Die Gebrüder Ziller
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Die Gebrüder Ziller
Die Gebrüder Ziller waren zwei Baumeister des 19. Jahrhunderts in der sächsischen Lößnitz nordwestlich von Dresden, heute Radebeuler Stadtgebiet. Moritz Gustav Ferdinand Ziller (* 28. September 1838 in Serkowitz, heute Radebeul-Oberlößnitz; † 11. Oktober 1895 in Serkowitz, heute Radebeul-Serkowitz) erlernte als Baumeister, einer Familientradition der Baumeisterfamilie Ziller bereits in dritter Generation folgend, einen Bauberuf und trat 1859 in das Baumeistergeschäft von Vater Christian Gottlieb Ziller in Oberlößnitz ein. Im Jahr des 60. Geburtstags des Vaters 1867 kehrte der jüngere Bruder, Baumeister Gustav Ludwig Ziller (* 3. April 1842 in Oberlößnitz; † 27. Februar 1901 in Serkowitz), aus der Fremde zurück, und Moritz und Gustav firmierten das väterliche Baugeschäft zur Baufirma „Gebrüder Ziller“, meist „Gebr. Ziller“, um, die kurze Zeit später ihr Geschäftslokal auf der anderen Straßenseite in Serkowitz eröffnete.
Von der Gründerzeit bis zur folgenden Jahrhundertwende war die Baufirma „Gebrüder Ziller“ maßgeblich beteiligt am Bauboom in den Lößnitzortschaften, neben Wettbewerbern wie den Baufirmen der Gebrüder Große, Adolf Neumanns oder F. W. Eisolds. Die „Gebrüder Ziller“ hatten mit 30 bis 40, in Spitzenzeiten über 70, Mitarbeitern das größte Unternehmen dieser Branche in der Region. Besonders in Nieder- und Oberlößnitz sowie der daran angrenzenden Feldflur von Serkowitz und Radebeul kauften sie größere Flächen auf, insbesondere auch aufgelassene Weinberge, um sie zu parzellieren und zu erschließen. Anschließend errichteten sie darauf straßenweise Landhäuser und Villen auf eigene Kosten, auf Kundenauftrag oder vergaben die Grundstücke an Eigentümer mit eigenen Architekten. Fertige Häuser wurden durch ihren Bruder Otto, Kaufmann und Besitzer des Lößnitzwarenhauses, vermarktet.
Zur Erhöhung der Wohnattraktivität kamen Gestaltungen im Öffentlichen Raum mit Plätzen, Figuren, Rondellen und Springbrunnen, die durch das zillereigene Wasserwerk im Lößnitzgrund gespeist wurden. Dadurch erfolgte eine auch heute noch wirksame Prägung des Radebeuler Stadtbilds als Villen- und Gartenstadt.
Im Sinne von „alles aus einer Hand“ betrieben die Zillers ihr eigenes Entwurfsbüro, hatten eigene Steinbrüche, ein Sägewerk und einen Holzplatz, dazu erledigten sie alle Gewerke und alle Materialtransporte selbst und beschafften auch die Kunstwerke zur Aufstellung im öffentlichen oder privaten Raum.
Als leistungsfähiges Unternehmen der Region waren sie auch für Großbauten verantwortlich wie für das Krankenhaus in Niederlößnitz, das Gymnasium Luisenstift, den Umbau der Friedenskirche in Kötzschenbroda und der Emmauskirche in Kaditz, der Friedensburg, das Bilz-Sanatorium und diverse mehr.
„Die genaue Zahl der Zillerschen Bauten ist [jedoch] wegen der noch unzureichenden Quellenauswertung [bisher] nicht bekannt. Aufgrund einzelner Bauten von hoher Qualität, aber auch durch die Prägung des Stadtbilds wurden Ziller-Bauten [bereits] in frühere Denkmallisten, in größerer Zahl aber in die Denkmalliste von 1991 aufgenommen […]“.[1]
Firmenwerbung
GEBR. ZILLER.
BAUMEISTER
Firmenschild, abgeschlagen und lange überputzt, heute wieder freigelegt und in der Vergrößerung noch zu lesen.
