Der Zoroastrismus
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Der Zoroastrismus
Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine wohl zwischen 1800 v. Chr. und 600 v. Chr. vermutlich in Baktrien im östlichen Iranischen Hochland, dem heutigen Afghanistan, entstandene Religion mit heute etwa 120.000–150.000 Anhängern, die in Persien und im zentralasiatischen Raum verbreitet war. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Größere Gemeinden leben in Indien, den USA und im Iran. Die Anhängerschaft im heutigen Indien und Pakistan bezeichnet man auch als Parsen.
Faravahar
Diese Religion vereinigt einen kosmogonischen Dualismus mit einem eschatologischen Monotheismus.[1] Ihr Stifter war Zarathustra, über dessen Datierung in der Forschung bis heute Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman).
Obwohl die Zoroastrier mehrere Gottheiten[1] (z. B. Anahita oder Mithra) kennen, die Ahura Mazda unterstützen, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus zwischen Ahura Mazda und Ahriman geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun[2] heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“[3] In der Spätantike war unter den Sassaniden die zurvanistische Variante des Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als die Kinder der „unendlichen Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten.
Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus fremd. Er kennt allerdings Feuertempel, in denen eine heilige Flamme gehütet wird, die als Symbol der Gottheit gilt.
Lehre
Das Avesta (Zendavesta)
Die zuverlässigste Quelle für die überlieferte Kenntnis der Lehren Zarathustras ist die im Avesta (auch Zendavesta), dem religiösen Buch der Zoroastrier, enthaltene Sammlung der Gathas oder Lieder, welche entweder von Zarathustra selbst oder von seinen Jüngern verfasst sind. Es bestand ursprünglich aus 21 Büchern. Als Yasna bezeichnet man die überlieferten 72 Kapitel des Avesta (die heute noch bei den Zarathustriern im Gottesdienst verwendet werden), wobei sich 16 Kapitel, die Gathas (Gesänge), wohl direkt auf Zarathustra zurückführen lassen.
Hiernach ist Gott, welcher die Welt geschaffen hat und erhält, welcher der Anfang und das Ende ist, Ahura Mazdā (der Weise Herr). Von Ihm gehen sechs gute Geister (Erzengel) aus, die späteren Ameša spenta („Unsterbliche Heilige“), welche Tugend, Wahrhaftigkeit bzw. Heiligkeit, gute Gesinnung, Demut bzw. Weisheit, Herrschaft bzw. Besitz, Gesundheit und Langlebigkeit bzw. Unsterblichkeit heißen. Sie sind reine Allegorien und werden oft, besonders die beiden letzten, als Güter angerufen, welche Ahura Mazdā gebeten wird, den Frommen zu verleihen.
Ahura Mazdā wird Angra Mainyu (später Ahreman im Mittelpersischen und Ahriman im Neupersischen), also dem „bösen Geist“, gegenübergestellt (vgl.: Teufel), der ihm in Gedanken, Worten und Werken[2] entgegengesetzt ist. Die beiden zusammen werden als die „Zwillinge“ dargestellt, welche das Gute und Böse erschaffen haben, und es treten den sechs guten Geistern ebenso viele böse, von Angra Mainyu geschaffene gegenüber, von denen jedoch nur die „Lüge“ und die „böse Gesinnung“ bereits in den Gäthas erscheinen, während die übrigen erst ein Produkt der späteren Ausbildung der zoroastrischen Lehre sind.
In der Menschenwelt stehen sich ebenso schroff Menschen, die sich für das Gute entschieden haben, die Frommen oder Gläubigen, und die Götzendiener gegenüber, die sich für das Böse entschieden haben. Letztere werden auch als „Blinde und Taube“ bezeichnet. Der Fromme, der auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) und der Weisheit wandelt, erlangt in diesem Leben Reichtum, Nachkommenschaft und Macht, Gesundheit und langes Leben. Nach dem Tod gelangen die Seelen an die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht über Gute und Böse gehalten (siehe auch: jüngstes Gericht der Offenbarung des Johannes). Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerklinge. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des „Orts der Lobgesänge“; die Seele des Bösen aber gelangt an den „schlechtesten Ort“, das heißt in die Hölle. Parallelen zur späteren christlichen Lehre vom Jüngsten Gericht und zur Eschatologie im Islam sind unverkennbar.
Der Kampf zwischen Gut und Böse dauert vier Perioden zu jeweils 3000 Jahren. Das Reich des Ahura Mazdās steht am Ende des Kampfes. Ein Weltgericht wird stattfinden, das die Bösen bestrafen und die Guten belohnen wird. Und dereinst, wenn die Welt untergeht, wird das Jüngste Gericht stattfinden, der böse Geist verschwinden und ein neues, ewiges Reich des Ahura Mazdās entstehen. Grundlagen dieser Vorstellungen lassen sich schon in der Urzeit nachweisen, als die Iraner mit den stammverwandten Indern noch ein einziges Volk bildeten, so namentlich die Namen der sechs guten Geister, der Name der Lüge (im Zendavesta Drudsch, in den Wedas der Inder Druh, das deutsche Trug) etc.
