Plauener Spitze
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Plauener Spitze
Plauener Spitze ist eine weltweit geschützte Marke des Branchenverbandes Plauener Spitzen und Stickereien e. V. in Plauen. Mitglieder und zugleich Lizenznehmer sind mehrere Stickereiunternehmen in Plauen und der Region Vogtland.
DDR-Briefmarkenserie Plauener Spitze
Bedeutung
Die Marke steht weniger für eine bestimmte Art der Spitze, sondern fungiert vorrangig als Qualitätssiegel und Dachmarke für alle regional erzeugten Stickereierzeugnisse der Verbandsmitglieder.
Auf der Basis des bereits seit der frühen Neuzeit etablierten Tuchmacher- und Wollweberhandwerks entwickelte sich in Plauen Anfang des 19. Jahrhunderts die Handplattstich-Stickerei und wenige Jahrzehnte später die Tüll-Stickerei. Tüll- und Ätzspitze (auch Luftspitze oder Vollspitze genannt) fanden bemerkenswerterweise beide ihren Ursprung in Plauen, wobei die Luftspitze erstmals 1882 von dem Sticker Gottfried Prager in der Stickerei Anton Falke hergestellt wurde, nachdem sie von Bruno und Anton Falke entwickelt worden war.[1]
Die Entwicklung der Schiffchenstickmaschinen (1883) ermöglichte die maschinelle Herstellung von Ätzspitze unter dem Namen Plauener Spitze. Sie wurde 1900 mit dem Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet und hat es seitdem zu weltweiter Bekanntheit gebracht.
Die Spitzenfabrikation ermöglichte die Entwicklung der Stadt Plauen zu einer der großen Städte der Region und wird nach schweren Krisen in den 1920er und 1990er Jahren noch heute betrieben. In Plauen und dem Vogtland sind derzeit über 40 klein- und mittelständische Unternehmen in dieser Branche tätig. Die Region Plauen ist seit mehr als 125 Jahren das Zentrum der deutschen Stickerei.
Hauptprodukte sind Raumtextilien (Gardinen, Tischwäsche), Brautkleider und Accessoires für die Damenober- und unterbekleidung (Lingerie und Dessous).
Geschichte der Plauener Spitze
Vorentwicklung ab dem 16. Jahrhundert
Auf der Basis des bereits seit der frühen Neuzeit etablierten Tuchmacherhandwerks entwickelte sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts in Plauen, an alten Handelswegen gelegen, die Baumwollweberei.
Das erste Stickereigewerbe kam um Plauen und das Vogtland ab dem Jahre 1780 in Form der Ausnäharbeit oder Tambourstickerei auf und verbreitete sich schnell. Schon bald danach schickten Kaufleute feine ostindische Tuche nach Plauen, um sie dort besticken zu lassen.
Industrielle Fertigung der Plauener Spitze ab dem 19. Jahrhundert
Stickmaschine mit einer Arbeitsbreite von zweimal 13,5 Metern
Im Jahr 1881 wurde in Plauen, im Zentrum der deutschen Spitzen- und Stickereiindustrie, die Maschinengestickte Tüllspitze von Anton Falke erfunden. Sie ist durch die unternehmerische Leistung des Plauener Stickereifabrikanten Theodor Bickel eine Domäne Plauens geworden. Unter den Namen Dentelles de Saxe, Saxon Lace, Plauen Lace oder Dentelles de Plauen wurde dieses Erzeugnis auf den internationalen Märkten bekannt und bewirkte, dass das Schweizer Marktmonopol gebrochen wurde. Plauen und das Vogtland wurde als selbständiges Stickereizentrum bekannt. Der rasante wirtschaftliche Aufschwung der Spitzen- und Stickereibranche Ausgang des 19. Jahrhunderts fand am 18. August 1900 seinen Höhepunkt, als Plauener Stickereifabrikanten den Grand Prix der Weltausstellung in Paris für die sog. „Plauener Musterung“ erhielten. Einer lang anhaltenden Prosperation bis in die 1920er Jahre folgte ein nachfrage- und kriegsbedingter Niedergang der Stickereiindustrie. Im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges waren nahezu alle Stickereikapazitäten und Musterkollektionen zerstört.
Aus DDR-Zeiten: Reklame auf Hauswand PGH Spitze Plauen (2009)
Ab 1945 begannen die Spitzen- und Stickereiindustrie, zunächst bestehend aus privaten Industrie- und Handwerksbetrieben, erneut auf den Märkten Fuß zu fassen. Obwohl ein direkter Zugang zum Weltmarkt fehlte, wurde die Plauener Spitze im Zeitraum von 1963 bis 1989 mit 33 Goldmedaillen der Leipziger Messe für ihr Design und technologische Meisterschaft ausgezeichnet.
