Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus oder Justinian I.
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Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus oder Justinian I.
Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus (griechisch Ἰουστινιανός; * um 482 in Tauresium bei Justiniana Prima; † 14. November 565 in Konstantinopel), besser bekannt als Justinian,[1] war vom 1. August 527 bis zu seinem Tod im Jahre 565 römischer Kaiser. In einigen Quellen und in der älteren Literatur wird er vereinzelt auch als Justinian der Große bezeichnet; die orthodoxen Kirchen verehren ihn als Heiligen.
Justinian I., Mosaikdetail aus der Kirche San Vitale in Ravenna
Sogenanntes Barberini-Diptychon mit der Darstellung eines Kaisers, höchstwahrscheinlich Justinian, als triumphator omnium gentium
Justinian gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Spätantike. Seine Regierungszeit markiert dabei eine wichtige Stufe des Übergangs von der Antike zum Mittelalter und somit den Übergang von römischer Tradition zu byzantinischer Regierung (siehe auch Ende der Antike). Justinian betrieb eine aggressive Westpolitik, wobei es ihm gelang, weite Teile des alten Imperium Romanum, die im Westen im Verlauf der Völkerwanderung an die Germanen gefallen waren (Absetzung des letzten Kaisers in Italien 476), wiederzugewinnen. Im Osten war das Reich in seiner Regierungszeit in schwere, wechselhafte Kämpfe mit dem neupersischen Sassanidenreich verwickelt. Für die Rechtsgeschichte ist die von ihm in Auftrag gegebene Kompilation des römischen Rechts, das später so genannte Corpus Iuris Civilis, von großer Bedeutung.
529 ließ Justinian die platonische Akademie in Athen schließen, 542 wurde von ihm das altrömische Amt des Konsuls, vielleicht aus Kostengründen, faktisch abgeschafft. Die nun immer stärker hervortretende Sakralisierung des Kaisertums zerstörte zudem die letzten Reste der einst vom Prinzipat geschaffenen Illusion, dass der Kaiser nur ein primus inter pares sei. Heftige Kritik an der Politik Justinians äußerte der Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea, dessen Werke die wichtigste Quelle für die Zeit Justinians darstellen.
Allgemeines zur Person Justinians
Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus war ein ungefähr 482 geborener Bauernsohn aus dem Dorf Tauresium (heute Taor in der Republik Mazedonien) in der Prätorianerpräfektur Illyrien; der Name Sabbatius deutet vielleicht auf einen thrakischen Ursprung der Familie hin.[2] Justinians Muttersprache war das Lateinische,[3] und Tauresium gehörte zum Zuständigkeitsbereich des Bischofs von Rom; beides waren wohl Gründe für Justinians starke Westorientierung. Prokopios wirft dem Kaiser zwar fehlerhaftes Griechisch vor, tatsächlich aber war er belesen und gebildet. Johannes Malalas schreibt wohl zutreffend: Beim Sprechen des Griechischen machte er manchen Fehler, doch schreiben konnte er es mit großer Leichtigkeit.[4] Zeitlebens sollte der soziale Aufsteiger Justinian Anfeindungen von Seiten der senatorischen Elite ausgesetzt sein.
Bronzemünze mit der Legende DN IVSTINIANVS P F AVG („Unser Herr Justinian, der fromme, glückhafte Augustus“)
Justinian, der Sohn der Vigilantia, war ein Neffe des späteren Kaisers Justin I., der seit etwa 470 im Heer Kaiser Leos I. und später unter Zenon und Anastasius Karriere machte. Schon zu Lebzeiten seines Onkels, der ihn in die Hauptstadt holte, ihm eine gute Ausbildung ermöglichte und ihn nach seiner Thronbesteigung (518) wohl früh zum Nachfolger aufbaute und wahrscheinlich adoptierte (daher wohl der Name Iustinianus), hatte Justinian nach Ansicht der meisten Forscher großen Einfluss auf die Reichspolitik. Diese traditionelle Sichtweise wurde jüngst jedoch bestritten, und wenigstens für die frühen Jahre sollte man die Rolle Justinians wohl nicht überbewerten.[5] Fest steht aber, dass er nach 518 rasch Karriere machte: 519 wurde Justinian zum comes ernannt, 521 wurde er magister equitum et peditum praesentalis und bekleidete sein erstes Konsulat (drei weitere folgten: 528, 533 und 534); seit 525 trug er vermutlich den Titel Caesar und galt damit wohl offiziell als Thronerbe.[6] Anfang April 527 wurde er schließlich zum Mitkaiser (Augustus) erhoben, am 1. August stieg er dann nach Justins Tod zum Alleinherrscher auf. Er war seit 524/525 mit Theodora verheiratet, der einige Quellen einen großen Einfluss auf Justinian nachsagen, die ebenfalls aus einfachsten Verhältnissen stammte und die 527 den Titel Augusta erhielt, und blieb kinderlos (mindestens ein Kind starb unmittelbar nach der Geburt). Justinian hatte mehrere Vettern; der bedeutendste war Germanus, der auch ein talentierter Feldherr und wichtiger Vertrauter Justinians war.
