Die Kamelie
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Die Kamelie
Die Kamelie (Camellia japonica) ist eine der bekanntesten Pflanzenarten innerhalb der Gattung der Kamelien (Camellia), die wiederum zur Familie der Teestrauchgewächse (Theaceae) gehören. Sie ist in Ostasien beheimatet und eng mit dem Teestrauch verwandt. Kamelien-Sorten sind in Europa beliebte Zierpflanzen, die ihren modischen Höhepunkt im 19. Jahrhundert erlebten.
Beschreibung
Camellia japonica wächst als sehr langlebiger, immergrüner Strauch oder kleiner Baum und erreicht am Naturstandort Wuchshöhen von 1,5 bis 6 (selten bis 11) Meter. Einige chinesische Kamelien werden auf älter als 1000 Jahre geschätzt. Die Rinde junger Zweige ist gräulich-braun, ab dem zweiten Jahr sind sie purpur-braun und unbehaart. Die wechselständigen, gestielten Laubblätter sind einfach. Die Blattstiele sind 5 bis 10 mm lang. Die elliptische, ledrige Blattspreite weist eine Länge von 5 bis 10,5 (bis 12) cm und eine Breite von 2,5 bis 6 (bis 7) cm auf. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und die Blattunterseite ist hellgrün mit braunen Punkten. Der dicke Mittelnerv ist gelblich-grün.
Die sehr kurz gestielten Blüten stehen einzeln oder paarweise in den Blattachseln. Die je etwa neun Hochblätter und Kelchblätter sind grün. Die sechs bis sieben (bei manchen Sorten auch mehr) eiförmigen bis verkehrt eiförmigen Blütenkronblätter sind weiß, rosa bis rot und weisen eine Größe von 3 bis 4,5 × 1,5 bis 2,5 cm auf. Die fünf inneren Kronblätter sind an ihrer Basis auf einer Länge 0,5 bis 1,5 cm verwachsen. Die vielen unbehaarten Staubblätter sind 2,5 bis 3,5 cm lang. Beim äußeren Staubblattkreis sind die Staubfäden an ihrer Basis auf einer Länge von 1,5 bis 2,5 zu einer Röhre verwachsen. Drei Fruchtblätter sind zu einem eiförmigen Fruchtknoten verwachsen. Der etwa 2,8 cm lange Griffel endet in einer dreilappigen Narbe. Am Naturstandort reicht die Blütezeit von Januar bis März; die Kamelien-Sorten blühen in Kultur im Spätwinter bzw. Frühjahr.
Die holzige, kugelige, dreifächerige Kapselfrucht weist einen Durchmesser von 2,5 bis 4,5 cm auf. Jedes Fruchtfach enthält nur ein oder zwei Samen. Die inneren Kelch- und Hochblätter sind auch auf der jungen Frucht gut erkennbar. Die fast kugeligen, braunen Samen weisen einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Die Früchte reifen zwischen September und Oktober.
Kulturgeschichte
Benannt wurde die Camellia japonica von Carl von Linné 1735 nach Georg Joseph Kamel, einem mährischen Jesuitenpater und Apotheker, der in Manila gearbeitet und einen Tafelband über die Insel Luzon verfasst hatte.[1]
Die Heimat der Kamelie ist Ostasien (Nepal, Vietnam, das südliche China und der Süden Japans). In chinesischen und japanischen Gärten war die Kamelie ein beliebter Zierstrauch. Sie spielte bei Hof- und Teezeremonien eine Rolle. Besonders die einfachblütigen Arten stehen symbolisch für Freundschaft, Eleganz und Harmonie.
In Japan, wo die Kamelie tsubaki (jap. 椿) genannt wird, hat sie eine weitere symbolische Bedeutung. Sie verliert ihre roten Blütenblätter einzeln, während noch Schnee liegt, was an Blutstropfen erinnert. Daher wird die Blüte auch als Symbol von Tod und Vergänglichkeit gesehen.
