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Ab heute fegt der Hurricane durch Scheeßel

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Ab heute fegt der Hurricane durch Scheeßel Empty Ab heute fegt der Hurricane durch Scheeßel

Beitrag  Andy Do Jun 18, 2015 10:11 pm

"Es bleibt grau und regnerisch, vor allem in der Lüneburger Heide muss mit Schauern gerechnet werden." Der Wetterbericht im Autoradio auf der Fahrt nach Scheeßel bestätigt das Klischee: Immer, wenn das Hurricane-Festival stattfindet, ist das Wetter wenig sommerlich. So auch in diesem Jahr. Stets am dritten Juni-Wochenende ziehen dunkle Wolken über die Nordheide. Aber was wäre das Festival ohne die obligatorischen Schlammschlachten und durchnässte Musikfans? Davon sind wir am Donnerstag zwar noch weit entfernt, doch am Nachmittag geht immerhin der erste stärkere Schauer nieder. Wie als Willkommensgruß für diejenigen, die bereits jetzt anreisen.

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Neulinge und alte Hasen

Da wäre zum Beispiel Nils aus dem schleswig-holsteinischen Trittau, der fragend vor einem Stadtplan am Scheeßeler Bahnhof steht. Er ist gerade mit seinem Kumpel Umut per Bahn angekommen und sucht nun die Sparkasse. Als er hört, dass sie über 500 Meter entfernt ist, entscheidet er sich um: "Ich habe gehört, dass es auf dem Gelände auch einen Geldautomaten gibt." Der 22-Jährige ist zum ersten Mal beim Hurricane. "Ich habe ihm von der familiären Atmosphäre vorgeschwärmt und von der Freundschaft, die hier gelebt wird", scherzt Umut, der schon oft hier war. Wirklich familiär geht es bei weit über 50.000 Gästen ja nun wirklich nicht zu. Aber lustig - das meistens schon.
Trinkspiele schon am Bahnhof

Enes etwa muss bereits am Bahnhof ran - "eine Runde Autoscooter" sagt Tarick dazu. Allerdings muss der Hamburger nicht mit kleinen Wagen auf Crashkurs gehen, sondern eine Dose Bier auf ex trinken. Klingt einfach? Ist es aber nicht, wenn diese Dose durch einen Trichter in einen Schlauch gekippt wird. Doch Enes besteht den Test - und dürfte sich im Anschluss ähnlich benommen fühlen wie nach einer Runde Autoscooter. Ruhiger lässt es Jeanne angehen. Die junge Französin ist extra aus Paris angereist, um mit ihrer Freundin Leonie ein paar Tage in Niedersachsen zu verbringen. Leonies Eltern wohnen in Scheeßel, so kann man einen Familienbesuch mit dem auf dem Festival verbinden. "Das ist mein erstes Festival überhaupt", sagt Jeanne. Die beiden Mädchen haben sich schon einen Masterplan zurechtgelegt und aufgeschrieben, welche Bands sie wann sehen wollen. "Am meisten freuen wir uns auf 'Deadmau5'", sagt Leonie. "Und auf 'Die Antwoord'", wirft Jeanne ein. Vor allem diese südafrikanische Band hat es den beiden angetan.

Line-Up: "Nicht mit Ruhm bekleckert"

Der erfahrene Festivalgänger Umut hingegen ist von dem Line-Up in diesem Jahr nicht besonders begeistert. Es rutscht ihm sogar ein Kraftausdruck raus, als er spontan seine Meinung dazu sagen soll. Zitierfähig äußert er sich folgendermaßen: "Die Veranstalter haben sich da nicht gerade mit Ruhm bekleckert." Es fehle ein wirklicher Headliner. "Placebo" ist das für ihn nur bedingt. Auch Nils hält das Angebot an Bands für "mäßig". "Of Monsters and Men" und "Cat Empire" - das seien seine Highlights.
Einkaufswagen mit Überlassungsurkunde

Dann müssen sie aber los, ihre Freunde sind schon vorgegangen. Ein paar Kilometer sind es bis zum Zeltplatz. "Wir sind im Immobiliengeschäft. Wir wollen uns eine gute Parzelle aussuchen", sagt Umut. Und dann schieben sie los mit ihrem Gepäck, das sie praktischerweise in einem Einkaufswagen transportieren. Und den haben sie sogar ganz offiziell gemietet. Umut zeigt einen Zettel, auf dem der Filialleiter eines Wedeler Supermarktes erklärt, dass er den Wagen mitgegeben habe - "zur freien Verwendung". Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vor einigen Jahren habe ihn ein Polizist angehalten, der dachte, er habe einen Wagen geklaut. "Der hat meine Personalien aufgenommen, und das gab Stress." Das gelte es zu vermeiden. Merke: Der Hurricane-Profi ist wirlich für alles gewappnet. Nicht nur mit Gummistiefeln für Matsch, sondern auch mit einer offiziellen Einkaufswagen-Überlassungsurkunde für Polizeikontrollen.
Größter Campingplatz des Nordens entsteht

Ein paar Kilometer weiter: Während auf den Bühnen Techniker noch große Rollkoffer voller Teile hin- und herschieben und die Lichtanlagen testen, sind die Aufbauarbeiten auf den Zeltplätzen ebenfalls in vollem Gange. Der größte Campingplatz des Nordens nimmt langsam Gestalt an. Mit Bollerwagen, Trolleys und Schubkarren transportieren die Besucher ihre Zelte, den Proviant und vor allem sehr viel Bier.

Vier junge Dresdner kämpfen derweil mit ihrem Zelt. "Es ist unser erstes Festival", sagt Anna. Die Außenhaut des Zelts steht ziemlich schnell. Aber damit ist es noch längst nicht getan. "Da müssen noch vier Kabinen rein." Und das dauert. Doch die Aussicht auf Bands wie "Florence & The Machine" sowie "Alligatoah" lassen sie jede Anstrengung vergessen.
Test schreiben in der Schule - und dann ab zum Festival

Christopher, Patrick und Simon hatten im Vergleich zu den Sachsen eine sehr kurze Anreise: "Wir kommen aus Scheeßel, in zehn Minuten bin ich zuhause", sagt Simon. Und da muss er leider auch am Abend noch wieder hin: "Morgen ist wieder Schule. Und wir haben halt Lehrer, die dann tatsächlich einen Test schreiben lassen." Also noch einmal ausschlafen, den Test bestehen und dann am Nachmittag so richtig ins Festival starten.

Quelle - literatur & Einzelnachweise
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