Justinian starb am 14. November 565 in Konstantinopel, wo er sich fast seine gesamte Regierungszeit hindurch aufgehalten hatte. Das Chronicon Paschale überliefert in diesem Zusammenhang eine Beschreibung seines Aussehens, die als zeitgenössisch gilt: Untersetzt, aber mit breitem Brustkorb, blass; mit dünnem Haar und einer Stirnglatze, einem runden, gutaussehenden Gesicht mit rötlichen Wangen, stets leicht lächelnd; mit graumeliertem Haar und einem nach römischer Sitte glattrasierten Kinn, einer wohlgeformten Nase und heller Haut.[7] Nach dem Tod des Kaisers, der keinen Mitherrscher ernannt hatte, drohte zunächst ein Machtkampf zwischen zweien seiner Neffen, beide mit Namen Justin: dem General Justin, einem Sohn des oben genannten Germanus, und dem Chef der Hofhaltung, dem späteren Kaiser Justin II. Letzterer konnte sich schließlich durchsetzen; er ließ seinen Rivalen bald darauf ermorden.[8]
Außenpolitik
Das Römische Reich bei Justinians Tod 565
Im Verlauf des 5. Jahrhunderts war der Westen des Imperium Romanum der direkten kaiserlichen Kontrolle entglitten. 476/80 war das weströmische Kaisertum erloschen, und da West- und Ostrom formal niemals zwei voneinander getrennte Staaten gewesen waren (siehe Reichsteilung von 395), lag die Herrschaft über das Gesamtreich fortan beim einzig verbliebenen Augustus in Konstantinopel. Die dort residierenden (ost-)römischen Herrscher hatten ihre Ansprüche auf das Westreich seither nie aufgegeben. Sie wurden von fast allen gentilen Reichsbildungen auch tatsächlich formal als Oberherren anerkannt, doch agierten die reges des Westens de facto weitgehend unabhängig vom Willen Ostroms. Justinian gab sich mit diesem Zustand nicht zufrieden und strebte die Wiederherstellung der faktischen Herrschaft des Kaisers über die ganze spätantike Oikumene an (Restauratio imperii). Unter Justinian, der als letzter römischer Kaiser Latein als Muttersprache sprach, wurden daher große Gebiete im Westen des alten Imperium Romanum mit militärischer Gewalt unterworfen.
Ob diese Offensiven bereits von langer Hand geplant waren, ist in der Forschung umstritten. Eine bereits längerfristige Konzeption wird in den letzten Jahren vermehrt bezweifelt;[9] vielmehr habe man erst nach den unerwartet raschen Erfolgen von Justinians Feldherr Belisar über die Vandalen im Jahr 534 begonnen, weiterreichende Ziele zu verfolgen. Die Kriege Justinians wurden besonders von dem Zeitgenossen Prokopios von Caesarea in seinem acht Bücher umfassenden griechischen Geschichtswerk (Bella oder Historien) eingehend geschildert.
Perserkriege
Siehe auch: Römisch-Persische Kriege
Das Hauptaugenmerk der oströmischen Außenpolitik lag allerdings nicht auf dem Westen, sondern auf dem Osten, wo die Römer seit Jahrhunderten dem mächtigen persischen Sassanidenreich gegenüberstanden. Justinians erster Perserkrieg war dabei ein Erbe aus der Regierungszeit seines Vorgängers Justin I.; seit 526 wurde gekämpft. In Mesopotamien konnte Belisar 530/531 als neuer magister militum per Orientem erste Erfolge erzielen (Schlacht bei Dara), musste aber auch Niederlagen erleiden (wie 531 in der Schlacht von Callinicum). Den Sieg bei Dara ließ der Kaiser unter anderem durch die Errichtung eines heute verlorenen Reiterstandbildes feiern; die von seinem damaligen praefectus praetorio Flavius Iulianus verfasste Inschrift ist überliefert (Anthol. Palat. 16,63); sie preist den Kaiser dafür, die „Meder [d.h. hier die Perser] niedergemacht“ zu haben. 531 ließ Justinian eine große Siegesfeier abhalten, um sich der Erfolge über Perser und Protobulgaren zu rühmen. In Wahrheit aber endete der Krieg ohne einen eindeutigen Sieger. Mit dem neuen sassanidischen König Chosrau I. schloss Justinian Ende 532 ein von recht hohen (aber einmaligen) Zahlungen an die Perser begleitetes Abkommen, den „Ewigen Frieden“. Diese Ruhe im Osten machte Justinians anschließende Westpolitik erst möglich, da die Ressourcen Ostroms bereits stark beansprucht waren.
540 brachen die Kämpfe allerdings erneut aus, als der Perserkönig den Frieden brach. Laut Prokopios stand dahinter die Sorge Chosraus, dass ein erneuertes Römerreich stärkere Ressourcen gegen Persien mobilisieren könne; eventuell spielte auch ein ostgotisches Hilfegesuch an Persien eine Rolle. Der Hauptgrund für den persischen Angriff dürfte aber wohl einfach in der günstigen Lage zu sehen sein: Chosrau I. suchte militärischen Ruhm und brauchte Geld, und da das römische Syrien nur schwach verteidigt war, wollte er vermutlich einfach einen Plünderungszug unternehmen und danach wieder Frieden schließen.[10] Überdies brach um diese Zeit die Macht der Hephthaliten, die Persien im Nordosten bedroht hatten, zusammen, so dass Chosrau gegenüber Rom die Hände frei hatte.
