*** Vorwerk ***
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*** Vorwerk ***
Die Unternehmensgruppe Vorwerk ist ein diversifizierter internationaler Konzern mit Sitz in Wuppertal. Schwerpunkt des Geschäfts bildet der Direktvertrieb verschiedener Produkte über Vertreter. Zum Angebot gehören Haushaltsgeräte, insbesondere die Multifunktions-Küchenmaschine Thermomix und Staubsauger der Marke Kobold, sowie Teppichböden und Kosmetika.
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1883
Sitz Wuppertal, Deutschland
Leitung
Reiner Strecker
Frank van Oers
Mitarbeiter 12.771 (Stand: 2014)
Umsatz Vorwerk Gruppe 2,8 Mrd. € (Stand: 2014)[1]
Branche Handel, Elektro, Textil, Chemie, Dienstleistungen
Website www.vorwerk.de
Das als Kommanditgesellschaft geführte Familienunternehmen beschäftigt weltweit 622.000 Menschen in über 60 Ländern, davon über 12.000 als feste Mitarbeiter und 610.000 als selbstständige Berater (Stand: 2012). Für das Jahr 2012 wurde zusammen mit der vollkonsolidierten akf-Gruppe[2] ein Umsatz von 2,494 Milliarden Euro angegeben.[3] Die Gewinnhöhe wird traditionell nicht veröffentlicht.
Geschichte
Die Anfänge – Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co.
Im Jahr 1883 wurde die Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co. von den Brüdern Carl (1847–1907) und Adolf Vorwerk (1853–1925) gegründet. Noch im selben Jahr trennten sich die Brüder wieder und Carl Vorwerk leitete das Unternehmen alleine weiter. Hergestellt wurden zunächst Teppiche und Möbelstoffe, später auch – erst unter einem britischen Patent, dann unter verbessertem eigenen – die nötigen Webstühle.
Nachfolger von Carl Vorwerk sollte dessen Sohn Carl jr. (1878–1904) werden. Dieser starb allerdings schon wenige Monate, nachdem er den Betrieb im Jahr 1903 übernommen hatte. So wurde nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1907 dessen Schwiegersohn August Mittelsten Scheid (1871–1955) alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Unter seiner Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg als weiteres Standbein der Firma mit der Produktion von Getrieben und elektrischen Motoren für Grammophone begonnen.
Kobold und Direktvertrieb
Ein Kobold-Staubsauger um 1950
Mit dem Aufkommen des Hörfunks in den 1920er Jahren kam es zu einem starken Umsatzeinbruch in der Grammophonsparte. Aus dieser Not heraus wurde 1929 der „Vorwerk Kobold“ geboren: Der Chefingenieur Engelbert Gorissen entwickelte aus einem Grammophonmotor einen leistungsstarken elektrischen Handstaubsauger. Am 25. Mai 1930 wurde das Patent für den Kobold „Modell 30“ erteilt. Der Absatz des in Deutschland bis dahin noch unbekannten Geräts lief trotz des relativ moderaten Preises von 20 Reichsmark zunächst äußerst schlecht. Erst die Einführung des Direktvertriebes im Jahr 1930 – die Idee dazu kam von Werner Mittelsten Scheid (1904–1953), einem Sohn des Firmeninhabers – sicherte den Erfolg des Produkts. Bis 1935 waren 100.000 Exemplare des „Kobold“ verkauft, 1937 bereits eine halbe Million. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1938, wurde die erste Auslandsgesellschaft, Vorwerk Folletto in Italien, gegründet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hauptwerk in Wuppertal-Barmen im Mai 1943 bei Bombenangriffen schwer beschädigt, woraufhin die Söhne von August Mittelsten Scheid, Werner und Erich Mittelsten Scheid, die Leitung der Firma gemeinsam übernahmen. Die Vertriebsorganisation der Firma, die sich während des Krieges zunächst mit dem Verkauf verschiedener Produkte über Wasser gehalten hatte, stellte in diesem Jahr ihre Tätigkeit ein.
Ab 1939 stellte Vorwerk im staatlichen Auftrag kriegswichtige Teile her, insbesondere Rüstungsgüter wie Gestelle für Periskope, Getriebe für Geschütze, Teile für Raketen, Granaten, Bombenhüllen und ein Bauteil für ein Steuergerät von Flugabwehrkanonen. Die Leitung der Rüstungsproduktion übernahm Erich Mittelsten Scheid. Aufgrund der strategischen Bedeutung des Flak-Bauteils wurde 1942 auf Veranlassung der Rüstungsbehörden ein Vorwerk-Betrieb in Łódź (damals Litzmannstadt genannt) aufgebaut, da Wuppertal Luftangriffen ausgesetzt war und Lodz außerhalb der Reichweite alliierter Flugzeuge lag. Der Betrieb musste jedoch im September 1944 angesichts der herannahenden Roten Armee nach Wuppertal evakuiert werden.[4] Die Rüstungsproduktion endete am 1. April 1945.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Produktion und Vertrieb zunächst in Deutschland, dann in Europa und in Übersee neu aufgebaut. 1953 war die erste Million Geräte verkauft. Im Jahr 1955 gab es bereits wieder 2000 Vorwerk-Fachberater. Alleiniger Geschäftsführer war – nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1953 – Erich Mittelsten Scheid.
Weitere Diversifizierung
Seit 1966 ist Jörg Mittelsten Scheid, Sohn von Werner, im Unternehmen und folgte 1969 seinem Onkel in der Unternehmensspitze nach. Drei Jahre später wurden mit Günter Busch (1927–2012) und Bernd Balders erstmals Nichtmitglieder der Inhaberfamilie zu weiteren persönlich haftenden Gesellschaftern.
