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Kommentiertes Register des Sachgebietes Atommüll und Ableitungen aus kerntechnischen Anlagen

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Kommentiertes Register des Sachgebietes Atommüll und Ableitungen aus kerntechnischen Anlagen Empty Kommentiertes Register des Sachgebietes Atommüll und Ableitungen aus kerntechnischen Anlagen

Beitrag  Luziefer-bs1 Mi Jul 13, 2011 10:33 pm

Das multiplikative Zusammenwirken von radioaktiven und nichtradioaktiven Schadstoffen in der Schachtanlage Asse wird bei Risikobetrachtungen nicht beachtet. In der Schachtanlage Asse sind mit dem Atommüll große Mengen unterschiedlicher Stoffe wie anorganische, organische zum Teil toxische und grundwassergefährdende Chemikalien eingelagert. Viele davon sind anerkannte Schadstoffe, wie z.B. einige Schwermetalle. Neben 13.000 Tonnen Eisen-Metall sind in den Inventarlisten über 1.000 Tonnen Nichteisenmetalle darunter circa 700 Kilogramm Arsen und arsenhaltige Verbindungen (überwiegend aus eingelagerten Pflanzenschutzmitteln), 12.000 Kilogramm Blei, circa 25.000 Kilogramm Chrom, 230.000 Kilogramm Zink, 55 Kilogramm Cadmium, 22.000 Kilogramm Nickel etc. aufgeführt. Daneben erhebliche Mengen an zum Teil giftigen Chemikalien organischer Art, wie zum Beispiel Tributylphosphat, BTEX-Aromaten, Dichlormethan und 1,1,1-Trichlorethan, Phthalsäureester und Komplexbildner wie Diammonium Hydrogen Citrat (NH4)2HC6H5O7 und viele andere Verbindungen. Gelangen diese Stoffe über Luft und Wasser in die Biokreisläufe, so ist mit Gesundheitsbeeinträchtigungen zu rechnen, die denen durch radioaktive Schadstoffe verursachten gleichkommen. Eine Fokussierung allein auf das radioaktive Abfallinventar wird daher der Sachlage nicht gerecht. Über Art und Menge der in den Mischabfällen enthaltenen Materialien herrscht große Unsicherheit. Seit der Einlagerung ist dieses Stoffgemenge permanent radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Bericht von Rolf Bertram.

Das Lager Lubmin wird nicht nur für den ursprünglich angegebenen Zweck genutzt. Die Bundesregierung gab Auskunft über die Atommüll-Lagerung im Zwischenlager Lubmin. Im Atommüllager Asse tritt vermehrt radioaktive Salzlösung aus.

Sicherheitsanforderungen werden verändert anstatt erfüllt. Der Umgang mit Atommüll ist nicht nur in Deutschland eine Geschichte voller Unkenntnis, Leichtfertigkeit und krimineller Energie. Zu den Hinterlassenschaften der amerikanischen Kernwaffenproduktion gehört das Atommülllager Hanford bei Richland im US-Bundesstaat Washington. In 177 unterirdischen Tanks mit einem Fassungsvermögen zwischen knapp 210 und 3.785 Kubikmetern lagern 53 Millionen US-Gallonen radioaktiver Müll. Das sind mehr als 200.000 Kubikmeter eines reaktiven klebrigen Gebräus aus hochradioaktiven Abfällen der Plutoniumproduktion und anderen Chemikalien. Sie wurden von 1947 an bis zur Stillegung des letzten Hanfordreaktors im Jahr 1987 eingelagert, reagieren ständig und verändern sich. Knapp 4 Millionen Liter Flüssigmüll sollen bereits aus lecken Tanks ausgesickert sein und dem Columbia-River zustreben.

Neue Anforderungen für Atomendlager. In einer nicht öffentlichen Kungelrunde wurden die Sicherheitskriterien für ein Endlager genau auf das umstrittene geplante Endlager in Gorleben zugeschnitten. Am 30. September 2010 hatte das Bundesumweltministerium mit den Ländern über die „Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle“ beraten. Im Juli 2009 hatte der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) diese Anforderungen veröffentlicht, kurz vor dem Regierungswechsel und ohne Beteiligung der Länder. Kriterium für die Langzeitsicherheit soll nun weiterhin ein Zeitraum von einer Million Jahre sein und die Behälter müßten über einen Zeitraum von 500 Jahren zurückgeholt werden können, heißt es. Der bisher erarbeitete Stand werde „im Dialog mit den Ländern weiterentwickelt“. Das 22 Seiten umfassende Papier kann von der Homepage des Bundesumweltministeriums heruntergeladen werden: www.bmu.de/atomenergie_ver_und_entsorgung/downloads/17_legislaturperiode/doc/46521.php . Und der Bundestag hat Enteignungsmöglichkeiten zum Endlagerbau beschlossen.

