Die Zweikraftlokomotive
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Die Zweikraftlokomotive
Eine Zweikraftlokomotive oder ein Zweikrafttriebwagen ist eine Lokomotive beziehungsweise ein Triebwagen bei der Eisenbahn. Zweikraftfahrzeuge können mit zwei unterschiedlichen Energiequellen betrieben werden. Meistens handelt es sich um elektrisch angetriebene Fahrzeuge, deren Fahrstrom wahlweise aus einer Oberleitung oder Stromschiene entnommen oder alternativ mit einem Dieselmotor, der einen Generator antreibt, auf dem Fahrzeug selbst erzeugt werden kann (Dieselelektrischer Antrieb). Durch diese Technik sind die Fahrzeuge flexibel einsetzbar, da sie als Fahrzeuge mit Stromabnehmern einerseits auf nicht elektrifizierten Bahnen fahren können, ohne dass ein Lokwechsel notwendig ist, und andererseits ihren Verbrennungsmotor auf elektrifizierten Strecken nicht einsetzen müssen. Nachteilig ist hingegen die hohe Masse aufgrund der zwei Antriebssysteme.
Eine Zweikraftlokomotive der Rhätischen Bahn im Dieseleinsatz, deutlich zu erkennen die abgebügelten Stromabnehmer
Zweikraftfahrzeuge sind keine Hybridfahrzeuge, da der für einen Hybridantrieb notwendige zweite Energiespeicher, meist in Form einer Batterie, in die Bremsenergie zurückgespeist wird, fehlt. Sie können vergleichsweise einfach aus dieselelektrischen Fahrzeugen hergerichtet werden, wenn der Gleichstrom ab Fahrleitung eine ähnliche Spannung aufweist wie der vom fahrzeugeigenen Generator erzeugte. Zweikraftfahrzeuge werden oft für Arbeits- oder Bauzüge verwendet, vor allem weil sie auch bei abgeschalteter Oberleitung fahren können.
Beispiele
Lokomotiven
Bei der frühen Elektrifizierung des Schweizer Schienennetzes wurden auch Nebengleise überspannt. Somit konnten die meisten Rangieraufgaben mit elektrischen Rangierloks und Traktoren erledigt werden. Zur Bedienung von trotzdem noch vorhandenen nicht elektrifizierten Gleisen wurden zunächst drei Traktoren mit einem Akku ausgerüstet (Tea I). Ab 1950 wurden stattdessen Dieselmotor-Generator-Einheiten eingebaut. So entstanden insgesamt 93 Zweikrafttraktoren dreier unterschiedlicher Leistungsklassen: Tem I 251–275 (1950–57), Tem II 276–298 (1967) und Tem III 321–365 (1954–62). Einige wenige dieser Fahrzeuge sind noch in Betrieb.
Mit der Entwicklung der Zustellkonzepte von SBB Cargo wurden immer mehr Dieselloks eingesetzt, damit die Güterwagen direkt in die Anschlussgleise zugestellt werden können. Weil dabei erhebliche Strecken unter Fahrdraht zurückgelegt werden, wurden ab 2012 die Zweikraftloks SBB Eem 923 in Betrieb genommen.
Die New Yorker Bahnhöfe Grand Central Terminal und Pennsylvania Station durften nur von elektrischen Fahrzeugen angefahren werden. Deshalb wurden 1956–60 insgesamt 60 Diesellokomotiven der EMD F-Serie mit einer Speisung ab dritter Schiene gebaut. Diese fünfachsigen Loks mit der Achsfolge Bo'(A1A) wurden als FL9 bezeichnet.[1]
Die FL9 wurden zum Teil ersetzt durch "Genesis" P32AC-DM (dual mode) von GE Transportation Systems (siehe Liste der Lokomotiven von General Electric).
Die Long Island Railroad in New York beschaffte für ihr Netz 1997/98 den Typ DM30AC von EMD Electro-Motive Diesel.