Leben und Wirken
Moritz’ frühe Jahre
Moritz Ziller in historischem Kostüm, 1881
Marie und Gustav Ziller
Die zwei ältesten Söhne des Baumeisters Christian Gottlieb Ziller, Ernst Moritz Theodor (Ernst) (1837–1923) und Moritz Gustav Ferdinand (Moritz) wurden beide in dem Haus im heutigen Augustusweg 4 auf Serkowitzer Weinbergsflur geboren und am 6. August 1839, mit der Gründung der Gemeinde Oberlößnitz, deren Einwohner. Beide lernten Handwerksberufe, Ernst Maurermeister und Moritz Zimmermeister. Die notwendige theoretische Schulung erhielten sie vom Vater, vor allem im Winter, wenn das Baugeschehen ruhte. Ernst besuchte zusätzlich von 1855 bis 1858 das Bauatelier der Akademie der Bildenden Künste zu Dresden (Semper-Nicolai-Schule), wo er im zweiten Jahr eine bronzene und im dritten Jahr eine silberne Medaille erhielt.
Die beiden Brüder gingen nach Leipzig zu dem befreundeten Steinmetzmeister Einsiedeln und wollten von dort zusammen nach Berlin beziehungsweise Potsdam gehen, wo ihr Onkel Christian Heinrich Ziller (1791–1868) wirkte. Auf Anraten Einsiedelns gingen sie jedoch in das „solidere“[2] Wien. Moritz fand schnell Arbeit als Zimmermann, Ernst dagegen arbeitete als Zeichner im Büro des klassischen dänischen Architekten Theophil von Hansen. Bereits ein halbes Jahr später ging Hansen zur Vorbereitung seines Baus der Athener Akademie nach Griechenland, derweil die beiden Brüder Ernst und Moritz nach Dresden zurückkehrten, um im Winter am Bauatelier der Akademie der Bildenden Künste ihre Kenntnisse zu vertiefen. Während Moritz im Sommer 1859 in das väterliche Baumeistergeschäft in der Oberlößnitz eintrat, kehrte Ernst auf ein Angebot von Hansen hin zu ihm nach Wien zurück, von wo aus sie nach Athen gingen, Ernst Zillers künftiger Wirkungsstätte.
Ab 1862 verzeichnen die einheimischen Bauakten „Ziller jun.“ beziehungsweise Moritz Ziller als Bauverantwortlichen, 1864 übernahm er das väterliche Baugeschäft. So entstanden in diesen Jahren der Umbau von Haus Albertsberg, ein Anbau an das Landhaus Mehlhorn sowie der Bau der Villa Waldhof, die viele Jahre später in den Besitz seiner Schwester Helene Ziller (1843–1918) kam, die dort eine Familienpension betrieb. Die unverheiratete Helene hatte bis zu Moritz’ Heirat im Jahr 1890 dessen Haushalt geführt. Von Moritz stammte auch das schlossartige Herrenhaus auf der Gutsanlage von Curt Robert von Welck sowie der Umbau der Villa von Josef Rudolf Lewy-Hoffmann.
Gustavs frühe Jahre
Der jüngere, in Oberlößnitz geborene, Bruder Gustav Ludwig (Gustav) studierte nach seiner Maurermeisterausbildung an der Bauschule und danach an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste. Anschließend ging er nach Wien zu seinem Bruder Ernst, wo er eine Zeit lang mit ihm als Entwerfer im Büro von Theophil von Hansen arbeitete. Von Wien aus machte Gustav Studienreisen nach Rom, Florenz, Venedig und in die Toskana, auf denen er, ein „begnadeter Künstler“[2], seine künstlerische Ader weiterbildete und sich mit der oberitalienischen Architektur vertraut machte. Auf dringliche Bitten des Vaters gab Gustav der Familienräson nach und kehrte nach einigen Verzögerungen 1867 in die Lößnitz zurück.
Baufirma „Gebrüder Ziller“
Da immer mehr Baufirmen in die stark wachsende Region der Lößnitz drängten, wollte der Vater Christian Gottlieb die Firma rechtzeitig an seine Kinder als Nachfolger übergeben. Auf seine Bitten hin kehrte 1867 der entwurfsstarke und künstlerisch versierte Gustav im Jahr des 60. Geburtstags des Vaters aus der Fremde zurück, um den in kaufmännischen Dingen starken und auf die Anlage von Gärten, Außenanlagen und Plätzen spezialisierten älteren Bruder Moritz zu ergänzen. Im gleichen Jahr 1867 wurde die gut eingeführte väterliche Baufirma in Oberlößnitz von den beiden Brüdern in Baufirma „Gebrüder Ziller, Oberlößnitz“ umfirmiert.