War der Konzern bis Ende der 1960er Jahre im Wesentlichen auf Produktion und Vertrieb von Staubsaugern, Teppichen und Möbelstoffen beschränkt, so erfolgte seitdem beständig eine Diversifizierung, zunächst im Dienstleistungsbereich. Bereits 1968 war Vorwerk an der Gründung der AKF Bank beteiligt gewesen, 1970 ging aus der internen EDV-Abteilung die ZEDA Gesellschaft für Datenverarbeitung und EDV-Beratung mbH & Co. KG hervor und die Gründung der Hygienic Service Gebäudereinigung und Umweltpflege GmbH im Jahr 1974 war die Keimzelle der Sparte HECTAS Gebäudedienste.
Daneben wurde das Produktsortiment im Bereich „Haushalt“ erweitert. In das neue Segment der Filterkaffeemaschinen stieg Vorwerk mit der Vertrieb der Wigomat ein, die unter eigenem Namen vertrieben wurde (beispielsweise sind Wigomat 110 und Vorwerk VKB 100 baugleich.) 1971 kam die Vorwerk Küchenmaschine Thermomix auf den Markt, es folgten 1974 Vorwerk-Einbauküchen.
1979 übernahm Vowerk eine 98,65 % Beteiligung bei der FISCHER-Fertighaus in Bodenwöhr und bei CLIFT-Haus in Heidesheim am Rhein.
Der Beginn des 21. Jahrhunderts war von weiteren Neuerwerbungen und Umstrukturierung geprägt. 2001 kaufte Vorwerk die Direktvertriebsorganisation LUX Asia Pacific dem schwedischen Electrolux-Konzern ab und festigte damit die Stellung auf dem asiatischen Markt. Das Folgejahr brachte die Neueinführung des Bügelsystems „Feelina“, das Jahr darauf die Trennung vom Bereich EDV-Dienstleistungen: Die ZEDA wurde 2003 an T-Systems verkauft. Die bisher letzte Transaktion war die Übernahme des US-amerikanischen Kosmetikherstellers JAFRA Cosmetics im Mai 2004.
Ende 2005 schied Jörg Mittelsten Scheid aus der Unternehmensleitung aus. Ende Juni 2008 ging Achim Schwanitz, persönlich haftender Gesellschafter, in den Ruhestand. Ende 2010 hat Peter Oberegger das Unternehmen als persönlich haftender Gesellschafter verlassen.[5] Seit Januar 2013 setzt sich die Unternehmensleitung von Vorwerk wie folgt zusammen: Walter Muyres (Persönlich haftender Gesellschafter), Reiner Strecker (Persönlich haftender Gesellschafter) und Frank van Oers (Persönlich haftender Gesellschafter).[6] Im Jahr 2014 erzielte Vorwerk erstmals einen höhere Umsatz mit Thermomix-Küchengeräten als mit Kobold-Staubsaugern.[7]
Shop-Eröffnungen
Im Rahmen des Multichannel-Vertriebs[8] richtete das Unternehmen als erstes 2011 in Hamburg und in weiteren deutschen Städten Verkaufsstellen ein.[9] Außerdem wurde der Online-Auftritt erweitert, sodass Kunden nun Zubehörteile sowie einige Produkte direkt im Internet kaufen können.[10] Die erfolgreichen Aktivitäten zum Multichannel-Vertrieb sollen weiter ausgebaut werden.
Konzernüberblick
Aktuelle Konzernstruktur
Zum Konsolidierungskreis des Vorwerk-Konzerns gehören weltweit 27 Gesellschaften, die in acht Hauptgeschäftsfelder eingeordnet werden. Die von Vorwerk vertriebenen Produkte sind darüber hinaus in 49 weiteren Ländern verfügbar. Das achte Geschäftsfeld bilden die Gesellschaften der akf-Gruppe, an denen Vorwerk zwar 90,05 % (bis 2009) der Anteile hält, die aber aufgrund fehlender einheitlicher Leitung durch Vorwerk lediglich als assoziierte Unternehmen nach der Equity-Methode in den Konzernabschluss einbezogen sind. Die Gesetzesänderung (2010) der Konsolidierungsmethode im BilMog[11] führte zu einem geänderten Konzernabschluss. Der Wechsel von der Equity-Methode auf die Vollkonsolidierung führte zum Anstieg der Bilanzsumme auf 986,1 Millionen Euro.
Hauptgeschäftsfelder
Direktvertrieb
Division Kobold (Raumpflegesystem Vorwerk Kobold, Vorwerk Tiger sowie ehemals Vorwerk Einbauküchen)
Division Thermomix (Multifunktionale Küchenmaschine)
Division Twercs Tools (Akku-Werkzeuge)
Division JAFRA Cosmetics (Kosmetika, Gesichts- und Körperpflege-Produkte)
Division Lux Asia Pacific (Haushaltsgeräte im asiatisch-pazifischen Raum)
akf gruppe (Finanzdienstleistungen)
Vorwerk Teppich
HECTAS Gebäudedienste (Infrastrukturelle Gebäudedienstleistungen)
Vorwerk Engineering[12]
Wichtige Unternehmen und Standorte
Vorwerk
Vorwerk & Co. KG, Wuppertal (Holding)[13]
sowie Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Italien, China, Österreich, Spanien, Tschechien, Frankreich, Japan, Portugal, Polen, Taiwan, Mexiko, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Ungarn, USA, Brasilien, Schweiz, Dominik. Rep., Russland, Indien, Indonesien, Thailand, Philippinen, Vietnam, Singapur.
