Die Royal Dutch Shell plc (RDS)
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Die Royal Dutch Shell plc (RDS)
Die Royal Dutch Shell plc (RDS) ist eines der weltweit größten Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen und war im Juli 2012 das nach Umsatz weltweit größte Unternehmen überhaupt.[4] Der Konzern ist in mehr als 140 Ländern aktiv. Weltweit beschäftigt Shell rund 92.000 Mitarbeiter. Etwa eine Million Anleger investieren in ca. fünf Milliarden Aktien. Das Unternehmen ist als Royal Dutch Shell plc in das Handelsregister in London eingetragen. Die Hauptverwaltung befindet sich in Den Haag.[1]
Unternehmensgeschichte
Die Marke und Unternehmensgruppe Shell geht zurück auf die Gründung eines Kuriositätengeschäfts im Jahre 1833 im Londoner Eastend durch Marcus Samuel, einen orthodoxen Juden. Ein Großteil seines Handels basierte auf dekorativen Muscheln (engl.: „Shell“), die zur Ornamentierung für Schachteln oder als Sammlerobjekte im Viktorianischen England beliebt waren und von ihm aus Fernost importiert wurden.
Seine zwei Söhne, der gleichnamige Marcus Samuel, 1. Viscount Bearsted sowie Samuel Samuel, führten das Geschäft fort. Der Muschelimport wurde zu einem Import-Export-Handel weiter entwickelt, der sich zum Transport von Kerosin zu Beleuchtungszwecken wandelte. Schließlich kam es 1890 zur Entscheidung, Tankschiffe zum Öltransport unter dem Firmennamen The Shell Transport and Trading Company p.l.c. (London) zu bauen. Dieses Transportgewerbe wurde im weiteren ergänzt durch Förderung (Öl-Quellen-Fund in Borneo, 1897) und Raffinierung von Öl. Marcus Samuel jun. behielt den etablierten Firmennamen des Vaters aus Sentimentalität bei.[5] Ferner verwendete er aus Tradition die Kammmuschel als Logo.
Im Jahr 1907 schloss Henri Deterding die N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij in Den Haag mit M. Samuels Firma zusammen. Die Besitzanteile lagen bei 60:40 für Deterding. Beide Unternehmen bündelten ihr Geschäft, blieben aber einzeln bestehen. Das niederländische Unternehmen wurde zur Royal Dutch Petroleum Company umbenannt. Im Juli 2005 wurden beide Unternehmen zur Royal Dutch Shell plc vereinigt, einer Aktiengesellschaft nach englischem Recht, die an den Börsen in London, Amsterdam und New York notiert ist. Der Unternehmenssitz ist in Den Haag.
Zu den Großaktionären des Unternehmens gehört unter anderem das niederländische Königshaus.[6][7]
Während des Bürgerkrieges in Syrien kündigte Shell an, dass es seine Tätigkeiten in Syrien vorübergehend einstellen will.[8]
Im April 2015 vereinbarte Royal Dutch Shell die Übernahme der britischen BG Group für 47 Mrd. Pfund.[9]
Entwicklung des Shell-Pecten durch fortgesetzte Stilisierung (ab Mitte der 1930er Jahre bis heute)
Wirtschaftliche Situation
2005 erwirtschaftete Shell einen Gewinn von 25,3 Milliarden US-Dollar, der Umsatz betrug 379 Mrd. US-Dollar.
Im Jahr 2007 konnte Shell seinen Gewinn auf 31,3 Mrd. US-Dollar steigern, dies bedeutet ein Plus von 23 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz konnte auf 356 Mrd. US-Dollar gesteigert werden, ein Plus von 12 %.
Im Jahr 2011 stieg der Umsatz auf 470,17 Mrd. US-Dollar und war damit so hoch wie noch nie zuvor (368,08 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010). Der Nettogewinn betrug 30,92 Mrd. US-Dollar.
Geschäftsbereiche
Shell Research Centre in Amsterdam
Shell ist weltweit in fünf Geschäftsbereichen aktiv:
Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas
Verarbeitung und Vertrieb von Mineralöl
Transport und Marketing von Erdgas / Strom
Petrochemie
Erneuerbare Energien
Shell ist an Explorations- und Förderprojekten in über 45 Ländern beteiligt. Die Produktion an Erdöl, Erdgas und anderen Kohlenwasserstoffen beläuft sich auf rund 3,8 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag (ein Barrel entspricht 159 Litern). Der Anteil des Erdgases an der gesamten Kohlenwasserstoff-Förderung beträgt mittlerweile schon knapp 50 Prozent. Shell ist einer der größten Vertreiber von Kraft- und Schmierstoffen der Welt und eine der bekanntesten Marken. Täglich nehmen im Schnitt rund 25 Millionen Tankstellen-Kunden weltweit Dienstleistungen von Shell in Anspruch.
Shell investiert auch in Erneuerbare Energien. Über die Unternehmenstochter Solar Frontier (bis 2010 Showa Shell Solar) expandiert Shell im Bereich der Photovoltaik, außerdem plant und betreibt Shell Windparks vor allem in den USA. Weiterhin soll die Erforschung und Entwicklung von Kraftstoffen aus Biomasse weiter ausgebaut werden, in diesem Segment ist Shell der weltgrößte Einkäufer und Anwender.[10] Shell engagiert sich ferner auf dem Sektor der Wasserstoffwirtschaft. Shell wird nach eigenen Angaben 2012 rund 30 Milliarden USD, davon 80 % in die Suche und Förderung von Energie und die Erschließung neuer Öl- und Gasquellen investieren.[11]
Konzernstruktur/Unternehmensbeteiligungen
Royal Dutch Shell plc, Den Haag, Niederlande
Deutsche Shell Holding GmbH, Hamburg
Shell Deutschland Oil GmbH, Hamburg
euroShell Deutschland GmbH, Hamburg
CARISSA Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg
Deutsche Gesellschaft für Tankstellen- und Parkhausinteressen mbH, Hamburg
IVV – Industrie-Versicherungsvermittlungs-Gesellschaft mbH, Hamburg
Shell Aviation Services GmbH, Hamburg
Shell Global Solutions (Deutschland) GmbH, Hamburg
Shell Chemie Beteiligungsgesellschaft mbH
Shell Deutschland Schmierstoff GmbH
Shell Direct GmbH
Shell Direct Services GmbH
Shell Energy Deutschland GmbH
Shell Energy Services GmbH
Shell Erdgas Beteiligungsgesellschaft mbH
Shell Erdgas Marketing GmbH & Co. KG
Shell Erneuerbare Energien GmbH
Shell Exploration et Production du Maroc GmbH
Shell Grundstücksgesellschaft Wesseling GmbH & Co. KG
Shell Verwaltungsgesellschaft für Erdgasbeteiligungen mbH
Shell Petroleum Development Company of Nigeria (SPDC), der größte in Nigeria tätige Erdölkonzern, ein Konsortium der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC, 55 % der Anteile) mit der Elf Petroleum Nigeria Limited (10 %) und der Nigerian Agip Oil Company (NAOC, 5 %) unter der operativen Leitung von Shell (30 %).[12]
Shell Nigeria Exploration and Production Company (SNEPCO)
Shell Nigeria Gas (SNG)
Shell Nigeria Oil Products (SNOP)
Shell in Deutschland
Anfänge
Royal Dutch (Shell) ist in Deutschland seit dem Jahr 1902 präsent. Bis 1947 ist die Geschichte der Shell in Deutschland die Geschichte der Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG (seit 1947 Deutsche Shell AG).
