David Hansemann
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David Hansemann
David Justus Ludwig Hansemann (* 12. Juli 1790 in Finkenwerder bei Hamburg; † 4. August 1864 in Schlangenbad) war Kaufmann und Bankier. Ausgehend vom Wollhandel förderte er den Eisenbahnbau und gründete Versicherungen und Banken, darunter mit der Disconto-Gesellschaft eines der wichtigsten deutschen Kreditinstitute im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hansemann war einer der bekanntesten liberalen Politiker in der preußischen Rheinprovinz und initiierte unter anderem die Heppenheimer Tagung. 1848 war er als Finanzminister einer der führenden Politiker der preußischen Märzregierungen.
Familie, Ausbildung und Aufstieg
Erste Police der Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, 1825
David Hansemann war das jüngste von elf Kindern des evangelischen Pfarrers Eberhard Ludwig Hansemann, seine Mutter war dessen zweite Frau Amalie. Wahrscheinlich weil die Eltern nicht allen Söhnen ein Studium finanzieren konnten, begann er 1805 eine kaufmännische Lehre im Handelsgeschäft von Ferdinand und Johann Daniel Schwenger in Rheda. Ferdinand Schwenger wurde unter der französischen Herrschaft Maire des Ortes und nutzte den jungen Hansemann als Sekretär, der so einen ersten Einblick in Politik und Verwaltungstätigkeit bekam. Fünf Jahre später zog Hansemann ins Rheinland um und arbeitete als Vertreter für Tuchfabrikanten in Monschau und Elberfeld (heute zu Wuppertal), bis er 1817 als Wollhändler in Aachen mit von der Familie geliehenem Startkapital ein eigenes Unternehmen gründete. Seinen Wollkontor richtete er zusammen mit dem Tuchfabrikanten Joseph van Gülpen im Haus Großer Klüppel in der Aldegundisstraße, der heutigen Ursulinerstraße ein.
Als Wollhändler brachte es Hansemann innerhalb weniger Jahre zu Wohlstand, bereits 1822 verfügte er über ein Vermögen von 100.000 französischen Francs. Dieser schnelle Aufstieg ermöglichte es ihm, 1821 Fanny Fremerey (1801–1876) zu heiraten, die aus einer in Eupen ansässigen, wohlhabenden französischen Hugenottenfamilie stammte, die ebenfalls im Wollhandel tätig war. Das Ehepaar hatte vier Töchter und zwei Söhne.
In den folgenden Jahren gründete Hansemann verschiedene Unternehmen in Aachen, darunter 1824 die gemeinnützige Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft. Die Hälfte des jährlichen Gewinns der Versicherung wurde durch den von ihm 1834 gegründeten Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit für soziale Zwecke verwendet. Unterstützt wurden über vereinseigene Spar- und Prämienkassen vor allem Kindergärten und Schulen, Selbsthilfeorganisationen für Bedürftige, sowie die Gründung von Waisenhäusern und der soziale Wohnungsbau. Diese Einrichtungen gehörten zu den ersten konkreten Umsetzungen bürgerlicher Sozialreformgedanken, ihre Wirkung blieb aber auf die Region Aachen beschränkt.[1] In Aachen gehörte er 1836 zu der Stammtischrunde um den Aachener Novellisten Carl Borromäus Cünzer in der Kaiserlichen Krone.[2]
Hansemann als Politiker
Regionale Wirtschaftspolitik als Ausgangspunkt
1825 wurde Hansemann Mitglied des Aachener Handelsgerichts. Zwei Jahre später folgte die Aufnahme in die Handelskammer, und 1828 wurde er Mitglied des Aachener Stadtrats.[3] Er engagierte sich, auch durch mehrere Denkschriften, stark für den Eisenbahnbau im Rheinland, wodurch er schon früh in Kontakt mit seinen späteren politischen Weggefährten Gustav Mevissen und Ludolf Camphausen kam. Darüber hinaus war er Gesellschafter sowie von 1837 bis 1844 Vizepräsident der Rheinischen Eisenbahngesellschaft. Nachdem er 1836 trotz seiner protestantischen Konfession zum Präsidenten der Aachener Handelskammer gewählt worden war, war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Eisenbahnstrecke von Köln nach Antwerpen, damals auch „Eiserner Rhein“ genannt, über Aachen trassiert wurde.
