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Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg

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Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg Empty Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg

Beitrag  Andy Mo Apr 13, 2015 8:59 pm

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg ergaben sich aus den hegemonialen und imperialistischen Bestrebungen der damaligen Großmächte und den oft entgegengesetzten Wünschen nach Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Sie bestanden überwiegend aus konkreten territorialen, politischen und wirtschaftlichen Ansprüchen. Besondere Bedeutung erlangten die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg in der Diskussion um die Kriegsschuldfrage nach 1918 bis zur Fischer-Kontroverse. Als entscheidendes Dokument in diesem Streit gilt das geheime „Septemberprogramm“ des deutschen Kanzlers, das erst Ende der 1950er Jahre wiederentdeckt wurde. Kurz nach Beginn des Krieges hatte die Reichsregierung hier ihre Ziele dafür formuliert, „wie Europa nach diesem Kriege aussehen sollte“.[1]

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg 440px-WWI
Erster Weltkrieg – beteiligte Staaten

Entente, Alliierte und Assoziierte
Mittelmächte
Neutrale*
*Nicht eingezeichnet: Abessinien, Darfur, der Senussi-Staat und Persien kämpften teilweise auf Seiten der Mittelmächte. Zentralarabien und der Hedschas standen auf Seiten der Entente.


Ausgangsproblematik

Die Formulierung der Kriegsziele war für die meisten kriegführenden Staaten eine delikate Angelegenheit. Viele bezeichneten es als gefährlich und unnötig, denn die Verkündung konkreter Kriegsziele konnte unangenehme Verpflichtungen nach sich ziehen, die man lieber vermeiden wollte. Öffentlich verkündete Kriegsziele nicht zu erreichen, hätte als Niederlage erscheinen können. Daher sprach man in der ersten Phase des Krieges vielerorts nur in sehr allgemeiner Form öffentlich von Kriegszielen und konzentrierte die Gedanken der Öffentlichkeit auf den Sieg an sich. Detaillierte Kriegsziele waren zweitrangig, denn eine „Einkaufsliste“ über zu gewinnende Territorien oder Zugeständnisse hätte den „heroischen Charakter“ gestört, den der Krieg in den Augen vieler Zeitgenossen – besonders zu Anfang (→Augusterlebnis) – hatte. Andererseits hätten öffentlich verkündete Expansionsbestrebungen negativen Einfluss auf die vielleicht kriegsentscheidende Haltung der neutralen Staaten haben können. Später wurde die öffentliche Formulierung der Kriegsziele aber oft nötig, um Kosten-Nutzen-Analysen aufzustellen, ob es denn wert sei, für dies oder jenes Kriegsziel weiter zu kämpfen.[2]

Pufferzonen und Grenzverbesserungen spielten noch eine vorrangige Rolle in den Überlegungen, obwohl durch den technischen Fortschritt Entfernungen nicht mehr so bedeutsam waren wie noch im 19. Jahrhundert. „Die Tatsache, dass Grenzverschiebungen im Zeitalter der Massenkriege, der modernen Transportmittel und der Flugzeuge nur noch begrenzte militärische Bedeutung haben, war“, laut Gerhard Ritter, „nicht einmal den Fachmilitärs geläufig“ – daher auch Politikern und Publizisten unbekannt. Der Nationalismus hatte die politischen Akteure empfindlich für Gebietsverluste und Grenzverschiebungen gemacht, so dass „solche Verschiebungen durch ihre politische Wirkung einen künftigen Dauerfrieden mehr bedrohen als militärisch sichern würden“. Im Zeitalter des Nationalismus und Imperialismus erkannte fast niemand, dass Annexionen den Gegner nicht schwächen würden und so der Frieden nicht gesichert werden könnte, sondern im Gegenteil erneut gefährdet würde.[3]

Die Mittelmächte benutzten wie die Alliierten die Kriegsziele auch als Kriegsmittel, zur Ermutigung ihrer Bevölkerung, ihrer Verbündeten oder der Neutralen, oder als Entmutigung, als Drohung wie zur Zersetzung des Gegners.[4]

