Der Hohlweg
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Der Hohlweg
Ein Hohlweg ist ein Weg, der sich durch jahrhundertelange Nutzung mit Fuhrwerken und Vieh sowie abfließendes Regenwasser in das umgebende Gelände eingeschnitten hat.
Alter Hohlweg an der Deisterpforte in Niedersachsen
Beschreibung
Hohlwege gibt es in verschiedenen Landschaften mit unterschiedlichen Bodenarten. Verbreitet sind sie in Lösslandschaften als Lösshohlweg, daneben findet man sie auch in Gebieten mit starker Waldnutzung auf weichen Substraten, wie in Buntsandsteingebieten z.B. im Pfälzerwald.
An den Flanken der Hohlwege siedeln sich Stauden und Gehölze an, die Kleintieren als Unterschlupf und Nahrung dienen. Darum locken Hohlwege abends und nachts Fledermäuse an, die hier Jagd auf Nachtfalter und andere Insekten machen. Für landwirtschaftliche Gebiete und Wälder sind Hohlwege oft eine ökologische Bereicherung.
Durch menschliche Nutzung entstanden, droht den Hohlwegen heute durch Menschen wie auch durch Bodenerosion Verfall: Ungenutzte Hohlwege verwuchern oder rutschen zu. Heute arbeiten vielfach Bürger und Behörden zusammen, um Hohlwege als Bodendenkmäler zu erhalten; früher wurden sie oft mit Bauschutt oder Gartenabfällen verfüllt.
Hohlwege sind von kulturhistorischer und archäologischer Bedeutung für die Frühgeschichte einer Landschaft. Viele stammen schon aus der Römerzeit.
Es gab auch sogenannte gedeckte Hohlwege, das waren sehr tief eingeschnittene Hohlwege an unbewaldeten Berghängen oder Wege zu einer Burg. Sie waren tiefer, als Fuhrwerke hoch waren, so dass man lange Bäume quer darüber legen und mit Astwerk abdecken konnte. Damit waren auf diesen Streckenabschnitten Fuhrwerke und Personen für Feinde nur aus unmittelbarer Nähe sichtbar. Dort, wo Dörfer durch ein Gebück geschützt waren, konnte der Ort nur über Hohlwege erreicht werden. Ihre Tiefe war in der Nähe des Gebücks am größten. Hier wurden sie mit langen Baumstämmen zu einer Kontrollbrücke überdeckt, um den Verkehr darunter zu beobachten oder abzusperren.
Neue Hohlwege entstanden auch als Folge einer Umgehung des Straßenzwangs. Das veranlasste Burgherren wie die von Karlsfried dazu, mit Gegenmaßnahmen wie Graben und Wällen ihre Nutzung zu verhindern. Absicht war die Sicherung ihrer Einnahmen für Wegezoll und Straßenerhalt.[1]
Um Hohlwege ranken sich oftmals Legenden. Bei Uelzen in Niedersachsen führt der Liekweg zum Friedhof.
Der Schweizer Wilhelm Tell soll im November 1307 den Landvogt Gessler zu Altdorf aus sicherem Versteck an einem Hohlweg (Zitat aus dem Theaterstück Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Durch diese hohle Gasse muss er kommen…) bei Küssnacht mit der Armbrust erschossen haben. Der heute als Hohle Gasse bezeichnete Weg wurde in seiner gegenwärtigen Form 1937 durch Steinsetzungen als künstlich gebauter Hohlweg errichtet.
Auch im Sauerland befinden sich zahlreiche jahrhundertealte Hohlwege, die sich durch Forstwirtschaft und Bergbau teilweise vier bis fünf Meter tief in die Erde gearbeitet haben.
Im rheinhessischen Alsheim und Mettenheim gibt es wohl das größte Hohlwegesystem in Deutschland.
Ein etruskischer Hohlweg findet sich zum Beispiel in Sovana.
