Gustav von Rauch
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Gustav von Rauch
Johann Justus Georg Gustav von Rauch (* 1. April 1774 in Braunschweig; † 2. April 1841 in Berlin) war ein preußischer General der Infanterie und Kriegsminister.
Leben
Herkunft und Familie
Rauchs Vater, Bonaventura von Rauch, ein gebürtiger Bayer und verheiratet mit Johanna, geborene Bandel, war Ingenieurcapitän in braunschweigischen Diensten, trat aber 1777 in die Preußische Armee ein und wurde 1788 Lehrer und 1798 Direktor der Ingenieurakademie. Als diese durch die Kriegsereignisse des Jahres 1806 aufgelöst wurde, wurde Rauch sen., damals Generalmajor, nach Stettin gesandt und als Vizekommandant mit der Oberaufsicht über die vorzunehmenden Verteidigungsarbeiten betraut. Die Festung wurde durch den Gouverneur, General Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg, am 30. Oktober gegenüber der leichten Reiterei des Generals Antoine-Charles-Louis de Lasalle ohne Widerstand aufgegeben. Sowohl der Kommandant als auch der Vizekommandant waren mit den Maßnahmen Rombergs einverstanden. Rauch sen. wurde mit Festungshaft in Spandau bestraft und anschließend aus dem Dienst entlassen. Er starb 1814.
Werdegang bis zur preußischen Niederlage (1788 bis 1806/1807)
Gustav von Rauch war inzwischen, dem Beispiel des Vaters folgend, in das Ingenieurkorps eingetreten. Als 1788 in Potsdam die Ingenieurakademie (Ecole de génie), an der sein Vater Lehrer war, eingerichtet wurde, fand er als Eleve dort Aufnahme. Er erhielt am 6. April 1790 die Beförderung zum etatmäßigen Leutnant im Ingenieurkorps und war bis zum Spätherbst 1796 bei Landesaufnahmen und Befestigungsarbeiten an der schlesisch-österreichischen Grenze und in den neuerworbenen Landesteilen eingesetzt und nahm auch an dem durch die dritte Teilung Polens verursachten Kriege des Jahres 1794 teil.
Dann wurde er Adjutant des damals sehr einflussreichen Generalquartiermeisters und Chefs des Ingenieurkorps, Generalleutnant Levin von Geusau in Berlin. Dadurch erhielt seine militärische Laufbahn eine Wendung, die ihn früh in den Stabsdienst einführte. Am 14. Januar 1802 kam er als Quartiermeisterleutnant in den neugebildeten Generalstab, wurde am 12. Dezember 1803 Kapitän und 1805 dem „vortragenden Generaladjutanten“ von König Friedrich Wilhelm III., Oberst Friedrich von Kleist zugeteilt. Im Generalstab, in dem er am 22. Oktober 1805 zum Major und Generalquartiermeister befördert worden war, machte er nun die ergebnislos gebliebene Mobilmachung von 1805 und den Krieg von 1806/07 mit.
Es zeigte sich schon damals, dass Rauchs Ansichten über Kriegführung mehr der methodischen, abstrakte Anschauungen von Geländeeinflüssen und Nutzanwendung mathematischer Lehrsätze auf militärische Maßnahmen überlieferten Art anhafteten als den neuen Grundsätzen, nach denen der taktische Sieg über das feindliche Heer das wichtigste Ziel des Feldherrn sein sollte. So gehörte er zu denen, die im Jahre 1806 nicht zu dem Gedanken eines entschiedenen offensiven Vorgehens gegen die napoleonische Armee tendierten, sondern die Maßnahmen empfahlen, die zur Teilung der eigenen Kräfte in die am 14. Oktober bei Jena und Auerstedt getrennt geschlagenen Heerhaufen führten.
Rauch kam dann unter glücklichen Umständen nach Preußen zurück und wurde im Frühjahr 1807 Generalstabschef des russischen Generals Kamenski II. Dieser sollte mit einem in Pillau eingeschifften und in Neufahrwasser gelandeten russisch-preußischen Heere dem bedrängten Danzig Entsatz bringen. Nachdem dieser Versuch gescheitert war, wurde Rauch Generalstabschef bei General von Rüchel, dem Gouverneur von Königsberg.