Erstmals in Europa beschrieben wurde sie von George Meister in seinem erfolgreichen Reisebericht Der Orientalisch-Indianische Kunst- und Lust-Gärtner 1692:
„Arbor Zuwacky oder Sasanqua[2] auf Chinesisch. Ist ein kleiner Baum, 6 bis 8 Fuß hoch, hat dicke, steife rundum gekerbte Blätter wie Birn-Baum-Blätter. Seine Blumen sind rot wie Malva hortensis, einfach und duppelt. Wenn sie sechs Tage geblühet, fallen sie ab und bringen einen schwarzen Samen, wie Tee-Samen, herfür. Die Zweige sind asch-grau, ausbreitend von ihrer Wurzel. Von dem getrockneten Samen schlagen sie ein Öl ab, mit welchem, wegen guten Geruchs, das japponische Frauenzimmer ihre langen schwarzen Haare schmieren … Die Blätter fallen ab und kommen mit dem Frühling samt ihrer Blüte wieder herfür.“
Die ersten Pflanzen gelangten angeblich im 16. Jahrhundert durch portugiesische Seefahrer aus der portugiesischen Kolonie Macau in Südchina nach Europa. Diese These wird allerdings durch Helena Attlee bestritten, sie führt sie auf ein Missverständnis des US-Amerikaners Frederick G. Meyer zurück.[3] Die ersten schriftlich nachgewiesenen lebenden Kamelien in Europa wurden 1739 in den Gewächshäusern von Robert James, Lord Petre in Thorndon Hall in Essex gezeigt. Vermutlich stammten sie aus China und kamen durch Jesuiten-Missionare oder englische Kaufleute bzw. Seefahrer hierher. Zwei Zeichnungen zeigen die roten Blüten dieser Kamelien.[4]
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreiteten sich Kameliensorten in Schlossgärten (z. B. in London, Uppsala und Neapel); zwischen 1770 und 1790 gelangten sie nach Deutschland. Aus dieser Zeit stammt auch die Pillnitzer Kamelie, eine Wildform der Camellia japonica. Sie wurde 1801 im Park von Schloss Pillnitz gepflanzt, wo die karminrot blühende Pflanze bis heute steht.
Besonders die französische Kaiserin Joséphine liebte Kamelien. Ab 1800 führte man immer mehr Sorten und Varietäten ein. 1811 gelangte Camellia oleifera erstmals nach Europa, 1818 Camellia maliflora und schließlich 1820 Camellia reticulata. Damit begann eine rege Zucht in großen europäischen Gärtnereien, wobei zunächst Belgien das Zentrum der Kamelienzüchtung war. In Deutschland machte vor allem die Kameliengärtnerei Seidel (ab 1813) in der Nähe von Dresden die Kamelie als Gartenpflanze populär: Gegen 1860 hatte sie ein Sortiment von mehr als 1100 Kameliensorten und exportierte nach ganz Europa. Abnehmer waren vor allem adlige Häuser, unter anderem der St. Petersburger Zarenhof.
Zwischen 1800 und 1810 wurde die Kamelie durch einen Herren van Zeller für seinen Garten in Fiães in Vila Nova de Gaia von der „Mile End“-Gärtnerei in London eingeführt. Die Pflanze wurde schnell populär. José Marques Loureiro begann die Pflanze zu kultivieren und verschiedene Arten zu sammeln. Er gründete eine Gärtnerei in Porto, in der er 1884 868 verschiedene Arten zum Verkauf anbot.[5]
Die Kamelie gehörte im 19. Jahrhundert zur adligen und großbürgerlichen Kultur, was sich unter anderem auch in Alexandre Dumas Roman „Die Kameliendame“ ausdrückt. Sein Roman wurde Vorlage für Verdis Oper „La Traviata“. In beiden wurde der Kamelie auch kulturgeschichtlich ein Denkmal gesetzt.