Lösshohlwege
Typisch für Lösslandschaften sind die Lösshohlwege. Besonders markante Lösshohlwege findet man im Kaiserstuhl bei Freiburg und in der Schwarzwald-Vorbergzone des Breisgaus und der Ortenau. Dort werden sie vielfach als Kinzig bezeichnet.
Zu den Hohlwegen im Kaiserstuhl findet sich in der Literatur folgende Beschreibung: "Die Hohlwege am Kaiserstuhl bilden ein wahres Labyrinth, in dem nur der Ortskundige sich nicht verirrt. Von den Hauptgassen, die unter ständigen Krümmungen und Windungen an den Hängen hinaufstreben, zweigen nach allen Seiten die ebenso gewundenen Seitengassen ab. Jedes System von Hohlwegen hat den Grundriss eines viel verästelten, im Dorfe wurzelnden Baumes. Menschen, Tiere, Wagen und Wasser haben im Laufe der Zeiten die Hohlgassen immer mehr ausgetieft und erweitert. Die Gewitterregen suchen sich darin ihren Ablauf und graben sich an den Rändern tiefe, kañonartige Erosionsfurchen mit Kolken, treppenförmigen Absätzen und Erosionstunnels ein. Die mit Rebreisig beladenen Wagen schrammen die gelben Wände."[2]
Da Löß als Lockergestein eine besondere Standfestigkeit aufweist, sind die Lößhohlwege weniger infolge der Verdichtung des befahrenen Bodens entstanden, sondern durch die Zerstörung der inneren Struktur des Löß, bei dem die mineralischen Staubkörner (großteils Quarz) durch Kalk "zementartig" verbunden sind. Mit der Wegnutzung etwa durch Wagenräder wird diese Struktur zerstört und die "Einzelkörner" werden bei Niederschlägen abgeschwemmt. Auf diese Weise konnten sich im Kaiserstuhl im Laufe der Jahrhunderte Hohlgassen von bis zu 20 m Tiefe eingraben.[3]
Lösshohlwege sind ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, da sie spezielle Bedingungen bieten. Vor allem die Gegensätze zwischen schattigen und sonnigen, trockenen und feuchten sowie windigen und windstillen Plätzen sind verantwortlich für das Vorhandensein der Lebensgemeinschaft Hohlweg. Vom Menschen wurden Höhlen im leicht zu bearbeitenden und dennoch stabilen Löss der Seitenwände eines Hohlwegs teilweise als Lagerraum genutzt – nicht jedoch als längerwährende Wohnmöglichkeit, wie irrigerweise früher behauptet wurde.
In Rheinhessen gibt es besonders zwischen den Gemeinden Alsheim und Mettenheim noch eines der größten Systeme von Lösshohlwegen in Deutschland. 11,5 Kilometer sind noch erhalten und zehn Kilometer sind begehbar. 30 Kilometer Wanderwege wurden von der Hohlwege-Gruppe Alsheim ausgeschildert. Besonders in den Monaten April bis Oktober zeigt sich die besondere Flora und Fauna. Seltene Pflanzen wie die Steppenkirsche (Prunus fruticosa) oder der Elsässer Haarstrang (Peucedanum alsaticum), ein Doldenblüher, sind noch recht häufig zu finden.
Hohlwege in felsigem Untergrund
Hohlwege gibt es auch in felsigem Untergrund. Dafür gibt es zwei Gründe:
die Achsen vieler Fuhrwerke hatten – schon im römischen Reich[4] – eine standardisierte Spurbreite. Die Kanten der mit Metall beschlagenen Laufflächen der Räder trugen Gestein (speziell weiches) von der Fahrbahn ab. Speziell vielbefahrene Wege bzw. solche, die oft von Fuhrwerken mit schwerer Ladung befahren wurden, wurden abgetragen und dadurch immer tiefer eingegraben.
Auch die mit Hufeisen (Pferde) und Klauenplatten (Ochsen) beschlagenen Zugtiere trugen Fahrbahnbelag ab, speziell an Steigungen.
