BMW R 75 Gespann
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BMW R 75 Gespann
Die BMW R 75 ist ein Motorradgespann mit angetriebenem Beiwagen und Rückwärtsgang der Bayerischen Motoren Werke, das von 1941 bis 1944 gebaut und auch als „überschweres Wehrmachtsgespann“ bezeichnet wurde.[2] Es wurde unter anderem in der Wüste Nordafrikas bei Rommels Afrika-Korps sowie im Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 eingesetzt.
BMW R 75 Gespann
Hersteller: BMW
Produktionszeitraum 1941 bis 1944
Klasse Motorradgespann
Motordaten
Zweizylinder-Viertaktmotor
Hubraum (cm³) 745
Leistung (kW, PS) 19 kW (26 PS) bei 4400 min−1[1]
Drehmoment (N m) 49 Nm bei 3600 min−1
Getriebe 4 Gänge, 3 Geländegänge und Rückwärtsgang
Antrieb Kardanantrieb
Bremsen seilzugbetätigte Trommelbremse vorne Ø 250 mm, hydraulische Trommelbremse am Hinterrad und am Seitenwagen mit Ø 250 mm
Radstand (mm) 1444 mm
Maße (L × B × H, mm): 2400 × 1730 × 1000
Leergewicht (kg) 400 kg[2]
Vorgeschichte
1937 bekam Zündapp vom Heereswaffenamt den Entwicklungsauftrag für ein „überschweres Krad mit organisch angebautem Seitenwagen“.[3] BMW, bereits mit der BMW R 12 im Gespannbau tätig, beteiligte sich an der Ausschreibung. Bei dem zuerst verwendeten Motor der BMW R 71 traten in der Erprobung Überhitzungsprobleme auf, sodass BMW einen eigenständigen Motor entwickelte.[4] Obwohl nach ausgiebigen Vergleichsfahrten das Zündapp-KS-750-Gespann dem BMW-R-75-Gespann überlegen war, wurden beide Modelle in Auftrag gegeben, weil BMW sich weigerte, die Konstruktion von Zündapp zu übernehmen.[5] Für die Vereinfachung der Versorgung wurde vom Oberkommando des Heeres im April 1940 von beiden Herstellern 70 Prozent Übereinstimmung der Ersatzteile gefordert; dazu zählte in erster Linie der Radantrieb mit Ausgleichsgetriebe und Sperrdifferential.[6][7] Durch ein kleineres Drehmoment auf das Seitenwagenrad (70 Prozent am Hinterrad, 30 Prozent am Beiwagenrad) ergab sich ein einwandfreier Geradeauslauf. Der Beiwagen sollte ebenfalls baugleich sein; 1943 wurde der blattgefederte BMW-Steib-Beiwagen BW 286/1 auch bei Zündapp unter der Bezeichnung BW 43 angebaut.[8]
Technik
Der Boxermotor (Bohrung und Hub: 78 mm) wurde von zwei Graetzin-Vergasern (SA 24/1+2) mit Kraftstoff versorgt; bei einer Verdichtung von 5,8:1 ergab sich für den mit Magnetzündung vom Typ Noris ZG a2 und Bosch-Zündkerze (W 225 T1) ausgerüsteten Motor eine Leistung von 26 PS (19 kW). Das Vierganggetriebe wurde mittels Fuß- oder Handschaltung betätigt, hatte eine Geländeuntersetzung (drei Gänge) und einen Rückwärtsgang. Das geländetaugliche Gespann hatte eine Spurweite von 1180 mm, wog 400 kg und hatte eine Tragfähigkeit von 270 kg. Der Kraftstoffverbrauch (Tankinhalt 24 Liter) betrug auf der Straße 6,3 l/100 km, im Gelände bis 8,5 l/100 km. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 95 km/h,[2] die Dauergeschwindigkeit mit 85 km/h und die Mindestgeschwindigkeit mit 4 km/h angegeben.[9]
Schaltung (Hand)
Luftfilter auf dem Tank
seit Herbst 1942
Erreichbare Geschwindigkeiten in km/h[10] Gang Straße Gelände
1 22 14
2 44 24
3 66 42
4 92
