Berlin-Siemensstadt
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Berlin-Siemensstadt
Siemensstadt ist ein Ortsteil am Ostrand des Bezirks Spandau von Berlin. Er entstand durch die Ansiedelung von Siemens-Werken und den dazu gebauten modernen Werkssiedlungen auf den Nonnenwiesen. Der Ortsteil ist auch heute von weitläufigen Industrie- und Werksanlagen und durchgrünten Wohnsiedlungen geprägt. Die derzeit angesiedelten Unternehmen gehören nicht mehr ausschließlich zur Siemens AG.
Kabelwerk Westend, erste Fabrik auf dem Gelände der späteren Siemensstadt, um 1900
Historische Darstellung
In einer Darstellung des Anzeiger für das Havelland vom 1. August 1913 wird die Situation der damals entstehenden Siemensstadt folgendermaßen dargestellt:
„[…] Dort hinter der Spree erheben sich gewaltige Gebäude in rotem Backsteinbau; vier- und fünfstöckige Gebäude von mehreren hundert Metern Front und lange Maschinenhäuser dehnen sich aus. Ein Kanal führt bis zu den Werken und unzählige Eisenbahnschienen durchqueren die weiten Gelände. Das ist die Siemensstadt. Von dem Umfang der einzelnen Nonnendammer Abteilungen dürften folgende Zahlen ein Bild geben: Es werden ungefähr beschäftigt:
• im Wernerwerk 7000 Personen,
• im Kleinbauwerk 3500,
• im Elektromotorenwerk 3000,
• im Dynamowerk 2300,
• im Blockwerk 800,
• in der Automobilfabrik 550,
• in der Eisengießerei 300,
• in der Gelbgießerei 200,
• in der Versuchsanstalt für elektrische Bahnen 200,
• im Kabelwerk Gartenfeld (eine halbe Stunde vom Nonnendamm) 3000.
Das sind gewiß gewaltige Zahlen, die selbst für Groß-Berliner Industrieverhältnisse ansprechen. Im Herbst wird der Spandauer Nonnendamm weitern gewaltigen Zuwachs erhalten. Das neue Zentralverwaltungsgebäude wird dann bezogen werden, und abermals werden 3000 Personen dem Nonnendamm mehr zuströmen […] Das Wernerwerk erfährt ebenfalls fortgesetzt Vergrößerungen, alle in Charlottenburg gelegenen Siemensbetriebe sollen nach und nach auf dem Spandauer Nonnendamm angesiedelt werden […] Umfangreiche Terrains stehen dem Siemensunternehmen zu Bauten noch zur Verfügung […]“
Siemensstadt heute
Das heutige Siemensstadt liegt zwischen Hohenzollernkanal (Teilstück des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals) im Norden, Charlottenburg-Nord im Osten, der Spree im Süden und Haselhorst im Westen. Der durch die Ringsiedlung verlaufende Jungfernheideweg stellt die Grenze zu Charlottenburg-Nord dar. Zu Siemensstadt gehört auch die durch den Alten Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal und Hohenzollernkanal gebildete Insel Gartenfeld, auf der weitere Siemens-Werksanlagen (bis 2002 „Kabelwerk Gartenfeld“) errichtet wurden. Der bestimmende Straßenzug ist die Nonnendammallee, im Westen mit Gewerbe und im Osten mit der Siedlung Nonnendamm.
Im Juni 2008 hatte die Siemensstadt 11.388 Einwohner, damit ist der relativ dünn besiedelte Ortsteil bevölkerungsmäßig mit einer deutschen Kleinstadt vergleichbar. So findet wöchentlich montags und donnerstags im Quellweg ein Wochenmarkt statt.
Im Ortsteil befindet sich die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge Berlin.
Sport
Als Träger des lokalen Sports hat sich der SC Siemensstadt einen Namen gemacht.
In Siemensstadt sind auch die Schachfreunde Siemensstadt e. V. zu Hause. Dieser Verein existiert seit 1913.
Im Jahr 2010 wurde im Bereich des U-Bahnhofs Paulsternstraße der Siemensstadt-Park eröffnet. Er wurde anstelle der ursprünglich geplanten Siemens-Arena gebaut und bietet ein Einkaufszentrum sowie eine Mehrzweckhalle.
Verkehr
Der Ortsteil ist über die Linie U7 der Berliner U-Bahn mit der Berliner Innenstadt und der Spandauer Altstadt verbunden. Bis zum Reichsbahnerstreik im Jahr 1980 war Siemensstadt über die Siemensbahn an das S-Bahnnetz angebunden.
Wohnarchitektur
Neben Einzelbauten aus der Zeit um 1900 entstanden in Siemensstadt in mehreren Etappen Siedlungsbauten, darunter bedeutende Beispiele des Neuen Bauens und des Großsiedlungsbaus:
Siemens-Siedlung am Rohrdamm (ab 1922 bis etwa 1929, Architekt Hans C. Hertlein)
Siedlung Heimat (1929–1930, Architekt Hans C. Hertlein, 900 Wohnungen)
Wohngroßsiedlung Siemensstadt (nach der Architektenvereinigung Der Ring „Ringsiedlung“ oder „Reformsiedlung“ genannt, 1929–1931, zumeist zu Charlottenburg gehörend)
Siedlung Rohrdamm-West (1953–1955, Architekt Hans C. Hertlein)
Das Welterbekomitee der UNESCO hat am 7. Juli 2008 die Siedlungen der Berliner Moderne in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sechs denkmalgeschützte Siedlungen, darunter auch die Großsiedlung Siemensstadt, repräsentieren einen neuen Typus des sozialen Wohnungsbaus aus der Zeit der klassischen Moderne und übten in der Folgezeit beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung von Architektur und Städtebau aus.
