Hans-Gerd Jauch
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Hans-Gerd Jauch
Hans-Gerd Hermann Jauch (* 10. März 1953 in Bad Honnef) ist ein deutscher Wirtschaftsjurist, Krisenmanager und Insolvenzverwalter. Jauch ist Gründungspartner von GÖRG Rechtsanwälte, der in den vergangenen Jahren in den Medien mit Abstand meistgenannten Wirtschaftskanzlei.[1] Er war Geschäftsführer in den eigenverwalteten Insolvenzverfahren Babcock Borsig und Agfaphoto. Ebenfalls als Geschäftsführer liquidiert er seit 2010 zahlreiche notleidende geschlossene Immobilienfonds mit einem Immobilienvermögen von 2 Mrd. Euro. 2011 wurde er Insolvenzverwalter von Arcandor, Primondo und Quelle, dem größten deutschen Insolvenzverfahren der Nachkriegszeit.
Familie
Jauch entstammt dem hanseatischen Geschlecht Jauch. Er ist der Sohn des Kaufmanns Robert Jauch (1913–2000), vormals Artillerieoffizier im Panzer-Artillerie-Regiment 16 der 16. Panzer-Division und 1950 einer von 5.000 heimgekehrten Teilnehmern der Schlacht von Stalingrad. Sein Großvater war der Offizier Hans Jauch. Sein Bruder ist der Franziskaner Robert Jauch OFM, sein Cousin der Fernsehmoderator Günther Jauch. Jauch ist verheiratet und hat sechs Kinder.
Leben
Ausbildung
Jauch machte 1971 das Abitur am Staatlichen Humanistischen Quirinus-Gymnasium in Neuss. Ende 1975 begann er mit dem Studium der Philosophie und der Jurisprudenz an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, trat dem K.St.V. Arminia Bonn bei[2] und war in der Hochschulpolitik aktiv. Jauch, der anfangs den Arztberuf angestrebt hatte und 1974 ein Staatsexamen in der Krankenpflege abgelegt hatte, war zunächst in der Psychiatrie tätig. 1990 wurde er Rechtsanwalt.[3]
Persönlichkeit
Jauch ist nicht nur beigeisterter Jäger und Hundeliebhaber. Er ist umtriebiger Liebhaber der "Schönen Künste" und Urheber zahlreicher Schöpfungen von außergewöhnlichen kritischen Kunstwerken der zeitgenössischen Malerei, die jeweils nach seinen Ideen von Meisterhand umgesetzt werden.
Berufliches Wirken
Sozietät
1991 begann Jauch als Anwalt bei Schlütter, Lüer & Görg in Köln und wurde 1992 Partner von Lüer & Görg.
1996 war Jauch Mitbegründer von GÖRG Rechtsanwälte, die heute (2014) eine der größten unabhängigen deutschen Sozietäten ist und zu den zwanzig größten Anwaltskanzleien in Deutschland zählt. GÖRG ist eine der führenden Kanzleien im Bereich des Insolvenzrechts und der Restrukturierung. 2008 wurde GÖRG durch die von Jauch betriebene Fusion mit anderen Insolvenzverwaltern zur größten Insolvenzverwalterkanzlei Nordrhein-Westfalens[4] und erhielt den JUVE Award 2009 als Kanzlei des Jahres für Insolvenzverwaltung.[5] Im JUVE-Handbuch 2011/2012 führt GÖRG das Ranking in der Insolvenzverwaltung an.[6] GÖRG ist zudem die in den letzten Jahren (Stand 2011) in den Medien mit Abstand meistgenannte Wirtschaftskanzlei.[7]
Partner des Insolvenz- und Restrukturierungsbereichs von GÖRG wurden 2009 Insolvenzverwalter der bis dahin größten deutschen Automobilzulieferer-Insolvenz Edscha,[8] Treuhänder der Merckle Unternehmensgruppe[9] mit 92.500 Arbeitnehmern und Insolvenzverwalter im größten deutschen Nachkriegsinsolvenzverfahren Arcandor mit 86.200 Arbeitnehmern.