1980 betrieb Shell in Westdeutschland 2795 Tankstellen (Marktanteil: 10,8 Prozent), davon 1422 mit Selbstbedienung.
2002 wurde das Downstream-Geschäft (Raffinerien, Logistik, Tankstellen) der RWE Dea in ein Joint-Venture mit Shell unter dem Namen Shell & DEA Oil GmbH eingebracht und zum 1. Juli 2002 vollständig durch Shell übernommen. Am Ende des Jahres 2003 wurde diese dann in Shell Deutschland Oil GmbH umbenannt.
Im August 2002 wurden ca. 40 Tankstellen nach der Fusion aus kartellrechtlichen Gründen an die Westfalen AG abgegeben, weitere an Classic und Q1. Ab 2004 wurden bis auf eine einzige alle DEA-Tankstellen in Shell umgeflaggt. Die letzte DEA-Tankstelle befindet sich in Haltern am See. Durch diese Verwendung sichert sich Shell das Markenrecht an DEA.
Weiter geht es in Teil 2
Unternehmensgeschichte
Die Marke und Unternehmensgruppe Shell geht zurück auf die Gründung eines Kuriositätengeschäfts im Jahre 1833 im Londoner Eastend durch Marcus Samuel, einen orthodoxen Juden. Ein Großteil seines Handels basierte auf dekorativen Muscheln (engl.: „Shell“), die zur Ornamentierung für Schachteln oder als Sammlerobjekte im Viktorianischen England beliebt waren und von ihm aus Fernost importiert wurden.
Seine zwei Söhne, der gleichnamige Marcus Samuel, 1. Viscount Bearsted sowie Samuel Samuel, führten das Geschäft fort. Der Muschelimport wurde zu einem Import-Export-Handel weiter entwickelt, der sich zum Transport von Kerosin zu Beleuchtungszwecken wandelte. Schließlich kam es 1890 zur Entscheidung, Tankschiffe zum Öltransport unter dem Firmennamen The Shell Transport and Trading Company p.l.c. (London) zu bauen. Dieses Transportgewerbe wurde im weiteren ergänzt durch Förderung (Öl-Quellen-Fund in Borneo, 1897) und Raffinierung von Öl. Marcus Samuel jun. behielt den etablierten Firmennamen des Vaters aus Sentimentalität bei.[5] Ferner verwendete er aus Tradition die Kammmuschel als Logo.
Im Jahr 1907 schloss Henri Deterding die N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij in Den Haag mit M. Samuels Firma zusammen. Die Besitzanteile lagen bei 60:40 für Deterding. Beide Unternehmen bündelten ihr Geschäft, blieben aber einzeln bestehen. Das niederländische Unternehmen wurde zur Royal Dutch Petroleum Company umbenannt. Im Juli 2005 wurden beide Unternehmen zur Royal Dutch Shell plc vereinigt, einer Aktiengesellschaft nach englischem Recht, die an den Börsen in London, Amsterdam und New York notiert ist. Der Unternehmenssitz ist in Den Haag.
Zu den Großaktionären des Unternehmens gehört unter anderem das niederländische Königshaus.[6][7]
Während des Bürgerkrieges in Syrien kündigte Shell an, dass es seine Tätigkeiten in Syrien vorübergehend einstellen will.[8]
Im April 2015 vereinbarte Royal Dutch Shell die Übernahme der britischen BG Group für 47 Mrd. Pfund.[9]
Entwicklung des Shell-Pecten durch fortgesetzte Stilisierung (ab Mitte der 1930er Jahre bis heute)
Wirtschaftliche Situation
2005 erwirtschaftete Shell einen Gewinn von 25,3 Milliarden US-Dollar, der Umsatz betrug 379 Mrd. US-Dollar.
Im Jahr 2007 konnte Shell seinen Gewinn auf 31,3 Mrd. US-Dollar steigern, dies bedeutet ein Plus von 23 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz konnte auf 356 Mrd. US-Dollar gesteigert werden, ein Plus von 12 %.
Im Jahr 2011 stieg der Umsatz auf 470,17 Mrd. US-Dollar und war damit so hoch wie noch nie zuvor (368,08 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010). Der Nettogewinn betrug 30,92 Mrd. US-Dollar.
Geschäftsbereiche
Shell Research Centre in Amsterdam
Shell ist weltweit in fünf Geschäftsbereichen aktiv:
Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas
Verarbeitung und Vertrieb von Mineralöl
Transport und Marketing von Erdgas / Strom
Petrochemie
Erneuerbare Energien
Shell ist an Explorations- und Förderprojekten in über 45 Ländern beteiligt. Die Produktion an Erdöl, Erdgas und anderen Kohlenwasserstoffen beläuft sich auf rund 3,8 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag (ein Barrel entspricht 159 Litern). Der Anteil des Erdgases an der gesamten Kohlenwasserstoff-Förderung beträgt mittlerweile schon knapp 50 Prozent. Shell ist einer der größten Vertreiber von Kraft- und Schmierstoffen der Welt und eine der bekanntesten Marken. Täglich nehmen im Schnitt rund 25 Millionen Tankstellen-Kunden weltweit Dienstleistungen von Shell in Anspruch.