Wirken während der Heeresreform und in den Befreiungskriegen (1807 bis 1815)
Nach Friedensschluss kehrte Rauch zum königlichen Gefolge zurück, wurde dem General von Scharnhorst zugeteilt und leistete diesem bei den Arbeiten zur Neuordnung der Preußischen Armee wesentliche Dienste. Scharnhorst schlug ihn als Mitglied einer unter seinem Vorsitz einzusetzenden Kommission zur Reorganisation des Ingenieurkorps vor und schrieb: „Rauch war früher von dem Oberst von Wassenbach als ein geschickter, ganz vorzüglich brauchbarer Offizier empfohlen, hatte im letzten Kriege viele besondere Aufträge mit Zufriedenheit des Königs ausgeführt, versieht seine Geschäfte mit seltenem Eifer und wurde ohne Vorschlag von Sr. Majestät befördert“. 1812 fand er mit Blick auf Rauchs Verdienste um die neuerrichteten Kriegsschulen in einem Brief an diesen die anerkennenden Worten: „Ohne Ihre Ordnungsliebe, Betriebsamkeit, Menschenkenntnis und Einsicht würde der mir bestimmte Wirkungskreis schlecht verwaltet werden.“
Rauch blieb in diesen Dienstverhältnissen bis zu den Befreiungskriegen. Am 12. Februar 1809 wurde er Direktor der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, und hatte in dieser Funktion in allen sachlichen Angelegenheiten, die seinen Bereich betrafen, unmittelbaren Vortrag beim König. Am 16. März 1812 wurde er, als die politischen Verhältnisse die Enthebung Scharnhorsts von seinen Geschäften einschließlich des Kommandos des Ingenieurkorps, erfolgte, unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalquartiermeisterleutnant interimistischer Kommandeur des Ingenieurkorps. Der König sprach damals die Erwartung aus, dass Rauch „das Allerhöchste Vertrauen in der von ihm gewohnten Weise rechtfertigen werde“.
Beim Beginn des Befreiungskrieges trat Rauch, seit dem 14. August 1812 Oberst, übernahm er eine besondere Aufgabe, indem er am 1. März 1813 Generalstabschef beim Korps des Generals von Yorck wurde, das bei Berlin eine neue Formation erhielt. Die Zusammenarbeit war davon geprägt, dass Yorck als schwieriger Vorgesetzter galt. Vertrauen und Wertschätzung mussten erkämpft werden, keinem Menschen sei er von vornherein mit einem günstigen Urteil gegenübergetreten. Weder Rauchs Persönlichkeit noch seine eher gelehrte als praktische Art passte zu Yorck, der ihn „langweilig“ fand, ihn bald ganz „zur Seite liegen ließ“ [1]. Dass dieses Urteil nicht ganz richtig ist, beweist unter anderem ein Satz aus Yorcks Bericht über das Gefecht bei Königswartha-Weißig am 19. Mai 1813: „Vorzüglich erwähne ich auch bei dieser Gelegenheit den Chef meines Generalstabes, den Obrist von Rauch, dem ich die Ordnung, mit welcher der nächtliche Rückzug durch die Defiléen vor sich ging, ganz besonders zuschreiben muß.“
Während des vorübergehenden Waffenstillstandes wurde Rauch indessen eine andere Aufgabe zugewiesen. Seit dem 7. Juli Generalmajor, wurde er nach Scharnhorsts Tod am 21. Juli Chef des Ingenieurkorps und zugleich an Gneisenaus Stelle interimistischer Generalstabschef von General Blücher. Daneben wirkte er als Bevollmächtigter des Kriegsministeriums für die Ergänzung und Wiederaufrüstung des Heeres. Als bei Neubeginn der Feindseligkeiten Gneisenau seinen Posten wieder übernommen hatte, blieb Rauch auf Blüchers Wunsch in dessen Generalstab und nahm mit ihm an den weiteren Ereignissen des Krieges teil; er wurde vor allem bei der Anlage von Befestigungswerken und anderen bautechnischen Arbeiten gebraucht (Verschanzungen bei Wartenburg, Brückenschlag bei Halle). Dass hingegen sein methodischer Geist kaum zu den in Blüchers Stab maßgebenden Ansichten zur Kriegführung passte, bewies er durch eine Denkschrift, die von dem Anfang Oktober ausgeführten folgenschweren Elbübergang abriet, „weil der Zustand der schlesischen Festungen nicht gut genug sei, um im Falle des Mißlingens das Heer genügend sicher zu stellen“.
