Richard Hartmann
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Richard Hartmann
Richard Hartmann (* 8. November 1809 in Barr, Elsass; † 16. Dezember 1878 in Chemnitz) war ein deutscher Maschinenfabrikant und Eisenbahnpionier.[1] Seine Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Maschinenbauunternehmen in Sachsen.
Biografie
Richard Hartmann war Sohn eines Weißgerbers. In seiner elsässischen Heimat erlernte er den Beruf des Zeugschmieds. 1828 begannen seine Wanderjahre, in denen er 1832 Chemnitz erreichte, angeblich nur mit 2 Talern in der Tasche. In Chemnitz begann Hartmann für verschiedene frühe Fabrikanten zu arbeiten. Einer seiner Arbeitgeber war Carl Gottlieb Haubold, der als Begründer des Chemnitzer Maschinenbaus gilt. In Haubolds Unternehmen brachte es Hartmann vom Gesellen (Gehilfe) bis zum Akkordmeister. 1837 erwarb er das Bürgerrecht. Im gleichen Jahr verließ er die Hauboldsche Fabrik und kaufte zusammen mit seinem Berufskollegen Karl Illing ein Maschinenbaugeschäft in der Annaberger Straße. Hier reparierten Hartmann und Illing zusammen mit drei Gesellen Baumwollspinnmaschinen. Das Geschäft florierte und nach kurzer Zeit wurde die Fabrikation ganzer Spinnmaschinen aufgenommen.
Werbeanzeige der Hartmannschen Fabrik (1861)
1839 überwarf sich Hartmann mit Illing und gründete mit August Götze das Unternehmen Götze & Hartmann, in der Götze für die kaufmännischen und Hartmann für die technischen Belange zuständig war. Im selben Jahr erwarb Hartmann für 1000 Taler von einem mittellosen Erfinder die Rechte an einer Streichgarn-Vorspinn-Maschine. Mit dieser Maschine begann der Durchbruch des Unternehmens, das damals etwa 30 Mitarbeiter zählte. Die Vorspinn-Maschinen begründete den Ruf Hartmanns als Spinnmaschinenproduzent über den Chemnitzer Raum hinaus. 1840 bezog das wachsende Unternehmen, das nun 76 Mitarbeiter zählte, neue Räumlichkeiten in Gablenz, aber ein Jahr später reichte auch hier der Platz nicht mehr aus und es erfolgte ein erneuter Umzug in die Chemnitzer Klostermühle. Das Produktionsspektrum hatte sich mittlerweile erweitert, 1840 lieferte es seine erste Dampfmaschine aus. Für eine neue Spinnmaschine erhielt Richard Hartmann 1843 die große Preismedaille in Gold. 1844 verlagerte Hartmann erneut seinen Firmensitz und bezog neue Hallen an der späteren Hartmannstraße in Schloßchemnitz. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte er ca. 350 Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wurde auch eine eigene Eisengießerei in Betrieb genommen.
Das Jahr 1848 war ein Meilenstein im Leben von Richard Hartmann und seinem Unternehmen. Zusammen mit Theodor Steinmetz gelang dem Unternehmen die Herstellung ihrer ersten Dampflokomotive. Die sächsische Staatsregierung hatte den Schritt zum Lokomotivbau mit einem Kredit von 30.000 Talern unterstützt, um importunabhängig eine eigene Lokomotivproduktion zu entwickeln. Die hartmannschen Lokomotiven erwiesen sich gegenüber den englischen als konkurrenzfähig und wurden in den folgenden Jahrzehnten weltweit exportiert. Hartmann entwickelte sich zum Hauptlieferanten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Richard Hartmann war jedoch weitsichtig genug, um sich nicht ausschließlich auf den Lokomotivbau zu konzentrieren. Ende der 1850er Jahre ergänzte er das Produktionsprofil seines Unternehmens um die Herstellung von Turbinen- und Mühleneinrichtungen, Bergwerksmaschinen, Bohrapparaten sowie schweren Werkzeugmaschinen. 1857 zählte sein Unternehmen 1500 Mitarbeiter.
Grabstätte (Plastik Johannes Schilling)
1870 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in die Sächsische Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann AG. Zu dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen 2.700 Mitarbeiter. Hartmann übernahm den Vorsitz des Verwaltungsrates.