Vorwerk-Produktionsstätten
Vorwerk Elektrowerke GmbH & Co. KG, Wuppertal (Forschung und Produktion Haushaltsgeräte), Arcore (Italien), Cloyes-sur-le-Loir (Frankreich), Shanghai (China).
Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG, Velbert-Tönisheide (Produktion und Verwaltung Einbauküchen)
Vorwerk Semco S.A.S., Cloyes-sur-le-Loir, Frankreich (Produktion Thermomix)
Vorwerk Folletto Manufacturing S.r.l., Mailand, Italien (Produktion Zubehör und Bügelsystem)
Vorwerk Household Appliances Co., Inc. Shanghai, China (Produktion und Vertrieb)[14][15][16]
JAFRA
Gründung des Unternehmens JAFRA 1956 in Malibu, Kalifornien, USA
JAFRA Cosmetics International, Inc., Westlake Village, Kalifornien, USA (Hauptsitz, Forschung und Entwicklung)
JAFRA Cosmetics International, S.A. de C.V. Mexiko-Stadt, Mexiko
Cosmeticos y Fragancias S.A. de C.V. Naucalpan de Juárez, Mexiko (Produktion)
sowie weitere Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Niederlande, Dominikanische Republik, Russland, Mexiko, Brasilien, Indien.
JAFRA Cosmetics konnte feste Standorte in Deutschland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz und vielen weiteren europäischen Ländern aufbauen.[17]
Lux Asia Pacific
Lux Asia Pacific Pte. Ltd., Singapur (Hauptsitz)
Lux Manufacturing Corp., Makati City, Philippinen (Produktion Wasserreiniger)
sowie weitere Vertriebsgesellschaften in Japan, Indonesien, Thailand, Taiwan, Australien, Vietnam
Vorwerk Teppich
Vorwerk & Co. Teppichwerke GmbH & Co. KG, Hameln
HECTAS
Vorwerk Facility Management Holding KG, Wuppertal
sowie weitere Tochterunternehmen in Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Polen, Tschechien, Ungarn
Vorwerk Direct Selling Ventures GmbH
Seit 2007 investiert Vorwerk über die Beteiligungsgesellschaft Vorwerk-Ventures in junge, innovative Unternehmen, vor allem im Internetsektor.[18]
Unternehmensleitung
Reiner Strecker (Persönlich haftender Gesellschafter)
Frank van Oers (Persönlich haftender Gesellschafter)
Rainer Christian Genes (Persönlich haftender Gesellschafter)[19]
Kennzahlen
Das beständige Wachstum des Geschäftsvolumens in den letzten Jahren erhielt 2004 durch den Erwerb von JAFRA Cosmetics einen weiteren Schub. Die erstmals ganzjährige Einbeziehung von JAFRA erbrachte 2005 einen neuen Rekordumsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro, eine Steigerung um 5 % gegenüber dem Vorjahr. Auch das Ergebnis war laut Firmenangabe „deutlich“ verbessert worden.
Im Jahr 2006 brach in Deutschland der Umsatz im Kerngeschäft Kobold-Direktvertrieb um 10 % ein. Grund sei, so Vorwerk, ein seit Beginn 2006 entstandener Mangel an Kundenberatern. Dieser negative Trend im Kerngeschäft setzte sich im Jahr 2007 fort, und kehrte sich erst im Jahr 2008 um. Trotz der insgesamt eher positiven Entwicklung in den übrigen Märkten und Sparten konnte 2007 das hohe Volumen des Vorjahres nicht mehr erreicht werden. Umsatzsteigerungen gab es vor allem beim Kobold-Vertrieb in China, bei JAFRA in Mexico sowie in den Geschäftsbereichen Vorwerk Thermomix, Vorwerk Teppich und beim Neugeschäft der akf gruppe. Der Auslandsanteil am Geschäftsvolumen erhöhte sich 2007 leicht auf 57 %.[20] Im Geschäftsjahr 2009 waren die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auch in der Vorwerk Gruppe zu spüren. Das Geschäftsvolumen (Dienstleistung, Produkte und akf-Gruppe) ging in diesem Zeitraum um 7 % auf 2,277 Milliarden Euro zurück. Der Direktvertrieb der Vorwerk Gruppe, der das Kerngeschäft darstellt, hatte eine Umsatzsteigerung von 1 % zu verzeichnen. Ein deutliches Wachstum konnte im Geschäftsjahr 2010 in nahezu allen Geschäftsbereichen und in der erstmals vollkonsolidierten akf-Gruppe erzielt werden. Das erfolgreiche Jahr endete mit einer Steigerung des Konzernumsatzes von 29,9 % auf 2,372 Milliarden Euro.
