Die Schattenbank
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Die Schattenbank
Als Schattenbanken oder Schattenbanksystem werden verschieden Sachverhalte bezeichnet[1]:
Tochtergesellschaften von Banken, die außerhalb der Bankbilanzen tätig werden. Darunter fallen Conduits, Structured Investment Vehicles und einige Formen von Zweckgesellschaften.
Unternehmen, die ohne entsprechende Genehmigung, also unerlaubt, Geld- und Bankgeschäfte betreiben. Dies geht häufig mit betrügerischen Machenschaften und Geldwäsche einher.
Unternehmen, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens Finanzgeschäfte betreiben, aber keine Kreditinstitute sind, wie Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds[2].
Im Zusammenhang mit der Finanzkrise ab 2007 wird Schattenbank in den ersten beiden Bedeutungen als Schlagwort verwendet,[3] dabei wird normalerweise auf eine zu geringe Regulierung der Finanzmärkte abgestellt. Inwieweit Schattenbanken in dieser Finanzkrise eine wichtige Rolle gespielt haben, wird kontrovers diskutiert.
Bedeutung
In den Vereinigten Staaten hatten sich seit Beginn der 1990er Jahre die Schattenbanken stark vermehrt. Seit Mitte der 1990er Jahre übertraf ihre Bilanzsumme die der amerikanischen Geschäftsbanken. Im Jahr 1998 geriet der amerikanische Hedgefond Long-Term Capital Management (LTCM) als Folge von Verlusten in Milliardenhöhe in eine bedrohliche Krise. Weil LTCM sich bei Banken hohe Summen geliehen hatte, deren Rückzahlung fraglich wurde, organisierte die New Yorker National Federal Reserve Bank eine Rettungsaktion.[4]
Das Financial Stability Board erarbeitete in diesem Zusammenhang 2011 im Auftrag der G 20 eine umfassende Untersuchung.[5][6] Unter Schattenbanksystem wird darin im Wesentlichen ein neben dem traditionellen Bankensystem bestehendes System verstanden, das Intermediation von Krediten betreibt. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass das Schattenbanksystem in den untersuchten Jahren 2002 bis 2007 seinen Umsatz von rund 27 Billionen Dollar auf 60 Billionen Dollar mehr als verdoppelt hatte. Es stellte systemische Risiken und eine Neigung zur Verschiebung von Risiken in Volkswirtschaften mit geringeren Auflagen (Regulierungsarbitrage) fest. Daraus leitete es Empfehlungen zur Regulierung des Systems ab und wird ab 2012 jährlich über die Entwicklung berichten.[6] Bis 2011 wurde ein weiterer Anstieg auf 67 Billionen registriert, was einem Viertel der Gesamtumsätze auf dem globalen Kapitalmarkt entspricht.[7]
Eine Analyse des Office of Financial Research im US-Finanzministerium kam 2014 zu dem Schluss,[8] dass in der durch Liquidität getriebenen Finanzsituation sehr wenige, sehr große institutionelle Marktteilnehmer mit hervorragenden Informationsstrukturen gezwungen sind, große Mengen an sehr liquiden Mitteln risikolos anzulegen. Zum Jahresende 2013 hielten sie zusammen rund 6 Billionen USD. Aus strukturellen Gründen haben diese Akteure keinen Zugriff auf Zentralbankgeld der Typen M0, M1, M2, sondern sind gezwungen, die Mittel in Form von Repos im Schattenbanksektor anzulegen. Sie begeben sich also in einen Markt, auf dem ihnen immer ein risikogetriebener Anleger gegenübersteht. Das wird von den Autoren als wesentlicher Grund der Finanzmarktinstabilitäten angesehen:
„This is the fundamental reason behind the fickle and finicky nature of the wholesale funding market today, which is not as much an interbank but rather an institutional cash pools to wholesale banks and dealers market. […] This makes the rise of institutional cash pools a most fundamental, yet underappreciated source of systemic risk today. (Das ist der wesentliche Grund für die unstete und zimperliche Natur des aktuellen Wholesale-Funding-Markts, der nicht so sehr ein Interbankenhandel ist, sondern ein institutioneller Cashpool für Großbanken und Händler. [...] Das macht den Aufstieg von institutionellen Cash-Pools heute zu einer sehr grundlegenden, aber zu wenig begriffenen Quelle für systemische Risiken.)“ (Zoltan Poznar: Shadow Banking: The Money View, OFR Working Paper, 2. Juli 2014, S. 30)