Daneben war er an der Gründung weiterer Eisenbahngesellschaften wie der Strecke zwischen Köln und Minden beteiligt. Ein Gutachten Hansemanns gab hier den Ausschlag, die Strecke zwischen Köln und Dortmund über Düsseldorf, Duisburg und das heutige Ruhrgebiet statt durchs Bergische Land und das Wuppertal zu führen. Aber auch die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft, die sich später zur Verwirklichung der zweiten Linienführung bildete, konnte sich auf ihn berufen. Hansemann hatte diese Trasse als volkswirtschaftlich bedeutender angesehen, aber der anderen aus Kostengründen den Vorzug gegeben.
Hansemann, der sich sonst fast immer für privatwirtschaftliche Lösungen aussprach, befürwortete den staatlichen Bau von Eisenbahnen, da ihr indirekter volkswirtschaftlicher Nutzen enorm sei. Den Betrieb der Eisenbahn könne der Staat dabei gegebenenfalls an ein Unternehmen weitergeben. Da der preußische Staat aber in den 1830er-Jahren noch kein Interesse an Staatsbahnen zeigte, behandelte Hansemann in seinen Schriften auch andere Möglichkeiten und machte Verbesserungsvorschläge für die damals gängigen Betriebsmodelle.[4]
Trotz seiner Kritik an den ständischen Vertretungen kandidierte er schon 1832 als stellvertretender Abgeordneter für Aachen im Rheinischen Provinziallandtag. Seine Wahl wurde aber nicht anerkannt, da er die Voraussetzung zehnjährigen Grundbesitzes in Aachen nicht erfüllte. Auch eine mögliche Ausnahmegenehmigung wurde nicht erteilt. Als er 1839 erneut als stellvertretender Abgeordneter zum Provinziallandtag kandidierte, verlor er gegen den Vertreter des Katholizismus, Jakob Springsfeld. Hansemann, der privat einem gemäßigten Deismus mit hohen sittlichen Ansprüchen anhing,[5] hatte schon vorher wegen seiner protestantischen Konfession im katholischen Aachen Widerstände gespürt. Nun trat er enttäuscht als Präsident der Handelskammer zurück und auch aus der Kammer aus, da er das Gefühl hatte, dass ihm seine Mitbürger nicht das nötige Vertrauen entgegenbrachten. Erst 1843, als ihm die Wahl in den Landtag schließlich gelungen war, trat er wieder in die Handelskammer ein und wurde erneut zum Präsidenten gewählt.
Vordenker des rheinischen Liberalismus
Ab den 1830er Jahren engagierte sich Hansemann zunehmend auch in der überregionalen Politik. Seine wesentlichen Themen waren hierbei vor allem die Wirtschaftsförderung, der Ausbau der Infrastruktur, die Bekämpfung der Armut und die bürgerlichen Mitspracherechte am Staatswesen. Seine Denkschrift Über Preußens Lage und Politik am Ende des Jahres 1830[6] an Friedrich Wilhelm III. gilt als eines der wichtigsten Dokumente des rheinischen Liberalismus. Schon früh trat er als selbstbewusster Kritiker des Feudalsystems auf und kämpfte für die Rechte des Bürgertums sowie gegen die in seinen Augen überkommenen Gesellschaftsstrukturen. Die Forderung nach größerer Mitbestimmung des Bürgertums begründete Hansemann hierbei insbesondere mit dem Ungleichgewicht zwischen politischem Mitspracherecht und dem Anteil an der Finanzierung des Staates. Auch mit Blick auf die Julirevolution mahnte er umfassende verfassungs- und gesellschaftspolitische Reformen an, um der Gefahr revolutionärer Umbrüche beizeiten zu begegnen. Er hielt revolutionäre Entwicklungen auch in Preußen für wahrscheinlich, wenn es nicht zu einem „aufrichtig konstitutionellen Regierungssystem“ komme. Nur ein echter Anteil an den Staatsgeschäften könnten ein festes Band zwischen Staat und Bürgertum knüpfen. Hansemann setzte dabei wie die Frühliberalen insgesamt nicht auf eine gleichberechtigte Beteiligung aller Schichten, sondern trat für den Vorrang des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums ein.[7] Das Wirtschafts- und Bildungsbürgertum sollte die „Schwerkraft des Staates“ bilden. Die Bürger hätten wie die Grundbesitzer den „Beruf zum Herrschen“. Daher plädierte Hansemann für ein starkes Parlament, aber auch für ein ausgeprägtes Zensuswahlrecht.[8]
