Horst-Dieter Esch
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Horst-Dieter Esch
Horst-Dieter Esch (* 10. August 1943 in Hannover) ist ein deutsch-amerikanischer Unternehmer und Sportfunktionär. Ab 1975 etablierte er innerhalb weniger Jahre aus einem kleinen Startkapital den drittgrößten Baumaschinenhersteller der Welt, der 1983 zahlungsunfähig wurde. Esch wurde wegen seiner Rolle in der Insolvenz zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, nach der er 1988 in die Vereinigten Staaten übersiedelte und dort die drittgrößte Modelagentur des Landes erwarb und leitete. Er engagiert sich für den US-Handball.
Familie und Ausbildung
Der Sohn eines hannoverschen Maschinenschlossers[1] besuchte das Gymnasium in Ravensburg[2] und war damals Torwart der Feldhandballmannschaft des Turnvereins Weingarten.[3] studierte von 1964 bis 1967 Betriebswirtschaftslehre an der University of Utah[4] und finanzierte sich das Studium als Platzanweiser in Autokinos.[5] Seine Abschlussarbeit für den Master of Business Administration beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, Autokinos in Deutschland zu etablieren.[6]
Horst-Dieter Esch war mit der aus Jugoslawien stammenden Ana-Gaby Esch verheiratet und hat mit ihr eine Tochter Natascha (* 1971). Esch lebt heute in Park City im amerikanischen Bundesstaat Utah.[7]
Beginn der Wirtschaftskarriere
Da er den Unternehmenschef auf seinem Rückflug nach Deutschland kennengelernt hatte, begann Esch 1967 als Verkaufsassistent bei dem Leichtmaschinenhersteller Duomat in Hennef, deren Geräte er erfolgreich in den USA absetzte. Dabei wurde der Baumaschinenhändler Blackwood-Hodge auf ihn aufmerksam, dessen Verkaufsmanager Europa er 1973 wurde. Durch kreditfinanzierte Aktienspekulationen mit Anteilen seines Arbeitgebers erzielte Esch einen Kursgewinn von einer Million DM.[1]
Gründung und Aufstieg der IBH-Holding
Im Juli 1975 gründete er mit seinem Gewinn die IBH-Holding mit Sitz in Mainz, für die Esch seitdem marode mittelständische Baumaschinenhersteller erwarb und den Unternehmenskauf mit Bankkrediten vom Bankhaus Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. (SMH-Bank) finanzierte. Erstes Unternehmen war im August 1975 die traditionsreiche Maschinenfabrik Zettelmeyer,[8] die er mit Hilfe einer Landesbürgschaft in Höhe von 8,5 Mio. DM von Rheinland-Pfalz erwerben konnte.[9] Esch verfolgte die Strategie, diese Unternehmen zu sanieren, Synergiepotenziale zu heben und Marktanteile zur Stärkung der Marktmacht zu erwerben. Im Rahmen dieser Strategie folgten unter anderem 1976 Duomat (die seinem früheren Arbeitgeber Benno Kaltenegger gehörte),[10] die Maschinenfabrik Hamm AG (Januar 1978) und Hermann Lanz KG (1978), die britische Hymac Ltd. (1978), Anfang 1979 folgten drei französische Firmen.
Im Oktober 1979 trat Esch in Kontakt mit Ferdinand-Josef Graf von Galen, dem Mitinhaber der SMH-Bank mit 40 Prozent der Anteile. Diese fungierte als Hausbank und finanzierte fortan die Unternehmenskäufe der IBH-Holding. Die SMH-Bank war zu 83,33 % am Betonpumpen- und Asphaltmaschinenhersteller „Wibau Maschinenfabrik Hartmann AG“ beteiligt, den sie im April 1980 an die IBH verkaufte; dafür wurde im Gegenzug die SMH zu 7,4 % an der IBH beteiligt.[11] Esch wurde in vielen deutsch- und englischsprachigen Medien hochgelobt; 1980 feierte Die Zeit ihn als „Wunderknaben“.[12] An IBH beteiligten sich neben Esch unter anderem die britische Powell Duffryn (1978; 23,1 %), General Motors (Januar 1981; im Aktientausch für die von IBH übernommene Terex; 13,6 %), Deutsche Babcock AG (Juli 1982; 10,1 %) und der saudische Scheich Saleh Abdullah Kamel,[1] so dass Esch 1982 nur noch 9 % an dem Konzern hielt.[5]
Insolvenz der IBH-Holding und Haftstrafe
Die weltweite Krise in der Bauindustrie traf auch Eschs IBH-Konzern. Wegen geschönter Bilanzen musste zunächst die Wibau im November 1983 Konkurs anmelden.[13] Das IBH-Kreditvolumen bei der SMH-Bank betrug im November 1983 insgesamt 898 Millionen DM. Die SMH-Bank musste ihre Kredite an die IBH als ausfallgefährdet einstufen, als ihre Kreditnehmerin IBH-Holding im November 1983 zusammenbrach. Dieses Kreditvolumen erreichte das Elffache des Eigenkapitals der Bank, die die Großkreditvorschriften umgangen hatte, weil die IBH-Kredite der Luxemburger SMH-Tochter (473 Mio. DM) wegen einer Gesetzeslücke nicht bei Großkrediten mitgerechnet werden mussten.[14] Während Esch im November 1984 vom Landgericht Koblenz zu sechseinhalb Jahren Gefängnis und 90.000 DM Geldstrafe wegen Betrugs, Untreue und Konkursverschleppung verurteilt wurde[15] und nach 4 Jahren Haft im Juli 1989 freikam, erhielt von Galen 3 Jahre und 9 Monate Haft. In der Folge geriet auch die SMH-Bank in eine Krise, 20 deutsche Banken unternahmen gemeinsam im November 1983 eine Rettungsaktion. Blackwood Hodge verlor an der Londoner Börse kurzfristig ein Drittel seines Wertes.[16]
