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Die Pianofortefabrik Blüthner

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Die Pianofortefabrik Blüthner  Empty Die Pianofortefabrik Blüthner

Beitrag  Andy Fr Jun 12, 2015 9:14 pm

Die Pianofortefabrik Blüthner ist ein Hersteller von Pianos und Flügeln aus Großpösna bei Leipzig. Das Familienunternehmen ist einer der ältesten Klavierproduzenten.

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Die Pianofortefabrik Blüthner  800px-Bl%C3%BCthner_Klavier
Schriftzug von Blüthner 1898

Geschichte

1853–1903

Die Stadt Leipzig war neben Paris, London und Wien eine der tragenden Säulen der europäischen Musikkultur. Neben dem kulturellen Erbe der Stadt war Leipzig auch ein bedeutender Handelsplatz mit überregionalen Kontakten und einem wohlhabenden Bürgertum. Julius Ferdinand Blüthner gründete deshalb am 7. November 1853 in der Weststadt Leipzigs, Ecke Plagwitzer Straße / Weststraße sein Unternehmen. Dieses bestand zunächst aus angemieteten Räumen und beschäftigte drei Arbeiter. Seinen ersten Flügel verkaufte Blüthner im Frühjahr 1854. Die Instrumente erlangten ab 1855 Aufmerksamkeit bei Pianisten und Institutionen; die Verkaufszahlen stiegen an.

Im vierten Betriebsjahr beschäftigte er bereits 14 Arbeiter. 1856 kam die „Blüthner-Patentmechanik“, eine Spielart der Stoßzungenmechanik ohne Repetierschenkel, die bis etwa Ende des Ersten Weltkrieges neben der normalen Doppelrepetitionsmechanik (Stoßzungenmechanik mit Repetierschenkel), auch unter dem Namen „englische Mechanik“ auf den Markt. 1858 erwarb Julius Blüthner die gemieteten Räume. 1862 wurde das Instrument Nummer 500 fertiggestellt. 1863 wurden erstmals Pianos in der Fabrik hergestellt. Später kaufte sich Blüthner ein Grundstück im gleichen Viertel und baute dort eine für hundert Arbeiter berechnete Fabrik. 1864 zog die Pianofortefabrik mit 37 Arbeitern in den Neubau. Kurze Zeit später war der Betrieb voll besetzt und es wurde industriell gefertigt.

Auf Weltausstellungen erlangte Blüthners Betrieb weitere Bekanntheit. Insgesamt gewann Blüthner bis 1903 neben zahlreichen anderen Preisen und Auszeichnungen auf zwölf Weltausstellungen Preise. Die steigende Nachfrage nach Instrumenten zog eine weitere Expansion nach sich. So wurde 1870 eine zweite Fabrik gebaut und mit Dampfmaschinen ausgestattet. 1872 baute er eine dritte Fabrik im Anschluss an die erste und es wurden weitere 170 Arbeiter eingestellt.

Blüthner erfand 1873 auch den Aliquot-Flügel. Die besondere Eigenart dieser Produktion ist eine zusätzliche Saite, die ab der oberen Mittellage mitschwingt und die Hörbarkeit der Obertöne (Aliquoten) verstärkt. Im Laufe der Jahre hat Blüthner verschiedene Varianten dieses Systems ausprobiert, es gibt auch Blüthner-Flügel ohne Aliquot-System.

Die Pianofortefabrik Blüthner  Bl%C3%BCthner8G
Blüthner-Stil-Flügel 1890

In London wurde 1876 eine Verkaufsniederlassung gegründet, die sowohl Instrumente in England als auch in den englischen Kolonien verkaufte. Blüthner hatte bereits zuvor mit dem Aufbau eines weltumfassenden Vertriebsnetzes begonnen. Um 1877 folgten weitere Erweiterungen an der Fabrik. Die ganze Fabrikanlage umfasste nun ein ganzes Straßenviertel. Nach zwanzig Jahren beschäftigte Blüthner über achthundert Mitarbeiter. 1878 wurde eine Ausstellungshalle für das Publikum eingerichtet.

1881 wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet. 1888 entstand ein Sägewerk in Leutzsch, um den wachsenden Bedarf an zugeschnittenen Hölzern abzudecken, und ein Holzlager angegliedert, in dem die benötigten Holzarten lagerten.

1890 wurde wiederum ein neues Fabrikgelände errichtet, welches für 230 Arbeiter Platz bot. Die ständigen Erweiterungen der Fabrikanlagen machten Blüthner zu einer der größten Klaviermanufakturen Europas. Insgesamt gab es bauliche Erweiterungen von bis zu 55.000 Quadratmetern. Die Jahresproduktion stieg bis zum Jahre 1903 auf 3.000 Stück. Neben Blüthner waren nun auch die Klavierfabriken Feurich, Hupfeld, Schimmel, Gebr. Zimmermann in Leipzig ansässig.