Konkurs- und Insolvenzverwalter
Seit 1995 wickelt Jauch eigene Insolvenzverfahren ab. Sein erstes Verfahren wurde in der Fachpresse als „Kohle-Reiterei-Fall“ bekannt.[10] Jauch jagte dem Gemeinschuldner in mehreren in- und ausländischen Musterprozessen dessen verschobenes Auslandsvermögen ab.[11][12][13][14] Jauch war zweimal Insolvenzverwalter des Jagd- und Sportausrüsters Kettner,[15] den er zuletzt sanierend auf die Schmid Industrie Holding übertrug,[16] der börsennotierten Telesens KSCL,[17] von Caren Pfleger Shop,[18] des „Burgenkönigs“ Herbert Hillebrand und des Möbelmotorenherstellers OKIN, heute Teil von Phoenix Mecano.[19]
Dolphin Telecom
Im Insolvenzverfahren der Mobilfunkgesellschaft Dolphin Telecom führte Jauch den bundesweiten Mobilfunkbetrieb von 2001 bis 2005 fort und reduzierte die monatlichen Verluste von anfänglich 2,5 Mio. Euro auf ein Zehntel.[20] Die angestrebte sanierende Übertragung an Inquam scheiterte jedoch, als mit Rafik al-Hariri 2005 der neben Qualcomm maßgebliche Investor durch ein Attentat zu Tode kam.[21] Trotz der dadurch ausgelösten Masseunzulänglichkeit stellte Jauch den defizitären Geschäftsbetrieb nicht ein, sondern führte ihn auf eigenes Risiko fort. Eine Einstellung des Funkbetriebs hätte die Nutzer des Dolphin Netzes - darunter die meisten Airlines am Flughafen Frankfurt, die S-Bahn Berlin und Leitstellen des Deutschen Roten Kreuzes und der Feuerwehr - mit schwer abschätzbaren Folgen getroffen. Jauch zerlegte das bundesweite Mobilfunknetz und übergab die Teilnetze, ohne dass der Betrieb unterbrochen wurde, kleineren Betreibern.
Arcandor, Karstadt, Quelle
In der Insolvenz der Arcandor AG und ihrer nachgeordneten Gesellschaften 2009 bestellte das Amtsgericht Essen zunächst einheitlich Klaus Hubert Görg zum Insolvenzverwalter. Jauch hatte unter anderem mit Helmut Balthasar die interne Zuständigkeit für die Holding Arcandor AG.[22] Er setzte den öffentlichen Massekredit für das Versandhaus Quelle und das damit verknüpfte Factoring durch.[23] Später oblag ihm die Liquidation der Quelle.[24]
Im Verfahren Karstadt gelang es ihm gemeinsam mit Thomas Fox,[25] Nicolas Berggruen als Investor zu gewinnen. Anschließend setzte Jauch mit Görg in einer bis dahin für Insolvenzverfahren ungewöhnlichen Medienschlacht[26] Berggruen gegen zahlreiche widerstrebende Interessen durch. Gegenspieler waren das Highstreet Consortium als Vermieter, die konkurrierenden Bieter Alexander Dibelius,[27] Eckhard Cordes[28] und Borletti[29] sowie die bereits im Insolvenzverfahren Hertie in die Kritik geratene Gläubigerin Dawnay Day.[30]
Am 1. Dezember 2011 bestellte das Amtsgericht Essen Jauch für den ausgeschiedenen Görg als Insolvenzverwalter der Arcandor AG,[31] das bis dahin unter Einschluss der Tochtergesellschaften größte Insolvenzverfahren der Bundesrepublik Deutschland.[32] Weiter wurde Jauch unter anderem zum Insolvenzverwalter der Primondo bestellt, Dachgesellschaft der Versandhandelsunternehmen der Arcandor AG, sowie zum Insolvenzverwalter der Karstadt GmbH und der Quelle GmbH.[33] In seine Zuständigkeit fallen damit die noch von Görg eingeleiteten Rechtsstreite gegen Thomas Middelhoff,[34] die zu den bedeutsamsten deutschen Wirtschaftsprozessen gezählt werden.[35]
Geschäftsführer
Babcock Borsig