Im Jahr 1869 errichtete sich Gustav auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die bereits zu Serkowitz gehörte, sein Wohnhaus, eine große landhausartige Villa (Hauptstraße 2, heute Augustusweg 3). Dort führte ihm seine jüngere Schwester Pauline Henriette Antonie (Pauline) (1845–1937) den Haushalt, bis er 1886 Johanna Sophie Marie (Marie) (1862–1910) heiratete, eine Tochter des Dresdner Geheimen Regierungsrats Otto Hennig, deren Elternhaus in der damaligen Sophienstraße eine Ziller-Villa war.
Geschäftslokal Gebrüder Ziller, vom Augustusweg aus. li. der Ateliersaal, re. das Planarchiv (unsaniert)
Im Jahr 1870 folgte auf dem Nachbargrundstück (Hauptstraße 3, heute Augustusweg 5) das Wohnhaus für Moritz. Dort führte die jüngere Schwester Helene Mathilde Angelika (Helene) (1843–1918) den Haushalt, bis Moritz 1890 heiratete. Dieses Wohnhaus wurde durch Anbau eines Ateliersaals sowie eines Planarchivs zum Geschäftslokal Gebrüder Ziller, welches ebenfalls in Serkowitz lag, auch wenn die Firma wegen des besseren Namens weiterhin mit seinem Namenszusatz Oberlößnitz warb, wo sie, nur über die Straße hinweg, als väterliche Firma gelegen hatte (Augustusweg 4).[3] Der Werkplatz befand sich direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Geschäftslokals und konnte von dort aus eingesehen werden. Die Schwester Helene erhielt später die Villa Waldhof, um dort für ihr Auskommen eine Familienpension zu betreiben.
Der zwischen den beiden Gebrüdern liegende Otto Heinrich (Otto) (1840–1914) erlernte keinen Bauberuf, sollte für die Zillers jedoch sehr wichtig werden. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns und baute auf einem Nachbargrundstück zu den Brüdern (Hauptstraße 4, heute Augustusweg 11/ Ecke Nizzastraße) ein großes Haus, in dem er das Lößnitzwarenhaus betrieb, ein Geschäft für Kolonialwaren, Delikatessen, Sämereien und Porzellan, in dem auch Karl May seine Einkäufe machte.[4] Da es teilweise über ein Jahr dauerte, bis die auf eigene Rechnung als Bauträger fertiggestellten Häuser verkauft werden konnten, übernahm der Bruder den „Nachweis von Miethwohnungen und verkäufliche[m] Grundbesitz für Oberlößnitz und Umgegend durch Otto Ziller, Colonialwaarenhandlung in Oberlößnitz, Hauptstr. Nr. 4.“[5] Otto übernahm damit die Makelei für die Geschwister, wenn diese nicht im Auftrag, sondern auf eigene Rechnung bauten. Unter anderem verkaufte er 1895 ein bereits fertiggestelltes Haus auf einem Grundstück südlich der neuerrichteten Lutherkirche, das unter seinem neuen Besitzer Karl May als Villa Shatterhand bekannt werden sollte.
Ottos jüngster Sohn Curt Ziller (1876–1945) wurde auch Architekt und arbeitete in Württemberg als Baurat. Bei einem Besuch in Sachsen im Jahr 1945 wurde er abgeholt und ist verschollen.[6][7]
Firmenprofil
Villa Gustav Ziller
Die beiden Baumeister Moritz und Gustav ergänzten sich. Moritz führte das Unternehmen in wirtschaftlicher Hinsicht und war darüber hinaus verantwortlich für die Garten- und Außenanlagengestaltung. Aus diesem Faible ergaben sich im öffentlichen Raum die heute noch bestehenden Plätze mit Brunnenanlagen beziehungsweise Straßeneingangs-Situationen mit aufgestellten Figuren und die bereits angelegten Außenanlagen von Häusern, die komplett an die kaufende Kundschaft übergeben wurden. Gustav dagegen war der Architekt und Entwerfer, er stand für das „Bureau für Architektur und Bauausführungen“. Dort entstanden nicht nur die vielen Entwürfe für die Bauten der Gebrüder selbst, sondern auch Entwürfe, die dann von anderen ansässigen Baufirmen wie beispielsweise F. W. Eisold realisiert wurden.
