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Neolithische Revolution

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Neolithische Revolution Empty Neolithische Revolution

Beitrag  Andy So Apr 05, 2015 10:18 pm

Als Neolithische Revolution wird das erstmalige Aufkommen von produzierenden Wirtschaftsweisen (Ackerbau, Viehzucht) und Vorratshaltung in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Sie markiert den Beginn des Neolithikums (Jungsteinzeit).[1] Mit dieser Epoche endet die Lebensweise als reine Jäger und Sammler, gleichzeitig beginnt die Anlage fester Siedlungsplätze. Die Bezeichnung Neolithische Revolution wurde 1936 von Vere Gordon Childe geprägt.

Epochenwechsel

Vor allem das erstmalige Auftreten der Landwirtschaft unterscheidet das Neolithikum von der Alt- und Mittelsteinzeit, in dem die Menschen ausschließlich als Jäger und Sammler lebten. Den Epochenwechsel diskutieren Forscher hinsichtlich des Aufkommens von Landwirtschaft unter zwei Gesichtspunkten: der Entstehung (neolithische Revolution) und der Verbreitung (Neolithisierung) der neuen Kulturgattungen, so den etwa zeitgleich entstandenen Viehzüchterkulturen. Nach derzeitiger Kenntnis entstand der Ackerbau weltweit dreimal unabhängig voneinander: im Fruchtbaren Halbmond des Nahen Ostens, in Südchina sowie in Mittelamerika. Von diesen Keimzentren aus wurde er durch Landnahme oder soziale Prozesse verbreitet. Jedoch ist die Forschung dazu nicht abgeschlossen.
Begriff und Begriffsdiskussion

Die Neolithische Revolution (griechisch neos „neu“, lithos „Stein“ – Jungsteinzeit) markiert nach Ansicht vieler Wissenschaftler einen der wichtigsten Umbrüche in der Geschichte der Menschheit.

Das ist zum einen der Übergang vom mobilen Leben als Jäger, Sammler und Fischer zum sesshaften Leben als Bauer. Der Übergang zu bodenständiger oder herdenbegleitender Arbeit mit zumindest semi-sesshafter Lebensweise vollzog sich im Vorderen Orient bereits im Epipaläolithikum der Natufien-Kultur. Nach traditioneller Sichtweise begann dort der Ackerbau (Präkeramisches Neolithikum A), während heute der Südrand des Zagrosgebirges favorisiert wird. Dieser Prozess begann weit vor dem 10. Jahrtausend v. Chr. Nach dem Verschwinden der Gazellen­bestände in der Levante, als Folge des Klimawandels, wurden Schaf, Ziege und Rind domestiziert. Im Jahre 2009 entdeckten Forscher bei Bab edh-Dhra in Jordanien 11.000 Jahre alte Gebäude, die als Kornspeicher angesehen werden.[2]

Zum anderen geht es um den Übergang von erzwungener Anpassung an die Umwelt zu einem durch folgenreiche Erfindungen dynamisierten Prozess mit rasant steigender Produktivität. Die Anfänge dieser Entwicklung, mit dem Sammeln von Wildgetreidearten, die nur in dieser Region vorkamen, fanden in der Levante statt, beginnend vor etwa 20.000 Jahren.

Bereits Gabriel de Mortillet hatte 1897 im Zusammenhang mit dem Neolithikum von der ersten Revolution der Menschheit gesprochen. Die Bezeichnung „Neolithische Revolution“ wurde 1936 von dem marxistisch geprägten Archäologen Vere Gordon Childe in Anlehnung an den Ausdruck „Industrielle Revolution“ eingeführt. Ähnlich dem epochalen Wandel von vorindustrieller zu industrieller Zeit bedeute die Neolithisierung einen fundamentalen Einschnitt in der Geschichte der Menschheit, der sich an mehreren Merkmalen erkennen lässt. Childe, der archäologische und ethnologische Quellen benutzte, stellte die auf Vorratshaltung ausgerichtete Wirtschaftsweise des Neolithikums, die er auf den Klimawandel zurückführte, als determinierend in den Vordergrund. Die Veränderungen wurden seiner Ansicht nach in einem begrenzten Gebiet mit entsprechenden Ressourcen erzwungen. Er geht davon aus, dass die hier wild lebenden Herbivoren, die einen geordneten Ackerbau beeinträchtigt hätten, in der postglazialen Trockenphase abgewandert bzw. domestiziert, ansonsten jedoch ausgerottet waren.