Shell investiert auch in Erneuerbare Energien. Über die Unternehmenstochter Solar Frontier (bis 2010 Showa Shell Solar) expandiert Shell im Bereich der Photovoltaik, außerdem plant und betreibt Shell Windparks vor allem in den USA. Weiterhin soll die Erforschung und Entwicklung von Kraftstoffen aus Biomasse weiter ausgebaut werden, in diesem Segment ist Shell der weltgrößte Einkäufer und Anwender.[10] Shell engagiert sich ferner auf dem Sektor der Wasserstoffwirtschaft. Shell wird nach eigenen Angaben 2012 rund 30 Milliarden USD, davon 80 % in die Suche und Förderung von Energie und die Erschließung neuer Öl- und Gasquellen investieren.[11]
Konzernstruktur/Unternehmensbeteiligungen
Royal Dutch Shell plc, Den Haag, Niederlande
Deutsche Shell Holding GmbH, Hamburg
Shell Deutschland Oil GmbH, Hamburg
euroShell Deutschland GmbH, Hamburg
CARISSA Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg
Deutsche Gesellschaft für Tankstellen- und Parkhausinteressen mbH, Hamburg
IVV – Industrie-Versicherungsvermittlungs-Gesellschaft mbH, Hamburg
Shell Aviation Services GmbH, Hamburg
Shell Global Solutions (Deutschland) GmbH, Hamburg
Shell Chemie Beteiligungsgesellschaft mbH
Shell Deutschland Schmierstoff GmbH
Shell Direct GmbH
Shell Direct Services GmbH
Shell Energy Deutschland GmbH
Shell Energy Services GmbH
Shell Erdgas Beteiligungsgesellschaft mbH
Shell Erdgas Marketing GmbH & Co. KG
Shell Erneuerbare Energien GmbH
Shell Exploration et Production du Maroc GmbH
Shell Grundstücksgesellschaft Wesseling GmbH & Co. KG
Shell Verwaltungsgesellschaft für Erdgasbeteiligungen mbH
Shell Petroleum Development Company of Nigeria (SPDC), der größte in Nigeria tätige Erdölkonzern, ein Konsortium der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC, 55 % der Anteile) mit der Elf Petroleum Nigeria Limited (10 %) und der Nigerian Agip Oil Company (NAOC, 5 %) unter der operativen Leitung von Shell (30 %).[12]
Shell Nigeria Exploration and Production Company (SNEPCO)
Shell Nigeria Gas (SNG)
Shell Nigeria Oil Products (SNOP)
Shell in Deutschland
Anfänge
Royal Dutch (Shell) ist in Deutschland seit dem Jahr 1902 präsent. Bis 1947 ist die Geschichte der Shell in Deutschland die Geschichte der Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG (seit 1947 Deutsche Shell AG).
1980 betrieb Shell in Westdeutschland 2795 Tankstellen (Marktanteil: 10,8 Prozent), davon 1422 mit Selbstbedienung.
2002 wurde das Downstream-Geschäft (Raffinerien, Logistik, Tankstellen) der RWE Dea in ein Joint-Venture mit Shell unter dem Namen Shell & DEA Oil GmbH eingebracht und zum 1. Juli 2002 vollständig durch Shell übernommen. Am Ende des Jahres 2003 wurde diese dann in Shell Deutschland Oil GmbH umbenannt.
Im August 2002 wurden ca. 40 Tankstellen nach der Fusion aus kartellrechtlichen Gründen an die Westfalen AG abgegeben, weitere an Classic und Q1. Ab 2004 wurden bis auf eine einzige alle DEA-Tankstellen in Shell umgeflaggt. Die letzte DEA-Tankstelle befindet sich in Haltern am See. Durch diese Verwendung sichert sich Shell das Markenrecht an DEA.
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Teil 2
Gegenwart
Shell in Deutschland, vertreten durch Peter Blauwhoff (CEO), Klaus Bortel (CFO), Peter Seifried (COO) und Amrin Senger (HR), ist in den Geschäftsfeldern Mineralölverarbeitung und -vertrieb, Exploration & Produktion von Erdgas und Erdöl, Erdgas-Marketing, Chemie sowie Erneuerbare Energien aktiv. Die Forschungsaktivitäten sind in Shell Global Solutions integriert, dem weltweiten Shell Forschungsverbund.
Mit den Aktivitäten in Deutschland erwirtschaftete Shell im Jahr 2004 einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro Einschließlich der Tochter- und Enkelgesellschaften beschäftigt Shell in Deutschland rund 7000 Mitarbeiter.
Shell in Deutschland betreibt eine eigene Raffinerie und ist außerdem an zwei weiteren beteiligt. Mit einer Raffineriekapazität von 35,3 Millionen Tonnen ist das Unternehmen der führende Raffineriebetreiber in Deutschland.
Mit einem flächendeckenden Netz von rund 2200 Tankstellen (inkl. Markenhandelsstationen) ist Shell bundesweit vertreten. Heizöl und andere Mineralölprodukte werden deutschlandweit über ein Netz von Niederlassungen und Markenhändlern verkauft, unter anderem über das Tochterunternehmen Shell Direct GmbH.