Die Pianofortefabrik Blüthner  800px-Bl%C3%BCthner_Klavier_Rahmen
„Königlich Sächsischer Hoflieferant“

Blüthner belieferte verschiedene Adelshöfe. Ebenso besaßen die Komponisten Claude Debussy, Max Reger, Gustav Mahler, Franz Liszt, Richard Wagner, Pjotr Tschaikowski, Carl Orff, Dmitri Schostakowitsch und Andrew Lloyd Webber einen Flügel der Firma. Auch die Solisten Claudio Arrau, Ferruccio Busoni, Karlrobert Kreiten, Arthur Rubinstein, Wilhelm Kempff und Oleg Maisenberg gehörten zu den Kunden.
1903 bis heute

Ab 1903 folgte für Blüthner die Zeit, in der das Reproduktionsklavier eine immer größere Rolle spielte. Leipzig war der Hauptstandort der Firma Hupfeld, einem der größten Produzenten von pneumatischen Systemen in Deutschland. So wurden Blüthner-Instrumente mit der Phonola ausgestattet, die ein Markenname für das System von Hupfeld war. Auch andere Systeme wie Welte-Mignon aus Freiburg im Breisgau von M. Welte & Söhne kamen zum Einsatz.

Die Pianofortefabrik Blüthner  BluthnerP
Blüthner-Phonola-Flügel 1910

Die Pianofortefabrik Blüthner  800px-Buethner_001
Blüthner-Geschäft in Wien

Am 13. April 1910 verstarb der Firmengründer Julius Blüthner. Der Betrieb wurde nun von den drei Söhnen Robert, Max und Bruno Blüthner übernommen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 brachte Erschütterungen für den Fabrikbetrieb mit sich. Mitarbeiter der Fabrik wurden zum Kriegsdienst einberufen. Wichtige Verbindungen gingen verloren, besonders Kontakte ins Ausland. Der Export stockte und im eigenen Land gab es wenig Interesse für Klavierkäufe. Im Rahmen des „vaterländischen Dienstes“ leistete das Unternehmen Heereslieferungen.

Im Jahre 1919 begann schließlich der Wiederaufbau. Die Firma erhielt wieder Aufträge aus dem Ausland, die in den Jahren zuvor ausgeblieben waren. Alte Absatzmärkte, die durch den Krieg verloren waren, versuchte das Unternehmen zurückzuerlangen. Erschwert wurde diese Aufgabe durch die Zollgesetze. Die Nachfrage stieg schnell, sodass die Jahresproduktion von 3.600 Stück nicht mehr ausreichte. 1928 erfolgte die Fertigstellung des Instrumentes Nummer 113.000. Im Jahr 1932 übernahm Rudolph Blüthner-Haessler die Firmenleitung.

Im Zweiten Weltkrieg brannte die Firma nach einem Bombenangriff 1943 bis auf die Grundmauern ab und mit ihr so gut wie alle Überlieferungen und die besonderen Instrumente. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Produktion. 1948 kamen die ersten Flügel auf den Markt. Jedoch wurden die Möglichkeiten einer Einflussnahme der Familie Blüthner durch die Verstaatlichung stark eingeschränkt.

Im Jahre 1953 war die Nachfrage wieder so groß, dass die Kapazitäten des Betriebes nicht mehr ausreichten. Ein Neubau für 100 Arbeiter wurde errichtet und 1970 eingeweiht. Der Betrieb firmierte nun unter dem Namen VEB Blüthner Pianos. 1978 wurde die Produktionszahl 144.000 erreicht. Nach dem Ende der DDR ging das Unternehmen wieder in den Besitz der Familie Blüthner zurück.

1990 begann das Unternehmen alte Kontakte wieder zu beleben und neue Beziehungen zu knüpfen. Vertriebsfirmen in den USA sowie in anderen Ländern wurden gegründet. Mit der besseren Marktposition und der wachsenden Nachfrage erfolgte 1996 der Bau einer neuen Produktionshalle im Gewerbegebiet Störmthal bei Leipzig. Im Jahr 2003 feierte die Familie Blüthner das 150-Jahr-Jubiläum mit einem Festakt in Leipzig. Seit Beginn der Produktion 1853 waren mehr als 150.000 Instrumente mit dem Namen Blüthner gefertigt worden.

Im Jahr 2005 hat der Klavierhersteller zum dritten Mal einen eigenen Klavierwettbewerb in Leipzig ausgerichtet. Die Teilnehmer kamen bisher vorrangig aus den Musikhochschulen der Umgebung. Die Preisträger des Jahres 2005 heißen Ha-Sun Park (Leipzig), Ying Zhou (Weimar) und Tomoko Takeshito (Leipzig).

Im Oktober 2007 eröffnete die Julius Blüthner Pianofortefabrik neben Zentren in London, Moskau, Tokyo, Shanghai eines in Wien.

Die Firma erwirtschaftet heute etwa 90 % ihres Umsatzes im Ausland. Sie weist eine Eigenkapitalquote von 85 % auf.
Trivia

Die Beatles spielten ihr Lied „Let It Be“ auf einem Blüthner-Flügel ein[1]. Im Film Let It Be ist mehrfach zu sehen, wie dieser von Paul McCartney gespielt wird. Auch im Film Iron Man ist ein Blüthner-Flügel zu sehen.

Für den Zeppelin Hindenburg wurde ein extraleichter Flügel aus Aluminium angefertigt.
Einzelreferenzen

Bert Fröndhoff: Hier gibt die Familie den Ton an, Handelsblatt vom 13. August 2007, S. 18

Quelle - literatur & Einzelnachweise
Andy
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