Die nazarenische Kunst
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Die nazarenische Kunst
Als nazarenische Kunst wird eine romantisch-religiöse Kunstrichtung bezeichnet, die deutsche Künstler zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Wien und Rom begründeten. Vertreter dieser Stilrichtung, die Nazarener, standen überwiegend dem Katholizismus nahe und nicht wenige konvertierten zu ihm. Hintergrund ihres Aufbruchs waren die gesellschaftspolitischen Umbrüche der napoleonischen Ära und im repressiven Metternichschen System, welche sich in der Kunst und der Lehre an den Kunstakademien niederschlugen. Das Ziel der Nazarener war die Erneuerung der Kunst im Geiste des Christentums, wobei ihnen alte italienische und deutsche Meister als Vorbilder dienten. Sie beeinflussten die Kunst der gesamten Romantik.
Die Bezeichnung Nazarener
Bärtiger Mann im Profil, 1845
Die Bezeichnung Nazarener ist zunächst biblischen Ursprungs. Mit diesem Begriff wurden die Anhänger Jesu nach dessen Kreuzestod bezeichnet. Im 17. Jahrhundert kannte man in Rom alla nazarena als Bezeichnung einer Haartracht, bei der das Haar lang und in der Mitte gescheitelt getragen wurde. „Haupthaar und Bart lassen sie lang und ungekämmt wachsen. Blasse Gesichtsfarbe gilt bei Ihnen für Schönheit, die sie auch künstlich hervorzubringen wissen. Sie verdrehen gerne die Augen und senken den Kopf nach den Schultern.“[1]
Sowohl Raffael als auch Albrecht Dürer haben solche Frisuren getragen und die in Rom lebenden Künstler, die man später als Nazarener bezeichnete, sollen zumindest eine Zeit lang ihr Haar ebenfalls so getragen haben. Eine Theorie besagt, dass die Bezeichnung i Nazareni für die Anhänger dieser Kunstrichtung auf die spottlustigen Römer zurückzuführen sei, die damit die Künstler karikieren wollten. Belegt ist, dass Goethe diesen Begriff in seinem Briefwechsel mit Johann Heinrich Meyer verwendete. Er taucht auch in den Briefen des Kunstagenten und Bildhauers Johann Martin Wagner auf, der die Künstler unter anderem auch als langhaarige Altkatholiken bezeichnete. Gerade diese Benennung reflektierte den ideellen, prä-reformatorischen Anknüpfungspunkt der Künstler. Dieser dokumentierte sich wiederum in den vielen Konversionen zum katholischen Glauben.
Der Name Nazarener im stilkundlichen Sinn wurde wahrscheinlich erst im Nachhinein geprägt. Zum ersten Mal in schriftlicher Form findet er sich in diesem Sinne 1891 in den Jugenderinnerungen des Malers Wilhelm von Schadow. Die Gründungsmitglieder des Lukasbundes, der Keimzelle dieser Kunstrichtung, haben sich selbst so nicht bezeichnet. Kunsthistorisch hat es sich eingebürgert, den Begriff Nazarener auf Maler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts anzuwenden, die religiöse Inhalte in Altarbildern und Kirchenfresken behandelten und dabei der Kunstauffassung der ursprünglichen Lukasbrüder nahestanden.
Geschichte
Die Wiener Kunstakademie
Die Kunstrichtung wurde von Studenten, die seit 1804 an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste Wien studierten, ins Leben gerufen. An der Kunstakademie in Wien begannen sowohl der Lübecker Patriziersohn Friedrich Overbeck als auch Franz Pforr, Sohn eines Frankfurter Malers, ihre Ausbildung, da die Institution zu dieser Zeit europaweit einen hervorragenden Ruf hatte.