Atommüll im Salzbergwerk: Streit um Risiken und Nebenwirkungen bei einer Flutung des Atommülllagers Asse II. Bei einer Flutung des Atommülllagers Asse II mit einer gesättigten Magnesiumchloridlösung als „Schutzfluid“ – im Notfall oder als geplante Stilllegungsoption – bestehe kein Schutz gegen sicherheitsgefährdende chemische Prozesse. Davor warnte der emeritierte Professor am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Technischen Universität Braunschweig Dr. Rolf Bertram in der Ausgabe des Strahlentelex vom 4. März 2010. Das ursprünglich als Vorbild für ein Atomendlager im Salzstock von Gorleben dienende „Versuchsbergwerk“ Asse II bei Wolfenbüttel wurde als illegale Atommülldeponie betrieben und ist nun akut vom Einsturz bedroht. Zur Orientierung bei der Vorbereitung von Maßnahmen zur Havarie-Abwehr dient gegenwärtig eine im Jahre 2005 vom Institut für Sicherheitstechnologie (ISTec) GmbH, einem Tochterunternehmen der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH, erstellte Studie „Realistische und maximale Gasbildung in der Schachtanlage Asse“ (ISTec-A-979, Köln Juli 2005). Rolf Bertram kritisierte grundsätzliche Defizite diese Studie. Gegen diese Kritik wenden sich jetzt die Autoren der ISTec-Studie, der Chemiker Dr. Guido Bracke und der Diplom-Physiker Wolfgang Müller, Leiter der Stabsstelle Forschung & Entwicklung des ISTec. Sie werfen Bertram vor, sich auf „exotische Reaktionen“ zu berufen. Dem widerspricht Rolf Bertram, es handele sich im Gegenteil um mit Sicherheit ablaufende Reaktionen und er verweist auf die inzwischen offenbar gewordene Einlagerung einer Vielzahl hochaktiver Gebinde, die die Gasbildung maßgeblich beeinflussen. Strahlentelex dokumentiert diese Auseinandersetzung. Der Ausgangsartikel von Rolf Bertram („Risiken und Nebenwirkungen“ bei einer Flutung des Atommülllagers Asse II mittels Schutzfluid; Strahlentelex 556-557 vom 04.03.2010, S.10-14) kann unter www.strahlentelex.de/Stx_10_556_S10-14.pdf abgerufen werden.

Atommüll in Mecklenburg-Vorpommern: Große Mengen Atommüll vorgeblich „freigemessen“ und wie gewöhnlicher Müll auf Deponie abgelagert. Sogenannte Freimessungen von Atommüll sind ein Bluff. Der Eigentümer des Atomkraftwerks Lubmin führt sie selbständig durch. Die tatsächlich in den Abfällen aus dem Abriß des Atommeilers enthaltenen Radionuklide und deren Aktivität werden nicht ermittelt. Seit 1996 sind bis Mitte 2010 auf der Deponie Ihlenberg bei Schönberg, östlich von Lübeck, bisher rund 14.530 Tonnen sogenannte freigemessene radioaktive Abfälle aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Lubmin bei Greifswald abgelagert worden. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums von Mecklenburg-Vorpommern vom 14. September 2010 auf eine Anfrage aus dem Beirat für Umweltfragen der Deponie Ihlenberg hervor. Demnach waren es allein im Jahr 2001 sogar 7.154,5 Tonnen Atomabfälle, nachdem es in den Jahren zuvor noch insgesamt 4.351,3 Tonnen waren. Im Jahr 2001 war mit der Neufassung der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) bundeseinheitlich eine sogenannte Freigaberegelung eingeführt worden, die unterhalb bestimmter Konzentrationsschwellen der spezifischen Aktivität (angegeben in Becquerel pro Gramm) und ohne Begrenzung der Mengen die Ablagerung wie gewöhnlicher Müll auf Deponien und auch ein Recycling von Atommüll erlaubt. Das heißt, zuvor im Atomkraftwerk eingesetzte Materialien, zum Beispiel Metalle und Baustoffe, können im Eßbesteck, in Zahnspangen, im Straßen- und Hausbau landen. So wurden zum Beispiel im Jahr 2000 rund 5.543 Tonnen radioaktive Reststoffe der Energiewerke Nord freigegeben und dem Stoffkreislauf zugeführt sowie 1.747,1 Tonnen weitere radioaktive Abfälle auf der Deponie Ihlenberg abgelagert. Welche Radionuklide die Abfälle tatsächlich enthalten und wie hoch deren Aktivität ist, wird allerdings nicht ermittelt. „Im Freigabeverfahren werden keine Angaben für die tatsächlich in den einzelnen Gebinden gemessene nuklidspezifische Aktivität aufgezeichnet“, heißt es in der Mitteilung des Schweriner Wirtschaftsministeriums.

Atommüll in Thüringen: Unsanierte Standorte des Uranbergbaus stellen die Sicherheit der Endlager der Uranerzaufbereitung infrage. Die Langzeitsicherheit unsanierter Standorte des Uranbergbaus im Zusammenhang mit den Endlagerstätten der Uranerzaufbereitung in Ostthüringen. Von Frank Lange, Kirchlicher Umweltkreis Ronneburg. Wie sicher sind die unsanierten Standorte des Uranbergbaus in Ostthüringen? Und was haben unsanierte Bergbauflächen mit radioaktiven Endlagern zu tun? Für diese findet schließlich seit zwei Jahrzehnten eine aufwendige und kostenintensive Verwahrung statt. Das sind berechtigte Fragen aus Sicht von Anwohnern, die den Abschluss der Arbeiten zur Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranbergbaus in Sachsen und Thüringen vor Augen haben. Fragen, die sich nach Kenntnis des Kirchlichen Umweltkreises Ronneburg Behörden des Landkreises Greiz und des Landes Thüringen nicht stellen. Das Sanierungsunternehmen Wismut GmbH geht da differenzierter vor. So findet vom 25. bis 27. Mai 2011 in Ronneburg ein Fachsymposium (Wissym 2011) statt, dass sich der „Nachhaltigkeit und Langzeitaspekte bei der Sanierung von Uranbergbau- und Aufbereitungsanlagen“ widmet. Anlass für den Kirchlichen Umweltkreis Ronneburg, kritische Langzeitaspekte beizusteuern.

