Die Steyler Missionare
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Die Steyler Missionare
Die Steyler Missionare, offiziell Gesellschaft des Göttlichen Wortes (lateinisch Societas Verbi Divini, daher in anderen Sprachen auch Verbiti, Werbiści u.ä.), sind eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, benannt nach dem Gründungsort Steyl, heute ein Stadtteil von Venlo in den Niederlanden. Das offizielle Ordenskürzel (das an die Namen der Ordensmitglieder angehängt wird) ist SVD. Im englischsprachigen Raum heißen sie „Divine Word Missionaries“, im spanischen „Misioneros del Verbo Divino“. Zehntausend Steyler Missionare, Missionsschwestern und Anbetungsschwestern in rund siebzig Ländern der Welt gehören heute zur Ordensfamilie. Der Orden der Steyler Missionare ist der siebtgrößte katholische Männerorden weltweit.
Standbild des Hl. Arnold Janssen, des Gründers der Steyler Missionare. Standort: Missionshaus St. Arnold
Missionshaus St. Gabriel
Kirche des Missionshauses in St. Wendel
Missionshaus St. Arnold, rechts im Hintergrund das Arnold-Janssen-Gymnasium
Ordensgründung
Im niederländischen Steyl gründete Arnold Janssen am 8. September 1875 das Missionshaus St. Michael, aus dem die Gesellschaft des Göttlichen Wortes – SVD (lateinisch Societas Verbi Divini) hervorging. In Deutschland war in den 1870er Jahren eine Klostergründung wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Arnold Janssen fand durch Bischof Joannes Paredis (1853–1886) im niederländischen Bistum Roermond Aufnahme und Unterstützung.
Die Brüder (Fratres) und Priester (Patres) dieser Kongregation leben miteinander in internationalen und multikulturellen Gemeinschaften, in denen sie die Botschaft des Evangeliums verkünden. Durch die Gelübde (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) binden sie sich an diese missionarische Gemeinschaft. Heute arbeiten ihre rund 6.000 Priester und Brüder in allen Kontinenten der Welt.
Aus einer Gemeinschaft von sechs Priestern im Jahr 1875 wurde eine internationale Ordensgemeinschaft aus Priestern und Brüdern, die nicht nur die Steyler Missionare, sondern auch zwei Schwesternkongregationen umfasst. Dies sind die Steyler Missionsschwestern (SSpS), die sich in über 40 Ländern der Welt für die Menschen einsetzen, und die Steyler Anbetungsschwestern (SSpSAP), die in Verborgenheit und Schweigen ihr Leben führen und die Mission im Gebet unterstützen.
Schwerpunkte
Aus ihrem Selbstverständnis heraus haben sich verschiedene Schwerpunkte ihres Einsatzes herausgebildet. Seit den Gründungstagen sind die Gemeinschaften, in denen sie leben, international besetzt. Zunächst schlossen sich nur Europäer Arnold Janssen an; heute sind es Männer aus allen Kontinenten.
Verkündigung des Wort Gottes
Die ersten Missionare, welche nach China entsandt wurden, sollten helfen, christliche Gemeinden zu errichten. Bis heute ist dies die Hauptaufgabe der Steyler Missionare in aller Welt.
Dialog der Kulturen
Der christliche Auftrag des Respekts und Achtung vor dem Anderen bestimmte von Beginn an den Umgang der Steyler Missionare mit anderen Kulturen und Traditionen. Für diesen Dialog der Kulturen gründeten sie zahlreiche Institute weltweit, z.B. durch den Schweizer Pater Georg Proksch, der 1955 das Zentrum Gyan Ashram in Mumbai eröffnete. Durch die Vermittlung des Evangeliums in Form des Tanzes wurde Indern das Christentum verkündet.
Mit ihrer Forschung in den Bereichen Völkerkunde, Anthropologie, Religionswissenschaft und Missionswissenschaft helfen die Steyler ihren Missionaren, ein Christentum zu verkünden, das den jeweiligen Völkern angepasst ist und nicht einfach die westliche Tradition in andere Religionen zu übertragen versucht.
Einsatz für Arme
Der Einsatz für Benachteiligte der Gesellschaft ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. In verschiedensten Projekten weltweit setzen sich die Steyler Missionare für Gerechtigkeit und Menschenwürde ein.
