Die Schutztruppe
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Die Schutztruppe
Schutztruppe war die offizielle Bezeichnung der militärischen Einheiten in den deutschen Kolonien in Afrika von 1891 bis 1918. Der Begriff „Schutztruppe“ geht auf die Entscheidung des Reichskanzlers Otto von Bismarck zurück, für die erworbenen beziehungsweise eroberten Überseegebiete den Begriff „Schutzgebiet“, d.h. Protektorat, anstelle von Kolonie zu verwenden.[1]
Angehörige der Ostafrika-Schutztruppe
Angehörige der Schutztruppe für Südwest-Afrika
In den deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika befanden sich eigene Schutztruppen, die die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren zur Aufgabe hatten. Zu ihren Aufgaben gehörte die Eroberung von nicht vertraglich erworbenen Kolonialterritorien, die Niederschlagung von Aufständen, Grenzsicherung und Sicherung von Expeditionen. Für eine Kriegsführung gegen andere koloniale Streitkräfte waren sie weder ausgebildet noch ausgerüstet.
In den Kolonialgebieten Deutsch-Neuguinea, Samoa und in Togoland bestanden lediglich Polizeieinheiten, da hier kein umfangreicher Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht erwartet wurde. Das deutsche Militär im chinesischen Kiautschou bestand aus Marineinfanteristen der kaiserlichen Marine, da diese Kolonie dem Reichsmarineamt unterstellt war.
Entstehung und Rechtsverhältnisse der Schutztruppen
So stellte sich der Maler Rudolf Hellgrewe eine deutsche Sudanesen-Kompanie der Wissmann-Truppe vor.
Die Schutztruppen entstanden in den deutschen Kolonien aus Einheiten, die ursprünglich entweder als Polizeitruppe oder als privatrechtliche Militärverbände verfasst waren.
Ostafrika: Als 1888 im späteren Deutsch-Ostafrika der Aufstand der Küstenbevölkerung gegen Herrschaftsansprüche der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ausbrach, die keine eigenen bewaffneten Kräfte unterhielt, reagierte die Reichsregierung zunächst mit der Schaffung der „Wissmanntruppe“, einer vom Reichskommissar Wissmann persönlich angeworbenen Söldnerarmee. Diese privatrechtliche Einheit wurde durch Reichsgesetz vom 22. März 1891 zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika umgewandelt und zunächst dem Marineamt zugeordnet.
Südwestafrika: die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika bildete eine kleine Polizeieinheit, die aber sich bereits 1889 nicht mehr gegen den Widerstand der Herero durchsetzen konnte. Daraufhin richtete das Reich eine eigene Polizeitruppe unter dem Hauptmann Curt von Francois ein. Diese wurde mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 in die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika überführt.[2]
Kamerun: Auch in Kamerun wurde zunächst 1891 eine Polizeitruppe aufgestellt, die mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 zur Schutztruppe umgebildet wurde.[3][4]
Balisoldaten in Kamerun (um 1890)
Die Schutztruppen bildeten einen vom Reichsheer und der kaiserlichen Marine unabhängigen Teil des Militärs des Deutschen Reiches unter dem Oberbefehl des deutschen Kaisers. Der örtliche Oberbefehl oblag dem Gouverneur, dem der Kommandeur der jeweiligen Schutztruppe unterstand. Mit Ausnahme von Deutsch-Südwestafrika bestanden diese Einheiten überwiegend aus einheimischen Soldaten unter dem Befehl von deutschen Offizieren und Unteroffizieren.
Die zusammenfassende Regelung der Rechtsverhältnisse der Schutztruppen in den afrikanischen Kolonien erfolgte durch das Reichsgesetz vom 7./18. Juli 1896 (Schutztruppengesetz).[5]
1907 wurde die Verwaltung der Schutztruppe in das neu geschaffene Reichskolonialamt eingegliedert. Das Oberkommando der Schutztruppen war in der Mauerstraße 45/46 (Berlin-Mitte) untergebracht, in unmittelbarer Nähe des Reichskolonialamtes.