Die Kriegszielpolitik beider Seiten war auch auf wirtschaftliche Macht ausgerichtet, einerseits durch Okkupation oder Einflussnahme in Absatzgebieten für die eigenen Exporte, andererseits durch Eroberung neuer Rohstoffquellen. Dennoch waren die Kriegsziele notwendigerweise hypothetische und vergängliche Optionen, die wenigsten hatten einen bedingungslosen Charakter.[5]
Begriffsklärung

Der Terminus „Kriegsziele“ wurde schon während des Krieges von den Kriegsgegnern verwendet. Der Sieg selbst war dabei kein Kriegsziel, sondern Voraussetzung für die Verwirklichung der Kriegsziele. Diese Kriegsziele bestanden faktisch aus den Bedingungen – Gebietsabtretungen, Entschädigungen, Entwaffnung – die nach einem Sieg dem Unterlegenen auferlegt werden sollten.[6] Die Begriffe Kriegsziel, Kriegsgrund und Kriegsursache wurden oft nicht voneinander unterschieden. Obwohl die veröffentlichten oder geheim gehaltenen Kriegsziele teilweise extreme Forderungen – etwa nach Annexionen – umfassten, kann der Kriegseintritt nicht ausschließlich mit diesen Zielen erklärt werden. Es gab jedoch auch Fälle, wo sich Kriegsgrund und Kriegsziele deckten, wie es bei Italien, Rumänien und Bulgarien der Fall war. Bei den meisten anderen Staaten ist nach dem Kriegsausbruch das ursprüngliche Kriegsmotiv durch Kriegsansprüche überlagert worden, welche erst im Kriegsverlauf entstanden und sich im Kriegsverlauf wandelten. „Aus annexionistischen Kriegszielen kann weder für die eine noch für die andere Seite der Vorwurf abgeleitet werden, daß sie den Krieg, von seinem Grund her geurteilt, als Eroberungskrieg begonnen hätte“, argumentierte Ernst Rudolf Huber.[7] Im Verlauf und nach Ende des Krieges wurden Kriegsschuld und Kriegsziele oft nur als zwei Seiten einer Medaille betrachtet, obwohl die Verbindung zwischen beiden nur scheinbar derart eng ist.[8] Kriegsziele, Strategie und Friedensverhandlungen waren eng miteinander verbunden, die Grenzen fließend.[9]
Kriegsziele der Mittelmächte

Deutsches Reich
Kriegsziele zu Beginn des Krieges

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg 1024px-Map_of_the_German_Empire_-_1914
Deutschland und seine Kolonien 1914 (blau)

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg Theobald_von_Bethmann-Hollweg_Portrait
Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg

Beim Ausbruch des Weltkrieges überwog im Deutschen Reich noch die Auffassung, der Krieg habe bloßen Verteidigungscharakter. Ausgelöst durch die raschen Erfolge der Armee im Westfeldzug, wurden aber schon bald zum Teil fantastische Annexionsprojekte formuliert.[10] Dabei trat das überwiegend kommerziell dominierte Vorkriegsziel des deutschen Imperialismus, nämlich die koloniale Expansion des Deutschen Reiches in Afrika und Vorderasien, zugunsten einer allgemeinen Machterweiterung in Europa zurück, denn durch die „Mittellage“ und „Einkreisung“ in Europa fühlte sich das Deutsche Reich bedroht. Durch Annexionen in Ost und West in zum Teil extremer Größenordnung wollte man die gewünschte Hegemonialstellung des Deutschen Reiches auf dem europäischen Festland für alle Zukunft sichern. Erst danach habe der Kampf um einen „Platz an der Sonne“ genannten Anteil an der Welt gute Erfolgsaussichten.[11]

Am 9. September 1914 legte Kanzler Bethmann Hollweg in seinem „Septemberprogramm“ die Kriegsziele fest. Deutschland wollte seine seit der Reichsgründung stark gewachsene Machtstellung sichern und seine Ansprüche auf eine Weltpolitik geltend machen.