Alte japanische Kamelien in Europa
Die Pillnitzer Kamelie mit verfahrbarem Gewächshaus
Die gegenwärtig ältesten Kamelien (Camellia japonica) in Europa befinden sich im Garten von Casa dos Condes de Campo Belo in Vila Nova de Gaia (Portugal), Caserta (Italien) und Dresden-Pillnitz (Deutschland). Sie alle stammen vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Kamelie in Campo Belo soll mehr als 300 Jahre alt sein,[6] allerdings gibt es dafür keine Belege.[7] Die Stammbasis ist heute 3,30 Meter dick, wobei in 85 cm Höhe eine Aufteilung in mehrere Einzelstämme erfolgt. Der Baum ist 11 Meter hoch, sein Kronendurchmesser variiert zwischen 10 und 18 Metern.[8]
Eine Steinplatte im Gartenclub von Caserta besagt, dass die dortige Kamelie 1782 gepflanzt wurde und beschreibt sie als „die Mutter aller Kamelien in Europa“. 1837 war sie nachweislich bereits 14 Meter hoch mit einem Kronendurchmesser von 6 Metern.[9] Sie besteht heute nur noch aus etwa 5 bis 6 Meter hohen Einzelzweigen, da der Hauptstamm vermutlich abgestorben ist.[8]
Über die Herkunft der Pillnitzer Kamelie gibt es ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse, jedoch zwei Thesen. Nach der einen kam sie um 1776 aus Japan in den Königlichen Garten von Kew (England) und von dort nach Pillnitz. Die zweite besagt, dass diese Kamelie 1770 als russisches Geschenk nach Pillnitz gelangte. Es scheint erwiesen, dass sie 1801 an ihren jetzigen Platz gepflanzt wurde.[10] Sie ist nachweislich die älteste europäische Kamelie nördlich der Alpen. Gegenwärtig ist die Pillnitzer Kamelie 9 Meter hoch bei einem Kronendurchmesser von 11 Metern. Während ihrer Blütezeit von Februar bis April erscheinen bis zu 35.000 Blüten.
Ebenfalls in Sachsen stehen die mit über 200 Jahren wahrscheinlich zweitälteste Kamelie nördlich der Alpen in Roßwein[11] sowie die drei mit einem Alter von etwa 170 Jahren wahrscheinlich ältesten zusammenstehenden Kamelien nördlich der Alpen in der Kamelienschau Königsbrück.[12]
Auspflanzen in Mitteleuropa
Einige Kameliensorten lassen sich entgegen der landläufigen Meinung in wintermilden Regionen Mitteleuropas im Freien kultivieren. Besonders erfolgreich gelingt dies im atlantisch beeinflussten Nordwest- und Westdeutschland sowie in den klimatisch begünstigten Gebieten am Oberrhein oder der Südschweiz. Bei Kälte unter etwa Minus zwölf bis vierzehn Grad sind Erfrierungen des Laubs zu erwarten, die sich aber bei den härteren Sorten wieder auswachsen. Die färbenden Knospen und Blüten erfrieren schon ab etwa zwei, drei Minusgraden, daher keine zu früh blühenden Sorten auspflanzen. Durch die große Knospenzahl erblüht der Strauch zumeist dennoch. Die Sträucher können im Winter durch große Zweige von Fichtenreis oder durch einen Zeltbau mit Laubfüllung und Plane geschützt werden (sturmfest an Pfählen). Solange es kühl ist, vertragen sie wochen- bis monatelange Dunkelheit ohne Blattverluste. Dadurch verzögert sich auch die Blüte und entgeht den Spätfrösten.
Gute Voraussetzungen bietet ein teilweise beschatteter Platz und mit Schutz vor starken Winden, da die Pflanze bei Minustemperaturen austrocknen kann. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Erde leicht sauer und durchlässig ist und der Wurzelraum der Kamelie immer leicht feucht, dazu kann der Boden mit Laub o. ä. bedeckt werden. Staunässe ist schädlich, langer Regen oder Hitze wird aber gut vertragen. Der Strauch kann vor dem Austrieb in Form geschnitten werden.
Sonstiges
Die Kamelie ist eine dankbare Zuchtpflanze, die oft an einigen Zweigen Mutationen bildet. Beispielsweise kann eine Pflanze an einem Zweig plötzlich die Blütenfarbe, Blütenform oder die Belaubung ändern. Bewurzelt man einen Steckling dieses Zweiges, bleiben die neuen Merkmale erhalten.
Das Öl aus den Samen der Kamelie wird traditionell zur Pflege und zum Korrosionsschutz von japanischen Messern und Waffen verwendet.