Bewahrung der Schöpfung
Als Christen ist es den Steyler Missionaren angesichts der ökologischen Krise ein Anliegen, sich für das Wohl der ganzen Schöpfung einzusetzen.
Steyler Wissenschaftler
Der Gründer der Gesellschaft des Göttlichen Wortes selber war Mathematiker, der neben der Theologie und Philosophie besonders auch das Studium der Naturwissenschaften, Völkerkunde und Linguistik für Mitglieder seines Missionsordens förderte. Die Steyler Missionare haben besonders für die junge Völkerkunde, aber auch Missionswissenschaft einen besonderen Beitrag geleistet. Neben den Gründer der Zeitschrift Anthropos, P. Wilhelm Schmidt, sind vor allem seine Schüler, P. Martin Gusinde, P. Paul Schebesta, P. Michael Schulien, P. Josef Henninger, P. Louis Luzbetak, P. Arnold Burgmann, P. Rudolf Rahmann, P. Dominik Schröder, P. Wilhelm Saake und viele mehr zu nennen. P. Stephen Fuchs gründete in East Andheri, Mumbai das Institute of Indian Culture, das heute von dem indischen Anthropologen und Missiologen S. M. Michael SVD geleitet wird. Mehrere Pioniere der katholischen Missionswissenschaft waren Mitglieder der SVD, wie z.B. Friedrich Schwager, Theodor Grentrup, Anton Freitag und Johannes Thauren. Weitere verdiente Missionswissenschaftler aus der SVD sind P. Karl Müller (Missionswissenschaftler), P. Horst Rzepkowski, P. Johannes Bettray, P. Eugen Nunnenmacher, P. Kurt Piskaty, P. Stephen B. Bevans, P. Roger P. Schroeder, P.Ennio Mantovani, Paul B. Steffen, Franz Helm u.a. mehr. Als Sinologen haben sich die Patres Franz Xaver Biallas, Heinrich Busch, Eugen Feifel, Willi Müller, Leopold Leeb und Roman Malek verdient gemacht. Unter den Theologen sind die Patres Clemens Thoma (Judaist), Johannes Füllenbach (Fundamentaltheologe), Ludger Feldkämper (Exeget) und Karl-Heinz Peschke (Moraltheologe), der Kommunikationswissenschaftler Franz-Josef Eilers und der niederländische Thomas von Aquin-Spezialist Leo Elders weltweit renommiert. Zu nennen ist auch der deutsche Pastoraltheologe Hermann Kochanek und der St. Gabrieler Professor für Philosophie Paul Michalke. Der St. Gabrieler Theologe Heinrich Giese machte sich als Reformer des Lehrerbildungswesens in Österreich einen Namen. In der Aufarbeitung der Steyler Ordens- und Missionsgeschichte haben sich die Patres Hermann Fischer SVD, Fritz Bornemann SVD, Albert Rohner, Johann Kraus, Jakob Reuter, Richard Hartwich, Johannes Fleckner, Karl-Josef Rivinius und Josef Alt besonders verdient gemacht.
Institutionen in Deutschland
Beispiel, in denen die Steyler Missionare tätig sind, sind:
Steyler Berufungspastoral
Weltweit gibt es mehr als 1.500 junge Männer in der Ausbildung, die sich entschieden haben, für immer Steyler Missionar zu werden.
Steyler Missionarinnen und Missionare auf Zeit
Jedes Jahr entsenden die Steyler Missionare rund 15 junge Frauen und Männer als „Missionare auf Zeit (MaZ)“ in die ihre Einsatzgebiete weltweit. Dort leisten sie einen freiwilligen Einsatz für Glaube, Frieden und Gerechtigkeit.
Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin
St. Augustin, Philosophisch-Theologische Hochschule SVD
Steyler Mission – Missionsprokur der deutschen Provinz
Die Missionsprokur der Deutschen Provinz der Steyler Missionare ist die Servicestelle für die deutschen Missionare im Ausland. Zudem sorgt sie für die Finanzierung der Hilfsprojekte im Ausland, die die ganzheitliche Entwicklung der Menschen im pastoralen wie auch im sozialen Bereich im Auge haben. Dazu gehören Ausbildungsmaßnahmen für kirchliche Mitarbeiter, Bibelinstitute und Sprachschulen. Ebenso veranstaltet die Missionsprokur im Sinne ihrer missionarischen Bewusstseinsbildung in Deutschland Begegnungstage und Vortragsreihen, berichtet in Gemeinden und Gruppen und leistet Öffentlichkeitsarbeit.
