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Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (obsolet: Hallervorden-Spatz-Syndrom, s. u.)

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Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (obsolet: Hallervorden-Spatz-Syndrom, s. u.) Empty Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (obsolet: Hallervorden-Spatz-Syndrom, s. u.)

Beitrag  checker Fr Dez 04, 2015 12:40 pm

Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (obsolet: Hallervorden-Spatz-Syndrom, s. u.) ist eine sehr seltene neuro-degenerative Erkrankung, bei der sich insbesondere in den Basalganglien (Globus Pallidus und Substantia nigra) erhöhte Mengen an Eisen nachweisen lassen. Diese autosomal-rezessiv vererbliche Erkrankung aus der Gruppe der Neuroaxonalen Dystrophien wurde erstmals 1922 von Julius Hallervorden und Hugo Spatz beschrieben. Die Prävalenz wird auf 1–3 Betroffene je 1 Million Menschen geschätzt. In Deutschland leben mindestens 45 Menschen (ohne Dunkelziffer) mit NBIA (Stand: 2008).

Pathogenese

Bei der Mehrzahl der erkrankten Patienten, insbesondere bei früher Erstmanifestation, lassen sich Mutationen eines für eine Pantothenatkinase (PANK2) kodierenden Gens auf dem Chromosom 20p13 nachweisen.[1] Dieses Enzym spielt eine zentrale Rolle bei der Coenzym A-Biosynthese. Ein Enzymdefekt führt zu einer Ansammlung von Cystein, das in Anwesenheit von Eisen (also insbesondere im Bereich der Substantia nigra und der Basalganglien) zu einem Anstieg freier Radikale führt und so eine oxidative Schädigung des Gehirns bewirkt. Es kommt zu einer exzessiven Ablagerung von Eisen und Neuromelanin.
Erkrankungsverlauf

Die Erkrankung setzt gewöhnlich im Kindesalter ein, manchmal mit ausgeprägter Symptomatik schon in der ersten Lebensdekade, doch kommen auch adulte Verlaufsformen vor. Zunächst stehen extrapyramidale Bewegungsstörungen, insbesondere eine Gangstörung mit Tendenz zu häufigen Stürzen oder Beindystonie (90 %) im Vordergrund, seltener psychische Auffälligkeiten (10 %). Im Verlauf treten Bewegungsstörungen (Dystonie, Choreoathetose, Tremor) mit rigider Muskeltonuserhöhung, eine Hyperreflexie sowie eine Retardierung oder eine demenzielle Entwicklung hinzu. Dysarthrie und Dysphagie kommen ebenfalls regelmäßig im Verlauf der Erkrankung hinzu. Retinitis pigmentosa oder Optikusatrophie können daneben auftreten. Beim Erwachsenen beherrscht ein Parkinson-Plus-Syndrom mit Demenz, Hyperreflexie und prominenter Dystonie das klinische Bild. Der Krankheitsverlauf ist progressiv, das heißt, der neurologische Zustand des Patienten verschlechtert sich mit der Zeit immer weiter.

Zusatzdiagnostik

Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (obsolet: Hallervorden-Spatz-Syndrom, s. u.) 220px-Pkan-basal-ganglia-MRI
T2-gewichtetes MRT

Neben dem laborchemischen Ausschluss eines Morbus Wilson, fakultativ auch einer Neuroakanthozytose, führt vor allem eine kernspintomographische Untersuchung des Gehirns zur Erhärtung der Diagnose. Hier zeigt sich in T2-gewichteten Aufnahmen im Globus pallidus charakteristischerweise eine durch Eisenablagerungen bedingte Hypointensität mit einer zentralen, vermutlich durch eine Gliose bedingten Hyperintensität. Dieser charakteristische Befund wird als „Tigerauge-Zeichen“ (engl. eye of the tiger) bezeichnet und findet sich bei allen Patienten mit PANK2-Mutationen. In einer genetischen Untersuchung lassen sich ggf. Mutationen im PANK2-Gen nachweisen. Eine sichere Diagnosestellung kann nur neuropathologisch erfolgen.
Therapie

Eine kausale Therapie ist bisher nicht bekannt; es gibt erste Versuche, den Enzymdefekt zu behandeln. Eisenchelatoren wie Deferoxamin sind ohne Effekt, jedoch gibt es seit 2007 erste Therapieversuche mit dem Eisenchelator Ferriprox (Deferiprone). Auch die Tiefenhirnstimulation kommt bei Dystonie und Hyperkinesien als vorherrschender Symptomatik ggfs. in Frage. Hypokinesen können mit L-DOPA behandelt werden, Hyperkinesen mit Anticholinergika, wie z. B. Trihexyphenidylhydrochlorid. Jedoch ist die Wirksamkeit von L-DOPA bei Patienten mit Mutationen im Gen PANK2 sehr fraglich [2]. Zur Muskelrelaxation und, damit verbunden, Schmerzlinderung werden oft Baclofen und/oder Benzodiazepine eingesetzt.
Benennung der Erkrankung

Wegen der Verstrickungen vor allem von Julius Hallervorden in das Euthanasie-Programm des Dritten Reichs, ist vorgeschlagen worden, die Erkrankung (basierend auf dem Gendefekt) als Pantothenatkinase-assoziierte Degeneration oder (allgemeiner gehalten) als Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn (engl. NBIA-Syndrom – Neurodegeneration with Brain Iron Accumulation) zu bezeichnen [3]. Der Begriff NBIA setzt sich weltweit immer mehr durch.

Quelle - literatur & Einzelnachweise
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