2015 beträgt das Kreditvolumen der chinesischen Schattenbanken laut dem McKinsey Global Institute (MGI) 6,5 Billionen Dollar. Sie stehen für rund 30 Prozent aller chinesischen Schulden.[9]
Entwicklung
Auf europäischer Ebene versucht das Financial Stability Board (engl., dt. Finanzstabilitätsaufsicht, FSB), den genannten Empfehlungen mit direkten und indirekten Maßnahmen nachzukommen. Die Europäische Kommission als Mitglied des FSB prüft dazu Optionen und Schritte zur Regulierung von Schattenbanken. Im März 2012 veröffentlichte sie ein vorlegislatives Grünbuch,[10] das durch eine breite Konsultation von Interessengruppen Erwartungen und Standpunkte abfragen soll.[11] Im November 2012 folgte das Europäische Parlament mit einer Resolution, welche die Kommission zum Handeln aufforderte.[12]
Im August 2013 legte das FSB im Vorfeld des G20-Gipfels in Moskau einen Entwurf vor, der bis 2015 das Schattenbank-System in allen großen Wirtschaftsregionen regulieren soll.[13] Der Europaparlamentarier Sven Giegold (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass die Europäische Union die Vorschläge nicht schon vorher aufgegriffen hätte. Insbesondere sollen Geldmarktfonds auch weiterhin feste Rückkaufwerte vereinbaren dürfen, was sie zu Finanzierungsinstrumenten macht und Risiken bündelt.[14]
Ende Januar 2014 legte die EU-Kommission in Zusammenhang mit der Regulierung von Finanzrisiken auch einen Vorschlag bezüglich der Schattenbanken vor.[15] Darin schlägt sie eine Registrierungspflicht für Wertpapierleih-Geschäfte vor, um Transparenz an dieser Schnittstelle zwischen dem „normalen“ Bankensystem und Schattenbanken zu schaffen. Dies würde die Risikobewertung der Papiere erleichtern und den Kunden Zugang zu wesentlichen Informationen über die Geschäfte der involvierten Investmentfonds ermöglichen.
Im Juni 2014 stellte die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Elke König fest, dass in der jüngeren Zeit Banken große Bestände an Risikopapieren an Schattenbanken verkauft oder ausgelagert hätten. Das würde eine stärkere Regulierung der Schattenbanken erfordern, „weil das Risiko ja nicht einfach verschwindet, sondern nur woanders ist, und zwar dort, wo wir als Aufsicht nichts ausrichten können.“[16]
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde warnte zu einem Bericht des IWF im Herbst 2014 vor der Gefahr, die von dem immer weiter wachsenden, weitgehend unregulierten Schattenbanksektor auf die Weltwirtschaft ausgehe. Vermutlich würden dort mittlerweile Anlagen und Verbindlichkeiten im Wert von über 70 Milliarden US-Dollar (über 55 Milliarden Euro) verwaltet; in den USA sei der Bereich mittlerweile doppelt so groß wie der ganze Rest des Bankenbereichs, in Europa mache er gut die Hälfte aus, und in China entspreche die Bilanzsumme der Schattenbanken vermutlich mehr als einem Drittel der chinesischen Wirtschaftsleistung. Damit stellten Schattenbanken eine undurchsichtige Blackbox von riesigem Ausmaß dar:
„The problem about it is that we don't know about it. It's quite opaque.“ („Das Problem daran ist, dass wir nichts darüber wissen. Es ist ziemlich unklar.“)[17]
Nach einer Meldung der Zeit von Anfang Februar 2015 kamen in den USA mittlerweile die Hälfte aller Kredite von Schattenbanken.[18]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Tochtergesellschaften von Banken, die außerhalb der Bankbilanzen tätig werden. Darunter fallen Conduits, Structured Investment Vehicles und einige Formen von Zweckgesellschaften.