Die Brennstäbe der „Otto Hahn“ sind jetzt in Frankreich. Atommüll-Transporte verlaufen ungesichert. Erst im zweiten Anlauf konnten die alten Brennstäbe des Atomfrachters „Otto Hahn“ ins Kernforschungszentrum Cadarache in Südfrankreich transportiert werden. Bei einem ersten Transportversuch am 9. Juli 2010 erwies sich ein Behälter als undicht und wies Druckverluste auf. Erst zwei Tage später um 15 Uhr konnte deshalb die 1.500 Kilometer weite Transportfahrt beginnen. Wie in der Juli-Ausgabe des Strahlentelex ausführlich berichtet, lagerten die Brennstäbe der „Otto Hahn“ seit 30 Jahren auf dem Gelände der GKSS bei Hamburg. Im Kernforschungszentrum Cadarache sollen sie nun zusammen mit Brennstoff aus dem früheren Reaktor des Kernforschungszentrums Karlsruhe in Castor-Behälter verpackt und dann schließlich ins Zwischenlager Nord in Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden. Ihre Atommülltransporte führt die GKSS offenbar regelmäßig ohne weitere Absicherungen durch. In der Nacht zum 10. August 2010 stoppten Umweltaktivisten kurzzeitig einen Transport mit 45 Brennelementen aus dem Forschungsreaktor FRG-1, den die GKSS am 28. Juni 2010 außer Betrieb genommen hatte. Die Aktivität der Brennelemente wurde mit 1.620.000 Terabecquerel angegeben. Ziel der nächtlichen Atomfahrt war Bremerhaven.

Atommüll in Mecklenburg-Vorpommern: Die Brennstäbe der „Otto Hahn“ sollen jetzt nach Lubmin. Von 1968 bis 1979 befuhr das vom GKSS-Forschungszentrum entwickelte Frachtschiff mit Atomantrieb „Otto Hahn“ die Weltmeere. Ein wirtschaftlicher Betrieb nuklear betriebener Frachtschiffe war jedoch nicht möglich, weshalb die Otto Hahn später mit Dieselantrieb weiterfuhr, bis sie im Frühjahr 2010 in Bangladesch verschrottet wurde. Seit dem Umbau lagern auf dem GKSS-Gelände südöstlich von Hamburg der Reaktorbehälter, die Brennstäbe sowie gebrauchte Schutzkleidung, Filter und Verrohrungen aus der „Otto Hahn“ – angeblich zu Nachuntersuchungen und Forschungszwecken. Nachdem jedoch seit nunmehr 30 Jahren keine diesbezüglichen Forschungsergebnisse bekannt wurden, sollen die Brennstäbe (52 an der Zahl) nun nach Mecklenburg-Vorpommern in das Zwischenlager Nord in Lubmin bei Greifswald gebracht werden.

Wieder Stacheldraht um Gorleben. Anlage zur behälterlosen Einlagerung hochradioaktiver Abfälle in Bohrlöcher nach Gorleben geliefert. Bürgerinitiative Umweltschutz: „Die Atomwirtschaft demaskiert die Politik.“ Am 10. Mai 2010 traf in Tießau/Elbe ein Schiff mit einer größeren stelzenförmigen Anlage ein, die in den späten Abendstunden auf einen Tieftransporter geladen wurde. Zielort war Gorleben. Bei dem Schwertransport handelte es sich um eine Anlage zur Einlagerung von hochradioaktivem Atommüll in senkrechte Bohrlöcher. Darauf machte jetzt die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg aufmerksam. Schon vor zwei Jahren hatte die BI auf entsprechende technische Entwicklungen der Deutschen Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) hingewiesen. In ihrer Versuchsanlage in Landesbergen/Weser, in der Halle eines ausgedienten Kohlekraftwerks, wurde von der DBE-Tec in Kooperation mit der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) das Hantieren mit den sogenannten BSK-3-Kokillen erprobt.

Neue atomare Anlage für Gorleben. Auf dem Gelände des Atommüll-Zwischenlagers Gorleben soll ab 2012 eine weitere atomare Anlage entstehen. In ihr sollen schwach- und mittelradioaktive Abfälle für ihren Transport in das Endlager Schacht Konrad vorbereitet werden. Der Atommüll soll hier geprüft, umgepackt, getrocknet und in andere Behälter gefüllt werden. Das erklärte Jürgen Auer für die Gesellschaft für Nuklearservice am 26. April 2010, dem 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und nur zwei Tage nachdem rund 120.000 Menschen dem Aufruf von mehreren Organisationen, Verbänden, Gewerkschaften und Parteien gefolgt waren und zwischen den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein eine 120 Kilometer lange Menschenkette gegen die Atomkraft gebildet hatten. Dokumente und der Bericht des Bundesumweltministeriums vom September 2009 über die politische Einflußnahme auf den Zwischenbericht der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt von 1983 zur Erkundung des Standortes Gorleben sind jetzt im Internet abrufbar unter www.bmu.de/atomenergie_ver_und_entsorgung/downloads/doc/45019.php sowie www.cshare.de/file/fa018cd18bacb6b4280a26e98345ad3c/Gorleben_Akten.zip und www.greenpeace.de

Gorleben-Moratorium aufgehoben. Fachtagung zum Salzstock Gorleben am 16. und 17. April 2010 in Dannenberg. Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat am 15. März 2010 die Aufhebung des Moratoriums zur Erkundung des Salzstocks Gorleben als Endlager für wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle und seine weitere „Erkundung“ verkündet, und zwar „ergebnisoffen“, jedoch ohne Alternative. Über dreißig Jahre währt nun bereits dieses zweifelhafte Verfahren. Das „Erkundungsbergwerk“ Gorleben soll demnach weiter nach Berg- und nicht nach Atomrecht ausgebaut werden. Den Antrag, den das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf Weisung des Bundesumweltministeriums bei den niedersächsischen Bergämtern vorlegen muß, stützt das Amt deshalb auf den ursprünglichen Rahmenbetriebsplan aus dem Jahre 1983, um Einwendungen zu unterlaufen. Erst nach „der Feststellung der Eignung“ und „nicht vor Ende der nächsten Legislaturperiode“ ist laut Röttgens Aussage mit der Einleitung eines ordnungsgemäßen atomrechtlichen Verfahrens zu rechnen. Greenpeace und die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg wollen sowohl juristisch als auch mit direkten Widerstandsformen dagegen vorgehen. Beim Bau einer neuen Protesthütte durch die Bäuerliche Notgemeinschaft reagierte die Polizei am 21. März 2010 mit Gewalt. Zudem meldet sich die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg mit einer Fachtagung am 16. und 17. April 2010 im Hotel „Alte Post“ in Dannenberg zu Wort und lädt zur Teilnahme ein. Detailliertes Programm, weitere Informationen und Kontakt: www.bi-luechow-dannenberg.de/chronologisch/aktuell/vorankundigung-fachtagung-gorleben. Anmeldungen bis zum 12. April 2010 erbeten an die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Rosenstr. 20, 29439 Lüchow, Fax 05841-3197 oder mailto:fachtagung@bi-luechow-dannenberg.de