Der Motorradrahmen war ein mehrteiliger geschraubter Stahlrohrrahmen, das Fahrwerk bestand aus einer Teleskopgabel als Vorderradfederung, das Hinterrad blieb ungefedert, der Beiwagen hatte eine Blattfeder. Die Bereifung war mit Geländereifen der Größe 4,5 × 16 Zoll an allen drei Rädern gleich. Die Trommelbremse am Vorderrad wurde mit Seilzug, die des Beiwagen- und des Hinterrades hydraulisch betätigt.[2]
Stückzahlen und heutige Verbreitung
Die Produktion des BMW-R-75-Gespanns – für die Wehrmacht zum Stückpreis von 2.630 Reichsmark – lief im Juni 1941 an; im Oktober 1942 wurde die Produktion ins BMW-Werk Eisenach verlegt. 1944 wurde der Bau nach etwa 18.000 Einheiten eingestellt, da die aufwändig konstruierten Gespanne in der Produktion zu teuer waren.[11] Werner Oswald nennt 16.510 BMW-R-75-Gespanne, die gebaut und ausgeliefert wurden.[12]
Die Wehrmachtsgespanne sind wegen ihrer aufwendigen und robusten Technik als Sammlerobjekte sehr begehrt und im Topzustand entsprechend teuer. Es werden Preise von über 35.000 Euro für das BMW-R-75-Gespann erzielt (Stand September 2014).[13][14] Ein gut restauriertes Gespann kann im normalen Alltag gefahren und zu Reisen oder Geländefahrten problemlos genutzt werden. Ersatzteile werden zum Erhalt der Verkehrsfähigkeit heute noch nachgefertigt.
Nachbauten und Modellbau
Auf Basis des BMW-R-75-Gespanns wurde ab 1952 bei EMW/AWE in Eisenach ein Nachfolgemodell entwickelt. Dieses sollte im thüringischen Suhl von AWO produziert werden. Es entstand allerdings ab 1955 nur eine Vorserie unter dem Namen AWO 700, die nicht in Fertigung ging. In der Sowjetunion und in China diente als Vorbild für Nachbauten jedoch die BMW R 71.
Das BMW-Wehrmachtsgespann gibt es als 1:35-Modell von Tamiya und als 1:10-Modell von Schuco.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
BMW R 75 Gespann
Hersteller: BMW
Produktionszeitraum 1941 bis 1944
Klasse Motorradgespann
Motordaten
Zweizylinder-Viertaktmotor
Hubraum (cm³) 745
Leistung (kW, PS) 19 kW (26 PS) bei 4400 min−1[1]
Drehmoment (N m) 49 Nm bei 3600 min−1
Getriebe 4 Gänge, 3 Geländegänge und Rückwärtsgang
Antrieb Kardanantrieb
Bremsen seilzugbetätigte Trommelbremse vorne Ø 250 mm, hydraulische Trommelbremse am Hinterrad und am Seitenwagen mit Ø 250 mm
Radstand (mm) 1444 mm
Maße (L × B × H, mm): 2400 × 1730 × 1000
Leergewicht (kg) 400 kg[2]
Vorgeschichte
1937 bekam Zündapp vom Heereswaffenamt den Entwicklungsauftrag für ein „überschweres Krad mit organisch angebautem Seitenwagen“.[3] BMW, bereits mit der BMW R 12 im Gespannbau tätig, beteiligte sich an der Ausschreibung. Bei dem zuerst verwendeten Motor der BMW R 71 traten in der Erprobung Überhitzungsprobleme auf, sodass BMW einen eigenständigen Motor entwickelte.[4] Obwohl nach ausgiebigen Vergleichsfahrten das Zündapp-KS-750-Gespann dem BMW-R-75-Gespann überlegen war, wurden beide Modelle in Auftrag gegeben, weil BMW sich weigerte, die Konstruktion von Zündapp zu übernehmen.[5] Für die Vereinfachung der Versorgung wurde vom Oberkommando des Heeres im April 1940 von beiden Herstellern 70 Prozent Übereinstimmung der Ersatzteile gefordert; dazu zählte in erster Linie der Radantrieb mit Ausgleichsgetriebe und Sperrdifferential.[6][7] Durch ein kleineres Drehmoment auf das Seitenwagenrad (70 Prozent am Hinterrad, 30 Prozent am Beiwagenrad) ergab sich ein einwandfreier Geradeauslauf. Der Beiwagen sollte ebenfalls baugleich sein; 1943 wurde der blattgefederte BMW-Steib-Beiwagen BW 286/1 auch bei Zündapp unter der Bezeichnung BW 43 angebaut.[8]