Steyler Bank
steyl medien
Steyler Zeitschriftenapostolat
Die Steyler Missionare geben drei Zeitschriften heraus. Die „Stadt Gottes“ als Familienmagazin, die „Weite Welt“, die sich an Jugendliche und die „PICO“, die sich an Kinder richtet. Zudem wird jährlich der „Michaelskalender“, der „Steyler Bildkalender“, sowie die „Steyler Missionschronik“ herausgegeben.
Der Orden in Österreich
Voraussetzung für ein Missionshaus in Österreich war eine aus dem Jahre 1850 stammende kaiserliche Verordnung, wonach der Vorstand einer solchen zu errichtenden Anstalt „in der Regel ein österreichischer Staatsbürger“ sein musste. Die Gemeinde Goggendorf (heute Katastralgemeinde von Sitzendorf an der Schmida) gewährte Janssen über Vermittlung des örtlichen Pfarrers das Heimatrecht und Janssen, der damit die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, konnte darangehen, das Missionshaus Sankt Gabriel in der Gemeinde Maria Enzersdorf bei Mödling südlich von Wien zu gründen, welches am 14. Oktober 1889 eröffnet wurde. Später, im Jahre 1904, gründete Janssen mit dem Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen im Land Salzburg ein zweites Missionshaus in Österreich, welches von Anfang an als Schule genutzt wurde.
Die Frauenorden
Neben den Steyler Missionaren, deren Mutterhaus St. Michael sich am Ufer der Maas befindet, gründete Arnold Janssen auch zwei Frauenorden, deren Mutterhaus ebenfalls in Steyl gelegen ist:
Die Steyler Missionsschwestern, offiziell Dienerinnen des Heiligen Geistes (lat. Congregatio Servarum Spiritus Sancti – SSpS), sind ein missionarischer Frauenorden. Die Gemeinschaft wurde 1889 gegründet, erste Oberin wurde die selige Helena Stollenwerk, deren Hauptaufgabe die Ausbildung von Missionsschwestern war. Zu den Gründungsschwestern gehört auch Hendrina Stenmanns. Die Mutterhausprovinz ist auch heute noch in Steyl, Niederlande. 2005 gibt es 3.738 Steyler Missionsschwestern.
Die Steyler Anbetungsschwestern, offiziell Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung (lat.: Congregatio Servarum Spiritus Sancti de Adoratione perpetua – SSpSAp), auch Rosa Schwestern (wegen ihres rosa Ordenskleides) genannt, wurden als dritte und jüngste Kongregation der Steyler Ordensfamilie 1896 gegründet. Anfangs war der Orden nur auf Steyl begrenzt, so dass die Anzahl der Schwestern gering war. Im Orden versteht man sie als „Missionarinnen auf den Knien“. Gegenwärtig (2006) umfasst der Orden 400 Mitglieder und 20 Konvente in Deutschland, den Niederlanden, Polen, den USA, Argentinien, Brasilien, Indien, Indonesien, auf den Philippinen und in Togo. Eine Grundsteinlegung in Chile ist bereits erfolgt. Die immerwährende – auch nächtliche – Anbetung vor dem Allerheiligsten ist ihr dringlichstes Anliegen. Dieser rein kontemplative Orden, auch heute noch mit Gittern in den Besucherzimmern, gibt allen Gebetshilfe, die darum bitten. Die Schwestern führen ihr Leben des Gebets, der Fürbitte und der Arbeit in der Verborgenheit der Klausur.
Kloosterdorp Steyl
Die Klöster der Steyler Ordensfamilie bilden zusammen das Kloosterdorp Steyl (gelegentlich auch Steijl geschrieben).
Missionsmuseum
Im Missionsmuseum Steyl erwartet den Besucher eine einzigartige Galerie von Kunstgegenständen und naturhistorischen Objekten aus aller Welt. Ganz im alten Stil erhalten, wird hier eine Atmosphäre vermittelt, wie sie zu Zeiten der Einrichtung des Museums am Anfang des letzten Jahrhunderts gewesen sein muss. Seit 1931 blieb das Museum unverändert. Missionare brachten seinerzeit die Gegenstände aus aller Welt nach Steyl zusammen. Sinn und Zweck des Museums war es, den Besuchern von damals Informationen und Einblicke von fernen Ländern und Kulturen zu geben. Eine eindrucksvolle Wunderkammer mit vielen Kuriositäten blieb hier für die Gegenwart erhalten.
