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Johann von Reuschenberg

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Johann von Reuschenberg Empty Johann von Reuschenberg

Beitrag  checker Di Jun 23, 2015 5:43 am

Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg zu Setterich, besser als Johann von Reuschenberg (Ruischenberg oder Rauschenberg) bekannt, wurde am 29. März 1603[1] in Setterich getauft und verstarb am 31. März 1660[2] in Köln.

Johann von Reuschenberg 210px-Johannes_Ernst_Freiherr_von_Reuschenberg
Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg

Als Deutschordensritter entschied er sich für eine militärische Karriere außerhalb seines Ordens. Während des Dreißigjährigen Krieges war er bayerischer Obrist, Kriegsrat, sowie bayerischer und anschließend kaiserlicher Feldmarschall. Im Jahr 1651 verließ er den kaiserlichen Dienst und wurde Feldmarschall des Reichsfürsten von Pfalz-Neuburg.[3] Als Oberst-Hofmeister, bzw. Statthalter des Herzogs war er maßgeblich an der Gründung des Kurrheinischen Bundes (einem Vorläufer des Rheinischen Bundes) mit beteiligt. Das Oberkommando über die Allianztruppen des Bundes wurde, trotz anfänglicher Proteste der protestantischen Seite, dem streng katholischen Reuschenberg übertragen.[4]

Leben und Wirken

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Schlacht nordwestlich von Wolfenbüttel im Jahr 1641

Johannes Ernst von Reuschenberg stammte aus der Linie Setterich des Adelsgeschlechts von Reuschenberg und wurde als nachgeborener Sohn 1603 auf Burg Setterich geboren. Als Jugendlicher studierte er zunächst an der Kölner Burse und wurde später (im Jahr 1625) er in Alden Biesen zum Deutschordensritter aufgeschworen.[5] Wie alle neuen Ordensbrüder zu dieser Zeit musste er vermutlich zunächst drei Jahre in Ungarn gegen die Türken kämpfen.

Im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg wurde er erstmals 1632 als Obristlieutenant unter dem Befehl des Wolfenbüttler Stadtkommandanten Gottfried Huyn von Geleen erwähnt.[6] Das Kommando über die Festungsstadt Wolfenbüttel übernahm Reuschenberg im Jahr 1634. Seine Aufgabe war es die Festung als einzigen namhaften Stützpunkt des Kaisers östlich der Weser zu sichern.[7] Am 31. Dezember des darauffolgenden Jahres wurde Reuschenberg vom bayerischen Kurfürsten Maximilian I. zum Obristen zu Fuß und zu Ross befördert. Eine ungewöhnliche Maßnahme, da einem Obristen normalerweise nur ein Regiment zugeteilt wurde. Fast zehn Jahre lang kontrollierte er das weitere Umland von Wolfenbüttel und bedrohte auch seine Gegner im weiter entfernten Thüringen. Dabei wurde er durch Levin Zanner (genannt „Immernüchtern“) unterstützt. Dessen kleine, berittene Einheit trieb nicht nur die Kontributionen von den umliegenden Städten und Dörfern ein, sondern überfielen auch immer wieder schwedische Söldner und ihre Verbündeten. Bei einem Aktionsradius von über 100 km waren sie ein ernst zu nehmender Störfaktor. Die Bildung eines fliegenden Corps im größeren Maßstab (wie es bereits vom schwedischen Obrist Königsmarck eingesetzt wurde), lehnte Reuschenberg 1639 als zu verfrüht ab.[8] Die Festungsstadt wurde im Laufe der Jahre mehrmals vergeblich belagert, so z. B. im Jahr 1641 als durch den sogenannten „Schwedendamm“ die Oker aufgestaut wurde, um Wolfenbüttel zu überfluten. Ein Kupferstich aus dem Werk Theatrum Europaeum zeigt wie die kaiserlichen Truppen am 19. Juni 1641 unter dem Kommando von Reuschenberg die Belagerer nordwestlich der Festungsstadt angreifen. Dabei sollen unmittelbar während dieser Schlacht insgesamt 2000 - 3000 Söldner umgekommen sein. [9] Reuschenberg wurde noch kurz vor dem Angriff zum Generalwachtmeister befördert. Reuschenberg hielt die Stadt noch zwei weitere Jahre, ehe er Wolfenbüttel auf kaiserlichen Befehl im September 1643 verließ. Aufgrund seiner Verdienste um das Hochstift Hildesheim (die Hildesheimer Frage) wurden ihm und seinen Erben im Jahr 1647 das Amt Vienenburg übertragen.[10]

Für seine Verdienste als Festungskommandant und kaiserlicher Rat, aber auch für seine diplomatischen Dienste, wurde er am 3. September 1639 vom Kaiser Ferdinand III. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Damit verbunden war eine ´´Wappenverbesserung´´. Das freiherrliche Wappenschild ist viergeteilt: im 1. und 4. Viertel ein schwarzer Balken auf weißem Untergrund, besetzt mit drei linksgewendeten, schwarzen Raben, welche im 4. Viertel rechtsgewandt sind. Im 2. und 3. Viertel ein silberner, rechtsgewendeter Löwe mit roter Zunge auf einem schwarzen Feld, welches mit fünf silbernen Herzen belegt ist. Der Löwe im 3. Viertel ist linksgewendet. Als Helmzier auf dem rechten Helm entwächst ein weißer, springender Windhund mit roter Zunge und schwarzem Halsband an dem ein goldener Ring befestigt ist. Dem linken Helm entwächst ein weißer, goldgekrönter Löwe mit roter Zunge. In der rechten Pranke hält er einen goldenen Reichsapfel und in der linken ein blankes Schwert.