Ahura Mazdā entspricht dem Wesen nach dem indischen Varuna und wird mancherorts als ein Reflex des Himmelsgottes verstanden, der schon von den Indoeuropäern verehrt wurde. Auch der Kampf zwischen den guten Mächten des Lichts und den bösen der Finsternis und der Trockenheit ist eine uralte Vorstellung. Er wurde im Iran potenziert, indem die letzteren unter ein Oberhaupt gestellt und dieses mit einem ähnlichen Hofstaat wie das Oberhaupt der guten Schöpfung umgeben wurde.
Als tragende Achse der zoroastrischen Ethik erscheint die Wahrheit, deren hohe Bedeutung uns in den Gathas unter anderem in den besonders häufigen und bittenden Anrufungen durch die Person Zarathustras begegnet.
Vorgängerreligionen
Andere Gottheiten oder Dämonen von Vorgängerreligionen fanden in der spiritualistischen und von philosophischen Tendenzen getragenen Lehre Zarathustras keinen Platz, so:
der Sonnengott Mithra, der in der Urzeit der unzertrennliche Genosse des Himmelsgottes gewesen war;
der Gott Haoma (Soma), die Personifikation des Trankes, welcher den Göttern im Opfer dargebracht wurde, um sich damit zu berauschen;
die Fravashi oder Seelen der Verstorbenen, zu deren Ehren ein (uralter) Gottesdienst abgehalten wurde, der sich auch bei den Römern in den bekannten Kulten der Manen noch erhalten hatte;
die Wolkenschlange Aschi (Ahi), welche von dem Gotte des Lichts mit seiner Blitzwaffe gezwungen wird, das befruchtende Wasser des Regens, das sie entführt hat, zurückzugeben.
Diese und andere sinnlich-realistischen Gottheiten der Urzeit machten jedoch ihre Rechte wieder geltend in dem späteren Zoroastrismus, wie er in den jüngeren Teilen des Zendavesta und den Angaben der Griechen über die Religion der Iraner vorliegt, da die Priesterschaft es vorteilhaft fand, dem mit den ererbten Vorstellungen angefüllten Volksgeist zu schmeicheln.
Auch Personifikationen der reinen Elemente, vor allen des Feuers, das in verschiedenen Formen verehrt wird, und des Wassers, das sich in der später mit der vorderasiatischen Mylitta vermischten Ardvisura Anahita verkörpert, spielten in dem reichbevölkerten Götterhimmel[1] des späteren Zoroastrismus eine hervorragende Rolle. Wegen ihrer Verehrung des Feuers war sie in der griechischen Welt (Herodot) als „Feueranbeter“ bekannt.
Kaum minder zahlreich sind die bösen Geister, welche Daeva, Drudsch, Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht wurden, die mit bösen Menschen in fleischlichem Verkehr stehen und die Guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Misswuchs, Seuchen und andere Plagen über die Welt verhängen.
Eine systematisierende Richtung, welche in den Schulen der Priester aufkam, führte zu einer vollkommenen Verteilung der Schöpfung bis auf die Tiere herab unter die beiden Oberhäupter der guten und der bösen Schöpfung. Daher gilt es für eine der wichtigsten Pflichten namentlich der Priester, die zu diesem Zweck mit einem besonderen Instrument versehen waren, die Tiere des bösen Geistes, Schlangen, Mäuse, Ameisen, zu vertilgen, während dagegen die absichtliche oder unabsichtliche Tötung von Tieren des guten Geistes, wie Biber, Hunde u. a., mit schweren Bußen gesühnt werden musste.
Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen, von der schon Plutarch unterrichtet war, in einem großen Kampf zwischen Ahura Mazdā und Anramainyu, der im ganzen 6.000 Jahre andauern soll.
Schöpfung, Kampf Gut gegen Böse, Erlösung
Die Schöpfungsgeschichte des Zoroastrismus besagt, dass Ahura Mazdā in den ersten 3000 Jahren durch einen lang herrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. In dem zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urtiere und danach der Urmensch. Dann ist der Einbruch des Anramainyu erfolgt, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.
Statt des einen Messias werden an anderen Stellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein, so dass die Annahme einer Entlehnung der letzteren aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen eine nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit für sich hat (allerdings ist das Auferstehungsphänomen an sich ein sehr altes religiöses Phänomen, welches sich u. a. auch in der altägyptischen Religion findet).
Früher war es bei den Zoroastriern üblich, Leichname zur Luft- bzw. Himmelsbestattung in sogenannte Dakhmahs zu legen. In diesen runden, oben offenen „Türmen der Schweigens“ können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht aber von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Art der Bestattung im Iran aus Gründen der Hygiene verboten. Heute werden Zoroastrier in Betongräbern beerdigt.[4]
Entwicklung und Ausbreitung
In späteren Epochen des Zoroastrismus bildeten sich mehrere Abspaltungen, welche den Gegensatz zwischen Ahura Mazda und Ahriman in einer höheren Einheit aufzulösen suchten, indem sie als die gemeinsame Quelle beider die Zeit, das Schicksal, das Licht oder den Raum annahmen.