2002 wurde Jauch Geschäftsführer der operativen Gesellschaften des Babcock Borsig–Konzerns. Babcock Borsig war das erste große Insolvenzverfahren in Deutschland, das in der von Görg auf Konzerninsolvenzen erstreckten Eigenverwaltung durch die Geschäftsleiter, lediglich beaufsichtigt durch einen gerichtlich bestellten Sachwalter, abgewickelt wurde.[36]
Der von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Clement favorisierte Plan war, aus der Insolvenz des Babcock-Konzerns einen neuen, sanierten Konzern zu formen. Jauch gab dem angestrebten Nachfolgekonzern keine Chance, die für den Anlagenbau erforderlichen Bürgschaften am Markt zu erhalten. Die von Jauch bevorzugte Lösung, die von ihm geleiteten Teilunternehmen auf starke wirtschaftliche Partner zu übertragen, setzte sich durch.
Aus der Babcock Borsig Energy ging Hitachi Power Europe als Auffanggesellschaft des Bereichs Energietechnik hervor. Die Babcock Borsig Service ist seit 2005 ein Teil von Bilfinger Berger. Beide Insolvenzunternehmen sanierte Jauch zuvor durch die bundesweit ersten Insolvenzpläne für Großunternehmen. Die Babcock Borsig Environment in Gummersbach wurde an den Impregilo-Konzern verkauft. Die früheren Geschäftsbereiche, darunter die L. & C. Steinmüller GmbH, bilden heute die Fisia Babcock Environment.
Über die Insolvenzverfahren hinaus fungierte Jauch bis 2009 als Treuhänder für das Babcock-Kraftwerksprojekt Elektrik Uretim AS in Elbistan in der Türkei.[37]
Agfaphoto
2005 wurde Jauch zum Geschäftsführer in der Insolvenz von Agfaphoto bestellt.[38][39] Agfaphoto hatte 1964 mit dem belgischen Unternehmen Gevaert fusioniert. 2004 wurde Agfaphoto, da unrentabel, wieder abgespalten. Jauch ging von der Unwirksamkeit der Abspaltung und des Betriebsübergangs aus, weil die Arbeitnehmer über die Zusammenhänge getäuscht worden seien. Zudem fehlte Jauch das Vertrauen in den damaligen Vorstand des belgischen Mutterunternehmens Gevaert. Er schlug deswegen vor, keine Geschäfte mehr mit Gevaert zu machen und stattdessen den Betrieb sowie die Arbeitnehmer an Gevaert „zurückzugeben“. Der vorläufige Insolvenzverwalter setzte demgegenüber auf einen weitgehenden Betriebserhalt mit Hilfe eines Investors.
Nachdem dieser Investor nicht gefunden werden konnte und der Betrieb liquidiert werden musste, verweigerte Gevaert in der Folge die Bezahlung der während des Investorenprozesses bezogenen Leistungen.[40] Das Bundesarbeitsgericht bestätigte die Unwirksamkeit des Betriebsübergangs.[41]
Level One
2008 übernahm Jauch von Cevdet Caner die Geschäftsführung in den rund 200 deutschen und Luxemburger Gesellschaften von Caners Level One-Gruppe, die sich in der Krise befanden. Er beantragte für die deutschen Fondsgesellschaften die Einleitung deutscher Insolvenzverfahren[42][43] mit Verbindlichkeiten von 1,5 Milliarden Euro – nach Jürgen Schneider die zweitgrößte Immobilienpleite in Deutschland. Er unterband damit den Zugriff der vom High Court of Justice für die in Jersey ansässigen Konzernobergesellschaften bereits eingesetzten Joint Administrators (Deutsch: Gemeinsamen Insolvenzverwaltern) auf die 20.000 Wohnungen des Konzerns in Deutschland. Die Joint Administrators beriefen Jauch daraufhin ab. Der verbliebene Geschäftsführer zog die Insolvenzanträge zunächst zurück, stellte sie aber nach wenigen Tagen erneut, so dass es bei dem von Jauch gewählten Vorgehen blieb.
