Hinrich Wilhelm Kopf
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Hinrich Wilhelm Kopf
Hinrich Wilhelm Kopf (* 6. Mai 1893 in Neuenkirchen; † 21. Dezember 1961 in Göttingen) war ein deutscher Politiker (SPD). Er war der erste Ministerpräsident des 1946 wiedererrichteten Landes Hannover und danach erster Ministerpräsident von Niedersachsen.
Hinrich Wilhelm Kopf 1948 auf der Rittersturz-Konferenz
Bundestagswahl 1949: Die RSF-Ortsgruppe Norden demonstriert gegen Kopf
Leben
Nach dem Besuch der Volksschule seines Heimatdorfs besuchte er das Realprogymnasium in Otterndorf und wechselte dann auf die Höhere Staatsschule nach Cuxhaven. Im Alter von 16 Jahren brach er die Schule ab, um nach Amerika auszuwandern. Hier schlug er sich etwa 9 Monate in New Jersey mit Aushilfsjobs durch, kehrte dann aber nach Deutschland zurück. Er besuchte nun das Andreanum nach Hildesheim, wo er das Abitur ablegte. Anschließend absolvierte er eine Lehre in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Ab 1913 absolvierte er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg und Göttingen. Während seines Studiums war er Mitglied der fakultativ schlagenden schwarzen Verbindung Lunaburgia Göttingen im Miltenberger Ring. Er trat 1919 der SPD bei und war ab 1921 persönlicher Referent des Reichsministers des Innern Eduard David, anschließend Regierungsrat im Preußischen bzw. Thüringischen Innenministerium. 1923-28 folgte eine Tätigkeit im Bank- und Versicherungswesen. Von 1928 bis 1932 war er als erster Sozialdemokrat Landrat in seinem Heimatkreis Hadeln. Nach seiner Entlassung aus dem öffentlichen Dienst 1933 war Kopf als selbständiger Kaufmann und Landwirt tätig.
Kopf war von 1939 bis 1943 im Auftrag der nationalsozialistischen Regierung als Vermögensverwalter in Polen zunächst mit einer eigenen Firma gemeinsam mit dem Juristen Edmund Bohne, später dann für die Haupttreuhandstelle Ost tätig.[1] Dabei muss sich Kopf an der Enteignung und Aussiedlung der polnischen Bevölkerung verantwortlich beteiligt haben.[2] Kopf habe in der Angelegenheit „den Landtag belogen“, äußerte sich 2013 Kopfs späterer Amtsnachfolger Stephan Weil.[3] Diese neuen Erkenntnisse über Kopf beruhen zum großen Teil auf den Forschungsergebnissen, die in der Dissertation der Göttinger Historikerin Teresa Nentwig enthalten sind.[4] Nach Vorlage der neuen Forschungsergebnisse hat der Niedersächsische Landtag bei dem Verein „Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen e.V.“ ein Gutachten zur Biographie Hinrich Wilhelm Kopfs in Auftrag gegeben. Im Oktober 2013 legte die Historische Kommission ihr Gutachten vor, in dem sie im Wesentlichen die Forschungsergebnisse von Nentwig zusammenfasst und die zum Teil bereits seit der Gründung des Landes Niedersachsen gegen Kopf vorgebrachten Vorwürfe bestätigt. Die Kommission votiert jedoch mit Hinweis auf die Bedeutung Hinrich Wilhelm Kopfs im demokratischen Wiederaufbau auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens für die Beibehaltung der Ehrungen des ersten Ministerpräsidenten durch Benennung von Schulen, öffentlichen Plätzen und Straßen.[5][6][7] Statt einer Umbenennung schlug die Kommission vor, an einem Ort im Landtag „in geeigneter Form seine Tätigkeiten darzustellen, seine Leistungen zu würdigen und seine offensichtlichen Fehler, Versäumnisse und Vergehen während der Zeit des Nationalsozialismus offenzulegen“, wie der Kommissionsvorsitzende Thomas Vogtherr aus Anlass eines Colloquiums zur NS-Vergangenheit früherer Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft ausführte.[8] Am 15. September 2014 schließlich entschied sich der Bezirksrat Hannover-Mitte für eine Namensänderung des Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platzes am Landtag in „Hannah-Arendt-Platz“.[9] Am 2. April 2015 wurde der Platz schließlich umbenannt.[10] Ebenso wurden verschiedene andere Institutionen, beispielsweise Schulen, umbenannt.
1948 versuchte die polnische Regierung, ihn für diese Treuhandstelle-Tätigkeiten mit einem Auslieferungsersuchen an die britische Kontrollkommission als Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Das Höhere Militärgericht in Herford lehnte diesen Antrag jedoch ab.[11]
1945 wurde Kopf von der Britischen Militärregierung zum Oberpräsidenten in Hannover ernannt. In der Folge war er maßgeblich an den Konzepten zur Gründung des Landes Niedersachsen beteiligt, dessen erster Ministerpräsident er am 1. November 1946 wurde. Gemeinsam mit Adolf Grimme und Fritz Sänger arbeitete er die 1951 verabschiedete niedersächsische Landesverfassung aus.