Die bekannteste darunter ist die bereits erwähnte Gruppe der Zurvaniten, deren Lehrmeinung, dass die unsterbliche Zeit (Zurvan) das Urprinzip der Dinge sei, im 5. Jahrhundert n. Chr unter König Yazdegerd I. (Iesdegerd) offenbar die dominierende Religion im neupersischen Sassanidenreich wurde; die „unermessliche Zeit“ (zrvan akerene) wird schon im Zendavesta angerufen. Der Zeitgott, Zervan oder Zurvan, wird als ein viergestaltiger Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) dargestellt. Er steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Der Zoroastrismus war, anders als in der älteren Forschung angenommen, höchstwahrscheinlich nicht die „Staatsreligion“ des alten Perserreichs der Achämeniden, welches durch Alexander den Großen vernichtet wurde. Vielmehr ist dessen Bedeutung in dieser Zeit unklar; manche Forscher glauben, dass die Achämeniden keine Zoroastrier waren, sondern Ahura Mazda in anderer Form verehrten. Anders als oft vermutet, scheint der Zoroastrismus dann unter den Parthern nicht eine unwichtigere, sondern im Gegenteil eine recht bedeutende Rolle gespielt zu haben. Im Sassanidenreich (3. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) wurde die Religion dann zur wichtigsten (aber nicht zur einzig erlaubten) Religion und erlebte ihre höchste Blüte. Obwohl zeitweise die Anhänger anderer religiöser Gruppen, etwa Buddhisten, Christen, Juden und Manichäer verfolgt und ermordet wurden, wie die Inschriften des Mobeds Kartir belegen, nimmt die moderne Forschung heute zumeist an, dass hierfür eher politische als religiöse Motive den Ausschlag gaben. Mehrere Einzelheiten in Bezug auf den Zoroastrismus in sassanidischer Zeit sind jedoch umstritten. Der Umstand, dass die große Mehrheit der zoroastrischen Quellen erst nach dem Untergang des Reiches entstanden sind und daher vielleicht ein verzerrtes Bild zeichnen, erschwert gesicherte Aussagen.
Als bevorzugte Religion verlor der Zoroastrismus infolge der islamischen Eroberung des sassanidischen Reiches in den Jahren nach 636 an Bedeutung. Der Islam nahm dagegen ständig an Bedeutung zu, aber erst seit zirka 900 stellten die Moslems die Mehrheit im Iran. Viele iranische Feste bergen das zarathustrische Erbe in sich und werden noch heute im schiitischen Iran, teilweise in synkretischer Form, gefeiert. Das bedeutendste dieser Feste ist das „Neujahrsfest“ Nouruz, dessen Wurzeln noch weiter zurückreichen dürften.
Mit der Ausbreitung des Islams im Iran wurde der Zoroastrismus zunehmend unterdrückt und eine Zoroastrierverfolgung setzte ein, weshalb viele Zarathustrier vor ca. 1000 Jahren emigrierten, vor allem auf das Gebiet des heutigen Indiens und heutigen Pakistans, wo man ihnen den Namen Parsen (d. h.: Perser) gab. Es gibt heute weltweit etwa 120.000 Mitglieder der Religion des Zoroastrismus (auch Mazdaismus oder Parsismus genannt), die meisten in Indien. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Zoroastriern lebt jedoch auch in Tadschikistan. Zurzeit gibt es eine Bewegung in der Kommune, alle dem zarathustrischen Glauben Zugehörigen unter dem Begriff „Zarathustrier“ zu vereinen, um wieder geschlossener auftreten zu können.
Bekannt wurde Zarathustra in der modernen westlichen Welt vor allem durch Nietzsches Buch „Also sprach Zarathustra“ und Richard Strauss' gleichnamige sinfonische Dichtung, wobei beide Werke aber kaum Bezug zum historischen Zarathustra haben.
Der heutige Zoroastrismus
Ein Priester (Mobed oder Zot genannt) hilft beim Navjote-Fest, einem Initiationsfest für junge Zoroastrier, beim ersten Anlegen des rituellen Gürtels, des Kuschti.
Der heutige Zoroastrismus existiert in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Dies liegt insbesondere an der sehr veränderten Situation der Anhänger. Die modernen Zoroastrier leben weit verstreut: zirka 65.000 leben in Indien, dort werden sie Parsen genannt. Im Iran leben heute nur noch zirka 25.000 (2011). Sie gehören hier zu den am stärksten wachsenden Religionsgruppen (2006 noch knapp 20.000). In den USA und Kanada leben etwa 18.000–25.000, in Pakistan maximal 5.000 sowie zerstreut in anderen westlichen Ländern. Insgesamt dürfte es heute 120.000–150.000 Zoroastrier geben.
Die besondere Ausprägung und Interpretation der Religion ist bei jeder der verschiedenen, geographisch voneinander getrennten Gruppen unterschiedlich. Besonders hervorstechende Unterschiede gibt es zwischen dem indischen und dem iranischen Zoroastrismus.