Ab 1643 bis 1648 war er - zunächst noch unter dem Kommando des legendären Reitergenerals Johann von Werths - an einer Reihe von Schlachten beteiligt:

Schlacht bei Tuttlingen am 24. November 1643
Dieser Überfall war für Reuschenberg die erste Schlacht unter dem Kommando des bekannten Feldmarschalls Franz von Mercy. Er wurde für sehr tapfferes Verhalten gelobt.

Schlacht bei Freiburg am 26. August 1644
Im Laufe der Schlacht wurden zunächst zwei Regimenter unter dem Kommando von Reuschenberg fast vollständig vernichtet. Im Zuge der weiteren Kämpfe konnte er innerhalb einer Nacht und unter schwierigsten Bedingungen seine Stellungen mitsamt dem schweren Gerät räumen, ohne dass die Gegenseite etwas bemerkte. Dabei waren die gegnerischen Linien nur etwa 300 m entfernt.[11] Von seinen Vorgesetzten wurde er als vortrefflich und sehr tapfer geschätzt und wurde am 26. August 1644 zum Generalzeugmeister befördert.

Schlacht bei Jankau am 5. März 1645
5000 ausgesuchte, bayerische Söldner unter dem Kommando von Werth und Reuschenberg unterstützten die kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Jankau. Die Schlacht endete allerdings mit einer vollständigen Niederlage und die beiden Offiziere mussten fliehen.

Schlacht bei Herbsthausen am 5. Mai 1645
Nachdem die Französischen Truppen bei Herbsthausen nahe Mergentheim lagerten, sah Mercy eine gute Gelegenheit für einen Überraschungsangriff. Bis auf Reuschenberg teilten die Stabsoffiziere dessen Meinung. Er hingegen wollte zunächst auf Verstärkung warten. [12] Während der Schlacht führten die Infanterie-Regimenter unter dem Kommando von Reuschenberg ihren Angriff mit solcher Wucht durch, dass die gegnerischen Truppen dem nicht standhielten. Wiederum wurde Reuschenberg für seinen Einsatz von dem Kurfürsten Maximilian I. ausdrücklich gelobt.

Schlacht bei Alerheim am 3. August 1645
Als während der verlustreichen Schlacht von Alerheim der bayerische Generalfeldmarschall Mercy fiel, waren auch zwei weitere Generäle nicht verfügbar: Geleen war kurz zuvor gefangen genommen worden und Werth hatte sich weit von seiner ursprünglichen Position entfernt, um mit seinen berittenen Einheiten eine Attacken hinter die feindlichen Linien durchzuführen. Reuschenberg übernahm als dienstältester Offizier das Kommando im Zentrum der Schlacht und konnte eine vernichtende Niederlage gerade noch verhindern.[13] Nach der Schlacht übertrug der bayerische Kurfürst das Oberkommando zunächst Werth und Reuschenberg gemeinsam, wobei er gerne letzteren den Oberbefehl übergeben hätte.[14] Da Reuschenberg aber einen niedrigeren Rang als der (darüber hinaus auch noch dienstältere) Reitergeneral hatte, wurde das Amt des Generalfeldmarschalls schließlich Geleen übergeben, um Werth nicht zu brüskieren. Die Lage wurde nach dem Einfall der schwedisch-französischen Truppen in Bayern unhaltbar, daher versuchte Maximilian I. im Jahr 1647 einen Waffenstillstand zu erreichen. Als bayerische Hauptunterhändler war es Reuschenberg der, gemeinsam mit zwei weiteren Räten, den Waffenstillstand von Ulm für den Kurfürsten verhandelte. So wie die meisten bayerischen Offiziere war auch Reuschenberg gegen den Waffenstillstand, den er auf ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten hin verhandelte. Werth entschloss sich schließlich heimlich die bayerischen Truppen dem Kaiser zuzuführen. Das konnte nur gelingen, wenn sich auch die anderen Offiziere der Meuterei anschlossen. Das galt insbesondere für Reuschenberg. Dieser fühlte sich aber auch dem Kurfürsten verpflichtet und entzog sich dieser für ihn schwierigen Situation indem er für mehrere Wochen ins Rheinland reiste. Trotzdem wurde die Beziehung zum Kurfürsten in der Folge immer schwieriger: So wurde ihm zwar im Juli 1647 der Sold verweigert, aber trotzdem wurde er nur wenige Wochen später zum Feldmarschall ernannt. Diese Ernennung wurde allerdings im Dezember wieder zurückgenommen. Nur einen Monat später wurde er dann wieder als Feldmarschall eingesetzt - allerdings ohne Kommando. Reuschenberg wurde das zu viel und er wechselt daraufhin zur kaiserlichen Armee. Nach der Schlacht bei Zusmarshausen und dem Tod des kaiserlichen Feldmarschalls von Holzappel im Jahr 1648 übernahm Reuschenberg für kurze Zeit als stellvertretender kaiserlicher Generalfeldmarschall das Oberkommando über die vereinigte kaiserlich-bayerische Armee für den Feldmarschall Piccolomini. Nachdem es gelang die französisch-schwedischen Truppen zurückzudrängen, kam es am 6. Oktober des Jahres in der Schlacht bei Dachau zu einem letzten großen Zusammentreffen der feindlichen Armeen. Hier kämpften zum letzten Mal Reuschenberg und Werth Seite an Seite.

