Plötzlicher Kindstod:Der Albtraum aller Eltern
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Plötzlicher Kindstod:Der Albtraum aller Eltern
Es raubt Eltern den Verstand, wenn ihr Baby morgens nicht mehr erwacht. Diesen Albtraum durchleben gerade der Schauspieler Hardy Krüger jr. und seine Frau. Die Wissenschaft konnte die Ursachen des plötzlichen Kindstod noch nicht klären.
Der plötzliche Kindstod trifft in Deutschland jedes Jahr rund 250 Kleinkinder. Vor 20 Jahren waren es noch 1300 Kinder, die morgens einfach nicht mehr aus dem Schlaf erwachten. Es gab also einen großen Fortschritt in der Bekämpfung des Tods im Kinderbett. Dennoch: Obwohl selten geworden, ist der plötzliche Kindstod die häufigste Todesursache für Kinder unter einem Jahr. 80 Prozent der Todesfälle geschehen in den ersten sechs Lebensmonaten, nur rund fünf Prozent nach dem ersten Geburtstag.
Und die Forschung hat immer noch keine Erklärung für das leise Sterben ohne Warnzeichen. Bekannt sind jedoch wichtige Risikofaktoren, die sich leicht ausschalten lassen. „Die überwiegende Mehrheit von Fällen des plötzlichen Kindstods ist so, dass die Eltern alles richtig gemacht haben, und trotzdem stirbt das Kind“, sagt Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg und einer der führenden Forscher auf dem Gebiet des plötzlichen Kindstods.
Der Atemreflex setzt aus
Beim plötzlichen Kindstod, von Medizinern SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) genannt, ersticken die Kinder meist nachts im Schlaf. Sie wachen nicht auf, wenn sie husten oder spucken. Sie wachen nicht auf, wenn die Sauerstoffversorgung knapp wird. Sie „vergessen“ zu atmen. Der angeborene Atemreflex setzt aus. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn Babys auf dem Bauch schlafen. Da die häufigsten Todesfälle im Alter von zwei bis vier Monaten auftreten, kann es auch ein, dass der Säugling mit dem Kopf unter ein Kissen oder eine Decke gerät, von der er sich nicht mehr befreien kann. „Der Peak der Fälle tritt um den 100. Lebenstag auf – genau zu der Zeit, in der Säuglinge von reinen Reflexbewegungen zu Willkürbewegungen übergehen.“ Sie können beispielsweise ihre Schmusedecke greifen, aber nicht wieder los werden. Das kuschelige Babybett wird so zur tödlichen Falle.
Schützender Schlafsack
Kindermediziner empfehlen daher seit vielen Jahren, Kleinkinder in einem Schlafsack ohne loses Kissen und auf dem Rücken ins Bett zu legen. Das Schlafen auf dem Bauch, das die motorische Entwicklung des Babys fördern und nebenbei einen schönen Hinterkopf formen soll, wurde in den USA propagiert und war in den 70er-Jahren auch in Deutschland weit verbreitet. In den Kinderkrippen der DDR erkannten Mediziner allerdings, dass darin ein Risiko für den plötzlichen Kindstod bestand. Dort wurde der Babyschlaf auf dem Rücken Vorschrift. Als sich Anfang der 90er-Jahre die Empfehlung zum Schlafen auf dem Rücken in Deutschland durchsetzte, gab es den deutlichen Abfall von SIDS-Fällen. Dazu kamen die positive Erfahrung in Holland mit Babyschlafsäcken sowie die Erkenntnis, wie schädlich Rauch für die Atmung eines Babys ist und welchen Immunschutz das Stillen leisten kann.