In Indien wird, beeinflusst vom Hinduismus, der Glaube an die Existenz der Amesha Spentas sehr in den Vordergrund gerückt, wodurch der zoroastrische Glaube dort polytheistische[1] Tendenzen bekommen hat. Rituale spielen eine große Rolle.
Im Iran hat sich der Zoroastrismus heute zu einer stark auf Innerlichkeit ausgerichteten, sehr rationalen, ethischen Philosophie entwickelt. Im Mittelpunkt steht der Glaube an einen guten, gerechten, allwissenden Gott Ahura Mazda. Diesem guten Gott wird gedient, indem man gut denkt, gut spricht und gut handelt.[2]
Bekannte Zoroastrier
Xerxes I. (persisch Khashayarshah, 519–465 v. Chr.), persischer Großkönig aus der Dynastie der Achämeniden
Schapur I., auch der Große genannt († um 270 n. Chr.), persischer Großkönig aus der Dynastie der Sassaniden
Dadabhai Naoroji (1825–1917), indischer (parsischer) Politiker, 1892 erstes aus Asien stammendes Mitglied des britischen Unterhauses
Die Familie Tata, eine indische Unternehmerdynastie
Pherozeshah Mehta (1845–1915) und Bhikaiji Cama (1861–1936), indische Freiheitskämpfer
Kaikhosru Sorabji (1892–1988), britischer Komponist
Homi Jehangir Bhabha (1909–1966), indischer Nuklearforscher parsischer Abstammung
Feroze Gandhi (1912–1960), aus der Nehru-Gandhi-Familie, Ehemann Indira Gandhis und Vater Rajiv Gandhis und Sanjay Gandhis
Farhang Mehr (* 1923), ehemaliger stellvertretender Premierminister des Irans, heute Professor in Boston
Zubin Mehta (* 1936), indischer Dirigent
Freddie Mercury (eigentlich Farrokh Bulsara, 1946–1991), Sänger der Rockband Queen
Kasra Vafadari (1946–2005), ehemaliger Präsident der Universität Teheran sowie Präsident der Gesellschaft iranischer Zoroastrier; lehrte zuletzt persische Frühgeschichte an einem Lehrstuhl der Universität Paris und wurde am 16. Mai 2005 in Paris ermordet
Homi K. Bhabha (* 1949), indischer postkolonialer Theoretiker
Alexander Bard (* 1961), schwedischer Sänger, Autor und Schauspieler (zum Zoroastrismus konvertiert)
Einfluss auf andere Religionen, Mischreligionen und Weltanschauungen
Als einzige monotheistische[1] Religion und Religion eines befreundeten Volkes hat das Judentum in den Jahren nach dem Babylonischen Exil (6. bis 4. Jh. v. Chr.) viele Bilder aus dem Zoroastrismus, der damaligen Hauptreligion übernehmen können, deren wichtigstes Element wohl der Glaube an das Ende der Welt ist: Die beiden wichtigsten vorchristlichen Referenzen, das Buch Daniel und das Henochbuch, sind (vermutlich) in dieser Zeit entstanden. Der Teufel als Gegenspieler Gottes geht vermutlich auf Ahriman zurück. Die Begriffe Himmel und Hölle waren im älteren Judentum unbekannt; hier dürfte ein Einfluss des Zoroastrismus, aber auch der griechischen Vorstellung von einem Hades erfolgt sein. Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden. Inwieweit der Zoroastrismus den frühen Islam in Persien noch direkt beeinflusst hat, lässt sich aber im Einzelnen schwer nachweisen.
Belege für den weitreichenden historischen Einfluss des Zoroastrismus auch auf die Religionen benachbarter Völker liefern der Mithraismus, der sich über Vorderasien zur Zeit des römischen Reichs bis ins Abendland verbreitete, und die Religion des Mani, der Manichäismus, der im 3. Jahrhundert n. Chr. aus einer Verschmelzung der Zoroastrischen mit christlichen und buddhistischen Lehren entstand und eine Zeitlang von China über Mittelasien bis nach Italien, Spanien und Südfrankreich verbreitet war. Im Gegensatz zum zwar von wenigen, aber dennoch durchgängig praktizierten Zoroastrismus ist aber der Manichäismus im 14. Jahrhundert vollständig verschwunden.
Auch die um 500 n. Chr. aktiven Mazdakiten, über die heute wenig bekannt geblieben ist, dürften Zoroastrier gewesen sein.
Daneben gibt es auch eine neue Abspaltung außerhalb der klassischen Richtungen des Zoroastrismus, den Mazdaznan. Mit dem Begriff Mazdaznan wird eine religiöse Lehre bezeichnet, die nach eigenem Verständnis auf einem reformierten Zoroastrismus basiert. Begründet wurde sie von Otoman Zar-Adusht Ha’nish, bürgerlich vermutlich Otto Hanisch, der selbst angab, am 19. Dezember 1844 in Teheran geboren zu sein; er starb am 29. Februar 1936 in Los Angeles. Es handelt sich um eine Mischreligion von zoroastrischen, christlichen und einigen hinduistischen/tantrischen Elementen.