Heute ist die überwiegende Auffassung, dass zwischen den verschiedenen „Erfindungen“ wie Sesshaftigkeit, Keramik, erste Tier- und Pflanzenzucht möglicherweise rund 5000 Jahre liegen, mithin dieser „Revolution“ der Charakter der Rapidität des sozialen Wandels fehlt, weshalb man jetzt in der Forschung eher den evolutionären Wandel betont und das Wort Revolution seltener verwendet, wobei zu bedenken ist, dass diesen lediglich 5000 Jahren eine sehr lange Periode der Alt- und Mittelsteinzeit von mindestens 2,5 Millionen Jahren (0,2%) gegenübersteht.

Der Begriff wird von Archäologen heute kritisiert:

„Der von Gordon Childe geprägte Begriff der „neolithischen Revolution‘ verkürzt die entwicklungsgeschichtlichen Vorgänge aus heutiger Sicht auf unzulässige Weise. Die Veränderung der Wirtschaftsform im Vorderen Orient, in China, Nordafrika oder später in Mittel- und Südamerika war ein über mehrere Jahrtausende ablaufender Prozess, dessen Unumkehrbarkeit erst spät feststand.“

– Gerd-Christian Weniger [3]
Überblick

Neben völlig neuen Wirtschaftsweisen sind noch andere Neuerungen festzuhalten, die auf die Lebensweise großen Einfluss hatten: Schliff von Steingeräten, später auch Keramikherstellung. Seit Childe wird das Neolithikum aber vor allem über die Wirtschaftsweise definiert, nicht mehr, wie bei John Lubbock, über fein zugeschlagene bzw. geschliffene Steingeräte.

Kennzeichnend für die ersten 20 Jahrtausende bis ca. 1000 v. Chr. ist die regelmäßige Zunahme von Neuerungen, wenngleich sie nicht annähernd das Tempo der Industrialisierung erreichten. Vielmehr stehen den Jahrhunderten hier die Jahrtausende dort als Zeitmaß gegenüber (s. o.).

Bestimmend für die neolithischen Kulturformen waren die permanente Sesshaftigkeit sowie die Domestizierung von Pflanzen und Tieren. Der Wandel von der aneignenden Lebensweise der Sammler und Jäger zur erzeugenden Wirtschaftsweise von Bauern und Hirten ging einher mit gesellschaftlichen Veränderungen sowie veränderten Ritualen und Vorstellungen.

Vor etwa 11.500 Jahren setzte sich der Getreideanbau in der Südosttürkei und Nordsyrien, später in der gesamten Levante durch. Gleichzeitig entstanden die ersten Tempel Jerf el Ahmar, Göbekli Tepe und in der Folge größere nicht primär agrarisch tätige Siedlungen, aber keine Städte (z. B. Jericho).

Vorgeschichte

Neolithische Revolution 220px-San-Paintings_Murewa_ZW
Südliches Afrika: Jagdszene der San, Alter 1000 bis 4000 Jahre;
hier folgte möglicherweise auf eine reine Jäger-und-Sammler-Kultur gleich die Eisenzeit

Setzt man den Beginn der Menschheitsgeschichte mit dem Auftreten des Homo sapiens in Ostafrika vor mindestens 150.000 Jahren an, so ernährte sich der rezente Mensch den größten Teil seiner Geschichte von dem Wild, das er erbeutete, Fischen, die er fing, sowie Kleingetier und wilden Pflanzen, die er sammelte. Er zog regional sein gesamtes Leben - den Wanderungen der Tierherden folgend - von einem Lagerplatz zum anderen. Gemeinschaft gab es für ihn in Form seiner Gruppe. Bei der Nahrungsbeschaffung war jedes der Mitglieder eingebunden, so dass sich kaum Spezialisierung ausbildete. Die Forschung ist sich uneins, inwieweit die Steinverarbeitung, die Flechtkunst und der Bootsbau zu der Entwicklung von Spezialwissen führte. Wahrscheinlich gab es Individuen/Familien, die sich auf besondere Fähigkeiten spezialisierten und ihre Erfahrungen weitergaben, doch wird ausgeschlossen, dass sie sich von diesen Fähigkeiten ernährten.

Die letzten Eiszeiten (Würmeiszeit) konnten die Menschen als Jäger und Sammler überleben. Die Natur bot ausreichend tierische und einige pflanzliche Ressourcen. Nach der letzten Eiszeit wanderten in weiten Teilen der Welt die großen Säugetiere ab. Arten wie das Mammut starben aus, möglicherweise aufgrund einer Kombination aus Bejagung und Klimawandel.

