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Emil Possehl

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Emil Possehl Empty Emil Possehl

Beitrag  Andy Fr Dez 04, 2015 8:12 pm

Emil Possehl (* 13. Februar 1850 in Lübeck; † 4. Februar 1919 ebenda) war ein Lübecker Kaufmann, Unternehmer und Mäzen der Gründerzeit und des frühen 20. Jahrhunderts.

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Emil Possehl in Montur der Bonner Husaren

Leben

Emil Possehl kam 1850 als erstes Kind des Ludwig Possehl und der Dorothea Euphrosine Mathilde, geb. von Melle, einer Enkelin Johann Hermann von Melles, zur Welt. Nach der Schulzeit und einer Lehre im Holzgroßhandel ging er als Einjährig-Freiwilliger zu den Bonner Husaren.[1] 1873 wurde ihm vom Vater die Leitung des Handelshauses L. Possehl & Co. übertragen. 1889 war er Alleininhaber.

Possehl erkannte angesichts des neuen Thomas-Verfahrens rasch die Bedeutung phosphorhaltiger Erze aus Schweden. Er erwarb Beteiligungen an skandinavischen Hochofen- und Grubengesellschaften (Erz, Schwefel- und Kupferkies); eigene Dampfer liefen seit 1898 die Erzhäfen Luleå und Narvik an. Seitdem zählte Possehl zu den wichtigsten Erzagenten Europas. Seine Abnahmegarantien begünstigten wesentlich den Bau der Ofotbahn (1896–1903).

Emil Possehl war seit der Jahrhundertwende Lübecks bedeutendster Unternehmer und reichster Bürger. Sein energisches Wirken in Handelskammer, Bürgerschaft und Senat seit 1901 galt vor allem den wirtschafts- und verkehrspolitischen Interessen Lübecks. Er war Mitgründer des lokalen Industrievereins, tatkräftiger Befürworter des 1900 fertiggestellten Elbe-Trave-Kanals und Vorkämpfer der erst 1963 verwirklichten Vogelfluglinie. Zu Lebzeiten machte Possehl sich als Stifter verdient und schenkte Lübeck etwa das Stadttheater-Grundstück in der Beckergrube. Auf Anregung seines Anwalts Ernst Wittern engagierte Possehl 1903 den belgischen Architekten Henry van de Velde für den Umbau seines Sommerhauses an der Travemünder Strandpromenade. Wittern versuchte angeblich auch, van de Velde in den Architekturwettbewerb für den Neubau des Stadttheaters mit einzubeziehen, der allerdings von Martin Dülfer gewonnen wurde. 1905 hatten sich van de Velde und Possehl wegen der von Possehl vorgenommenen Veränderungen des Sommerhauses zerstritten. Zwei getäfelte, teilmöblierte Kabinette aus dessen Einrichtung befinden sich heute im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.[2]

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Mausoleum Emil Possehls auf dem Burgtorfriedhof zu Lübeck

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Des Senators vorläufige Ruhestätte

Possehl war Mitgründer des Alldeutschen Verbandes, in dessen Organisation er jedoch kein Amt übernahm. Possehl war Ritter des schwedischen Wasaordens (1896) und Österreichisch-Ungarischer Konsul (1897–1901).

Als erster Senator besuchte er im November 1914 das Lübecker Regiment der 162er im Felde. Während des Ersten Weltkrieges wurde er wegen Landesverrats angeklagt, von der schuldhaften Vorschubleistung feindlicher Mächte (§ 89 StGB) jedoch 1916 freigesprochen. Ende 1916 errichtete er eine Stiftung in Höhe von 500.000 Mark, deren Einkünfte für die Kriegsbeschädigten der beiden Lübecker Bataillone des 162. Regiments und für die Hinterbliebenen der Gefallenen bestimmt waren. Nach Kriegsende begrüßte er das heimkehrende Regiment im Lübecker Hauptbahnhof.[3]
Grabmal

Wie jeder Verstorbene erhielt auch der Senator ein einfaches Grab auf dem allgemeinen Gottesacker.

Nachdem im Senat ein entsprechender Antrag gestellt und bewilligt wurde, wurde dies geändert.

Der aus Lübeck stammende, in Berlin lebende und 1959 im Familiengrab zu Lübeck beigesetzte Bildhauer Professor Pagels wurde mit der Schöpfung eines dem Toten würdigen Grabmals beauftragt.

Aus gelblich getöntem Stein erhebt sich das wuchtige, monumental wirkende Mal. Die Grundform schließt sich an Gruftgewölbe und Erbbegräbnisse, wie sie auf dem Friedhof zu finden sind, an. Über der Erde befindet sich der Bau für die Sarkophage. Das Mausoleum hebt sich durch die flachgeschwungene Kuppel, auf der sich als Krönung eine stilisierte Flamme befindet, heraus. Acht große Relieffiguren, je zwei um die Ecken des Grabs, sind ihm als Hüter beigegeben. In der Mitte der Stirnseite ist ein Medaillon mit den charakteristischen Zügen des Senators im Profil angebracht mit je einer männlichen Engelsgestalt zu seinen Seiten. An den beiden anstoßenden Seiten weisen vier Gestalten – sie verkörpern Bergbau, Schifffahrt, Handel und industrielle Arbeit – auf sein Wirken in jenen Bereichen hin. In die Wand gegenüber dem Portraitrelief ist die Pforte mit der einzigen Inschrift, seinem Namen, über ihr eingelassen. Zu beiden Seiten wird es von trauernden Frauengestalten flankiert.[4]
Possehl-Stiftung

Die testamentarisch errichtete Possehl-Stiftung, Alleingesellschafterin des Unternehmens, fördert bis in die Gegenwart soziale und kulturelle Einrichtungen in Lübeck; ihre besondere Leistung ist die Erhaltung historischer Bauten der Hansestadt.
Bedeutung

Der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ist Possehl mit seinem wirtschaftlichen Aufstieg nahezu unbekannt. In wirtschaftsgeschichtlichen Darstellungen werden Hinweise auf das einstmals bedeutende Handelshaus vermisst, obwohl dessen Aktivitäten nicht nur der europäischen Schwerindustrie den schwedischen Erzmarkt erschlossen, sondern auch der deutschen Rüstungsindustrie während des Ersten Weltkriegs den Bezug schwedischer Erze und Halbfabrikate sicherten.
Literarisches Nachleben

Emil Possehl stand für die Romanfigur des Jacob Bording in Ida Boy-Eds Ein königlicher Kaufmann (1910) Pate. Im Werk Heinrich Manns findet er sich als Spekulant Pidohn in Eugénie oder Die Bürgerzeit (1928) wieder. Auch in der Figur des namenlosen Kaufmanns in Heinrich Manns Eine Liebesgeschichte von 1946 ist Possehl deutlich zu erkennen.
Auszeichnungen und Ehrungen

1896: Wasaorden
Emil-Possehl-Schule – anno 2005 wurde die neuentstandene Schule nach einem der bedeutendsten Söhne Lübecks benannt

Schriften

„Wehrmacht und Erwerbsleben", Rede, gehalten in der 1. Gesamt-Vorstandssitzung des Deutschen Wehrvereins in Berlin am 11. Mai 1912.

engl.: An economical war will throw Germany on her knees: a speech made on the 11th May 1912. Bordeaux: [s.n] [G. Delmas] 1912 (nach anderen Angaben: London 1916)
Digitalisat, University of Pennsylvania
Digitalisat, University of Toronto via Internet Archive

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
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