Einen nicht unerheblichen Einfluss, gerade mit der Aufnahme Ahrimans – allerdings mit einer starken Abweichung der diesem ursprünglich zugeschriebenen Attribute – in einen christlichen Zusammenhang, hat der Zoroastrismus auch auf die Anthroposophie, die Lehre Rudolf Steiners.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Faravahar
Diese Religion vereinigt einen kosmogonischen Dualismus mit einem eschatologischen Monotheismus.[1] Ihr Stifter war Zarathustra, über dessen Datierung in der Forschung bis heute Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman).
Obwohl die Zoroastrier mehrere Gottheiten[1] (z. B. Anahita oder Mithra) kennen, die Ahura Mazda unterstützen, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus zwischen Ahura Mazda und Ahriman geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun[2] heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“[3] In der Spätantike war unter den Sassaniden die zurvanistische Variante des Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als die Kinder der „unendlichen Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten.
Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus fremd. Er kennt allerdings Feuertempel, in denen eine heilige Flamme gehütet wird, die als Symbol der Gottheit gilt.
Lehre
Das Avesta (Zendavesta)
Die zuverlässigste Quelle für die überlieferte Kenntnis der Lehren Zarathustras ist die im Avesta (auch Zendavesta), dem religiösen Buch der Zoroastrier, enthaltene Sammlung der Gathas oder Lieder, welche entweder von Zarathustra selbst oder von seinen Jüngern verfasst sind. Es bestand ursprünglich aus 21 Büchern. Als Yasna bezeichnet man die überlieferten 72 Kapitel des Avesta (die heute noch bei den Zarathustriern im Gottesdienst verwendet werden), wobei sich 16 Kapitel, die Gathas (Gesänge), wohl direkt auf Zarathustra zurückführen lassen.
Hiernach ist Gott, welcher die Welt geschaffen hat und erhält, welcher der Anfang und das Ende ist, Ahura Mazdā (der Weise Herr). Von Ihm gehen sechs gute Geister (Erzengel) aus, die späteren Ameša spenta („Unsterbliche Heilige“), welche Tugend, Wahrhaftigkeit bzw. Heiligkeit, gute Gesinnung, Demut bzw. Weisheit, Herrschaft bzw. Besitz, Gesundheit und Langlebigkeit bzw. Unsterblichkeit heißen. Sie sind reine Allegorien und werden oft, besonders die beiden letzten, als Güter angerufen, welche Ahura Mazdā gebeten wird, den Frommen zu verleihen.
Ahura Mazdā wird Angra Mainyu (später Ahreman im Mittelpersischen und Ahriman im Neupersischen), also dem „bösen Geist“, gegenübergestellt (vgl.: Teufel), der ihm in Gedanken, Worten und Werken[2] entgegengesetzt ist. Die beiden zusammen werden als die „Zwillinge“ dargestellt, welche das Gute und Böse erschaffen haben, und es treten den sechs guten Geistern ebenso viele böse, von Angra Mainyu geschaffene gegenüber, von denen jedoch nur die „Lüge“ und die „böse Gesinnung“ bereits in den Gäthas erscheinen, während die übrigen erst ein Produkt der späteren Ausbildung der zoroastrischen Lehre sind.
In der Menschenwelt stehen sich ebenso schroff Menschen, die sich für das Gute entschieden haben, die Frommen oder Gläubigen, und die Götzendiener gegenüber, die sich für das Böse entschieden haben. Letztere werden auch als „Blinde und Taube“ bezeichnet. Der Fromme, der auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) und der Weisheit wandelt, erlangt in diesem Leben Reichtum, Nachkommenschaft und Macht, Gesundheit und langes Leben. Nach dem Tod gelangen die Seelen an die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht über Gute und Böse gehalten (siehe auch: jüngstes Gericht der Offenbarung des Johannes). Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerklinge. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des „Orts der Lobgesänge“; die Seele des Bösen aber gelangt an den „schlechtesten Ort“, das heißt in die Hölle. Parallelen zur späteren christlichen Lehre vom Jüngsten Gericht und zur Eschatologie im Islam sind unverkennbar.
Der Kampf zwischen Gut und Böse dauert vier Perioden zu jeweils 3000 Jahren. Das Reich des Ahura Mazdās steht am Ende des Kampfes. Ein Weltgericht wird stattfinden, das die Bösen bestrafen und die Guten belohnen wird. Und dereinst, wenn die Welt untergeht, wird das Jüngste Gericht stattfinden, der böse Geist verschwinden und ein neues, ewiges Reich des Ahura Mazdās entstehen. Grundlagen dieser Vorstellungen lassen sich schon in der Urzeit nachweisen, als die Iraner mit den stammverwandten Indern noch ein einziges Volk bildeten, so namentlich die Namen der sechs guten Geister, der Name der Lüge (im Zendavesta Drudsch, in den Wedas der Inder Druh, das deutsche Trug) etc.
