Die Hammaburg
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Die Hammaburg
Die Hammaburg ist eine in der frühen Karolingerzeit errichtete Niederungsburg, von der sich der Name Hamburgs ableitet. Traditionell wird die Errichtung in den Kontext der karolingischen Politik im nordöstlichen Grenzraum eingeordnet und auf das frühe 9. Jahrhundert datiert. Im Januar 2014 wurde offiziell bekanntgegeben, dass der Standort der Burg, der heutige Domplatz am Speersort, erstmals zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.[1] In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass die Burg früher errichtet wurde, als bislang angenommen wurde.[2]
Domplatz mit archäologischen Ausgrabungen (2006)
Namensursprung
Der Name hat seinen Ursprung in dem Wort hamme (= in die Marsch vorspringende bewaldete Erhöhung, Gehölz, Wald; vergl. Stadtteil Hamm).
Lage und Aufbau
Die Burg erhob sich vermutlich auf einem flach auslaufenden Geestrücken inmitten der weiten ebenen Marschen zwischen Alster und Bille, südlich der heutigen Petrikirche. Der Wall hatte die Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken und bestand aus Plankenwerk, das man mit Erdreich angefüllt hatte, und wurde vermutlich auf noch älteren Anlagen errichtet. Die Größe lag bei etwa 130 mal 130 Meter, die Wälle waren fünf bis sechs Meter hoch und 15 Meter breit, bestanden aus rund 10.000 Bäumen und 20.000 m³ Erdreich. Innerhalb der Wallumzäunung, die durch Palisaden noch erhöht war, standen auf einem Areal von etwa einem Hektar die schlichte hölzerne Taufkirche (Marienkirche) des Bistums Hammaburg mit den zugehörigen Klostergebäuden der in der Stadt ansässigen Benediktiner sowie eine Reihe von Häusern, deren stattlichstes, den Königshof, der Burgvogt (Graf) bewohnte. Im Vordergelände des Erdwalles lag die Vorstadt mit den Unterkünften der Kaufleute und Handwerker. Sie grenzte an einen Hafen, der an einem der Nebenarme der Alster lag, dem 1877 zugeschütteten Reichenstraßenfleet, einem ehemaligen Flussarm von der Bille zur Alster.
Geschichte
Die Hammaburg wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar, einen von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Burg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte. Im Jahr 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, die sie plünderten und brandschatzten. Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Flüchtlinge ließen sich zeitweise im Dorf Schmeessen im Solling nieder, wie anhand von Keramikscherben ermittelt wurde.[3] Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein. Das Bistum wurde nach Bremen verlegt.
Erst mit der Verlagerung des Handels von der Ost- zur Nordsee, im 12. Jahrhundert, blühte sie als Namensgeberin der Stadt Hamburg wieder auf.
Ein Bericht über den Angriff der normannischen Wikinger auf die Hammaburg ist aus der Feder des Erzbischofs Rimbert von Bremen überliefert. In seinem Werk Vita sancti Ansgarii schildert er das Leben und Wirken seines Amtsvorgängers, des später heiliggesprochenen Missionars und Bischofs Ansgar. Die Vita Ansgarii ist die einzige Quellenangabe über die alte Hammaburg, aus wissenschaftlicher Sicht aber durchaus glaubwürdig. Rimbert lebte kurz nach Ansgar. Zudem ist wahrscheinlich, dass sich der alte Holzdom am selben Platz wie der spätere Mariendom befand.
Nach heutigen Erkenntnissen erstreckte sich der Wall der hölzernen Burg unter dem später errichteten Heidenwall. Rund um den Domplatz und die Domstraße befand sich stattdessen die Domburg. Durch die mehrfache Aufschüttung und Bebauung liegt der heutige Domplatz mindestens vier Meter oberhalb der Burg. Unter anderem standen an derselben Stelle sowohl der Mariendom als auch das Johanneum.
Ausgrabungen
Domplatz mit Blick auf St. Petri. Der 2009 eingerichtete Park mit nachgebildeten Wällen der Domburg und Pfeilern des Domes.
