Der Rehberger Graben
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Der Rehberger Graben
Der Rehberger Graben (auch Neuer Rehberger Graben) ist ein von den Sankt Andreasberger Bergleuten erbauter Wassergraben und ein wichtiger Bestandteil des Oberharzer Wasserregals. Er wurde Ende des 17. Jahrhunderts angelegt, um Wasser der Oder nach Sankt Andreasberg umzuleiten, wo es zur Energieversorgung mittels Wasserrädern in den dortigen Bergwerken genutzt wurde. Er ist ein wesentlicher Bestandteil des Weltkulturerbes Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft.
Rehberger Graben und Grabenweg
„Quelle“ des Grabens unterhalb der Staumauer des Oderteiches
Trasse des alten Grabens oberhalb des Goetheplatzes
Verlauf
Der Rehberger Graben ist 7,25 km lang und verläuft vom Oderteich entlang der Ostseite des 893 m ü. NN hohen Rehbergs bis zur Jordanshöhe kurz vor Sankt Andreasberg. Von dort verläuft er unterirdisch durch den 760 m langen Tiefen Gesehr Wasserlauf (Fertigstellung 1699, Gefälle von ca. 8 m) nach Sankt Andreasberg, wo er sich dann in zwei Stränge unterteilt. Zunächst gelangt das Wasser über Rohrleitungen zum Kraftwerk Grundstrasse, weiter über das Kraftwerk Teichtal in den Hilfe Gottes Teich und von dort in die Grube Samson, wo sich die Stränge teilen. In 130 m Teufe befindet sich das Kraftwerk Grüner Hirsch, dessen Wasser durch den 1,4 km langen Grünhirschler Stollen (Gesamtlänge 10,2 km) zur Sperrlutter abgeleitet wird. Die Sperrlutter fließt durch das Sperrluttertal in Richtung Bad Lauterberg, wo sie auf halber Strecke noch die Turbinen der Firma Eckold speist. Sie mündet in die Oder kurz unterhalb der Odertalsperre. Der zweite Strang gelangt in ein weiteres Kraftwerk der Grube Samson. Das Kraftwerk Sieberstollen liegt auf einer Teufe von 190 m und wird über den 3,1 km langen Sieberstollen (Gesamtlänge 13,1 km) in die Sieber entwässert.
Neben der eigentlichen Quelle – dem Oderteich – wird der Rehberger Graben noch von weiteren Bächen gespeist, von denen die größten die Hühnerbrühe und der Rehbach nahe dem Oderteich und der 4,2 km lange Sonnenberger Graben (erbaut im 16. Jahrhundert) unterhalb des Internationalen Haus Sonnenberg sind.
Geschichte
Zufluss der „Hühnerbrühe“ nahe dem Oderteich
Gerätehütte am Ende des Rehberger Grabens und Übergang zum Geseher-Wasserlauf
Geschichte
Bereits von 1602 bis 1604 wurde eine erste Version des Rehberger Grabens etwa 30 m oberhalb des heutigen Grabens errichtet. Es handelte sich um eine reine Holzrinnenkonstruktionen, die aus 9,6 m (5 Lachter) langen und 68 cm (28 Zoll) breiten Segmenten gefertigt wurde. Da das Holz ständig erneuert werden musste, der Graben im Sommer oftmals austrocknete und im Winter zufror, begann man entsprechend den Vermessungen von Christian Zacharias Koch[1] im Jahre 1699 mit dem Bau des heutigen Grabens. Richter Meyer schlug 1694 vor, den Tiefen Wasserlauf endlich durchzutreiben, um auch die Wasser der Oder zu erreichen.
Der (neue) Rehberger Graben wurde am 11. Oktober 1703 vollendet, jedoch wurden in den Folgejahren regelmäßig Änderungen und Verbesserungen vorgenommen. Der Graben wurde systematisch ausgemauert und teilweise durch Felsblöcke, die bei den Sprengarbeiten gewonnen wurden, überdeckt und so vor Verschüttung und winterlichem Frost geschützt. Der Rehberger Graben ist ein sehr dauerhaftes Bauwerk, das auch heute noch mit nur sehr geringer Wartung unverändert funktioniert.
Das Grabenbauwerk wurde über Kilometer hinweg mit einem einheitlichen Gefälle von ca. 4,5 ‰ versehen und hat damit auf seiner gesamten Länge von 7,2 km einen Höhenunterschied von 31,9 m.