Centrum St. Michael und Herz-Jesu-Kloster
Im Bildungshaus der Steyler Missionare St. Michael und im Herz-Jesu-Kloster der Steyler Missionsschwestern werden Kurse und Seminare zur Stille und Besinnung angeboten.
Heilig- und Seligsprechungen
Der Gründer dieser drei Missionsgesellschaften, Arnold Janssen, und der Chinamissionar Josef Freinademetz wurden am 5. Oktober 2003 heiliggesprochen.
Am 13. Juni 1999 wurden Grzegorz Frackowiak (hingerichtet im Landgericht Dresden im Mai 1943), Stanislaw Kubista, Alojzy Liguda und Ludwik Mzyk von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Flick-Skandal
Durch die Praxis des damaligen Geschäftsführers der Soverdia (welche die zivile Rechts- und Vermögensträgerin der Steyler Missionare in Deutschland ist), steuerlich abzugsfähige Quittungen in fünffacher Höhe des Spendenbetrages auszustellen, kam der Steuerfahnder Klaus Förster auf die Spur weiterer Spenden des Flick-Konzerns, was letztlich die Flick-Affäre auslöste.[1][2]
Geschichtliche Fußnote
Die Ermordung zweier Steyler Missionare, Franz Xaver Nies und Richard Henle, am 1. November 1897 in China lieferte Kaiser Wilhelm II. den willkommenen Vorwand, die Bucht von Tsingtau durch deutsche Marinesoldaten besetzen zu lassen und die deutsche Pachtkolonie Kiautschou zu etablieren.
Generalsuperioren
Arnold Janssen (1875–1909)
Nikolaus Blum (1909–1919)
Wilhelm Gier (1920–1932)
Josef Grendel (1932–1947)
Alois Große Kappenberg (1947–1957)
Johannes Schütte (1958–1967)
John Musinsky (1967–1977)
Heinrich Heekeren (1977–1988)
Heinrich Barlage (1988–2000)
Antonio M. Pernia (2000–2012)
Heinz Kulüke (seit 2012)
Klöster und Schulen der Steyler Missionare
(unvollständig)
Missionshaus St. Michael in Steyl, Venlo, Provinz Limburg, Niederlande, gegründet am 8. September 1875.
Missionshaus St. Augustin in Sankt Augustin bei Bonn
Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf in Niederösterreich
Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen, Land Salzburg, mit Privatgymnasium und Seelsorge Kirche Pöham
Pius-Kolleg in München (aufgelöst)
Missionshaus in St. Wendel im Saarland; Arnold-Janssen-Gymnasium
Gymnasium Marienburg in Thal am Bodensee, Schweiz
Kloster Tajimi in Tajimi, Präfektur Gifu (Japan)
Nanzan-Universität und Nanzan Junior College in Nagoya (Japan)
St. Mary's Mission Seminary in Techny, USA
Von den Steyler Missionsschwestern geführt:
Dreifaltigkeitskloster Bad Driburg
Dreifaltigkeitskloster in Laupheim
Provinzialkloster Heilig-Geist-Kloster in Wickede (Ruhr)
Seirei-Krankenhaus, Nagoya (Japan)
Seirei Women's Junior College, Präfektur Akita (Japan)
Ehemalige Niederlassungen:
Missionshaus St. Arnold in St. Arnold/Kr. Steinfurt (Auflösung am 30. Juni 2008); Arnold-Janssen-Gymnasium (1996 vom Bistum Münster übernommen)
Missionshaus und Studienkolleg St. Johann in Blönried/Aulendorf (2008 an die Stiftung Katholische Freie Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart)
Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg (Auflösung am 30. September 2008); Gymnasium St. Xaver (2001 vom Erzbistum Paderborn übernommen)
Missionshaus St. Paul in Wittlich-Wengerohr (2005 aufgelöst)
Publikationen
PICO, eine Zeitschrift für Kinder bis 9 Jahre[3]
Weite Welt, eine Zeitschrift für 9- bis 12-Jährige[4]
stadtgottes, Familienzeitschrift[5]
Monumenta Serica, eine sinologische Fachzeitschrift (jährlich)
Anthropos, eine ethnologische Fachzeitschrift (zweimal jährlich)[6]
Verbum SVD, beinhaltet Themen aus der Missionswissenschaft und Missionstheologie[7]
Steyler Missionschronik, informiert einmal jährlich über die Arbeit der Steyler Missionare.[8]
Die Anregung, monatliche Veröffentlichung mit Predigtentwürfen und liturgischen Bausteinen zu den Sonn- und Festtagen. Seit 2011 nur noch online verfügbar.[9]
Siehe auch
Katholische Mission in Ostasien
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Standbild des Hl. Arnold Janssen, des Gründers der Steyler Missionare. Standort: Missionshaus St. Arnold
Missionshaus St. Gabriel
Kirche des Missionshauses in St. Wendel
Missionshaus St. Arnold, rechts im Hintergrund das Arnold-Janssen-Gymnasium
Ordensgründung
Im niederländischen Steyl gründete Arnold Janssen am 8. September 1875 das Missionshaus St. Michael, aus dem die Gesellschaft des Göttlichen Wortes – SVD (lateinisch Societas Verbi Divini) hervorging. In Deutschland war in den 1870er Jahren eine Klostergründung wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Arnold Janssen fand durch Bischof Joannes Paredis (1853–1886) im niederländischen Bistum Roermond Aufnahme und Unterstützung.