Um die legendäre Hammaburg zu finden, wurden mehrere langjährige Ausgrabungen unternommen. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges hatten große Teile der Bauten auf dem Gelände zerstört. Dem U-Bahnbau und Straßenverbreiterungen fielen weitere Bauten, darunter auch der bis 1955 noch erhaltene Westflügel und Arkadengang des Johanneums, zum Opfer, die nicht wieder bebaut wurden.
Die ersten Ausgrabungen erfolgten von 1947 bis 1957. Im Jahr 1948 fand ein Ausgrabungsteam unter Reinhard Schindler unterhalb der Domstraße einen Wall mit Erdverfärbungen, die auf Palisaden hindeuteten. Schindler glaubte, die Hammaburg gefunden zu haben. Spätere wissenschaftliche Erkenntnisse ergaben jedoch, dass die bei den Grabungen gefundene Keramik aus der Wehranlage nicht der früh-, sondern der mittelslawischen Zeit entstammte. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage frühestens am Ende des 9. Jahrhunderts gebaut wurde – mindestens 50 Jahre nach dem Untergang der Hammaburg.
Bei Grabungen von 1980 bis 1987 fand man unterhalb der ersten eine zweite Wallanlage. Diese stammt aber aus dem 8. Jahrhundert und ist damit zu alt, um die Hammaburg zu sein, die laut der Vita Ansgarii um 817 errichtet wurde.
Das Areal wurde von Archäologen des Archäologischen Museums Hamburg unter der Leitung von Karsten Kablitz erneut untersucht. Die Arbeiten auf dem Hamburger Domplatz begannen am 4. Juli 2005 und waren auf 18 Monate angelegt. Hierbei wollte Kablitz’ Team auch beweisen, dass der Platz der Hammaburg bereits weit vorher besiedelt wurde. Einen ersten Hinweis lieferte eine Steinklinge, die ein Schüler bei einem Ausflug zum Ausgrabungsgelände gefunden hat. An der Grabungsstelle wurden Spuren vor und nach der Zeit der Hammaburg gefunden, unter anderem ein Bruchstück des Kenotaphs von Papst Benedikt V.
Nach dem Ende der Grabungen auf dem Domplatz ist man sich nun in der Forschung einig, dort die Überreste der Hammaburg gefunden zu haben. Am 13./14. Dezember 2013 fand diesbezüglich ein wissenschaftliches, interdisziplinäres Kolloquium statt. Die Funde sollen im Rahmen einer Ausstellung vom 31. Oktober 2014 bis zum 26. April 2015 präsentiert werden.[4]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Domplatz mit archäologischen Ausgrabungen (2006)
Namensursprung
Der Name hat seinen Ursprung in dem Wort hamme (= in die Marsch vorspringende bewaldete Erhöhung, Gehölz, Wald; vergl. Stadtteil Hamm).
Lage und Aufbau
Die Burg erhob sich vermutlich auf einem flach auslaufenden Geestrücken inmitten der weiten ebenen Marschen zwischen Alster und Bille, südlich der heutigen Petrikirche. Der Wall hatte die Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken und bestand aus Plankenwerk, das man mit Erdreich angefüllt hatte, und wurde vermutlich auf noch älteren Anlagen errichtet. Die Größe lag bei etwa 130 mal 130 Meter, die Wälle waren fünf bis sechs Meter hoch und 15 Meter breit, bestanden aus rund 10.000 Bäumen und 20.000 m³ Erdreich. Innerhalb der Wallumzäunung, die durch Palisaden noch erhöht war, standen auf einem Areal von etwa einem Hektar die schlichte hölzerne Taufkirche (Marienkirche) des Bistums Hammaburg mit den zugehörigen Klostergebäuden der in der Stadt ansässigen Benediktiner sowie eine Reihe von Häusern, deren stattlichstes, den Königshof, der Burgvogt (Graf) bewohnte. Im Vordergelände des Erdwalles lag die Vorstadt mit den Unterkünften der Kaufleute und Handwerker. Sie grenzte an einen Hafen, der an einem der Nebenarme der Alster lag, dem 1877 zugeschütteten Reichenstraßenfleet, einem ehemaligen Flussarm von der Bille zur Alster.