Nach seiner zweiten Amtsperiode zog sich Kopf 1955 vorübergehend aus der Politik zurück und nahm einen Posten als Aufsichtsratsmitglied beim Hüttenwerk Peine an. Im Jahr 1957 kehrte er als Innenminister in die Landespolitik zurück, von 1959 bis zu seinem Tode amtierte er erneut als Ministerpräsident.
Aufgrund seiner freundschaftlichen Verbindungen, die er zum Welfenhaus unterhielt, wurde er auch "der rote Welfe" genannt.[12]
Das Grab des Hinrich Wilhelm Kopf in Stöcken
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover.
Politische Ämter
1928 – 1932 Landrat des Landes Hadeln in Otterndorf
Oktober 1932 – 1933 Regierungsangestellter in Oppeln, Provinz Oberschlesien
Mai 1945 – August 1946 Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover
23. August - 9. Dezember 1946 Ministerpräsident des Landes Hannover
9. Dezember 1946 – 26. Mai 1955 und 12. Mai 1959 – 21. Dezember 1961 (†) Ministerpräsident von Niedersachsen
11. April 1947 – 9. Juni 1948 und 19. November 1957 – 12. Mai 1959 Niedersächsischer Innenminister
22. Juni 1950 – 13. Juni 1951 Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
14. August 1950 – 13. Juni 1951 Niedersächsischer Finanzminister
7. September 1951 – 6. September 1952 Präsident des Bundesrates
1. Dezember 1953 – 26. Mai 1955 Niedersächsischer Justizminister (geschäftsführend)
Sprüche
Denkmal für Hinrich Wilhelm Kopf im Park vor der St. -Marien-Kirche in seinem Heimatort Neuenkirchen
Der aus einem landwirtschaftlichen Haus stammende Kopf liebte es deftig. Der plattdeutsche Autor Werner Tietje, ebenfalls aus Neuenkirchen, verfasste ein Buch mit dem Titel Hinnerk Willem Kopp über seine derben Sprüche. Auf sein Konto gehen Weisheiten wie: „Ich bin Sozialist, weil ich Christ bin“, aber auch der in dem alten Landratsamt eingerahmt hängende plattdeutsche Snack: „Pus’di man nich op, büst ok blot mit’n nookten Moors oppe Welt komen“ Was übersetzt bedeutet: „Puste Dich mal nicht so auf, Du bist auch bloß mit einem nackten Hintern auf die Welt gekommen“.
Ehrungen
1953: Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Hinrich Wilhelm Kopf 1948 auf der Rittersturz-Konferenz
Bundestagswahl 1949: Die RSF-Ortsgruppe Norden demonstriert gegen Kopf
Leben
Nach dem Besuch der Volksschule seines Heimatdorfs besuchte er das Realprogymnasium in Otterndorf und wechselte dann auf die Höhere Staatsschule nach Cuxhaven. Im Alter von 16 Jahren brach er die Schule ab, um nach Amerika auszuwandern. Hier schlug er sich etwa 9 Monate in New Jersey mit Aushilfsjobs durch, kehrte dann aber nach Deutschland zurück. Er besuchte nun das Andreanum nach Hildesheim, wo er das Abitur ablegte. Anschließend absolvierte er eine Lehre in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Ab 1913 absolvierte er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg und Göttingen. Während seines Studiums war er Mitglied der fakultativ schlagenden schwarzen Verbindung Lunaburgia Göttingen im Miltenberger Ring. Er trat 1919 der SPD bei und war ab 1921 persönlicher Referent des Reichsministers des Innern Eduard David, anschließend Regierungsrat im Preußischen bzw. Thüringischen Innenministerium. 1923-28 folgte eine Tätigkeit im Bank- und Versicherungswesen. Von 1928 bis 1932 war er als erster Sozialdemokrat Landrat in seinem Heimatkreis Hadeln. Nach seiner Entlassung aus dem öffentlichen Dienst 1933 war Kopf als selbständiger Kaufmann und Landwirt tätig.