1989 wurde Plauener Spitze auf 1400 Stickmaschinen produziert und in über 40 Länder exportiert. Im Ergebnis der 1990 beginnenden Umwandlung und Privatisierung waren im Jahr 2006 über 40 Unternehmen, überwiegend Familienbetriebe, in der Branche tätig.
Stickereiproduktion im 19. Jahrhundert
Ab 1800 ist in Plauen die Plattstich-Stickerei dokumentiert, ebenfalls eine noch von Hand ausgeführte Nadelarbeit. In den Folgejahren entwickelte sich die Stickerei zu einer neuen Erwerbsquelle: Um 1828 beschäftigen sich bereits mehr als 2000 Menschen mit der Handstickerei (sog. Weißstickerei).
Nachdem der Elsässer Josua Heilmann 1829 den ersten Prototypen einer Handstickmaschine zur Nachahmung der Handarbeit erfunden hatte, begannen auch in Plauen ab 1836 erste Versuche auf einer Maschinen diesen Prinzips (Einfadensystem ohne Hinterfaden mit manuellem Antrieb).
Die industrielle Revolution erfasste Plauen, als die Unternehmung Schnorr und Steinhäuser ab 1858 mit zwei Handstickmaschinen die Produktion aufnahm. Damit war der Grundstein für eine neue Industrie gelegt: die Maschinenstickerei. Zwischen 1865 und 1872 verfünffachte sich das Produktionspotenzial. Plauen zählte mittlerweile 239 Stickereibetriebe mit 907 Handstickmaschinen.
Mit wachsender Produktion stiegen zunehmend auch die Innovationspotenziale: 1881 gelang weltweit erstmals dem Plauener Anton Falke die Herstellung maschinengestickter Tüllspitze auf Handstickmaschinen – ein Ausgangspunkt für die spätere Bezeichnung Plauener Spitze. Auch die nächste maschinentechnische Revolution ließ nicht lange auf sich warten: 1883 wurde in Plauen die erste Schiffchenstickmaschinen aufgestellt (Zweifadensystem mit Schiffchen als Hinterfaden und externem Antrieb). Dadurch gelang erstmals die Fertigung der sog. Luftspitze/Ätzspitze, wobei nach Entfernung des Stickgrundes eine pure Spitze verbleibt.
Ab 1889 trat die neue Luftspitze entscheidend hervor und wurde aufgrund der weltweiten Nachfrage zusammen mit der Tüllspitze unter dem Namen Plauener Spitze insbesondere durch das Wirken des Stickereifabrikanten Theodor Bickel weltbekannt. Beide Stickereiarten sind durch die unternehmerische Leistung Bickels eine Domäne Plauens geworden. Unter Dentelles de Saxe, Saxon Lace, Plauen Lace oder Dentelles de Plauen wurden die Erzeugnisse schnell auf den internationalen Märkten bekannt. Das bis dato bestehende Schweizer Marktmonopol war gebrochen. Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde die Plauener Spitze mit dem Grand Prix ausgezeichnet.
Die Blütezeit erlebte die Stickereiproduktion um die Jahrhundertwende bis ungefähr 1912. Zu diesem Zeitpunkt standen mehr als 16.000 Stickmaschinen im Einsatz. Die Stadt Plauen entwickelte sich zu einer der großen Städte Sachsens.
Die darauf folgenden Jahrzehnte mit den beiden Weltkriegen waren durch die politischen Krisen geprägt, die die stark exportabhängige Stickereiindustrie infolge von Weltwirtschaftskrisen und Handelsbeschränkungen schwächte. Dem folgte gegen Kriegsende 1944 die fast vollständige Zerstörung Plauens in zahlreichen Luftangriffen (75 % des Stadtgebiets), wodurch die Stickereiproduktion völlig zum Erliegen kam.
„Plauener Spitze bekannt auf dem Weltmarkt“ – im Jahr 2009 noch nicht demontierte Leuchtreklame aus DDR-Zeiten in der Plauener Dürerstraße
Nach Kriegsende wurden bis in die 1970er Jahre nahezu alle wieder aufgebauten Betriebe enteignet, entprivatisiert und zum Teil unter staatlicher Kontrolle zentralisiert.
