Georg Talbot
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Georg Talbot
Georg Talbot (* 16. Februar 1864 in Aachen; † 6. August 1948 ebenda) war ein Eisenbahningenieur und Aachener Fabrikant sowie ein Förderer des Pferdesports.
Leben und Wirken
Georg Talbot war der Sohn des Kommerzienrat und Leiters der Waggonfabrik Talbot Carl Gustav Talbot (1829–1899) und der Clémence Piedboeuf (1835–1912), Tochter des Industriellen Jean Pascal Piedboeuf (1813–1879), dem Gründer des Eisenblech-Walzwerkes Piedboeuf, Dawans & Co und des Röhrenwerkes J. P. Piedboeuf & Co., beide in Düsseldorf-Oberbilk sowie Kgl. belgischer Konsul in Aachen. Nach seinem Studium der Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Karlsruhe und der Technischen Hochschule Aachen und seiner Praktikantenzeit in Belgien und England 1887 trat Georg Talbot in die von seinem Großvater Johann Hugo Jakob Talbot (1794–1850) gegründete Aachener Waggonfabrik ein und leitete diese nach dem Tod seines Vaters in dritter Generation bis zu seinem Tode. Anschließend wurde das Unternehmen von seinem Sohn Richard Talbot (1896–1987) als Geschäftsführer weitergeführt, der es wiederum seinem Neffen Kurt Capellmann übertrug.
1891 erhielt Georg Talbot sein erstes Patent auf den „Talbot-Selbstentlader“. Die Konstruktion dieses Wagens ermöglichte über alle bisherigen Entwicklungen hinaus eine vollständige automatische Entladung des Schüttgutes (z. B. Erz, Kohle, Kies oder landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln oder Rüben) beiderseits der Schienen, die aufwendige manuelle Entladung oder das Kippen des ganzen Wagens wurden dadurch überflüssig. Diese Wagenbauart und ihre Weiterentwicklungen konnten sich weltweit durchsetzen und stellten für ein Jahrhundert eine der wirtschaftlichen Säulen der Waggonfabrik Talbot dar.
Dass Georg Talbot der Aachener Wirtschaft und Technischen Hochschule eng verbunden war, fand seinen Ausdruck darin, dass er von 1914 bis 1924 Präsident der Aachener Industrie- und Handelskammer war und von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zum Doktor-Ingenieur Ehren halber ernannt und mit der Würde eines Ehrensenators (1934) ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus war Talbot 1921 Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages[1]
Außerhalb seines beruflichen Engagement war Talbot ein der Kultur und dem Pferdesport verbundener Mensch. Musisch vielseitig interessiert, war er nicht nur ein kenntnisreicher Sammler und Spieler alter Meistergeigen, sondern auch Gründer eines Aachener Männerchores und eines kleinen Hausorchesters. Darüber hinaus gehörte er der Erholungsgesellschaft Aachen und dem Club Aachener Casino an. Seine Leidenschaft zum Pferdesport band ihn frühzeitig an den Aachen-Laurensberger Rennverein, dem er bis zum Lebensende einer der bedeutendsten Förderer geblieben ist. Auf den von diesem Verein ausgerichteten Turnieren war er mit seinen Viererzügen ein aktiver wie vor allem auch erfolgreicher Fahrer. Seit 1928 wurde auf seine Initiative hin im Rahmen der Vielseitigkeitsprüfung ein gestifteter Talbot-Preis ausgeritten.
Darüber hinaus engagierte sich Talbot maßgeblich im sozialen Bereich und verwaltete beispielsweise zusammen mit seinen Geschwistern die nach ihrer Mutter benannte Stiftung für kranke und erholungsbedürftige Kinder minderbemittelter Stände aus Aachen, aus deren Stiftungsvermögen unter anderem 1916 der Neubau einer Kindererholungsstätte finanziert wurde, welche daraufhin als Talbotheim getauft und später in Maria im Tann umbenannt wurde. Außerdem finanzierte er 1935 zusammen mit seinem Sohn Richard eine betriebliche Siedlungsgemeinschaft am Fuße des Lousbergs, die mehrere hundert Häuser umfasst und den Namen Talbothof erhielt.
Georg Talbot führte den Titel Geheimer Kommerzienrat.