Die Ausbildung an der von Friedrich Heinrich Füger geprägten Akademie folgte einem strengen Lehrplan. Die technischen Aspekte der künstlerischen Fertigkeit hatten Vorrang vor dem künstlerischen Ausdruck. Hauptaufenthaltsort der Studenten war der Antikensaal mit Abgüssen antiker Statuen und Reliefs, nach denen die Schüler zu zeichnen hatten. In den weiterführenden Malklassen orientierte man sich thematisch, der damaligen klassizistischen Auffassung folgend, streng an antiken Vorbildern. Maler wie Albrecht Dürer, Hans Holbein der Jüngere oder Hans Baldung Grien wurden vom Klassizismus als Primitive gewertet.
Die Gründung des Lukasbundes
Einige Akademiestudenten vermissten bei dieser Ausbildung etwas ihrer Ansicht nach Wesentliches:
„Man lernt einen vortrefflichen Faltenwurf malen, eine richtige Figur zeichnen, lernt Perspektive, Architektur, kurz alles – und doch kommt kein richtiger Maler heraus. Eins fehlt … Herz, Seele und Empfindung …“[2]
Pforr, der in besonderer Weise von den altdeutschen Malern begeistert war und in ihnen jenen emotionalen Ausdruck sah, den er bei seiner Ausbildung vermisste, war zu dieser Zeit mit Overbeck bereits befreundet. Beide teilten ihre kritische Auffassung über die Ausbildung an der Wiener Kunstakademie. Im Laufe des Sommers 1808 erweiterte sich der Freundeskreis um Joseph Sutter, Josef Wintergerst, Johann Konrad Hottinger und Ludwig Vogel. Ab Juli 1808 trafen sich die sechs Künstler regelmäßig, um jeweils über ein künstlerisches Thema zu sprechen. Ein Jahr später, als die Freunde das einjährige Jubiläum ihres Treffens feierten, beschlossen sie den Orden des Lukasbundes zu konstituieren. Sie wählten den Namen, weil der Evangelist Lukas auch als Schutzpatron der Maler gilt. In der Literatur bezeichnet man die Künstlergruppe auch als Lukasbrüder.
Obwohl in technischer Hinsicht von der Akademieausbildung geprägt, entfernten sich diese Künstler inhaltlich rasch von den durch die Akademie vorgegebenen Themen. Im Einklang mit den romantischen und pietistischen Idealen jener Zeit fanden sie den von ihnen angestrebten Ausdruck in romantischen und insbesondere in religiösen Themen. Ihr religiös motiviertes Erneuerungsideal für Kunst und Gesellschaft entnahmen sie den Kunsttheorien der deutschen Romantiker Wilhelm Heinrich Wackenroder, Friedrich Schlegel, Novalis und Ludwig Tieck.
Schlegel sah die ursprüngliche Bestimmung der Kunst darin, die Religion zu verherrlichen und die Geheimnisse derselben noch schöner und deutlicher zu machen. Neben den biblischen Themen waren aus seiner Sicht nur die Stoffe von Dichtern wie Shakespeare und Dante als Bildinhalt geeignet. Tieck beeinflusste die Lukasbrüder durch seinen 1789 erschienenen Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen, dessen Hauptfigur Franz sein Leben der religiösen Kunst weiht und bescheiden, treu und aufrichtig sein Handwerk ausführt. So wie dieser wollten die Lukasbrüder sich vorrangig der religiösen Kunst widmen. Ihre Vorbilder suchten sie in der Renaissance, beispielsweise in Albrecht Dürer, und in italienischen Malern aus der Zeit vor Raffael, wie Fra Angelico und Giotto.
Der künstlerische Gegensatz zur Akademieausbildung führte schließlich zum offenen Konflikt. Als im Jahre 1809 die Akademie die Anzahl ihrer Schüler reduzieren musste, wurden die Lukasbrüder nicht wieder aufgenommen.
Die Künstlerkolonie in Rom
Kloster Sant'Isidoro
1810 verließen Franz Pforr, Friedrich Overbeck, Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger Wien, um nach Rom zu ziehen und dort ihre italienischen Vorbilder studieren zu können. Sie bezogen Quartier im leerstehenden Franziskanerkloster Sant'Isidoro auf dem Pincio (in der Nähe der heutigen Piazza del Popolo) und führten ein künstlerisches Außenseiterleben abgesondert von der Welt (Overbeck: „Unter sich im Stillen der alten heiligen Kunst nachzuarbeiten“).