Als die Armee am Rhein angekommen war, wurden ihm die Aufgaben als Chef des Allgemeinen Kriegs- und Militärdepartements im Kriegsministerium übertragen, de facto die Funktion als Kriegsminister. Später nahm er, nachdem er eine Zeit lang in Berlin gewesen war, an den ergebnislos gebliebenen Waffenstillstandsverhandlungen in Chaumont und in Lusigny-sur-Barse teil. Nach Abschluss des Pariser Friedens erfolgte am 3. Juni 1814 seine Ernennung zum Chef des Ingenieurkorps und Generalinspekteur der Festungen, wodurch er an die Spitze der zwei bislang getrennten, aber verwandten Dienstzweige trat.
Nachdem er den König nach England begleitet hatte, begab er sich zunächst wieder nach Berlin, kehrte aber wegen der wachsenden Kriegsgefahr an die französische Grenze zurück, um die Festungsbauten am Rhein zu leiten. Der König schrieb ihm am 15. April 1815, er sähe diese Aufgabe als eine so wichtige an, dass er dieselbe nur Rauchs eigenen Händen anvertrauen könne. Dies wurde jedoch dadurch eingeschränkt, dass Blücher die Absendung zahlreicher Pioniere zur Feldarmee verlangte, was zu Differenzen zwischen den beiden Generalen führte. Der rasche Verlauf des Krieges mit dem Sieg über Napoleon ließ die Meinungsverschiedenheiten hinfällig werden und Rauch konnte nach Berlin zurückkehren und sich der Aufgabe einer Neugestaltung des ihm unterstellten Ingenieurkorps widmen.
Reorganisation des Ingenieur- und Pionierwesens (ab 1816)
Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof, Berlin
Hierbei handelte es sich nicht allein um das Schaffen neuer Formen, sondern um das Ordnen verworrener und verwickelter Verhältnisse, sowie um eine Vermehrung der Truppen und zahlreiche Festungsbauten. An der Herstellung der dazu erforderlichen Grundlagen hatte der Kriegsminister Hermann von Boyen großen Anteil; die Ausführung der Reorganisation im Einzelnen, die durch eine Allerhöchste Kabinettsorde (A.K.O) vom 27. März 1816 die königliche Genehmigung erhielt, wurde Rauch übertragen. Die Lösung der schwierigen Aufgabe gelang ihm in großem Umfang. Das Vertrauen, das der König ihm persönlich schenkte, seine Vorsicht, mit der nur wohldurchdachte, fest begründete und realistische Anträge stellte, seine eigene große Menschenkenntnis und seine Einsicht in alle relevanten Verhältnisse sicherten seinen Vorschlägen fast immer den Erfolg.
Es gelang ihm, durch großes Wohlwollen, ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Unparteilichkeit das Vertrauen und die Achtung seiner Untergebenen zu erwerben. Auch die russischen Herrscher bedienten sich seines Rates: Auf Wunsch von Kaiser Alexander I. besichtigte er 1822 die Festungen des Zarenreiches und auf Wunsch von Kaiser Nikolaus I., dessen Krönung er 1829 als preußischer Abgesandter beiwohnte, im Jahre 1825 die polnischen Festungen. Am 30. März 1829 wurde er zum General der Infanterie befördert, am 21. November 1831 zum Mitglied des Staatsrates ernannt und am 18. Januar 1833 mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet.
Kriegsminister und späte Jahre (1837 bis zum Tod 1841)
Als Anfang 1837 General von Witzleben aus gesundheitlichen Gründen zeitweise von der Wahrnehmung der Geschäfte als Kriegsminister entbunden wurde, wurde Rauch dessen Vertretung übertragen. Nach Witzlebens Tod erfolgte am 30. Juli 1837 seine Ernennung zum Staats- und Kriegsminister.