In Südengland (Southern Region, südlich von London) wurden ab 1962 Zweikraftlok der Class 73, später auch 74 eingesetzt, die ihren Fahrstrom normalerweise aus der seitlichen dritten Schiene bezogen. Zahlreiche dieser Loks sind bis heute im Einsatz.
Zweikraftlokomotive 478 601 im Bahnhof Berlin-Olympiastadion (1999)
Die Deutsche Bahn AG verfügte nach der Übernahme der S-Bahn Berlin über zwei von Gmeinder gebaute Zweikraftloks der Baureihe 478.6 (Diesel und 750 Volt Gleichspannung über Stromschiene).[2] Diese Lokomotiven wurden 2009 an die Havelländische Eisenbahn (hvle) verkauft.
Typ LHB ES 500 der RAG Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte
Die Ewald Kohle AG hat 1964 fünf Lokomotiven des Typs ES 500 von Linke-Hofman-Busch mit Akku- und Oberleitungsbetrieb beschafft, die nach Übernahme durch die Ruhrkohle AG von Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte eingesetzt wurden. Die Maschinen wurden zwischen 1981 und 1983 auf Drehstromantrieb (Zweisystemfähigkeit) und Hilfsantrieb mit Dieselmotor anstelle der Akkus zu ED 700 umgebaut. Ihre Verschrottung erfolgte 1993.[3]
Bei Eisenbahn + Häfen in Duisburg fanden größere Stückzahlen von bei Jung gebauten Zweikraftloks (Diesel und 600 Volt Gleichspannung aus Oberleitung) jahrzehntelang Verwendung. Eine modernere von Henschel gebaute Nachfolgebaureihe wurde nach relativ kurzer Einsatzzeit noch vor den Jung-Loks abgestellt.
Die ungarische Bahngesellschaft Helyiérdekű Vasút (HÉV) besaß schon in den 1960er Jahren Zweikraftlokomotiven für den Personenverkehr.
Bei der Rhätischen Bahn fahren seit 1968 zwei Zweikraftlokomotiven der Reihe Gem 4/4.
Die Chemins de fer du Jura (CJ) bauten 2010 zwei Gepäcktriebwagen De 4/4 I in Zweikraftlokomotiven Gem 4/4 um. Eine Maschine ist bei den CJ im Einsatz, die andere kam zur Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB).
FEVE-Zweikraftlokomotiven 1912 und 1911 im Dieselbetrieb im Bahnhof Cabezón de la Sal
Die nordspanische Gesellschaft Ferrocarriles de Vía Estrecha (FEVE) beschaffte 2003 ebenfalls 17 Zweikraftlokomotiven der Reihe 1900.
SBB Cargo gab bei Stadler Rail 30 Zweikraftlokomotiven des Typs Eem 923 für den leichten Zustell- und Rangierdienst in Auftrag, die von 2012 bis 2013 gebaut wurden.[4]
New Jersey Transit (NJT) in den USA und die Agence métropolitaine de transport (AMT) in Montreal (Kanada) bestellten bei Bombardier total 46 Zweikraftlokomotiven Bombardier ALP-45DP.
Die Gütersparte der tschechischen Staatsbahn ČD ließ im Jahr 2008 eine Lok der Baureihe 210 zu einer Zweikraftlok Baureihe 218 umbauen.
Elektrische Dampflokomotive
Triebwagen
Combino Duo der Straßenbahn Nordhausen
Bei der AKN sind dieselelektrische Triebwagen VT A im Einsatz, die bei ausgeschaltetem Dieselantrieb Strom aus der Stromschiene der Hamburger S-Bahn entnehmen können.
Die französische Staatsbahn Société nationale des chemins de fer français besitzt mit den Reihen B 81500 und B 82500 Zweikrafttriebwagen für den Regionalverkehr. Letztere können dabei neben dem Dieselantrieb zusätzlich zwei verschiedene Fahrleitungsspannungen nutzen, sind also Zweikraft- und Mehrsystemfahrzeug zugleich.