Theorien

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Die Karte zeigt die ungefähren Zentren der Landwirtschaft und ihre Ausbreitung: Fruchtbarer Halbmond (9000 v. Chr.), China (7000 v. Chr.), Neuguinea (7000–6000 v. Chr.), Mexiko (3000–2000 v. Chr.), Südamerika (3000–2000 v. Chr.), Afrika südlich der Sahara (3000–2000 v. Chr, das genaue Gebiet ist unbekannt), Nordamerika (2000–1000 v. Chr.).[4]

Es gibt verschiedene Theorien darüber, welche Faktoren zur so genannten Neolithischen Revolution und der Veränderung der Lebensweise im Neolithikum geführt haben. Ende des 19. Jahrhunderts gingen Wissenschaftler davon aus, dass der Ackerbau entscheidende Vorteile für das Überleben gebracht habe. Die meisten Forscher gehen heute aber aufgrund archäologischer und archäozoologischer Funde im Vorderen Orient davon aus, dass es vor dem Beginn des Ackerbaus keine Notsituation gab. Danach wäre nach ersten Anläufen in Richtung Sesshaftigkeit vor 15.000 bis 13.000 Jahren mit der Kaltphase der Jüngeren Dryas vor ca. 12.900 bis 11.600 Jahren eine Rückkehr zum Leben als Jäger und Sammler erfolgt. Erst mit dem Beginn des Holozäns sei es dann wieder zu Sesshaftigkeit und intensiver Getreidenutzung gekommen. Die Schlüssigkeit dieser konstruierten Chronologie wird jedoch angezweifelt. Es gibt Forscher die davon ausgehen, dass der Ackerbau früher begonnen habe.

Oasen-Theorie: In den 1930er Jahren formulierte Childe die „Oasen-Hypothese“. Danach hätte eine Periode extremer Trockenheit die Menschen in Südwestasien am Ende der letzten Eiszeit gezwungen, sich auf wenige verbliebene Oasen und Flusstäler zu konzentrieren, so dass ein Umherziehen über größere Flächen nicht sinnvoll gewesen sei. Die Folge seien Ackerbau und Domestizierung von Tieren gewesen. Diese These gilt mittlerweile als widerlegt. In den 1940er Jahren formulierte zuerst Robert John Braidwood die Hypothese, dass die Sesshaftigkeit eine Anpassung an veränderte Umweltbedingungen gewesen sei, wobei die Ursachen in verschiedenen Regionen differierten. Der Übergang sei allmählich erfolgt. Nach Barbara Bender wurden die Veränderungen im Wesentlichen durch soziale Prozesse und die Ausbildung komplexer Gesellschaftsstrukturen bereits vor dem Neolithikum ausgelöst.[5]

Klimawandel: Als eine wesentliche Ursache für den Beginn des Ackerbaus und der Vorratshaltung im Vorderen Orient gilt der Klimawandel zu Beginn der Warmzeit vor rund 11.500 Jahren. War bis dahin das Nahrungsangebot ganzjährig auf dem Level jägerischer Nutzung, so gab es jetzt in der feuchten Winter- und Frühjahrszeit ein reicheres Nahrungsangebot (Wildgetreide, Pistazien etc.), in der anderen dagegen fast keines. Das Sammeln von Vorräten für die Trockenzeit im Sommer war erforderlich und wurde offensichtlich praktiziert. Da es eine ungekannte Sicherheit der Ernährung bot, wurde Getreide angeblich schon sehr bald außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets angebaut. 1500 bis 2000 Jahre lang konnte die Bevölkerung in der Levante den Forschern zufolge ihren Fleischbedarf noch durch die Gazellenjagd decken. Zeugnisse dafür sind die Tierknochenanalysen in den Siedlungen sowie die „Wüstendrachen“ genannten Fanganlagen, in denen Herden zusammengetrieben und geschlachtet wurden.[6] Erst vor ca. 10.000 Jahren brachen die Gazellenbestände zusammen, und es erfolgte als Ausgleich die Domestikation von Schaf, Ziege, Rind und Schwein. Dieses Zeitgerüst stimmt insofern nicht, als das menschenleere Zypern spätestens 8300 v. Chr. mit domestizierten Großsäugern besiedelt wurde. Eine primäre Neolithisierung ist auch in anderen Weltregionen wie Südindien, China, Süd- und Mittelamerika nachzuweisen.

