Der Polnische Thronfolgekrieg
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Der Polnische Thronfolgekrieg
Der Polnische Thronfolgekrieg (1733–1738), auch Polnischer Erbfolgekrieg genannt, war ein Krieg um die Thronfolge Polens nach dem Tod Augusts II. (des Starken) († 1. Februar 1733).
Übersichtskarte des Rzeczpospolita Korony Polskiej i Wielkiego Księstwa Litewskiego im Jahre 1701, die mit der Grenzführung, zu Beginn des polnischen Erbfolgekrieges, im Jahre 1733 identisch war
Vorgeschichte
August der Starke benötigte für seine Pläne sowohl die Unterstützung des Auslandes wie der polnischen Magnaten. Im Inneren standen sich zwei Adelsfraktionen gegenüber. Die eine gruppierte sich um die Familie Potocki, welche die traditionellen Kräfte repräsentierten, die die Adelsprivilegien verteidigten und die Wettiner ablehnten. In der anderen dominierte die Familie Czartoryski. Diese strebte eine Modernisierung in Anlehnung an den englischen Parlamentarismus an. Es deutete sich ein Sieg der Reformer an. Durch den Tod des Königs kam diese Entwicklung nicht mehr zum Tragen.[1]
Stanisław Leszczyński, Gemälde von Jean-Marc Nattier
August III., gemalt von Pietro Antonio Rotari, 1755
Während Österreich und Russland nach einigem Zögern die Thron-Bestrebungen des neuen sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. (Sohn August des Starken) unterstützten, was den Fortbestand der Personalunion Sachsen-Polen bedeutete, wollte Frankreich den früheren polnischen König Stanislaus I. Leszczyński (den Schwiegervater Ludwigs XV.) als neuen König einsetzen.
Auseinandersetzungen in Polen
Eine große Konföderation polnischer Adeliger unter Führung des Kardinalprimas Teodor Potocki wählte am 10. September 1733 Stanislaus Leszczynski zum König. Ende September erschienen russische Truppen vor Warschau, unter deren Schutz der wesentlich kleineren sächsischen Partei die Wahl Friedrich Augusts gelang. Insbesondere zahlreiche litauische Adelige stimmten für den Sachsen. Stanislaus Leszczynski floh nach Danzig, das daraufhin von russischen und sächsischen Truppen belagert wurde und im Juli 1734 kapitulierte.[2] Ein zur Unterstützung Leszczynskis gelandetes französisches Expeditionskorps wurde von den überlegenen Russen zusammengeschossen.
Nach der Kapitulation Danzigs und der Flucht Leszczynskis formierte sich im November 1734 unter Adam Tarlo die Konföderation von Dzików, um gegen die sächsischen Truppen in Kleinpolen zu kämpfen. Die Konföderation war von vornherein chancenlos, beendete aber erst im März 1736 (zwei Monate nach dem Thronverzicht Leszczynskis) die Kampfhandlungen. Im Übrigen wurden im Rahmen des Bündnisses wieder einmal russische Truppen in Litauen bzw. Ostpolen stationiert, da Sachsen aufgrund der unsicheren Haltung Preußens seine Truppen in der Nähe der Grenze haben wollte.
Internationaler Konflikt
Am 10. Oktober 1733 erklärte Frankreich Kaiser Karl VI. und Russland unter Kaiserin Anna den Krieg. Die Kriegshandlungen fanden hauptsächlich an der Rhein-Grenze statt, zunächst noch unter dem Befehl des greisen Prinzen Eugen von Savoyen (der hier den preußischen Kronprinzen Friedrich mit der Kriegskunst näher vertraut gemacht haben soll). Den Franzosen gelang unter anderem die Eroberung der Festungen Kehl und Philippsburg. Ein weiterer Kriegsschauplatz war Italien, wo Frankreich und das verbündete Sardinien in der Schlacht bei Parma und der Schlacht bei Guastalla siegreich blieben. Die Österreicher wurden hier zudem von spanischen Truppen bedrängt, die die Ansprüche des Herzogs von Parma und spanischen Infanten Karl auf Neapel und Sizilien stützten und 1734 bei Bitonto siegten. Frankreich (Kardinal Fleury) hatte in diesem Krieg das ökonomische und militärische Übergewicht, wollte aber seine Mittel für den sich seit der Pragmatischen Sanktion 1713 abzeichnenden Österreichischen Erbfolgekrieg aufsparen.