„Risiken und Nebenwirkungen“ bei einer Flutung des Atommülllagers Asse II mittels Schutzfluid. Die Vollverfüllung – als eine Stilllegungsoption für Asse II – sieht vor, die oberen Bereiche der Schachtanlage mit Beton zu verfüllen und unterhalb der 700-Meter-Sohle mit einer gesättigten Magnesiumchloridlösung (sogenanntem Schutzfluid) zu fluten. Dadurch würde früher oder später das gesamte auf der 725 Meter- und 750 Meter-Sohle eingelagerte radioaktive und nichtradioaktive Inventar sowie das zur Verfüllung der Einlagerungskammern verwendete Material in Kontakt mit der wässrigen Lösung kommen. Auch bei der Notfallplanung ist beim Eintritt des Notfalls eine Flutung mittels Schutzfluid vorgesehen. Auch hierbei würde das eingelagerte Material der Einwirkung der gesättigten Magnesiumchloridlösung ausgesetzt. In beiden Fällen ist eine trockene Lagerung des Inventars unmöglich. Die geforderte Langzeitsicherheit (für 1 Million Jahre) ist bei Verfüllung mit Beton und Magnesiumchloridlauge nicht zu gewährleisten. Es besteht kein Schutz gegen sicherheitsgefährdende chemische Prozesse Von Rolf Bertram

Gegen das Einbetonieren von Atommüll in Morsleben. Die Umweltorganisation Robin Wood und Anti-Atom-Initiativen haben am 19. Dezember 2009 in Magdeburg mehrere Tausend Einwendungen gegen die geplante Betonverfüllung des Atommülllagers Morsleben Vertretern des zuständigen Landesumweltministeriums übergeben. Robin Wood fordert in einer eigenen detaillierten Einzeleinwendung eine umfassende öffentliche und ergebnisoffene Diskussion über alle Möglichkeiten eines sicheren Umgangs mit dem derzeit in Morsleben lagernden Atommüll. Insbesondere müsse dabei auch die Rückholung des Atommülls behandelt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will dagegen – im Gegensatz zum Lager ASSE – große Teile der unterirdischen Kammern und Strecken mit Salzbeton verfüllen.

Das BfS will die radioaktiven Abfälle aus dem Salzbergwerk Asse möglichst vollständig zurückholen. Die Rückholung der Abfälle aus dem Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel ist „momentan die beste Lösung“, meint Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU). Im Jahre 1967 hatte die Bundesrepublik Deutschland das alte Salzbergwerk bei Wolfenbüttel erworben, um den Bau von Atomkraftwerken zu fördern. Seitdem steht es unter der Oberaufsicht des Bundes und wird in seinem Auftrag von staatlichen Einrichtungen betrieben. Seit dem 1. Januar 2009 ist es das BfS, zuvor war es das Helmholtz-Zentrum München, das sich früher GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit GmbH und davor Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbh (GSF) nannte. Mit einer gehörigen Portion krimineller Energie wurde die Asse als illegale Deponie betrieben. Weil sie nie den Anforderungen an ein Endlager genügte, wurde sie bewußt einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren entzogen. Der Öffentlichkeit wurde das alte Salzbergwerk als „Versuchsendlager“ präsentiert. Dieser Begriff sollte Vorläufigkeit vortäuschen. Tatsächlich wurden unterschiedliche Methoden zur Einlagerung im Salz erprobt, eine anschließende Beseitigung der Versuchsanlagen war jedoch von Anfang an nicht geplant.

Gorleben, Morsleben, Asse, Karlsruhe, Sibirien:

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg befürchtet, daß die Atomwirtschaft die Regie in Gorleben übernehmen soll.

Das Bundesamt für Strahlenschutz, Betreiber des Atommülllagers Morsleben, will hier – anders als beim Atommülllager Asse – auf eine Alternativenprüfung verzichten. Einwendungen dagegen können alle Bürgerinnen und Bürger bundesweit noch bis zum 21. Dezember 2009 erheben: http://www.robinwood.de/morsleben.

Professor Klaus Kühn gilt als international renommierter Experte. Er setzt auf Salz als Endlagermedium für radioaktive Abfälle und plädiert selbst jetzt, nachdem seine Mitschuld für das Asse-Debakel Thema für parlamentarische Befragungen ist, gleich für das nächste Debakel, für Gorleben, beklagt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

In der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe (WAK) lagerten zu Beginn des Verglasungsbetriebs im September 2009 etwa 58 Kubikmeter (58.000 Liter) flüssiger hochradioaktiver Abfälle (HAWC). 1996 waren es noch 70 Kubikmeter. Als Erklärung gibt die Bundesregierung an, daß es der WAK „gestattet worden sei, das HAWC durch Verdunsten aufzukonzentrieren“.