Er blieb jedoch nicht lange in diesem Amt. Seit Ende 1838 gesundheitlich beeinträchtigt, bat er Anfang Februar 1841 um seinen Abschied, der ihm am 28. Februar gewährt wurde. Bald darauf starb er. Gustav von Rauch wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Seine Ruhestätte ist eine Ehrengrabstätte des Landes Berlin.[2]
Familie
Er war seit 1802 mit Karoline Christiane Amalie von Geusau (1780–1867), der Tochter des Generalleutnant Levin von Geusau verheiratet. Die Ehe wurde 1815 aber geschieden. Der gemeinsame Sohn Adolf (* 25. August 1805: † 26. Juni 1877) wurde Hofchef der Prinzessin Luise von Preußen. Seine zweite Frau wurde Rosalie von Holtzendorff (1790–1862). Sie war die Enkelin des Generalmajors Georg Ernst von Holtzendorff. Er hatte mit ihr mehrere Söhne, darunter:
Gustav Waldemar (1819–1890), preußischer General der Kavallerie
Ferdinand (Fedor) (* 8. August 1822; † 15. Januar 1892), preußischer Militär später Oberstallmeister ∞ 1856 Elisabeth von Waldersee (* 16. Februar 1837; † 2. März 1914) (Enkelin von Franz von Waldersee)
Albert (1829–1901), preußischer General der Infanterie
Seine Tochter Rosalie von Rauch (1820–1879) wurde am 13. Juni 1853 in Berlin in morganatischer Ehe mit Prinz Albrecht von Preußen verheiratet, der 1849 von Marianne von Oranien-Nassau geschieden worden war. Im Mai 1853 wurde sie zur „Gräfin von Hohenau“ erhoben.
Rezeption
Ehrenbürgerwürde in Berlin
Gustav von Rauch wurde im April 1840 der 16. Ehrenbürger Berlins.
Ehrung durch die Preußische Armee
Für die Verdienste Rauchs um den Aufbau der preußischen Pioniertruppen im 19. Jahrhundert erhielt 1889 ihm zu Ehren das Brandenburgische Pionier-Bataillon Nr. 3 in Torgau seinen Namen: Pionier-Bataillon „von Rauch“ (Brandenburgisches) Nr. 3.
Straßenbenennung
In Spandau, das ab 1896 Standort des Pionier-Bataillons von Rauch (Brandenburgisches) Nr. 3 war, wurde 1900 eine Straße in Hakenfelde nach Rauch benannt.[3]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben
Herkunft und Familie
Rauchs Vater, Bonaventura von Rauch, ein gebürtiger Bayer und verheiratet mit Johanna, geborene Bandel, war Ingenieurcapitän in braunschweigischen Diensten, trat aber 1777 in die Preußische Armee ein und wurde 1788 Lehrer und 1798 Direktor der Ingenieurakademie. Als diese durch die Kriegsereignisse des Jahres 1806 aufgelöst wurde, wurde Rauch sen., damals Generalmajor, nach Stettin gesandt und als Vizekommandant mit der Oberaufsicht über die vorzunehmenden Verteidigungsarbeiten betraut. Die Festung wurde durch den Gouverneur, General Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg, am 30. Oktober gegenüber der leichten Reiterei des Generals Antoine-Charles-Louis de Lasalle ohne Widerstand aufgegeben. Sowohl der Kommandant als auch der Vizekommandant waren mit den Maßnahmen Rombergs einverstanden. Rauch sen. wurde mit Festungshaft in Spandau bestraft und anschließend aus dem Dienst entlassen. Er starb 1814.
Werdegang bis zur preußischen Niederlage (1788 bis 1806/1807)
Gustav von Rauch war inzwischen, dem Beispiel des Vaters folgend, in das Ingenieurkorps eingetreten. Als 1788 in Potsdam die Ingenieurakademie (Ecole de génie), an der sein Vater Lehrer war, eingerichtet wurde, fand er als Eleve dort Aufnahme. Er erhielt am 6. April 1790 die Beförderung zum etatmäßigen Leutnant im Ingenieurkorps und war bis zum Spätherbst 1796 bei Landesaufnahmen und Befestigungsarbeiten an der schlesisch-österreichischen Grenze und in den neuerworbenen Landesteilen eingesetzt und nahm auch an dem durch die dritte Teilung Polens verursachten Kriege des Jahres 1794 teil.