Im Unterschied zu den „Deutschrömern“, die schon in früheren Zeiten nach Italien und besonders nach Rom gepilgert waren, suchten die Nazarener nicht das Rom der Antike, sondern das der mittelalterlichen Kirchen und Klöster, das „christliche“ Rom.
Rom hatte seit mehr als einem halben Jahrhundert Künstler und Kunsttheoretiker wie Johann Joachim Winckelmann, Raphael Mengs, Jacques-Louis David, Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen angezogen, die das Schönheitsideal der Antike wiederbeleben wollte. In Rom herrschte zu dieser Zeit künstlerische Stagnation. Es fehlte sowohl an einer liberalen Mittelklasse als auch an einer fortschrittlich eingestellten Oberschicht, die neue Kunstrichtungen hätte anregen können. Nachdem 1814 die französische Besetzung Roms endete, war die Stadt vor allem vom Vatikan politisch und künstlerisch dominiert. Die Angehörigen des Lukasbundes verstanden sich vor diesem Hintergrund bald als die wahren Nachfolger von Roms spirituellem und künstlerischem Erbe und waren davon überzeugt, dass die Vereinigung klassischer Schönheit, deutscher Innigkeit und eines wahren Christentums zu einer neuen Renaissance führen würde. In Overbecks Gemälde Italia und Germania, in der zwei Frauenfiguren die Kunst ihres jeweiligen Landes symbolisieren, spiegelt sich diese Auffassung wider. Das Bild, das im Hintergrund eine römische Basilika und eine deutsche, mittelalterliche Stadt zeigt, wird daher gelegentlich als Programmbild der Lukasbrüder bezeichnet: Die blondhaarige Germania beugt sich zu Italia vor und unterweist die geduldig Zuhörende.
Nahezu alle Künstler, die dem Lukasbund nahestanden, konvertierten zum Katholizismus. Bei Overbeck war das entscheidende Erlebnis, das ihn im Frühsommer 1813 zum katholischen Glauben übertreten ließ, der frühe Tod seines Freundes Franz Pforr, der am 12. Juni 1812 an Tuberkulose verstarb.
Die Gruppe der Lukasbrüder in Rom zog von 1811 an zahlreiche weitere junge Maler aus Deutschland an. Sie alle wurden freundschaftlich aufgenommen. In den Jahren 1811–1816 stießen unter anderem Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit, Peter von Cornelius,[3] Franz Ludwig Catel, Joseph Anton Koch, Wilhelm von Schadow und Carl Philipp Fohr zu ihr. Ein Teil dieser Männer zog allerdings eine lockerere künstlerische Verbundenheit dem klösterlichen Leben in Sant'Isidoro vor. Johann Konrad Hottinger dagegen schied aus dem Lukasbund aus - er fühlte sich vor allem den moralischen Anforderungen dieses Ordenslebens nicht gewachsen. Auch Ludwig Vogel musste sich 1812 von den Freunden trennen, weil ihn Familienverpflichtungen nach Zürich zurückbeorderten. Beide sind als Künstler später nicht mehr aktiv gewesen.
Unter den neuen Mitgliedern des Lukasbundes war vor allem Peter von Cornelius prägend. Er lehnte die romantische Anlehnung an das Altdeutsche als zu treuherzig ab. Er erweiterte auch die Themenkreise, in denen die Lukasbrüder ihre Motive fanden. Die Antike wurde dank seines Einflusses nicht mehr als dem Christentum entgegengesetzte Mythologie gesehen, sondern als Vorläufer des Christentums. Auch die Landschaftsmalerei wurde für die Lukasbrüder ein akzeptiertes Bildthema. In letzterer taten sich vor allem Carl Philipp Fohr und Schnorr von Carolsfeld hervor.
