Am deutschen Wesen mag die Welt genesen
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Am deutschen Wesen mag die Welt genesen
Am deutschen Wesen mag die Welt genesen ist ein politisches Schlagwort, welches auf Emanuel Geibels Gedicht Deutschlands Beruf von 1861 zurückgeht. Geibel setzt sich darin für die Einheit Deutschlands ein und ruft die Einzelstaaten zur Einigung unter einem deutschen Kaiser, dem seit 1861 als König von Preußen regierenden Wilhelm I., auf. Das deutsche Wesen, an dem die Welt genesen mag, ist als das geeinte deutsche Staatswesen zu verstehen, von dem eine Friedenswirkung auf das europäische Staatengefüge ausgehen werde.[1]
Das Schlagwort Am deutschen Wesen mag die Welt genesen wurde später – insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus – umgedeutet. Versteht man Wesen unter Missachtung des geschichtlichen Kontexts als Wesen im philosophischen Sinn, kann es gegen die Intention Geibels als Aufforderung an die Welt missverstanden werden, „deutscher zu werden“. Dem entsprach die verbreitete Zuspitzung des Geibel'schen mag zu soll: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.[2] Theodor Heuss erteilte dieser Interpretation 1952 eine Absage: „Es ist kein Volk besser als das andere, es gibt in jedem solche und solche. Amerika ist nicht "God's own country", und der harmlose Emanuel Geibel hat einigen subalternen Unfug verursacht mit dem Wort, daß am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen werde.“[3]
Das Gedicht Deutschlands Beruf
Soll's denn ewig von Gewittern
Am umwölkten Himmel braun?
Soll denn stets der Boden zittern,
Drauf wir unsre Hütten baun?
Oder wollt ihr mit den Waffen
Endlich Rast und Frieden schaffen?
Daß die Welt nicht mehr, in Sorgen
Um ihr leichterschüttert Glück,
Täglich bebe vor dem Morgen,
Gebt ihr ihren Kern zurück!
Macht Europas Herz gesunden,
Und das Heil ist euch gefunden.
Einen Hort geht aufzurichten,
Einen Hort im deutschen Land!
Sucht zum Lenken und zum Schlichten
Eine schwerterprobte Hand,
Die den güldnen Apfel halte
Und des Reichs in Treuen walte.
Sein gefürstet Banner trage
Jeder Stamm, wie er's erkor,
Aber über alle rage
Stolzentfaltet eins empor,
Hoch, im Schmuck der Eichenreiser
Wall' es vor dem deutschen Kaiser.
Wenn die heil'ge Krone wieder
Eine hohe Scheitel schmückt,
Auf dem Haupt durch alle Glieder
Stark ein ein'ger Wille zückt,
Wird im Völkerrat vor allen
Deutscher Spruch aufs neu' erschallen.
Dann nicht mehr zum Weltgesetze
Wird die Laun' am Seinestrom,
Dann vergeblich seine Netze
Wirft der Fischer aus in Rom,
Länger nicht mit seinen Horden
Schreckt uns der Koloß im Norden.
Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.
[4]
Verwendung (Beispiele)
Das Schlagwort wurde zu verschiedenen Anlässen von verschiedenen Rednern und Autoren herangezogen:
Rede Kaiser Wilhelms II. , 1. August 1907, Landesmuseum Münster , Festmahl für die Provinz Westfalen[5]
Siehe auch
Deutschland und die Deutschen
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Das Schlagwort Am deutschen Wesen mag die Welt genesen wurde später – insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus – umgedeutet. Versteht man Wesen unter Missachtung des geschichtlichen Kontexts als Wesen im philosophischen Sinn, kann es gegen die Intention Geibels als Aufforderung an die Welt missverstanden werden, „deutscher zu werden“. Dem entsprach die verbreitete Zuspitzung des Geibel'schen mag zu soll: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.[2] Theodor Heuss erteilte dieser Interpretation 1952 eine Absage: „Es ist kein Volk besser als das andere, es gibt in jedem solche und solche. Amerika ist nicht "God's own country", und der harmlose Emanuel Geibel hat einigen subalternen Unfug verursacht mit dem Wort, daß am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen werde.“[3]
Das Gedicht Deutschlands Beruf
Soll's denn ewig von Gewittern
Am umwölkten Himmel braun?
Soll denn stets der Boden zittern,
Drauf wir unsre Hütten baun?
Oder wollt ihr mit den Waffen
Endlich Rast und Frieden schaffen?
Daß die Welt nicht mehr, in Sorgen
Um ihr leichterschüttert Glück,
Täglich bebe vor dem Morgen,
Gebt ihr ihren Kern zurück!
Macht Europas Herz gesunden,
Und das Heil ist euch gefunden.
Einen Hort geht aufzurichten,
Einen Hort im deutschen Land!
Sucht zum Lenken und zum Schlichten
Eine schwerterprobte Hand,
Die den güldnen Apfel halte
Und des Reichs in Treuen walte.
Sein gefürstet Banner trage
Jeder Stamm, wie er's erkor,
Aber über alle rage
Stolzentfaltet eins empor,
Hoch, im Schmuck der Eichenreiser
Wall' es vor dem deutschen Kaiser.
Wenn die heil'ge Krone wieder
Eine hohe Scheitel schmückt,
Auf dem Haupt durch alle Glieder
Stark ein ein'ger Wille zückt,
Wird im Völkerrat vor allen
Deutscher Spruch aufs neu' erschallen.
Dann nicht mehr zum Weltgesetze
Wird die Laun' am Seinestrom,
Dann vergeblich seine Netze
Wirft der Fischer aus in Rom,
Länger nicht mit seinen Horden
Schreckt uns der Koloß im Norden.
Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.
[4]
Verwendung (Beispiele)
Das Schlagwort wurde zu verschiedenen Anlässen von verschiedenen Rednern und Autoren herangezogen:
Rede Kaiser Wilhelms II. , 1. August 1907, Landesmuseum Münster , Festmahl für die Provinz Westfalen[5]
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Deutschland und die Deutschen
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