Dann wurde er Adjutant des damals sehr einflussreichen Generalquartiermeisters und Chefs des Ingenieurkorps, Generalleutnant Levin von Geusau in Berlin. Dadurch erhielt seine militärische Laufbahn eine Wendung, die ihn früh in den Stabsdienst einführte. Am 14. Januar 1802 kam er als Quartiermeisterleutnant in den neugebildeten Generalstab, wurde am 12. Dezember 1803 Kapitän und 1805 dem „vortragenden Generaladjutanten“ von König Friedrich Wilhelm III., Oberst Friedrich von Kleist zugeteilt. Im Generalstab, in dem er am 22. Oktober 1805 zum Major und Generalquartiermeister befördert worden war, machte er nun die ergebnislos gebliebene Mobilmachung von 1805 und den Krieg von 1806/07 mit.
Es zeigte sich schon damals, dass Rauchs Ansichten über Kriegführung mehr der methodischen, abstrakte Anschauungen von Geländeeinflüssen und Nutzanwendung mathematischer Lehrsätze auf militärische Maßnahmen überlieferten Art anhafteten als den neuen Grundsätzen, nach denen der taktische Sieg über das feindliche Heer das wichtigste Ziel des Feldherrn sein sollte. So gehörte er zu denen, die im Jahre 1806 nicht zu dem Gedanken eines entschiedenen offensiven Vorgehens gegen die napoleonische Armee tendierten, sondern die Maßnahmen empfahlen, die zur Teilung der eigenen Kräfte in die am 14. Oktober bei Jena und Auerstedt getrennt geschlagenen Heerhaufen führten.
Rauch kam dann unter glücklichen Umständen nach Preußen zurück und wurde im Frühjahr 1807 Generalstabschef des russischen Generals Kamenski II. Dieser sollte mit einem in Pillau eingeschifften und in Neufahrwasser gelandeten russisch-preußischen Heere dem bedrängten Danzig Entsatz bringen. Nachdem dieser Versuch gescheitert war, wurde Rauch Generalstabschef bei General von Rüchel, dem Gouverneur von Königsberg.
Wirken während der Heeresreform und in den Befreiungskriegen (1807 bis 1815)
Nach Friedensschluss kehrte Rauch zum königlichen Gefolge zurück, wurde dem General von Scharnhorst zugeteilt und leistete diesem bei den Arbeiten zur Neuordnung der Preußischen Armee wesentliche Dienste. Scharnhorst schlug ihn als Mitglied einer unter seinem Vorsitz einzusetzenden Kommission zur Reorganisation des Ingenieurkorps vor und schrieb: „Rauch war früher von dem Oberst von Wassenbach als ein geschickter, ganz vorzüglich brauchbarer Offizier empfohlen, hatte im letzten Kriege viele besondere Aufträge mit Zufriedenheit des Königs ausgeführt, versieht seine Geschäfte mit seltenem Eifer und wurde ohne Vorschlag von Sr. Majestät befördert“. 1812 fand er mit Blick auf Rauchs Verdienste um die neuerrichteten Kriegsschulen in einem Brief an diesen die anerkennenden Worten: „Ohne Ihre Ordnungsliebe, Betriebsamkeit, Menschenkenntnis und Einsicht würde der mir bestimmte Wirkungskreis schlecht verwaltet werden.“
Rauch blieb in diesen Dienstverhältnissen bis zu den Befreiungskriegen. Am 12. Februar 1809 wurde er Direktor der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, und hatte in dieser Funktion in allen sachlichen Angelegenheiten, die seinen Bereich betrafen, unmittelbaren Vortrag beim König. Am 16. März 1812 wurde er, als die politischen Verhältnisse die Enthebung Scharnhorsts von seinen Geschäften einschließlich des Kommandos des Ingenieurkorps, erfolgte, unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalquartiermeisterleutnant interimistischer Kommandeur des Ingenieurkorps. Der König sprach damals die Erwartung aus, dass Rauch „das Allerhöchste Vertrauen in der von ihm gewohnten Weise rechtfertigen werde“.