Geschlossene Immobilienfonds
Seit Mitte 2010 liquidiert Jauch als Geschäftsführer mit seinem Partner Christian Wolf mehr als 100 Geschlossene Immobilienfonds mit einem Immobilienbestand im Buchwert von etwa 2,2 Mrd. Euro im Bankenauftrag, darunter mit dem Berliner Bogen das größte Glasgebäude des europäischen Kontinents.[44]
Sonstige Funktionen
Jauch war Gastdozent an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Er ist Mitbegründer und Mitherausgeber der IILR - International Insolvency Law Review im Verlag C. H. Beck.[45]
Jauch gehört dem Regionalbeirat West der Commerzbank an.[46] Er ist Mitglied der Juristen-Vereinigung-Lebensrecht (JVL) im Bundesverband Lebensrecht.
Jauch war ab 1993 einige Jahre Vorstandsmitglied des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), dessen Mitglied er ist. Auf die vorgesehene Vertretung des BKU im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verzichtete er zugunsten von Christiane Underberg, als die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) signalisierte, der BKU könne ansonsten wegen des „als papsttreu eingeschätzten“ Jauch seinen traditionellen Sitz im ZdK verlieren.[47]
Zitate
„Ich habe es eigentlich nicht geschafft, meinen weißen Kittel als Krankenpfleger der Psychiatrie abzulegen.“
– Jauch über seine Tätigkeit als Insolvenzverwalter[48]
„Solche Verfahren sind wie Pferde, die geritten werden müssen: Entweder sie kommen durchs Ziel, was ja nicht ausgeschlossen ist, oder sie brechen vorher zusammen. Mitten im Rennen abzusteigen und das Pferd einschläfern zu lassen, weil man vorgibt zu wissen, dass das Pferd es nicht bis zum Ziel schafft, ist den Zuschauern nicht zu vermitteln.“
– Jauch über die Fortführung der Quelle[49]
„Totalausverkauf im Versand - das ist wie Autofahren mit abgeklebter Windschutzscheibe nach Gehör. Nur im Rückspiegel kann man erkennen, ob es wirklich gut gegangen ist.“
– Jauch über die Liquidation der Quelle[50]
„Nun sind die flotten Sprüche sicher nicht die wichtigste Kompetenz des Vetters von Fernsehstar Günter Jauch. Und doch können sie im Stress des größten Insolvenzverfahrens der deutschen Nachkriegsgeschichte durchaus hilfreich sein.“
– Angela Maier in der Financial Times Deutschland über Jauch in der Arcandor-Insolvenz[51]
Jauchs Urgroßonkel, der bereits für seinen Humor bekannte Franz Weißebach
Publikationen
Michael Dahl, Hans-Gerd H. Jauch, Christian Wolf (Hrsg.): Sanierung und Insolvenz. Festschrift für Klaus Hubert Görg zum 70. Geburtstag. Verlag C.H. Beck, München 2010
Hans-Gerd H. Jauch, Die Schnecke im Salat. In: Juristische Schulung (JuS), 1990, S. 706 – vgl. Christian Fahl: Jura für Nichtjuristen: In sieben unterhaltsamen Lektionen – Kapitel 2, Zivilrecht: Die Schnecke im Salat. C.H.Beck, 2010, S. 43 (books.google.de)
Hans-Gerd H. Jauch: Historikergestalten der Arminia. In: Michael F. Feldkamp (Hrsg.): K.St.V. Arminia 1863–1988. Bonn 1988
Hans-Gerd H. Jauch: Man wird eher vom Küssen schwanger als vom Zölibat pädophil. Was die nackten Zahlen über die Täter im Umfeld der Kirche und in der säkularen Gesellschaft sagen. In: Vatican-Spezial Das Kreuz mit dem Missbrauch, Mai 2010
Quelle
Familie
Jauch entstammt dem hanseatischen Geschlecht Jauch. Er ist der Sohn des Kaufmanns Robert Jauch (1913–2000), vormals Artillerieoffizier im Panzer-Artillerie-Regiment 16 der 16. Panzer-Division und 1950 einer von 5.000 heimgekehrten Teilnehmern der Schlacht von Stalingrad. Sein Großvater war der Offizier Hans Jauch. Sein Bruder ist der Franziskaner Robert Jauch OFM, sein Cousin der Fernsehmoderator Günther Jauch. Jauch ist verheiratet und hat sechs Kinder.
