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Johannes Trithemius

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Johannes Trithemius Empty Johannes Trithemius

Beitrag  Andy Do Aug 27, 2015 9:20 pm

Johannes Trithemius OSB, eigentlich Johannes Heidenberg oder Johannes Zeller; auch Johannes von Trittenheim, Johannes Tritheim (* 1. Februar 1462 in Trittenheim; † 13. Dezember 1516 in Würzburg) war Abt der Benediktinerabtei Sponheim, vielseitiger Gelehrter und Humanist.

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Relief von Johannes Trithemius (von Tilman Riemenschneider)

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Relief von Johannes Trithemius (von Tilman Riemenschneider)

Leben

Johannes Heidenberg latinisierte seinen Namen „Ioannes tritemius“ (die Schreibungen mit „J“ und „h“ sind späteren Datums).

Bevor er ein Jahr alt war, starb sein Vater, Johann von Heidenburg. Sein Stiefvater, den seine Mutter Elisabeth sieben Jahre später heiratete, war ein Bildungsgegner und legte dem jungen Trithemius zahlreiche Steine in den Weg. Nur im Geheimen und unter großen Schwierigkeiten konnte er Griechisch und Latein erlernen, später auch Hebräisch. Mit 17 Jahren floh er aus seinem Elternhaus und begab sich auf die Suche nach herausragenden Lehrern. Dabei reiste er über Trier, Köln, die Niederlande und Heidelberg und gelangte Ende Januar 1482 in die Benediktinerabtei in Sponheim bei Bad Kreuznach, in die er eintrat. Am 29. Juli 1483, nur eineinhalb Jahre nach seinem Klostereintritt, wurde er als jüngstes Mitglied des Konvents zum 25. Abt des Klosters gewählt. Am 9. November empfing er durch den Mainzer Weihbischof Berthold von Oberg die Benediktion.

Mit Nachdruck beseitigte Trithemius die bis dato leichtlebigen Gewohnheiten der Mönche und brachte durch zahlreiche theologische und pädagogische Aktivitäten eine neue Ernsthaftigkeit ins Klosterleben. Durch diese Disziplinierungen und eine Neuregelung der Klosterrechte gelang ihm auch eine wirtschaftliche Konsolidierung der heruntergekommenen Finanzen. 1491 wurde in seinem Auftrag ein Besitzstandsregister des Klosters angelegt, außerdem ließ er zwei Weistümer erstellen. Seine ungewöhnliche Aktivität und Durchsetzungskraft blieb nicht lange unbemerkt. So wurde er bald als Visitator der umliegenden Schwesterklöster eingesetzt und schließlich zum Mitpräsidenten des Generalkapitels der Bursfelder Kongregation ernannt.

In Ausübung seiner amtlichen Tätigkeiten und als gefragter Prediger und Redner bereiste Trithemius weite Teile Deutschlands, sehr zum Vorteil seiner großen Leidenschaft, der Bibliothek des Klosters. Bei seinem Eintritt in das Kloster waren dort 48 Bücher vorhanden, in der damaligen Zeit für eine Klosterbibliothek eine durchaus übliche Anzahl. 1505, als Trithemius Sponheim verließ, war der Bestand auf mehr als 2000 Exemplare angewachsen, eine der größten, wenn nicht die größte Bibliothek Deutschlands. Der überwiegende Teil der Klostereinnahmen wurde dafür aufgewendet. Der Ruhm dieses Wissenschatzes strahlte über ganz Europa, machte damit auch Trithemius bekannt und zog einen großen Strom gelehrter Besucher nach Sponheim. Neben den führenden Humanisten seiner Zeit, Johannes Reuchlin, Conrad Celtis, Johann von Dalberg, Dietrich Gresemund oder Jakob Wimpheling war er mit Bischöfen, Kurfürsten und selbst Kaiser Maximilian I. in Kontakt. Der Kaiser beauftragte ihn mit einer genealogischen Studie über die Habsburger-Dynastie.