An besonders steilen Teilstücken eines Weges legte man den Fahrbahnbelag tiefer, um die Steigung zu vermindern.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Alter Hohlweg an der Deisterpforte in Niedersachsen
Beschreibung
Hohlwege gibt es in verschiedenen Landschaften mit unterschiedlichen Bodenarten. Verbreitet sind sie in Lösslandschaften als Lösshohlweg, daneben findet man sie auch in Gebieten mit starker Waldnutzung auf weichen Substraten, wie in Buntsandsteingebieten z.B. im Pfälzerwald.
An den Flanken der Hohlwege siedeln sich Stauden und Gehölze an, die Kleintieren als Unterschlupf und Nahrung dienen. Darum locken Hohlwege abends und nachts Fledermäuse an, die hier Jagd auf Nachtfalter und andere Insekten machen. Für landwirtschaftliche Gebiete und Wälder sind Hohlwege oft eine ökologische Bereicherung.
Durch menschliche Nutzung entstanden, droht den Hohlwegen heute durch Menschen wie auch durch Bodenerosion Verfall: Ungenutzte Hohlwege verwuchern oder rutschen zu. Heute arbeiten vielfach Bürger und Behörden zusammen, um Hohlwege als Bodendenkmäler zu erhalten; früher wurden sie oft mit Bauschutt oder Gartenabfällen verfüllt.
Hohlwege sind von kulturhistorischer und archäologischer Bedeutung für die Frühgeschichte einer Landschaft. Viele stammen schon aus der Römerzeit.
Es gab auch sogenannte gedeckte Hohlwege, das waren sehr tief eingeschnittene Hohlwege an unbewaldeten Berghängen oder Wege zu einer Burg. Sie waren tiefer, als Fuhrwerke hoch waren, so dass man lange Bäume quer darüber legen und mit Astwerk abdecken konnte. Damit waren auf diesen Streckenabschnitten Fuhrwerke und Personen für Feinde nur aus unmittelbarer Nähe sichtbar. Dort, wo Dörfer durch ein Gebück geschützt waren, konnte der Ort nur über Hohlwege erreicht werden. Ihre Tiefe war in der Nähe des Gebücks am größten. Hier wurden sie mit langen Baumstämmen zu einer Kontrollbrücke überdeckt, um den Verkehr darunter zu beobachten oder abzusperren.
Neue Hohlwege entstanden auch als Folge einer Umgehung des Straßenzwangs. Das veranlasste Burgherren wie die von Karlsfried dazu, mit Gegenmaßnahmen wie Graben und Wällen ihre Nutzung zu verhindern. Absicht war die Sicherung ihrer Einnahmen für Wegezoll und Straßenerhalt.[1]
Um Hohlwege ranken sich oftmals Legenden. Bei Uelzen in Niedersachsen führt der Liekweg zum Friedhof.
Der Schweizer Wilhelm Tell soll im November 1307 den Landvogt Gessler zu Altdorf aus sicherem Versteck an einem Hohlweg (Zitat aus dem Theaterstück Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Durch diese hohle Gasse muss er kommen…) bei Küssnacht mit der Armbrust erschossen haben. Der heute als Hohle Gasse bezeichnete Weg wurde in seiner gegenwärtigen Form 1937 durch Steinsetzungen als künstlich gebauter Hohlweg errichtet.
Auch im Sauerland befinden sich zahlreiche jahrhundertealte Hohlwege, die sich durch Forstwirtschaft und Bergbau teilweise vier bis fünf Meter tief in die Erde gearbeitet haben.
Im rheinhessischen Alsheim und Mettenheim gibt es wohl das größte Hohlwegesystem in Deutschland.
Ein etruskischer Hohlweg findet sich zum Beispiel in Sovana.
Lösshohlwege
Typisch für Lösslandschaften sind die Lösshohlwege. Besonders markante Lösshohlwege findet man im Kaiserstuhl bei Freiburg und in der Schwarzwald-Vorbergzone des Breisgaus und der Ortenau. Dort werden sie vielfach als Kinzig bezeichnet.