Beim Beginn des Befreiungskrieges trat Rauch, seit dem 14. August 1812 Oberst, übernahm er eine besondere Aufgabe, indem er am 1. März 1813 Generalstabschef beim Korps des Generals von Yorck wurde, das bei Berlin eine neue Formation erhielt. Die Zusammenarbeit war davon geprägt, dass Yorck als schwieriger Vorgesetzter galt. Vertrauen und Wertschätzung mussten erkämpft werden, keinem Menschen sei er von vornherein mit einem günstigen Urteil gegenübergetreten. Weder Rauchs Persönlichkeit noch seine eher gelehrte als praktische Art passte zu Yorck, der ihn „langweilig“ fand, ihn bald ganz „zur Seite liegen ließ“ [1]. Dass dieses Urteil nicht ganz richtig ist, beweist unter anderem ein Satz aus Yorcks Bericht über das Gefecht bei Königswartha-Weißig am 19. Mai 1813: „Vorzüglich erwähne ich auch bei dieser Gelegenheit den Chef meines Generalstabes, den Obrist von Rauch, dem ich die Ordnung, mit welcher der nächtliche Rückzug durch die Defiléen vor sich ging, ganz besonders zuschreiben muß.“
Während des vorübergehenden Waffenstillstandes wurde Rauch indessen eine andere Aufgabe zugewiesen. Seit dem 7. Juli Generalmajor, wurde er nach Scharnhorsts Tod am 21. Juli Chef des Ingenieurkorps und zugleich an Gneisenaus Stelle interimistischer Generalstabschef von General Blücher. Daneben wirkte er als Bevollmächtigter des Kriegsministeriums für die Ergänzung und Wiederaufrüstung des Heeres. Als bei Neubeginn der Feindseligkeiten Gneisenau seinen Posten wieder übernommen hatte, blieb Rauch auf Blüchers Wunsch in dessen Generalstab und nahm mit ihm an den weiteren Ereignissen des Krieges teil; er wurde vor allem bei der Anlage von Befestigungswerken und anderen bautechnischen Arbeiten gebraucht (Verschanzungen bei Wartenburg, Brückenschlag bei Halle). Dass hingegen sein methodischer Geist kaum zu den in Blüchers Stab maßgebenden Ansichten zur Kriegführung passte, bewies er durch eine Denkschrift, die von dem Anfang Oktober ausgeführten folgenschweren Elbübergang abriet, „weil der Zustand der schlesischen Festungen nicht gut genug sei, um im Falle des Mißlingens das Heer genügend sicher zu stellen“.
Als die Armee am Rhein angekommen war, wurden ihm die Aufgaben als Chef des Allgemeinen Kriegs- und Militärdepartements im Kriegsministerium übertragen, de facto die Funktion als Kriegsminister. Später nahm er, nachdem er eine Zeit lang in Berlin gewesen war, an den ergebnislos gebliebenen Waffenstillstandsverhandlungen in Chaumont und in Lusigny-sur-Barse teil. Nach Abschluss des Pariser Friedens erfolgte am 3. Juni 1814 seine Ernennung zum Chef des Ingenieurkorps und Generalinspekteur der Festungen, wodurch er an die Spitze der zwei bislang getrennten, aber verwandten Dienstzweige trat.
Nachdem er den König nach England begleitet hatte, begab er sich zunächst wieder nach Berlin, kehrte aber wegen der wachsenden Kriegsgefahr an die französische Grenze zurück, um die Festungsbauten am Rhein zu leiten. Der König schrieb ihm am 15. April 1815, er sähe diese Aufgabe als eine so wichtige an, dass er dieselbe nur Rauchs eigenen Händen anvertrauen könne. Dies wurde jedoch dadurch eingeschränkt, dass Blücher die Absendung zahlreicher Pioniere zur Feldarmee verlangte, was zu Differenzen zwischen den beiden Generalen führte. Der rasche Verlauf des Krieges mit dem Sieg über Napoleon ließ die Meinungsverschiedenheiten hinfällig werden und Rauch konnte nach Berlin zurückkehren und sich der Aufgabe einer Neugestaltung des ihm unterstellten Ingenieurkorps widmen.