Die Nordhäuser Straßenbahn setzt mit dem Siemens Combino Duo für das Netz der Harzer Schmalspurbahn angepasste Straßenbahnen ein, die elektrisch auf dem Straßenbahnnetz und mithilfe eines Dieselmotors auf dem Eisenbahnnetz der Schmalspurbahn verkehren können.
Die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe ließ 15 Fahrzeuge vom Typ Talgo 250 mit jeweils zwei Generatorwagen zu Talgo 250 Hybrid umbauen, um diese Hochgeschwindigkeitszüge auch auf nicht elektrifizierten Strecken einsetzen zu können.
Siehe auch
Duo-Bus
Quelle
Eine Zweikraftlokomotive der Rhätischen Bahn im Dieseleinsatz, deutlich zu erkennen die abgebügelten Stromabnehmer
Zweikraftfahrzeuge sind keine Hybridfahrzeuge, da der für einen Hybridantrieb notwendige zweite Energiespeicher, meist in Form einer Batterie, in die Bremsenergie zurückgespeist wird, fehlt. Sie können vergleichsweise einfach aus dieselelektrischen Fahrzeugen hergerichtet werden, wenn der Gleichstrom ab Fahrleitung eine ähnliche Spannung aufweist wie der vom fahrzeugeigenen Generator erzeugte. Zweikraftfahrzeuge werden oft für Arbeits- oder Bauzüge verwendet, vor allem weil sie auch bei abgeschalteter Oberleitung fahren können.
Beispiele
Lokomotiven
Bei der frühen Elektrifizierung des Schweizer Schienennetzes wurden auch Nebengleise überspannt. Somit konnten die meisten Rangieraufgaben mit elektrischen Rangierloks und Traktoren erledigt werden. Zur Bedienung von trotzdem noch vorhandenen nicht elektrifizierten Gleisen wurden zunächst drei Traktoren mit einem Akku ausgerüstet (Tea I). Ab 1950 wurden stattdessen Dieselmotor-Generator-Einheiten eingebaut. So entstanden insgesamt 93 Zweikrafttraktoren dreier unterschiedlicher Leistungsklassen: Tem I 251–275 (1950–57), Tem II 276–298 (1967) und Tem III 321–365 (1954–62). Einige wenige dieser Fahrzeuge sind noch in Betrieb.
Mit der Entwicklung der Zustellkonzepte von SBB Cargo wurden immer mehr Dieselloks eingesetzt, damit die Güterwagen direkt in die Anschlussgleise zugestellt werden können. Weil dabei erhebliche Strecken unter Fahrdraht zurückgelegt werden, wurden ab 2012 die Zweikraftloks SBB Eem 923 in Betrieb genommen.
Die New Yorker Bahnhöfe Grand Central Terminal und Pennsylvania Station durften nur von elektrischen Fahrzeugen angefahren werden. Deshalb wurden 1956–60 insgesamt 60 Diesellokomotiven der EMD F-Serie mit einer Speisung ab dritter Schiene gebaut. Diese fünfachsigen Loks mit der Achsfolge Bo'(A1A) wurden als FL9 bezeichnet.[1]
Die FL9 wurden zum Teil ersetzt durch "Genesis" P32AC-DM (dual mode) von GE Transportation Systems (siehe Liste der Lokomotiven von General Electric).
Die Long Island Railroad in New York beschaffte für ihr Netz 1997/98 den Typ DM30AC von EMD Electro-Motive Diesel.
In Südengland (Southern Region, südlich von London) wurden ab 1962 Zweikraftlok der Class 73, später auch 74 eingesetzt, die ihren Fahrstrom normalerweise aus der seitlichen dritten Schiene bezogen. Zahlreiche dieser Loks sind bis heute im Einsatz.
Zweikraftlokomotive 478 601 im Bahnhof Berlin-Olympiastadion (1999)
Die Deutsche Bahn AG verfügte nach der Übernahme der S-Bahn Berlin über zwei von Gmeinder gebaute Zweikraftloks der Baureihe 478.6 (Diesel und 750 Volt Gleichspannung über Stromschiene).[2] Diese Lokomotiven wurden 2009 an die Havelländische Eisenbahn (hvle) verkauft.