Ostafrika
Askari-Trompeter der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika
In Deutsch-Ostafrika wurden erstmals eigene militärische Einheiten für eine deutsche Kolonie gebildet. Hier hatte 1889 der Reichskommissar Wissmann im Auftrag der deutschen Regierung eine private Söldnerarmee zur Bekämpfung des Aufstandes der ostafrikanischen Küstenbevölkerung aufgestellt. 1891 wurde diese sogenannte Wissmann-Truppe in eine Streitmacht des Deutschen Reiches umgewandelt.
Die Truppen setzten sich aus deutschen Offizieren, Sanitäts- und Veterinäroffizieren, Unteroffizieren und Beamten zusammen, die für diese Tätigkeit aus Heer beziehungsweise Marine ausschieden und mit der Option zur Rückkehr in den Dienst der Schutztruppe wechselten. Die Mannschaftsdienstgrade in Ostafrika waren anfangs mit Söldnern aus Sudan und Mosambik, später durchweg mit angeworbenen Einheimischen besetzt, die Askari genannt wurden. Es gab auch „farbige“ Unteroffiziere und Offiziere, die mit ägyptisch-osmanischen Rangbezeichnungen wie Schausch oder Effendi benannt wurden. Ferner wurde die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika gelegentlich durch einheimische Hilfskräfte, den sogenannten Rugaruga, ergänzt.
Südwestafrika
Siehe auch: Erster Weltkrieg in Südwestafrika
Die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika bestand fast ausschließlich aus Soldaten des Heeres und der Marine (und auch Österreichern), die sich freiwillig aus ihren Regimentern für die Truppe gemeldet hatten. Hier gab es keine afrikanischen Soldaten. Vor der Verschiffung nach Afrika wurden die Freiwilligen auf deutschen Ausbildungsstützpunkten für ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Solch ein Stützpunkt befand sich beispielsweise in Karlsruhe. Wegen der oft feucht-heißen Bedingungen am Oberrhein sorgte man hier für eine frühe Akklimatisierung. Nach Kriegsausbruch kamen in geringem Umfang afrikanische Hilfstruppen für die Bewachung Kriegsgefangener zum Einsatz, so die „Kamerun-Kompanie“ und die „Baster-Kompanie“.[6]
Abteilung der Kamerun-Kompanie in Südwestafrika, 1914/15
Kamerun
Siehe auch: Kamerun im Ersten Weltkrieg
Die Kameruner Schutztruppe ging 1894 im Zuge einer Reorganisation der Streitkräfte nach dem „Dahomé-Aufstand“ aus der drei Jahre zuvor gebildeten Polizeitruppe hervor. Erster Kommandeur war Max von Stetten. Wie in Ostafrika bestand sie auch aus afrikanischen Soldaten, die von deutschen Offizieren und Unteroffizieren geführt wurden. In der Zeit vom 14. bis zum 22. Dezember 1884 fanden Kämpfe mit der einheimischen Bevölkerung statt, zu denen in der Amtspresse Preußen unter dem Titel Die Kämpfe in Kamerun. (IV. Jahrgang. No. 12. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 1885) ein ausführlicher Bericht vorhanden ist.[7]
In den zwanzig Jahren ihres Bestehens wurde die Truppe sukzessive vergrößert, zuletzt um zwei Kompanien zur Eingliederung Neukameruns. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestand sie aus zwölf Kompanien.
Truppenstärke
1913 bestanden die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika aus 410 Deutschen und 2.682 Askari, in Deutsch-Südwestafrika aus 1.967 Deutschen und in Kamerun aus 185 Deutschen und 1.560 Einheimischen.
Strafrecht
Für die deutschen Angehörigen der Schutztruppen galten die deutschen Militärgesetze und die deutsche Militärdisziplinarstrafordnung. Die Militärstrafgerichtsbarkeit über sie wurde nach der Verordnung vom 26. Juli 1896 durch das Gericht des Oberkommandos der Schutztruppen (Reichskanzler und ein vortragender Rat) und Abteilungsgerichte (Befehlshaber der Abteilung und ein untersuchungsführender Offizier) verwaltet. Das Verfahren war das der deutschen Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1908.