Leben
Ausbildung
Jauch machte 1971 das Abitur am Staatlichen Humanistischen Quirinus-Gymnasium in Neuss. Ende 1975 begann er mit dem Studium der Philosophie und der Jurisprudenz an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, trat dem K.St.V. Arminia Bonn bei[2] und war in der Hochschulpolitik aktiv. Jauch, der anfangs den Arztberuf angestrebt hatte und 1974 ein Staatsexamen in der Krankenpflege abgelegt hatte, war zunächst in der Psychiatrie tätig. 1990 wurde er Rechtsanwalt.[3]
Persönlichkeit
Jauch ist nicht nur beigeisterter Jäger und Hundeliebhaber. Er ist umtriebiger Liebhaber der "Schönen Künste" und Urheber zahlreicher Schöpfungen von außergewöhnlichen kritischen Kunstwerken der zeitgenössischen Malerei, die jeweils nach seinen Ideen von Meisterhand umgesetzt werden.
Berufliches Wirken
Sozietät
1991 begann Jauch als Anwalt bei Schlütter, Lüer & Görg in Köln und wurde 1992 Partner von Lüer & Görg.
1996 war Jauch Mitbegründer von GÖRG Rechtsanwälte, die heute (2014) eine der größten unabhängigen deutschen Sozietäten ist und zu den zwanzig größten Anwaltskanzleien in Deutschland zählt. GÖRG ist eine der führenden Kanzleien im Bereich des Insolvenzrechts und der Restrukturierung. 2008 wurde GÖRG durch die von Jauch betriebene Fusion mit anderen Insolvenzverwaltern zur größten Insolvenzverwalterkanzlei Nordrhein-Westfalens[4] und erhielt den JUVE Award 2009 als Kanzlei des Jahres für Insolvenzverwaltung.[5] Im JUVE-Handbuch 2011/2012 führt GÖRG das Ranking in der Insolvenzverwaltung an.[6] GÖRG ist zudem die in den letzten Jahren (Stand 2011) in den Medien mit Abstand meistgenannte Wirtschaftskanzlei.[7]
Partner des Insolvenz- und Restrukturierungsbereichs von GÖRG wurden 2009 Insolvenzverwalter der bis dahin größten deutschen Automobilzulieferer-Insolvenz Edscha,[8] Treuhänder der Merckle Unternehmensgruppe[9] mit 92.500 Arbeitnehmern und Insolvenzverwalter im größten deutschen Nachkriegsinsolvenzverfahren Arcandor mit 86.200 Arbeitnehmern.