Der Bedarf an Erdgas steigt stetig, da sich immer mehr Haushalte und gewerbliche Verbraucher für Erdgas entscheiden. Shell betreibt das Erdgasgeschäft in Deutschland im Wesentlichen durch die Shell Energy Deutschland (Erdgasmarketing; Sitz in Hamburg). Zu den Kunden zählen Stadtwerke, regionale Erdgasverteiler und Industriebetriebe. Insgesamt ist Shell mit rund 15 Prozent am deutschen Erdgasmarkt beteiligt. Die fünfzigprozentige Beteiligung an der BEB Transport und Speicher Service, über die Shell zuvor ebenfalls ein Teil ihres Erdgasgeschäfts abwickelte, wurde mit Wirkung per 1. Juli 2008 an die niederländische Gasunie verkauft.[13]
Shell hat Anfang 2006 sein Solargeschäft auf Siliziumbasis in Deutschland veräußert. Laut einer Shell-Pressemeldung vom 2. Februar 2006 hat sich Shell dazu entschieden, Produktion, Vertrieb, Marketing sowie die entsprechende F&E von Solarzellen auf Siliziumbasis an die Solarworld AG, Bonn, zu verkaufen. Shell stellte pro Jahr Silizium-basierte Solarzellen mit einer Gesamtleistung von etwa 80 Megawatt her. Die Produktionsstätten in den USA (in den Staaten Washington und Kalifornien) sowie in Deutschland gehen an Solarworld über. Solarworld übernimmt auch die insgesamt 579 Mitarbeiter, die in diesem Bereich tätig sind.
Von August 2005 bis November 2009[14] hielt Shell Deutschland Oil (Peter Seifried, Klaus Bortel, Amrin Senger) eine Minderheitsbeteiligung an der CHOREN Industries GmbH, Freiberg. Mit diesem Engagement stellten Shell und CHOREN die Weichen für den Bau der weltweit ersten kommerziellen Anlage für die Umwandlung von Biomasse in hochwertigen synthetischen Kraftstoff (BtL-Kraftstoff) unter der Marke „SunFuel“. Diese relativ kleine Anlage wurde 2009 fertiggestellt.
Josef Waltl wurde im Jahr 2006 zum Vorsitzenden des MWV Deutschland (Mineralölwirtschaftsverband e.V.) bestellt. Im Jahr 2011 lag Shell mit 2.071 Straßentankstellen auf Rang 2, nur Aral hatte ein größeres Tankstellennetz.[15]
Shell in Österreich
Anfänge
Der Shell-Konzern begann bereits in den 1920er Jahren in Österreich Fuß zu fassen. Die Shell Petroleum AG wurde 1924 als Tochterunternehmen der damaligen Royal Dutch Shell gegründet.[16] Aktiv wurde Shell in Österreich aber bereits 1923 durch Zusammenarbeiten mit der 1886 gegründeten Aktiengesellschaft der Wien-Floridsdorfer Mineralölfabrik, Eigentümerin der seit 1864 örtlich bestehenden „Fabrik für Petroleumprodukte“. Jene AG befand sich damals durch mittelbare Folgen des Ersten Weltkrieges – allen voran einer unterbrochenen Rohgüterversorgung aus Galizien – in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Royal Dutch Shell sicherte damals deren Weiterbestand durch die Lieferung von Rohöl aus Rumänien, wo sich der Ölmultikonzern zuvor bereits eingekauft hatte. Dieser Handelsbeziehung folgte schließlich 1929 der vollständige Aufkauf und die Umtaufung jenes Betriebes in Aktiengesellschaft der Shell-Floridsdorfer Mineralölfabrik. Im Zuge der regionalen Expansion wurde außerdem mit der Erschließung von Öl in Österreich begonnen. Zu diesem Zweck wurde bereits 1935 von der Bataafsche Petroleum Maatschappij N.V., einer damaligen Tochter der Royal Dutch Shell, zusammen mit der Socony-Vacuum Oil, einem Vorgängerkonzern des heutigen Exxon Mobil, die immer noch bestehende Rohölgewinnungs Aktiengesellschaft (RAG) gegründet.
Zweiter Weltkrieg
Als 1938 der Anschluss Österreichs an Deutschland erfolgte, wurden die österreichischen Shell-Unternehmen in den deutschen Konzern rechtlich eingegliedert. Während des Krieges zählte die Shell-Raffinerie in Floridsdorf zur strategisch wichtigen Infrastruktur. Obwohl sie deshalb verstärkt Ziel alliierter Bombardements wurde, konnte ihr Betrieb vergleichsweise lange – bis ins Frühjahr 1945[17] – aufrechterhalten werden. Möglich wurde dies unter anderem durch den Einsatz von etwa 250 ungarischen jüdischen Zwangsarbeitern, die zu diesem Zweck von der SS in einem Floridsdorfer Arbeitslager gefangengehalten wurden.[18][19]
Die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgende Besatzung Österreichs hatte für die Industrie weitreichende Folgen. Aufgrund des Beschlusses der Potsdamer Konferenz vom 1. August 1945 übernahm die Sowjetunion 1946 im Rahmen der USIA zahlreiche österreichische Betriebe. Die Erdölindustrie des Ostens wurde Teil der neu gegründeten „Sowjetischen Mineralöl-Verwaltung“, kurz SMV.[20]
Shell Austria
Da Royal Dutch Shell im Osten Österreichs nach dem Krieg der sowjetischen Verstaatlichung im Osten machtlos gegenüber war, begann man im nicht zur sowjetischen Besatzungszone gehörenden Westen Österreichs mit dem Wiederaufbau der österreichischen Tochter – nunmehr unter dem Namen Shell Austria AG.[16]
1955 wurde aufgrund der durch den Staatsvertrag nun wirksam gewordenen Verstaatlichungsgesetze von 1946 und 1947 die zur SMV gehörende Erdölindustrie in den Besitz der Republik Österreich überführt und der Österreichischen Mineralölverwaltung zugeordnet.[21] Im Wiener Memorandum vom 10. Mai 1955, einem multilateralen Abkommen mit den westlichen Besatzungsmächten, verpflichtete sich die Republik Österreich, jene verstaatlichten heimischen Erdölkonzerne, die vor Kriegsbeginn in französischer, kanadischer, amerikanischer oder niederländisch-englischer Hand waren, zurückzugeben.[22][23]
Bis 1970 betrieb Shell Austria die Raffinerie Floridsdorf, dann wurde diese stillgelegt und man übersiedelte 1971 in das Ölhafen-Industriegebiet der Wiener Lobau, wo sich bis zur Schließung 2010 das österreichische Hauptwerk und -lager befand.