Die Brüder (Fratres) und Priester (Patres) dieser Kongregation leben miteinander in internationalen und multikulturellen Gemeinschaften, in denen sie die Botschaft des Evangeliums verkünden. Durch die Gelübde (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) binden sie sich an diese missionarische Gemeinschaft. Heute arbeiten ihre rund 6.000 Priester und Brüder in allen Kontinenten der Welt.
Aus einer Gemeinschaft von sechs Priestern im Jahr 1875 wurde eine internationale Ordensgemeinschaft aus Priestern und Brüdern, die nicht nur die Steyler Missionare, sondern auch zwei Schwesternkongregationen umfasst. Dies sind die Steyler Missionsschwestern (SSpS), die sich in über 40 Ländern der Welt für die Menschen einsetzen, und die Steyler Anbetungsschwestern (SSpSAP), die in Verborgenheit und Schweigen ihr Leben führen und die Mission im Gebet unterstützen.
Schwerpunkte
Aus ihrem Selbstverständnis heraus haben sich verschiedene Schwerpunkte ihres Einsatzes herausgebildet. Seit den Gründungstagen sind die Gemeinschaften, in denen sie leben, international besetzt. Zunächst schlossen sich nur Europäer Arnold Janssen an; heute sind es Männer aus allen Kontinenten.
Verkündigung des Wort Gottes
Die ersten Missionare, welche nach China entsandt wurden, sollten helfen, christliche Gemeinden zu errichten. Bis heute ist dies die Hauptaufgabe der Steyler Missionare in aller Welt.
Dialog der Kulturen
Der christliche Auftrag des Respekts und Achtung vor dem Anderen bestimmte von Beginn an den Umgang der Steyler Missionare mit anderen Kulturen und Traditionen. Für diesen Dialog der Kulturen gründeten sie zahlreiche Institute weltweit, z.B. durch den Schweizer Pater Georg Proksch, der 1955 das Zentrum Gyan Ashram in Mumbai eröffnete. Durch die Vermittlung des Evangeliums in Form des Tanzes wurde Indern das Christentum verkündet.
Mit ihrer Forschung in den Bereichen Völkerkunde, Anthropologie, Religionswissenschaft und Missionswissenschaft helfen die Steyler ihren Missionaren, ein Christentum zu verkünden, das den jeweiligen Völkern angepasst ist und nicht einfach die westliche Tradition in andere Religionen zu übertragen versucht.
Einsatz für Arme
Der Einsatz für Benachteiligte der Gesellschaft ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. In verschiedensten Projekten weltweit setzen sich die Steyler Missionare für Gerechtigkeit und Menschenwürde ein.
Bewahrung der Schöpfung
Als Christen ist es den Steyler Missionaren angesichts der ökologischen Krise ein Anliegen, sich für das Wohl der ganzen Schöpfung einzusetzen.
