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Beitrag  checker Do Jan 28, 2016 1:51 am

Rudge bzw. Rudge-Whitworth war ein englischer Motorrad- und Automobil-Hersteller in Coventry.

*** Rudge *** 800px-Rudge%2C_500ccm_Bj.1938
500er Rudge, Baujahr 1938

Rudge bestand von 1910 bis 1940. Das Spektrum der Produkte reichte von Motorrädern mit 250 cm³ Hubraum bis zu Maschinen mit 1.000 cm³ Hubraum.

Geschichte

*** Rudge *** 320px-Hochrad_%28Rudge_Cycle_Co._Ltd.%29%2C_Baujahr_1877
Hochrad (Rudge Cycle Co. Ltd.), Coventry, Baujahr 1877.

Die Firma Rudge-Whitworth war in Coventry zu Hause. Dan Rudge begann 1869 zunächst in Wolverhampton mit einer Fahrradproduktion. Zur selben Zeit gab es schon die Firma Whitworth in Birmingham, die Schrauben und andere Eisenwaren herstellte. Im Oktober 1894 kamen dann beide Firmen zusammen und bezogen ihr neues Stammquartier in der Crow Lane in Coventry. Zunächst baute man noch Fahrräder und Drahtspeichenräder. Bereits 1907 entwickelte die Firma ein solches Rad mit Zentralverschluss. Speichenräder mit Rudge-Verschluss wurden bis in die 1960er Jahre von vielen, vor allem britischen Sportwagenherstellern verwendet. Bis in die 1930er-Jahre wurden auch Fahrzeugreifen hergestellt. 1910 wurde das erste Rudge-Motorrad mit einem Einzylindermotor mit IOE-Ventilsteuerung und 499 cm³ Hubraum konstruiert. Das erste käufliche Serienmodell erschien 1911 auf dem Markt. Ein Multi Gear genanntes, variables Getriebe das mit sich ausdehnenden Riemenscheiben funktionierte, folgte bald darauf.
Cyclecar

Zwischen 1912 und 1913 wurde außerdem unter dem Markenname Rudge-Whitworth ein niedriger zweisitziger Cyclecar[1] mit einem luftgekühlten Einzylindermotor und 750 cm³ Hubraum produziert. Der Kleinwagen erhielt ebenfalls das Multi-Gear-Getriebe, die Kraftübertragung erfolgte mittels Treibriemen auf die Hinterachse. Der Wagen wurde weniger als ein Jahr lang gebaut.
Blütezeit und Niedergang

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen weitere Motorräder sowohl für den Straßenverkehr als auch als Rennmaschinen auf den Markt. Zeitweise beherrschte Rudge die Rennsaison, und die robusten und leistungsstarken Motoren behielten auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit eine Vormachtstellung im Rennsport, bis die Neuentwicklungen sie schließlich überholt hatten.

1933 drohte der Konkurs. Das unausweichliche Ende kam 1936, als John Vernon Pugh, der Sohn des Gründers der Firma Whitworth und letzter Überlebender der Firmengründung, verstarb. Die 1940 in Coventry ausgebombte und nicht wieder auferstandene Marke feierte mit ihren sportlichen Erfolgen auf der Isle of Man in den Jahren 1928 bis 1934 mit den Senior-TT-, den Junior-TT-Siegen 1930 und den Lightweight-TT-Siegen 1931 und 1934 ihre Höhepunkte. Rudge war auch Motorenlieferant für andere Motorradmarken wie z. B. Miller Balsamo.

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Rudge Multi von 1914

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Rudge Ulster

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Brumm-Rudge beim Oldtimer Festival des DAMC, allerdings nicht originalgetreu restauriert

Rennsporterfolge

1914 gewann Rudge mit dem Piloten Cyril Pullin das Senior-Rennen bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man mit einem Schnitt von 79,18 km/h.

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es einige Rekordfahrten, bevor Rudge 1926 wieder in den Rennsport einstieg. 1927 fielen alle drei an den Start gegangenen Rudges bei der TT aus. Aber 1928 war dann das große Rudge-Jahr: Graham Walker führte mit mehr als drei Minuten Vorsprung in der Senior TT, als das Pleuellager sieben Kilometer vor dem Ziel schlapp machte. Doch dann folgte der Sieg bei der Dutch TT in Assen, ein zweiter Platz im Großen Preis von Deutschland und schließlich nach einem rundenlangen Rad-an-Rad-Kampf der Sieg gegen Charlie Dodson (Sunbeam) beim Ulster Grand Prix. Damit war auch das „Ulster“-Modell geboren, das es ab 1929 als Replika der Rennmaschine zu kaufen gab.

1929 gewann man wieder die TT und mit den Fahrern Graham Walker, Ernie Nott und Henry Tyrell-Smith noch viele weitere Rennen. Mit einer 500-cm³-Rudge fuhr Nott 1930 auf der Brooklandsbahn in England den Stundenrekord von 170,38 km/h. Ein Dreifachsieg bei der Junior TT folgte, und eine Woche später gewann Wal Handley die Senior TT mit neuer Rekordzeit mit einem Schnitt von 119,47 km/h vor Graham Walker.

In den 1930er Jahren importierte der Berliner Motoren-Tuner Friedrich Brumm vierventilige Rudge-Rennmotorräder nach Deutschland. Er machte aus ihnen sehr erfolgreiche Rennmaschinen, die u. a. Hans Richnow zu vielen Erfolgen fuhr. Richnow wurde 1933 Deutscher Meister auf einer 350-cm³-Brumm-Rudge, wie diese Rennmotorräder nach ihrem Meister Brumm benannt wurden.

Es gab auch Rudge-Rennmotorräder, die bei Dirttrack- (später Sandbahnrennen genannt), Sand- und Grasbahnrennen bis nach dem Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Auch Bergrennen wurden mit Rudge-Motorrädern gefahren.

In Österreich fuhr Helmut Krackowizer in den Nachkriegsjahren sehr erfolgreich noch eine zweiventilige 250-cm³-Renn-Rudge.
Motorrad-Europameisterschaft

Insgesamt konnte Rudge vier Fahrertitel in der Motorrad-Europameisterschaft einfahren.

Vereinigtes Königreich Ernie Nott (2)

Europameister in der 350-cm³-Klasse: 1930, 1931

Irland Henry Tyrell-Smith (1)

Europameister in der 500-cm³-Klasse: 1930

Vereinigtes Königreich Graham Walker (1)

Europameister in der 250-cm³-Klasse: 1931

Quellen

Helmut Krackowizer: Motorräder - berühmte Marken - von AJS bis Zündapp. Welsermühl-Verlag, Wels/ München 1981, ISBN 3-85339-170-2.

Weiterführende Literatur

Reinhard Schwartz: The Family of Rudge. Testimonials of a Legendary Motorcycle/Zeitzeugen einer legendären Motorradmarke. VMCC The Vintage Motorcycle Club, Burton upon Trent 2008, ISBN 978-0-9560312-0-4.
Nick Georgano: The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Volume 3: P–Z. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1. (englisch)
G. N. Georgano (Hrsg.): Complete Encyclopedia of Motorcars, 1885 to the Present. 2. Auflage. Dutton Press, New York 1973, ISBN 0-525-08351-0. (englisch)


Quelle
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