Für die Mehrzahl der einheimischen Soldaten konnten daneben aber auch Bestimmungen des sogenannten Eingeborenenrechtes angewandt werden, die beispielsweise Prügelstrafe und das Anlegen von Ketten erlaubten.[8]
Oberkommando der Schutztruppen Mauerstraße 45/46
Kommando der Schutztruppen[9] (ab 1897): Berlin – Reichskolonialamt (zentrale Militär-Verwaltungsbehörde)
Deutsch-Ostafrika
Deutsch-Ostafrika – Kommando Daressalam
Stärke: 68 Offiziere, 42 Ärzte, 150 deutsche Beamte, Feuerwerker und Unteroffiziere, 2472 afrikanische Soldaten
Details zur Aufstellung der 14 Kompanien vor Beginn des Weltkrieges siehe Hauptartikel Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
Deutsch-Südwestafrika
Kamelreiterkompanie, 1904
Schutztruppenangehörige in Swakopmund
Deutsch-Südwestafrika – Kommando Windhuk
Stärke: 90 Offiziere, 22 Ärzte, 9 Veterinäre, 59 Beamte, Feuerwerker, 342 Unteroffiziere, 1.444 deutsche Soldaten
Gericht des Kommandos, Intendantur, Sanitätsamt und Vermessungstrupp
Nordbezirk Kommando Windhuk
1. Kompanie: Regenstein, Seeis
4. Kompanie (MG): Okanjande
6. Kompanie: Outjo und Otavi
2. Batterie: Johann-Albrechts-Höhe
Verkehrszug 1: Karibib
Proviantamt: Karibib
Pferdedepot: Okawayo
Artillerie- und Train-Depot: Windhuk
Lazarett: Windhuk
Hauptsanitätsdepot: Windhuk
Bekleidungsdepot: Windhuk
Ortskommandantur: Windhuk
Ortskommandantur u. Proviantamt: Swakopmund
Südbezirk Kommando: Keetmanshoop
2. Kompanie: Ukamas
3. Kompanie: Kanus
5. Kompanie (MG): Chamis und Churutabis
7. und 8 Kompanie: Gochas und Arahoab (Kamelreiter und MG), Lazarett.
1. Batterie: Narubis
3. Batterie: Kranzplatz bei Gibeon
Verkehrszug 2: Keetmanshoop
Artillerie- und Train-Depot: Keetmanshoop
Lazarett- und Sanitätsdepot: Keetmanshoop
Bekleidungsdepot: Keetmanshoop
Proviantamt: Keetmanshoop
Garnisonverwaltung: Keetmanshoop
Pferdedepot: Aus
Kamelgestüt: Kalkfontein
Ortskommandantur u. Proviantamt: Lüderitzbucht
Kamerun
Ungefähre Kompanie-Standorte der Schutztruppe für Kamerun, 1914 (vor dem Ersten Weltkrieg)
Kamerun – Kommando Soppo[10]
Stärke: 61 Offiziere, 17 Ärzte, 23 Beamte, Feuerwerker, 98 deutsche Unteroffiziere, 1550 afrikanische Soldaten
1. Kompanie (Stammkompanie) und Artilleriedetachement: Duala
2. Kompanie: Bamenda, Wum und Kentu
3. Kompanie: Mora und Kusseri
4. Kompanie (Expeditionskompanie): Soppo
5. Kompanie: Buar und Carnot
6. Kompanie: Mbaiki, Nola und Nguku
7. Kompanie: Garua, Nassarau (Nassarao), Mubi, Marua, Lere
8. Kompanie: Ngaundere
9. Kompanie: Dume und Baturi
10. Kompanie: Ojem und Mimwoul
11. Kompanie: Akoafim, Ngarabinsam und Minkebe
12. Kompanie: Bumo, Fianga, Gore und Schoa
Polizeitruppen
Polizeitruppen in den deutschen Kolonien
Polizei-Askaris in Deutsch-Ostafrika
In Afrika und in der Südsee waren diese den Zivilbehörden, in Kiautschou dem Gouvernement unterstellt. Sie waren bis zum Ersten Weltkrieg nicht Teil der militärischen Verwaltung. (Bei den Zahlenangaben über Polizeitruppen handelt es sich häufig um Sollstärken.)