Steyler Wissenschaftler
Der Gründer der Gesellschaft des Göttlichen Wortes selber war Mathematiker, der neben der Theologie und Philosophie besonders auch das Studium der Naturwissenschaften, Völkerkunde und Linguistik für Mitglieder seines Missionsordens förderte. Die Steyler Missionare haben besonders für die junge Völkerkunde, aber auch Missionswissenschaft einen besonderen Beitrag geleistet. Neben den Gründer der Zeitschrift Anthropos, P. Wilhelm Schmidt, sind vor allem seine Schüler, P. Martin Gusinde, P. Paul Schebesta, P. Michael Schulien, P. Josef Henninger, P. Louis Luzbetak, P. Arnold Burgmann, P. Rudolf Rahmann, P. Dominik Schröder, P. Wilhelm Saake und viele mehr zu nennen. P. Stephen Fuchs gründete in East Andheri, Mumbai das Institute of Indian Culture, das heute von dem indischen Anthropologen und Missiologen S. M. Michael SVD geleitet wird. Mehrere Pioniere der katholischen Missionswissenschaft waren Mitglieder der SVD, wie z.B. Friedrich Schwager, Theodor Grentrup, Anton Freitag und Johannes Thauren. Weitere verdiente Missionswissenschaftler aus der SVD sind P. Karl Müller (Missionswissenschaftler), P. Horst Rzepkowski, P. Johannes Bettray, P. Eugen Nunnenmacher, P. Kurt Piskaty, P. Stephen B. Bevans, P. Roger P. Schroeder, P.Ennio Mantovani, Paul B. Steffen, Franz Helm u.a. mehr. Als Sinologen haben sich die Patres Franz Xaver Biallas, Heinrich Busch, Eugen Feifel, Willi Müller, Leopold Leeb und Roman Malek verdient gemacht. Unter den Theologen sind die Patres Clemens Thoma (Judaist), Johannes Füllenbach (Fundamentaltheologe), Ludger Feldkämper (Exeget) und Karl-Heinz Peschke (Moraltheologe), der Kommunikationswissenschaftler Franz-Josef Eilers und der niederländische Thomas von Aquin-Spezialist Leo Elders weltweit renommiert. Zu nennen ist auch der deutsche Pastoraltheologe Hermann Kochanek und der St. Gabrieler Professor für Philosophie Paul Michalke. Der St. Gabrieler Theologe Heinrich Giese machte sich als Reformer des Lehrerbildungswesens in Österreich einen Namen. In der Aufarbeitung der Steyler Ordens- und Missionsgeschichte haben sich die Patres Hermann Fischer SVD, Fritz Bornemann SVD, Albert Rohner, Johann Kraus, Jakob Reuter, Richard Hartwich, Johannes Fleckner, Karl-Josef Rivinius und Josef Alt besonders verdient gemacht.
Institutionen in Deutschland
Beispiel, in denen die Steyler Missionare tätig sind, sind:
Steyler Berufungspastoral
Weltweit gibt es mehr als 1.500 junge Männer in der Ausbildung, die sich entschieden haben, für immer Steyler Missionar zu werden.
Steyler Missionarinnen und Missionare auf Zeit
Jedes Jahr entsenden die Steyler Missionare rund 15 junge Frauen und Männer als „Missionare auf Zeit (MaZ)“ in die ihre Einsatzgebiete weltweit. Dort leisten sie einen freiwilligen Einsatz für Glaube, Frieden und Gerechtigkeit.
Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin
St. Augustin, Philosophisch-Theologische Hochschule SVD
Steyler Mission – Missionsprokur der deutschen Provinz
Die Missionsprokur der Deutschen Provinz der Steyler Missionare ist die Servicestelle für die deutschen Missionare im Ausland. Zudem sorgt sie für die Finanzierung der Hilfsprojekte im Ausland, die die ganzheitliche Entwicklung der Menschen im pastoralen wie auch im sozialen Bereich im Auge haben. Dazu gehören Ausbildungsmaßnahmen für kirchliche Mitarbeiter, Bibelinstitute und Sprachschulen. Ebenso veranstaltet die Missionsprokur im Sinne ihrer missionarischen Bewusstseinsbildung in Deutschland Begegnungstage und Vortragsreihen, berichtet in Gemeinden und Gruppen und leistet Öffentlichkeitsarbeit.
Steyler Bank
steyl medien
Steyler Zeitschriftenapostolat
Die Steyler Missionare geben drei Zeitschriften heraus. Die „Stadt Gottes“ als Familienmagazin, die „Weite Welt“, die sich an Jugendliche und die „PICO“, die sich an Kinder richtet. Zudem wird jährlich der „Michaelskalender“, der „Steyler Bildkalender“, sowie die „Steyler Missionschronik“ herausgegeben.