Konkurs- und Insolvenzverwalter
Seit 1995 wickelt Jauch eigene Insolvenzverfahren ab. Sein erstes Verfahren wurde in der Fachpresse als „Kohle-Reiterei-Fall“ bekannt.[10] Jauch jagte dem Gemeinschuldner in mehreren in- und ausländischen Musterprozessen dessen verschobenes Auslandsvermögen ab.[11][12][13][14] Jauch war zweimal Insolvenzverwalter des Jagd- und Sportausrüsters Kettner,[15] den er zuletzt sanierend auf die Schmid Industrie Holding übertrug,[16] der börsennotierten Telesens KSCL,[17] von Caren Pfleger Shop,[18] des „Burgenkönigs“ Herbert Hillebrand und des Möbelmotorenherstellers OKIN, heute Teil von Phoenix Mecano.[19]
Dolphin Telecom
Im Insolvenzverfahren der Mobilfunkgesellschaft Dolphin Telecom führte Jauch den bundesweiten Mobilfunkbetrieb von 2001 bis 2005 fort und reduzierte die monatlichen Verluste von anfänglich 2,5 Mio. Euro auf ein Zehntel.[20] Die angestrebte sanierende Übertragung an Inquam scheiterte jedoch, als mit Rafik al-Hariri 2005 der neben Qualcomm maßgebliche Investor durch ein Attentat zu Tode kam.[21] Trotz der dadurch ausgelösten Masseunzulänglichkeit stellte Jauch den defizitären Geschäftsbetrieb nicht ein, sondern führte ihn auf eigenes Risiko fort. Eine Einstellung des Funkbetriebs hätte die Nutzer des Dolphin Netzes - darunter die meisten Airlines am Flughafen Frankfurt, die S-Bahn Berlin und Leitstellen des Deutschen Roten Kreuzes und der Feuerwehr - mit schwer abschätzbaren Folgen getroffen. Jauch zerlegte das bundesweite Mobilfunknetz und übergab die Teilnetze, ohne dass der Betrieb unterbrochen wurde, kleineren Betreibern.
Arcandor, Karstadt, Quelle
In der Insolvenz der Arcandor AG und ihrer nachgeordneten Gesellschaften 2009 bestellte das Amtsgericht Essen zunächst einheitlich Klaus Hubert Görg zum Insolvenzverwalter. Jauch hatte unter anderem mit Helmut Balthasar die interne Zuständigkeit für die Holding Arcandor AG.[22] Er setzte den öffentlichen Massekredit für das Versandhaus Quelle und das damit verknüpfte Factoring durch.[23] Später oblag ihm die Liquidation der Quelle.[24]
Im Verfahren Karstadt gelang es ihm gemeinsam mit Thomas Fox,[25] Nicolas Berggruen als Investor zu gewinnen. Anschließend setzte Jauch mit Görg in einer bis dahin für Insolvenzverfahren ungewöhnlichen Medienschlacht[26] Berggruen gegen zahlreiche widerstrebende Interessen durch. Gegenspieler waren das Highstreet Consortium als Vermieter, die konkurrierenden Bieter Alexander Dibelius,[27] Eckhard Cordes[28] und Borletti[29] sowie die bereits im Insolvenzverfahren Hertie in die Kritik geratene Gläubigerin Dawnay Day.[30]
Am 1. Dezember 2011 bestellte das Amtsgericht Essen Jauch für den ausgeschiedenen Görg als Insolvenzverwalter der Arcandor AG,[31] das bis dahin unter Einschluss der Tochtergesellschaften größte Insolvenzverfahren der Bundesrepublik Deutschland.[32] Weiter wurde Jauch unter anderem zum Insolvenzverwalter der Primondo bestellt, Dachgesellschaft der Versandhandelsunternehmen der Arcandor AG, sowie zum Insolvenzverwalter der Karstadt GmbH und der Quelle GmbH.[33] In seine Zuständigkeit fallen damit die noch von Görg eingeleiteten Rechtsstreite gegen Thomas Middelhoff,[34] die zu den bedeutsamsten deutschen Wirtschaftsprozessen gezählt werden.[35]
Geschäftsführer
Babcock Borsig
2002 wurde Jauch Geschäftsführer der operativen Gesellschaften des Babcock Borsig–Konzerns. Babcock Borsig war das erste große Insolvenzverfahren in Deutschland, das in der von Görg auf Konzerninsolvenzen erstreckten Eigenverwaltung durch die Geschäftsleiter, lediglich beaufsichtigt durch einen gerichtlich bestellten Sachwalter, abgewickelt wurde.[36]
Der von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Clement favorisierte Plan war, aus der Insolvenz des Babcock-Konzerns einen neuen, sanierten Konzern zu formen. Jauch gab dem angestrebten Nachfolgekonzern keine Chance, die für den Anlagenbau erforderlichen Bürgschaften am Markt zu erhalten. Die von Jauch bevorzugte Lösung, die von ihm geleiteten Teilunternehmen auf starke wirtschaftliche Partner zu übertragen, setzte sich durch.