Deutsch-Ostafrika
Stärke: 4 Offiziere, 61 deutsche Wachtmeister, 147 afrikanische Unteroffiziere, 1.863 Askari (ohne so genannte „Knüppel-Askaris“)
Kamerun
Stärke: 4 Offiziere, 37 Köpfe sonstiges deutsches Personal, 1.255 Mann (ausschließlich Zoll)
Deutsch-Südwestafrika
Stärke: 7 Offiziere, 9 Köpfe Verwaltung, 68 Polizeiwachtmeister, 432 Polizeiserganten, 50 Vertragspolizisten, außerdem einheimische Polizeidiener
Togo
Stärke: 2 Offiziere, ? Polizeimeister, 530 afrikanische Soldaten
Deutsch-Neuguinea
Stärke: 19 deutsche Polizeimeister, 670 einheimische Polizisten in Neuguinea und auf den Inseln; ein einheimischer Polizeimeister
Deutsch-Samoa
Stärke: 30 Fitafita und 20–25 Landespolizisten. Die Fitafita bestand aus Häuptlingssöhnen und war hauptsächlich für den Ordonnanzdienst, den Dienst als Bootsmannschaft, Hilfspolizist, Ehrenwache und Postbote vorgesehen. Die Landespolizisten waren dagegen für den üblichen Polizeidienst vorgesehen.
Kiautschou
sog. chinesische Polizei (war Teil der Zivilverwaltung und bestand ausschließlich aus Chinesen)
Europäischer Stab und 60 Chinesen
Die berittene Landespolizei von Deutsch-Südwestafrika bestand im Gegensatz zu den berittenen Polizeien der anderen Kolonien ausschließlich aus Deutschen.
Moderne Schutztruppen
Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der aus der Kolonialzeit stammende Begriff Schutztruppe (meist internationale) Truppen, die in anderen Ländern nach einem Krieg oder Ähnlichem die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleisten sollen. Ein Beispiel für eine solche Schutztruppe ist die ISAF in Afghanistan oder die KFOR im Kosovo.
Siehe auch
Kolonialpolizei
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Angehörige der Ostafrika-Schutztruppe
Angehörige der Schutztruppe für Südwest-Afrika
In den deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika befanden sich eigene Schutztruppen, die die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren zur Aufgabe hatten. Zu ihren Aufgaben gehörte die Eroberung von nicht vertraglich erworbenen Kolonialterritorien, die Niederschlagung von Aufständen, Grenzsicherung und Sicherung von Expeditionen. Für eine Kriegsführung gegen andere koloniale Streitkräfte waren sie weder ausgebildet noch ausgerüstet.
In den Kolonialgebieten Deutsch-Neuguinea, Samoa und in Togoland bestanden lediglich Polizeieinheiten, da hier kein umfangreicher Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht erwartet wurde. Das deutsche Militär im chinesischen Kiautschou bestand aus Marineinfanteristen der kaiserlichen Marine, da diese Kolonie dem Reichsmarineamt unterstellt war.
Entstehung und Rechtsverhältnisse der Schutztruppen
So stellte sich der Maler Rudolf Hellgrewe eine deutsche Sudanesen-Kompanie der Wissmann-Truppe vor.
Die Schutztruppen entstanden in den deutschen Kolonien aus Einheiten, die ursprünglich entweder als Polizeitruppe oder als privatrechtliche Militärverbände verfasst waren.
Ostafrika: Als 1888 im späteren Deutsch-Ostafrika der Aufstand der Küstenbevölkerung gegen Herrschaftsansprüche der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ausbrach, die keine eigenen bewaffneten Kräfte unterhielt, reagierte die Reichsregierung zunächst mit der Schaffung der „Wissmanntruppe“, einer vom Reichskommissar Wissmann persönlich angeworbenen Söldnerarmee. Diese privatrechtliche Einheit wurde durch Reichsgesetz vom 22. März 1891 zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika umgewandelt und zunächst dem Marineamt zugeordnet.