Kritik
Nigeria: Finanzierung von Bürgerkrieg und Waffenhandel, Kooperation mit Militärregimen
→ Hauptartikel: Ölpest im Nigerdelta
In den 1950er Jahren begann Shell in Nigeria im Lebensraum des Volkes der Ogoni gegen deren Willen mit der Ölförderung.[24] Durch die daraus resultierte massive Umweltverschmutzung[25] wurden die Ogoni ihrer Lebensgrundlage beraubt, was zu Tausenden von Toten führte. Der renommierte Ogoni-Schriftsteller Ken Saro-Wiwa schrieb das Buch Flammen der Hölle (Anspielung auf das Abfackeln von Erdgas), in dem er die Schandtaten des Ölkonzerns öffentlich machen wollte und gründete die MOSOP (Movement for the Survival of the Ogoni People). 1990 schaltete der Konzern gegen Proteste im Dorf Umuechem die umstrittene Mobile Polizeieinheit ein, dabei wurden achtzig Menschen getötet und 495 Häuser zerstört. Bei Massenprotesten 1993 kam es zu Unruhen, die Regierung General Abachas ließ darauf hin 2000 Menschen hinrichten, geschätzte 80.000 Personen wurden vertrieben.[26] 1995 wurden Saro-Wiwa und acht weitere MOSOP-Führer in einem offensichtlichen Scheinprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet. Weder zahlreiche Appelle und Proteste von Menschenrechtsorganisationen, Staats- und Regierungschefs anderer Länder, noch stille Diplomatie von internationalen Organisationen wie der EU, der UNO oder der Organisation Afrikanischer Staaten konnten die nigerianische Regierung zu einer Begnadigung der Verurteilten bewegen.
Neuen Aufschluss über die katastrophale Situation der Menschen im Ölland Nigeria gibt die englische Ausgabe von „National Geographics“ vom Februar 2007. Trotz eines Verbotes durch den Federal High Court of Nigeria 2005 wurden 2006 noch über 3,5 Mio. Tonnen Kohlenwasserstoffe, vor allem Erdgas, von der Shell Petroleum Development Company (SPDC) Tag und Nacht abgefackelt. Die Möglichkeit einer Einhaltung des gesetzlichen Verbotes ab 2008 wurde von Shell bisher nicht bestätigt, das Gesetz angefochten.[27] Aus diesem Anlass musste Shell 2005 den „Public Eye Award“ in seiner ursprünglichen Form als Negativ-Preis entgegennehmen.
Rapider Bevölkerungszuwachs, innenpolitische Probleme und ethnische Konflikte sowie soziale und wirtschaftliche Nöte verursachen weiter Unruhen in den Ölfördergebieten. Wesentlicher Streitpunkt ist die gerechte Verteilung der Öleinnahmen durch die nigerianische Zentralregierung und die Verwendung der Gelder in den Regionen und auf lokalen Ebenen.[28]
Im Jahr 1996 reichten Familienmitglieder von Ken Saro-Wiwa Klage wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Shell in den USA ein. 1998 wies ein US-Bundesrichter die Klage zurück, das Berufsgericht nahm den Fall im September 2008 wieder auf und verwies sie an den Obersten Gerichtshof in New York.[29] Dieses verkündete am 26. März 2001 die Aufnahme des Verfahrens, das bis heute anhängig ist und im Februar 2010 erneut verschoben wurde.[30]
Im Dezember 2010 wurden durch die von Wikileaks veröffentlichte diplomatische Korrespondenz neue Hinweise bekannt, dass „Shell alle für seine Geschäfte relevanten Ministerien in Nigeria unterwandert“ hat. Shell bezeichnete die Berichte daraufhin als unwahr und will sie nicht weiter kommentieren.[31][32]
Brent Spar
Shell geriet 1995 in die Kritik, als es die Erdölplattform „Brent Spar“ im Atlantik versenken wollte. Durch verschiedene Aktionen im Zeitraum April–Juni 1995 kritisierte Greenpeace diese Versenkung. Am 16. Juni gab die Umweltschutzorganisation dabei falsche Zahlen zu den Ölrückständen an, während sie ihre Aktionen vorher auf korrekten Zahlen aufgebaut hatte. Zahlreiche Organisationen riefen sogar zu einem Boykott gegen Shell auf. Aufgrund des großen öffentlichen Drucks ließ Shell am 20. Juni von seinen Plänen ab und entschloss sich, die Brent Spar an Land zu demontieren.
Irland
In Irland plant Shell (in Kooperation mit StatoilHydro und Marathon) gegen den Willen der örtlichen Bevölkerung die Errichtung einer an Land gebauten Raffinerie für Erdgas aus dem Atlantik. Die Bewohner der abgelegenen Gegend befürchten die Zerstörung ihrer Umwelt und ihrer Lebensgrundlagen. Eine Gruppe führt unter dem Namen Shell to sea den Widerstand gegen das Projekt. Im Mai 2007 wurde dem Anwohner und Aktivisten Willie Corduff für seinen Einsatz der Goldman Environmental Prize verliehen.[33]
Arktis
Anfang 2012 kündigte Shell an, in der Arktis nach Öl zu bohren. Laut Greenpeace seien die Folgen eines Ölunfalls in dem empfindlichen Ökosystem kaum beherrschbar. Die NGO meint, dass das Unternehmen aus Brent Spar nichts gelernt habe, und protestiert deshalb in einer weltweiten Kampagne.[34] Dieser Darstellung entspricht der Vorfall Anfang Januar 2013, bei der die Plattform Kulluk auf Grund lief.[35] Hierfür hat Shell den Publikumspreis des Negativawards Public Eye Award 2013 erhalten.[36] Im selben Jahr kaperte das Peng Collective eine Veranstaltung von Shell in Berlin und inszenierte eine Ölfontäne.[37]
Niger-Delta
Im Jahr 2012 hatte die US-amerikanische Firma Accufacts Inc. einen Zwischenfall aus dem Jahr 2008 untersucht, in dem das Wasser und der Boden um die Stadt Bodo durch Shell verseucht wurde. In diesem Jahr waren nach Angaben von Shell insgesamt 1640 Barrel Öl ausgetreten. Accufacts Inc. hingegen hatte herausgefunden, dass jedoch über mehrere Wochen zwischen 1440 und 4320 Barrel Öl je Tag austraten.[38] 2015 muss das Unternehmen 70 Millionen Euro Schadenersatz für die Ölpest von 2008 zahlen. Etwa ein Drittel der Summe wird an die Kommune Bodo gezahlt, der Rest direkt an die 15.600 betroffenen Fischer und Farmer.[39]
Öffentliche Empörungswelle
Im Frühjahr 2014 startete Shell eine Aktion zur Kundenbindung. Shell Deutschland versprach bundesweit allen interessierten Kunden, die in seinen Tankstellen 999 Treuepunkte sammeln, ein hochwertiges E-Buchlesegerät namens Kindle Paperwhite der Firma Amazon. Die Aktion wurde in den eigenen Tankstellen und im Radio beworben.