Migration: Was sich in gewissen Regionen Schritt für Schritt entwickelt hatte, wurde in anderen nach Ansicht einiger Wissenschaftler durch Einwanderung wesentlich schneller eingeführt. Ein Beispiel sei die Neolithisierung in Mitteleuropa um 5500 v. Chr. Im südlichen Afrika wurde nach Ansicht vieler Forscher die Stufe der neolithischen Ackerbaukultur ganz übersprungen. Hier trafen eisenzeitliche Ackerbauern auf eine Kultur von Sammlern und Jägern.[7][8]

Anpassung: Es gilt als belegt, dass sich die Landwirtschaft im Neolithikum in allen klimatisch günstigeren Regionen mit reichhaltigen Ressourcen entwickelte, während die Menschen in extrem kalten, heißen oder trockenen Gebieten zur Viehhaltung übergingen und nur dort, wo dies auch nicht möglich war, weiterhin als Jäger und Sammler lebten. Dass der Ackerbau und die Sesshaftigkeit eine Anpassung an die Umweltbedingungen darstellten, wird unter anderem durch wissenschaftliche Befunde zur so genannten Vrå Kultur im Osten Schwedens gestützt, die dort um 4000 v. Chr. als Bauerngesellschaft entstand. Als sich 1000 Jahre später das Klima veränderte (subboreale Periode) und es wieder mehr Fische und Robben in der Ostsee gab, gaben sie die Landwirtschaft auf und kehrten zur Lebensweise als Jäger und Fischer zurück.[9] Dies gilt als Beleg dafür, dass menschliche Populationen (anders als tierische) einem Klimawandel nicht auswichen, sondern - vor Ort bleibend - zu neuen Lebensweisen gelangten.

Aktuelle Forschung

Erkenntnisse der Populationsgenetik erlauben in jüngster Zeit konkretere Aussagen zur Verbreitung von Ackerbau und Viehzucht durch Wanderungsbewegungen, denn auch bei Skeletten lässt sich die DNA bestimmen. Im Jahr 2000 analysierte ein Forscherteam aus diesem Grund die DNA von 1000 Männern aus Europa und dem Nahen Osten; die entscheidenden gemeinsamen oder unterscheidenden Merkmale, die Rückschlüsse auf gemeinsame Vorfahren und deren Datierung erlauben, werden genetische Marker genannt. Das Ergebnis: Etwa 20 % der europäischen Y-Chromosomen stammen von neolithischen Einwanderern aus dem Nahen Osten. Der Populationsgenetiker Spencer Wells hält es für wahrscheinlich, dass diese den Ackerbau nach Europa und in die Mittelmeerregion brachten, es sich also nicht um eine unabhängige Entwicklung handelte. „In einem denkbaren Szenario hätte sich die Landwirtschaft demnach zunächst rund um das Mittelmeer ausgebreitet, weil die Pflanzen der neolithischen Einwanderer aus dem Nahen Osten das dortige Klima bevorzugten (...) Erst später übernahmen die paläolithischen Europäer im Landesinneren die Landwirtschaft und verbreiteten überall die Kultur (...) des Neolithikums.“[10]

Unabhängig vom Nahen Osten scheint sich die Landwirtschaft in Asien entwickelt und ausgebreitet zu haben. In Nordchina wurde Ausgrabungen zufolge wesentlich später als in der Levante, etwa 7000 Jahre v. Chr. erstmals in größerem Umfang Hirse angebaut, in Zentralchina außerdem Reis. 2000 Jahre später gab es auch Reisanbau in Südchina, um 3500 v. Chr. dann auf Taiwan, um 2000 v. Chr. auf Borneo und Sumatra, 500 Jahre später auf anderen Inseln Indonesiens. Die genetischen Forschungsergebnisse zeigten, dass die neue Kultur durch Wanderungsbewegungen von China ausgehend weiterverbreitet wurde.[10]

Forscher des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin gehen auf Grund von archäologischen Grabungsfunden in Mesopotamien und in Anatolien davon aus, dass religiöse Kulte der wesentliche Grund für das Aufkommen der Sesshaftigkeit im Neolithikum waren. Die Bauwerke von Göbekli Tepe waren aktuellen Erkenntnissen zufolge Tempelanlagen, die bereits vor rund 11.600 Jahren errichtet wurden und damit am Beginn der Landwirtschaft. Die Bauzeit muss mehrere Jahrhunderte betragen haben. Der britische Forscher Ian Hodder vermutet soziale und religiöse Faktoren als Hauptursache der Neolithischen Revolution auf Grund von Befunden zu der Fundstätte Çatalhöyük in Anatolien.[11]
Folgen der Entwicklung