Justinian scheint bereits 539 von den Angriffsplänen gewusst zu haben, konnte aber angesichts des Gotenkriegs (s. u.) nicht rechtzeitig Truppen an den Euphrat entsenden – versprochene Verstärkungen trafen nur in sehr geringer Zahl ein. Germanus wurde mit nur 300 Mann nach Antiochia am Orontes geschickt und konnte dort auch nichts ausrichten. Belisars Nachfolger im Orient, der magister militum Buzes, musste mit den lokalen römischen Truppen operieren, die der großen persischen Armee zahlenmäßig weit unterlegen waren; er zog sich auf eine Verteidigungsstellung bei Hierapolis zurück und wartete ab. Die bedeutendsten Städte der Region unterwarfen sich Chosrau. Die größte Katastrophe für die Römer war dann zweifellos die Eroberung, Plünderung und anschließende Zerstörung der Weltstadt Antiochia, wobei Chosrau gewaltige Schätze und zahlreiche Gefangene nach Persien überführte, wo sie in einer eigenen Stadt nahe Ktesiphon angesiedelt wurden. Chosrau soll außerdem ein rituelles Bad im Meer genommen und dem Sonnengott geopfert haben. Andere Städte hatten mehr Glück als Antiochia und konnten sich frei kaufen oder hielten den persischen Angriffen stand. In Apameia am Orontes, das ihm die Tore öffnete, ließ der König Wagenrennen durchführen und präsentierte sich dabei in kaiserlicher Pose, was eine unerhörte Provokation Justinians darstellte.
Chosrau bot den Römern nun einen erneuten Friedensschluss an, doch Justinian scheint den Glauben an die sassanidische Vertragstreue verloren zu haben und lehnte ab. Der Krieg wurde fortgesetzt; aber es gelang den Römern nur langsam, die Lage zu stabilisieren. Die ohnehin stark beanspruchte oströmische Armee (die Mannschaftsstärke betrug laut Agathias nur etwa 150.000 Mann, aber diese Angabe muss mit großer Vorsicht behandelt werden – viel wahrscheinlicher ist eine Zahl von gut 300.000 Soldaten) musste nun einen Zweifrontenkrieg führen: gegen die Ostgoten in Italien und gegen die Perser im Osten. Überdies war der Balkanraum durch Plünderungszüge der Awaren und Slawen bedroht.[11]
Die römisch-persische Grenze zum Zeitpunkt des Todes Justinians im Jahr 565.
Der östliche Kriegsschauplatz erstreckte sich schließlich vom Kaukasus (vor allem in Armenien, wo Justinians General Sittas bis zu seinem Tod 539 sehr erfolgreich operiert hatte, und um die wichtige Festung Petra am Schwarzen Meer wurde seit 541 erbittert gekämpft) bis nach Mesopotamien. Der wichtigste Streitpunkt und ein Zentrum der Kampfhandlungen zwischen Römern und Persern war vor allem Lazika, ein kleines Königreich am Schwarzen Meer, identisch mit dem früheren Kolchis. Der Krieg sollte bis 561/62 andauern (unterbrochen von einem Waffenstillstand, der sich bezeichnenderweise nicht auf Lazika bezog) und die Ressourcen Ostroms stark strapazieren. Anders als oft behauptet, vernachlässigte Justinian dabei keineswegs die Verteidigung der Ostgrenze zugunsten seiner Eroberungen im Westen, im Gegenteil. Da sich im Orient bald ein militärisches Patt entwickelte und sich die Perser um 560 mit einem neuen Feind, den Türken, konfrontiert sahen, waren sie 562 zum Frieden mit den Römern bereit. In diesem Vertrag, der von Petrus Patricius für Justinian ausgehandelt wurde, überließen die Perser den Römern Lazika – Justinian hatte die Ostgrenze also letztlich doch halten können, wenngleich er nun den Persern jährlich Tribut zahlen musste. Es ist letztlich unklar, wie stark diese Zahlungen die römischen Kassen belasteten[12] – dennoch waren die Römer wohl mehrheitlich nicht glücklich mit der Tributverpflichtung. Justinians Nachfolger Justin II. versuchte dann auch, diesen Vertrag zu revidieren – allerdings mit katastrophalem Ergebnis.