Ursprünglich wurde der Rehberger Graben und sein Vorgänger angelegt, um das Wasser an der Ostseite des Rehberges zu sammeln und von dort zu den Bergwerken in Sankt Andreasberg zu leiten, wo es dem Antrieb der Wasserräder diente. Nach Fertigstellung des Oderteiches erhöhte sich die Wassermenge durch Zuflüsse von der Ostseite des Bruchbergs und der Westseite des Brockens deutlich. Auch gab es durch die Wasserstauung in Trockenzeiten praktisch keine Stillstände im Bergbau mehr. Der Graben hat eine Durchflusskapazität von ungefähr 400 l/s. Insgesamt war der Rehberger Graben von zentraler Bedeutung für den Bergbau in Sankt Andreasberg. Heute treibt das Wasser des Rehberger Grabens noch sechs kleinere Wasserkraftwerke an und liefert dabei jährlich 6,5 GWh.
Heutige Nutzung
Wanderweg Rehberger Grabenweg
Entlang des Graben wurde ein ziemlich breiter Inspektionsweg angelegt, der heute unter dem Namen Rehberger Grabenweg als beliebter Rad- und Wanderweg bekannt ist. Er führt über etwa acht Kilometer nach St. Andreasberg. Nach etwa 5 km kommt man zum Rehberger Grabenhaus. Der Rehberger Grabenweg ist Teil der südlichen Brockenumgehung des Harzer Hexenstieges.
Entlang des Rehberger Grabenweges sind zahlreiche Informationstafeln angebracht, die über den Graben und die ihn umgebende Natur informieren (WasserWanderWege). Im letzten Drittel des Rehberger Grabenweges steht schließlich das Rehberger Grabenhaus. Es ist heute ein gern besuchtes Ausflugslokal, von dem man an Winterabenden die Wildfütterung aus nächster Nähe beobachten kann.
Goetheplatz
Auch Goethe wanderte 1783 (2. Harzreise) und 1784 (3. Harzreise) auf diesem Weg. Er ließ sich vom Vizeberghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra den am heutigen Goetheplatz (ein ehemaliger Steinbruch zur Gewinnung der Abdeckplatten für den Rehberger Graben) von diesem entdeckten Kontakt zwischen Granit (einem ultrasaurem magmatischen Gestein) und einer methamorphen Grauwacke, dem Hornfels, zeigen (siehe Inschrift auf dem Schild am Goetheplatz).
Trebra ließ zwei große Stücke aus dem Kontakt am Rehberger Graben herauspräparieren und schenkte sie Goethe 30 Jahre später, der sie in zwei Kaffeetische hat einarbeiten lassen. Einer davon ist auf dem Schild am Goetheplatz abgebildet und befindet sich heute in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich Schiller Universität Jena[2]. Der zweite Tisch befindet sich heute im 1. Obergeschoss von Goethes Gartenhaus in Weimar[3].
Goethe war seinerzeit ein Anhänger des Neptunismus, der Theorie, die behauptet, dass alle Gesteine aus den Weltmeeren kommen. Er beobachtete am freigeliegenden Felsen, wie sich durch das Eindringen glutflüssigen Granites in das ältere Schiefer- und Grauwackengestein der sehr harte und zähe Hornfels gebildet hatte.
Er meinte, dass diese Stelle den Neptunismus (alle Gesteine kommen aus dem Meer) belege, da der Granit als Urgestein aus dem Meer (wohl wegen des körnigen Aufbaus aus den Bestandteilen Quarz, Feldspat und Glimmer) von einem ebenfalls aus dem Meer stammenden körnigen Gestein, der Grauwacke überlagert wird.
Er irrte, da der Granit als magmatisches Gestein zur Grauwacke vor 295 Mio. Jahren aufstieg und diese Grauwacke dann metamorph zum Hornfelsen umwandelte.