Südwestafrika: die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika bildete eine kleine Polizeieinheit, die aber sich bereits 1889 nicht mehr gegen den Widerstand der Herero durchsetzen konnte. Daraufhin richtete das Reich eine eigene Polizeitruppe unter dem Hauptmann Curt von Francois ein. Diese wurde mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 in die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika überführt.[2]
Kamerun: Auch in Kamerun wurde zunächst 1891 eine Polizeitruppe aufgestellt, die mit dem Gesetz vom 9. Juni 1895 zur Schutztruppe umgebildet wurde.[3][4]
Balisoldaten in Kamerun (um 1890)
Die Schutztruppen bildeten einen vom Reichsheer und der kaiserlichen Marine unabhängigen Teil des Militärs des Deutschen Reiches unter dem Oberbefehl des deutschen Kaisers. Der örtliche Oberbefehl oblag dem Gouverneur, dem der Kommandeur der jeweiligen Schutztruppe unterstand. Mit Ausnahme von Deutsch-Südwestafrika bestanden diese Einheiten überwiegend aus einheimischen Soldaten unter dem Befehl von deutschen Offizieren und Unteroffizieren.
Die zusammenfassende Regelung der Rechtsverhältnisse der Schutztruppen in den afrikanischen Kolonien erfolgte durch das Reichsgesetz vom 7./18. Juli 1896 (Schutztruppengesetz).[5]
1907 wurde die Verwaltung der Schutztruppe in das neu geschaffene Reichskolonialamt eingegliedert. Das Oberkommando der Schutztruppen war in der Mauerstraße 45/46 (Berlin-Mitte) untergebracht, in unmittelbarer Nähe des Reichskolonialamtes.
Ostafrika
Askari-Trompeter der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika
In Deutsch-Ostafrika wurden erstmals eigene militärische Einheiten für eine deutsche Kolonie gebildet. Hier hatte 1889 der Reichskommissar Wissmann im Auftrag der deutschen Regierung eine private Söldnerarmee zur Bekämpfung des Aufstandes der ostafrikanischen Küstenbevölkerung aufgestellt. 1891 wurde diese sogenannte Wissmann-Truppe in eine Streitmacht des Deutschen Reiches umgewandelt.
Die Truppen setzten sich aus deutschen Offizieren, Sanitäts- und Veterinäroffizieren, Unteroffizieren und Beamten zusammen, die für diese Tätigkeit aus Heer beziehungsweise Marine ausschieden und mit der Option zur Rückkehr in den Dienst der Schutztruppe wechselten. Die Mannschaftsdienstgrade in Ostafrika waren anfangs mit Söldnern aus Sudan und Mosambik, später durchweg mit angeworbenen Einheimischen besetzt, die Askari genannt wurden. Es gab auch „farbige“ Unteroffiziere und Offiziere, die mit ägyptisch-osmanischen Rangbezeichnungen wie Schausch oder Effendi benannt wurden. Ferner wurde die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika gelegentlich durch einheimische Hilfskräfte, den sogenannten Rugaruga, ergänzt.
Südwestafrika
Siehe auch: Erster Weltkrieg in Südwestafrika
Die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika bestand fast ausschließlich aus Soldaten des Heeres und der Marine (und auch Österreichern), die sich freiwillig aus ihren Regimentern für die Truppe gemeldet hatten. Hier gab es keine afrikanischen Soldaten. Vor der Verschiffung nach Afrika wurden die Freiwilligen auf deutschen Ausbildungsstützpunkten für ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Solch ein Stützpunkt befand sich beispielsweise in Karlsruhe. Wegen der oft feucht-heißen Bedingungen am Oberrhein sorgte man hier für eine frühe Akklimatisierung. Nach Kriegsausbruch kamen in geringem Umfang afrikanische Hilfstruppen für die Bewachung Kriegsgefangener zum Einsatz, so die „Kamerun-Kompanie“ und die „Baster-Kompanie“.[6]
Abteilung der Kamerun-Kompanie in Südwestafrika, 1914/15
Kamerun
Siehe auch: Kamerun im Ersten Weltkrieg
Die Kameruner Schutztruppe ging 1894 im Zuge einer Reorganisation der Streitkräfte nach dem „Dahomé-Aufstand“ aus der drei Jahre zuvor gebildeten Polizeitruppe hervor. Erster Kommandeur war Max von Stetten. Wie in Ostafrika bestand sie auch aus afrikanischen Soldaten, die von deutschen Offizieren und Unteroffizieren geführt wurden. In der Zeit vom 14. bis zum 22. Dezember 1884 fanden Kämpfe mit der einheimischen Bevölkerung statt, zu denen in der Amtspresse Preußen unter dem Titel Die Kämpfe in Kamerun. (IV. Jahrgang. No. 12. Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 1885) ein ausführlicher Bericht vorhanden ist.[7]
In den zwanzig Jahren ihres Bestehens wurde die Truppe sukzessive vergrößert, zuletzt um zwei Kompanien zur Eingliederung Neukameruns. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestand sie aus zwölf Kompanien.