Friede und Folgen
Im Wiener Präliminarfrieden 1735 wurde daher der Sachse als August III. als König von Polen bestätigt. Stanislaus Leszczynski wurde von Ludwig XV. mit den Herzogtümern Bar und Lothringen entschädigt, wo er als Landesvater sehr beliebt wurde. Franz Stephan von Lothringen, der sich bereits als Schwiegersohn des Kaisers abzeichnete und nun endgültig auf sein angestammtes Herzogtum verzichten musste, wurde dafür mit dem Großherzogtum Toskana abgefunden, da das Aussterben der Hauptlinie der Medici zu diesem Zeitpunkt bereits abzusehen war. Das Königreich Neapel und Sizilien fielen an Karl von Spanien, der zugunsten Österreichs auf das Herzogtum Parma und Piacenza und seinen Anspruch auf die Toskana verzichtete. Der Frieden konnte aufgrund der Nachfolgeregelungen erst nach dem Ableben des Herzogs Gian Gastone de’ Medici († 1737) in Kraft treten. Der Krieg endete mit der Verkündigung des Wiener Friedens am 18. November 1738.
Der Krieg zeigte einige Neuerungen an, die in der Folgezeit stärker das politische Machtgefüge Europas beeinflussten. Zum einen bot das junge Preußen dem römisch-deutschen Kaiser erstmals sein ganzes für die damalige Zeit hochmodernes Heer zur Verteidigung des Reiches an, der Kaiser lehnte jedoch ab. Auf der anderen Seite akzeptierte der Kaiser erstmals russische Truppen am Rhein (1735).[3]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Übersichtskarte des Rzeczpospolita Korony Polskiej i Wielkiego Księstwa Litewskiego im Jahre 1701, die mit der Grenzführung, zu Beginn des polnischen Erbfolgekrieges, im Jahre 1733 identisch war
Vorgeschichte
August der Starke benötigte für seine Pläne sowohl die Unterstützung des Auslandes wie der polnischen Magnaten. Im Inneren standen sich zwei Adelsfraktionen gegenüber. Die eine gruppierte sich um die Familie Potocki, welche die traditionellen Kräfte repräsentierten, die die Adelsprivilegien verteidigten und die Wettiner ablehnten. In der anderen dominierte die Familie Czartoryski. Diese strebte eine Modernisierung in Anlehnung an den englischen Parlamentarismus an. Es deutete sich ein Sieg der Reformer an. Durch den Tod des Königs kam diese Entwicklung nicht mehr zum Tragen.[1]
Stanisław Leszczyński, Gemälde von Jean-Marc Nattier
August III., gemalt von Pietro Antonio Rotari, 1755
Während Österreich und Russland nach einigem Zögern die Thron-Bestrebungen des neuen sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. (Sohn August des Starken) unterstützten, was den Fortbestand der Personalunion Sachsen-Polen bedeutete, wollte Frankreich den früheren polnischen König Stanislaus I. Leszczyński (den Schwiegervater Ludwigs XV.) als neuen König einsetzen.