Richard Hartmann wohnte in unmittelbarer Nähe zu seiner Fabrik in einer Villa an der Kaßbergstraße. Hier starb er am 16. Dezember 1878 an den Folgen eines Gehirnschlages. Hartmanns Grab befindet sich auf dem Chemnitzer Städtischen Friedhof.
Von 1874 bis 1877 ließ er von den Architekten Hübner & Baron im Stile von Gottfried Semper einen Sommersitz an der Elbe in Dresden-Laubegast, Laubegaster Ufer 34 erbauen, genannt „Villa Hartmann“. Diese Villa wurde von seinem Sohn Gustav Hartmann seit 1881 als Wohnsitz genutzt. Diese Villa wird heute noch genutzt und kann zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden.
Seit 1880 ist die der Fabrik am nächsten liegende Straße nach ihm Hartmannstraße benannt. Ebenso tragen die im Jahr 2002 eröffnete Vierfeld-Sporthalle, die auf dem ehemaligen Firmengelände steht, und ein Chemnitzer Berufsschulzentrum seinen Namen. Von den ehemaligen Fabrikbauten sind nur noch wenige erhalten, darunter eine unter Denkmalschutz gestellte, nach Hartmann benannte Maschinenhalle sowie das heute als Polizeidirektion dienende Gebäude der Hauptverwaltung.
Verdienste
Typenschild im Norwegischen Eisenbahnmuseum Hamar
Richard Hartmann war einer der bedeutendsten sächsischen Unternehmer und der erfolgreichste Chemnitzer Fabrikant in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er gilt als wichtiger Wegbereiter des sächsischen Maschinenbaus, dessen Ruf er weltweit maßgeblich mitprägte. Hartmann gelang es, einen gegenüber England konkurrenzfähigen Lokomotivbau am Standort Sachsen zu etablieren. Die von ihm gegründete Sächsische Maschinenfabrik war das größte Unternehmen Sachsens und hatte einen Anteil daran, dass sich Chemnitz nach 1870 zu einer der großen deutschen Industriemetropolen entwickelte.
Förderpreis
Der Industrieverein Sachsen 1828 e.V.[2] vergibt den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis Richard Hartmann für herausragende industrienahe wissenschaftliche, technische und betriebswirtschaftliche Ergebnisse mit hohem Neuheitsgrad.
Quelle - literatur & einzelnachweise
Biografie
Richard Hartmann war Sohn eines Weißgerbers. In seiner elsässischen Heimat erlernte er den Beruf des Zeugschmieds. 1828 begannen seine Wanderjahre, in denen er 1832 Chemnitz erreichte, angeblich nur mit 2 Talern in der Tasche. In Chemnitz begann Hartmann für verschiedene frühe Fabrikanten zu arbeiten. Einer seiner Arbeitgeber war Carl Gottlieb Haubold, der als Begründer des Chemnitzer Maschinenbaus gilt. In Haubolds Unternehmen brachte es Hartmann vom Gesellen (Gehilfe) bis zum Akkordmeister. 1837 erwarb er das Bürgerrecht. Im gleichen Jahr verließ er die Hauboldsche Fabrik und kaufte zusammen mit seinem Berufskollegen Karl Illing ein Maschinenbaugeschäft in der Annaberger Straße. Hier reparierten Hartmann und Illing zusammen mit drei Gesellen Baumwollspinnmaschinen. Das Geschäft florierte und nach kurzer Zeit wurde die Fabrikation ganzer Spinnmaschinen aufgenommen.
Werbeanzeige der Hartmannschen Fabrik (1861)
1839 überwarf sich Hartmann mit Illing und gründete mit August Götze das Unternehmen Götze & Hartmann, in der Götze für die kaufmännischen und Hartmann für die technischen Belange zuständig war. Im selben Jahr erwarb Hartmann für 1000 Taler von einem mittellosen Erfinder die Rechte an einer Streichgarn-Vorspinn-Maschine. Mit dieser Maschine begann der Durchbruch des Unternehmens, das damals etwa 30 Mitarbeiter zählte. Die Vorspinn-Maschinen begründete den Ruf Hartmanns als Spinnmaschinenproduzent über den Chemnitzer Raum hinaus. 1840 bezog das wachsende Unternehmen, das nun 76 Mitarbeiter zählte, neue Räumlichkeiten in Gablenz, aber ein Jahr später reichte auch hier der Platz nicht mehr aus und es erfolgte ein erneuter Umzug in die Chemnitzer Klostermühle. Das Produktionsspektrum hatte sich mittlerweile erweitert, 1840 lieferte es seine erste Dampfmaschine aus. Für eine neue Spinnmaschine erhielt Richard Hartmann 1843 die große Preismedaille in Gold. 1844 verlagerte Hartmann erneut seinen Firmensitz und bezog neue Hallen an der späteren Hartmannstraße in Schloßchemnitz. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte er ca. 350 Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wurde auch eine eigene Eisengießerei in Betrieb genommen.