Waren seine in Aachen durchgeführten Ansätze zu Beginn vor allem moralisch-philanthropisch und volkswirtschaftlich motiviert gewesen, so warnte er nach 1830 auch vor revolutionären Bewegungen, wenn die soziale Frage nicht angegangen werde. Bestärkt wurde er hierbei durch die Aachener Unruhen von 1830, nachdem er bereits 1821 angeblich die Zerstörung des Eupener Hauses seiner Schwiegereltern durch protestierende Weber erlebt hatte.[10] Tatsächlich wurde nicht das Haus der Familie Fremerey, sondern in derselben Straße eine neuartige Schermaschine zerstört.[11]
Wie schon in den Aachener Vereinen zum Ausdruck gekommen war, sah er in der Hilfe zur Selbsthilfe und der Erziehung der unteren Volksschichten zu Arbeitsamkeit und Sparsamkeit sowie in allgemeiner Wirtschaftsförderung das beste sozialpolitische Mittel. Anders als jüngere Vertreter des rheinischen Liberalismus, etwa Mevissen, stand er dabei einer staatlichen Sozialpolitik äußerst skeptisch gegenüber und sah die Behebung wirtschaftlicher Not als Aufgabe der Wirtschaft selbst an. Sein Fernziel war es, die besitzlosen Arbeiter und kleinen Handwerker über Eigentumsbildung im Bürgertum aufgehen zu lassen. Das besondere Problem der abhängigen Fabrikarbeiterschaft infolge der Industrialisierung wurde aber von ihm noch nicht hinreichend erkannt.[12]
Nach der Thronbesteigung von Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1840 teilte Hansemann die Hoffnung der Liberalen auf Reformen in ihrem Sinn. Noch im selben Jahr begann Hansemann eine neue Denkschrift über Preußens Lage und Politik zu schreiben, die ausdrücklich für den neuen König bestimmt war. Darin mahnte er noch einmal eine Reform des bestehenden Beamtenregiments, aber vor allem eine Gesamtrepräsentation für den preußischen Staat anstelle der ständischen Provinziallandtage an. Allerdings wurde diese Schrift nie vollendet und auch nicht dem König übersandt, da bald deutlich wurde, dass auch der neue König keine weitreichenden Reformen durchführen würde.[13]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hansemann
Familie, Ausbildung und Aufstieg
Erste Police der Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, 1825
David Hansemann war das jüngste von elf Kindern des evangelischen Pfarrers Eberhard Ludwig Hansemann, seine Mutter war dessen zweite Frau Amalie. Wahrscheinlich weil die Eltern nicht allen Söhnen ein Studium finanzieren konnten, begann er 1805 eine kaufmännische Lehre im Handelsgeschäft von Ferdinand und Johann Daniel Schwenger in Rheda. Ferdinand Schwenger wurde unter der französischen Herrschaft Maire des Ortes und nutzte den jungen Hansemann als Sekretär, der so einen ersten Einblick in Politik und Verwaltungstätigkeit bekam. Fünf Jahre später zog Hansemann ins Rheinland um und arbeitete als Vertreter für Tuchfabrikanten in Monschau und Elberfeld (heute zu Wuppertal), bis er 1817 als Wollhändler in Aachen mit von der Familie geliehenem Startkapital ein eigenes Unternehmen gründete. Seinen Wollkontor richtete er zusammen mit dem Tuchfabrikanten Joseph van Gülpen im Haus Großer Klüppel in der Aldegundisstraße, der heutigen Ursulinerstraße ein.
Als Wollhändler brachte es Hansemann innerhalb weniger Jahre zu Wohlstand, bereits 1822 verfügte er über ein Vermögen von 100.000 französischen Francs. Dieser schnelle Aufstieg ermöglichte es ihm, 1821 Fanny Fremerey (1801–1876) zu heiraten, die aus einer in Eupen ansässigen, wohlhabenden französischen Hugenottenfamilie stammte, die ebenfalls im Wollhandel tätig war. Das Ehepaar hatte vier Töchter und zwei Söhne.