Schweizerhaus im Lößnitzgrund, nun Bilz-Kurhaus mit Pension, im Vordergrund: Mühlenteich der Meierei
Die Gebrüder Ziller besaßen eigene Steinbrüche, aus denen sie sich versorgten, und ein eigenes Sägewerk. Dazu hatten sie im Lößnitzgrund die Meierei erworben, eine wassergetriebene Mahl- und Schneidemühle, die sie 1881 auf Dampfbetrieb umstellten. Für Sandsteine wie auch für das selbstgeschnittene Nutz- und Brennholz besaßen sie eine eigene Niederlage. Mit ihren Maurerkolonnen sowie den eigenen Werkstätten für Zimmerer-, Tischler-, Glaser- und Steinmetzarbeiten beschäftigten die beiden Brüder bis zu 77 Leute, von denen viele im Laufe der Zeit eine Silberne Medaille erhielten für 25 Jahre Betriebszugehörigkeit. Während die Gewerke einerseits zum Teil nicht ausreichten, um alle Arbeiten zu schaffen, und die Gebrüder deshalb zeitweise Baufirmen aus der Umgegend mitbeschäftigen mussten, nahmen die Zillers andererseits auch Aufträge an, bei denen sie nur einzelne Gewerke zuarbeiteten wie beim Teilabriss und Neuaufbau der Kirche zu Kötzschenbroda oder aber auch beim Bau der Villa Kolbe.
So sanierte das Unternehmen bestehende Gebäude oder erweiterte sie und war in der Lößnitz „vorrangig beteiligt“[8], im Kundenauftrag wie auch auf eigene Rechnung viele neue Häuser zu errichten, darunter die eigenen Spezialitäten der Villen im Schweizerstil und der Toskanischen Villen, die schon vom Vater stammten. Die Baufirma „Gebrüder Ziller“ errichtete auf Kundenwunsch aber auch die mehr an die sächsische Semper-Nicolai-Schule erinnernden Gebäude, wie sie die Wettbewerber erstellten. Darüber hinaus verkauften die Zillers auf den wegen der Reblauskatastrophe günstig erworbenen Flächen Bauplätze und überließen es anderen, dort Häuser zu bauen.
So hier unterbrechen wir,wer sich weiter für die gebrüder Ziller interressiert,dem sei der Link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gebr%C3%BCder_Ziller
Von der Gründerzeit bis zur folgenden Jahrhundertwende war die Baufirma „Gebrüder Ziller“ maßgeblich beteiligt am Bauboom in den Lößnitzortschaften, neben Wettbewerbern wie den Baufirmen der Gebrüder Große, Adolf Neumanns oder F. W. Eisolds. Die „Gebrüder Ziller“ hatten mit 30 bis 40, in Spitzenzeiten über 70, Mitarbeitern das größte Unternehmen dieser Branche in der Region. Besonders in Nieder- und Oberlößnitz sowie der daran angrenzenden Feldflur von Serkowitz und Radebeul kauften sie größere Flächen auf, insbesondere auch aufgelassene Weinberge, um sie zu parzellieren und zu erschließen. Anschließend errichteten sie darauf straßenweise Landhäuser und Villen auf eigene Kosten, auf Kundenauftrag oder vergaben die Grundstücke an Eigentümer mit eigenen Architekten. Fertige Häuser wurden durch ihren Bruder Otto, Kaufmann und Besitzer des Lößnitzwarenhauses, vermarktet.
Zur Erhöhung der Wohnattraktivität kamen Gestaltungen im Öffentlichen Raum mit Plätzen, Figuren, Rondellen und Springbrunnen, die durch das zillereigene Wasserwerk im Lößnitzgrund gespeist wurden. Dadurch erfolgte eine auch heute noch wirksame Prägung des Radebeuler Stadtbilds als Villen- und Gartenstadt.