Der Orden in Österreich
Voraussetzung für ein Missionshaus in Österreich war eine aus dem Jahre 1850 stammende kaiserliche Verordnung, wonach der Vorstand einer solchen zu errichtenden Anstalt „in der Regel ein österreichischer Staatsbürger“ sein musste. Die Gemeinde Goggendorf (heute Katastralgemeinde von Sitzendorf an der Schmida) gewährte Janssen über Vermittlung des örtlichen Pfarrers das Heimatrecht und Janssen, der damit die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, konnte darangehen, das Missionshaus Sankt Gabriel in der Gemeinde Maria Enzersdorf bei Mödling südlich von Wien zu gründen, welches am 14. Oktober 1889 eröffnet wurde. Später, im Jahre 1904, gründete Janssen mit dem Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen im Land Salzburg ein zweites Missionshaus in Österreich, welches von Anfang an als Schule genutzt wurde.
Die Frauenorden
Neben den Steyler Missionaren, deren Mutterhaus St. Michael sich am Ufer der Maas befindet, gründete Arnold Janssen auch zwei Frauenorden, deren Mutterhaus ebenfalls in Steyl gelegen ist:
Die Steyler Missionsschwestern, offiziell Dienerinnen des Heiligen Geistes (lat. Congregatio Servarum Spiritus Sancti – SSpS), sind ein missionarischer Frauenorden. Die Gemeinschaft wurde 1889 gegründet, erste Oberin wurde die selige Helena Stollenwerk, deren Hauptaufgabe die Ausbildung von Missionsschwestern war. Zu den Gründungsschwestern gehört auch Hendrina Stenmanns. Die Mutterhausprovinz ist auch heute noch in Steyl, Niederlande. 2005 gibt es 3.738 Steyler Missionsschwestern.
Die Steyler Anbetungsschwestern, offiziell Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung (lat.: Congregatio Servarum Spiritus Sancti de Adoratione perpetua – SSpSAp), auch Rosa Schwestern (wegen ihres rosa Ordenskleides) genannt, wurden als dritte und jüngste Kongregation der Steyler Ordensfamilie 1896 gegründet. Anfangs war der Orden nur auf Steyl begrenzt, so dass die Anzahl der Schwestern gering war. Im Orden versteht man sie als „Missionarinnen auf den Knien“. Gegenwärtig (2006) umfasst der Orden 400 Mitglieder und 20 Konvente in Deutschland, den Niederlanden, Polen, den USA, Argentinien, Brasilien, Indien, Indonesien, auf den Philippinen und in Togo. Eine Grundsteinlegung in Chile ist bereits erfolgt. Die immerwährende – auch nächtliche – Anbetung vor dem Allerheiligsten ist ihr dringlichstes Anliegen. Dieser rein kontemplative Orden, auch heute noch mit Gittern in den Besucherzimmern, gibt allen Gebetshilfe, die darum bitten. Die Schwestern führen ihr Leben des Gebets, der Fürbitte und der Arbeit in der Verborgenheit der Klausur.
Kloosterdorp Steyl
Die Klöster der Steyler Ordensfamilie bilden zusammen das Kloosterdorp Steyl (gelegentlich auch Steijl geschrieben).
Missionsmuseum
Im Missionsmuseum Steyl erwartet den Besucher eine einzigartige Galerie von Kunstgegenständen und naturhistorischen Objekten aus aller Welt. Ganz im alten Stil erhalten, wird hier eine Atmosphäre vermittelt, wie sie zu Zeiten der Einrichtung des Museums am Anfang des letzten Jahrhunderts gewesen sein muss. Seit 1931 blieb das Museum unverändert. Missionare brachten seinerzeit die Gegenstände aus aller Welt nach Steyl zusammen. Sinn und Zweck des Museums war es, den Besuchern von damals Informationen und Einblicke von fernen Ländern und Kulturen zu geben. Eine eindrucksvolle Wunderkammer mit vielen Kuriositäten blieb hier für die Gegenwart erhalten.
Centrum St. Michael und Herz-Jesu-Kloster
Im Bildungshaus der Steyler Missionare St. Michael und im Herz-Jesu-Kloster der Steyler Missionsschwestern werden Kurse und Seminare zur Stille und Besinnung angeboten.