Truppenstärke
1913 bestanden die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika aus 410 Deutschen und 2.682 Askari, in Deutsch-Südwestafrika aus 1.967 Deutschen und in Kamerun aus 185 Deutschen und 1.560 Einheimischen.
Strafrecht
Für die deutschen Angehörigen der Schutztruppen galten die deutschen Militärgesetze und die deutsche Militärdisziplinarstrafordnung. Die Militärstrafgerichtsbarkeit über sie wurde nach der Verordnung vom 26. Juli 1896 durch das Gericht des Oberkommandos der Schutztruppen (Reichskanzler und ein vortragender Rat) und Abteilungsgerichte (Befehlshaber der Abteilung und ein untersuchungsführender Offizier) verwaltet. Das Verfahren war das der deutschen Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1908.
Für die Mehrzahl der einheimischen Soldaten konnten daneben aber auch Bestimmungen des sogenannten Eingeborenenrechtes angewandt werden, die beispielsweise Prügelstrafe und das Anlegen von Ketten erlaubten.[8]
Oberkommando der Schutztruppen Mauerstraße 45/46
Kommando der Schutztruppen[9] (ab 1897): Berlin – Reichskolonialamt (zentrale Militär-Verwaltungsbehörde)
Deutsch-Ostafrika
Deutsch-Ostafrika – Kommando Daressalam
Stärke: 68 Offiziere, 42 Ärzte, 150 deutsche Beamte, Feuerwerker und Unteroffiziere, 2472 afrikanische Soldaten
Details zur Aufstellung der 14 Kompanien vor Beginn des Weltkrieges siehe Hauptartikel Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
Deutsch-Südwestafrika
Kamelreiterkompanie, 1904
Schutztruppenangehörige in Swakopmund
Deutsch-Südwestafrika – Kommando Windhuk
Stärke: 90 Offiziere, 22 Ärzte, 9 Veterinäre, 59 Beamte, Feuerwerker, 342 Unteroffiziere, 1.444 deutsche Soldaten
Gericht des Kommandos, Intendantur, Sanitätsamt und Vermessungstrupp
Nordbezirk Kommando Windhuk
1. Kompanie: Regenstein, Seeis
4. Kompanie (MG): Okanjande
6. Kompanie: Outjo und Otavi
2. Batterie: Johann-Albrechts-Höhe
Verkehrszug 1: Karibib
Proviantamt: Karibib
Pferdedepot: Okawayo
Artillerie- und Train-Depot: Windhuk
Lazarett: Windhuk
Hauptsanitätsdepot: Windhuk
Bekleidungsdepot: Windhuk
Ortskommandantur: Windhuk
Ortskommandantur u. Proviantamt: Swakopmund
Südbezirk Kommando: Keetmanshoop
2. Kompanie: Ukamas
3. Kompanie: Kanus
5. Kompanie (MG): Chamis und Churutabis
7. und 8 Kompanie: Gochas und Arahoab (Kamelreiter und MG), Lazarett.