Ahura Mazdā entspricht dem Wesen nach dem indischen Varuna und wird mancherorts als ein Reflex des Himmelsgottes verstanden, der schon von den Indoeuropäern verehrt wurde. Auch der Kampf zwischen den guten Mächten des Lichts und den bösen der Finsternis und der Trockenheit ist eine uralte Vorstellung. Er wurde im Iran potenziert, indem die letzteren unter ein Oberhaupt gestellt und dieses mit einem ähnlichen Hofstaat wie das Oberhaupt der guten Schöpfung umgeben wurde.
Als tragende Achse der zoroastrischen Ethik erscheint die Wahrheit, deren hohe Bedeutung uns in den Gathas unter anderem in den besonders häufigen und bittenden Anrufungen durch die Person Zarathustras begegnet.
Vorgängerreligionen
Andere Gottheiten oder Dämonen von Vorgängerreligionen fanden in der spiritualistischen und von philosophischen Tendenzen getragenen Lehre Zarathustras keinen Platz, so:
der Sonnengott Mithra, der in der Urzeit der unzertrennliche Genosse des Himmelsgottes gewesen war;
der Gott Haoma (Soma), die Personifikation des Trankes, welcher den Göttern im Opfer dargebracht wurde, um sich damit zu berauschen;
die Fravashi oder Seelen der Verstorbenen, zu deren Ehren ein (uralter) Gottesdienst abgehalten wurde, der sich auch bei den Römern in den bekannten Kulten der Manen noch erhalten hatte;
die Wolkenschlange Aschi (Ahi), welche von dem Gotte des Lichts mit seiner Blitzwaffe gezwungen wird, das befruchtende Wasser des Regens, das sie entführt hat, zurückzugeben.
Diese und andere sinnlich-realistischen Gottheiten der Urzeit machten jedoch ihre Rechte wieder geltend in dem späteren Zoroastrismus, wie er in den jüngeren Teilen des Zendavesta und den Angaben der Griechen über die Religion der Iraner vorliegt, da die Priesterschaft es vorteilhaft fand, dem mit den ererbten Vorstellungen angefüllten Volksgeist zu schmeicheln.
Auch Personifikationen der reinen Elemente, vor allen des Feuers, das in verschiedenen Formen verehrt wird, und des Wassers, das sich in der später mit der vorderasiatischen Mylitta vermischten Ardvisura Anahita verkörpert, spielten in dem reichbevölkerten Götterhimmel[1] des späteren Zoroastrismus eine hervorragende Rolle. Wegen ihrer Verehrung des Feuers war sie in der griechischen Welt (Herodot) als „Feueranbeter“ bekannt.
Kaum minder zahlreich sind die bösen Geister, welche Daeva, Drudsch, Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht wurden, die mit bösen Menschen in fleischlichem Verkehr stehen und die Guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Misswuchs, Seuchen und andere Plagen über die Welt verhängen.
Eine systematisierende Richtung, welche in den Schulen der Priester aufkam, führte zu einer vollkommenen Verteilung der Schöpfung bis auf die Tiere herab unter die beiden Oberhäupter der guten und der bösen Schöpfung. Daher gilt es für eine der wichtigsten Pflichten namentlich der Priester, die zu diesem Zweck mit einem besonderen Instrument versehen waren, die Tiere des bösen Geistes, Schlangen, Mäuse, Ameisen, zu vertilgen, während dagegen die absichtliche oder unabsichtliche Tötung von Tieren des guten Geistes, wie Biber, Hunde u. a., mit schweren Bußen gesühnt werden musste.
Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen, von der schon Plutarch unterrichtet war, in einem großen Kampf zwischen Ahura Mazdā und Anramainyu, der im ganzen 6.000 Jahre andauern soll.
Schöpfung, Kampf Gut gegen Böse, Erlösung
Die Schöpfungsgeschichte des Zoroastrismus besagt, dass Ahura Mazdā in den ersten 3000 Jahren durch einen lang herrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. In dem zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urtiere und danach der Urmensch. Dann ist der Einbruch des Anramainyu erfolgt, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.
Statt des einen Messias werden an anderen Stellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein, so dass die Annahme einer Entlehnung der letzteren aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen eine nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit für sich hat (allerdings ist das Auferstehungsphänomen an sich ein sehr altes religiöses Phänomen, welches sich u. a. auch in der altägyptischen Religion findet).
Früher war es bei den Zoroastriern üblich, Leichname zur Luft- bzw. Himmelsbestattung in sogenannte Dakhmahs zu legen. In diesen runden, oben offenen „Türmen der Schweigens“ können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht aber von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Art der Bestattung im Iran aus Gründen der Hygiene verboten. Heute werden Zoroastrier in Betongräbern beerdigt.[4]
Entwicklung und Ausbreitung
In späteren Epochen des Zoroastrismus bildeten sich mehrere Abspaltungen, welche den Gegensatz zwischen Ahura Mazda und Ahriman in einer höheren Einheit aufzulösen suchten, indem sie als die gemeinsame Quelle beider die Zeit, das Schicksal, das Licht oder den Raum annahmen.