Erst kurz vor seinem Tod korrigierte Goethe seine Ansicht, die nicht mehr zu halten war. Im Mai 2010 wurde der Goetheplatz als Harzer Geotop des Jahres ausgewiesen. [4]
Direkt oberhalb des Goetheplatzes befand sich bis 2014 die Wilhelm-Block-Hütte, die älteste Hütte des Harzklub-Zweigvereins Sankt Andreasberg überhaupt. Diese Hütte wurde vom Nationalpark Harz abgebaut. Direkt an dieser ehemaligen Hütte vorbei verläuft ein insbesondere im Winter nur schwer begehbarer Weg vom Goetheplatz hinauf zum Rehberger Planweg.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Rehberger Graben und Grabenweg
„Quelle“ des Grabens unterhalb der Staumauer des Oderteiches
Trasse des alten Grabens oberhalb des Goetheplatzes
Verlauf
Der Rehberger Graben ist 7,25 km lang und verläuft vom Oderteich entlang der Ostseite des 893 m ü. NN hohen Rehbergs bis zur Jordanshöhe kurz vor Sankt Andreasberg. Von dort verläuft er unterirdisch durch den 760 m langen Tiefen Gesehr Wasserlauf (Fertigstellung 1699, Gefälle von ca. 8 m) nach Sankt Andreasberg, wo er sich dann in zwei Stränge unterteilt. Zunächst gelangt das Wasser über Rohrleitungen zum Kraftwerk Grundstrasse, weiter über das Kraftwerk Teichtal in den Hilfe Gottes Teich und von dort in die Grube Samson, wo sich die Stränge teilen. In 130 m Teufe befindet sich das Kraftwerk Grüner Hirsch, dessen Wasser durch den 1,4 km langen Grünhirschler Stollen (Gesamtlänge 10,2 km) zur Sperrlutter abgeleitet wird. Die Sperrlutter fließt durch das Sperrluttertal in Richtung Bad Lauterberg, wo sie auf halber Strecke noch die Turbinen der Firma Eckold speist. Sie mündet in die Oder kurz unterhalb der Odertalsperre. Der zweite Strang gelangt in ein weiteres Kraftwerk der Grube Samson. Das Kraftwerk Sieberstollen liegt auf einer Teufe von 190 m und wird über den 3,1 km langen Sieberstollen (Gesamtlänge 13,1 km) in die Sieber entwässert.
Neben der eigentlichen Quelle – dem Oderteich – wird der Rehberger Graben noch von weiteren Bächen gespeist, von denen die größten die Hühnerbrühe und der Rehbach nahe dem Oderteich und der 4,2 km lange Sonnenberger Graben (erbaut im 16. Jahrhundert) unterhalb des Internationalen Haus Sonnenberg sind.
Geschichte
Zufluss der „Hühnerbrühe“ nahe dem Oderteich
Gerätehütte am Ende des Rehberger Grabens und Übergang zum Geseher-Wasserlauf
Geschichte
Bereits von 1602 bis 1604 wurde eine erste Version des Rehberger Grabens etwa 30 m oberhalb des heutigen Grabens errichtet. Es handelte sich um eine reine Holzrinnenkonstruktionen, die aus 9,6 m (5 Lachter) langen und 68 cm (28 Zoll) breiten Segmenten gefertigt wurde. Da das Holz ständig erneuert werden musste, der Graben im Sommer oftmals austrocknete und im Winter zufror, begann man entsprechend den Vermessungen von Christian Zacharias Koch[1] im Jahre 1699 mit dem Bau des heutigen Grabens. Richter Meyer schlug 1694 vor, den Tiefen Wasserlauf endlich durchzutreiben, um auch die Wasser der Oder zu erreichen.
Der (neue) Rehberger Graben wurde am 11. Oktober 1703 vollendet, jedoch wurden in den Folgejahren regelmäßig Änderungen und Verbesserungen vorgenommen. Der Graben wurde systematisch ausgemauert und teilweise durch Felsblöcke, die bei den Sprengarbeiten gewonnen wurden, überdeckt und so vor Verschüttung und winterlichem Frost geschützt. Der Rehberger Graben ist ein sehr dauerhaftes Bauwerk, das auch heute noch mit nur sehr geringer Wartung unverändert funktioniert.
Das Grabenbauwerk wurde über Kilometer hinweg mit einem einheitlichen Gefälle von ca. 4,5 ‰ versehen und hat damit auf seiner gesamten Länge von 7,2 km einen Höhenunterschied von 31,9 m.