Das Jahr 1848 war ein Meilenstein im Leben von Richard Hartmann und seinem Unternehmen. Zusammen mit Theodor Steinmetz gelang dem Unternehmen die Herstellung ihrer ersten Dampflokomotive. Die sächsische Staatsregierung hatte den Schritt zum Lokomotivbau mit einem Kredit von 30.000 Talern unterstützt, um importunabhängig eine eigene Lokomotivproduktion zu entwickeln. Die hartmannschen Lokomotiven erwiesen sich gegenüber den englischen als konkurrenzfähig und wurden in den folgenden Jahrzehnten weltweit exportiert. Hartmann entwickelte sich zum Hauptlieferanten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Richard Hartmann war jedoch weitsichtig genug, um sich nicht ausschließlich auf den Lokomotivbau zu konzentrieren. Ende der 1850er Jahre ergänzte er das Produktionsprofil seines Unternehmens um die Herstellung von Turbinen- und Mühleneinrichtungen, Bergwerksmaschinen, Bohrapparaten sowie schweren Werkzeugmaschinen. 1857 zählte sein Unternehmen 1500 Mitarbeiter.
Grabstätte (Plastik Johannes Schilling)
1870 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in die Sächsische Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann AG. Zu dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen 2.700 Mitarbeiter. Hartmann übernahm den Vorsitz des Verwaltungsrates.
Richard Hartmann wohnte in unmittelbarer Nähe zu seiner Fabrik in einer Villa an der Kaßbergstraße. Hier starb er am 16. Dezember 1878 an den Folgen eines Gehirnschlages. Hartmanns Grab befindet sich auf dem Chemnitzer Städtischen Friedhof.
Von 1874 bis 1877 ließ er von den Architekten Hübner & Baron im Stile von Gottfried Semper einen Sommersitz an der Elbe in Dresden-Laubegast, Laubegaster Ufer 34 erbauen, genannt „Villa Hartmann“. Diese Villa wurde von seinem Sohn Gustav Hartmann seit 1881 als Wohnsitz genutzt. Diese Villa wird heute noch genutzt und kann zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden.
Seit 1880 ist die der Fabrik am nächsten liegende Straße nach ihm Hartmannstraße benannt. Ebenso tragen die im Jahr 2002 eröffnete Vierfeld-Sporthalle, die auf dem ehemaligen Firmengelände steht, und ein Chemnitzer Berufsschulzentrum seinen Namen. Von den ehemaligen Fabrikbauten sind nur noch wenige erhalten, darunter eine unter Denkmalschutz gestellte, nach Hartmann benannte Maschinenhalle sowie das heute als Polizeidirektion dienende Gebäude der Hauptverwaltung.
Verdienste
Typenschild im Norwegischen Eisenbahnmuseum Hamar
Richard Hartmann war einer der bedeutendsten sächsischen Unternehmer und der erfolgreichste Chemnitzer Fabrikant in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er gilt als wichtiger Wegbereiter des sächsischen Maschinenbaus, dessen Ruf er weltweit maßgeblich mitprägte. Hartmann gelang es, einen gegenüber England konkurrenzfähigen Lokomotivbau am Standort Sachsen zu etablieren. Die von ihm gegründete Sächsische Maschinenfabrik war das größte Unternehmen Sachsens und hatte einen Anteil daran, dass sich Chemnitz nach 1870 zu einer der großen deutschen Industriemetropolen entwickelte.
Förderpreis
Der Industrieverein Sachsen 1828 e.V.[2] vergibt den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis Richard Hartmann für herausragende industrienahe wissenschaftliche, technische und betriebswirtschaftliche Ergebnisse mit hohem Neuheitsgrad.
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