Kennzahlen der Vorwerk Unternehmensgruppe[3][21] (Werte in Mio. €)a Equity-Methode 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Konzernumsatz (inkl. USt)b 1.832 1.826 2.372 2.367 2.494 2.639 2.793
Bilanzsumme 1.648 1.734 2.720 3.066 3.379 3.633 4.159
Eigenkapital 856 920 1.112 1.211 1.329 1.445 1.575
Eigenkapitalquote in % (akf at-Equity) 52 53 61 65 64 66 65
Eigenkapitalquote in % (akf vollkonsolidiert) – – 41 39 39 40 38
Finanzanlagen 53 67 55 112 209 987 1.147
Übriges Anlagevermögen 422 427 928 938 918 994 1.066
Umlaufvermögen 1.164 1.221 1.685 1.980 2.195 1.593 1.841
Liquide Mittel 600 670 658 709 884 929 1.003
Investitionenc 48 45 226 307 281 364 383
Abschreibungenc 38 39 185 183 192 194 205
Personalaufwand 452 466 480 434 396 419 454
Mitarbeiter 22.255 21.580 22.096 16.156 12.342 12.536 12.771
Selbstständige Berater 555.718 589.251 601.664 590.733 610.516 609.721 591.156
a akf-Gruppe bis 2009 in den Konzernabschluss at-Equity einbezogen, ab 2010 vollkonsolidiert; HECTAS bis 30. Juni 2011 konsolidiert
b Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Angaben zu den Umsatzerlösen auf Bruttowerte
c Ohne Finanzanlagen
Eigendarstellung
Vorwerk verzichtete – mit Ausnahme der Teppichwerke – bis 2001 auf klassische Werbung. Von 2001 bis 2011 machte Vorwerk unter dem Slogan „Vorwerk – Unser Bestes für Ihre Familie“ eine breit angelegte Imagekampagne, mit dem Ziel „ein gesellschaftspolitisches Defizit, nämlich die mangelnde Anerkennung der Familienarbeit wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rücken“[22] bzw. „Erziehungsleistung und Hausarbeit stärker anzuerkennen und für eine bessere öffentliche Akzeptanz dieser Tätigkeiten einzutreten“[23] und dadurch Bekanntheit und Sympathiewerte – insbesondere bei der Zielgruppe der Hausfrauen und -männer – zu steigern.
Zentrale Teile des „Family Concept“, welches zur Verbesserung der Familiensituation in Deutschland beitragen soll, sind der 2003 erstmals ausgestrahlte Fernsehwerbespot „Ich führe ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen“ und der gemeinsam mit der Zeitschrift Hörzu von 2004 bis 2011 ausgeschriebene Wettbewerb zur „Familien-Managerin des Jahres“. Mit zum Konzept gehören auch die Unterstützung von SOS-Kinderdörfern durch den im Jahr 2002 gegründeten Vorwerk Family Fonds und die Finanzierung demoskopischer Studien über die Anerkennung von Haus- und Familienarbeit.
Produkte
Traditionsreichstes Produkt im Sortiment sind Teppiche bzw. Teppichböden, das einzige Geschäftsfeld, in dem Vorwerk seit der Gründung im Jahr 1883 bis heute durchgehend aktiv ist. Bekannt geworden ist die Firma dagegen vor allem durch Produktion und Vertrieb von Staubsaugern und Zubehör; der Geschäftsbereich Kobold war dann auch bis 2013 die umsatzstärkste Sparte des Konzerns. Zum Sortiment im Bereich Haushalt kamen schließlich auch die Küchenmaschine Thermomix sowie – durch die Übernahme von JAFRA im Jahr 2004 – Produkte der Gesichts- und Körperpflege, Kosmetika und Parfums. Seit 1. Dezember 2011 wird erstmals ein Saugroboter von Vorwerk in Deutschland angeboten, der Kobold VR100 und der VR200.[24]
Kritik an den Direktvertriebsmethoden
Vorwerk Austria, ein Unternehmen des Vorwerk-Konzerns, wurde im Jahr 2008 vom Obersten Gerichtshof Österreichs unter anderem zur Unterlassung unlauterer Vertriebsmethoden verurteilt. Der Oberste Gerichtshof untersagte Vorwerk Austria in seinem Urteil, beim Vertrieb unrichtige Angaben zur Reparaturbedürftigkeit bzw. zu den zu erwartenden Reparaturkosten von Vorwerk-Produkten zu machen.[25][26] So hatten Handelsvertreter von Vorwerk nach den Feststellungen des Gerichts behauptet, ein Staubsauger sei defekt, eine Reparatur nicht mehr rentabel, obwohl das Gerät noch einwandfrei funktionierte. In einem anderen Fall wurde nach den Feststellungen des Gerichts ebenfalls der Neukauf eines Staubsaugers empfohlen, obwohl eine Reparatur nachweislich zu geringen Kosten möglich war. Vorwerk erklärte nach diesem Urteil, es habe sich um Einzelfälle gehandelt. Die vom Gericht verurteilte Vorgehensweise entspräche keinesfalls den Vertriebsmethoden und der Philosophie des Unternehmens.
Sonstiges
Im Jahr 1985 prozessierte Vorwerk gegen den Chaos Computer Club (CCC). Dieser hatte auf seiner Btx-Seite einen Auszug aus einer 1978 erschienenen Dissertation über „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ veröffentlicht, in der explizit auf das Modell Kobold Bezug genommen wurde.[27] Vorwerk fürchtete um den guten Ruf und reichte eine Unterlassungsklage ein, wonach dem CCC bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von 500.000 Mark angedroht werden sollte.[28] Nachdem der Doktorvater und ein Betroffener bei Vorwerk vorstellig geworden waren, konnte das Unternehmen jedoch von der Seriosität der Quelle überzeugt werden und zog die Klage zurück. Charlotte Roche erläutert 2009/2010 in der TV-Talkshow 3 nach 9 anhand eines Exemplars das im Staubsauger steckende Gefahrenpotential: "Dieser Ansaugstutzen ist genau 11 cm lang und hat einen (Innen-)Durchmesser von 3,2 cm."[29]
Vorwerk wird zumindest in Deutschland seit Einführung des Kobold-Direktvertriebs stark mit Haustürgeschäften assoziiert. In seinem 1999 erschienenen Dokumentarfilm Die Blume der Hausfrau, der mit einigem Erfolg in deutschen Programmkinos lief, porträtierte Regisseur Dominik Wessely die Arbeit der Vorwerk-Fachberater.
Karikiert wird der Direktvertrieb von Staubsaugern unter anderem in einigen Sketchen von Loriot. Beispielsweise preist im Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ Staubsaugervertreter Jürgens den Staubsauger „Heinzelmann“, der sich mit nur einer Hand bedienen lässt und durch Zuführen der warmen Staubsauger-Abluft in eine Fönhaube ein gleichzeitiges Haarefönen ermöglicht. Sein Werbe-Reim „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ wurde sprichwörtlich (die Kundin zitiert ihn später betrunken so: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann“).