Ursprünglich wurde der Rehberger Graben und sein Vorgänger angelegt, um das Wasser an der Ostseite des Rehberges zu sammeln und von dort zu den Bergwerken in Sankt Andreasberg zu leiten, wo es dem Antrieb der Wasserräder diente. Nach Fertigstellung des Oderteiches erhöhte sich die Wassermenge durch Zuflüsse von der Ostseite des Bruchbergs und der Westseite des Brockens deutlich. Auch gab es durch die Wasserstauung in Trockenzeiten praktisch keine Stillstände im Bergbau mehr. Der Graben hat eine Durchflusskapazität von ungefähr 400 l/s. Insgesamt war der Rehberger Graben von zentraler Bedeutung für den Bergbau in Sankt Andreasberg. Heute treibt das Wasser des Rehberger Grabens noch sechs kleinere Wasserkraftwerke an und liefert dabei jährlich 6,5 GWh.
Heutige Nutzung
Wanderweg Rehberger Grabenweg
Entlang des Graben wurde ein ziemlich breiter Inspektionsweg angelegt, der heute unter dem Namen Rehberger Grabenweg als beliebter Rad- und Wanderweg bekannt ist. Er führt über etwa acht Kilometer nach St. Andreasberg. Nach etwa 5 km kommt man zum Rehberger Grabenhaus. Der Rehberger Grabenweg ist Teil der südlichen Brockenumgehung des Harzer Hexenstieges.
Entlang des Rehberger Grabenweges sind zahlreiche Informationstafeln angebracht, die über den Graben und die ihn umgebende Natur informieren (WasserWanderWege). Im letzten Drittel des Rehberger Grabenweges steht schließlich das Rehberger Grabenhaus. Es ist heute ein gern besuchtes Ausflugslokal, von dem man an Winterabenden die Wildfütterung aus nächster Nähe beobachten kann.
Goetheplatz
Auch Goethe wanderte 1783 (2. Harzreise) und 1784 (3. Harzreise) auf diesem Weg. Er ließ sich vom Vizeberghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra den am heutigen Goetheplatz (ein ehemaliger Steinbruch zur Gewinnung der Abdeckplatten für den Rehberger Graben) von diesem entdeckten Kontakt zwischen Granit (einem ultrasaurem magmatischen Gestein) und einer methamorphen Grauwacke, dem Hornfels, zeigen (siehe Inschrift auf dem Schild am Goetheplatz).
Trebra ließ zwei große Stücke aus dem Kontakt am Rehberger Graben herauspräparieren und schenkte sie Goethe 30 Jahre später, der sie in zwei Kaffeetische hat einarbeiten lassen. Einer davon ist auf dem Schild am Goetheplatz abgebildet und befindet sich heute in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich Schiller Universität Jena[2]. Der zweite Tisch befindet sich heute im 1. Obergeschoss von Goethes Gartenhaus in Weimar[3].
Goethe war seinerzeit ein Anhänger des Neptunismus, der Theorie, die behauptet, dass alle Gesteine aus den Weltmeeren kommen. Er beobachtete am freigeliegenden Felsen, wie sich durch das Eindringen glutflüssigen Granites in das ältere Schiefer- und Grauwackengestein der sehr harte und zähe Hornfels gebildet hatte.
Er meinte, dass diese Stelle den Neptunismus (alle Gesteine kommen aus dem Meer) belege, da der Granit als Urgestein aus dem Meer (wohl wegen des körnigen Aufbaus aus den Bestandteilen Quarz, Feldspat und Glimmer) von einem ebenfalls aus dem Meer stammenden körnigen Gestein, der Grauwacke überlagert wird.
Er irrte, da der Granit als magmatisches Gestein zur Grauwacke vor 295 Mio. Jahren aufstieg und diese Grauwacke dann metamorph zum Hornfelsen umwandelte.
Erst kurz vor seinem Tod korrigierte Goethe seine Ansicht, die nicht mehr zu halten war. Im Mai 2010 wurde der Goetheplatz als Harzer Geotop des Jahres ausgewiesen. [4]
Direkt oberhalb des Goetheplatzes befand sich bis 2014 die Wilhelm-Block-Hütte, die älteste Hütte des Harzklub-Zweigvereins Sankt Andreasberg überhaupt. Diese Hütte wurde vom Nationalpark Harz abgebaut. Direkt an dieser ehemaligen Hütte vorbei verläuft ein insbesondere im Winter nur schwer begehbarer Weg vom Goetheplatz hinauf zum Rehberger Planweg.
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