Treuepunkte gab es nicht nur für das Tanken, sondern auch für den Einkauf im Tankstellenladen. Beispielsweise erhielt der Kunde für den Kauf von Schokolade im Wert von 1,20 Euro bereits 100 Prämienpunkte. Normalerweise verteilt Shell pro getanktem Liter Sprit nur einen Prämienpunkt an seine Kunden, bzw. an Kunden mit ADAC-Mitgliedskarte zwei, oder die das hauseigene V-Power Benzin tanken, zehn.[40] Für weniger als 10 Euro Umsatz wäre ein E-Buchlesegerät zum damals gültigen Listenpreis von 129 Euro eintauschbar gewesen.
Die Mehrzahl der Kunden konnte allerdings gar keine Prämien eintauschen. Anders als ursprünglich angekündigt wurde die Prämie nicht über das Tankstellennetz verteilt, sondern über die Shell-Homepage. Da die Zahl der Seitenzugriffe nach Angaben von Shell am 2. Mai 2014 40-fach höher als üblich lag, kam es zu Serverausfällen. Viele Kunden gingen leer aus, weil das Angebot bereits binnen drei Stunden vergriffen war und nicht wie angedacht im ganzen Mai 2014 verfügbar blieb.[41] Es folgte ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken des Internets und ausgiebiges Medienecho.[42][43]
Siehe auch
Liste von Mineralölunternehmen
Shell-Jugendstudie
Shell Canada
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Shell in Deutschland, vertreten durch Peter Blauwhoff (CEO), Klaus Bortel (CFO), Peter Seifried (COO) und Amrin Senger (HR), ist in den Geschäftsfeldern Mineralölverarbeitung und -vertrieb, Exploration & Produktion von Erdgas und Erdöl, Erdgas-Marketing, Chemie sowie Erneuerbare Energien aktiv. Die Forschungsaktivitäten sind in Shell Global Solutions integriert, dem weltweiten Shell Forschungsverbund.
Mit den Aktivitäten in Deutschland erwirtschaftete Shell im Jahr 2004 einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro Einschließlich der Tochter- und Enkelgesellschaften beschäftigt Shell in Deutschland rund 7000 Mitarbeiter.
Shell in Deutschland betreibt eine eigene Raffinerie und ist außerdem an zwei weiteren beteiligt. Mit einer Raffineriekapazität von 35,3 Millionen Tonnen ist das Unternehmen der führende Raffineriebetreiber in Deutschland.
Mit einem flächendeckenden Netz von rund 2200 Tankstellen (inkl. Markenhandelsstationen) ist Shell bundesweit vertreten. Heizöl und andere Mineralölprodukte werden deutschlandweit über ein Netz von Niederlassungen und Markenhändlern verkauft, unter anderem über das Tochterunternehmen Shell Direct GmbH.
Der Bedarf an Erdgas steigt stetig, da sich immer mehr Haushalte und gewerbliche Verbraucher für Erdgas entscheiden. Shell betreibt das Erdgasgeschäft in Deutschland im Wesentlichen durch die Shell Energy Deutschland (Erdgasmarketing; Sitz in Hamburg). Zu den Kunden zählen Stadtwerke, regionale Erdgasverteiler und Industriebetriebe. Insgesamt ist Shell mit rund 15 Prozent am deutschen Erdgasmarkt beteiligt. Die fünfzigprozentige Beteiligung an der BEB Transport und Speicher Service, über die Shell zuvor ebenfalls ein Teil ihres Erdgasgeschäfts abwickelte, wurde mit Wirkung per 1. Juli 2008 an die niederländische Gasunie verkauft.[13]
Shell hat Anfang 2006 sein Solargeschäft auf Siliziumbasis in Deutschland veräußert. Laut einer Shell-Pressemeldung vom 2. Februar 2006 hat sich Shell dazu entschieden, Produktion, Vertrieb, Marketing sowie die entsprechende F&E von Solarzellen auf Siliziumbasis an die Solarworld AG, Bonn, zu verkaufen. Shell stellte pro Jahr Silizium-basierte Solarzellen mit einer Gesamtleistung von etwa 80 Megawatt her. Die Produktionsstätten in den USA (in den Staaten Washington und Kalifornien) sowie in Deutschland gehen an Solarworld über. Solarworld übernimmt auch die insgesamt 579 Mitarbeiter, die in diesem Bereich tätig sind.
Von August 2005 bis November 2009[14] hielt Shell Deutschland Oil (Peter Seifried, Klaus Bortel, Amrin Senger) eine Minderheitsbeteiligung an der CHOREN Industries GmbH, Freiberg. Mit diesem Engagement stellten Shell und CHOREN die Weichen für den Bau der weltweit ersten kommerziellen Anlage für die Umwandlung von Biomasse in hochwertigen synthetischen Kraftstoff (BtL-Kraftstoff) unter der Marke „SunFuel“. Diese relativ kleine Anlage wurde 2009 fertiggestellt.