Im Sinne von „alles aus einer Hand“ betrieben die Zillers ihr eigenes Entwurfsbüro, hatten eigene Steinbrüche, ein Sägewerk und einen Holzplatz, dazu erledigten sie alle Gewerke und alle Materialtransporte selbst und beschafften auch die Kunstwerke zur Aufstellung im öffentlichen oder privaten Raum.
Als leistungsfähiges Unternehmen der Region waren sie auch für Großbauten verantwortlich wie für das Krankenhaus in Niederlößnitz, das Gymnasium Luisenstift, den Umbau der Friedenskirche in Kötzschenbroda und der Emmauskirche in Kaditz, der Friedensburg, das Bilz-Sanatorium und diverse mehr.
„Die genaue Zahl der Zillerschen Bauten ist [jedoch] wegen der noch unzureichenden Quellenauswertung [bisher] nicht bekannt. Aufgrund einzelner Bauten von hoher Qualität, aber auch durch die Prägung des Stadtbilds wurden Ziller-Bauten [bereits] in frühere Denkmallisten, in größerer Zahl aber in die Denkmalliste von 1991 aufgenommen […]“.[1]
Firmenwerbung
GEBR. ZILLER.
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Firmenschild, abgeschlagen und lange überputzt, heute wieder freigelegt und in der Vergrößerung noch zu lesen.
Leben und Wirken
Moritz’ frühe Jahre
Moritz Ziller in historischem Kostüm, 1881
Marie und Gustav Ziller
Die zwei ältesten Söhne des Baumeisters Christian Gottlieb Ziller, Ernst Moritz Theodor (Ernst) (1837–1923) und Moritz Gustav Ferdinand (Moritz) wurden beide in dem Haus im heutigen Augustusweg 4 auf Serkowitzer Weinbergsflur geboren und am 6. August 1839, mit der Gründung der Gemeinde Oberlößnitz, deren Einwohner. Beide lernten Handwerksberufe, Ernst Maurermeister und Moritz Zimmermeister. Die notwendige theoretische Schulung erhielten sie vom Vater, vor allem im Winter, wenn das Baugeschehen ruhte. Ernst besuchte zusätzlich von 1855 bis 1858 das Bauatelier der Akademie der Bildenden Künste zu Dresden (Semper-Nicolai-Schule), wo er im zweiten Jahr eine bronzene und im dritten Jahr eine silberne Medaille erhielt.
Die beiden Brüder gingen nach Leipzig zu dem befreundeten Steinmetzmeister Einsiedeln und wollten von dort zusammen nach Berlin beziehungsweise Potsdam gehen, wo ihr Onkel Christian Heinrich Ziller (1791–1868) wirkte. Auf Anraten Einsiedelns gingen sie jedoch in das „solidere“[2] Wien. Moritz fand schnell Arbeit als Zimmermann, Ernst dagegen arbeitete als Zeichner im Büro des klassischen dänischen Architekten Theophil von Hansen. Bereits ein halbes Jahr später ging Hansen zur Vorbereitung seines Baus der Athener Akademie nach Griechenland, derweil die beiden Brüder Ernst und Moritz nach Dresden zurückkehrten, um im Winter am Bauatelier der Akademie der Bildenden Künste ihre Kenntnisse zu vertiefen. Während Moritz im Sommer 1859 in das väterliche Baumeistergeschäft in der Oberlößnitz eintrat, kehrte Ernst auf ein Angebot von Hansen hin zu ihm nach Wien zurück, von wo aus sie nach Athen gingen, Ernst Zillers künftiger Wirkungsstätte.
Ab 1862 verzeichnen die einheimischen Bauakten „Ziller jun.“ beziehungsweise Moritz Ziller als Bauverantwortlichen, 1864 übernahm er das väterliche Baugeschäft. So entstanden in diesen Jahren der Umbau von Haus Albertsberg, ein Anbau an das Landhaus Mehlhorn sowie der Bau der Villa Waldhof, die viele Jahre später in den Besitz seiner Schwester Helene Ziller (1843–1918) kam, die dort eine Familienpension betrieb. Die unverheiratete Helene hatte bis zu Moritz’ Heirat im Jahr 1890 dessen Haushalt geführt. Von Moritz stammte auch das schlossartige Herrenhaus auf der Gutsanlage von Curt Robert von Welck sowie der Umbau der Villa von Josef Rudolf Lewy-Hoffmann.