Die bekannteste darunter ist die bereits erwähnte Gruppe der Zurvaniten, deren Lehrmeinung, dass die unsterbliche Zeit (Zurvan) das Urprinzip der Dinge sei, im 5. Jahrhundert n. Chr unter König Yazdegerd I. (Iesdegerd) offenbar die dominierende Religion im neupersischen Sassanidenreich wurde; die „unermessliche Zeit“ (zrvan akerene) wird schon im Zendavesta angerufen. Der Zeitgott, Zervan oder Zurvan, wird als ein viergestaltiger Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) dargestellt. Er steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Der Zoroastrismus war, anders als in der älteren Forschung angenommen, höchstwahrscheinlich nicht die „Staatsreligion“ des alten Perserreichs der Achämeniden, welches durch Alexander den Großen vernichtet wurde. Vielmehr ist dessen Bedeutung in dieser Zeit unklar; manche Forscher glauben, dass die Achämeniden keine Zoroastrier waren, sondern Ahura Mazda in anderer Form verehrten. Anders als oft vermutet, scheint der Zoroastrismus dann unter den Parthern nicht eine unwichtigere, sondern im Gegenteil eine recht bedeutende Rolle gespielt zu haben. Im Sassanidenreich (3. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) wurde die Religion dann zur wichtigsten (aber nicht zur einzig erlaubten) Religion und erlebte ihre höchste Blüte. Obwohl zeitweise die Anhänger anderer religiöser Gruppen, etwa Buddhisten, Christen, Juden und Manichäer verfolgt und ermordet wurden, wie die Inschriften des Mobeds Kartir belegen, nimmt die moderne Forschung heute zumeist an, dass hierfür eher politische als religiöse Motive den Ausschlag gaben. Mehrere Einzelheiten in Bezug auf den Zoroastrismus in sassanidischer Zeit sind jedoch umstritten. Der Umstand, dass die große Mehrheit der zoroastrischen Quellen erst nach dem Untergang des Reiches entstanden sind und daher vielleicht ein verzerrtes Bild zeichnen, erschwert gesicherte Aussagen.
Als bevorzugte Religion verlor der Zoroastrismus infolge der islamischen Eroberung des sassanidischen Reiches in den Jahren nach 636 an Bedeutung. Der Islam nahm dagegen ständig an Bedeutung zu, aber erst seit zirka 900 stellten die Moslems die Mehrheit im Iran. Viele iranische Feste bergen das zarathustrische Erbe in sich und werden noch heute im schiitischen Iran, teilweise in synkretischer Form, gefeiert. Das bedeutendste dieser Feste ist das „Neujahrsfest“ Nouruz, dessen Wurzeln noch weiter zurückreichen dürften.
Mit der Ausbreitung des Islams im Iran wurde der Zoroastrismus zunehmend unterdrückt und eine Zoroastrierverfolgung setzte ein, weshalb viele Zarathustrier vor ca. 1000 Jahren emigrierten, vor allem auf das Gebiet des heutigen Indiens und heutigen Pakistans, wo man ihnen den Namen Parsen (d. h.: Perser) gab. Es gibt heute weltweit etwa 120.000 Mitglieder der Religion des Zoroastrismus (auch Mazdaismus oder Parsismus genannt), die meisten in Indien. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Zoroastriern lebt jedoch auch in Tadschikistan. Zurzeit gibt es eine Bewegung in der Kommune, alle dem zarathustrischen Glauben Zugehörigen unter dem Begriff „Zarathustrier“ zu vereinen, um wieder geschlossener auftreten zu können.
Bekannt wurde Zarathustra in der modernen westlichen Welt vor allem durch Nietzsches Buch „Also sprach Zarathustra“ und Richard Strauss' gleichnamige sinfonische Dichtung, wobei beide Werke aber kaum Bezug zum historischen Zarathustra haben.
Der heutige Zoroastrismus
Ein Priester (Mobed oder Zot genannt) hilft beim Navjote-Fest, einem Initiationsfest für junge Zoroastrier, beim ersten Anlegen des rituellen Gürtels, des Kuschti.
Der heutige Zoroastrismus existiert in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Dies liegt insbesondere an der sehr veränderten Situation der Anhänger. Die modernen Zoroastrier leben weit verstreut: zirka 65.000 leben in Indien, dort werden sie Parsen genannt. Im Iran leben heute nur noch zirka 25.000 (2011). Sie gehören hier zu den am stärksten wachsenden Religionsgruppen (2006 noch knapp 20.000). In den USA und Kanada leben etwa 18.000–25.000, in Pakistan maximal 5.000 sowie zerstreut in anderen westlichen Ländern. Insgesamt dürfte es heute 120.000–150.000 Zoroastrier geben.
Die besondere Ausprägung und Interpretation der Religion ist bei jeder der verschiedenen, geographisch voneinander getrennten Gruppen unterschiedlich. Besonders hervorstechende Unterschiede gibt es zwischen dem indischen und dem iranischen Zoroastrismus.
In Indien wird, beeinflusst vom Hinduismus, der Glaube an die Existenz der Amesha Spentas sehr in den Vordergrund gerückt, wodurch der zoroastrische Glaube dort polytheistische[1] Tendenzen bekommen hat. Rituale spielen eine große Rolle.