Aus der Babcock Borsig Energy ging Hitachi Power Europe als Auffanggesellschaft des Bereichs Energietechnik hervor. Die Babcock Borsig Service ist seit 2005 ein Teil von Bilfinger Berger. Beide Insolvenzunternehmen sanierte Jauch zuvor durch die bundesweit ersten Insolvenzpläne für Großunternehmen. Die Babcock Borsig Environment in Gummersbach wurde an den Impregilo-Konzern verkauft. Die früheren Geschäftsbereiche, darunter die L. & C. Steinmüller GmbH, bilden heute die Fisia Babcock Environment.
Über die Insolvenzverfahren hinaus fungierte Jauch bis 2009 als Treuhänder für das Babcock-Kraftwerksprojekt Elektrik Uretim AS in Elbistan in der Türkei.[37]
Agfaphoto
2005 wurde Jauch zum Geschäftsführer in der Insolvenz von Agfaphoto bestellt.[38][39] Agfaphoto hatte 1964 mit dem belgischen Unternehmen Gevaert fusioniert. 2004 wurde Agfaphoto, da unrentabel, wieder abgespalten. Jauch ging von der Unwirksamkeit der Abspaltung und des Betriebsübergangs aus, weil die Arbeitnehmer über die Zusammenhänge getäuscht worden seien. Zudem fehlte Jauch das Vertrauen in den damaligen Vorstand des belgischen Mutterunternehmens Gevaert. Er schlug deswegen vor, keine Geschäfte mehr mit Gevaert zu machen und stattdessen den Betrieb sowie die Arbeitnehmer an Gevaert „zurückzugeben“. Der vorläufige Insolvenzverwalter setzte demgegenüber auf einen weitgehenden Betriebserhalt mit Hilfe eines Investors.
Nachdem dieser Investor nicht gefunden werden konnte und der Betrieb liquidiert werden musste, verweigerte Gevaert in der Folge die Bezahlung der während des Investorenprozesses bezogenen Leistungen.[40] Das Bundesarbeitsgericht bestätigte die Unwirksamkeit des Betriebsübergangs.[41]
Level One
2008 übernahm Jauch von Cevdet Caner die Geschäftsführung in den rund 200 deutschen und Luxemburger Gesellschaften von Caners Level One-Gruppe, die sich in der Krise befanden. Er beantragte für die deutschen Fondsgesellschaften die Einleitung deutscher Insolvenzverfahren[42][43] mit Verbindlichkeiten von 1,5 Milliarden Euro – nach Jürgen Schneider die zweitgrößte Immobilienpleite in Deutschland. Er unterband damit den Zugriff der vom High Court of Justice für die in Jersey ansässigen Konzernobergesellschaften bereits eingesetzten Joint Administrators (Deutsch: Gemeinsamen Insolvenzverwaltern) auf die 20.000 Wohnungen des Konzerns in Deutschland. Die Joint Administrators beriefen Jauch daraufhin ab. Der verbliebene Geschäftsführer zog die Insolvenzanträge zunächst zurück, stellte sie aber nach wenigen Tagen erneut, so dass es bei dem von Jauch gewählten Vorgehen blieb.