Große Mengen Reststoffe aus der deutschen und wohl auch der französischen Produktion von AKW-Brennelementen lagern in einem Atomzentrum in Sewersk, früher Tomsk-7 genannt, das rund 200 Kilometer nördlich von Nowosibirsk liegt. Die Firma Urenco, die im nordrhein-westfälischen Gronau eine Fabrik zur Urananreicherung betreibt, bezeichnet das Material aber als „Wertstoff“, der in Rußland weiter verarbeitet werde. Hätte man das Material, für das es hierzulande keine sinnvolle Verwendung gibt, als Atommüll eingestuft, so müßten Michael Sailer, dem Vorsitzenden der Entsorgungskommission (ESK) der Bundesregierung zufolge, weitere 150.000 Kubikmeter Endlagerkapazität bereitgestellt werden.

Neue Dokumente belegen: Die Regierung Kohl ließ Gutachten zu Gorleben schönen. Neue Dokumente belegen, daß die Regierung Kohl im Jahr 1983 massiv Einfluß auf die Wissenschaftler ausübte, die eine Eignung des Standortes Gorleben für ein atomares Endlager prüfen sollten.

Plutonium im Lager Asse. Auch hochradioaktiver Abfall ist in das Atommüll-Lager Asse II eingelagert worden, obwohl das Lager nur für schwach- und mittelradioaktiven Abfall vorgesehen und genehmigt worden war. „In der Schachtanlage Asse II lagert mit rund 28 Kilogramm offensichtlich mehr als dreimal so viel hochgiftiges Plutonium wie bislang angenommen“, teilte das Bundesumweltministerium am 29. August 2009 mit und bestätigte damit einen Bericht des ARD-Fernsehmagazins Monitor vom 23. Juli 2009.

Aus jetzt offengelegten Akten geht hervor, daß die Entscheidung für ein Atommüll-Lager Gorleben politisch manipuliert wurde. Aus jetzt vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) offengelegten Akten geht hervor, daß die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) erhebliche Zweifel an der Eignung von Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Atommüll hatte. 1983 wies die Bundesregierung die Fachbehörde an, entgegen deren Auffassung Gorleben als Endlagerstandort zu befürworten. Im Laufe der Erkundung des Salzstocks drängten sich offenbar zwei wesentliche Schwachpunkte in der Abschirmung der Radioaktivität von der Biosphäre auf, was in den offiziellen Berichten unterschlagen wurde. Durch den Verzicht auf eine doppelte geologische Barriere in den Sicherheitsanforderungen durch die derzeitige Führung des Bundesumweltministeriums wird einer dieser Schwachpunkte heute „wegdefiniert“.

Keine Antworten auf lästige Fragen. Fragen zum Gorleben-Gutachten von 1983 und zur Rolle der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe bei der Herkunft des radioaktiven Inventars im Atommülllager Asse könnten nicht oder nur in Form einer historischen Aufarbeitung beantwortet werden, meint die Bundesregierung.

Für die Endlagerung sind bereits Millionen Krebstote kalkuliert. Das Bundesumweltministerium veröffentlichte neue Sicherheitsanforderungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle. Wer bisher glaubte, bei sogenannten Endlagern für Atommüll handele es sich um sichere, hermetisch verschlossene Anlagen, wird jetzt eines Anderen belehrt. Am 15. Juli 2009 veröffentlichte das Bundesumweltministerium (BMU) anläßlich der Vorstellung des Jahresberichts 2008 des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) die Endfassung neuer Sicherheitsanforderungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle. Dem BMU zufolge entsprechen sie „dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik“. Die neuen Sicherheitsanforderungen sollen ausschließlich für ein zu errichtendes Endlager für wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle gelten und insoweit die am 5. Januar 1983 im Bundesanzeiger bekannt gemachten Sicherheitskriterien für die Endlagerung radioaktiver Abfälle in einem Bergwerk ersetzen. Sie sollen Planungsgrundlage für das Bundesamt für Strahlenschutz sein. Bericht mit einem Kommentar von Thomas Dersee.

Endlager ohne Ende. Vom 17. bis 19. Juni 2009 hatte die Evangelische Akademie Loccum zu einer Tagung zur Atommüllproblematik eingeladen. Trotz des problematischen Termins mitten in der Woche konnte die Studienleiterin Dr. Monika C. M. Müller 80 Teilnehmer aus Behörden, Verbänden, Wirtschaft und Politik begrüßen. Vor allem die Vorkommnisse in der Asse II hätten den Anstoß gegeben, die unterschiedlichen Akteure an einen Tisch zu bekommen, um politische Lösungen in der Atommüllendlagerung auszuloten. Doch die Chancen der Verständigung scheinen gering. Die Suche nach Wegen zu einer Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland sei aus unterschiedlichen Gründen verstellt, unterstrich Wolfgang Ehmke für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) auf der Tagung. In den Kreisen der Industrie würde auf die bereits getätigten Investitionen in Gorleben verwiesen, über eine vergleichende und ergebnisoffene Endlagersuche seien die Koalitionspartner in Berlin zerstritten und die Umweltverbände sowie Anti-AKW-Initiativen pochten auf die Prämisse des Atomausstiegs, bevor zum Reizthema Atommüll konstruktiv Stellung bezogen würde.

Atommüll-Endlagerung: Tschechien forciert seine Endlagersuche. Tschechien forciert seine Endlagersuche. Die bevorzugten Standorte liegen in der Nähe der Grenzen zu Österreich und Bayern.

Atommüll-Endlagerung: Gorleben wird bereits seit Mitte der 1980er Jahre im ungenehmigten Schwarzbau zum Endlager ausgebaut. Der Salzstock Gorleben ist offenbar bereits seit Mitte der 1980er Jahre illegal zu einem Endlager für hochradioaktive Abfälle ausgebaut worden. Das geht aus einer internen Bewertung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hervor. Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg: Die Erkundungslüge ist aufgeflogen.