Siehe auch
Siemensbahn
Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Siemensstadt
Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Siemensstadt
Liste der Stolpersteine in Berlin-Siemensstadt
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Kabelwerk Westend, erste Fabrik auf dem Gelände der späteren Siemensstadt, um 1900
Historische Darstellung
In einer Darstellung des Anzeiger für das Havelland vom 1. August 1913 wird die Situation der damals entstehenden Siemensstadt folgendermaßen dargestellt:
„[…] Dort hinter der Spree erheben sich gewaltige Gebäude in rotem Backsteinbau; vier- und fünfstöckige Gebäude von mehreren hundert Metern Front und lange Maschinenhäuser dehnen sich aus. Ein Kanal führt bis zu den Werken und unzählige Eisenbahnschienen durchqueren die weiten Gelände. Das ist die Siemensstadt. Von dem Umfang der einzelnen Nonnendammer Abteilungen dürften folgende Zahlen ein Bild geben: Es werden ungefähr beschäftigt:
• im Wernerwerk 7000 Personen,
• im Kleinbauwerk 3500,
• im Elektromotorenwerk 3000,
• im Dynamowerk 2300,
• im Blockwerk 800,
• in der Automobilfabrik 550,
• in der Eisengießerei 300,
• in der Gelbgießerei 200,
• in der Versuchsanstalt für elektrische Bahnen 200,
• im Kabelwerk Gartenfeld (eine halbe Stunde vom Nonnendamm) 3000.
Das sind gewiß gewaltige Zahlen, die selbst für Groß-Berliner Industrieverhältnisse ansprechen. Im Herbst wird der Spandauer Nonnendamm weitern gewaltigen Zuwachs erhalten. Das neue Zentralverwaltungsgebäude wird dann bezogen werden, und abermals werden 3000 Personen dem Nonnendamm mehr zuströmen […] Das Wernerwerk erfährt ebenfalls fortgesetzt Vergrößerungen, alle in Charlottenburg gelegenen Siemensbetriebe sollen nach und nach auf dem Spandauer Nonnendamm angesiedelt werden […] Umfangreiche Terrains stehen dem Siemensunternehmen zu Bauten noch zur Verfügung […]“
Siemensstadt heute
Das heutige Siemensstadt liegt zwischen Hohenzollernkanal (Teilstück des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals) im Norden, Charlottenburg-Nord im Osten, der Spree im Süden und Haselhorst im Westen. Der durch die Ringsiedlung verlaufende Jungfernheideweg stellt die Grenze zu Charlottenburg-Nord dar. Zu Siemensstadt gehört auch die durch den Alten Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal und Hohenzollernkanal gebildete Insel Gartenfeld, auf der weitere Siemens-Werksanlagen (bis 2002 „Kabelwerk Gartenfeld“) errichtet wurden. Der bestimmende Straßenzug ist die Nonnendammallee, im Westen mit Gewerbe und im Osten mit der Siedlung Nonnendamm.
Im Juni 2008 hatte die Siemensstadt 11.388 Einwohner, damit ist der relativ dünn besiedelte Ortsteil bevölkerungsmäßig mit einer deutschen Kleinstadt vergleichbar. So findet wöchentlich montags und donnerstags im Quellweg ein Wochenmarkt statt.
Im Ortsteil befindet sich die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge Berlin.
Sport
Als Träger des lokalen Sports hat sich der SC Siemensstadt einen Namen gemacht.
In Siemensstadt sind auch die Schachfreunde Siemensstadt e. V. zu Hause. Dieser Verein existiert seit 1913.
Im Jahr 2010 wurde im Bereich des U-Bahnhofs Paulsternstraße der Siemensstadt-Park eröffnet. Er wurde anstelle der ursprünglich geplanten Siemens-Arena gebaut und bietet ein Einkaufszentrum sowie eine Mehrzweckhalle.
Verkehr
Der Ortsteil ist über die Linie U7 der Berliner U-Bahn mit der Berliner Innenstadt und der Spandauer Altstadt verbunden. Bis zum Reichsbahnerstreik im Jahr 1980 war Siemensstadt über die Siemensbahn an das S-Bahnnetz angebunden.
Wohnarchitektur
Neben Einzelbauten aus der Zeit um 1900 entstanden in Siemensstadt in mehreren Etappen Siedlungsbauten, darunter bedeutende Beispiele des Neuen Bauens und des Großsiedlungsbaus:
Siemens-Siedlung am Rohrdamm (ab 1922 bis etwa 1929, Architekt Hans C. Hertlein)
Siedlung Heimat (1929–1930, Architekt Hans C. Hertlein, 900 Wohnungen)
Wohngroßsiedlung Siemensstadt (nach der Architektenvereinigung Der Ring „Ringsiedlung“ oder „Reformsiedlung“ genannt, 1929–1931, zumeist zu Charlottenburg gehörend)
Siedlung Rohrdamm-West (1953–1955, Architekt Hans C. Hertlein)
Das Welterbekomitee der UNESCO hat am 7. Juli 2008 die Siedlungen der Berliner Moderne in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sechs denkmalgeschützte Siedlungen, darunter auch die Großsiedlung Siemensstadt, repräsentieren einen neuen Typus des sozialen Wohnungsbaus aus der Zeit der klassischen Moderne und übten in der Folgezeit beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung von Architektur und Städtebau aus.
Siehe auch
Siemensbahn
Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Siemensstadt
Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Siemensstadt
Liste der Stolpersteine in Berlin-Siemensstadt
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