Gustavs frühe Jahre
Der jüngere, in Oberlößnitz geborene, Bruder Gustav Ludwig (Gustav) studierte nach seiner Maurermeisterausbildung an der Bauschule und danach an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste. Anschließend ging er nach Wien zu seinem Bruder Ernst, wo er eine Zeit lang mit ihm als Entwerfer im Büro von Theophil von Hansen arbeitete. Von Wien aus machte Gustav Studienreisen nach Rom, Florenz, Venedig und in die Toskana, auf denen er, ein „begnadeter Künstler“[2], seine künstlerische Ader weiterbildete und sich mit der oberitalienischen Architektur vertraut machte. Auf dringliche Bitten des Vaters gab Gustav der Familienräson nach und kehrte nach einigen Verzögerungen 1867 in die Lößnitz zurück.
Baufirma „Gebrüder Ziller“
Da immer mehr Baufirmen in die stark wachsende Region der Lößnitz drängten, wollte der Vater Christian Gottlieb die Firma rechtzeitig an seine Kinder als Nachfolger übergeben. Auf seine Bitten hin kehrte 1867 der entwurfsstarke und künstlerisch versierte Gustav im Jahr des 60. Geburtstags des Vaters aus der Fremde zurück, um den in kaufmännischen Dingen starken und auf die Anlage von Gärten, Außenanlagen und Plätzen spezialisierten älteren Bruder Moritz zu ergänzen. Im gleichen Jahr 1867 wurde die gut eingeführte väterliche Baufirma in Oberlößnitz von den beiden Brüdern in Baufirma „Gebrüder Ziller, Oberlößnitz“ umfirmiert.
Im Jahr 1869 errichtete sich Gustav auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die bereits zu Serkowitz gehörte, sein Wohnhaus, eine große landhausartige Villa (Hauptstraße 2, heute Augustusweg 3). Dort führte ihm seine jüngere Schwester Pauline Henriette Antonie (Pauline) (1845–1937) den Haushalt, bis er 1886 Johanna Sophie Marie (Marie) (1862–1910) heiratete, eine Tochter des Dresdner Geheimen Regierungsrats Otto Hennig, deren Elternhaus in der damaligen Sophienstraße eine Ziller-Villa war.
Geschäftslokal Gebrüder Ziller, vom Augustusweg aus. li. der Ateliersaal, re. das Planarchiv (unsaniert)
Im Jahr 1870 folgte auf dem Nachbargrundstück (Hauptstraße 3, heute Augustusweg 5) das Wohnhaus für Moritz. Dort führte die jüngere Schwester Helene Mathilde Angelika (Helene) (1843–1918) den Haushalt, bis Moritz 1890 heiratete. Dieses Wohnhaus wurde durch Anbau eines Ateliersaals sowie eines Planarchivs zum Geschäftslokal Gebrüder Ziller, welches ebenfalls in Serkowitz lag, auch wenn die Firma wegen des besseren Namens weiterhin mit seinem Namenszusatz Oberlößnitz warb, wo sie, nur über die Straße hinweg, als väterliche Firma gelegen hatte (Augustusweg 4).[3] Der Werkplatz befand sich direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Geschäftslokals und konnte von dort aus eingesehen werden. Die Schwester Helene erhielt später die Villa Waldhof, um dort für ihr Auskommen eine Familienpension zu betreiben.