Quelle
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1883
Sitz Wuppertal, Deutschland
Leitung
Reiner Strecker
Frank van Oers
Mitarbeiter 12.771 (Stand: 2014)
Umsatz Vorwerk Gruppe 2,8 Mrd. € (Stand: 2014)[1]
Branche Handel, Elektro, Textil, Chemie, Dienstleistungen
Website www.vorwerk.de
Das als Kommanditgesellschaft geführte Familienunternehmen beschäftigt weltweit 622.000 Menschen in über 60 Ländern, davon über 12.000 als feste Mitarbeiter und 610.000 als selbstständige Berater (Stand: 2012). Für das Jahr 2012 wurde zusammen mit der vollkonsolidierten akf-Gruppe[2] ein Umsatz von 2,494 Milliarden Euro angegeben.[3] Die Gewinnhöhe wird traditionell nicht veröffentlicht.
Geschichte
Die Anfänge – Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co.
Im Jahr 1883 wurde die Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co. von den Brüdern Carl (1847–1907) und Adolf Vorwerk (1853–1925) gegründet. Noch im selben Jahr trennten sich die Brüder wieder und Carl Vorwerk leitete das Unternehmen alleine weiter. Hergestellt wurden zunächst Teppiche und Möbelstoffe, später auch – erst unter einem britischen Patent, dann unter verbessertem eigenen – die nötigen Webstühle.
Nachfolger von Carl Vorwerk sollte dessen Sohn Carl jr. (1878–1904) werden. Dieser starb allerdings schon wenige Monate, nachdem er den Betrieb im Jahr 1903 übernommen hatte. So wurde nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1907 dessen Schwiegersohn August Mittelsten Scheid (1871–1955) alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Unter seiner Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg als weiteres Standbein der Firma mit der Produktion von Getrieben und elektrischen Motoren für Grammophone begonnen.
Kobold und Direktvertrieb
Ein Kobold-Staubsauger um 1950
Mit dem Aufkommen des Hörfunks in den 1920er Jahren kam es zu einem starken Umsatzeinbruch in der Grammophonsparte. Aus dieser Not heraus wurde 1929 der „Vorwerk Kobold“ geboren: Der Chefingenieur Engelbert Gorissen entwickelte aus einem Grammophonmotor einen leistungsstarken elektrischen Handstaubsauger. Am 25. Mai 1930 wurde das Patent für den Kobold „Modell 30“ erteilt. Der Absatz des in Deutschland bis dahin noch unbekannten Geräts lief trotz des relativ moderaten Preises von 20 Reichsmark zunächst äußerst schlecht. Erst die Einführung des Direktvertriebes im Jahr 1930 – die Idee dazu kam von Werner Mittelsten Scheid (1904–1953), einem Sohn des Firmeninhabers – sicherte den Erfolg des Produkts. Bis 1935 waren 100.000 Exemplare des „Kobold“ verkauft, 1937 bereits eine halbe Million. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1938, wurde die erste Auslandsgesellschaft, Vorwerk Folletto in Italien, gegründet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hauptwerk in Wuppertal-Barmen im Mai 1943 bei Bombenangriffen schwer beschädigt, woraufhin die Söhne von August Mittelsten Scheid, Werner und Erich Mittelsten Scheid, die Leitung der Firma gemeinsam übernahmen. Die Vertriebsorganisation der Firma, die sich während des Krieges zunächst mit dem Verkauf verschiedener Produkte über Wasser gehalten hatte, stellte in diesem Jahr ihre Tätigkeit ein.
Ab 1939 stellte Vorwerk im staatlichen Auftrag kriegswichtige Teile her, insbesondere Rüstungsgüter wie Gestelle für Periskope, Getriebe für Geschütze, Teile für Raketen, Granaten, Bombenhüllen und ein Bauteil für ein Steuergerät von Flugabwehrkanonen. Die Leitung der Rüstungsproduktion übernahm Erich Mittelsten Scheid. Aufgrund der strategischen Bedeutung des Flak-Bauteils wurde 1942 auf Veranlassung der Rüstungsbehörden ein Vorwerk-Betrieb in Łódź (damals Litzmannstadt genannt) aufgebaut, da Wuppertal Luftangriffen ausgesetzt war und Lodz außerhalb der Reichweite alliierter Flugzeuge lag. Der Betrieb musste jedoch im September 1944 angesichts der herannahenden Roten Armee nach Wuppertal evakuiert werden.[4] Die Rüstungsproduktion endete am 1. April 1945.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Produktion und Vertrieb zunächst in Deutschland, dann in Europa und in Übersee neu aufgebaut. 1953 war die erste Million Geräte verkauft. Im Jahr 1955 gab es bereits wieder 2000 Vorwerk-Fachberater. Alleiniger Geschäftsführer war – nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1953 – Erich Mittelsten Scheid.
Weitere Diversifizierung
Seit 1966 ist Jörg Mittelsten Scheid, Sohn von Werner, im Unternehmen und folgte 1969 seinem Onkel in der Unternehmensspitze nach. Drei Jahre später wurden mit Günter Busch (1927–2012) und Bernd Balders erstmals Nichtmitglieder der Inhaberfamilie zu weiteren persönlich haftenden Gesellschaftern.