Insgesamt betrachtet wird man, wie gesagt, wohl nicht sagen können, Justinian habe die Ostgrenze vernachlässigt; seit 540 wurde die Mehrheit der römischen Truppen im Orient eingesetzt (was zur langen Dauer des Krieges in Italien beitrug). Im Kaukasus und in Mesopotamien operierten zeitgleich stets mindestens zwei große kaiserliche Armeen. Justinian war zwar im Osten eher defensiv tätig und widmete sich stärker der Politik im Westen (siehe unten), er entsandte aber nur dann Truppen nach Italien, wenn er sie im Osten entbehren zu können glaubte. Durch eine Mischung aus diplomatischen und militärischen Mitteln konnte der Kaiser die römische Position gegenüber Persien dabei letztlich halten; die Verpflichtung zu jährlichen Tributen wog dagegen gering, wurde aber als Demütigung empfunden. Sein Nachfolger Justin II. ging daher ab 572 wieder aggressiv gegen die Sassaniden vor – was allerdings nur in einen jahrelangen Krieg mündete, der erst 591 unter Maurikios vorübergehend beendet werden konnte, bevor Chosrau II. dann 602 den letzten und größten römisch-persischen Krieg begann (siehe Herakleios).[13]
Vandalenkrieg
Der Krieg gegen das Vandalenreich in Nordafrika (etwa deckungsgleich mit dem modernen Tunesien und dem nordöstlichen Algerien, siehe auch Africa) begann ursprünglich als Strafexpedition.[14] Der dem Katholizismus nicht feindlich gesinnte arianische König Hilderich, der zudem kaiserliche Vorfahren hatte, war 530 abgesetzt und durch Gelimer ersetzt worden. Justinian bestand nun auf der Wiedereinsetzung Hilderichs, was aber strikt abgewiesen wurde. Darauf entschied man in Konstantinopel nach längerer Debatte, militärisch im Vandalenreich zu intervenieren und dort einen genehmen Herrscher einzusetzen. Den Charakter einer regelrechten Eroberungskampagne erhielt der Feldzug nach Ansicht vieler Forscher (etwa Mischa Meier oder Hartmut Leppin) wohl erst im Nachhinein.
Belisar begann schließlich 533, ein Jahr nach dem Friedensschluss mit Persien, mit einem etwa 20.000 Mann starken Heer (bestehend aus 15.000 kaiserlichen Soldaten, 1000 foederati und den etwa 5000 buccelarii Belisars) und 30.000 Matrosen den Feldzug, der innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen war. Laut Prokopios trugen dabei die berittenen buccelarii die Hauptlast der Kämpfe. Hilfreich dabei war, dass der Vandalenkönig nicht mit einem Angriff der Oströmer gerechnet und Teile seiner Streitkräfte nach Sardinien gesandt hatte, um eine dortige Revolte niederzuschlagen. Gelimer ließ Hilderich hinrichten, doch Belisar besiegte die Vandalen bei Ad Decimum. Am 15. September 533 fiel Karthago. Belisar siegte erneut bei Tricamarum und nahm 534 schließlich auch Gelimer gefangen, der in einem typisch spätantiken „Triumphzug“ durch Konstantinopel geführt wurde, wo er sich gemeinsam mit Belisar Justinian unterwarf und begnadigt wurde.[15] Statt wie geplant einen neuen rex einzusetzen, hatte man unversehens das Vandalenreich zerschlagen. Vermutlich entstand erst jetzt, nach diesem überraschend leichten Sieg, der Plan, auch Italien wieder der direkten kaiserlichen Herrschaft zu unterwerfen.
Goldmedaillon Justinians im Wert von 36 solidi, das mutmaßlich anlässlich des Sieges von 534 „das Heil und den Ruhm der Römer“ (salus et gloria Romanorum) feiert (Umzeichnung).
Nordafrika wurde bereits 534 wieder in die reguläre kaiserliche Verwaltung übernommen; unter einem neuen praefectus praetorio per Africam standen sieben Provinzstatthalter, während auf militärischer Seite künftig ein magister militum per Africam das Oberkommando über die duces von Tripolitania, Byzacena, Numidia, Mauretania Caesariensis und Sardinia innehatte.
Der unerwartete, rasche Sieg über das gefürchtete Vandalenreich markierte den frühen Höhepunkt der justinianischen Herrschaft; der Kaiser hatte nicht nur einen scheinbar dauerhaften Frieden mit den Persern erzielt, sondern nun auch ein Kernland des Imperium Romanum mit scheinbar leichter Hand zurückgewonnen. In der Vorrede der Endfassung des Codex Iustinianus (siehe unten) nannte er sich im Dezember 534 daher selbstbewusst IMPERATOR CAESAR FLAVIUS IUSTINIANUS ALAMANNICUS GOTHICUS FRANCICUS GERMANICUS ANTICUS ALANICUS VANDALICUS AFRICANUS PIUS FELIX INCLITUS VICTOR AC TRIUMPHATOR SEMPER AUGUSTUS („Der Imperator Caesar Flavius Justinianus, Sieger über Alamannen, Goten, Franken, Germanen, Anten, Alanen, Vandalen und Afrikaner, der Fromme, Glückliche, Berühmte, der Sieger und Triumphator, allzeit Augustus“).
Allerdings kam es in Nordafrika schon bald wieder zu Kämpfen mit den Berbern (Mauren), die einen ständigen Unruheherd darstellten, und auch zu mehreren Meutereien der oströmischen Garnisonstruppen, wie die unter Stotzas. Justinians General Johannes Troglita konnte die Berberrebellion nach langwierigen Kämpfen jedoch niederschlagen und die verbliebenen Eindringlinge friedlich ansiedeln; auch ein vandalischer Restaurationsversuch 546 unter Guntarith scheiterte. Lange nahm die Forschung an, Nordafrika habe nach der Rückeroberung einen massiven Niedergang erlebt, doch ist diese Annahme durch neue Untersuchungen revidiert worden.[16] Africa erlebte in den Jahrzehnten um 600 offenbar noch einmal eine bescheidene Blüte und blieb immerhin bis 698 römisch und christlich.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Justinian_I.