Im Iran hat sich der Zoroastrismus heute zu einer stark auf Innerlichkeit ausgerichteten, sehr rationalen, ethischen Philosophie entwickelt. Im Mittelpunkt steht der Glaube an einen guten, gerechten, allwissenden Gott Ahura Mazda. Diesem guten Gott wird gedient, indem man gut denkt, gut spricht und gut handelt.[2]
Bekannte Zoroastrier
Xerxes I. (persisch Khashayarshah, 519–465 v. Chr.), persischer Großkönig aus der Dynastie der Achämeniden
Schapur I., auch der Große genannt († um 270 n. Chr.), persischer Großkönig aus der Dynastie der Sassaniden
Dadabhai Naoroji (1825–1917), indischer (parsischer) Politiker, 1892 erstes aus Asien stammendes Mitglied des britischen Unterhauses
Die Familie Tata, eine indische Unternehmerdynastie
Pherozeshah Mehta (1845–1915) und Bhikaiji Cama (1861–1936), indische Freiheitskämpfer
Kaikhosru Sorabji (1892–1988), britischer Komponist
Homi Jehangir Bhabha (1909–1966), indischer Nuklearforscher parsischer Abstammung
Feroze Gandhi (1912–1960), aus der Nehru-Gandhi-Familie, Ehemann Indira Gandhis und Vater Rajiv Gandhis und Sanjay Gandhis
Farhang Mehr (* 1923), ehemaliger stellvertretender Premierminister des Irans, heute Professor in Boston
Zubin Mehta (* 1936), indischer Dirigent
Freddie Mercury (eigentlich Farrokh Bulsara, 1946–1991), Sänger der Rockband Queen
Kasra Vafadari (1946–2005), ehemaliger Präsident der Universität Teheran sowie Präsident der Gesellschaft iranischer Zoroastrier; lehrte zuletzt persische Frühgeschichte an einem Lehrstuhl der Universität Paris und wurde am 16. Mai 2005 in Paris ermordet
Homi K. Bhabha (* 1949), indischer postkolonialer Theoretiker
Alexander Bard (* 1961), schwedischer Sänger, Autor und Schauspieler (zum Zoroastrismus konvertiert)
Einfluss auf andere Religionen, Mischreligionen und Weltanschauungen
Als einzige monotheistische[1] Religion und Religion eines befreundeten Volkes hat das Judentum in den Jahren nach dem Babylonischen Exil (6. bis 4. Jh. v. Chr.) viele Bilder aus dem Zoroastrismus, der damaligen Hauptreligion übernehmen können, deren wichtigstes Element wohl der Glaube an das Ende der Welt ist: Die beiden wichtigsten vorchristlichen Referenzen, das Buch Daniel und das Henochbuch, sind (vermutlich) in dieser Zeit entstanden. Der Teufel als Gegenspieler Gottes geht vermutlich auf Ahriman zurück. Die Begriffe Himmel und Hölle waren im älteren Judentum unbekannt; hier dürfte ein Einfluss des Zoroastrismus, aber auch der griechischen Vorstellung von einem Hades erfolgt sein. Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden. Inwieweit der Zoroastrismus den frühen Islam in Persien noch direkt beeinflusst hat, lässt sich aber im Einzelnen schwer nachweisen.
Belege für den weitreichenden historischen Einfluss des Zoroastrismus auch auf die Religionen benachbarter Völker liefern der Mithraismus, der sich über Vorderasien zur Zeit des römischen Reichs bis ins Abendland verbreitete, und die Religion des Mani, der Manichäismus, der im 3. Jahrhundert n. Chr. aus einer Verschmelzung der Zoroastrischen mit christlichen und buddhistischen Lehren entstand und eine Zeitlang von China über Mittelasien bis nach Italien, Spanien und Südfrankreich verbreitet war. Im Gegensatz zum zwar von wenigen, aber dennoch durchgängig praktizierten Zoroastrismus ist aber der Manichäismus im 14. Jahrhundert vollständig verschwunden.
Auch die um 500 n. Chr. aktiven Mazdakiten, über die heute wenig bekannt geblieben ist, dürften Zoroastrier gewesen sein.
Daneben gibt es auch eine neue Abspaltung außerhalb der klassischen Richtungen des Zoroastrismus, den Mazdaznan. Mit dem Begriff Mazdaznan wird eine religiöse Lehre bezeichnet, die nach eigenem Verständnis auf einem reformierten Zoroastrismus basiert. Begründet wurde sie von Otoman Zar-Adusht Ha’nish, bürgerlich vermutlich Otto Hanisch, der selbst angab, am 19. Dezember 1844 in Teheran geboren zu sein; er starb am 29. Februar 1936 in Los Angeles. Es handelt sich um eine Mischreligion von zoroastrischen, christlichen und einigen hinduistischen/tantrischen Elementen.
Einen nicht unerheblichen Einfluss, gerade mit der Aufnahme Ahrimans – allerdings mit einer starken Abweichung der diesem ursprünglich zugeschriebenen Attribute – in einen christlichen Zusammenhang, hat der Zoroastrismus auch auf die Anthroposophie, die Lehre Rudolf Steiners.
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