Atommüll-Endlagerung: „Die Vor-Festlegung auf Gorleben wird weiter festgezurrt“. BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg beendet den Dialog über Endlagerkriterien. Konsterniert verließ Gerhard Harder, Vorsitzender der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), am vorletzten März-Wochenende 2009 die Fachtagung des Bundesumweltministeriums (BMU) in Berlin, auf der in beschränktem Kreis über die Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle debattiert wurde. „An einer völlig unverbindlichen Debatte über Sicherheitskriterien wird sich die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) nicht weiter beteiligen“, erklärte Harder. Die BI forderte „ein offenes, transparentes Suchverfahren. Das impliziert nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik einen Standortvergleich.“ Ohne eine solche Prämisse mache die Beteiligung am Diskurs aus Sicht der Bürgerinitiative keinen Sinn. Doch die Atomkraftgegner blitzten mit ihrem Anliegen auf der Tagung ab.

Die Erforschung von Strahlenwirkung im Salzgestein ist in Deutschland offenbar unerwünscht. Der Dialog zwischen dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und dem niederländischen Experten Prof. Henry W. den Hartog stockt seit geraumer Zeit. Den Hartog untersucht in Groningen den Einfluß radioaktiver Strahlung auf Salzgestein, ein Gebiet, daß bei der Debatte um mögliche Wirtsgesteine für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle von großer Bedeutung ist. Warum kommt der Dialog nicht zustande? Aus Sicht des Wissenschaftlers ignoriert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) dessen Forschungsergebnisse. Er wandte sich jetzt mit einer Erklärung an die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

Physikalisch-Chemische Prozesse im schwach- und mittelaktiven Atommüll in der Schachtanlage ASSE II – eine unterschätzte Gefahr. Gefahren für Mensch und Umwelt, die mit der Lagerung von schwach- und mittelaktivem Atommüll verbunden sind, wurden bisher unterschätzt. Erst durch die jüngst bekannt gewordenen Ereignisse in der Schachtanlage ASSE II bei Wolfenbüttel wird zunehmend bewußt, daß bedingt durch die stoffliche Vielfalt in dieser Atommüllkategorie unüberschaubare sicherheitsgefährdende Prozesse ausgelöst werden. Unvermeidbare Veränderungen und Störungen des gesamten Systems durch geochemische und radiochemische Reaktionen als Folge der Wechselwirkung zwischen den radioaktiven und nichtradioaktiven Komponenten werden bis zur Stunde zu wenig beachtet. Durch permanente Änderungen aller Systemeigenschaften wird eine dauerhafte Dynamik ausgelöst, deren Tragweite bis zur Stunde nur unzureichend wahrgenommen wird. Noch immer fehlen eine gründliche Erfassung der wirkenden Einflußfaktoren sowie eine gründliche Analyse der ineinandergreifenden Wechselwirkungen und damit auch eine umfassende Bewertung. Gegenwärtig verwendete Modelle zu den geochemisch basierten Sicherheitsnachweisen sind unvollständig, da sie langfristig ablaufende komplexe Vorgänge in einem Endlager und neuere wissenschaftliche Erkenntnisse weitgehend außer Acht lassen. Von Prof. Dr. Rolf Bertram.

Atomwirtschaft: Gorleben kostete 1,51 Mrd. Euro. Für das atomare Endlagerprojekt Gorleben in Niedersachsen sind von 1977 bis Ende 2007 Kosten in Höhe von 1,51 Milliarden Euro entstanden. Das teilte die Bundesregierung im August 2008 in ihrer Antwort (Bundestagsdrucksache 16/ 10077) auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion zu den volkswirtschaftlichen Kosten der Atomenergie mit. Im Haushaltsjahr 2008 seien zudem 27,6 Millionen Euro für das Projekt Gorleben veranschlagt worden. Die künftigen Kosten hingen vor allem von einer politischen Grundsatzentscheidung zum weiteren Vorgehen bei der Endlagerung hochaktiver, wärmeentwickelnder Abfälle aus Kernkraftwerken ab.

Atommüll-Endlagerung: Internetforum des BMU zur Endlagerung. Im Nachgang zum Endlagersymposium vom 30.10. bis 1.11.2008 in Berlin steht interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums (BMU; www.bmu.de) jetzt ein Forum zur Verfügung, in dem sie ihre Meinung zu den Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle äußern und die Ergebnisse des Endlagersymposiums bewerten sollen.

Bundesamt für Strahlenschutz ist jetzt Betreiber der Asse. Seit dem 1. Januar 2009 ist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Betreiber der Schachtanlage Asse II bei Wolfenbüttel. Mit Gründung einer bundeseigenen „Asse GmbH“ für die Betriebsführung der Schachtanlage und dem Übergang der erforderlichen Genehmigungen vom Helmholtz-Zentrum München auf das Bundesamt für Strahlenschutz könne der Betreiberwechsel wie geplant vollzogen werden, erklärt das Bundesumweltministerium in einer gemeinsam mit dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz Ende Dezember 2008. Ursache für den Betreiberwechsel waren skandalöse Mängel in der bisherigen Führung des Betriebes der Schachtanlage Asse II durch das Helmholtz-Zentrum München sowie in der Führung des Schließungsverfahrens durch das niedersächsische Ministerium. Außerdem gab es Probleme bei der Kommunikation zwischen den zuständigen Behörden.