Kopf war von 1939 bis 1943 im Auftrag der nationalsozialistischen Regierung als Vermögensverwalter in Polen zunächst mit einer eigenen Firma gemeinsam mit dem Juristen Edmund Bohne, später dann für die Haupttreuhandstelle Ost tätig.[1] Dabei muss sich Kopf an der Enteignung und Aussiedlung der polnischen Bevölkerung verantwortlich beteiligt haben.[2] Kopf habe in der Angelegenheit „den Landtag belogen“, äußerte sich 2013 Kopfs späterer Amtsnachfolger Stephan Weil.[3] Diese neuen Erkenntnisse über Kopf beruhen zum großen Teil auf den Forschungsergebnissen, die in der Dissertation der Göttinger Historikerin Teresa Nentwig enthalten sind.[4] Nach Vorlage der neuen Forschungsergebnisse hat der Niedersächsische Landtag bei dem Verein „Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen e.V.“ ein Gutachten zur Biographie Hinrich Wilhelm Kopfs in Auftrag gegeben. Im Oktober 2013 legte die Historische Kommission ihr Gutachten vor, in dem sie im Wesentlichen die Forschungsergebnisse von Nentwig zusammenfasst und die zum Teil bereits seit der Gründung des Landes Niedersachsen gegen Kopf vorgebrachten Vorwürfe bestätigt. Die Kommission votiert jedoch mit Hinweis auf die Bedeutung Hinrich Wilhelm Kopfs im demokratischen Wiederaufbau auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens für die Beibehaltung der Ehrungen des ersten Ministerpräsidenten durch Benennung von Schulen, öffentlichen Plätzen und Straßen.[5][6][7] Statt einer Umbenennung schlug die Kommission vor, an einem Ort im Landtag „in geeigneter Form seine Tätigkeiten darzustellen, seine Leistungen zu würdigen und seine offensichtlichen Fehler, Versäumnisse und Vergehen während der Zeit des Nationalsozialismus offenzulegen“, wie der Kommissionsvorsitzende Thomas Vogtherr aus Anlass eines Colloquiums zur NS-Vergangenheit früherer Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft ausführte.[8] Am 15. September 2014 schließlich entschied sich der Bezirksrat Hannover-Mitte für eine Namensänderung des Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platzes am Landtag in „Hannah-Arendt-Platz“.[9] Am 2. April 2015 wurde der Platz schließlich umbenannt.[10] Ebenso wurden verschiedene andere Institutionen, beispielsweise Schulen, umbenannt.
1948 versuchte die polnische Regierung, ihn für diese Treuhandstelle-Tätigkeiten mit einem Auslieferungsersuchen an die britische Kontrollkommission als Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Das Höhere Militärgericht in Herford lehnte diesen Antrag jedoch ab.[11]
1945 wurde Kopf von der Britischen Militärregierung zum Oberpräsidenten in Hannover ernannt. In der Folge war er maßgeblich an den Konzepten zur Gründung des Landes Niedersachsen beteiligt, dessen erster Ministerpräsident er am 1. November 1946 wurde. Gemeinsam mit Adolf Grimme und Fritz Sänger arbeitete er die 1951 verabschiedete niedersächsische Landesverfassung aus.
Nach seiner zweiten Amtsperiode zog sich Kopf 1955 vorübergehend aus der Politik zurück und nahm einen Posten als Aufsichtsratsmitglied beim Hüttenwerk Peine an. Im Jahr 1957 kehrte er als Innenminister in die Landespolitik zurück, von 1959 bis zu seinem Tode amtierte er erneut als Ministerpräsident.
Aufgrund seiner freundschaftlichen Verbindungen, die er zum Welfenhaus unterhielt, wurde er auch "der rote Welfe" genannt.[12]
Das Grab des Hinrich Wilhelm Kopf in Stöcken
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover.
Politische Ämter
1928 – 1932 Landrat des Landes Hadeln in Otterndorf
Oktober 1932 – 1933 Regierungsangestellter in Oppeln, Provinz Oberschlesien
Mai 1945 – August 1946 Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover
23. August - 9. Dezember 1946 Ministerpräsident des Landes Hannover
9. Dezember 1946 – 26. Mai 1955 und 12. Mai 1959 – 21. Dezember 1961 (†) Ministerpräsident von Niedersachsen
11. April 1947 – 9. Juni 1948 und 19. November 1957 – 12. Mai 1959 Niedersächsischer Innenminister
22. Juni 1950 – 13. Juni 1951 Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
14. August 1950 – 13. Juni 1951 Niedersächsischer Finanzminister
7. September 1951 – 6. September 1952 Präsident des Bundesrates
1. Dezember 1953 – 26. Mai 1955 Niedersächsischer Justizminister (geschäftsführend)
Sprüche
Denkmal für Hinrich Wilhelm Kopf im Park vor der St. -Marien-Kirche in seinem Heimatort Neuenkirchen
Der aus einem landwirtschaftlichen Haus stammende Kopf liebte es deftig. Der plattdeutsche Autor Werner Tietje, ebenfalls aus Neuenkirchen, verfasste ein Buch mit dem Titel Hinnerk Willem Kopp über seine derben Sprüche. Auf sein Konto gehen Weisheiten wie: „Ich bin Sozialist, weil ich Christ bin“, aber auch der in dem alten Landratsamt eingerahmt hängende plattdeutsche Snack: „Pus’di man nich op, büst ok blot mit’n nookten Moors oppe Welt komen“ Was übersetzt bedeutet: „Puste Dich mal nicht so auf, Du bist auch bloß mit einem nackten Hintern auf die Welt gekommen“.
Ehrungen
1953: Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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