Die neue Kunstrichtung errang ihren Durchbruch und öffentliche Anerkennung durch zwei Großaufträge: den Freskenzyklus für die Casa Bartholdy und den Freskenzyklus für die Casa Massimo. Diese zwei Großaufträge sind die wichtigsten Arbeiten, die die Nazarener als Gruppe während ihrer frühen Jahre in Rom ausführten.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nazarener_%28Kunst%29
Die Bezeichnung Nazarener
Bärtiger Mann im Profil, 1845
Die Bezeichnung Nazarener ist zunächst biblischen Ursprungs. Mit diesem Begriff wurden die Anhänger Jesu nach dessen Kreuzestod bezeichnet. Im 17. Jahrhundert kannte man in Rom alla nazarena als Bezeichnung einer Haartracht, bei der das Haar lang und in der Mitte gescheitelt getragen wurde. „Haupthaar und Bart lassen sie lang und ungekämmt wachsen. Blasse Gesichtsfarbe gilt bei Ihnen für Schönheit, die sie auch künstlich hervorzubringen wissen. Sie verdrehen gerne die Augen und senken den Kopf nach den Schultern.“[1]
Sowohl Raffael als auch Albrecht Dürer haben solche Frisuren getragen und die in Rom lebenden Künstler, die man später als Nazarener bezeichnete, sollen zumindest eine Zeit lang ihr Haar ebenfalls so getragen haben. Eine Theorie besagt, dass die Bezeichnung i Nazareni für die Anhänger dieser Kunstrichtung auf die spottlustigen Römer zurückzuführen sei, die damit die Künstler karikieren wollten. Belegt ist, dass Goethe diesen Begriff in seinem Briefwechsel mit Johann Heinrich Meyer verwendete. Er taucht auch in den Briefen des Kunstagenten und Bildhauers Johann Martin Wagner auf, der die Künstler unter anderem auch als langhaarige Altkatholiken bezeichnete. Gerade diese Benennung reflektierte den ideellen, prä-reformatorischen Anknüpfungspunkt der Künstler. Dieser dokumentierte sich wiederum in den vielen Konversionen zum katholischen Glauben.
Der Name Nazarener im stilkundlichen Sinn wurde wahrscheinlich erst im Nachhinein geprägt. Zum ersten Mal in schriftlicher Form findet er sich in diesem Sinne 1891 in den Jugenderinnerungen des Malers Wilhelm von Schadow. Die Gründungsmitglieder des Lukasbundes, der Keimzelle dieser Kunstrichtung, haben sich selbst so nicht bezeichnet. Kunsthistorisch hat es sich eingebürgert, den Begriff Nazarener auf Maler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts anzuwenden, die religiöse Inhalte in Altarbildern und Kirchenfresken behandelten und dabei der Kunstauffassung der ursprünglichen Lukasbrüder nahestanden.
Geschichte
Die Wiener Kunstakademie
Die Kunstrichtung wurde von Studenten, die seit 1804 an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste Wien studierten, ins Leben gerufen. An der Kunstakademie in Wien begannen sowohl der Lübecker Patriziersohn Friedrich Overbeck als auch Franz Pforr, Sohn eines Frankfurter Malers, ihre Ausbildung, da die Institution zu dieser Zeit europaweit einen hervorragenden Ruf hatte.
Die Ausbildung an der von Friedrich Heinrich Füger geprägten Akademie folgte einem strengen Lehrplan. Die technischen Aspekte der künstlerischen Fertigkeit hatten Vorrang vor dem künstlerischen Ausdruck. Hauptaufenthaltsort der Studenten war der Antikensaal mit Abgüssen antiker Statuen und Reliefs, nach denen die Schüler zu zeichnen hatten. In den weiterführenden Malklassen orientierte man sich thematisch, der damaligen klassizistischen Auffassung folgend, streng an antiken Vorbildern. Maler wie Albrecht Dürer, Hans Holbein der Jüngere oder Hans Baldung Grien wurden vom Klassizismus als Primitive gewertet.