War der Konzern bis Ende der 1960er Jahre im Wesentlichen auf Produktion und Vertrieb von Staubsaugern, Teppichen und Möbelstoffen beschränkt, so erfolgte seitdem beständig eine Diversifizierung, zunächst im Dienstleistungsbereich. Bereits 1968 war Vorwerk an der Gründung der AKF Bank beteiligt gewesen, 1970 ging aus der internen EDV-Abteilung die ZEDA Gesellschaft für Datenverarbeitung und EDV-Beratung mbH & Co. KG hervor und die Gründung der Hygienic Service Gebäudereinigung und Umweltpflege GmbH im Jahr 1974 war die Keimzelle der Sparte HECTAS Gebäudedienste.
Daneben wurde das Produktsortiment im Bereich „Haushalt“ erweitert. In das neue Segment der Filterkaffeemaschinen stieg Vorwerk mit der Vertrieb der Wigomat ein, die unter eigenem Namen vertrieben wurde (beispielsweise sind Wigomat 110 und Vorwerk VKB 100 baugleich.) 1971 kam die Vorwerk Küchenmaschine Thermomix auf den Markt, es folgten 1974 Vorwerk-Einbauküchen.
1979 übernahm Vowerk eine 98,65 % Beteiligung bei der FISCHER-Fertighaus in Bodenwöhr und bei CLIFT-Haus in Heidesheim am Rhein.
Der Beginn des 21. Jahrhunderts war von weiteren Neuerwerbungen und Umstrukturierung geprägt. 2001 kaufte Vorwerk die Direktvertriebsorganisation LUX Asia Pacific dem schwedischen Electrolux-Konzern ab und festigte damit die Stellung auf dem asiatischen Markt. Das Folgejahr brachte die Neueinführung des Bügelsystems „Feelina“, das Jahr darauf die Trennung vom Bereich EDV-Dienstleistungen: Die ZEDA wurde 2003 an T-Systems verkauft. Die bisher letzte Transaktion war die Übernahme des US-amerikanischen Kosmetikherstellers JAFRA Cosmetics im Mai 2004.
Ende 2005 schied Jörg Mittelsten Scheid aus der Unternehmensleitung aus. Ende Juni 2008 ging Achim Schwanitz, persönlich haftender Gesellschafter, in den Ruhestand. Ende 2010 hat Peter Oberegger das Unternehmen als persönlich haftender Gesellschafter verlassen.[5] Seit Januar 2013 setzt sich die Unternehmensleitung von Vorwerk wie folgt zusammen: Walter Muyres (Persönlich haftender Gesellschafter), Reiner Strecker (Persönlich haftender Gesellschafter) und Frank van Oers (Persönlich haftender Gesellschafter).[6] Im Jahr 2014 erzielte Vorwerk erstmals einen höhere Umsatz mit Thermomix-Küchengeräten als mit Kobold-Staubsaugern.[7]
Shop-Eröffnungen
Im Rahmen des Multichannel-Vertriebs[8] richtete das Unternehmen als erstes 2011 in Hamburg und in weiteren deutschen Städten Verkaufsstellen ein.[9] Außerdem wurde der Online-Auftritt erweitert, sodass Kunden nun Zubehörteile sowie einige Produkte direkt im Internet kaufen können.[10] Die erfolgreichen Aktivitäten zum Multichannel-Vertrieb sollen weiter ausgebaut werden.
Konzernüberblick
Aktuelle Konzernstruktur
Zum Konsolidierungskreis des Vorwerk-Konzerns gehören weltweit 27 Gesellschaften, die in acht Hauptgeschäftsfelder eingeordnet werden. Die von Vorwerk vertriebenen Produkte sind darüber hinaus in 49 weiteren Ländern verfügbar. Das achte Geschäftsfeld bilden die Gesellschaften der akf-Gruppe, an denen Vorwerk zwar 90,05 % (bis 2009) der Anteile hält, die aber aufgrund fehlender einheitlicher Leitung durch Vorwerk lediglich als assoziierte Unternehmen nach der Equity-Methode in den Konzernabschluss einbezogen sind. Die Gesetzesänderung (2010) der Konsolidierungsmethode im BilMog[11] führte zu einem geänderten Konzernabschluss. Der Wechsel von der Equity-Methode auf die Vollkonsolidierung führte zum Anstieg der Bilanzsumme auf 986,1 Millionen Euro.
Hauptgeschäftsfelder
Direktvertrieb
Division Kobold (Raumpflegesystem Vorwerk Kobold, Vorwerk Tiger sowie ehemals Vorwerk Einbauküchen)
Division Thermomix (Multifunktionale Küchenmaschine)
Division Twercs Tools (Akku-Werkzeuge)
Division JAFRA Cosmetics (Kosmetika, Gesichts- und Körperpflege-Produkte)
Division Lux Asia Pacific (Haushaltsgeräte im asiatisch-pazifischen Raum)
akf gruppe (Finanzdienstleistungen)
Vorwerk Teppich
HECTAS Gebäudedienste (Infrastrukturelle Gebäudedienstleistungen)
Vorwerk Engineering[12]
Wichtige Unternehmen und Standorte
Vorwerk
Vorwerk & Co. KG, Wuppertal (Holding)[13]
sowie Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Italien, China, Österreich, Spanien, Tschechien, Frankreich, Japan, Portugal, Polen, Taiwan, Mexiko, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Ungarn, USA, Brasilien, Schweiz, Dominik. Rep., Russland, Indien, Indonesien, Thailand, Philippinen, Vietnam, Singapur.
Vorwerk-Produktionsstätten
Vorwerk Elektrowerke GmbH & Co. KG, Wuppertal (Forschung und Produktion Haushaltsgeräte), Arcore (Italien), Cloyes-sur-le-Loir (Frankreich), Shanghai (China).
Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG, Velbert-Tönisheide (Produktion und Verwaltung Einbauküchen)
Vorwerk Semco S.A.S., Cloyes-sur-le-Loir, Frankreich (Produktion Thermomix)
Vorwerk Folletto Manufacturing S.r.l., Mailand, Italien (Produktion Zubehör und Bügelsystem)
Vorwerk Household Appliances Co., Inc. Shanghai, China (Produktion und Vertrieb)[14][15][16]
JAFRA
Gründung des Unternehmens JAFRA 1956 in Malibu, Kalifornien, USA
JAFRA Cosmetics International, Inc., Westlake Village, Kalifornien, USA (Hauptsitz, Forschung und Entwicklung)
JAFRA Cosmetics International, S.A. de C.V. Mexiko-Stadt, Mexiko
Cosmeticos y Fragancias S.A. de C.V. Naucalpan de Juárez, Mexiko (Produktion)
sowie weitere Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Niederlande, Dominikanische Republik, Russland, Mexiko, Brasilien, Indien.
JAFRA Cosmetics konnte feste Standorte in Deutschland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz und vielen weiteren europäischen Ländern aufbauen.[17]
Lux Asia Pacific
Lux Asia Pacific Pte. Ltd., Singapur (Hauptsitz)
Lux Manufacturing Corp., Makati City, Philippinen (Produktion Wasserreiniger)
sowie weitere Vertriebsgesellschaften in Japan, Indonesien, Thailand, Taiwan, Australien, Vietnam
Vorwerk Teppich
Vorwerk & Co. Teppichwerke GmbH & Co. KG, Hameln
HECTAS
Vorwerk Facility Management Holding KG, Wuppertal
sowie weitere Tochterunternehmen in Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Polen, Tschechien, Ungarn
Vorwerk Direct Selling Ventures GmbH
Seit 2007 investiert Vorwerk über die Beteiligungsgesellschaft Vorwerk-Ventures in junge, innovative Unternehmen, vor allem im Internetsektor.[18]
Unternehmensleitung
Reiner Strecker (Persönlich haftender Gesellschafter)
Frank van Oers (Persönlich haftender Gesellschafter)
Rainer Christian Genes (Persönlich haftender Gesellschafter)[19]
Kennzahlen
Das beständige Wachstum des Geschäftsvolumens in den letzten Jahren erhielt 2004 durch den Erwerb von JAFRA Cosmetics einen weiteren Schub. Die erstmals ganzjährige Einbeziehung von JAFRA erbrachte 2005 einen neuen Rekordumsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro, eine Steigerung um 5 % gegenüber dem Vorjahr. Auch das Ergebnis war laut Firmenangabe „deutlich“ verbessert worden.
Im Jahr 2006 brach in Deutschland der Umsatz im Kerngeschäft Kobold-Direktvertrieb um 10 % ein. Grund sei, so Vorwerk, ein seit Beginn 2006 entstandener Mangel an Kundenberatern. Dieser negative Trend im Kerngeschäft setzte sich im Jahr 2007 fort, und kehrte sich erst im Jahr 2008 um. Trotz der insgesamt eher positiven Entwicklung in den übrigen Märkten und Sparten konnte 2007 das hohe Volumen des Vorjahres nicht mehr erreicht werden. Umsatzsteigerungen gab es vor allem beim Kobold-Vertrieb in China, bei JAFRA in Mexico sowie in den Geschäftsbereichen Vorwerk Thermomix, Vorwerk Teppich und beim Neugeschäft der akf gruppe. Der Auslandsanteil am Geschäftsvolumen erhöhte sich 2007 leicht auf 57 %.[20] Im Geschäftsjahr 2009 waren die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auch in der Vorwerk Gruppe zu spüren. Das Geschäftsvolumen (Dienstleistung, Produkte und akf-Gruppe) ging in diesem Zeitraum um 7 % auf 2,277 Milliarden Euro zurück. Der Direktvertrieb der Vorwerk Gruppe, der das Kerngeschäft darstellt, hatte eine Umsatzsteigerung von 1 % zu verzeichnen. Ein deutliches Wachstum konnte im Geschäftsjahr 2010 in nahezu allen Geschäftsbereichen und in der erstmals vollkonsolidierten akf-Gruppe erzielt werden. Das erfolgreiche Jahr endete mit einer Steigerung des Konzernumsatzes von 29,9 % auf 2,372 Milliarden Euro.
Kennzahlen der Vorwerk Unternehmensgruppe[3][21] (Werte in Mio. €)a Equity-Methode 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Konzernumsatz (inkl. USt)b 1.832 1.826 2.372 2.367 2.494 2.639 2.793
Bilanzsumme 1.648 1.734 2.720 3.066 3.379 3.633 4.159
Eigenkapital 856 920 1.112 1.211 1.329 1.445 1.575
Eigenkapitalquote in % (akf at-Equity) 52 53 61 65 64 66 65
Eigenkapitalquote in % (akf vollkonsolidiert) – – 41 39 39 40 38
Finanzanlagen 53 67 55 112 209 987 1.147
Übriges Anlagevermögen 422 427 928 938 918 994 1.066
Umlaufvermögen 1.164 1.221 1.685 1.980 2.195 1.593 1.841
Liquide Mittel 600 670 658 709 884 929 1.003
Investitionenc 48 45 226 307 281 364 383
Abschreibungenc 38 39 185 183 192 194 205
Personalaufwand 452 466 480 434 396 419 454
Mitarbeiter 22.255 21.580 22.096 16.156 12.342 12.536 12.771
Selbstständige Berater 555.718 589.251 601.664 590.733 610.516 609.721 591.156
a akf-Gruppe bis 2009 in den Konzernabschluss at-Equity einbezogen, ab 2010 vollkonsolidiert; HECTAS bis 30. Juni 2011 konsolidiert
b Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Angaben zu den Umsatzerlösen auf Bruttowerte
c Ohne Finanzanlagen
Eigendarstellung
Vorwerk verzichtete – mit Ausnahme der Teppichwerke – bis 2001 auf klassische Werbung. Von 2001 bis 2011 machte Vorwerk unter dem Slogan „Vorwerk – Unser Bestes für Ihre Familie“ eine breit angelegte Imagekampagne, mit dem Ziel „ein gesellschaftspolitisches Defizit, nämlich die mangelnde Anerkennung der Familienarbeit wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rücken“[22] bzw. „Erziehungsleistung und Hausarbeit stärker anzuerkennen und für eine bessere öffentliche Akzeptanz dieser Tätigkeiten einzutreten“[23] und dadurch Bekanntheit und Sympathiewerte – insbesondere bei der Zielgruppe der Hausfrauen und -männer – zu steigern.