„Sicherung des Deutschen Reichs nach West und Ost auf erdenkliche Zeit. Zu diesem Zweck muß Frankreich so geschwächt werden, daß es als Großmacht nicht neu erstehen kann, Rußland von der deutschen Grenze nach Möglichkeit abgedrängt und seine Herrschaft über die nichtrussischen Vasallenvölker gebrochen werden.
Die Ziele des Krieges im einzelnen:

Frankreich: Abtretung des Erzbeckens von Briey […]. Ein Handelsvertrag, der Frankreich in wirtschaftliche Abhängigkeit von Deutschland bringt […].
Belgien: Angliederung von Lüttich und Verviers an Preußen, eines Grenzstriches der Provinz Luxemburg an Luxemburg. Zweifelhaft bleibt, ob Antwerpen mit einer Verbindung nach Lüttich gleichfalls zu annektieren ist. Gleichviel, jedenfalls muß ganz Belgien, wenn es auch als Staat äußerlich bestehen bleibt, zu einem Vasallenstaat herabsinken, […] wirtschaftlich zu einer deutschen Provinz werden.
Luxemburg wird deutscher Bundesstaat und erhält einen Streifen aus der jetzt belgischen Provinz Luxemburg und eventuell die Ecke von Longwy.
Es ist zu erreichen die Gründung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes durch gemeinsame Zollabmachungen, unter Einschluss von Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Österreich-Ungarn, Polen und eventl. Italien, Schweden und Norwegen. Dieser Verband, wohl ohne gemeinsame konstitutionelle Spitze, unter äußerlicher Gleichberechtigung seiner Mitglieder, aber tatsächlich unter deutscher Führung, muß die wirtschaftliche Vorherrschaft Deutschlands über Mitteleuropa stabilisieren.
Die Frage der kolonialen Erwerbungen, unter denen in erster Linie die Schaffung eines zusammenhängenden mittelafrikanischen Kolonialreichs anzustreben ist, desgleichen die Rußland gegenüber zu erreichenden Ziele werden später geprüft […].
Holland. Es wird zu erwägen sein, durch welche Mittel und Maßnahmen Holland in ein engeres Verhältnis zu dem Deutschen Reiche gebracht werden kann […].“

– Septemberprogramm: konzipiert vermutlich von Kurt Riezler, 9. September 1914.[12]

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg 1024px-Kriegsziele_im_Westen
Kriegsziele im Westen

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg 1024px-Kriegsziele_im_Osten
Kriegsziele im Osten

Das Septemberprogramm entsprach den Ideen und Wünschen der führenden deutschen Kreise in Politik, Wirtschaft und Militär. Namentlich die Industrie erhoffte sich von friedensvertraglichen Regelungen weitgehende Wettbewerbsprivilegien durch Eingriffe in die Autonomie der betroffenen Staaten. Das Programm ist das Ergebnis der Zusammenfassung vieler Programme und Konzepte über das zukünftige Europa. Bethmann Hollweg und sein Berater Kurt Riezler, der eigentliche Verfasser des Septemberprogrammes, waren Rezipienten unzähliger Kriegszielprogramme vieler Interessengruppen, welche sie als politisch erreichbare Ziele formulierten und in eine praktikable Form brachten.[13]

Die Kriegszielmehrheit im Reichstag erstreckte sich von den konservativen über liberale Parteien bis ins sozialdemokratische Lager hinein. Ab 1915 sind allerdings wachsende Gegensätze in dieser Frage festzustellen.[14] Nachdem in der Euphorie der ersten Kriegswochen weitgehende – meist unrealistische – Kriegsziele aufgestellt worden waren, verbot Bethmann Hollweg Ende 1914 aus Rücksicht auf das neutrale Ausland und die deutsche Arbeiterschaft die öffentliche Kriegszieldebatte. Diese Beschränkung wirkte allerdings nur in sehr geringem Maße und wurde später auf Betreiben der Dritten Obersten Heeresleitung (OHL), auch wegen der psychologischen Mobilisierung der kriegsmüden Bevölkerung, aufgehoben. Die OHL erblickte in der Freigabe der Kriegszieldiskussion ein entscheidendes Mittel zur Totalisierung des Krieges und zur ideologischen Kriegsführung.[15]