Auseinandersetzungen in Polen
Eine große Konföderation polnischer Adeliger unter Führung des Kardinalprimas Teodor Potocki wählte am 10. September 1733 Stanislaus Leszczynski zum König. Ende September erschienen russische Truppen vor Warschau, unter deren Schutz der wesentlich kleineren sächsischen Partei die Wahl Friedrich Augusts gelang. Insbesondere zahlreiche litauische Adelige stimmten für den Sachsen. Stanislaus Leszczynski floh nach Danzig, das daraufhin von russischen und sächsischen Truppen belagert wurde und im Juli 1734 kapitulierte.[2] Ein zur Unterstützung Leszczynskis gelandetes französisches Expeditionskorps wurde von den überlegenen Russen zusammengeschossen.
Nach der Kapitulation Danzigs und der Flucht Leszczynskis formierte sich im November 1734 unter Adam Tarlo die Konföderation von Dzików, um gegen die sächsischen Truppen in Kleinpolen zu kämpfen. Die Konföderation war von vornherein chancenlos, beendete aber erst im März 1736 (zwei Monate nach dem Thronverzicht Leszczynskis) die Kampfhandlungen. Im Übrigen wurden im Rahmen des Bündnisses wieder einmal russische Truppen in Litauen bzw. Ostpolen stationiert, da Sachsen aufgrund der unsicheren Haltung Preußens seine Truppen in der Nähe der Grenze haben wollte.
Internationaler Konflikt
Am 10. Oktober 1733 erklärte Frankreich Kaiser Karl VI. und Russland unter Kaiserin Anna den Krieg. Die Kriegshandlungen fanden hauptsächlich an der Rhein-Grenze statt, zunächst noch unter dem Befehl des greisen Prinzen Eugen von Savoyen (der hier den preußischen Kronprinzen Friedrich mit der Kriegskunst näher vertraut gemacht haben soll). Den Franzosen gelang unter anderem die Eroberung der Festungen Kehl und Philippsburg. Ein weiterer Kriegsschauplatz war Italien, wo Frankreich und das verbündete Sardinien in der Schlacht bei Parma und der Schlacht bei Guastalla siegreich blieben. Die Österreicher wurden hier zudem von spanischen Truppen bedrängt, die die Ansprüche des Herzogs von Parma und spanischen Infanten Karl auf Neapel und Sizilien stützten und 1734 bei Bitonto siegten. Frankreich (Kardinal Fleury) hatte in diesem Krieg das ökonomische und militärische Übergewicht, wollte aber seine Mittel für den sich seit der Pragmatischen Sanktion 1713 abzeichnenden Österreichischen Erbfolgekrieg aufsparen.
Friede und Folgen
Im Wiener Präliminarfrieden 1735 wurde daher der Sachse als August III. als König von Polen bestätigt. Stanislaus Leszczynski wurde von Ludwig XV. mit den Herzogtümern Bar und Lothringen entschädigt, wo er als Landesvater sehr beliebt wurde. Franz Stephan von Lothringen, der sich bereits als Schwiegersohn des Kaisers abzeichnete und nun endgültig auf sein angestammtes Herzogtum verzichten musste, wurde dafür mit dem Großherzogtum Toskana abgefunden, da das Aussterben der Hauptlinie der Medici zu diesem Zeitpunkt bereits abzusehen war. Das Königreich Neapel und Sizilien fielen an Karl von Spanien, der zugunsten Österreichs auf das Herzogtum Parma und Piacenza und seinen Anspruch auf die Toskana verzichtete. Der Frieden konnte aufgrund der Nachfolgeregelungen erst nach dem Ableben des Herzogs Gian Gastone de’ Medici († 1737) in Kraft treten. Der Krieg endete mit der Verkündigung des Wiener Friedens am 18. November 1738.
Der Krieg zeigte einige Neuerungen an, die in der Folgezeit stärker das politische Machtgefüge Europas beeinflussten. Zum einen bot das junge Preußen dem römisch-deutschen Kaiser erstmals sein ganzes für die damalige Zeit hochmodernes Heer zur Verteidigung des Reiches an, der Kaiser lehnte jedoch ab. Auf der anderen Seite akzeptierte der Kaiser erstmals russische Truppen am Rhein (1735).[3]
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