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Johann Reichhart Meister seine Handwerks

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Beitrag  Andy Fr Okt 02, 2015 9:31 pm

Johann Reichhart (* 29. April 1893 in Wichenbach bei Wörth an der Donau; † 26. April 1972 in Dorfen bei Erding) gilt als der meistbeschäftigte Henker Deutschlands. Er entstammte einer bayerischen Abdecker- und Scharfrichtersippe, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückzuverfolgen ist.

Johann Reichhart Meister seine Handwerks Johann-Reichhart

Leben

Sein Vater besaß in der Einöde Wichenbach bei Tiefenthal eine kleine Landwirtschaft und arbeitete im Nebenerwerb als Wasenmeister, er starb 1902. Johann besuchte die Volks- und die Feiertagsschule in Wörth an der Donau und schloss beide mit Erfolg ab.[1]

Reichhart übernahm 1924 in Bayern das Amt des Scharfrichters von seinem Onkel Franz Xaver Reichhart (1851–1934). Entlohnt wurde er mit 150 Goldmark je Hinrichtung, zehn Mark Tagesspesen und kostenloser Eisenbahnfahrkarte 3. Klasse. Bei Hinrichtungen in der Bayerischen Pfalz durfte er auch per Schnellzug anreisen.

Johann Reichhart Meister seine Handwerks Johann_Reichart_Mitte_1925
Johann Reichhart (Mitte) 1925 am Fallbeil

In den Jahren 1924 bis 1928 nahm die Anzahl der Hinrichtungen immer weiter ab (im Jahr 1928 eine Hinrichtung). Reichhart hatte immer größere Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Er erreichte, dass er zukünftig eine Nebentätigkeit, auch im Ausland, ausüben durfte und er von der Residenzpflicht entbunden wurde.[2] Im Jahr 1928 wollte er seinen Vertrag mit dem Bayerischen Staatsministerium für Justiz lösen. Das gelang Reichhart nicht. Er verlegte seine Wohnung nach Den Haag und nahm dort erfolgreich[3] eine selbständige Tätigkeit als Gemüsehändler auf.[4] Im Frühjahr 1931 und im Juli 1932 reiste er nach München, um im Gefängnis Stadelheim je ein Todesurteil zu vollstrecken.[5] Nachdem er im Juli 1932 nach Den Haag zurückgekehrt war, musste er entdecken, dass sein Inkognito durch Artikel in mehreren Zeitungen nicht mehr gegeben war. Seine Geschäfte florierten nicht mehr und er entschloss sich im Frühjahr 1933 nach München zurückzukehren. Er erwog, seine Scharfrichtertätigkeit aufzugeben.[6]

Am 22. Juni 1933 unterschrieb Reichhart einen neuen Vertrag mit dem Bayerischen Justizministerium. Er erhielt nun ein festes, deutlich höheres Jahresgehalt, zahlbar in monatlichen Beträgen. Nach einer Anfrage aus Sachsen wurde Reichhart am 18. Juli 1933 bewilligt, dass er auch in Sachsen richten durfte. Mit Reichhart wurde eine Pauschale „nach Anfall“ vereinbart. Die Fallbeilmaschine und die Gehilfen werden ihm an den Hinrichtungsstätten Dresden und Weimar vom sächsischen Staat gestellt. Nachdem er bei der bayerischen Justiz im Januar 1934 erreicht hatte, dass sein Jahreseinkommen auf 3.720 Reichsmark angehoben wurde, brauchte er sich keine finanziellen Sorgen mehr zu machen.[7]

Reichhart war ab dem 1. September 1933[8] dem NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps), der NSKOV (Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung), der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) und der DAF (Deutsche Arbeitsfront) beigetreten. Im April 1937 trat er der NSDAP bei.[8]

Das Reichsjustizministerium teilte mit Erlass vom 25. August 1937 die Zuständigkeitsgebiete neu ein und benannte drei Scharfrichter. Ernst Reindel war zuständig für die zentralen Hinrichtungsstätten in Berlin, Breslau und Königsberg, Friedrich Hehr war zuständig für die Hinrichtungen in Butzbach, Hamburg, Hannover und Köln. Reichhart wurde benannt für die Hinrichtungen in München, Dresden, Stuttgart und Weimar.[9] Nach dem Anschluss Österreichs verfügte der Reichsjustizminister am 19. Februar 1939 die Änderung der Gebietseinteilung. Reichhart gab Weimar an Friedrich Hehr ab und übernahm zusätzlich Wien und Frankfurt (vorheriger Ort: Butzbach).[10]

Während seiner gesamten Dienstzeit war für ihn charakteristisch, dass er den Hinrichtungsablauf zu beschleunigen und für den Verurteilten „weniger belastend“ zu machen suchte. Ab etwa 1939 ließ er das Kippbrett (bascule) an der Guillotine durch eine fest montierte Richtbank ersetzen. Der Verurteilte wurde durch die Scharfrichter-Assistenten ohne vorheriges Anschnallen lediglich festgehalten, bis das Beil gefallen war.[11] Die schwarze Augenbinde schaffte er ab. Einer seiner Gehilfen hielt dem Verurteilten die Augen zu. Durch diese Maßnahmen verkürzte sich die Vollstreckungszeit auf drei bis vier Sekunden (Zeitangabe von Johann Reichhart).[11]