Die zahlreichen hohen Gäste brachten Unruhe und aufwendige Arbeit für die Mönche. Trithemius verstand sich als Klosterreformator, der um eine strengere Tagesordnung, vermehrte Fasttage und klösterliche Disziplin bemüht war. Es kam zwischen Abt und Konvent zu immer größerer Spannung. 1506 fand Trithemius im Schottenkloster Sankt Jakob in Würzburg auf Ruf des Fürstbischofs Lorenz von Bibra eine neue Heimat. Dort wurde er im selben Jahr ebenfalls zum Abt gewählt; diese Funktion hatte er bis zu seinem Tod 1516 inne. In Sankt Jakob wurde er wegen seiner Gelehrtheit wohl hochgeachtet, der Verlust seiner Bibliothek überschattete und verbitterte jedoch seinen Lebensabend.

Er wurde im Würzburger Schottenkloster begraben (seit 1825 Kollegiatstift Neumünster). Sein Grab-Epitaph, das ihn im Pontifikalgewand mit Mitra und Stab zeigt, stammt aus der Schule Tilman Riemenschneiders.

Wirkung und Werk

Johannes Trithemius Polygraphiae
Die Polygraphiae des Johannes Trithemius ist das erste gedruckte Buch zum Thema Kryptographie und enthält seine Tabula recta

Trithemius gilt als eine der vielseitigsten und bedeutendsten deutschen Gelehrtenpersönlichkeiten seiner Zeit, und das, obwohl er nie eine Universität besucht hatte. Neben seiner regen Vortragstätigkeit war er ein begehrter Lehrer und Ratgeber in intellektuellen und höfischen Kreisen. Die Freunde Johannes Reuchlin und Conrad Celtis rühmten seine Gelehrsamkeit. Alexander Hegius berichtete über seinen Besuch mit den Worten: „Ich habe das große, glänzende Licht der Welt gesehen“. Der junge Kurfürst Joachim I. von Brandenburg nannte Trithemius den „Glanz unseres Zeitalters“.

Trithemius verfasste über 90 Werke theologischer, historischer, bibliographischer als auch geheimsprachlicher Natur.[1] Sein erstmals 1494 in Basel gedrucktes Werk Liber de scriptoribus ecclesiasticis, ein Verzeichnis von 962 kirchlichen Schriftstellern, zusammen mit den Anfangsworten ihrer Werke, gilt als eine der ersten Bibliografien. Trithemius befasste sich über 20 Jahre seines Lebens mit Sprachen und Geheimsprachen; diese Interessen fanden ihren nachhaltigsten Niederschlag in zwei kryptologischen Werken: zuerst in der in zwei Fassungen konzipierten und vom Autor nicht veröffentlichten Steganographia (1499/1500), dann in der wiederholt überarbeiteten Polygraphia (1508/1515). Letzteres Werk, in Trithemius Schlussredaktion, leitete unmittelbar nach Trithemius’ Tod eine Serie Gesammelter Werke in Einzelausgaben ein.

Obwohl er die vulgäre Alchemie ablehnte, hatten seine Ideen, insbesondere seine Interpretation der Tabula Smaragdina, Einfluss auf das alchemistische Denken[2] Zu seinen Schülern zählte Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, der 1510 in Sponheim war und dort in der Bibliothek sein Hauptwerk De Occulta Philosophia ausarbeitete.
Kontroversen

1494 geriet Trithemius in einen theologischen Konflikt, als er in De laudibus sanctissimae matris Annae (‚Zum Lob der heiligen Anna‘) behauptete, dass diese ihre Tochter Maria unbefleckt empfangen habe. Gegen Ende seines Lebens wurde Trithemius vom Ruf eines Geschichtsfälschers eingeholt, als er – um genealogischen Forschungsbestrebungen Kaiser Maximilians entsprechen zu können – die Chronisten „Meginfried“ und „Hunibald“ erfand. Trithemius’ Annales Hirsaugienses[3] als auch seine Angaben zur Frühgeschichte des Klosters Sponheim und zur Genealogie der Spanheimer[4] erweisen sich gelegentlich als unzuverlässig.