Typ LHB ES 500 der RAG Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte
Die Ewald Kohle AG hat 1964 fünf Lokomotiven des Typs ES 500 von Linke-Hofman-Busch mit Akku- und Oberleitungsbetrieb beschafft, die nach Übernahme durch die Ruhrkohle AG von Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte eingesetzt wurden. Die Maschinen wurden zwischen 1981 und 1983 auf Drehstromantrieb (Zweisystemfähigkeit) und Hilfsantrieb mit Dieselmotor anstelle der Akkus zu ED 700 umgebaut. Ihre Verschrottung erfolgte 1993.[3]
Bei Eisenbahn + Häfen in Duisburg fanden größere Stückzahlen von bei Jung gebauten Zweikraftloks (Diesel und 600 Volt Gleichspannung aus Oberleitung) jahrzehntelang Verwendung. Eine modernere von Henschel gebaute Nachfolgebaureihe wurde nach relativ kurzer Einsatzzeit noch vor den Jung-Loks abgestellt.
Die ungarische Bahngesellschaft Helyiérdekű Vasút (HÉV) besaß schon in den 1960er Jahren Zweikraftlokomotiven für den Personenverkehr.
Bei der Rhätischen Bahn fahren seit 1968 zwei Zweikraftlokomotiven der Reihe Gem 4/4.
Die Chemins de fer du Jura (CJ) bauten 2010 zwei Gepäcktriebwagen De 4/4 I in Zweikraftlokomotiven Gem 4/4 um. Eine Maschine ist bei den CJ im Einsatz, die andere kam zur Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB).
FEVE-Zweikraftlokomotiven 1912 und 1911 im Dieselbetrieb im Bahnhof Cabezón de la Sal
Die nordspanische Gesellschaft Ferrocarriles de Vía Estrecha (FEVE) beschaffte 2003 ebenfalls 17 Zweikraftlokomotiven der Reihe 1900.
SBB Cargo gab bei Stadler Rail 30 Zweikraftlokomotiven des Typs Eem 923 für den leichten Zustell- und Rangierdienst in Auftrag, die von 2012 bis 2013 gebaut wurden.[4]
New Jersey Transit (NJT) in den USA und die Agence métropolitaine de transport (AMT) in Montreal (Kanada) bestellten bei Bombardier total 46 Zweikraftlokomotiven Bombardier ALP-45DP.
Die Gütersparte der tschechischen Staatsbahn ČD ließ im Jahr 2008 eine Lok der Baureihe 210 zu einer Zweikraftlok Baureihe 218 umbauen.
Elektrische Dampflokomotive
Triebwagen
Combino Duo der Straßenbahn Nordhausen
Bei der AKN sind dieselelektrische Triebwagen VT A im Einsatz, die bei ausgeschaltetem Dieselantrieb Strom aus der Stromschiene der Hamburger S-Bahn entnehmen können.
Die französische Staatsbahn Société nationale des chemins de fer français besitzt mit den Reihen B 81500 und B 82500 Zweikrafttriebwagen für den Regionalverkehr. Letztere können dabei neben dem Dieselantrieb zusätzlich zwei verschiedene Fahrleitungsspannungen nutzen, sind also Zweikraft- und Mehrsystemfahrzeug zugleich.
Die Nordhäuser Straßenbahn setzt mit dem Siemens Combino Duo für das Netz der Harzer Schmalspurbahn angepasste Straßenbahnen ein, die elektrisch auf dem Straßenbahnnetz und mithilfe eines Dieselmotors auf dem Eisenbahnnetz der Schmalspurbahn verkehren können.
Die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe ließ 15 Fahrzeuge vom Typ Talgo 250 mit jeweils zwei Generatorwagen zu Talgo 250 Hybrid umbauen, um diese Hochgeschwindigkeitszüge auch auf nicht elektrifizierten Strecken einsetzen zu können.
Siehe auch
Duo-Bus
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