Familie
Georg Talbot war verheiratet mit Eugénie Piedboeuf (1868–1921), Tochter des Dampfkesselfabrikanten und Kgl. belgischen Konsuls in Aachen Eugène Piedboeuf (1837–1903) und der Maria Philips (1842–1904) aus den Niederlanden. Mit Eugénie hatte Georg neben den bereits erwähnten Richard noch den Sohn Herbert (1906–1977) und die Tochter Georgette (1893–1991). Diese heiratete den Verleger Paul Capellmann (1887–1947) und wurde später selbst Verlegerin des Prestel-Verlags. Deren Sohn Kurt Capellmann wurde nach Richard Talbot Inhaber der Waggonfabrik und war darüber hinaus ein bedeutender Dressurreiter und Vater der heute ebenfalls erfolgreichen Dresurreiterinnen Gina Capellmann-Lütkemeier und Nadine Capellmann.
Bereits 1914 erwarb Georg Talbot für die Familie westlich von Aachen an der Straße nach Eupen ein altes Gut, welches er bis 1925 von dem Architekten Fritz Bräuning im englischen Stil und mit zahlreichen Stallungen versehen neu aufbauen ließ. Noch heute leben auf diesem zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gut Grenzhof mit seinem idealen Reit- und Fahrgelände seine Nachkommen. Georg Talbot wurde in der Familiengruft auf dem Aachener Ostfriedhof bestattet.
Ehrungen
1914 Ehrendoktorwürde der RWTH-Aachen
1924 Ehrenbürger der RWTH-Aachen
1934 Ehrensenator der RWTH-Aachen
Namensgebungen ihm zu Ehren und Gedenken:
Talbothalle als Turn- und Versammlungshalle auf dem Campus (1914)
Talbotheim, ein Erholungsheim für Kinder im Aachener Stadtwald
Talbotstiftungen, Stiftungen für bedürftige Mitglieder des städtischen Orchesters (1916) und für die Handelskammer Aachen weiterzureichen für gemeinnützige und soziale Zwecke (1917)
Talbotstraße in Aachen (1930)
Talbothof, betriebliche Siedlungsgemeinschaft an der Jülicher Straße, die mehrere hundert Häuser umfasst und die Georg Talbot 1935 zusammen mit seinem Sohn Richard finanziert hat
Geheimrat-Talbot-Gedächtnispreis für Vielseitigkeitsfahrer beim CHIO Aachen (ab 1957)
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben und Wirken
Georg Talbot war der Sohn des Kommerzienrat und Leiters der Waggonfabrik Talbot Carl Gustav Talbot (1829–1899) und der Clémence Piedboeuf (1835–1912), Tochter des Industriellen Jean Pascal Piedboeuf (1813–1879), dem Gründer des Eisenblech-Walzwerkes Piedboeuf, Dawans & Co und des Röhrenwerkes J. P. Piedboeuf & Co., beide in Düsseldorf-Oberbilk sowie Kgl. belgischer Konsul in Aachen. Nach seinem Studium der Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Karlsruhe und der Technischen Hochschule Aachen und seiner Praktikantenzeit in Belgien und England 1887 trat Georg Talbot in die von seinem Großvater Johann Hugo Jakob Talbot (1794–1850) gegründete Aachener Waggonfabrik ein und leitete diese nach dem Tod seines Vaters in dritter Generation bis zu seinem Tode. Anschließend wurde das Unternehmen von seinem Sohn Richard Talbot (1896–1987) als Geschäftsführer weitergeführt, der es wiederum seinem Neffen Kurt Capellmann übertrug.
1891 erhielt Georg Talbot sein erstes Patent auf den „Talbot-Selbstentlader“. Die Konstruktion dieses Wagens ermöglichte über alle bisherigen Entwicklungen hinaus eine vollständige automatische Entladung des Schüttgutes (z. B. Erz, Kohle, Kies oder landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln oder Rüben) beiderseits der Schienen, die aufwendige manuelle Entladung oder das Kippen des ganzen Wagens wurden dadurch überflüssig. Diese Wagenbauart und ihre Weiterentwicklungen konnten sich weltweit durchsetzen und stellten für ein Jahrhundert eine der wirtschaftlichen Säulen der Waggonfabrik Talbot dar.