Geschlossene Immobilienfonds
Seit Mitte 2010 liquidiert Jauch als Geschäftsführer mit seinem Partner Christian Wolf mehr als 100 Geschlossene Immobilienfonds mit einem Immobilienbestand im Buchwert von etwa 2,2 Mrd. Euro im Bankenauftrag, darunter mit dem Berliner Bogen das größte Glasgebäude des europäischen Kontinents.[44]
Sonstige Funktionen
Jauch war Gastdozent an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Er ist Mitbegründer und Mitherausgeber der IILR - International Insolvency Law Review im Verlag C. H. Beck.[45]
Jauch gehört dem Regionalbeirat West der Commerzbank an.[46] Er ist Mitglied der Juristen-Vereinigung-Lebensrecht (JVL) im Bundesverband Lebensrecht.
Jauch war ab 1993 einige Jahre Vorstandsmitglied des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), dessen Mitglied er ist. Auf die vorgesehene Vertretung des BKU im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verzichtete er zugunsten von Christiane Underberg, als die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) signalisierte, der BKU könne ansonsten wegen des „als papsttreu eingeschätzten“ Jauch seinen traditionellen Sitz im ZdK verlieren.[47]
Zitate
„Ich habe es eigentlich nicht geschafft, meinen weißen Kittel als Krankenpfleger der Psychiatrie abzulegen.“
– Jauch über seine Tätigkeit als Insolvenzverwalter[48]
„Solche Verfahren sind wie Pferde, die geritten werden müssen: Entweder sie kommen durchs Ziel, was ja nicht ausgeschlossen ist, oder sie brechen vorher zusammen. Mitten im Rennen abzusteigen und das Pferd einschläfern zu lassen, weil man vorgibt zu wissen, dass das Pferd es nicht bis zum Ziel schafft, ist den Zuschauern nicht zu vermitteln.“
– Jauch über die Fortführung der Quelle[49]
„Totalausverkauf im Versand - das ist wie Autofahren mit abgeklebter Windschutzscheibe nach Gehör. Nur im Rückspiegel kann man erkennen, ob es wirklich gut gegangen ist.“
– Jauch über die Liquidation der Quelle[50]
„Nun sind die flotten Sprüche sicher nicht die wichtigste Kompetenz des Vetters von Fernsehstar Günter Jauch. Und doch können sie im Stress des größten Insolvenzverfahrens der deutschen Nachkriegsgeschichte durchaus hilfreich sein.“
– Angela Maier in der Financial Times Deutschland über Jauch in der Arcandor-Insolvenz[51]
Jauchs Urgroßonkel, der bereits für seinen Humor bekannte Franz Weißebach
Publikationen
Michael Dahl, Hans-Gerd H. Jauch, Christian Wolf (Hrsg.): Sanierung und Insolvenz. Festschrift für Klaus Hubert Görg zum 70. Geburtstag. Verlag C.H. Beck, München 2010
Hans-Gerd H. Jauch, Die Schnecke im Salat. In: Juristische Schulung (JuS), 1990, S. 706 – vgl. Christian Fahl: Jura für Nichtjuristen: In sieben unterhaltsamen Lektionen – Kapitel 2, Zivilrecht: Die Schnecke im Salat. C.H.Beck, 2010, S. 43 (books.google.de)
Hans-Gerd H. Jauch: Historikergestalten der Arminia. In: Michael F. Feldkamp (Hrsg.): K.St.V. Arminia 1863–1988. Bonn 1988
Hans-Gerd H. Jauch: Man wird eher vom Küssen schwanger als vom Zölibat pädophil. Was die nackten Zahlen über die Täter im Umfeld der Kirche und in der säkularen Gesellschaft sagen. In: Vatican-Spezial Das Kreuz mit dem Missbrauch, Mai 2010
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