adelphicum Mauritianum 1618–1627
    Kolberg (Colberg), Ritterschule, 1653–1701
    Liegnitz, Ritterakademie 1708–1945
    Lüneburg, Ritterschule, Ritter-Collegium, Ritterakademie 1656–1850
    Rostock, Projekt e. Ritterakademie, 1720
    Saarbrücken, Projekt e. Ritterakademie, 1773/74
    Selz, Pfälzische Adelsschule, 1575–1577
    Siegen, Kriegs- und Ritterschule, 1617–1620
    Tübingen, Hofschule 1559, Collegium illustre, 1559–1688
    Wolfenbüttel, Ritterakademie Rudolph-Antoniana, 1687–1712
    Würzburg, Projekt, Seminar vor Junge vom Adel im Collegium St. Kilian, 1607

    Alt-Österreich

    Innsbruck, Adeliges Kollegium, 1775
    Kremsmünster, Benediktinische Ritterakademie 1743–1782
    Olmütz, Mährische Ritterakademie, 1724–1787
    Prag, Projekt e. Ritterakademie 1744–1745
    Salzburg, Collegium Nobilium an der Universität, 1737–1741
    Wien, Niederösterreichische Landschaftsakademie, (1682) 1692–1749
    Wien, Savoyische Ritterakademie, 1749–1783
    Wien, Theresianische Ritterakademie, Theresianum, 1746–1848 bzw. bis heute
    Zdár/Saar, Mähren, Benediktinische Ritterakademie, 1724–1740

    Polen

    Warschau, Collegium Varsaviense der Theatiner, 1737–1785, Collegium Nobilium der Piaristen 1740 ff., Szkoła rycerska Stanisława Augusta 1765–1795

    England

    London, Projekt, Queene Elizabethes Achademy, 1572
    London, Musaeum Minervae, 1635–1642
    London, Sir Balthazar Gerbier's Academy at Bethnal Green, 1649–1650

    Dänemark

    Kopenhagen, Ritterakademie 1690–1710
    Sorø I, Kongelige Adelige Akademi, 1623–1665
    Sorø II, Ridderlige Akademie, 1747–1800

    Frankreich

    Aix-en-Provence, Ritterakademie, 1611–
    Angers, Académie d'équitation, um 1600–um 1790
    Avignon, 1618
    Besancon, Académie Royale, 1653–1773
    Caen, 1715–1775
    Lunéville I, Académie de Lorraine, 1699–1737
    Lunéville II, École des Cadets-Gentilshommes, 1738–1766
    Marseille, 1608
    Nancy, s. Lunéville I
    Orange, Nassauische Ritterakademie, um 1630–um 1660
    Orléans, Ritterakademie
    Paris, mehrere Akademien, u.a. die Académie Royale [de M. de Pluvinel], 1594– , e. Gründung Richelieus, nicht zu verwechseln mit der Académie Francaise
    Pezenas, 1598
    Saumur, 1. hugenottische Akademie, 1593–ca.1600; 2. Académie d'équitation, um 1600–heute
    Sedan, Académie des exercices, um 1590–1685

    Heutiges Belgien

    Brüssel, Académie Royale, 1671–18.Jh.

    Niederlande

    Utrecht, Academie of Ridder-School, 1705–19.Jh.

    Italien

    Florenz, verschiedene Akademien, 1689–18.Jh.
    Padova, Accademia Delia, 1611 – 18.Jh.
    Parma, Collegium Nobilium unter Leitung der Jesuiten, 1598–18.Jh.
    Turin, Collegio dei Nobili, Jesuitenkolleg, 1568–18.Jh.
    Turin, Accademia Reale, 1678–1794
    Verona, 1565

    Heutiges Estland

    Ritter- und Domschule zu Reval

    Die Angaben nach Conrads, v.a. S.345 ff.

    Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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