Dass Georg Talbot der Aachener Wirtschaft und Technischen Hochschule eng verbunden war, fand seinen Ausdruck darin, dass er von 1914 bis 1924 Präsident der Aachener Industrie- und Handelskammer war und von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zum Doktor-Ingenieur Ehren halber ernannt und mit der Würde eines Ehrensenators (1934) ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus war Talbot 1921 Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages[1]
Außerhalb seines beruflichen Engagement war Talbot ein der Kultur und dem Pferdesport verbundener Mensch. Musisch vielseitig interessiert, war er nicht nur ein kenntnisreicher Sammler und Spieler alter Meistergeigen, sondern auch Gründer eines Aachener Männerchores und eines kleinen Hausorchesters. Darüber hinaus gehörte er der Erholungsgesellschaft Aachen und dem Club Aachener Casino an. Seine Leidenschaft zum Pferdesport band ihn frühzeitig an den Aachen-Laurensberger Rennverein, dem er bis zum Lebensende einer der bedeutendsten Förderer geblieben ist. Auf den von diesem Verein ausgerichteten Turnieren war er mit seinen Viererzügen ein aktiver wie vor allem auch erfolgreicher Fahrer. Seit 1928 wurde auf seine Initiative hin im Rahmen der Vielseitigkeitsprüfung ein gestifteter Talbot-Preis ausgeritten.
Darüber hinaus engagierte sich Talbot maßgeblich im sozialen Bereich und verwaltete beispielsweise zusammen mit seinen Geschwistern die nach ihrer Mutter benannte Stiftung für kranke und erholungsbedürftige Kinder minderbemittelter Stände aus Aachen, aus deren Stiftungsvermögen unter anderem 1916 der Neubau einer Kindererholungsstätte finanziert wurde, welche daraufhin als Talbotheim getauft und später in Maria im Tann umbenannt wurde. Außerdem finanzierte er 1935 zusammen mit seinem Sohn Richard eine betriebliche Siedlungsgemeinschaft am Fuße des Lousbergs, die mehrere hundert Häuser umfasst und den Namen Talbothof erhielt.
Georg Talbot führte den Titel Geheimer Kommerzienrat.
Familie
Georg Talbot war verheiratet mit Eugénie Piedboeuf (1868–1921), Tochter des Dampfkesselfabrikanten und Kgl. belgischen Konsuls in Aachen Eugène Piedboeuf (1837–1903) und der Maria Philips (1842–1904) aus den Niederlanden. Mit Eugénie hatte Georg neben den bereits erwähnten Richard noch den Sohn Herbert (1906–1977) und die Tochter Georgette (1893–1991). Diese heiratete den Verleger Paul Capellmann (1887–1947) und wurde später selbst Verlegerin des Prestel-Verlags. Deren Sohn Kurt Capellmann wurde nach Richard Talbot Inhaber der Waggonfabrik und war darüber hinaus ein bedeutender Dressurreiter und Vater der heute ebenfalls erfolgreichen Dresurreiterinnen Gina Capellmann-Lütkemeier und Nadine Capellmann.
Bereits 1914 erwarb Georg Talbot für die Familie westlich von Aachen an der Straße nach Eupen ein altes Gut, welches er bis 1925 von dem Architekten Fritz Bräuning im englischen Stil und mit zahlreichen Stallungen versehen neu aufbauen ließ. Noch heute leben auf diesem zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gut Grenzhof mit seinem idealen Reit- und Fahrgelände seine Nachkommen. Georg Talbot wurde in der Familiengruft auf dem Aachener Ostfriedhof bestattet.
Ehrungen
1914 Ehrendoktorwürde der RWTH-Aachen
1924 Ehrenbürger der RWTH-Aachen
1934 Ehrensenator der RWTH-Aachen
Namensgebungen ihm zu Ehren und Gedenken:
Talbothalle als Turn- und Versammlungshalle auf dem Campus (1914)
Talbotheim, ein Erholungsheim für Kinder im Aachener Stadtwald
Talbotstiftungen, Stiftungen für bedürftige Mitglieder des städtischen Orchesters (1916) und für die Handelskammer Aachen weiterzureichen für gemeinnützige und soziale Zwecke (1917)
Talbotstraße in Aachen (1930)
Talbothof, betriebliche Siedlungsgemeinschaft an der Jülicher Straße, die mehrere hundert Häuser umfasst und die Georg Talbot 1935 zusammen mit seinem Sohn Richard finanziert hat
Geheimrat-Talbot-Gedächtnispreis für Vielseitigkeitsfahrer beim CHIO Aachen (ab 1957)
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