Technik
Der Boxermotor (Bohrung und Hub: 78 mm) wurde von zwei Graetzin-Vergasern (SA 24/1+2) mit Kraftstoff versorgt; bei einer Verdichtung von 5,8:1 ergab sich für den mit Magnetzündung vom Typ Noris ZG a2 und Bosch-Zündkerze (W 225 T1) ausgerüsteten Motor eine Leistung von 26 PS (19 kW). Das Vierganggetriebe wurde mittels Fuß- oder Handschaltung betätigt, hatte eine Geländeuntersetzung (drei Gänge) und einen Rückwärtsgang. Das geländetaugliche Gespann hatte eine Spurweite von 1180 mm, wog 400 kg und hatte eine Tragfähigkeit von 270 kg. Der Kraftstoffverbrauch (Tankinhalt 24 Liter) betrug auf der Straße 6,3 l/100 km, im Gelände bis 8,5 l/100 km. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 95 km/h,[2] die Dauergeschwindigkeit mit 85 km/h und die Mindestgeschwindigkeit mit 4 km/h angegeben.[9]
Schaltung (Hand)
Luftfilter auf dem Tank
seit Herbst 1942
Erreichbare Geschwindigkeiten in km/h[10] Gang Straße Gelände
1 22 14
2 44 24
3 66 42
4 92
Der Motorradrahmen war ein mehrteiliger geschraubter Stahlrohrrahmen, das Fahrwerk bestand aus einer Teleskopgabel als Vorderradfederung, das Hinterrad blieb ungefedert, der Beiwagen hatte eine Blattfeder. Die Bereifung war mit Geländereifen der Größe 4,5 × 16 Zoll an allen drei Rädern gleich. Die Trommelbremse am Vorderrad wurde mit Seilzug, die des Beiwagen- und des Hinterrades hydraulisch betätigt.[2]
Stückzahlen und heutige Verbreitung
Die Produktion des BMW-R-75-Gespanns – für die Wehrmacht zum Stückpreis von 2.630 Reichsmark – lief im Juni 1941 an; im Oktober 1942 wurde die Produktion ins BMW-Werk Eisenach verlegt. 1944 wurde der Bau nach etwa 18.000 Einheiten eingestellt, da die aufwändig konstruierten Gespanne in der Produktion zu teuer waren.[11] Werner Oswald nennt 16.510 BMW-R-75-Gespanne, die gebaut und ausgeliefert wurden.[12]
Die Wehrmachtsgespanne sind wegen ihrer aufwendigen und robusten Technik als Sammlerobjekte sehr begehrt und im Topzustand entsprechend teuer. Es werden Preise von über 35.000 Euro für das BMW-R-75-Gespann erzielt (Stand September 2014).[13][14] Ein gut restauriertes Gespann kann im normalen Alltag gefahren und zu Reisen oder Geländefahrten problemlos genutzt werden. Ersatzteile werden zum Erhalt der Verkehrsfähigkeit heute noch nachgefertigt.
Nachbauten und Modellbau
Auf Basis des BMW-R-75-Gespanns wurde ab 1952 bei EMW/AWE in Eisenach ein Nachfolgemodell entwickelt. Dieses sollte im thüringischen Suhl von AWO produziert werden. Es entstand allerdings ab 1955 nur eine Vorserie unter dem Namen AWO 700, die nicht in Fertigung ging. In der Sowjetunion und in China diente als Vorbild für Nachbauten jedoch die BMW R 71.
Das BMW-Wehrmachtsgespann gibt es als 1:35-Modell von Tamiya und als 1:10-Modell von Schuco.
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