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Vor 20 Jahren: Die letzten Chaostage in Hannover

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Vor 20 Jahren: Die letzten Chaostage in Hannover Empty Vor 20 Jahren: Die letzten Chaostage in Hannover

Beitrag  Andy So Aug 02, 2015 8:09 pm

Brennende Barrikaden, Wasserwerfer, Hunderte verletzte Polizisten und Punks: Die Chaostage Mitte der 90er-Jahre in Hannover sorgten bundesweit für Aufsehen. Der damalige Polizeipräsident Herbert Sander musste 1995 seinen Hut nehmen. Sein Nachfolger Hans-Dieter Klosa spricht noch heute von einer Gewaltorgie. Das liberale Polizei-Gesetz der damaligen rot-grünen Landesregierung wurde wieder zurückgeschraubt. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss wurde eingesetzt, selten ist ein Polizeieinsatz so intensiv untersucht worden wie der bei den Chaostagen Anfang August 1995 - in jenem Jahr, vor 20 Jahren, fanden die Chaostage in Hannover zum letzten Mal statt.

Punker-Kartei als Auslöser

Die Geschichte der Chaostage beginnt bereits in den 80er-Jahren: Punks forderten dazu auf, am 18. Dezember 1982 für Unordnung in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu sorgen. Der Grund: Sie wollten eine von der Polizei geführte Punker-Kartei ad absurdum führen. Die Polizei in Hannover sammelte Daten über Punks, vermutlich weil sie ein Gefährdungspotenzial in der Szene sah. Laut Ex-Polizeipräsident Klosa fanden Personen in erster Linie wegen ihres Aussehens Eingang in die Datei. Ein Grund für die Punks, zum ersten Chaostag aufzurufen. Ihr Ziel: "Lass uns ganz viele Punks nach Hannover holen und am besten auch Nicht-Punks, die sich als Punks verkleiden, und dann soll die Polizei ruhig ganz viele Fotos machen und eine Kartei haben, die nichts wert ist", sagt Karl Nagel, Mitinitiator der Chaostage. Als die Chaostage 1984 erstmals Anfang August stattfanden, kam es zu schweren Ausschreitungen. Eine zehnjährige Pause folgte.

"In der Nordstadt herrschte Todesangst"

1994 lieferten sich Tausende Punks Straßenschlachten mit der Polizei. Den 350 Polizeibeamten standen rund 1.000 sogenannte Störer gegenüber, die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten. Ein Höhepunkt war die Schlacht am Sprengel in der Nordstadt mit Hunderten Festnahmen. "Alkohol, Hass und Gewalt - Punker im Randale-Rausch", "In der Nordstadt herrschte Todesangst", "Chaoten wollen die Stadt in Schutt und Asche legen" - so lauteten Schlagzeilen 1994. Chaostage-Mitinitiator Karl Nagel ist sicher, dass die in den Medien gezeigten Bilder noch mehr Punks nach Hannover lockten. "Jeder Punk in Hintertupfing wusste Bescheid", so Nagel. Und er geht noch weiter: "Im nächsten Jahr wollte jeder dabei sein."

400 Verletzte

Die Aussicht erneut einer schwachen Polizei gegenüberzustehen und wieder Chaos zu verbreiten, trieb 1995 mehr als 2.000 Punks aus dem Bundesgebiet und darüber hinaus nach Hannover. Vier Tage und Nächte dauerten die Ausschreitungen. Zwar setzten die Einsatzkräfte auf eine Deeskalations-Strategie, doch das Gegenteil passierte. Vor allem in der Nordstadt kam es erneut zu Straßenschlachten. Punks errichteten Barrikaden, zündeten Feuer, auch die Plünderung eines Supermarkts sorgte für Aufsehen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, mehr als 1.000 Punks wurden vorübergehend festgenommen, mehr als 400 Menschen verletzt. Gesamteinsatzleiter Uwe Wiedemann erklärte gegenüber dem Untersuchungsausschuss später, dass nach Auskunft vieler Teilnehmer im Verlauf des Einsatzes die höchste denkbare Eskalationsstufe unterhalb des Schusswaffengebrauchs erreicht worden sei.
Versammlungsverbot 1996

Die Bilder der Chaostage gingen um die Welt und hatten auch ein politisches Nachspiel. Noch im August 1995 löste Klosa Herbert Sander als Polizeipräsident ab. Er verfolgte eine andere Strategie, denn die Ausführung des Einsatzkonzeptes war aus seiner Sicht gescheitert. Für die Chaostage 1996 verfügte Klosa ein Versammlungsverbot. Mit einem polizeilichen Großaufgebot - 10.000 Polizisten sollen im Einsatz gewesen sein - wurde das Verbot umgesetzt. Anreisende Punks erhielten zunächst Platzverweise und traten laut Klosa sofort die Rückreise an. Chaostage 1996 fanden nicht statt.

Die "Schutt-und-Asche"-Legende

Aus Sicht von Mitinitiator Nagel waren die Gewaltexzesse Mitte der 90er-Jahre das Ergebnis verschiedener Prozesse. Vor allem die Medien hätten "mitgezündelt", sagte er. Der Schlachtruf "Hannover in Schutt und Asche legen", der zahlreichen Schlagzeilen diente, stammte von keinem Flugblatt. Wie das Magazin "Spiegel" damals recherchierte, hatte eine Rentnerin den "Schutt-und-Asche"-Plan in einem Gespräch zwischen zwei Punks aufgeschnappt. "Nach 1994 war deshalb für uns klar, die Medien sind ein Arsch, die Polizei ist ein Arsch und ab 1995 wird zurückgelogen", so Nagel. So hatten die Punks die Schlagzeilen vor den Chaostagen 1995 selbst befeuert - mit erfundenen Parolen. Dabei sei Gewalt nie das zentrale Ziel der Chaostage gewesen. "Es der Polizei schwer zu machen, war einfach klasse." Er distanziere sich von nichts, sagt der 52-Jährige heute. "Denn ich weiß, wie es dazu gekommen ist."

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