Geschichte
Die Hammaburg wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar, einen von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Burg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte. Im Jahr 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, die sie plünderten und brandschatzten. Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Flüchtlinge ließen sich zeitweise im Dorf Schmeessen im Solling nieder, wie anhand von Keramikscherben ermittelt wurde.[3] Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein. Das Bistum wurde nach Bremen verlegt.
Erst mit der Verlagerung des Handels von der Ost- zur Nordsee, im 12. Jahrhundert, blühte sie als Namensgeberin der Stadt Hamburg wieder auf.
Ein Bericht über den Angriff der normannischen Wikinger auf die Hammaburg ist aus der Feder des Erzbischofs Rimbert von Bremen überliefert. In seinem Werk Vita sancti Ansgarii schildert er das Leben und Wirken seines Amtsvorgängers, des später heiliggesprochenen Missionars und Bischofs Ansgar. Die Vita Ansgarii ist die einzige Quellenangabe über die alte Hammaburg, aus wissenschaftlicher Sicht aber durchaus glaubwürdig. Rimbert lebte kurz nach Ansgar. Zudem ist wahrscheinlich, dass sich der alte Holzdom am selben Platz wie der spätere Mariendom befand.
Nach heutigen Erkenntnissen erstreckte sich der Wall der hölzernen Burg unter dem später errichteten Heidenwall. Rund um den Domplatz und die Domstraße befand sich stattdessen die Domburg. Durch die mehrfache Aufschüttung und Bebauung liegt der heutige Domplatz mindestens vier Meter oberhalb der Burg. Unter anderem standen an derselben Stelle sowohl der Mariendom als auch das Johanneum.
Ausgrabungen
Domplatz mit Blick auf St. Petri. Der 2009 eingerichtete Park mit nachgebildeten Wällen der Domburg und Pfeilern des Domes.
Um die legendäre Hammaburg zu finden, wurden mehrere langjährige Ausgrabungen unternommen. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges hatten große Teile der Bauten auf dem Gelände zerstört. Dem U-Bahnbau und Straßenverbreiterungen fielen weitere Bauten, darunter auch der bis 1955 noch erhaltene Westflügel und Arkadengang des Johanneums, zum Opfer, die nicht wieder bebaut wurden.
Die ersten Ausgrabungen erfolgten von 1947 bis 1957. Im Jahr 1948 fand ein Ausgrabungsteam unter Reinhard Schindler unterhalb der Domstraße einen Wall mit Erdverfärbungen, die auf Palisaden hindeuteten. Schindler glaubte, die Hammaburg gefunden zu haben. Spätere wissenschaftliche Erkenntnisse ergaben jedoch, dass die bei den Grabungen gefundene Keramik aus der Wehranlage nicht der früh-, sondern der mittelslawischen Zeit entstammte. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage frühestens am Ende des 9. Jahrhunderts gebaut wurde – mindestens 50 Jahre nach dem Untergang der Hammaburg.
Bei Grabungen von 1980 bis 1987 fand man unterhalb der ersten eine zweite Wallanlage. Diese stammt aber aus dem 8. Jahrhundert und ist damit zu alt, um die Hammaburg zu sein, die laut der Vita Ansgarii um 817 errichtet wurde.
Das Areal wurde von Archäologen des Archäologischen Museums Hamburg unter der Leitung von Karsten Kablitz erneut untersucht. Die Arbeiten auf dem Hamburger Domplatz begannen am 4. Juli 2005 und waren auf 18 Monate angelegt. Hierbei wollte Kablitz’ Team auch beweisen, dass der Platz der Hammaburg bereits weit vorher besiedelt wurde. Einen ersten Hinweis lieferte eine Steinklinge, die ein Schüler bei einem Ausflug zum Ausgrabungsgelände gefunden hat. An der Grabungsstelle wurden Spuren vor und nach der Zeit der Hammaburg gefunden, unter anderem ein Bruchstück des Kenotaphs von Papst Benedikt V.
Nach dem Ende der Grabungen auf dem Domplatz ist man sich nun in der Forschung einig, dort die Überreste der Hammaburg gefunden zu haben. Am 13./14. Dezember 2013 fand diesbezüglich ein wissenschaftliches, interdisziplinäres Kolloquium statt. Die Funde sollen im Rahmen einer Ausstellung vom 31. Oktober 2014 bis zum 26. April 2015 präsentiert werden.[4]
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