Justinian I., Mosaikdetail aus der Kirche San Vitale in Ravenna
Sogenanntes Barberini-Diptychon mit der Darstellung eines Kaisers, höchstwahrscheinlich Justinian, als triumphator omnium gentium
Justinian gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Spätantike. Seine Regierungszeit markiert dabei eine wichtige Stufe des Übergangs von der Antike zum Mittelalter und somit den Übergang von römischer Tradition zu byzantinischer Regierung (siehe auch Ende der Antike). Justinian betrieb eine aggressive Westpolitik, wobei es ihm gelang, weite Teile des alten Imperium Romanum, die im Westen im Verlauf der Völkerwanderung an die Germanen gefallen waren (Absetzung des letzten Kaisers in Italien 476), wiederzugewinnen. Im Osten war das Reich in seiner Regierungszeit in schwere, wechselhafte Kämpfe mit dem neupersischen Sassanidenreich verwickelt. Für die Rechtsgeschichte ist die von ihm in Auftrag gegebene Kompilation des römischen Rechts, das später so genannte Corpus Iuris Civilis, von großer Bedeutung.
529 ließ Justinian die platonische Akademie in Athen schließen, 542 wurde von ihm das altrömische Amt des Konsuls, vielleicht aus Kostengründen, faktisch abgeschafft. Die nun immer stärker hervortretende Sakralisierung des Kaisertums zerstörte zudem die letzten Reste der einst vom Prinzipat geschaffenen Illusion, dass der Kaiser nur ein primus inter pares sei. Heftige Kritik an der Politik Justinians äußerte der Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea, dessen Werke die wichtigste Quelle für die Zeit Justinians darstellen.
Allgemeines zur Person Justinians
Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus war ein ungefähr 482 geborener Bauernsohn aus dem Dorf Tauresium (heute Taor in der Republik Mazedonien) in der Prätorianerpräfektur Illyrien; der Name Sabbatius deutet vielleicht auf einen thrakischen Ursprung der Familie hin.[2] Justinians Muttersprache war das Lateinische,[3] und Tauresium gehörte zum Zuständigkeitsbereich des Bischofs von Rom; beides waren wohl Gründe für Justinians starke Westorientierung. Prokopios wirft dem Kaiser zwar fehlerhaftes Griechisch vor, tatsächlich aber war er belesen und gebildet. Johannes Malalas schreibt wohl zutreffend: Beim Sprechen des Griechischen machte er manchen Fehler, doch schreiben konnte er es mit großer Leichtigkeit.[4] Zeitlebens sollte der soziale Aufsteiger Justinian Anfeindungen von Seiten der senatorischen Elite ausgesetzt sein.
Bronzemünze mit der Legende DN IVSTINIANVS P F AVG („Unser Herr Justinian, der fromme, glückhafte Augustus“)
Justinian, der Sohn der Vigilantia, war ein Neffe des späteren Kaisers Justin I., der seit etwa 470 im Heer Kaiser Leos I. und später unter Zenon und Anastasius Karriere machte. Schon zu Lebzeiten seines Onkels, der ihn in die Hauptstadt holte, ihm eine gute Ausbildung ermöglichte und ihn nach seiner Thronbesteigung (518) wohl früh zum Nachfolger aufbaute und wahrscheinlich adoptierte (daher wohl der Name Iustinianus), hatte Justinian nach Ansicht der meisten Forscher großen Einfluss auf die Reichspolitik. Diese traditionelle Sichtweise wurde jüngst jedoch bestritten, und wenigstens für die frühen Jahre sollte man die Rolle Justinians wohl nicht überbewerten.[5] Fest steht aber, dass er nach 518 rasch Karriere machte: 519 wurde Justinian zum comes ernannt, 521 wurde er magister equitum et peditum praesentalis und bekleidete sein erstes Konsulat (drei weitere folgten: 528, 533 und 534); seit 525 trug er vermutlich den Titel Caesar und galt damit wohl offiziell als Thronerbe.[6] Anfang April 527 wurde er schließlich zum Mitkaiser (Augustus) erhoben, am 1. August stieg er dann nach Justins Tod zum Alleinherrscher auf. Er war seit 524/525 mit Theodora verheiratet, der einige Quellen einen großen Einfluss auf Justinian nachsagen, die ebenfalls aus einfachsten Verhältnissen stammte und die 527 den Titel Augusta erhielt, und blieb kinderlos (mindestens ein Kind starb unmittelbar nach der Geburt). Justinian hatte mehrere Vettern; der bedeutendste war Germanus, der auch ein talentierter Feldherr und wichtiger Vertrauter Justinians war.