Nach Kriegsende übernahm Reuschenberg ein Kommando in Preßburg (heute Bratislava). Später war er Kommandant von Graz und übernahm die Auflösung der Regimenter. Er verließ den kaiserlichen Dienst und wurde 1651 Feldmarschall des Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, welcher gleichzeitig auch der Herzog von Jülich-Berg war.

Reuschenberg wurden als hoher Offizier und Kriegsrat auch diplomatische Aufgaben übertragen. So korrespondierte bis 1643 mit dem Kaiser und den Kurfürsten des Reiches, um diese über die jeweilige Situation vor Ort zu informieren und führte über Jahre und ohne längere Unterbrechungen Verhandlungen mit den welfischen Fürsten. 1643 war er maßgeblich mit an den Goslarer Friedensverhandlungen beteiligt, welche einen wichtigen Schritt zur Lösung der Hildesheimer Frage darstellten. Immerhin gehörte die Lösung dieses Konfliktes zu den großen Fragen des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 1647 war er der Hauptunterhändler der bayerischen Partei und verhandelte den Waffenstillstand von Ulm, obwohl er diesen für einen schweren Fehler hielt. In einem Brief an den Generalleutnant Matthias Gallas schrieb er: (ich) für meine Person möchte wünschen, dass ein anderer an meiner stell zu disen tractaten were deputirt worden.[15] Nach Ende des großen Krieges war er wesentlich mit an der Gründung des Kurrheinischen Bundes beteiligt, welcher in der Folge zu der Gründung des Rheinischen Bundes führte.[16]

Im Jahr 1660 starb er nach schwerer Krankheit in Köln. Als Deutschordensritter war er zur Keuschheit verpflichtet und hinterließ daher -zumindest soweit bekannt- keine Nachkommen. Als Universalerben setzte er Alexander Ambrosius von Reuschenberg (den ältesten Sohn seines Neffen Jobst Edmund) ein.[17]

Bedeutung

Johann von Reuschenberg Freiherrliches_Stammwappen_1639
Freiherrliches Wappenschild

Johannes Ernst von Reuschenberg qualifizierte sich in seiner Zeit in Wolfenbüttel (bis 1643) sowohl als militärischer Führer als auch als Ratgeber und Diplomat. In der einzigen dokumentierten Schlacht während dieser Zeit, in der er allein das Kommando führte, zeigte er Mut und Entschlossenheit, aber auch eine Gnadenlosigkeit, die selbst seine Gegner überraschte. In den Schlachten ab 1643 zeigte es sich, dass er und Werth sich sehr gut ergänzten. Während der Reitergeneral eher spontan handelte und dabei ein hervorragendes taktisches Geschick bewies, war Reuschenberg das beharrende Element. Dabei zeigte er sich auch heiklen Situationen gewachsen. Seine taktischen und strategischen Fähigkeiten lassen sich besonders gut für das Jahr 1648 aufzeigen, als er einen Brückenkopf bei Vilshofen an der Donau sichern musste. Umsichtig und klug versuchte er dabei seine Truppen zu schonen, um einen möglichen Angriff standhalten zu können. [18]

Im Gegensatz zu Werth galt er als hochmütig und war daher bei den Truppen unbeliebt. Ein entscheidender Nachteil, wenn es darum geht kämpfenden Einheiten zu motivieren. Insgesamt gesehen war Reuschenberg jedoch ein fähiger und erfahrener Offizier, dessen Zuverlässigkeit über das übliche Maß hinausging. So gehörte er zu den wenigen, welche Werth nach seiner Meuterei gegen den bayerischen Kurfürsten noch die Treue hielt.

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges erreichte er als Feldmarschall und Stellvertreter des Herzogs von Pfalz-Neuburg den Höhepunkt seiner Karriere. Durch seine Mitwirkung an der Gründung des Kurrheinischen Bundes, gehörte er damit auch zu den Wegbereitern für die Gründung des ersten Rheinischen Bundes im Jahr 1658.
Hinweis

Die Biografie Reuschenbergs in der Onlinefassung der Allgemeine Deutsche Biographie basiert im Wesentlichen auf einer Kurzbiografie aus dem bekannten Geschichtswerk Rheinischer Antiquarius von Christian von Stramberg.[19] Eine Reihe von Fehlern machen eine Überarbeitung dieses Artikels notwendig.

Quelle - literatur & Einzelnachweise
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