Jungen sind gefährdeter
Gegen angeborene Risikofaktoren lässt sich dagegen wenig bis nichts unternehmen: Jungen sind mit über 60 Prozent häufiger betroffen als Mädchen, Frühgeborene und die Kinder junger Mütter unter 20 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, ebenso Kinder in Familien mit anderen Fällen von plötzlichem Kindstod. „Wissenschaftler entdecken auch zunehmend Gene, die für den gestörten Atemreflex oder den Sauerstoffmangel verantwotlich sind“, sagt Gerhard Jorch. Er sieht darin Erklärungsansätze für die Zukunft, vielleicht sogar mit entsprechenden Tests. „Im Moment haben diese Aspekte rein theoretische Bedeutung.“
Theoretischer Natur sind auch die zahlreichen Erklärungsmodelle für SIDS-Ursachen, die in verschiedenen Studien nachgewiesen wurden. Am ehesten für die Praxis geeignet ist die Annahme, dass die schlechte Sauerstoffversorgung beim plötzlichen Kindstod auf einen gestörten Blutfluss zum Hirnstamm zurückzuführen sei. Die verantwortliche Deformation der Hirnarterie ließe sich zumindest mit einer Ultraschall-Untersuchung feststellen. Der Kindermediziner Gerhard Jorch hält dennoch nicht viel von monokausalen Erklärungen. „Wenn ein Säugling unerwartet und ohne ersichtliche Ursache stirbt, spielen immer mehrere Faktoren unglücklich zusammen.“ Es bringe nicht viel, einem dieser Faktoren durch aufwendige Untersuchungen nachzuspüren.
Bauchlage trainieren
Der Experte hält dagegen viel von praktischen Maßnahmen für einen maximalen Schutz des Kindes. So kann er dem „Schnuller-Ansatz“ durchaus etwas abgewinnen. „Schnuller haben sich als gewisser SIDS-Schutz erwiesen, vor allem für Kinder, die nicht gestillt werden. Vielleicht wirkt er ja auch nur indirekt, indem er verhindert, dass ein Kind auf dem Bauch liegt. „In Rückenlage ist die Handhabung des Schnullers für Eltern und Kind einfach, auf dem Bauch nicht.“
Obwohl Säuglinge nicht auf dem Bauch schlafen sollten, müssen sie frühzeitig an die Bauchlage gewöhnt werden. „Eltern sollten das mit dem wachen Kind trainieren. Es gab schon SIDS-Fälle, da hat sich ein Baby zum ersten Mal im Leben nachts auf den Bauch gedreht und lag dann völlig hilflos auf dem Gesicht.“
Impfungen im Babyalter werden immer wieder mit dem plötzlichen Kindstod in Verbindung gebracht. „Es gibt keinen direkten Ursache-Wirkung-Effekt, wie jüngste Studien zeigten. Und Impfungen sind in jedem Fall wichtig“, betont Gerhard Jorch. Er kann sich jedoch vorstellen, dass die normale Impfreaktion mit Fieber als Trigger wirkt. „Ärzte sollten Eltern bei der Impfung darauf hinweisen, die nächsten zwei, drei Tage besonders wachsam zu sein.“
Quelle
Der plötzliche Kindstod trifft in Deutschland jedes Jahr rund 250 Kleinkinder. Vor 20 Jahren waren es noch 1300 Kinder, die morgens einfach nicht mehr aus dem Schlaf erwachten. Es gab also einen großen Fortschritt in der Bekämpfung des Tods im Kinderbett. Dennoch: Obwohl selten geworden, ist der plötzliche Kindstod die häufigste Todesursache für Kinder unter einem Jahr. 80 Prozent der Todesfälle geschehen in den ersten sechs Lebensmonaten, nur rund fünf Prozent nach dem ersten Geburtstag.
Und die Forschung hat immer noch keine Erklärung für das leise Sterben ohne Warnzeichen. Bekannt sind jedoch wichtige Risikofaktoren, die sich leicht ausschalten lassen. „Die überwiegende Mehrheit von Fällen des plötzlichen Kindstods ist so, dass die Eltern alles richtig gemacht haben, und trotzdem stirbt das Kind“, sagt Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg und einer der führenden Forscher auf dem Gebiet des plötzlichen Kindstods.
Der Atemreflex setzt aus
Beim plötzlichen Kindstod, von Medizinern SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) genannt, ersticken die Kinder meist nachts im Schlaf. Sie wachen nicht auf, wenn sie husten oder spucken. Sie wachen nicht auf, wenn die Sauerstoffversorgung knapp wird. Sie „vergessen“ zu atmen. Der angeborene Atemreflex setzt aus. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn Babys auf dem Bauch schlafen. Da die häufigsten Todesfälle im Alter von zwei bis vier Monaten auftreten, kann es auch ein, dass der Säugling mit dem Kopf unter ein Kissen oder eine Decke gerät, von der er sich nicht mehr befreien kann. „Der Peak der Fälle tritt um den 100. Lebenstag auf – genau zu der Zeit, in der Säuglinge von reinen Reflexbewegungen zu Willkürbewegungen übergehen.“ Sie können beispielsweise ihre Schmusedecke greifen, aber nicht wieder los werden. Das kuschelige Babybett wird so zur tödlichen Falle.