Die Gründung des Lukasbundes
Einige Akademiestudenten vermissten bei dieser Ausbildung etwas ihrer Ansicht nach Wesentliches:
„Man lernt einen vortrefflichen Faltenwurf malen, eine richtige Figur zeichnen, lernt Perspektive, Architektur, kurz alles – und doch kommt kein richtiger Maler heraus. Eins fehlt … Herz, Seele und Empfindung …“[2]
Pforr, der in besonderer Weise von den altdeutschen Malern begeistert war und in ihnen jenen emotionalen Ausdruck sah, den er bei seiner Ausbildung vermisste, war zu dieser Zeit mit Overbeck bereits befreundet. Beide teilten ihre kritische Auffassung über die Ausbildung an der Wiener Kunstakademie. Im Laufe des Sommers 1808 erweiterte sich der Freundeskreis um Joseph Sutter, Josef Wintergerst, Johann Konrad Hottinger und Ludwig Vogel. Ab Juli 1808 trafen sich die sechs Künstler regelmäßig, um jeweils über ein künstlerisches Thema zu sprechen. Ein Jahr später, als die Freunde das einjährige Jubiläum ihres Treffens feierten, beschlossen sie den Orden des Lukasbundes zu konstituieren. Sie wählten den Namen, weil der Evangelist Lukas auch als Schutzpatron der Maler gilt. In der Literatur bezeichnet man die Künstlergruppe auch als Lukasbrüder.
Obwohl in technischer Hinsicht von der Akademieausbildung geprägt, entfernten sich diese Künstler inhaltlich rasch von den durch die Akademie vorgegebenen Themen. Im Einklang mit den romantischen und pietistischen Idealen jener Zeit fanden sie den von ihnen angestrebten Ausdruck in romantischen und insbesondere in religiösen Themen. Ihr religiös motiviertes Erneuerungsideal für Kunst und Gesellschaft entnahmen sie den Kunsttheorien der deutschen Romantiker Wilhelm Heinrich Wackenroder, Friedrich Schlegel, Novalis und Ludwig Tieck.
Schlegel sah die ursprüngliche Bestimmung der Kunst darin, die Religion zu verherrlichen und die Geheimnisse derselben noch schöner und deutlicher zu machen. Neben den biblischen Themen waren aus seiner Sicht nur die Stoffe von Dichtern wie Shakespeare und Dante als Bildinhalt geeignet. Tieck beeinflusste die Lukasbrüder durch seinen 1789 erschienenen Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen, dessen Hauptfigur Franz sein Leben der religiösen Kunst weiht und bescheiden, treu und aufrichtig sein Handwerk ausführt. So wie dieser wollten die Lukasbrüder sich vorrangig der religiösen Kunst widmen. Ihre Vorbilder suchten sie in der Renaissance, beispielsweise in Albrecht Dürer, und in italienischen Malern aus der Zeit vor Raffael, wie Fra Angelico und Giotto.
Der künstlerische Gegensatz zur Akademieausbildung führte schließlich zum offenen Konflikt. Als im Jahre 1809 die Akademie die Anzahl ihrer Schüler reduzieren musste, wurden die Lukasbrüder nicht wieder aufgenommen.
Die Künstlerkolonie in Rom
Kloster Sant'Isidoro
1810 verließen Franz Pforr, Friedrich Overbeck, Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger Wien, um nach Rom zu ziehen und dort ihre italienischen Vorbilder studieren zu können. Sie bezogen Quartier im leerstehenden Franziskanerkloster Sant'Isidoro auf dem Pincio (in der Nähe der heutigen Piazza del Popolo) und führten ein künstlerisches Außenseiterleben abgesondert von der Welt (Overbeck: „Unter sich im Stillen der alten heiligen Kunst nachzuarbeiten“).
Im Unterschied zu den „Deutschrömern“, die schon in früheren Zeiten nach Italien und besonders nach Rom gepilgert waren, suchten die Nazarener nicht das Rom der Antike, sondern das der mittelalterlichen Kirchen und Klöster, das „christliche“ Rom.