Der zwischen den beiden Gebrüdern liegende Otto Heinrich (Otto) (1840–1914) erlernte keinen Bauberuf, sollte für die Zillers jedoch sehr wichtig werden. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns und baute auf einem Nachbargrundstück zu den Brüdern (Hauptstraße 4, heute Augustusweg 11/ Ecke Nizzastraße) ein großes Haus, in dem er das Lößnitzwarenhaus betrieb, ein Geschäft für Kolonialwaren, Delikatessen, Sämereien und Porzellan, in dem auch Karl May seine Einkäufe machte.[4] Da es teilweise über ein Jahr dauerte, bis die auf eigene Rechnung als Bauträger fertiggestellten Häuser verkauft werden konnten, übernahm der Bruder den „Nachweis von Miethwohnungen und verkäufliche[m] Grundbesitz für Oberlößnitz und Umgegend durch Otto Ziller, Colonialwaarenhandlung in Oberlößnitz, Hauptstr. Nr. 4.“[5] Otto übernahm damit die Makelei für die Geschwister, wenn diese nicht im Auftrag, sondern auf eigene Rechnung bauten. Unter anderem verkaufte er 1895 ein bereits fertiggestelltes Haus auf einem Grundstück südlich der neuerrichteten Lutherkirche, das unter seinem neuen Besitzer Karl May als Villa Shatterhand bekannt werden sollte.
Ottos jüngster Sohn Curt Ziller (1876–1945) wurde auch Architekt und arbeitete in Württemberg als Baurat. Bei einem Besuch in Sachsen im Jahr 1945 wurde er abgeholt und ist verschollen.[6][7]
Firmenprofil
Villa Gustav Ziller
Die beiden Baumeister Moritz und Gustav ergänzten sich. Moritz führte das Unternehmen in wirtschaftlicher Hinsicht und war darüber hinaus verantwortlich für die Garten- und Außenanlagengestaltung. Aus diesem Faible ergaben sich im öffentlichen Raum die heute noch bestehenden Plätze mit Brunnenanlagen beziehungsweise Straßeneingangs-Situationen mit aufgestellten Figuren und die bereits angelegten Außenanlagen von Häusern, die komplett an die kaufende Kundschaft übergeben wurden. Gustav dagegen war der Architekt und Entwerfer, er stand für das „Bureau für Architektur und Bauausführungen“. Dort entstanden nicht nur die vielen Entwürfe für die Bauten der Gebrüder selbst, sondern auch Entwürfe, die dann von anderen ansässigen Baufirmen wie beispielsweise F. W. Eisold realisiert wurden.
Schweizerhaus im Lößnitzgrund, nun Bilz-Kurhaus mit Pension, im Vordergrund: Mühlenteich der Meierei
Die Gebrüder Ziller besaßen eigene Steinbrüche, aus denen sie sich versorgten, und ein eigenes Sägewerk. Dazu hatten sie im Lößnitzgrund die Meierei erworben, eine wassergetriebene Mahl- und Schneidemühle, die sie 1881 auf Dampfbetrieb umstellten. Für Sandsteine wie auch für das selbstgeschnittene Nutz- und Brennholz besaßen sie eine eigene Niederlage. Mit ihren Maurerkolonnen sowie den eigenen Werkstätten für Zimmerer-, Tischler-, Glaser- und Steinmetzarbeiten beschäftigten die beiden Brüder bis zu 77 Leute, von denen viele im Laufe der Zeit eine Silberne Medaille erhielten für 25 Jahre Betriebszugehörigkeit. Während die Gewerke einerseits zum Teil nicht ausreichten, um alle Arbeiten zu schaffen, und die Gebrüder deshalb zeitweise Baufirmen aus der Umgegend mitbeschäftigen mussten, nahmen die Zillers andererseits auch Aufträge an, bei denen sie nur einzelne Gewerke zuarbeiteten wie beim Teilabriss und Neuaufbau der Kirche zu Kötzschenbroda oder aber auch beim Bau der Villa Kolbe.
So sanierte das Unternehmen bestehende Gebäude oder erweiterte sie und war in der Lößnitz „vorrangig beteiligt“[8], im Kundenauftrag wie auch auf eigene Rechnung viele neue Häuser zu errichten, darunter die eigenen Spezialitäten der Villen im Schweizerstil und der Toskanischen Villen, die schon vom Vater stammten. Die Baufirma „Gebrüder Ziller“ errichtete auf Kundenwunsch aber auch die mehr an die sächsische Semper-Nicolai-Schule erinnernden Gebäude, wie sie die Wettbewerber erstellten. Darüber hinaus verkauften die Zillers auf den wegen der Reblauskatastrophe günstig erworbenen Flächen Bauplätze und überließen es anderen, dort Häuser zu bauen.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Gebr%C3%BCder_Ziller
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