Justinian starb am 14. November 565 in Konstantinopel, wo er sich fast seine gesamte Regierungszeit hindurch aufgehalten hatte. Das Chronicon Paschale überliefert in diesem Zusammenhang eine Beschreibung seines Aussehens, die als zeitgenössisch gilt: Untersetzt, aber mit breitem Brustkorb, blass; mit dünnem Haar und einer Stirnglatze, einem runden, gutaussehenden Gesicht mit rötlichen Wangen, stets leicht lächelnd; mit graumeliertem Haar und einem nach römischer Sitte glattrasierten Kinn, einer wohlgeformten Nase und heller Haut.[7] Nach dem Tod des Kaisers, der keinen Mitherrscher ernannt hatte, drohte zunächst ein Machtkampf zwischen zweien seiner Neffen, beide mit Namen Justin: dem General Justin, einem Sohn des oben genannten Germanus, und dem Chef der Hofhaltung, dem späteren Kaiser Justin II. Letzterer konnte sich schließlich durchsetzen; er ließ seinen Rivalen bald darauf ermorden.[8]
Außenpolitik
Das Römische Reich bei Justinians Tod 565
Im Verlauf des 5. Jahrhunderts war der Westen des Imperium Romanum der direkten kaiserlichen Kontrolle entglitten. 476/80 war das weströmische Kaisertum erloschen, und da West- und Ostrom formal niemals zwei voneinander getrennte Staaten gewesen waren (siehe Reichsteilung von 395), lag die Herrschaft über das Gesamtreich fortan beim einzig verbliebenen Augustus in Konstantinopel. Die dort residierenden (ost-)römischen Herrscher hatten ihre Ansprüche auf das Westreich seither nie aufgegeben. Sie wurden von fast allen gentilen Reichsbildungen auch tatsächlich formal als Oberherren anerkannt, doch agierten die reges des Westens de facto weitgehend unabhängig vom Willen Ostroms. Justinian gab sich mit diesem Zustand nicht zufrieden und strebte die Wiederherstellung der faktischen Herrschaft des Kaisers über die ganze spätantike Oikumene an (Restauratio imperii). Unter Justinian, der als letzter römischer Kaiser Latein als Muttersprache sprach, wurden daher große Gebiete im Westen des alten Imperium Romanum mit militärischer Gewalt unterworfen.
Ob diese Offensiven bereits von langer Hand geplant waren, ist in der Forschung umstritten. Eine bereits längerfristige Konzeption wird in den letzten Jahren vermehrt bezweifelt;[9] vielmehr habe man erst nach den unerwartet raschen Erfolgen von Justinians Feldherr Belisar über die Vandalen im Jahr 534 begonnen, weiterreichende Ziele zu verfolgen. Die Kriege Justinians wurden besonders von dem Zeitgenossen Prokopios von Caesarea in seinem acht Bücher umfassenden griechischen Geschichtswerk (Bella oder Historien) eingehend geschildert.
Perserkriege
Siehe auch: Römisch-Persische Kriege
Das Hauptaugenmerk der oströmischen Außenpolitik lag allerdings nicht auf dem Westen, sondern auf dem Osten, wo die Römer seit Jahrhunderten dem mächtigen persischen Sassanidenreich gegenüberstanden. Justinians erster Perserkrieg war dabei ein Erbe aus der Regierungszeit seines Vorgängers Justin I.; seit 526 wurde gekämpft. In Mesopotamien konnte Belisar 530/531 als neuer magister militum per Orientem erste Erfolge erzielen (Schlacht bei Dara), musste aber auch Niederlagen erleiden (wie 531 in der Schlacht von Callinicum). Den Sieg bei Dara ließ der Kaiser unter anderem durch die Errichtung eines heute verlorenen Reiterstandbildes feiern; die von seinem damaligen praefectus praetorio Flavius Iulianus verfasste Inschrift ist überliefert (Anthol. Palat. 16,63); sie preist den Kaiser dafür, die „Meder [d.h. hier die Perser] niedergemacht“ zu haben. 531 ließ Justinian eine große Siegesfeier abhalten, um sich der Erfolge über Perser und Protobulgaren zu rühmen. In Wahrheit aber endete der Krieg ohne einen eindeutigen Sieger. Mit dem neuen sassanidischen König Chosrau I. schloss Justinian Ende 532 ein von recht hohen (aber einmaligen) Zahlungen an die Perser begleitetes Abkommen, den „Ewigen Frieden“. Diese Ruhe im Osten machte Justinians anschließende Westpolitik erst möglich, da die Ressourcen Ostroms bereits stark beansprucht waren.
540 brachen die Kämpfe allerdings erneut aus, als der Perserkönig den Frieden brach. Laut Prokopios stand dahinter die Sorge Chosraus, dass ein erneuertes Römerreich stärkere Ressourcen gegen Persien mobilisieren könne; eventuell spielte auch ein ostgotisches Hilfegesuch an Persien eine Rolle. Der Hauptgrund für den persischen Angriff dürfte aber wohl einfach in der günstigen Lage zu sehen sein: Chosrau I. suchte militärischen Ruhm und brauchte Geld, und da das römische Syrien nur schwach verteidigt war, wollte er vermutlich einfach einen Plünderungszug unternehmen und danach wieder Frieden schließen.[10] Überdies brach um diese Zeit die Macht der Hephthaliten, die Persien im Nordosten bedroht hatten, zusammen, so dass Chosrau gegenüber Rom die Hände frei hatte.