Die in Plauen und Umgebung ansässigen Unternehmen bildeten dennoch über die Jahrzehnte hinweg das deutsche Zentrum der Stickerei und erhielten wieder zahlreiche Auszeichnungen für ihre Designierungen auf internationalen Ausstellungen.
Quelle
DDR-Briefmarkenserie Plauener Spitze
Bedeutung
Die Marke steht weniger für eine bestimmte Art der Spitze, sondern fungiert vorrangig als Qualitätssiegel und Dachmarke für alle regional erzeugten Stickereierzeugnisse der Verbandsmitglieder.
Auf der Basis des bereits seit der frühen Neuzeit etablierten Tuchmacher- und Wollweberhandwerks entwickelte sich in Plauen Anfang des 19. Jahrhunderts die Handplattstich-Stickerei und wenige Jahrzehnte später die Tüll-Stickerei. Tüll- und Ätzspitze (auch Luftspitze oder Vollspitze genannt) fanden bemerkenswerterweise beide ihren Ursprung in Plauen, wobei die Luftspitze erstmals 1882 von dem Sticker Gottfried Prager in der Stickerei Anton Falke hergestellt wurde, nachdem sie von Bruno und Anton Falke entwickelt worden war.[1]
Die Entwicklung der Schiffchenstickmaschinen (1883) ermöglichte die maschinelle Herstellung von Ätzspitze unter dem Namen Plauener Spitze. Sie wurde 1900 mit dem Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet und hat es seitdem zu weltweiter Bekanntheit gebracht.
Die Spitzenfabrikation ermöglichte die Entwicklung der Stadt Plauen zu einer der großen Städte der Region und wird nach schweren Krisen in den 1920er und 1990er Jahren noch heute betrieben. In Plauen und dem Vogtland sind derzeit über 40 klein- und mittelständische Unternehmen in dieser Branche tätig. Die Region Plauen ist seit mehr als 125 Jahren das Zentrum der deutschen Stickerei.
Hauptprodukte sind Raumtextilien (Gardinen, Tischwäsche), Brautkleider und Accessoires für die Damenober- und unterbekleidung (Lingerie und Dessous).
Geschichte der Plauener Spitze
Vorentwicklung ab dem 16. Jahrhundert
Auf der Basis des bereits seit der frühen Neuzeit etablierten Tuchmacherhandwerks entwickelte sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts in Plauen, an alten Handelswegen gelegen, die Baumwollweberei.
Das erste Stickereigewerbe kam um Plauen und das Vogtland ab dem Jahre 1780 in Form der Ausnäharbeit oder Tambourstickerei auf und verbreitete sich schnell. Schon bald danach schickten Kaufleute feine ostindische Tuche nach Plauen, um sie dort besticken zu lassen.
Industrielle Fertigung der Plauener Spitze ab dem 19. Jahrhundert
Stickmaschine mit einer Arbeitsbreite von zweimal 13,5 Metern
Im Jahr 1881 wurde in Plauen, im Zentrum der deutschen Spitzen- und Stickereiindustrie, die Maschinengestickte Tüllspitze von Anton Falke erfunden. Sie ist durch die unternehmerische Leistung des Plauener Stickereifabrikanten Theodor Bickel eine Domäne Plauens geworden. Unter den Namen Dentelles de Saxe, Saxon Lace, Plauen Lace oder Dentelles de Plauen wurde dieses Erzeugnis auf den internationalen Märkten bekannt und bewirkte, dass das Schweizer Marktmonopol gebrochen wurde. Plauen und das Vogtland wurde als selbständiges Stickereizentrum bekannt. Der rasante wirtschaftliche Aufschwung der Spitzen- und Stickereibranche Ausgang des 19. Jahrhunderts fand am 18. August 1900 seinen Höhepunkt, als Plauener Stickereifabrikanten den Grand Prix der Weltausstellung in Paris für die sog. „Plauener Musterung“ erhielten. Einer lang anhaltenden Prosperation bis in die 1920er Jahre folgte ein nachfrage- und kriegsbedingter Niedergang der Stickereiindustrie. Im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges waren nahezu alle Stickereikapazitäten und Musterkollektionen zerstört.
Aus DDR-Zeiten: Reklame auf Hauswand PGH Spitze Plauen (2009)
Ab 1945 begannen die Spitzen- und Stickereiindustrie, zunächst bestehend aus privaten Industrie- und Handwerksbetrieben, erneut auf den Märkten Fuß zu fassen. Obwohl ein direkter Zugang zum Weltmarkt fehlte, wurde die Plauener Spitze im Zeitraum von 1963 bis 1989 mit 33 Goldmedaillen der Leipziger Messe für ihr Design und technologische Meisterschaft ausgezeichnet.