Unternehmen, die ohne entsprechende Genehmigung, also unerlaubt, Geld- und Bankgeschäfte betreiben. Dies geht häufig mit betrügerischen Machenschaften und Geldwäsche einher.
Unternehmen, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens Finanzgeschäfte betreiben, aber keine Kreditinstitute sind, wie Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds[2].
Im Zusammenhang mit der Finanzkrise ab 2007 wird Schattenbank in den ersten beiden Bedeutungen als Schlagwort verwendet,[3] dabei wird normalerweise auf eine zu geringe Regulierung der Finanzmärkte abgestellt. Inwieweit Schattenbanken in dieser Finanzkrise eine wichtige Rolle gespielt haben, wird kontrovers diskutiert.
Bedeutung
In den Vereinigten Staaten hatten sich seit Beginn der 1990er Jahre die Schattenbanken stark vermehrt. Seit Mitte der 1990er Jahre übertraf ihre Bilanzsumme die der amerikanischen Geschäftsbanken. Im Jahr 1998 geriet der amerikanische Hedgefond Long-Term Capital Management (LTCM) als Folge von Verlusten in Milliardenhöhe in eine bedrohliche Krise. Weil LTCM sich bei Banken hohe Summen geliehen hatte, deren Rückzahlung fraglich wurde, organisierte die New Yorker National Federal Reserve Bank eine Rettungsaktion.[4]
Das Financial Stability Board erarbeitete in diesem Zusammenhang 2011 im Auftrag der G 20 eine umfassende Untersuchung.[5][6] Unter Schattenbanksystem wird darin im Wesentlichen ein neben dem traditionellen Bankensystem bestehendes System verstanden, das Intermediation von Krediten betreibt. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass das Schattenbanksystem in den untersuchten Jahren 2002 bis 2007 seinen Umsatz von rund 27 Billionen Dollar auf 60 Billionen Dollar mehr als verdoppelt hatte. Es stellte systemische Risiken und eine Neigung zur Verschiebung von Risiken in Volkswirtschaften mit geringeren Auflagen (Regulierungsarbitrage) fest. Daraus leitete es Empfehlungen zur Regulierung des Systems ab und wird ab 2012 jährlich über die Entwicklung berichten.[6] Bis 2011 wurde ein weiterer Anstieg auf 67 Billionen registriert, was einem Viertel der Gesamtumsätze auf dem globalen Kapitalmarkt entspricht.[7]
Eine Analyse des Office of Financial Research im US-Finanzministerium kam 2014 zu dem Schluss,[8] dass in der durch Liquidität getriebenen Finanzsituation sehr wenige, sehr große institutionelle Marktteilnehmer mit hervorragenden Informationsstrukturen gezwungen sind, große Mengen an sehr liquiden Mitteln risikolos anzulegen. Zum Jahresende 2013 hielten sie zusammen rund 6 Billionen USD. Aus strukturellen Gründen haben diese Akteure keinen Zugriff auf Zentralbankgeld der Typen M0, M1, M2, sondern sind gezwungen, die Mittel in Form von Repos im Schattenbanksektor anzulegen. Sie begeben sich also in einen Markt, auf dem ihnen immer ein risikogetriebener Anleger gegenübersteht. Das wird von den Autoren als wesentlicher Grund der Finanzmarktinstabilitäten angesehen:
„This is the fundamental reason behind the fickle and finicky nature of the wholesale funding market today, which is not as much an interbank but rather an institutional cash pools to wholesale banks and dealers market. […] This makes the rise of institutional cash pools a most fundamental, yet underappreciated source of systemic risk today. (Das ist der wesentliche Grund für die unstete und zimperliche Natur des aktuellen Wholesale-Funding-Markts, der nicht so sehr ein Interbankenhandel ist, sondern ein institutioneller Cashpool für Großbanken und Händler. [...] Das macht den Aufstieg von institutionellen Cash-Pools heute zu einer sehr grundlegenden, aber zu wenig begriffenen Quelle für systemische Risiken.)“ (Zoltan Poznar: Shadow Banking: The Money View, OFR Working Paper, 2. Juli 2014, S. 30)