Rom hatte seit mehr als einem halben Jahrhundert Künstler und Kunsttheoretiker wie Johann Joachim Winckelmann, Raphael Mengs, Jacques-Louis David, Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen angezogen, die das Schönheitsideal der Antike wiederbeleben wollte. In Rom herrschte zu dieser Zeit künstlerische Stagnation. Es fehlte sowohl an einer liberalen Mittelklasse als auch an einer fortschrittlich eingestellten Oberschicht, die neue Kunstrichtungen hätte anregen können. Nachdem 1814 die französische Besetzung Roms endete, war die Stadt vor allem vom Vatikan politisch und künstlerisch dominiert. Die Angehörigen des Lukasbundes verstanden sich vor diesem Hintergrund bald als die wahren Nachfolger von Roms spirituellem und künstlerischem Erbe und waren davon überzeugt, dass die Vereinigung klassischer Schönheit, deutscher Innigkeit und eines wahren Christentums zu einer neuen Renaissance führen würde. In Overbecks Gemälde Italia und Germania, in der zwei Frauenfiguren die Kunst ihres jeweiligen Landes symbolisieren, spiegelt sich diese Auffassung wider. Das Bild, das im Hintergrund eine römische Basilika und eine deutsche, mittelalterliche Stadt zeigt, wird daher gelegentlich als Programmbild der Lukasbrüder bezeichnet: Die blondhaarige Germania beugt sich zu Italia vor und unterweist die geduldig Zuhörende.
Nahezu alle Künstler, die dem Lukasbund nahestanden, konvertierten zum Katholizismus. Bei Overbeck war das entscheidende Erlebnis, das ihn im Frühsommer 1813 zum katholischen Glauben übertreten ließ, der frühe Tod seines Freundes Franz Pforr, der am 12. Juni 1812 an Tuberkulose verstarb.
Die Gruppe der Lukasbrüder in Rom zog von 1811 an zahlreiche weitere junge Maler aus Deutschland an. Sie alle wurden freundschaftlich aufgenommen. In den Jahren 1811–1816 stießen unter anderem Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit, Peter von Cornelius,[3] Franz Ludwig Catel, Joseph Anton Koch, Wilhelm von Schadow und Carl Philipp Fohr zu ihr. Ein Teil dieser Männer zog allerdings eine lockerere künstlerische Verbundenheit dem klösterlichen Leben in Sant'Isidoro vor. Johann Konrad Hottinger dagegen schied aus dem Lukasbund aus - er fühlte sich vor allem den moralischen Anforderungen dieses Ordenslebens nicht gewachsen. Auch Ludwig Vogel musste sich 1812 von den Freunden trennen, weil ihn Familienverpflichtungen nach Zürich zurückbeorderten. Beide sind als Künstler später nicht mehr aktiv gewesen.
Unter den neuen Mitgliedern des Lukasbundes war vor allem Peter von Cornelius prägend. Er lehnte die romantische Anlehnung an das Altdeutsche als zu treuherzig ab. Er erweiterte auch die Themenkreise, in denen die Lukasbrüder ihre Motive fanden. Die Antike wurde dank seines Einflusses nicht mehr als dem Christentum entgegengesetzte Mythologie gesehen, sondern als Vorläufer des Christentums. Auch die Landschaftsmalerei wurde für die Lukasbrüder ein akzeptiertes Bildthema. In letzterer taten sich vor allem Carl Philipp Fohr und Schnorr von Carolsfeld hervor.
Die neue Kunstrichtung errang ihren Durchbruch und öffentliche Anerkennung durch zwei Großaufträge: den Freskenzyklus für die Casa Bartholdy und den Freskenzyklus für die Casa Massimo. Diese zwei Großaufträge sind die wichtigsten Arbeiten, die die Nazarener als Gruppe während ihrer frühen Jahre in Rom ausführten.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nazarener_%28Kunst%29
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