Übersiedlung in die USA und Aufstieg im Modelgeschäft
Noch am Tag seiner Haftentlassung 1988 übersiedelte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten und erhielt 1989 die amerikanische Staatsbürgerschaft, nachdem die Familie mit einem Investorenvisum ausgewandert war. Esch verhandelte erfolglos mit der Sportagentur IMG über eine Beteiligung, erwarb daraufhin aber die New Yorker Modelagentur Wilhelmina International für fünf Millionen US-Dollar, die unter seiner Leitung das drittgrößte Unternehmen seiner Art in den Vereinigten Staaten wurde. 1999 veräußerte er 50 % der Anteile an der Modelagentur an den Finanzinvestor Brad Krassner.[17] Seit Ende 2008 ist Wilhelmina an der Freiverkehrsbörse OTCQX unter dem Kürzel WHLM gelistet.[18] Mit seiner Modelagentur ist Esch inzwischen auch im Sportmanagement tätig[3] und seit 2008 Chef des amerikanischen Handballverbands Team USA Handball,[19] dessen Hauptsitz er an seinen Wohnort Park City (Utah) verlegte und den er u. a. durch Verbindungen nach Deutschland zu professionalisieren und popularisieren versucht.[20] Nachdem sich Esch 2003 aus der Leitung der Wilhelmina Models zurückgezogen hatte (nicht ohne sich mit weiterhin mit einer 50-Prozent-Beteiligung Einfluss zu sichern),[5] übernahm er im Zuge einer Umstrukturierung der Firma nach ihrem Börsengang 2009 wieder das operative Geschäft; seit 2010 ist er wieder Board Director der Firma.[19] In der amerikanischen Modebranche galt der wenig extravagant auftretende Esch als Exot, umgab sich aber mit Prominenz; so zählte er Donald Trump in der ersten Zeit in den USA zu seinen Freunden.[21]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Familie und Ausbildung
Der Sohn eines hannoverschen Maschinenschlossers[1] besuchte das Gymnasium in Ravensburg[2] und war damals Torwart der Feldhandballmannschaft des Turnvereins Weingarten.[3] studierte von 1964 bis 1967 Betriebswirtschaftslehre an der University of Utah[4] und finanzierte sich das Studium als Platzanweiser in Autokinos.[5] Seine Abschlussarbeit für den Master of Business Administration beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, Autokinos in Deutschland zu etablieren.[6]
Horst-Dieter Esch war mit der aus Jugoslawien stammenden Ana-Gaby Esch verheiratet und hat mit ihr eine Tochter Natascha (* 1971). Esch lebt heute in Park City im amerikanischen Bundesstaat Utah.[7]
Beginn der Wirtschaftskarriere
Da er den Unternehmenschef auf seinem Rückflug nach Deutschland kennengelernt hatte, begann Esch 1967 als Verkaufsassistent bei dem Leichtmaschinenhersteller Duomat in Hennef, deren Geräte er erfolgreich in den USA absetzte. Dabei wurde der Baumaschinenhändler Blackwood-Hodge auf ihn aufmerksam, dessen Verkaufsmanager Europa er 1973 wurde. Durch kreditfinanzierte Aktienspekulationen mit Anteilen seines Arbeitgebers erzielte Esch einen Kursgewinn von einer Million DM.[1]
Gründung und Aufstieg der IBH-Holding
Im Juli 1975 gründete er mit seinem Gewinn die IBH-Holding mit Sitz in Mainz, für die Esch seitdem marode mittelständische Baumaschinenhersteller erwarb und den Unternehmenskauf mit Bankkrediten vom Bankhaus Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. (SMH-Bank) finanzierte. Erstes Unternehmen war im August 1975 die traditionsreiche Maschinenfabrik Zettelmeyer,[8] die er mit Hilfe einer Landesbürgschaft in Höhe von 8,5 Mio. DM von Rheinland-Pfalz erwerben konnte.[9] Esch verfolgte die Strategie, diese Unternehmen zu sanieren, Synergiepotenziale zu heben und Marktanteile zur Stärkung der Marktmacht zu erwerben. Im Rahmen dieser Strategie folgten unter anderem 1976 Duomat (die seinem früheren Arbeitgeber Benno Kaltenegger gehörte),[10] die Maschinenfabrik Hamm AG (Januar 1978) und Hermann Lanz KG (1978), die britische Hymac Ltd. (1978), Anfang 1979 folgten drei französische Firmen.