Zu den Hohlwegen im Kaiserstuhl findet sich in der Literatur folgende Beschreibung: "Die Hohlwege am Kaiserstuhl bilden ein wahres Labyrinth, in dem nur der Ortskundige sich nicht verirrt. Von den Hauptgassen, die unter ständigen Krümmungen und Windungen an den Hängen hinaufstreben, zweigen nach allen Seiten die ebenso gewundenen Seitengassen ab. Jedes System von Hohlwegen hat den Grundriss eines viel verästelten, im Dorfe wurzelnden Baumes. Menschen, Tiere, Wagen und Wasser haben im Laufe der Zeiten die Hohlgassen immer mehr ausgetieft und erweitert. Die Gewitterregen suchen sich darin ihren Ablauf und graben sich an den Rändern tiefe, kañonartige Erosionsfurchen mit Kolken, treppenförmigen Absätzen und Erosionstunnels ein. Die mit Rebreisig beladenen Wagen schrammen die gelben Wände."[2]
Da Löß als Lockergestein eine besondere Standfestigkeit aufweist, sind die Lößhohlwege weniger infolge der Verdichtung des befahrenen Bodens entstanden, sondern durch die Zerstörung der inneren Struktur des Löß, bei dem die mineralischen Staubkörner (großteils Quarz) durch Kalk "zementartig" verbunden sind. Mit der Wegnutzung etwa durch Wagenräder wird diese Struktur zerstört und die "Einzelkörner" werden bei Niederschlägen abgeschwemmt. Auf diese Weise konnten sich im Kaiserstuhl im Laufe der Jahrhunderte Hohlgassen von bis zu 20 m Tiefe eingraben.[3]
Lösshohlwege sind ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, da sie spezielle Bedingungen bieten. Vor allem die Gegensätze zwischen schattigen und sonnigen, trockenen und feuchten sowie windigen und windstillen Plätzen sind verantwortlich für das Vorhandensein der Lebensgemeinschaft Hohlweg. Vom Menschen wurden Höhlen im leicht zu bearbeitenden und dennoch stabilen Löss der Seitenwände eines Hohlwegs teilweise als Lagerraum genutzt – nicht jedoch als längerwährende Wohnmöglichkeit, wie irrigerweise früher behauptet wurde.
In Rheinhessen gibt es besonders zwischen den Gemeinden Alsheim und Mettenheim noch eines der größten Systeme von Lösshohlwegen in Deutschland. 11,5 Kilometer sind noch erhalten und zehn Kilometer sind begehbar. 30 Kilometer Wanderwege wurden von der Hohlwege-Gruppe Alsheim ausgeschildert. Besonders in den Monaten April bis Oktober zeigt sich die besondere Flora und Fauna. Seltene Pflanzen wie die Steppenkirsche (Prunus fruticosa) oder der Elsässer Haarstrang (Peucedanum alsaticum), ein Doldenblüher, sind noch recht häufig zu finden.
Hohlwege in felsigem Untergrund
Hohlwege gibt es auch in felsigem Untergrund. Dafür gibt es zwei Gründe:
die Achsen vieler Fuhrwerke hatten – schon im römischen Reich[4] – eine standardisierte Spurbreite. Die Kanten der mit Metall beschlagenen Laufflächen der Räder trugen Gestein (speziell weiches) von der Fahrbahn ab. Speziell vielbefahrene Wege bzw. solche, die oft von Fuhrwerken mit schwerer Ladung befahren wurden, wurden abgetragen und dadurch immer tiefer eingegraben.
Auch die mit Hufeisen (Pferde) und Klauenplatten (Ochsen) beschlagenen Zugtiere trugen Fahrbahnbelag ab, speziell an Steigungen.
An besonders steilen Teilstücken eines Weges legte man den Fahrbahnbelag tiefer, um die Steigung zu vermindern.
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