Schützender Schlafsack
Kindermediziner empfehlen daher seit vielen Jahren, Kleinkinder in einem Schlafsack ohne loses Kissen und auf dem Rücken ins Bett zu legen. Das Schlafen auf dem Bauch, das die motorische Entwicklung des Babys fördern und nebenbei einen schönen Hinterkopf formen soll, wurde in den USA propagiert und war in den 70er-Jahren auch in Deutschland weit verbreitet. In den Kinderkrippen der DDR erkannten Mediziner allerdings, dass darin ein Risiko für den plötzlichen Kindstod bestand. Dort wurde der Babyschlaf auf dem Rücken Vorschrift. Als sich Anfang der 90er-Jahre die Empfehlung zum Schlafen auf dem Rücken in Deutschland durchsetzte, gab es den deutlichen Abfall von SIDS-Fällen. Dazu kamen die positive Erfahrung in Holland mit Babyschlafsäcken sowie die Erkenntnis, wie schädlich Rauch für die Atmung eines Babys ist und welchen Immunschutz das Stillen leisten kann.
Jungen sind gefährdeter
Gegen angeborene Risikofaktoren lässt sich dagegen wenig bis nichts unternehmen: Jungen sind mit über 60 Prozent häufiger betroffen als Mädchen, Frühgeborene und die Kinder junger Mütter unter 20 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, ebenso Kinder in Familien mit anderen Fällen von plötzlichem Kindstod. „Wissenschaftler entdecken auch zunehmend Gene, die für den gestörten Atemreflex oder den Sauerstoffmangel verantwotlich sind“, sagt Gerhard Jorch. Er sieht darin Erklärungsansätze für die Zukunft, vielleicht sogar mit entsprechenden Tests. „Im Moment haben diese Aspekte rein theoretische Bedeutung.“
Theoretischer Natur sind auch die zahlreichen Erklärungsmodelle für SIDS-Ursachen, die in verschiedenen Studien nachgewiesen wurden. Am ehesten für die Praxis geeignet ist die Annahme, dass die schlechte Sauerstoffversorgung beim plötzlichen Kindstod auf einen gestörten Blutfluss zum Hirnstamm zurückzuführen sei. Die verantwortliche Deformation der Hirnarterie ließe sich zumindest mit einer Ultraschall-Untersuchung feststellen. Der Kindermediziner Gerhard Jorch hält dennoch nicht viel von monokausalen Erklärungen. „Wenn ein Säugling unerwartet und ohne ersichtliche Ursache stirbt, spielen immer mehrere Faktoren unglücklich zusammen.“ Es bringe nicht viel, einem dieser Faktoren durch aufwendige Untersuchungen nachzuspüren.
Bauchlage trainieren
Der Experte hält dagegen viel von praktischen Maßnahmen für einen maximalen Schutz des Kindes. So kann er dem „Schnuller-Ansatz“ durchaus etwas abgewinnen. „Schnuller haben sich als gewisser SIDS-Schutz erwiesen, vor allem für Kinder, die nicht gestillt werden. Vielleicht wirkt er ja auch nur indirekt, indem er verhindert, dass ein Kind auf dem Bauch liegt. „In Rückenlage ist die Handhabung des Schnullers für Eltern und Kind einfach, auf dem Bauch nicht.“
Obwohl Säuglinge nicht auf dem Bauch schlafen sollten, müssen sie frühzeitig an die Bauchlage gewöhnt werden. „Eltern sollten das mit dem wachen Kind trainieren. Es gab schon SIDS-Fälle, da hat sich ein Baby zum ersten Mal im Leben nachts auf den Bauch gedreht und lag dann völlig hilflos auf dem Gesicht.“
Impfungen im Babyalter werden immer wieder mit dem plötzlichen Kindstod in Verbindung gebracht. „Es gibt keinen direkten Ursache-Wirkung-Effekt, wie jüngste Studien zeigten. Und Impfungen sind in jedem Fall wichtig“, betont Gerhard Jorch. Er kann sich jedoch vorstellen, dass die normale Impfreaktion mit Fieber als Trigger wirkt. „Ärzte sollten Eltern bei der Impfung darauf hinweisen, die nächsten zwei, drei Tage besonders wachsam zu sein.“
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