In den folgenden Jahren gründete Hansemann verschiedene Unternehmen in Aachen, darunter 1824 die gemeinnützige Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft. Die Hälfte des jährlichen Gewinns der Versicherung wurde durch den von ihm 1834 gegründeten Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit für soziale Zwecke verwendet. Unterstützt wurden über vereinseigene Spar- und Prämienkassen vor allem Kindergärten und Schulen, Selbsthilfeorganisationen für Bedürftige, sowie die Gründung von Waisenhäusern und der soziale Wohnungsbau. Diese Einrichtungen gehörten zu den ersten konkreten Umsetzungen bürgerlicher Sozialreformgedanken, ihre Wirkung blieb aber auf die Region Aachen beschränkt.[1] In Aachen gehörte er 1836 zu der Stammtischrunde um den Aachener Novellisten Carl Borromäus Cünzer in der Kaiserlichen Krone.[2]
Hansemann als Politiker
Regionale Wirtschaftspolitik als Ausgangspunkt
1825 wurde Hansemann Mitglied des Aachener Handelsgerichts. Zwei Jahre später folgte die Aufnahme in die Handelskammer, und 1828 wurde er Mitglied des Aachener Stadtrats.[3] Er engagierte sich, auch durch mehrere Denkschriften, stark für den Eisenbahnbau im Rheinland, wodurch er schon früh in Kontakt mit seinen späteren politischen Weggefährten Gustav Mevissen und Ludolf Camphausen kam. Darüber hinaus war er Gesellschafter sowie von 1837 bis 1844 Vizepräsident der Rheinischen Eisenbahngesellschaft. Nachdem er 1836 trotz seiner protestantischen Konfession zum Präsidenten der Aachener Handelskammer gewählt worden war, war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Eisenbahnstrecke von Köln nach Antwerpen, damals auch „Eiserner Rhein“ genannt, über Aachen trassiert wurde.
Daneben war er an der Gründung weiterer Eisenbahngesellschaften wie der Strecke zwischen Köln und Minden beteiligt. Ein Gutachten Hansemanns gab hier den Ausschlag, die Strecke zwischen Köln und Dortmund über Düsseldorf, Duisburg und das heutige Ruhrgebiet statt durchs Bergische Land und das Wuppertal zu führen. Aber auch die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft, die sich später zur Verwirklichung der zweiten Linienführung bildete, konnte sich auf ihn berufen. Hansemann hatte diese Trasse als volkswirtschaftlich bedeutender angesehen, aber der anderen aus Kostengründen den Vorzug gegeben.
Hansemann, der sich sonst fast immer für privatwirtschaftliche Lösungen aussprach, befürwortete den staatlichen Bau von Eisenbahnen, da ihr indirekter volkswirtschaftlicher Nutzen enorm sei. Den Betrieb der Eisenbahn könne der Staat dabei gegebenenfalls an ein Unternehmen weitergeben. Da der preußische Staat aber in den 1830er-Jahren noch kein Interesse an Staatsbahnen zeigte, behandelte Hansemann in seinen Schriften auch andere Möglichkeiten und machte Verbesserungsvorschläge für die damals gängigen Betriebsmodelle.[4]
Trotz seiner Kritik an den ständischen Vertretungen kandidierte er schon 1832 als stellvertretender Abgeordneter für Aachen im Rheinischen Provinziallandtag. Seine Wahl wurde aber nicht anerkannt, da er die Voraussetzung zehnjährigen Grundbesitzes in Aachen nicht erfüllte. Auch eine mögliche Ausnahmegenehmigung wurde nicht erteilt. Als er 1839 erneut als stellvertretender Abgeordneter zum Provinziallandtag kandidierte, verlor er gegen den Vertreter des Katholizismus, Jakob Springsfeld. Hansemann, der privat einem gemäßigten Deismus mit hohen sittlichen Ansprüchen anhing,[5] hatte schon vorher wegen seiner protestantischen Konfession im katholischen Aachen Widerstände gespürt. Nun trat er enttäuscht als Präsident der Handelskammer zurück und auch aus der Kammer aus, da er das Gefühl hatte, dass ihm seine Mitbürger nicht das nötige Vertrauen entgegenbrachten. Erst 1843, als ihm die Wahl in den Landtag schließlich gelungen war, trat er wieder in die Handelskammer ein und wurde erneut zum Präsidenten gewählt.