Eine der bedeutendsten Kameliensammlungen befindet sich in den Botanischen Sammlungen des Landschlosses Zuschendorf (heute ein Stadtteil von Pirna). Die nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingerichtete Sammlung von Moorbeetkulturen basiert auf den Züchtungen der ehemaligen sächsischen Hofgärtnerei in Dresden.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Beschreibung
Camellia japonica wächst als sehr langlebiger, immergrüner Strauch oder kleiner Baum und erreicht am Naturstandort Wuchshöhen von 1,5 bis 6 (selten bis 11) Meter. Einige chinesische Kamelien werden auf älter als 1000 Jahre geschätzt. Die Rinde junger Zweige ist gräulich-braun, ab dem zweiten Jahr sind sie purpur-braun und unbehaart. Die wechselständigen, gestielten Laubblätter sind einfach. Die Blattstiele sind 5 bis 10 mm lang. Die elliptische, ledrige Blattspreite weist eine Länge von 5 bis 10,5 (bis 12) cm und eine Breite von 2,5 bis 6 (bis 7) cm auf. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und die Blattunterseite ist hellgrün mit braunen Punkten. Der dicke Mittelnerv ist gelblich-grün.
Die sehr kurz gestielten Blüten stehen einzeln oder paarweise in den Blattachseln. Die je etwa neun Hochblätter und Kelchblätter sind grün. Die sechs bis sieben (bei manchen Sorten auch mehr) eiförmigen bis verkehrt eiförmigen Blütenkronblätter sind weiß, rosa bis rot und weisen eine Größe von 3 bis 4,5 × 1,5 bis 2,5 cm auf. Die fünf inneren Kronblätter sind an ihrer Basis auf einer Länge 0,5 bis 1,5 cm verwachsen. Die vielen unbehaarten Staubblätter sind 2,5 bis 3,5 cm lang. Beim äußeren Staubblattkreis sind die Staubfäden an ihrer Basis auf einer Länge von 1,5 bis 2,5 zu einer Röhre verwachsen. Drei Fruchtblätter sind zu einem eiförmigen Fruchtknoten verwachsen. Der etwa 2,8 cm lange Griffel endet in einer dreilappigen Narbe. Am Naturstandort reicht die Blütezeit von Januar bis März; die Kamelien-Sorten blühen in Kultur im Spätwinter bzw. Frühjahr.
Die holzige, kugelige, dreifächerige Kapselfrucht weist einen Durchmesser von 2,5 bis 4,5 cm auf. Jedes Fruchtfach enthält nur ein oder zwei Samen. Die inneren Kelch- und Hochblätter sind auch auf der jungen Frucht gut erkennbar. Die fast kugeligen, braunen Samen weisen einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Die Früchte reifen zwischen September und Oktober.
Kulturgeschichte
Benannt wurde die Camellia japonica von Carl von Linné 1735 nach Georg Joseph Kamel, einem mährischen Jesuitenpater und Apotheker, der in Manila gearbeitet und einen Tafelband über die Insel Luzon verfasst hatte.[1]
Die Heimat der Kamelie ist Ostasien (Nepal, Vietnam, das südliche China und der Süden Japans). In chinesischen und japanischen Gärten war die Kamelie ein beliebter Zierstrauch. Sie spielte bei Hof- und Teezeremonien eine Rolle. Besonders die einfachblütigen Arten stehen symbolisch für Freundschaft, Eleganz und Harmonie.
In Japan, wo die Kamelie tsubaki (jap. 椿) genannt wird, hat sie eine weitere symbolische Bedeutung. Sie verliert ihre roten Blütenblätter einzeln, während noch Schnee liegt, was an Blutstropfen erinnert. Daher wird die Blüte auch als Symbol von Tod und Vergänglichkeit gesehen.