Gewöhnlich wird der Wandel der Wirtschafts- und Lebensweise zu Beginn der neolithischen Ära als großer Fortschritt betrachtet, da die Menschen durch die landwirtschaftliche Produktion allmählich unabhängig von den Schwankungen im natürlichen Angebot der gesammelten und erjagten Nahrung wurden. Die Ergebnisse der Paläoanthropologie belegen, dass die Bevölkerung nach der Einführung des Ackerbaus stark anwuchs; ihre Versorgung wäre durch Jagen und Sammeln allein wahrscheinlich nicht ausreichend möglich gewesen. Der Feldanbau bedeutete jedoch auch die Konzentration auf wenige Nahrungsmittel und eine starke Abhängigkeit von der Ernte, die wiederum vom Wetter beeinflusst wurde. Die Sesshaftigkeit der Ackerbauern verhinderte rasche Ortswechsel bei Klimaschwankungen und begünstigte Hungersnöte.[10]

Die Skelettfunde aus dem Neolithikum belegen, dass die Körpergröße der Menschen in dieser Phase deutlich abnahm, was Rückschlüsse auf ihren Ernährungsstatus zulässt. Die Lebenserwartung sank deutlich im Vergleich zum Paläolithikum. Nachweislich erkrankten wesentlich mehr Menschen als vorher, vor allem an Infektionen. Die meisten dürften durch häufigen und engen Kontakt mit Vieh nach Einführung der Viehzucht entstanden sein; innerhalb größerer Populationen vermehren sich die Erreger und sterben nicht aus wie in kleinen Gruppen. Masern sollen ihren Ursprung in der Rinderpest haben.[10]

Eine andere Folge der Sesshaftigkeit war die Entstehung von sozialen Schichten, während es bei Jägern und Sammlern nur einen Gruppenführer gibt. Dass mit der Bevorratung von Nahrung und Saatgut und (später) von Viehherden eine Kapitalbildung vorlag, die ihrerseits den Raub lukrativ machen konnte und eine Vorkehr dagegen erzwang, ist nach Ansicht mancher Forscher durch die 11.500 Jahre alte Stadtmauer von Jericho nachgewiesen. Allgemein konnte man einander aufgrund des Sesshaftwerdens bei Konflikten nicht mehr ausweichen.
Rechtliche Auswirkungen

Die rechtlichen Auswirkungen der neolithische Revolution werden überwiegend mit dem Entstehen segmentärer Gesellschaften in Verbindung gebracht. Hervorgehoben wird eine Änderung der Verwandtschaftsstrukturen, des Eigentumsbegriffs und der Konfliktlösungsmechanismen. Zu beachten ist, dass es sich um vorstaatliches Recht handelt.

Segmentäre Gesellschaften beruhen zumeist auf dem Prinzip der agnatischen Verwandtschaft, im Gegensatz zur kognatischen, wie sie in Jäger- und Sammlergesellschaften und späteren modernen Gesellschaftsformen zu beobachten ist. Zurückgeführt wird dies auf das durch Ackerbau hervorgerufene Erfordernis einer generationenübergreifenden Produktionsorganisation.[12]

Auch das Verständnis von Eigentum wandelt sich. Eigentum – jedenfalls in Bezug auf Produktionsmittel – versteht sich in segmentären Gesellschaften vorwiegend als Verwandtschaftseigentum. Daneben besteht – bereits in Jäger- und Sammlergesellschaften bekanntes – Individualeigentum an Produkten und Gegenständen des privaten Bedarfs.[12]

Auch die Reziprozität verändert sich weg von der überwiegend positiven Reziprozität der Jäger- und Sammlergesellschaften, hin zu einer ausgeglichenen Reziprozität (vgl. auch Tausch (Soziologie)).

Konfliktlösungsmechanismen in segmentären Gesellschaften sind unterschiedlich. Überliefert und beobachtet sind friedliche, unfriedliche, auf Ritual oder Ordal beruhende Mechanismen. Hierbei wird überwiegend angenommen, dass in segmentären Gesellschaften friedliche Formen überwiegen. Konflikte haben dabei ganz überwiegend deliktischen Charakter und werden durch Bußen beigelegt. Hexerei und Zauberei kommt oftmals ein konfliktvorbeugender Charakter zu, indem die Äußerung negativer Gefühle unterdrückt wird.[12]

Siehe auch

Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas
Agrargeschichte

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
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