Josef Waltl wurde im Jahr 2006 zum Vorsitzenden des MWV Deutschland (Mineralölwirtschaftsverband e.V.) bestellt. Im Jahr 2011 lag Shell mit 2.071 Straßentankstellen auf Rang 2, nur Aral hatte ein größeres Tankstellennetz.[15]
Shell in Österreich
Anfänge
Der Shell-Konzern begann bereits in den 1920er Jahren in Österreich Fuß zu fassen. Die Shell Petroleum AG wurde 1924 als Tochterunternehmen der damaligen Royal Dutch Shell gegründet.[16] Aktiv wurde Shell in Österreich aber bereits 1923 durch Zusammenarbeiten mit der 1886 gegründeten Aktiengesellschaft der Wien-Floridsdorfer Mineralölfabrik, Eigentümerin der seit 1864 örtlich bestehenden „Fabrik für Petroleumprodukte“. Jene AG befand sich damals durch mittelbare Folgen des Ersten Weltkrieges – allen voran einer unterbrochenen Rohgüterversorgung aus Galizien – in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Royal Dutch Shell sicherte damals deren Weiterbestand durch die Lieferung von Rohöl aus Rumänien, wo sich der Ölmultikonzern zuvor bereits eingekauft hatte. Dieser Handelsbeziehung folgte schließlich 1929 der vollständige Aufkauf und die Umtaufung jenes Betriebes in Aktiengesellschaft der Shell-Floridsdorfer Mineralölfabrik. Im Zuge der regionalen Expansion wurde außerdem mit der Erschließung von Öl in Österreich begonnen. Zu diesem Zweck wurde bereits 1935 von der Bataafsche Petroleum Maatschappij N.V., einer damaligen Tochter der Royal Dutch Shell, zusammen mit der Socony-Vacuum Oil, einem Vorgängerkonzern des heutigen Exxon Mobil, die immer noch bestehende Rohölgewinnungs Aktiengesellschaft (RAG) gegründet.
Zweiter Weltkrieg
Als 1938 der Anschluss Österreichs an Deutschland erfolgte, wurden die österreichischen Shell-Unternehmen in den deutschen Konzern rechtlich eingegliedert. Während des Krieges zählte die Shell-Raffinerie in Floridsdorf zur strategisch wichtigen Infrastruktur. Obwohl sie deshalb verstärkt Ziel alliierter Bombardements wurde, konnte ihr Betrieb vergleichsweise lange – bis ins Frühjahr 1945[17] – aufrechterhalten werden. Möglich wurde dies unter anderem durch den Einsatz von etwa 250 ungarischen jüdischen Zwangsarbeitern, die zu diesem Zweck von der SS in einem Floridsdorfer Arbeitslager gefangengehalten wurden.[18][19]
Die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgende Besatzung Österreichs hatte für die Industrie weitreichende Folgen. Aufgrund des Beschlusses der Potsdamer Konferenz vom 1. August 1945 übernahm die Sowjetunion 1946 im Rahmen der USIA zahlreiche österreichische Betriebe. Die Erdölindustrie des Ostens wurde Teil der neu gegründeten „Sowjetischen Mineralöl-Verwaltung“, kurz SMV.[20]
Shell Austria
Da Royal Dutch Shell im Osten Österreichs nach dem Krieg der sowjetischen Verstaatlichung im Osten machtlos gegenüber war, begann man im nicht zur sowjetischen Besatzungszone gehörenden Westen Österreichs mit dem Wiederaufbau der österreichischen Tochter – nunmehr unter dem Namen Shell Austria AG.[16]
1955 wurde aufgrund der durch den Staatsvertrag nun wirksam gewordenen Verstaatlichungsgesetze von 1946 und 1947 die zur SMV gehörende Erdölindustrie in den Besitz der Republik Österreich überführt und der Österreichischen Mineralölverwaltung zugeordnet.[21] Im Wiener Memorandum vom 10. Mai 1955, einem multilateralen Abkommen mit den westlichen Besatzungsmächten, verpflichtete sich die Republik Österreich, jene verstaatlichten heimischen Erdölkonzerne, die vor Kriegsbeginn in französischer, kanadischer, amerikanischer oder niederländisch-englischer Hand waren, zurückzugeben.[22][23]
Bis 1970 betrieb Shell Austria die Raffinerie Floridsdorf, dann wurde diese stillgelegt und man übersiedelte 1971 in das Ölhafen-Industriegebiet der Wiener Lobau, wo sich bis zur Schließung 2010 das österreichische Hauptwerk und -lager befand.
Kritik
Nigeria: Finanzierung von Bürgerkrieg und Waffenhandel, Kooperation mit Militärregimen
→ Hauptartikel: Ölpest im Nigerdelta
In den 1950er Jahren begann Shell in Nigeria im Lebensraum des Volkes der Ogoni gegen deren Willen mit der Ölförderung.[24] Durch die daraus resultierte massive Umweltverschmutzung[25] wurden die Ogoni ihrer Lebensgrundlage beraubt, was zu Tausenden von Toten führte. Der renommierte Ogoni-Schriftsteller Ken Saro-Wiwa schrieb das Buch Flammen der Hölle (Anspielung auf das Abfackeln von Erdgas), in dem er die Schandtaten des Ölkonzerns öffentlich machen wollte und gründete die MOSOP (Movement for the Survival of the Ogoni People). 1990 schaltete der Konzern gegen Proteste im Dorf Umuechem die umstrittene Mobile Polizeieinheit ein, dabei wurden achtzig Menschen getötet und 495 Häuser zerstört. Bei Massenprotesten 1993 kam es zu Unruhen, die Regierung General Abachas ließ darauf hin 2000 Menschen hinrichten, geschätzte 80.000 Personen wurden vertrieben.[26] 1995 wurden Saro-Wiwa und acht weitere MOSOP-Führer in einem offensichtlichen Scheinprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet. Weder zahlreiche Appelle und Proteste von Menschenrechtsorganisationen, Staats- und Regierungschefs anderer Länder, noch stille Diplomatie von internationalen Organisationen wie der EU, der UNO oder der Organisation Afrikanischer Staaten konnten die nigerianische Regierung zu einer Begnadigung der Verurteilten bewegen.
Neuen Aufschluss über die katastrophale Situation der Menschen im Ölland Nigeria gibt die englische Ausgabe von „National Geographics“ vom Februar 2007. Trotz eines Verbotes durch den Federal High Court of Nigeria 2005 wurden 2006 noch über 3,5 Mio. Tonnen Kohlenwasserstoffe, vor allem Erdgas, von der Shell Petroleum Development Company (SPDC) Tag und Nacht abgefackelt. Die Möglichkeit einer Einhaltung des gesetzlichen Verbotes ab 2008 wurde von Shell bisher nicht bestätigt, das Gesetz angefochten.[27] Aus diesem Anlass musste Shell 2005 den „Public Eye Award“ in seiner ursprünglichen Form als Negativ-Preis entgegennehmen.