Erstmals in Europa beschrieben wurde sie von George Meister in seinem erfolgreichen Reisebericht Der Orientalisch-Indianische Kunst- und Lust-Gärtner 1692:
„Arbor Zuwacky oder Sasanqua[2] auf Chinesisch. Ist ein kleiner Baum, 6 bis 8 Fuß hoch, hat dicke, steife rundum gekerbte Blätter wie Birn-Baum-Blätter. Seine Blumen sind rot wie Malva hortensis, einfach und duppelt. Wenn sie sechs Tage geblühet, fallen sie ab und bringen einen schwarzen Samen, wie Tee-Samen, herfür. Die Zweige sind asch-grau, ausbreitend von ihrer Wurzel. Von dem getrockneten Samen schlagen sie ein Öl ab, mit welchem, wegen guten Geruchs, das japponische Frauenzimmer ihre langen schwarzen Haare schmieren … Die Blätter fallen ab und kommen mit dem Frühling samt ihrer Blüte wieder herfür.“
Die ersten Pflanzen gelangten angeblich im 16. Jahrhundert durch portugiesische Seefahrer aus der portugiesischen Kolonie Macau in Südchina nach Europa. Diese These wird allerdings durch Helena Attlee bestritten, sie führt sie auf ein Missverständnis des US-Amerikaners Frederick G. Meyer zurück.[3] Die ersten schriftlich nachgewiesenen lebenden Kamelien in Europa wurden 1739 in den Gewächshäusern von Robert James, Lord Petre in Thorndon Hall in Essex gezeigt. Vermutlich stammten sie aus China und kamen durch Jesuiten-Missionare oder englische Kaufleute bzw. Seefahrer hierher. Zwei Zeichnungen zeigen die roten Blüten dieser Kamelien.[4]
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreiteten sich Kameliensorten in Schlossgärten (z. B. in London, Uppsala und Neapel); zwischen 1770 und 1790 gelangten sie nach Deutschland. Aus dieser Zeit stammt auch die Pillnitzer Kamelie, eine Wildform der Camellia japonica. Sie wurde 1801 im Park von Schloss Pillnitz gepflanzt, wo die karminrot blühende Pflanze bis heute steht.
Besonders die französische Kaiserin Joséphine liebte Kamelien. Ab 1800 führte man immer mehr Sorten und Varietäten ein. 1811 gelangte Camellia oleifera erstmals nach Europa, 1818 Camellia maliflora und schließlich 1820 Camellia reticulata. Damit begann eine rege Zucht in großen europäischen Gärtnereien, wobei zunächst Belgien das Zentrum der Kamelienzüchtung war. In Deutschland machte vor allem die Kameliengärtnerei Seidel (ab 1813) in der Nähe von Dresden die Kamelie als Gartenpflanze populär: Gegen 1860 hatte sie ein Sortiment von mehr als 1100 Kameliensorten und exportierte nach ganz Europa. Abnehmer waren vor allem adlige Häuser, unter anderem der St. Petersburger Zarenhof.
Zwischen 1800 und 1810 wurde die Kamelie durch einen Herren van Zeller für seinen Garten in Fiães in Vila Nova de Gaia von der „Mile End“-Gärtnerei in London eingeführt. Die Pflanze wurde schnell populär. José Marques Loureiro begann die Pflanze zu kultivieren und verschiedene Arten zu sammeln. Er gründete eine Gärtnerei in Porto, in der er 1884 868 verschiedene Arten zum Verkauf anbot.[5]
Die Kamelie gehörte im 19. Jahrhundert zur adligen und großbürgerlichen Kultur, was sich unter anderem auch in Alexandre Dumas Roman „Die Kameliendame“ ausdrückt. Sein Roman wurde Vorlage für Verdis Oper „La Traviata“. In beiden wurde der Kamelie auch kulturgeschichtlich ein Denkmal gesetzt.