Vordenker des rheinischen Liberalismus
Ab den 1830er Jahren engagierte sich Hansemann zunehmend auch in der überregionalen Politik. Seine wesentlichen Themen waren hierbei vor allem die Wirtschaftsförderung, der Ausbau der Infrastruktur, die Bekämpfung der Armut und die bürgerlichen Mitspracherechte am Staatswesen. Seine Denkschrift Über Preußens Lage und Politik am Ende des Jahres 1830[6] an Friedrich Wilhelm III. gilt als eines der wichtigsten Dokumente des rheinischen Liberalismus. Schon früh trat er als selbstbewusster Kritiker des Feudalsystems auf und kämpfte für die Rechte des Bürgertums sowie gegen die in seinen Augen überkommenen Gesellschaftsstrukturen. Die Forderung nach größerer Mitbestimmung des Bürgertums begründete Hansemann hierbei insbesondere mit dem Ungleichgewicht zwischen politischem Mitspracherecht und dem Anteil an der Finanzierung des Staates. Auch mit Blick auf die Julirevolution mahnte er umfassende verfassungs- und gesellschaftspolitische Reformen an, um der Gefahr revolutionärer Umbrüche beizeiten zu begegnen. Er hielt revolutionäre Entwicklungen auch in Preußen für wahrscheinlich, wenn es nicht zu einem „aufrichtig konstitutionellen Regierungssystem“ komme. Nur ein echter Anteil an den Staatsgeschäften könnten ein festes Band zwischen Staat und Bürgertum knüpfen. Hansemann setzte dabei wie die Frühliberalen insgesamt nicht auf eine gleichberechtigte Beteiligung aller Schichten, sondern trat für den Vorrang des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums ein.[7] Das Wirtschafts- und Bildungsbürgertum sollte die „Schwerkraft des Staates“ bilden. Die Bürger hätten wie die Grundbesitzer den „Beruf zum Herrschen“. Daher plädierte Hansemann für ein starkes Parlament, aber auch für ein ausgeprägtes Zensuswahlrecht.[8]
Waren seine in Aachen durchgeführten Ansätze zu Beginn vor allem moralisch-philanthropisch und volkswirtschaftlich motiviert gewesen, so warnte er nach 1830 auch vor revolutionären Bewegungen, wenn die soziale Frage nicht angegangen werde. Bestärkt wurde er hierbei durch die Aachener Unruhen von 1830, nachdem er bereits 1821 angeblich die Zerstörung des Eupener Hauses seiner Schwiegereltern durch protestierende Weber erlebt hatte.[10] Tatsächlich wurde nicht das Haus der Familie Fremerey, sondern in derselben Straße eine neuartige Schermaschine zerstört.[11]
Wie schon in den Aachener Vereinen zum Ausdruck gekommen war, sah er in der Hilfe zur Selbsthilfe und der Erziehung der unteren Volksschichten zu Arbeitsamkeit und Sparsamkeit sowie in allgemeiner Wirtschaftsförderung das beste sozialpolitische Mittel. Anders als jüngere Vertreter des rheinischen Liberalismus, etwa Mevissen, stand er dabei einer staatlichen Sozialpolitik äußerst skeptisch gegenüber und sah die Behebung wirtschaftlicher Not als Aufgabe der Wirtschaft selbst an. Sein Fernziel war es, die besitzlosen Arbeiter und kleinen Handwerker über Eigentumsbildung im Bürgertum aufgehen zu lassen. Das besondere Problem der abhängigen Fabrikarbeiterschaft infolge der Industrialisierung wurde aber von ihm noch nicht hinreichend erkannt.[12]
Nach der Thronbesteigung von Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1840 teilte Hansemann die Hoffnung der Liberalen auf Reformen in ihrem Sinn. Noch im selben Jahr begann Hansemann eine neue Denkschrift über Preußens Lage und Politik zu schreiben, die ausdrücklich für den neuen König bestimmt war. Darin mahnte er noch einmal eine Reform des bestehenden Beamtenregiments, aber vor allem eine Gesamtrepräsentation für den preußischen Staat anstelle der ständischen Provinziallandtage an. Allerdings wurde diese Schrift nie vollendet und auch nicht dem König übersandt, da bald deutlich wurde, dass auch der neue König keine weitreichenden Reformen durchführen würde.[13]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hansemann
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