Heilig- und Seligsprechungen
Der Gründer dieser drei Missionsgesellschaften, Arnold Janssen, und der Chinamissionar Josef Freinademetz wurden am 5. Oktober 2003 heiliggesprochen.
Am 13. Juni 1999 wurden Grzegorz Frackowiak (hingerichtet im Landgericht Dresden im Mai 1943), Stanislaw Kubista, Alojzy Liguda und Ludwik Mzyk von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Flick-Skandal
Durch die Praxis des damaligen Geschäftsführers der Soverdia (welche die zivile Rechts- und Vermögensträgerin der Steyler Missionare in Deutschland ist), steuerlich abzugsfähige Quittungen in fünffacher Höhe des Spendenbetrages auszustellen, kam der Steuerfahnder Klaus Förster auf die Spur weiterer Spenden des Flick-Konzerns, was letztlich die Flick-Affäre auslöste.[1][2]
Geschichtliche Fußnote
Die Ermordung zweier Steyler Missionare, Franz Xaver Nies und Richard Henle, am 1. November 1897 in China lieferte Kaiser Wilhelm II. den willkommenen Vorwand, die Bucht von Tsingtau durch deutsche Marinesoldaten besetzen zu lassen und die deutsche Pachtkolonie Kiautschou zu etablieren.
Generalsuperioren
Arnold Janssen (1875–1909)
Nikolaus Blum (1909–1919)
Wilhelm Gier (1920–1932)
Josef Grendel (1932–1947)
Alois Große Kappenberg (1947–1957)
Johannes Schütte (1958–1967)
John Musinsky (1967–1977)
Heinrich Heekeren (1977–1988)
Heinrich Barlage (1988–2000)
Antonio M. Pernia (2000–2012)
Heinz Kulüke (seit 2012)
Klöster und Schulen der Steyler Missionare
(unvollständig)
Missionshaus St. Michael in Steyl, Venlo, Provinz Limburg, Niederlande, gegründet am 8. September 1875.
Missionshaus St. Augustin in Sankt Augustin bei Bonn
Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf in Niederösterreich
Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen, Land Salzburg, mit Privatgymnasium und Seelsorge Kirche Pöham
Pius-Kolleg in München (aufgelöst)
Missionshaus in St. Wendel im Saarland; Arnold-Janssen-Gymnasium
Gymnasium Marienburg in Thal am Bodensee, Schweiz
Kloster Tajimi in Tajimi, Präfektur Gifu (Japan)
Nanzan-Universität und Nanzan Junior College in Nagoya (Japan)
St. Mary's Mission Seminary in Techny, USA
Von den Steyler Missionsschwestern geführt:
Dreifaltigkeitskloster Bad Driburg
Dreifaltigkeitskloster in Laupheim
Provinzialkloster Heilig-Geist-Kloster in Wickede (Ruhr)
Seirei-Krankenhaus, Nagoya (Japan)
Seirei Women's Junior College, Präfektur Akita (Japan)
Ehemalige Niederlassungen:
Missionshaus St. Arnold in St. Arnold/Kr. Steinfurt (Auflösung am 30. Juni 2008); Arnold-Janssen-Gymnasium (1996 vom Bistum Münster übernommen)
Missionshaus und Studienkolleg St. Johann in Blönried/Aulendorf (2008 an die Stiftung Katholische Freie Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart)
Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg (Auflösung am 30. September 2008); Gymnasium St. Xaver (2001 vom Erzbistum Paderborn übernommen)
Missionshaus St. Paul in Wittlich-Wengerohr (2005 aufgelöst)
Publikationen
PICO, eine Zeitschrift für Kinder bis 9 Jahre[3]
Weite Welt, eine Zeitschrift für 9- bis 12-Jährige[4]
stadtgottes, Familienzeitschrift[5]
Monumenta Serica, eine sinologische Fachzeitschrift (jährlich)
Anthropos, eine ethnologische Fachzeitschrift (zweimal jährlich)[6]
Verbum SVD, beinhaltet Themen aus der Missionswissenschaft und Missionstheologie[7]
Steyler Missionschronik, informiert einmal jährlich über die Arbeit der Steyler Missionare.[8]
Die Anregung, monatliche Veröffentlichung mit Predigtentwürfen und liturgischen Bausteinen zu den Sonn- und Festtagen. Seit 2011 nur noch online verfügbar.[9]
Siehe auch
Katholische Mission in Ostasien
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