Zentrale Teile des „Family Concept“, welches zur Verbesserung der Familiensituation in Deutschland beitragen soll, sind der 2003 erstmals ausgestrahlte Fernsehwerbespot „Ich führe ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen“ und der gemeinsam mit der Zeitschrift Hörzu von 2004 bis 2011 ausgeschriebene Wettbewerb zur „Familien-Managerin des Jahres“. Mit zum Konzept gehören auch die Unterstützung von SOS-Kinderdörfern durch den im Jahr 2002 gegründeten Vorwerk Family Fonds und die Finanzierung demoskopischer Studien über die Anerkennung von Haus- und Familienarbeit.
Produkte
Traditionsreichstes Produkt im Sortiment sind Teppiche bzw. Teppichböden, das einzige Geschäftsfeld, in dem Vorwerk seit der Gründung im Jahr 1883 bis heute durchgehend aktiv ist. Bekannt geworden ist die Firma dagegen vor allem durch Produktion und Vertrieb von Staubsaugern und Zubehör; der Geschäftsbereich Kobold war dann auch bis 2013 die umsatzstärkste Sparte des Konzerns. Zum Sortiment im Bereich Haushalt kamen schließlich auch die Küchenmaschine Thermomix sowie – durch die Übernahme von JAFRA im Jahr 2004 – Produkte der Gesichts- und Körperpflege, Kosmetika und Parfums. Seit 1. Dezember 2011 wird erstmals ein Saugroboter von Vorwerk in Deutschland angeboten, der Kobold VR100 und der VR200.[24]
Kritik an den Direktvertriebsmethoden
Vorwerk Austria, ein Unternehmen des Vorwerk-Konzerns, wurde im Jahr 2008 vom Obersten Gerichtshof Österreichs unter anderem zur Unterlassung unlauterer Vertriebsmethoden verurteilt. Der Oberste Gerichtshof untersagte Vorwerk Austria in seinem Urteil, beim Vertrieb unrichtige Angaben zur Reparaturbedürftigkeit bzw. zu den zu erwartenden Reparaturkosten von Vorwerk-Produkten zu machen.[25][26] So hatten Handelsvertreter von Vorwerk nach den Feststellungen des Gerichts behauptet, ein Staubsauger sei defekt, eine Reparatur nicht mehr rentabel, obwohl das Gerät noch einwandfrei funktionierte. In einem anderen Fall wurde nach den Feststellungen des Gerichts ebenfalls der Neukauf eines Staubsaugers empfohlen, obwohl eine Reparatur nachweislich zu geringen Kosten möglich war. Vorwerk erklärte nach diesem Urteil, es habe sich um Einzelfälle gehandelt. Die vom Gericht verurteilte Vorgehensweise entspräche keinesfalls den Vertriebsmethoden und der Philosophie des Unternehmens.
Sonstiges
Im Jahr 1985 prozessierte Vorwerk gegen den Chaos Computer Club (CCC). Dieser hatte auf seiner Btx-Seite einen Auszug aus einer 1978 erschienenen Dissertation über „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ veröffentlicht, in der explizit auf das Modell Kobold Bezug genommen wurde.[27] Vorwerk fürchtete um den guten Ruf und reichte eine Unterlassungsklage ein, wonach dem CCC bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von 500.000 Mark angedroht werden sollte.[28] Nachdem der Doktorvater und ein Betroffener bei Vorwerk vorstellig geworden waren, konnte das Unternehmen jedoch von der Seriosität der Quelle überzeugt werden und zog die Klage zurück. Charlotte Roche erläutert 2009/2010 in der TV-Talkshow 3 nach 9 anhand eines Exemplars das im Staubsauger steckende Gefahrenpotential: "Dieser Ansaugstutzen ist genau 11 cm lang und hat einen (Innen-)Durchmesser von 3,2 cm."[29]
Vorwerk wird zumindest in Deutschland seit Einführung des Kobold-Direktvertriebs stark mit Haustürgeschäften assoziiert. In seinem 1999 erschienenen Dokumentarfilm Die Blume der Hausfrau, der mit einigem Erfolg in deutschen Programmkinos lief, porträtierte Regisseur Dominik Wessely die Arbeit der Vorwerk-Fachberater.
Karikiert wird der Direktvertrieb von Staubsaugern unter anderem in einigen Sketchen von Loriot. Beispielsweise preist im Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ Staubsaugervertreter Jürgens den Staubsauger „Heinzelmann“, der sich mit nur einer Hand bedienen lässt und durch Zuführen der warmen Staubsauger-Abluft in eine Fönhaube ein gleichzeitiges Haarefönen ermöglicht. Sein Werbe-Reim „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ wurde sprichwörtlich (die Kundin zitiert ihn später betrunken so: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann“).
Quelle
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