Vorübergehend litt er unter Depressionen. Reichhart vollzog vertretungsweise auch Hinrichtungen in Köln, Frankfurt-Preungesheim, Berlin-Plötzensee, Brandenburg-Görden und Breslau, wo ebenfalls zentrale Hinrichtungsstätten eingerichtet worden waren. Von 1938 bis 1944 war er auch zuständiger Scharfrichter für die zentralen Hinrichtungsstätten in Wien und Graz. Während der Weimarer Republik seit 1924 und der Zeit des Dritten Reiches vollstreckte er 2.951 Todesurteile mit der Guillotine und 59 mit dem Galgen.[12] Unter den Verurteilten waren 250 Frauen. Er richtete auch Hans und Sophie Scholl hin († 22. Februar 1943), die bekanntesten Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Reichhart äußerte später, er habe noch nie jemand so tapfer sterben gesehen wie Sophie Scholl.[13]

Im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler stieg die Zahl der Hinrichtungen, über die Reichhart genau Buch führte, überproportional an. Reichhart galt als „König der Henker“.[14] Das hat damit zu tun, dass er in seiner Tätigkeit eine außergewöhnliche Perfektion erreichte. Seine Gehilfen bescheinigten ihm, dass er bei den Hinrichtungen mit dem Fallbeil stets das für den Einzelfall optimale Messer herauszufinden gewusst habe.[15]

Nach 1945 wurde er von der US-Militärregierung in Deutschland bis Ende Mai 1946 weiterbeschäftigt. Er henkte 156 zum Tode verurteilte Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher im Gefängnis Landsberg am Lech am Galgen. Die hierfür erforderliche Technik muss ihm spätestens seit 1942 bekannt gewesen sein, als er einen Konstruktionsvorschlag für einen Galgen britischer Bauart mit Falltür einreichte (Long Drop), der jedoch vom Justizministerium abgelehnt wurde (das Hängen war durch Reichsgesetz vom 29. März 1933 als zusätzliche Hinrichtungsart eingeführt worden). Bei Hängungen während des Dritten Reichs musste Reichhart demnach mit der österreichischen Methode der Strangulation arbeiten.

Im August 1945 wurde er bei der Münchner Stadtverwaltung denunziert, er würde in einer Villa wohnen und er würde mehrere Personenwagen besitzen.[16]

Ende Mai 1946 erfuhr Reichhart, dass er infolge einer Namensverwechslung zwei Unschuldige hingerichtet hatte. Von diesem Zeitpunkt an weigerte er sich Hinrichtungen zu vollstrecken,[17] er lernte den amerikanischen Master Sergeant John C. Woods im Umgang mit dem Galgen an und wurde von den Amerikanern beauftragt, den Bau der Galgen in Nürnberg zu überwachen. Woods henkte am 16. Oktober 1946 die im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher Verurteilten, assistiert von Joseph Malta.

Reichharts Amt machte ihn zu einer einsamen und geächteten Person. Seine Ehe scheiterte, sein Sohn Hans beging 1950 Suizid. Neben dem Beruf des Vaters hatte ihn auch dessen Entnazifizierungsverfahren stark belastet.

Als 1963 während einer Mordserie an Taxifahrern Forderungen nach Wiedereinführung der Todesstrafe laut wurden, sprach sich Reichhart gegen die Todesstrafe aus.[12]

Verarmt und von vielen verachtet lebte er von einer kleinen Militärrente. Er starb 1972 im Alter von fast 79 Jahren im Krankenhaus von Dorfen. Zuvor war er zeitweise in der Nervenheilanstalt Algasing gewesen.
Sonstiges

Anfang 2014 wurde bekanntgegeben, dass eine Guillotine, die im Depot des Bayerischen Nationalmuseums gefunden wurde, vermutlich diejenige ist, die Reichhart benutzt hatte und mit der u. a. die Geschwister Scholl hingerichtet worden waren. Bayerns Kultus- und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle plant, ein Gremium aus Mitgliedern der Weiße Rose Stiftung und Wissenschaftlern einzusetzen, das die Einzelfragen einer Ausstellung des Instruments klären soll.[18][19]

Erste Presseberichte enthielten die Falschinformation, in der Gedenkstätte Dresden sei eine Guillotine ausgestellt. Die Gedenkstätte dementierte dies.[20]
Theaterstück

Bernhard Setzwein: 3165 – Monolog eines Henkers. Uraufführung: Landestheater Oberpfalz, Weiden, 7. Dezember 2007; als Hörspiel: LOhrBär-Verlag, Regensburg 2008, ISBN 978-3-939529-05-7.


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Andy
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