Alte japanische Kamelien in Europa
Die Pillnitzer Kamelie mit verfahrbarem Gewächshaus
Die gegenwärtig ältesten Kamelien (Camellia japonica) in Europa befinden sich im Garten von Casa dos Condes de Campo Belo in Vila Nova de Gaia (Portugal), Caserta (Italien) und Dresden-Pillnitz (Deutschland). Sie alle stammen vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Kamelie in Campo Belo soll mehr als 300 Jahre alt sein,[6] allerdings gibt es dafür keine Belege.[7] Die Stammbasis ist heute 3,30 Meter dick, wobei in 85 cm Höhe eine Aufteilung in mehrere Einzelstämme erfolgt. Der Baum ist 11 Meter hoch, sein Kronendurchmesser variiert zwischen 10 und 18 Metern.[8]
Eine Steinplatte im Gartenclub von Caserta besagt, dass die dortige Kamelie 1782 gepflanzt wurde und beschreibt sie als „die Mutter aller Kamelien in Europa“. 1837 war sie nachweislich bereits 14 Meter hoch mit einem Kronendurchmesser von 6 Metern.[9] Sie besteht heute nur noch aus etwa 5 bis 6 Meter hohen Einzelzweigen, da der Hauptstamm vermutlich abgestorben ist.[8]
Über die Herkunft der Pillnitzer Kamelie gibt es ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse, jedoch zwei Thesen. Nach der einen kam sie um 1776 aus Japan in den Königlichen Garten von Kew (England) und von dort nach Pillnitz. Die zweite besagt, dass diese Kamelie 1770 als russisches Geschenk nach Pillnitz gelangte. Es scheint erwiesen, dass sie 1801 an ihren jetzigen Platz gepflanzt wurde.[10] Sie ist nachweislich die älteste europäische Kamelie nördlich der Alpen. Gegenwärtig ist die Pillnitzer Kamelie 9 Meter hoch bei einem Kronendurchmesser von 11 Metern. Während ihrer Blütezeit von Februar bis April erscheinen bis zu 35.000 Blüten.
Ebenfalls in Sachsen stehen die mit über 200 Jahren wahrscheinlich zweitälteste Kamelie nördlich der Alpen in Roßwein[11] sowie die drei mit einem Alter von etwa 170 Jahren wahrscheinlich ältesten zusammenstehenden Kamelien nördlich der Alpen in der Kamelienschau Königsbrück.[12]
Auspflanzen in Mitteleuropa
Einige Kameliensorten lassen sich entgegen der landläufigen Meinung in wintermilden Regionen Mitteleuropas im Freien kultivieren. Besonders erfolgreich gelingt dies im atlantisch beeinflussten Nordwest- und Westdeutschland sowie in den klimatisch begünstigten Gebieten am Oberrhein oder der Südschweiz. Bei Kälte unter etwa Minus zwölf bis vierzehn Grad sind Erfrierungen des Laubs zu erwarten, die sich aber bei den härteren Sorten wieder auswachsen. Die färbenden Knospen und Blüten erfrieren schon ab etwa zwei, drei Minusgraden, daher keine zu früh blühenden Sorten auspflanzen. Durch die große Knospenzahl erblüht der Strauch zumeist dennoch. Die Sträucher können im Winter durch große Zweige von Fichtenreis oder durch einen Zeltbau mit Laubfüllung und Plane geschützt werden (sturmfest an Pfählen). Solange es kühl ist, vertragen sie wochen- bis monatelange Dunkelheit ohne Blattverluste. Dadurch verzögert sich auch die Blüte und entgeht den Spätfrösten.
Gute Voraussetzungen bietet ein teilweise beschatteter Platz und mit Schutz vor starken Winden, da die Pflanze bei Minustemperaturen austrocknen kann. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Erde leicht sauer und durchlässig ist und der Wurzelraum der Kamelie immer leicht feucht, dazu kann der Boden mit Laub o. ä. bedeckt werden. Staunässe ist schädlich, langer Regen oder Hitze wird aber gut vertragen. Der Strauch kann vor dem Austrieb in Form geschnitten werden.
Sonstiges
Die Kamelie ist eine dankbare Zuchtpflanze, die oft an einigen Zweigen Mutationen bildet. Beispielsweise kann eine Pflanze an einem Zweig plötzlich die Blütenfarbe, Blütenform oder die Belaubung ändern. Bewurzelt man einen Steckling dieses Zweiges, bleiben die neuen Merkmale erhalten.
Das Öl aus den Samen der Kamelie wird traditionell zur Pflege und zum Korrosionsschutz von japanischen Messern und Waffen verwendet.
Eine der bedeutendsten Kameliensammlungen befindet sich in den Botanischen Sammlungen des Landschlosses Zuschendorf (heute ein Stadtteil von Pirna). Die nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingerichtete Sammlung von Moorbeetkulturen basiert auf den Züchtungen der ehemaligen sächsischen Hofgärtnerei in Dresden.
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