1989 wurde Plauener Spitze auf 1400 Stickmaschinen produziert und in über 40 Länder exportiert. Im Ergebnis der 1990 beginnenden Umwandlung und Privatisierung waren im Jahr 2006 über 40 Unternehmen, überwiegend Familienbetriebe, in der Branche tätig.
Stickereiproduktion im 19. Jahrhundert
Ab 1800 ist in Plauen die Plattstich-Stickerei dokumentiert, ebenfalls eine noch von Hand ausgeführte Nadelarbeit. In den Folgejahren entwickelte sich die Stickerei zu einer neuen Erwerbsquelle: Um 1828 beschäftigen sich bereits mehr als 2000 Menschen mit der Handstickerei (sog. Weißstickerei).
Nachdem der Elsässer Josua Heilmann 1829 den ersten Prototypen einer Handstickmaschine zur Nachahmung der Handarbeit erfunden hatte, begannen auch in Plauen ab 1836 erste Versuche auf einer Maschinen diesen Prinzips (Einfadensystem ohne Hinterfaden mit manuellem Antrieb).
Die industrielle Revolution erfasste Plauen, als die Unternehmung Schnorr und Steinhäuser ab 1858 mit zwei Handstickmaschinen die Produktion aufnahm. Damit war der Grundstein für eine neue Industrie gelegt: die Maschinenstickerei. Zwischen 1865 und 1872 verfünffachte sich das Produktionspotenzial. Plauen zählte mittlerweile 239 Stickereibetriebe mit 907 Handstickmaschinen.
Mit wachsender Produktion stiegen zunehmend auch die Innovationspotenziale: 1881 gelang weltweit erstmals dem Plauener Anton Falke die Herstellung maschinengestickter Tüllspitze auf Handstickmaschinen – ein Ausgangspunkt für die spätere Bezeichnung Plauener Spitze. Auch die nächste maschinentechnische Revolution ließ nicht lange auf sich warten: 1883 wurde in Plauen die erste Schiffchenstickmaschinen aufgestellt (Zweifadensystem mit Schiffchen als Hinterfaden und externem Antrieb). Dadurch gelang erstmals die Fertigung der sog. Luftspitze/Ätzspitze, wobei nach Entfernung des Stickgrundes eine pure Spitze verbleibt.
Ab 1889 trat die neue Luftspitze entscheidend hervor und wurde aufgrund der weltweiten Nachfrage zusammen mit der Tüllspitze unter dem Namen Plauener Spitze insbesondere durch das Wirken des Stickereifabrikanten Theodor Bickel weltbekannt. Beide Stickereiarten sind durch die unternehmerische Leistung Bickels eine Domäne Plauens geworden. Unter Dentelles de Saxe, Saxon Lace, Plauen Lace oder Dentelles de Plauen wurden die Erzeugnisse schnell auf den internationalen Märkten bekannt. Das bis dato bestehende Schweizer Marktmonopol war gebrochen. Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde die Plauener Spitze mit dem Grand Prix ausgezeichnet.
Die Blütezeit erlebte die Stickereiproduktion um die Jahrhundertwende bis ungefähr 1912. Zu diesem Zeitpunkt standen mehr als 16.000 Stickmaschinen im Einsatz. Die Stadt Plauen entwickelte sich zu einer der großen Städte Sachsens.
Die darauf folgenden Jahrzehnte mit den beiden Weltkriegen waren durch die politischen Krisen geprägt, die die stark exportabhängige Stickereiindustrie infolge von Weltwirtschaftskrisen und Handelsbeschränkungen schwächte. Dem folgte gegen Kriegsende 1944 die fast vollständige Zerstörung Plauens in zahlreichen Luftangriffen (75 % des Stadtgebiets), wodurch die Stickereiproduktion völlig zum Erliegen kam.
„Plauener Spitze bekannt auf dem Weltmarkt“ – im Jahr 2009 noch nicht demontierte Leuchtreklame aus DDR-Zeiten in der Plauener Dürerstraße
Nach Kriegsende wurden bis in die 1970er Jahre nahezu alle wieder aufgebauten Betriebe enteignet, entprivatisiert und zum Teil unter staatlicher Kontrolle zentralisiert.
Die in Plauen und Umgebung ansässigen Unternehmen bildeten dennoch über die Jahrzehnte hinweg das deutsche Zentrum der Stickerei und erhielten wieder zahlreiche Auszeichnungen für ihre Designierungen auf internationalen Ausstellungen.
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