Justinian scheint bereits 539 von den Angriffsplänen gewusst zu haben, konnte aber angesichts des Gotenkriegs (s. u.) nicht rechtzeitig Truppen an den Euphrat entsenden – versprochene Verstärkungen trafen nur in sehr geringer Zahl ein. Germanus wurde mit nur 300 Mann nach Antiochia am Orontes geschickt und konnte dort auch nichts ausrichten. Belisars Nachfolger im Orient, der magister militum Buzes, musste mit den lokalen römischen Truppen operieren, die der großen persischen Armee zahlenmäßig weit unterlegen waren; er zog sich auf eine Verteidigungsstellung bei Hierapolis zurück und wartete ab. Die bedeutendsten Städte der Region unterwarfen sich Chosrau. Die größte Katastrophe für die Römer war dann zweifellos die Eroberung, Plünderung und anschließende Zerstörung der Weltstadt Antiochia, wobei Chosrau gewaltige Schätze und zahlreiche Gefangene nach Persien überführte, wo sie in einer eigenen Stadt nahe Ktesiphon angesiedelt wurden. Chosrau soll außerdem ein rituelles Bad im Meer genommen und dem Sonnengott geopfert haben. Andere Städte hatten mehr Glück als Antiochia und konnten sich frei kaufen oder hielten den persischen Angriffen stand. In Apameia am Orontes, das ihm die Tore öffnete, ließ der König Wagenrennen durchführen und präsentierte sich dabei in kaiserlicher Pose, was eine unerhörte Provokation Justinians darstellte.
Chosrau bot den Römern nun einen erneuten Friedensschluss an, doch Justinian scheint den Glauben an die sassanidische Vertragstreue verloren zu haben und lehnte ab. Der Krieg wurde fortgesetzt; aber es gelang den Römern nur langsam, die Lage zu stabilisieren. Die ohnehin stark beanspruchte oströmische Armee (die Mannschaftsstärke betrug laut Agathias nur etwa 150.000 Mann, aber diese Angabe muss mit großer Vorsicht behandelt werden – viel wahrscheinlicher ist eine Zahl von gut 300.000 Soldaten) musste nun einen Zweifrontenkrieg führen: gegen die Ostgoten in Italien und gegen die Perser im Osten. Überdies war der Balkanraum durch Plünderungszüge der Awaren und Slawen bedroht.[11]
Die römisch-persische Grenze zum Zeitpunkt des Todes Justinians im Jahr 565.
Der östliche Kriegsschauplatz erstreckte sich schließlich vom Kaukasus (vor allem in Armenien, wo Justinians General Sittas bis zu seinem Tod 539 sehr erfolgreich operiert hatte, und um die wichtige Festung Petra am Schwarzen Meer wurde seit 541 erbittert gekämpft) bis nach Mesopotamien. Der wichtigste Streitpunkt und ein Zentrum der Kampfhandlungen zwischen Römern und Persern war vor allem Lazika, ein kleines Königreich am Schwarzen Meer, identisch mit dem früheren Kolchis. Der Krieg sollte bis 561/62 andauern (unterbrochen von einem Waffenstillstand, der sich bezeichnenderweise nicht auf Lazika bezog) und die Ressourcen Ostroms stark strapazieren. Anders als oft behauptet, vernachlässigte Justinian dabei keineswegs die Verteidigung der Ostgrenze zugunsten seiner Eroberungen im Westen, im Gegenteil. Da sich im Orient bald ein militärisches Patt entwickelte und sich die Perser um 560 mit einem neuen Feind, den Türken, konfrontiert sahen, waren sie 562 zum Frieden mit den Römern bereit. In diesem Vertrag, der von Petrus Patricius für Justinian ausgehandelt wurde, überließen die Perser den Römern Lazika – Justinian hatte die Ostgrenze also letztlich doch halten können, wenngleich er nun den Persern jährlich Tribut zahlen musste. Es ist letztlich unklar, wie stark diese Zahlungen die römischen Kassen belasteten[12] – dennoch waren die Römer wohl mehrheitlich nicht glücklich mit der Tributverpflichtung. Justinians Nachfolger Justin II. versuchte dann auch, diesen Vertrag zu revidieren – allerdings mit katastrophalem Ergebnis.
