Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn
Seite 1 von 1
Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn
Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn, auch Königliche Militär-Eisenbahn (K.M.E.) genannt, war eine staatliche, vom preußischen Heer betriebene Bahnstrecke zwischen Schöneberg (heute: Berlin) und Kummersdorf, die später nach Jüterbog verlängert wurde.
Geschichte
Errichtung der Strecke
Karte von Berlin: an der vom Anhalter Bahnhof südwärts führenden Strecke ist in der Mitte rechts beim Exerzierplatz und der Eisenbahnregiments-Kaserne der Militärbahnhof Schöneberg und das zusätzlich parallel geführte Militärbahngleis eingetragen.
Nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges sollte den Eisenbahntruppen mit dieser Strecke ein Übungsgelände zur Verfügung stehen, da sich in den vorangegangenen Kriegen die strategische Bedeutung der Eisenbahn erheblich erhöht hatte. Am 9. Januar 1873 wurde die Berlin-Dresdener Eisenbahn vom Kriegsministerium verpflichtet, westlich ihrer Gleise eine Trasse für die ausschließlich militärische Nutzung durch das Eisenbahn-Bataillon zu bauen. Am 26. Februar 1874 wurde dafür der Bau einer 45,6 km langen Bahnstrecke vom Militärbahnhof (Schöneberg) zum Artillerie-Schießplatz bei Kummersdorf angeordnet und am 15. Oktober 1875 eröffnet. Die Strecke verlief bis Zossen etwa 30 km parallel zur Strecke der Berlin-Dresdener Eisenbahn und bog dann in südwestlicher Richtung ab. Am 1. Mai 1897 wurde sie um weitere 25 km bis Jüterbog Militärbahnhof verlängert. Die dem Militärfiskus gehörende Bahn wurde von der Königlichen Direction der Militäreisenbahn verwaltet.
Ebenfalls 1897 erfolgte der Einbau einer dritten Schiene in das Gleis zwischen Rehagen-Klausdorf und Klausdorf für einen parallelen Schmalspur-Versuchsbetrieb, der aber um 1900 wieder eingestellt wurde. Die dritte Schiene wurde wieder entfernt.
Zivile Nutzung
Im Interesse der anliegenden Gemeinden und auf Drängen der Berlin-Dresdener Eisenbahn wurde zunächst auch der öffentliche Güterverkehr durch die Militäreisenbahn zwischen Berlin und Zossen zugelassen, zwischen Zossen und Kummersdorf Schießplatz dann auch der Personenverkehr. Ab 1. November 1888 wurde auch zwischen Berlin und Zossen der Personenverkehr zugelassen. Am 1. Oktober 1891 wurde auf der Bahn ein besonderer Vororttarif zwischen Berlin und Zossen eingeführt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs untersagte der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich auch den Weiterbetrieb der Militäreisenbahn. Die Nutzung der Anlage wurde ab 1919 der Preußischen Eisenbahndirektion, später der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft und ab 1937 der Nachfolgegesellschaft Deutsche Reichsbahn übertragen. Der Streckenabschnitt von Berlin-Militärbahnhof nach Zossen wurde schon 1919 demontiert, da hier die parallele Berlin-Dresdener Eisenbahn genutzt werden konnte.
Auf dem verbliebenen Abschnitt von Zossen nach Jüterbog fand noch bis in die 1990er Jahre Personenverkehr statt. Am 2. Juni 1996 wurde schließlich der Personenverkehr auf dem Abschnitt Sperenberg–Jüterbog eingestellt, dem folgte die Einstellung des letzten verbliebenen Streckenabschnitts von Zossen nach Sperenberg am 18. April 1998. Der Güterverkehr wurde am 2. Juni 1996 auf dem ganzen Abschnitt Zossen–Jüterbog eingestellt.
Schnellfahrversuche
Ab 1901 erfolgten zwischen Marienfelde und Zossen Versuche mit elektrischen Fahrzeugen sowie Schnellfahrversuche. Die Strecke wurde dafür durch die am 10. Oktober 1899 gegründete Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen (u.a. AEG und Siemens & Halske) auf einer Länge von 23 km mit 10 kV Drehstrom / 50 Hz elektrifiziert, wobei die dreipolige Oberleitung in etwa 5 bis 7 m Höhe seitlich vom Gleis geführt wurde. 1901 wurden auf dieser Strecke erstmals Geschwindigkeiten von mehr als 160 km/h erreicht, nach Verbesserung des Oberbaus und der Fahrzeuge wurde am 7. Oktober 1903 erstmals die 200-km/h-Marke überschritten. Am 27. Oktober 1903 stellte schließlich der Versuchstriebwagen der AEG mit 210,2 km/h einen neuen Weltrekord auf.
1904 wurden auch Schnellfahrversuche mit den Versuchs-Dampflokomotiven Preußische S 9 Altona 561 und Altona 562 unternommen.
Folgenutzung nach Stilllegung des Vollbahnbetriebs
Seit 2002 stehen die Bahnanlagen unter Denkmalschutz. Im Empfangsgebäude des Bahnhofs Sperenberg wurde eine Ausstellung zur Geschichte der K.M.E. eingerichtet. 2003 verkaufte die Deutsche Bahn AG die Strecke an die Erlebnisbahn GmbH & Co. KG mit Sitz im Bahnhof Mellensee-Saalow, die seitdem auf einem Teilstück der Strecke (Zossen - Jänickendorf) Draisinen-Fahrten anbietet. Die Erlebnisbahn GmbH & Co. KG ist seit dem 27. August 2007 zugelassenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Die Bahnstrecke bleibt für Zugverkehr jedoch betrieblich gesperrt.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Geschichte
Errichtung der Strecke
Karte von Berlin: an der vom Anhalter Bahnhof südwärts führenden Strecke ist in der Mitte rechts beim Exerzierplatz und der Eisenbahnregiments-Kaserne der Militärbahnhof Schöneberg und das zusätzlich parallel geführte Militärbahngleis eingetragen.
Nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges sollte den Eisenbahntruppen mit dieser Strecke ein Übungsgelände zur Verfügung stehen, da sich in den vorangegangenen Kriegen die strategische Bedeutung der Eisenbahn erheblich erhöht hatte. Am 9. Januar 1873 wurde die Berlin-Dresdener Eisenbahn vom Kriegsministerium verpflichtet, westlich ihrer Gleise eine Trasse für die ausschließlich militärische Nutzung durch das Eisenbahn-Bataillon zu bauen. Am 26. Februar 1874 wurde dafür der Bau einer 45,6 km langen Bahnstrecke vom Militärbahnhof (Schöneberg) zum Artillerie-Schießplatz bei Kummersdorf angeordnet und am 15. Oktober 1875 eröffnet. Die Strecke verlief bis Zossen etwa 30 km parallel zur Strecke der Berlin-Dresdener Eisenbahn und bog dann in südwestlicher Richtung ab. Am 1. Mai 1897 wurde sie um weitere 25 km bis Jüterbog Militärbahnhof verlängert. Die dem Militärfiskus gehörende Bahn wurde von der Königlichen Direction der Militäreisenbahn verwaltet.
Ebenfalls 1897 erfolgte der Einbau einer dritten Schiene in das Gleis zwischen Rehagen-Klausdorf und Klausdorf für einen parallelen Schmalspur-Versuchsbetrieb, der aber um 1900 wieder eingestellt wurde. Die dritte Schiene wurde wieder entfernt.
Zivile Nutzung
Im Interesse der anliegenden Gemeinden und auf Drängen der Berlin-Dresdener Eisenbahn wurde zunächst auch der öffentliche Güterverkehr durch die Militäreisenbahn zwischen Berlin und Zossen zugelassen, zwischen Zossen und Kummersdorf Schießplatz dann auch der Personenverkehr. Ab 1. November 1888 wurde auch zwischen Berlin und Zossen der Personenverkehr zugelassen. Am 1. Oktober 1891 wurde auf der Bahn ein besonderer Vororttarif zwischen Berlin und Zossen eingeführt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs untersagte der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich auch den Weiterbetrieb der Militäreisenbahn. Die Nutzung der Anlage wurde ab 1919 der Preußischen Eisenbahndirektion, später der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft und ab 1937 der Nachfolgegesellschaft Deutsche Reichsbahn übertragen. Der Streckenabschnitt von Berlin-Militärbahnhof nach Zossen wurde schon 1919 demontiert, da hier die parallele Berlin-Dresdener Eisenbahn genutzt werden konnte.
Auf dem verbliebenen Abschnitt von Zossen nach Jüterbog fand noch bis in die 1990er Jahre Personenverkehr statt. Am 2. Juni 1996 wurde schließlich der Personenverkehr auf dem Abschnitt Sperenberg–Jüterbog eingestellt, dem folgte die Einstellung des letzten verbliebenen Streckenabschnitts von Zossen nach Sperenberg am 18. April 1998. Der Güterverkehr wurde am 2. Juni 1996 auf dem ganzen Abschnitt Zossen–Jüterbog eingestellt.
Schnellfahrversuche
Ab 1901 erfolgten zwischen Marienfelde und Zossen Versuche mit elektrischen Fahrzeugen sowie Schnellfahrversuche. Die Strecke wurde dafür durch die am 10. Oktober 1899 gegründete Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen (u.a. AEG und Siemens & Halske) auf einer Länge von 23 km mit 10 kV Drehstrom / 50 Hz elektrifiziert, wobei die dreipolige Oberleitung in etwa 5 bis 7 m Höhe seitlich vom Gleis geführt wurde. 1901 wurden auf dieser Strecke erstmals Geschwindigkeiten von mehr als 160 km/h erreicht, nach Verbesserung des Oberbaus und der Fahrzeuge wurde am 7. Oktober 1903 erstmals die 200-km/h-Marke überschritten. Am 27. Oktober 1903 stellte schließlich der Versuchstriebwagen der AEG mit 210,2 km/h einen neuen Weltrekord auf.
1904 wurden auch Schnellfahrversuche mit den Versuchs-Dampflokomotiven Preußische S 9 Altona 561 und Altona 562 unternommen.
Folgenutzung nach Stilllegung des Vollbahnbetriebs
Seit 2002 stehen die Bahnanlagen unter Denkmalschutz. Im Empfangsgebäude des Bahnhofs Sperenberg wurde eine Ausstellung zur Geschichte der K.M.E. eingerichtet. 2003 verkaufte die Deutsche Bahn AG die Strecke an die Erlebnisbahn GmbH & Co. KG mit Sitz im Bahnhof Mellensee-Saalow, die seitdem auf einem Teilstück der Strecke (Zossen - Jänickendorf) Draisinen-Fahrten anbietet. Die Erlebnisbahn GmbH & Co. KG ist seit dem 27. August 2007 zugelassenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Die Bahnstrecke bleibt für Zugverkehr jedoch betrieblich gesperrt.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Ähnliche Themen
» Die Königlich Preußische Hauptkadettenanstalt
» Die Königlich Preußische Gewehrfabrik Erfurt
» Die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (früher auch „Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft“ ) CME
» Die Königlich Preußische Gewehrfabrik Erfurt
» Die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (früher auch „Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft“ ) CME
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Gestern um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Gestern um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Gestern um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Gestern um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Gestern um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Gestern um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Gestern um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Gestern um 4:02 am von Andy