Rapider Bevölkerungszuwachs, innenpolitische Probleme und ethnische Konflikte sowie soziale und wirtschaftliche Nöte verursachen weiter Unruhen in den Ölfördergebieten. Wesentlicher Streitpunkt ist die gerechte Verteilung der Öleinnahmen durch die nigerianische Zentralregierung und die Verwendung der Gelder in den Regionen und auf lokalen Ebenen.[28]
Im Jahr 1996 reichten Familienmitglieder von Ken Saro-Wiwa Klage wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Shell in den USA ein. 1998 wies ein US-Bundesrichter die Klage zurück, das Berufsgericht nahm den Fall im September 2008 wieder auf und verwies sie an den Obersten Gerichtshof in New York.[29] Dieses verkündete am 26. März 2001 die Aufnahme des Verfahrens, das bis heute anhängig ist und im Februar 2010 erneut verschoben wurde.[30]
Im Dezember 2010 wurden durch die von Wikileaks veröffentlichte diplomatische Korrespondenz neue Hinweise bekannt, dass „Shell alle für seine Geschäfte relevanten Ministerien in Nigeria unterwandert“ hat. Shell bezeichnete die Berichte daraufhin als unwahr und will sie nicht weiter kommentieren.[31][32]
Brent Spar
Shell geriet 1995 in die Kritik, als es die Erdölplattform „Brent Spar“ im Atlantik versenken wollte. Durch verschiedene Aktionen im Zeitraum April–Juni 1995 kritisierte Greenpeace diese Versenkung. Am 16. Juni gab die Umweltschutzorganisation dabei falsche Zahlen zu den Ölrückständen an, während sie ihre Aktionen vorher auf korrekten Zahlen aufgebaut hatte. Zahlreiche Organisationen riefen sogar zu einem Boykott gegen Shell auf. Aufgrund des großen öffentlichen Drucks ließ Shell am 20. Juni von seinen Plänen ab und entschloss sich, die Brent Spar an Land zu demontieren.
Irland
In Irland plant Shell (in Kooperation mit StatoilHydro und Marathon) gegen den Willen der örtlichen Bevölkerung die Errichtung einer an Land gebauten Raffinerie für Erdgas aus dem Atlantik. Die Bewohner der abgelegenen Gegend befürchten die Zerstörung ihrer Umwelt und ihrer Lebensgrundlagen. Eine Gruppe führt unter dem Namen Shell to sea den Widerstand gegen das Projekt. Im Mai 2007 wurde dem Anwohner und Aktivisten Willie Corduff für seinen Einsatz der Goldman Environmental Prize verliehen.[33]
Arktis
Anfang 2012 kündigte Shell an, in der Arktis nach Öl zu bohren. Laut Greenpeace seien die Folgen eines Ölunfalls in dem empfindlichen Ökosystem kaum beherrschbar. Die NGO meint, dass das Unternehmen aus Brent Spar nichts gelernt habe, und protestiert deshalb in einer weltweiten Kampagne.[34] Dieser Darstellung entspricht der Vorfall Anfang Januar 2013, bei der die Plattform Kulluk auf Grund lief.[35] Hierfür hat Shell den Publikumspreis des Negativawards Public Eye Award 2013 erhalten.[36] Im selben Jahr kaperte das Peng Collective eine Veranstaltung von Shell in Berlin und inszenierte eine Ölfontäne.[37]
Niger-Delta
Im Jahr 2012 hatte die US-amerikanische Firma Accufacts Inc. einen Zwischenfall aus dem Jahr 2008 untersucht, in dem das Wasser und der Boden um die Stadt Bodo durch Shell verseucht wurde. In diesem Jahr waren nach Angaben von Shell insgesamt 1640 Barrel Öl ausgetreten. Accufacts Inc. hingegen hatte herausgefunden, dass jedoch über mehrere Wochen zwischen 1440 und 4320 Barrel Öl je Tag austraten.[38] 2015 muss das Unternehmen 70 Millionen Euro Schadenersatz für die Ölpest von 2008 zahlen. Etwa ein Drittel der Summe wird an die Kommune Bodo gezahlt, der Rest direkt an die 15.600 betroffenen Fischer und Farmer.[39]
Öffentliche Empörungswelle
Im Frühjahr 2014 startete Shell eine Aktion zur Kundenbindung. Shell Deutschland versprach bundesweit allen interessierten Kunden, die in seinen Tankstellen 999 Treuepunkte sammeln, ein hochwertiges E-Buchlesegerät namens Kindle Paperwhite der Firma Amazon. Die Aktion wurde in den eigenen Tankstellen und im Radio beworben.
Treuepunkte gab es nicht nur für das Tanken, sondern auch für den Einkauf im Tankstellenladen. Beispielsweise erhielt der Kunde für den Kauf von Schokolade im Wert von 1,20 Euro bereits 100 Prämienpunkte. Normalerweise verteilt Shell pro getanktem Liter Sprit nur einen Prämienpunkt an seine Kunden, bzw. an Kunden mit ADAC-Mitgliedskarte zwei, oder die das hauseigene V-Power Benzin tanken, zehn.[40] Für weniger als 10 Euro Umsatz wäre ein E-Buchlesegerät zum damals gültigen Listenpreis von 129 Euro eintauschbar gewesen.
Die Mehrzahl der Kunden konnte allerdings gar keine Prämien eintauschen. Anders als ursprünglich angekündigt wurde die Prämie nicht über das Tankstellennetz verteilt, sondern über die Shell-Homepage. Da die Zahl der Seitenzugriffe nach Angaben von Shell am 2. Mai 2014 40-fach höher als üblich lag, kam es zu Serverausfällen. Viele Kunden gingen leer aus, weil das Angebot bereits binnen drei Stunden vergriffen war und nicht wie angedacht im ganzen Mai 2014 verfügbar blieb.[41] Es folgte ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken des Internets und ausgiebiges Medienecho.[42][43]
Siehe auch
Liste von Mineralölunternehmen
Shell-Jugendstudie
Shell Canada
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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