Insgesamt betrachtet wird man, wie gesagt, wohl nicht sagen können, Justinian habe die Ostgrenze vernachlässigt; seit 540 wurde die Mehrheit der römischen Truppen im Orient eingesetzt (was zur langen Dauer des Krieges in Italien beitrug). Im Kaukasus und in Mesopotamien operierten zeitgleich stets mindestens zwei große kaiserliche Armeen. Justinian war zwar im Osten eher defensiv tätig und widmete sich stärker der Politik im Westen (siehe unten), er entsandte aber nur dann Truppen nach Italien, wenn er sie im Osten entbehren zu können glaubte. Durch eine Mischung aus diplomatischen und militärischen Mitteln konnte der Kaiser die römische Position gegenüber Persien dabei letztlich halten; die Verpflichtung zu jährlichen Tributen wog dagegen gering, wurde aber als Demütigung empfunden. Sein Nachfolger Justin II. ging daher ab 572 wieder aggressiv gegen die Sassaniden vor – was allerdings nur in einen jahrelangen Krieg mündete, der erst 591 unter Maurikios vorübergehend beendet werden konnte, bevor Chosrau II. dann 602 den letzten und größten römisch-persischen Krieg begann (siehe Herakleios).[13]
Vandalenkrieg
Der Krieg gegen das Vandalenreich in Nordafrika (etwa deckungsgleich mit dem modernen Tunesien und dem nordöstlichen Algerien, siehe auch Africa) begann ursprünglich als Strafexpedition.[14] Der dem Katholizismus nicht feindlich gesinnte arianische König Hilderich, der zudem kaiserliche Vorfahren hatte, war 530 abgesetzt und durch Gelimer ersetzt worden. Justinian bestand nun auf der Wiedereinsetzung Hilderichs, was aber strikt abgewiesen wurde. Darauf entschied man in Konstantinopel nach längerer Debatte, militärisch im Vandalenreich zu intervenieren und dort einen genehmen Herrscher einzusetzen. Den Charakter einer regelrechten Eroberungskampagne erhielt der Feldzug nach Ansicht vieler Forscher (etwa Mischa Meier oder Hartmut Leppin) wohl erst im Nachhinein.
Belisar begann schließlich 533, ein Jahr nach dem Friedensschluss mit Persien, mit einem etwa 20.000 Mann starken Heer (bestehend aus 15.000 kaiserlichen Soldaten, 1000 foederati und den etwa 5000 buccelarii Belisars) und 30.000 Matrosen den Feldzug, der innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen war. Laut Prokopios trugen dabei die berittenen buccelarii die Hauptlast der Kämpfe. Hilfreich dabei war, dass der Vandalenkönig nicht mit einem Angriff der Oströmer gerechnet und Teile seiner Streitkräfte nach Sardinien gesandt hatte, um eine dortige Revolte niederzuschlagen. Gelimer ließ Hilderich hinrichten, doch Belisar besiegte die Vandalen bei Ad Decimum. Am 15. September 533 fiel Karthago. Belisar siegte erneut bei Tricamarum und nahm 534 schließlich auch Gelimer gefangen, der in einem typisch spätantiken „Triumphzug“ durch Konstantinopel geführt wurde, wo er sich gemeinsam mit Belisar Justinian unterwarf und begnadigt wurde.[15] Statt wie geplant einen neuen rex einzusetzen, hatte man unversehens das Vandalenreich zerschlagen. Vermutlich entstand erst jetzt, nach diesem überraschend leichten Sieg, der Plan, auch Italien wieder der direkten kaiserlichen Herrschaft zu unterwerfen.
Goldmedaillon Justinians im Wert von 36 solidi, das mutmaßlich anlässlich des Sieges von 534 „das Heil und den Ruhm der Römer“ (salus et gloria Romanorum) feiert (Umzeichnung).
Nordafrika wurde bereits 534 wieder in die reguläre kaiserliche Verwaltung übernommen; unter einem neuen praefectus praetorio per Africam standen sieben Provinzstatthalter, während auf militärischer Seite künftig ein magister militum per Africam das Oberkommando über die duces von Tripolitania, Byzacena, Numidia, Mauretania Caesariensis und Sardinia innehatte.
Der unerwartete, rasche Sieg über das gefürchtete Vandalenreich markierte den frühen Höhepunkt der justinianischen Herrschaft; der Kaiser hatte nicht nur einen scheinbar dauerhaften Frieden mit den Persern erzielt, sondern nun auch ein Kernland des Imperium Romanum mit scheinbar leichter Hand zurückgewonnen. In der Vorrede der Endfassung des Codex Iustinianus (siehe unten) nannte er sich im Dezember 534 daher selbstbewusst IMPERATOR CAESAR FLAVIUS IUSTINIANUS ALAMANNICUS GOTHICUS FRANCICUS GERMANICUS ANTICUS ALANICUS VANDALICUS AFRICANUS PIUS FELIX INCLITUS VICTOR AC TRIUMPHATOR SEMPER AUGUSTUS („Der Imperator Caesar Flavius Justinianus, Sieger über Alamannen, Goten, Franken, Germanen, Anten, Alanen, Vandalen und Afrikaner, der Fromme, Glückliche, Berühmte, der Sieger und Triumphator, allzeit Augustus“).
Allerdings kam es in Nordafrika schon bald wieder zu Kämpfen mit den Berbern (Mauren), die einen ständigen Unruheherd darstellten, und auch zu mehreren Meutereien der oströmischen Garnisonstruppen, wie die unter Stotzas. Justinians General Johannes Troglita konnte die Berberrebellion nach langwierigen Kämpfen jedoch niederschlagen und die verbliebenen Eindringlinge friedlich ansiedeln; auch ein vandalischer Restaurationsversuch 546 unter Guntarith scheiterte. Lange nahm die Forschung an, Nordafrika habe nach der Rückeroberung einen massiven Niedergang erlebt, doch ist diese Annahme durch neue Untersuchungen revidiert worden.[16] Africa erlebte in den Jahrzehnten um 600 offenbar noch einmal eine bescheidene Blüte und blieb immerhin bis 698 römisch und christlich.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Justinian_I.
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