Zwischenlager bei AKWs als verfassungsgemäß erklärt. Atomare Zwischenlager in der Nähe deutscher Atomkraftwerke verstoßen nicht gegen die verfassungsrechtliche Schutzpflicht des Staates für seine Bürger. Ein „Restrisiko“ sei hinzunehmen. Das entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit Beschluß vom 12. November 2008 (Az. 1 BvR 2456/06), der am 27. November 2008 veröffentlicht wurde. Damit billigte das Gericht das mit dem Atomausstieg beschlossene Konzept, den Atommüll nicht mehr in den zentralen Zwischenlagern Ahaus und Gorleben aufzubewahren, sondern dezentral an den AKW-Standorten. Die Richter wiesen damit Verfassungsbeschwerden gegen die Zwischenlager an den bayerischen Standorten Gundremmingen, Niederaichbach und Grafenrheinfeld ab. Die Zwischenlagerung an den jeweiligen Standorten sei nicht risikoreicher als die zentrale Lagerung.

Endlagerung von Atommüll: Irgendwann will das BMU ein Verfahren zur Auswahl eines Endlagerstandortes für hochradioaktiven Atommüll in Gang setzen. Sichtlich gealtert und ohne neue Visionen präsentierten sich viele Protagonisten der bisherigen Endlagerdebatte auf dem Endlagersymposium, das vom 30. Oktober bis 1. November 2008 in Berlin stattfand. Auf Einladung des Bundesumweltministeriums (BMU) warben sie vor mehr als 350 Teilnehmern dafür, endlich mit einem Auswahlverfahren nach internationalem Standard zu beginnen. Im Oktober 2002 hatte zuletzt der drei Jahre zuvor vom damaligen Umweltminister Jürgen Trittin eingerichtete „Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)“ vor mehr als 300 Personen aus Industrie, Wissenschaft, Politik, Behörden und Verbänden seine Kriterien und Verfahrensvorschläge zur Auswahl eines Endlagerstandortes für hochradioaktive, wärmeentwickelnde Abfälle präsentiert. Ende 2002 beendete der AkEnd seine Arbeit und danach wollte das Bundesumweltministerium darüber eine öffentliche Diskussion führen und schließlich das Auswahlverfahren verbindlich werden lassen. Das fand sechs Jahre lang nicht statt. Jetzt wurde dafür geworben, nun damit zu beginnen.

Atomwirtschaft / Endlagerung: Neue Maßstäbe für die Lagerung hochradioaktiver Abfälle. Bundesumweltministerium paßt Sicherheitsanforderungen dem „Stand von Wissenschaft und Technik“ an. „Geringfügige Freisetzungen“ werden zugelassen. Mit der Veröffentlichung eines Regelungsentwurfs für „Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle“ will das Bundesumweltministerium (BMU) jetzt neue Maßstäbe für die Sicherheit eines Atommüll-Lagers setzen. Die aktualisierten Sicherheitsanforderungen beschreiben den „Stand von Wissenschaft und Technik“, der für den Betrieb und den Verschluß eines Endlagers einzuhalten und von der Genehmigungsbehörde zu prüfen ist, teilte das BMU am 12. August 2008 mit.

Asse II: Fehleinschätzungen durch fragwürdige Klassifizierung von Atommüll. Die übliche Klassifizierung des Atommülls „schwach – mittel – hochaktiv“ reicht für eine Bewertung der von diesen Stoffen für Mensch und Umwelt ausgehenden Gefährdung nicht aus. Die Angabe der Aktivität in der Maßeinheit Bq (Becquerel) orientiert sich an der Wärmeabgabe, die vom Atommüll ausgeht. Die Energiedosis sagt nichts über die schädigende Wirkung der Strahlung aus. Diese Klassifizierung unterscheidet auch nicht die unterschiedlichen Strahlungsarten und erlaubt daher auch keine Aussage über die Wirkung der ionisierenden Strahlung auf die umgebende Materie. Die Wirkmechanismen von dünn- und dichtionisierender Strahlung auf lebende und tote Objekte sind gänzlich verschieden. Unterschiedliche radioaktive Strahlungsarten schädigen bei gleicher Energiedosis unterschiedlich stark. Die Nichtbeachtung dieser Tatsache kann zu verhängnisvollen Fehleinschätzungen führen. Von Rolf Bertram.

Die Anforderungen an die Sicherheit in Gorleben werden aufgeweicht. Bericht von Wolfgang Ehmke. Die Endlagerkonzeption für Gorleben steht offensichtlich vor einer wesentlichen Änderung. Obwohl die Bauarbeiten auf der Endlagerbaustelle bis zu einem Ablauf des Moratoriums ruhen und die Entscheidung offen ist, ob alternativ zu Gorleben nicht auch andere Standorte und Gesteinsformationen als Salz auf eine Eignung hin untersucht werden, erprobt die Gorleben-Betreiberin, die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE), die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle im Salzgestein. Hochradioaktive Abfälle – Brennelemente und verglaster Müll – sollen nun als Kokillen ohne weitere Abschirmung in Bohrlöchern versenkt werden. Damit entfiele eine der vier Barrieren, die ein Austreten von Radioaktivität in die Biosphäre verhindern sollen. Auf entsprechende Versuche verwies der Diplomphysiker Wolfgang Neumann (Gruppe Ökologie Hannover) auf einer Veranstaltung von Bürgerinitiativen aus dem Raum Asse, Salzgitter und dem Wendland, die sich am 2. Juli-Wochenende 2008 zu einer zweitägigen Fachkonferenz in Lüchow trafen.