Reorganisation des Ingenieur- und Pionierwesens (ab 1816)
Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof, Berlin
Hierbei handelte es sich nicht allein um das Schaffen neuer Formen, sondern um das Ordnen verworrener und verwickelter Verhältnisse, sowie um eine Vermehrung der Truppen und zahlreiche Festungsbauten. An der Herstellung der dazu erforderlichen Grundlagen hatte der Kriegsminister Hermann von Boyen großen Anteil; die Ausführung der Reorganisation im Einzelnen, die durch eine Allerhöchste Kabinettsorde (A.K.O) vom 27. März 1816 die königliche Genehmigung erhielt, wurde Rauch übertragen. Die Lösung der schwierigen Aufgabe gelang ihm in großem Umfang. Das Vertrauen, das der König ihm persönlich schenkte, seine Vorsicht, mit der nur wohldurchdachte, fest begründete und realistische Anträge stellte, seine eigene große Menschenkenntnis und seine Einsicht in alle relevanten Verhältnisse sicherten seinen Vorschlägen fast immer den Erfolg.
Es gelang ihm, durch großes Wohlwollen, ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Unparteilichkeit das Vertrauen und die Achtung seiner Untergebenen zu erwerben. Auch die russischen Herrscher bedienten sich seines Rates: Auf Wunsch von Kaiser Alexander I. besichtigte er 1822 die Festungen des Zarenreiches und auf Wunsch von Kaiser Nikolaus I., dessen Krönung er 1829 als preußischer Abgesandter beiwohnte, im Jahre 1825 die polnischen Festungen. Am 30. März 1829 wurde er zum General der Infanterie befördert, am 21. November 1831 zum Mitglied des Staatsrates ernannt und am 18. Januar 1833 mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet.
Kriegsminister und späte Jahre (1837 bis zum Tod 1841)
Als Anfang 1837 General von Witzleben aus gesundheitlichen Gründen zeitweise von der Wahrnehmung der Geschäfte als Kriegsminister entbunden wurde, wurde Rauch dessen Vertretung übertragen. Nach Witzlebens Tod erfolgte am 30. Juli 1837 seine Ernennung zum Staats- und Kriegsminister.
Er blieb jedoch nicht lange in diesem Amt. Seit Ende 1838 gesundheitlich beeinträchtigt, bat er Anfang Februar 1841 um seinen Abschied, der ihm am 28. Februar gewährt wurde. Bald darauf starb er. Gustav von Rauch wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Seine Ruhestätte ist eine Ehrengrabstätte des Landes Berlin.[2]
Familie
Er war seit 1802 mit Karoline Christiane Amalie von Geusau (1780–1867), der Tochter des Generalleutnant Levin von Geusau verheiratet. Die Ehe wurde 1815 aber geschieden. Der gemeinsame Sohn Adolf (* 25. August 1805: † 26. Juni 1877) wurde Hofchef der Prinzessin Luise von Preußen. Seine zweite Frau wurde Rosalie von Holtzendorff (1790–1862). Sie war die Enkelin des Generalmajors Georg Ernst von Holtzendorff. Er hatte mit ihr mehrere Söhne, darunter:
Gustav Waldemar (1819–1890), preußischer General der Kavallerie
Ferdinand (Fedor) (* 8. August 1822; † 15. Januar 1892), preußischer Militär später Oberstallmeister ∞ 1856 Elisabeth von Waldersee (* 16. Februar 1837; † 2. März 1914) (Enkelin von Franz von Waldersee)
Albert (1829–1901), preußischer General der Infanterie
Seine Tochter Rosalie von Rauch (1820–1879) wurde am 13. Juni 1853 in Berlin in morganatischer Ehe mit Prinz Albrecht von Preußen verheiratet, der 1849 von Marianne von Oranien-Nassau geschieden worden war. Im Mai 1853 wurde sie zur „Gräfin von Hohenau“ erhoben.
Rezeption
Ehrenbürgerwürde in Berlin
Gustav von Rauch wurde im April 1840 der 16. Ehrenbürger Berlins.
Ehrung durch die Preußische Armee
Für die Verdienste Rauchs um den Aufbau der preußischen Pioniertruppen im 19. Jahrhundert erhielt 1889 ihm zu Ehren das Brandenburgische Pionier-Bataillon Nr. 3 in Torgau seinen Namen: Pionier-Bataillon „von Rauch“ (Brandenburgisches) Nr. 3.
Straßenbenennung
In Spandau, das ab 1896 Standort des Pionier-Bataillons von Rauch (Brandenburgisches) Nr. 3 war, wurde 1900 eine Straße in Hakenfelde nach Rauch benannt.[3]
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