2015 beträgt das Kreditvolumen der chinesischen Schattenbanken laut dem McKinsey Global Institute (MGI) 6,5 Billionen Dollar. Sie stehen für rund 30 Prozent aller chinesischen Schulden.[9]
Entwicklung
Auf europäischer Ebene versucht das Financial Stability Board (engl., dt. Finanzstabilitätsaufsicht, FSB), den genannten Empfehlungen mit direkten und indirekten Maßnahmen nachzukommen. Die Europäische Kommission als Mitglied des FSB prüft dazu Optionen und Schritte zur Regulierung von Schattenbanken. Im März 2012 veröffentlichte sie ein vorlegislatives Grünbuch,[10] das durch eine breite Konsultation von Interessengruppen Erwartungen und Standpunkte abfragen soll.[11] Im November 2012 folgte das Europäische Parlament mit einer Resolution, welche die Kommission zum Handeln aufforderte.[12]
Im August 2013 legte das FSB im Vorfeld des G20-Gipfels in Moskau einen Entwurf vor, der bis 2015 das Schattenbank-System in allen großen Wirtschaftsregionen regulieren soll.[13] Der Europaparlamentarier Sven Giegold (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass die Europäische Union die Vorschläge nicht schon vorher aufgegriffen hätte. Insbesondere sollen Geldmarktfonds auch weiterhin feste Rückkaufwerte vereinbaren dürfen, was sie zu Finanzierungsinstrumenten macht und Risiken bündelt.[14]
Ende Januar 2014 legte die EU-Kommission in Zusammenhang mit der Regulierung von Finanzrisiken auch einen Vorschlag bezüglich der Schattenbanken vor.[15] Darin schlägt sie eine Registrierungspflicht für Wertpapierleih-Geschäfte vor, um Transparenz an dieser Schnittstelle zwischen dem „normalen“ Bankensystem und Schattenbanken zu schaffen. Dies würde die Risikobewertung der Papiere erleichtern und den Kunden Zugang zu wesentlichen Informationen über die Geschäfte der involvierten Investmentfonds ermöglichen.
Im Juni 2014 stellte die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Elke König fest, dass in der jüngeren Zeit Banken große Bestände an Risikopapieren an Schattenbanken verkauft oder ausgelagert hätten. Das würde eine stärkere Regulierung der Schattenbanken erfordern, „weil das Risiko ja nicht einfach verschwindet, sondern nur woanders ist, und zwar dort, wo wir als Aufsicht nichts ausrichten können.“[16]
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde warnte zu einem Bericht des IWF im Herbst 2014 vor der Gefahr, die von dem immer weiter wachsenden, weitgehend unregulierten Schattenbanksektor auf die Weltwirtschaft ausgehe. Vermutlich würden dort mittlerweile Anlagen und Verbindlichkeiten im Wert von über 70 Milliarden US-Dollar (über 55 Milliarden Euro) verwaltet; in den USA sei der Bereich mittlerweile doppelt so groß wie der ganze Rest des Bankenbereichs, in Europa mache er gut die Hälfte aus, und in China entspreche die Bilanzsumme der Schattenbanken vermutlich mehr als einem Drittel der chinesischen Wirtschaftsleistung. Damit stellten Schattenbanken eine undurchsichtige Blackbox von riesigem Ausmaß dar:
„The problem about it is that we don't know about it. It's quite opaque.“ („Das Problem daran ist, dass wir nichts darüber wissen. Es ist ziemlich unklar.“)[17]
Nach einer Meldung der Zeit von Anfang Februar 2015 kamen in den USA mittlerweile die Hälfte aller Kredite von Schattenbanken.[18]
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