Über die missverstandene, da seinem Besucher Bo[u]velles gegenüber nicht erläuterte Steganographia geriet Trithemius seit 1503 in den Verdacht der schwarzen Magie. Im Antipalus maleficiorum (‚Gegner der Hexereien‘) wendet Trithemius sich gegen vermeintliche Zauberer und Hexen, wobei der unermüdliche Bibliograph auch eine ausführliche Liste theologisch „erlaubter“ und „unerlaubter“ Schriften erstellt. Im De septem secund[da]eis (‚Von den sieben [Hilfs]geistern‘) berichtet Trithemius ein drittes Mal von den erstmals in Steganographia III, dann auch in der Polygraphia auftretenden Planetengeistern, die in Gottes Auftrag die Welt regierten, und beendet diesen Exkurs mit einem vorsichtigen „Wer diesen Dingen Glauben schenkt.“ Trithemius’ Steganographia (als auch Heidels Nachdruck und Erklärungen, 1676 und 1721) standen bis Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Index.

Eine Büste des Johannes Trithemius steht in der Ruhmeshalle in München.
Werke (Auswahl)

Annales Hirsaugienses, 1509–1514
Antipalus maleficiorum, 1508
Cathalogus illustrium virorum germaniam suis ingenijs et lucubrationibus omnifariam exornantium, 1491–1495 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) – Nachschlagewerk über deutsche Schriftsteller und Schriftstellerinnen des Mittelalters, gilt als erste deutsche Literaturgeschichte
Chronicon Hirsaugiense, 1495–1503
Chronicon Sponheimense, ca. 1495–1509 - Chronik des Klosters Sponheim, 1024-1509; Eigenverlag Carl Velten, Bad Kreuznach 1969 (deutsch)
Chronicon successionis ducum Bavariae et comitum Palatinorum, ca. 1500–1506. Übers.: Chronicon Des hochlöblichen hauß der Pfaltzgraffschafft bey Rhein / vnd Hertzogthum in Beyern, 1616 (Digitalisat ULB Sachsen-Anhalt)
Compendium sive breviarium primi voluminis chronicarum sive annalium de origine regum et gentis Francorum, ca. 1514
De cura pastorali, 1496
De duodecim excidiis oberservantiae regularis, 1496
De institutione vitae sacerdotalis, 1486
De laude scriptorum manualium, 1492 (Digitalisat BSB) - Zum Lob der Schreiber; Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V., Würzburg 1973 (lateinisch/deutsch).
De laudibus sanctissimae matris Annae, 1494
De origine gentis Francorum compendium, 1514 - An abridged history of the Franks / Johannes Trithemius. AQ-Verlag, Dudweiler 1987, ISBN 978-3-922441-52-6 (lateinisch/englisch)
De origine, progressu et laudibus ordinis fratrum Carmelitarum, 1492
De proprietate monachorum, vor 1494
De regimine claustralium, 1486
De scriptoribus ecclesiasticis, 1494 (Digitalisat des Exemplars der MGH-Bibliothek)
De septem secundeis id est intelligentiis sive spiritibus orbes post deum moventibus, ca. 1508
De triplici regione claustralium et spirituali exercitio monachorum, 1497
De vanitate et miseria humanae vitae, vor 1494
De visitatione monachorum, um 1490
De viris illustribus ordinis sancti Benedicti, 1492
Exhortationes ad monachos, 1486
In laudem et commendatione Ruperti quondam abbatis Tuitiensis, 1492
Liber octo quaestionum, 1515
Liber penthicus seu lugubris de statu et ruina ordinis monastici, 1493 (Digitalisat BSB)
Nepiachus, 1507
Polygraphiae libri sex, 1508 (Digitalisat des Exemplars der Library of Congress)
Steganographia, ca. 1500

Sammlungen

Freher, Marquard: Opera historica. Minerva, Frankfurt/Main, 1966
Johannes Busaeus: Opera pia et spiritualia. 1604 und 1605 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Johannes Busaeus: Paralipomena opuscolorum. 1605 und 1624


Quelle - literatur & Einzelnachweise
Andy
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