Im Oktober 1979 trat Esch in Kontakt mit Ferdinand-Josef Graf von Galen, dem Mitinhaber der SMH-Bank mit 40 Prozent der Anteile. Diese fungierte als Hausbank und finanzierte fortan die Unternehmenskäufe der IBH-Holding. Die SMH-Bank war zu 83,33 % am Betonpumpen- und Asphaltmaschinenhersteller „Wibau Maschinenfabrik Hartmann AG“ beteiligt, den sie im April 1980 an die IBH verkaufte; dafür wurde im Gegenzug die SMH zu 7,4 % an der IBH beteiligt.[11] Esch wurde in vielen deutsch- und englischsprachigen Medien hochgelobt; 1980 feierte Die Zeit ihn als „Wunderknaben“.[12] An IBH beteiligten sich neben Esch unter anderem die britische Powell Duffryn (1978; 23,1 %), General Motors (Januar 1981; im Aktientausch für die von IBH übernommene Terex; 13,6 %), Deutsche Babcock AG (Juli 1982; 10,1 %) und der saudische Scheich Saleh Abdullah Kamel,[1] so dass Esch 1982 nur noch 9 % an dem Konzern hielt.[5]
Insolvenz der IBH-Holding und Haftstrafe
Die weltweite Krise in der Bauindustrie traf auch Eschs IBH-Konzern. Wegen geschönter Bilanzen musste zunächst die Wibau im November 1983 Konkurs anmelden.[13] Das IBH-Kreditvolumen bei der SMH-Bank betrug im November 1983 insgesamt 898 Millionen DM. Die SMH-Bank musste ihre Kredite an die IBH als ausfallgefährdet einstufen, als ihre Kreditnehmerin IBH-Holding im November 1983 zusammenbrach. Dieses Kreditvolumen erreichte das Elffache des Eigenkapitals der Bank, die die Großkreditvorschriften umgangen hatte, weil die IBH-Kredite der Luxemburger SMH-Tochter (473 Mio. DM) wegen einer Gesetzeslücke nicht bei Großkrediten mitgerechnet werden mussten.[14] Während Esch im November 1984 vom Landgericht Koblenz zu sechseinhalb Jahren Gefängnis und 90.000 DM Geldstrafe wegen Betrugs, Untreue und Konkursverschleppung verurteilt wurde[15] und nach 4 Jahren Haft im Juli 1989 freikam, erhielt von Galen 3 Jahre und 9 Monate Haft. In der Folge geriet auch die SMH-Bank in eine Krise, 20 deutsche Banken unternahmen gemeinsam im November 1983 eine Rettungsaktion. Blackwood Hodge verlor an der Londoner Börse kurzfristig ein Drittel seines Wertes.[16]
Übersiedlung in die USA und Aufstieg im Modelgeschäft
Noch am Tag seiner Haftentlassung 1988 übersiedelte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten und erhielt 1989 die amerikanische Staatsbürgerschaft, nachdem die Familie mit einem Investorenvisum ausgewandert war. Esch verhandelte erfolglos mit der Sportagentur IMG über eine Beteiligung, erwarb daraufhin aber die New Yorker Modelagentur Wilhelmina International für fünf Millionen US-Dollar, die unter seiner Leitung das drittgrößte Unternehmen seiner Art in den Vereinigten Staaten wurde. 1999 veräußerte er 50 % der Anteile an der Modelagentur an den Finanzinvestor Brad Krassner.[17] Seit Ende 2008 ist Wilhelmina an der Freiverkehrsbörse OTCQX unter dem Kürzel WHLM gelistet.[18] Mit seiner Modelagentur ist Esch inzwischen auch im Sportmanagement tätig[3] und seit 2008 Chef des amerikanischen Handballverbands Team USA Handball,[19] dessen Hauptsitz er an seinen Wohnort Park City (Utah) verlegte und den er u. a. durch Verbindungen nach Deutschland zu professionalisieren und popularisieren versucht.[20] Nachdem sich Esch 2003 aus der Leitung der Wilhelmina Models zurückgezogen hatte (nicht ohne sich mit weiterhin mit einer 50-Prozent-Beteiligung Einfluss zu sichern),[5] übernahm er im Zuge einer Umstrukturierung der Firma nach ihrem Börsengang 2009 wieder das operative Geschäft; seit 2010 ist er wieder Board Director der Firma.[19] In der amerikanischen Modebranche galt der wenig extravagant auftretende Esch als Exot, umgab sich aber mit Prominenz; so zählte er Donald Trump in der ersten Zeit in den USA zu seinen Freunden.[21]
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