Das Herzstück der deutschen Kriegszielpolitik im Westen war während des gesamten Krieges Belgien. Seit dem Septemberprogramm rückte keiner der politisch Verantwortlichen von der Forderung nach Beherrschung Belgiens als Vasallenstaat, neben möglichst großen direkten Annexionen, ab.[16] Zweites zentrales Kriegsziel war die mehr oder weniger direkte Beherrschung Polens neben der Annexion eines, je nach Herkunft des Konzeptes, unterschiedlich breiten Grenzstreifens.[17]

Auch Gebietserweiterungen in Kurland und Litauen wurden von Vertretern aller weltanschaulichen Richtungen in fast allen Fällen verlangt. Einerseits, weil sie dem Reich direkt benachbart waren, andererseits, weil sie eine nichtrussische Bevölkerung und mit den Deutsch-Balten sogar eine kleine deutsche Minderheit besaßen.[18] Vorgesehen war, ähnlich wie im polnischen Grenzstreifen, durch Ansiedlung von Russlanddeutschen auf russischen Krondomänen, Kirchen- und Großgrundbesitz, neben den Besitzungen der deutsch-baltischen Aristokratie, die Verdrängung der Letten im eigenen Lande. Als Motivation der Besiedlungsaktion brach hier mit voller Schärfe die völkische Komponente der deutschen Kriegszielpolitik durch.[19]

Die Kriegsziele im Ersten Weltkrieg 640px-Mittelafrika
Kriegsziel Deutsch-Mittelafrika

Das deutsche Kriegsziel „Mittelafrika“ wurde besonders hartnäckig verfolgt. Ein Vorschlag von Wilhelm Heinrich Solf, dem Staatssekretär des Reichskolonialamtes, der im August und September 1914 ein konkretes Mittelafrika-Projekt entwarf, war die Verteilung der afrikanischen Kolonien Frankreichs, Belgiens und Portugals, die Bethmann Hollweg schließlich in sein Septemberprogramm einschloss.[20]

Trotz der Flut annexionistischer Agitation, die im Sommer 1915 ihren Höhepunkt erreichte, ließen die Eroberungswünsche unter der Einwirkung der Kriegsnöte in breiten Bevölkerungskreisen verhältnismäßig schnell nach. Auf die Eroberungswünsche während der „Kriegspsychose“ des Winters 1914/15 folgte im Frühjahr 1915 die Ernüchterung eines Großteils der Bevölkerung.[21] Die annexionistische Propaganda erfasste nicht wie im Zweiten Weltkrieg alle Bevölkerungskreise, sondern hauptsächlich industrielle und intellektuelle Schichten. In der zweiten Hälfte des Krieges war die sozialdemokratische Parole eines Friedens ohne Annexionen sehr populär. Der Unmut richtete sich, vor allem unter den Soldaten, gegen den Alldeutschen Verband und seine Anhänger als „Kriegshetzer“ und „Kriegsverlängerer“.[22]
Kriegsziele und Friedensbemühungen

Für den allseits nicht erwarteten Fall, dass die Entente infolge des Friedensangebots der Mittelmächte in Verhandlungen eintreten würde, forderte Bethmann Hollweg von Generalstab, Admiralstab und Kolonialamt die Erstellung von Kriegsziellisten als Verhandlungsgrundlage, was auch sogleich geschah.[23] Der Kanzler hat dann die Bedingungen der Militärs und des Kolonialamtes in die Friedensbedingungen, die er Woodrow Wilson auf dessen Anfrage am 29. Januar 1917 über Botschafter Bernstorff zukommen ließ, in verschleierter Form, als „Garantien“, doch noch aufgenommen.[24] In seinen unbestimmten Formulierungen konnten die Militärs ihre Wünsche berücksichtigt sehen, die Diplomatie hingegen ihren mäßigenden Einfluss; – insofern war es eine Kompromissformel. Falls die Entente das Friedensangebot angenommen hätte, lauteten die Bedingungen:

„Rückerstattung des von Frankreich besetzen Teils von Oberelsaß. Gewinnung einer Deutschland und Polen gegen Rußland strategisch und wirtschaftlich sichernden Grenze. Koloniale Restitution in Form einer Verständigung, die Deutschland einen seiner Bevölkerungszahl und der Bedeutung seiner wirtschaftlichen Interessen entsprechenden Kolonialbesitz sichert. Rückgabe der von Deutschland besetzten französischen Gebiete unter Vorbehalt strategischer und wirtschaftlicher Grenzberichtigung sowie finanzieller Kompensationen. Wiederherstellung Belgiens unter bestimmten Garantien für die Sicherheit Deutschlands, welche durch Verhandlungen mit der belgischen Regierung festzustellen wären. Wirtschaftlicher und finanzieller Ausgleich auf der Grundlage des Austausches der beiderseits eroberten und im Friedensschluß zu restituierenden Gebiete. ... Die Friedensbedingungen unserer Verbündeten bewegten sich in gleich gemäßigten Grenzen.[25]“

Dieses Programm, urteilt Wolfgang Steglich, ist unter allen Kriegsziellisten, die im Rahmen der Verhandlungen um die Friedensaktion aufgestellt wurden, das maßvollste gewesen.[26] Das lag in der Natur des Programms, das eine persönliche Mitteilung an Wilson darstellte, begründet. Die einzelnen Kriegszielforderungen waren aber so unbestimmt abgefaßt, dass Verschärfungen leicht möglich waren. Die deutsche Führung war sich einig, dass der Wilsonsche Friedensversuch gestoppt werden musste, weil er die deutschen Sonderfriedensversuche, die allein die Erreichung der Kriegsziele gewährleisten könnten, vereitelt hätte.[27]
Kreuznacher Kriegszielkonferenz
→ Hauptartikel: Kreuznacher Kriegszielkonferenz

Die OHL drängte den widerstrebenden Bethmann Hollweg immer wieder auf die Festlegung von „Mindest- und Ausgangsforderungen“.[28] Die Kriegszielkonferenz im Hauptquartier der OHL in Bad Kreuznach am 23. April 1917 stellte eine „Hochwassermarke des offiziellen deutschen Annexionismus“ dar.[29]

Die Ergebnisse der Konferenz waren weitreichende Forderungen, wie die Annexion Kurlands und Litauens, ein polnischer Grenzstreifen, dessen Ausdehnung von der zukünftigen Vorherrschaft Deutschlands in Polen abhängen sollte, das zudem noch nach Osten hin zu erweitern wäre. Russland sollte als Entschädigung Ostgalizien überlassen werden und auch Teile der Moldau erhalten. Österreich-Ungarn könnte dafür in Serbien, Montenegro und Albanien, in Form eines anzugliedernden südslawischen Staates, Kompensationen erhalten. Die Moldau bis zum Sereth und die Westwalachei bis Craiova kämen ebenfalls an den Verbündeten. Rumänien sollte so groß wie möglich bleiben und unter deutscher Kontrolle weiter bestehen. Im Westen blieben die Ansprüche die alten: der Vasallenstaat Belgien hätte Lüttich, die flandrische Küste mit Brügge und die Gegend von Arlon abzutreten, die ebenso wie Luxemburg und Longwy-Briey an Deutschland fallen würden. Weiters habe Frankreich einzelne „Grenzverbesserungen“ in Elsaß-Lothringen zuzulassen, lediglich „einige Grenzzipfel“ wurden, als Beweis des guten Willens gegenüber den kriegsmüden Österreichern, zugunsten Frankreichs angeboten, um „einen Frieden mit Frankreich daran nicht scheitern zu lassen“.[30]

Admiral von Müller hatte von der Konferenz den Eindruck „völliger Maßlosigkeit im Osten und Westen“ erhalten.[31] Bethmann Hollweg hatte Hindenburg und Ludendorff in Kreuznach nichts entgegenzusetzen. Die mächtige OHL hatte dem schwachen Kanzler ihr Maximalprogramm abgerungen.[32] Admiral Müller hatte aber den Eindruck, dass Bethmann und Zimmermann es nicht tragisch nahmen, weil sie dachten, es würde letzten Endes doch alles ganz anders kommen.[33] Bethmann Hollweg selbst meinte, er habe das Protokoll mitgezeichnet, weil sein „Abgang über Phantastereien lächerlich“ wäre. Im übrigen lasse er sich durch das Protokoll natürlich in keiner Weise binden.[34]

So hier unterbrechen wir,wer sich weiter dafür interressiert,dem sei der Link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsziele_im_Ersten_Weltkrieg
Andy
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