1. Batterie: Narubis
3. Batterie: Kranzplatz bei Gibeon
Verkehrszug 2: Keetmanshoop
Artillerie- und Train-Depot: Keetmanshoop
Lazarett- und Sanitätsdepot: Keetmanshoop
Bekleidungsdepot: Keetmanshoop
Proviantamt: Keetmanshoop
Garnisonverwaltung: Keetmanshoop
Pferdedepot: Aus
Kamelgestüt: Kalkfontein
Ortskommandantur u. Proviantamt: Lüderitzbucht
Kamerun
Ungefähre Kompanie-Standorte der Schutztruppe für Kamerun, 1914 (vor dem Ersten Weltkrieg)
Kamerun – Kommando Soppo[10]
Stärke: 61 Offiziere, 17 Ärzte, 23 Beamte, Feuerwerker, 98 deutsche Unteroffiziere, 1550 afrikanische Soldaten
1. Kompanie (Stammkompanie) und Artilleriedetachement: Duala
2. Kompanie: Bamenda, Wum und Kentu
3. Kompanie: Mora und Kusseri
4. Kompanie (Expeditionskompanie): Soppo
5. Kompanie: Buar und Carnot
6. Kompanie: Mbaiki, Nola und Nguku
7. Kompanie: Garua, Nassarau (Nassarao), Mubi, Marua, Lere
8. Kompanie: Ngaundere
9. Kompanie: Dume und Baturi
10. Kompanie: Ojem und Mimwoul
11. Kompanie: Akoafim, Ngarabinsam und Minkebe
12. Kompanie: Bumo, Fianga, Gore und Schoa
Polizeitruppen
Polizeitruppen in den deutschen Kolonien
Polizei-Askaris in Deutsch-Ostafrika
In Afrika und in der Südsee waren diese den Zivilbehörden, in Kiautschou dem Gouvernement unterstellt. Sie waren bis zum Ersten Weltkrieg nicht Teil der militärischen Verwaltung. (Bei den Zahlenangaben über Polizeitruppen handelt es sich häufig um Sollstärken.)
Deutsch-Ostafrika
Stärke: 4 Offiziere, 61 deutsche Wachtmeister, 147 afrikanische Unteroffiziere, 1.863 Askari (ohne so genannte „Knüppel-Askaris“)
Kamerun
Stärke: 4 Offiziere, 37 Köpfe sonstiges deutsches Personal, 1.255 Mann (ausschließlich Zoll)
Deutsch-Südwestafrika
Stärke: 7 Offiziere, 9 Köpfe Verwaltung, 68 Polizeiwachtmeister, 432 Polizeiserganten, 50 Vertragspolizisten, außerdem einheimische Polizeidiener
Togo
Stärke: 2 Offiziere, ? Polizeimeister, 530 afrikanische Soldaten
Deutsch-Neuguinea
Stärke: 19 deutsche Polizeimeister, 670 einheimische Polizisten in Neuguinea und auf den Inseln; ein einheimischer Polizeimeister
Deutsch-Samoa
Stärke: 30 Fitafita und 20–25 Landespolizisten. Die Fitafita bestand aus Häuptlingssöhnen und war hauptsächlich für den Ordonnanzdienst, den Dienst als Bootsmannschaft, Hilfspolizist, Ehrenwache und Postbote vorgesehen. Die Landespolizisten waren dagegen für den üblichen Polizeidienst vorgesehen.
Kiautschou
sog. chinesische Polizei (war Teil der Zivilverwaltung und bestand ausschließlich aus Chinesen)
Europäischer Stab und 60 Chinesen
Die berittene Landespolizei von Deutsch-Südwestafrika bestand im Gegensatz zu den berittenen Polizeien der anderen Kolonien ausschließlich aus Deutschen.
Moderne Schutztruppen
Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der aus der Kolonialzeit stammende Begriff Schutztruppe (meist internationale) Truppen, die in anderen Ländern nach einem Krieg oder Ähnlichem die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleisten sollen. Ein Beispiel für eine solche Schutztruppe ist die ISAF in Afghanistan oder die KFOR im Kosovo.
Siehe auch
Kolonialpolizei
Quelle - Literatur & einzelnachweise
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 9:33 pm von Andy
» R.I.P. Heiko Reineke
Sa Sep 21, 2024 8:03 am von Admin
» BossHoss V8 DLT in Mecklenburg-Vorpommern, Texas MV, Elefantenhof, Rauchhaus, BossHoss motorcycle
So Jun 16, 2024 5:16 am von Andy
» R.I.P. Karin
Sa Mai 18, 2024 12:04 am von Admin
» R.I.P. Marcus
Fr Mai 17, 2024 8:07 am von Admin
» Metallfilter Reinigung Dunstabzugshaube
Mo Mai 06, 2024 12:17 am von Admin
» Telefunken S950 Settings
So Apr 28, 2024 7:24 am von Admin
» Füllstandanzeige
So Apr 28, 2024 7:16 am von Admin
» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
Mo März 18, 2024 6:23 am von checker