Ein sicheres atomares Endlager gibt es nicht. - Skandal um Umweltverseuchung und unsichere Atommüll-Lagerung bei Wolfenbüttel und Lüchow-Dannenberg. Das Gerede von sicheren atomaren Endlagern ist eine dumme Täuschung. Laugenzuflüsse dringen in das sogenannte Forschungsendlager Asse II bei Wolfenbüttel ein – täglich etwa 12,5 Kubikmeter – und gefährden 125.787 zwischen 1967 und 1978 eingelagerte Fässer mit 46.900 Kubikmetern schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Das wurde bereits mehrfach berichtet. Der Betreiber von Asse II, das Helmholtz-Zentrum München, hat die offenbar bereits seit Anfang der 1990er Jahre radioaktiv verseuchten Laugenzuflüssen vom 750 Meter tiefen in das unterste, 975 Meter tiefe Stockwerk des ehemaligen Salzbergwerks gepumpt. Das wurde jetzt zusätzlich am 16. Juni 2008 bei einer Anhörung im Umweltausschuß des niedersächsischen Landtages bekannt. Offensichtlich gezielt an den Aufsichtsbehörden vorbei, ist damit eine tickende Zeitbombe geschaffen worden. An drei Zuflußstellen sollen in der Lauge zumindest zwischen 20.000 und 90.000 Becquerel Cäsium-137 pro Liter nachgewiesen worden sein. Der Grenzwert für die Freigabe des künstlichen Radionuklids beträgt laut Strahlenschutzverordnung 10.000 Becquerel pro Liter.

Berlin, 30.10.-1.11.2008: Konferenz über Endlagerung von Atommüll. Die von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel angekündigte internationale Konferenz zur Endlagerung von atomaren Abfällen findet vom 30. Oktober bis zum 1. November 2008 in Berlin statt. Gabriel hatte im November 2007 bei einem Besuch in der Region Gorleben mitgeteilt, daß das Bundesumweltministerium eine Konferenz veranstalten werde, die sich mit Fragen der Standortsuche für ein atomares Endlager beschäftigt. Neben Experten aus Deutschland und anderen Staaten sollen auch Bürgerinnen und Bürger aus Regionen teilnehmen, in denen es bereits Lager für Atommüll gibt bzw. die dafür in der Diskussion sind, teilte das Bundesumweltministerium (BMU) mit. „Der Dialog untereinander“ solle dabei im Vordergrund stehen. Damit dies gelinge, würden die verschiedenen Gruppierungen bereits in die Planungen der Veranstaltung einbezogen.

Kein Sicherheitsnachweis für Asse II. Um die Langzeitsicherheit von Atommüll-Lagern nachzuweisen, operieren die Betreiber seit Jahrzehnten mit Simulationsrechnungen und unrealistischen Laborexperimenten. Damit wird in der Bevölkerung und bei den politischen Entscheidungsträgern der Eindruck erweckt, daß alles überprüft und kontrolliert werde. Dabei sind solche Übungen nichts anderes als hilflose Versuche, etwas nachzuweisen, was nach dem derzeitigen Stand von Wissenschaft und Technik nicht nachzuweisen ist. Das Atommüll-Lager Asse II, in dem bis 1978 über 120.000 Gebinde mit Atommüll eingelagert wurden, soll nach Flutung mit einer wässerigen Magnesiumchloridlösung unumkehrbar verschlossen werden. Die vom Betreiber GSF dafür verwendeten Argumente für die geforderte Langzeitsicherheit lassen wichtige Fakten und absehbare Folgen außer Betracht. Von Rolf Bertram.

Litauen baut Endlager an der Grenze zu Weißrußland. Radioaktive Abfälle aus dem Atomkraftwerk Ignalina will Litauen am Ort Stabatiskes, vier Kilometer von der Grenze zu Weißrußland entfernt, endlagern. Bei der Auswahl des Ortes sei Litauen auf heftige Proteste von Nachbarländern gestoßen, berichtete das litauische Fernsehen am 2. Januar 2008 einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Nowosti zufolge. „In anderen Ländern dauern Diskussionen über den Standort für solche Objekte Jahrzehnte. Uns gelang es aber, die Untersuchungsarbeiten im Laufe von etwa vier Jahren abzuschließen“, wird der Direktor der litauischen Agentur für die Endlagerung radioaktiven Abfalls, Dainius Janenas, zitiert.

Ministerien rechnen mit GAU beim Atommüllager Asse bei Wolfenbüttel und Umweltverseuchungen. Bundesumweltminister bevorzugt Gorleben als Endlager für hochaktiven Atommüll. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will wegen der dort bereits investierten Milliardensumme den Standort Gorleben als Endlager bevorzugen. Noch 2006 hatte sein Ministerium ein Verfahren zur Standortsuche vorgeschlagen, das sich in der Auseinandersetzung mit dem Koalitionspartner CDU/CSU und den Energieversorgern jedoch nicht durchsetzen ließ. Die Verfahrensgrundsätze rief Gabriel zur Eröffnung einer Internationalen Konferenz zum Thema Endlager vom 6. bis 9. November 2007 in Braunschweig noch einmal ins Gedächtnis: deutscher Atommüll gehöre in deutsche Endlager, Sicherheit zähle zuerst, klare Kriterien und eine umfassende Beteiligung der betroffenen Bevölkerung wie in der Schweiz seien beispielgebend. Wie Bundesforschungs- und Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesumweltministerium am 21. November 2007 bekanntgaben, wird es in der Asse bei Wolfenbüttel voraussichtlich „auch weiterhin zu Bewegungen im Deckgebirge aufgrund der noch großen offenen Hohlräume in der Asse kommen“. Deshalb könne nicht ausgeschlossen werden, daß der seit 1988 existierende Salzlösungszutritt von inzwischen bereits „etwa 12 Kubikmeter pro Tag in Zukunft erheblich ansteigt und dann nicht mehr aufgefangen und kontrolliert werden kann“.

Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor Atommüllimporten. Im Ausland „großes Interesse“ an Gorleben. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat sich gegen Pläne für ein EU-weites Endlager ausgesprochen. Das Risiko sei groß, daß die Sicherheitsstandards dann am Ende geringer sind als unsere eigenen, erklärte BfS-Präsident Wolfram König am 9. Februar 2007. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck hatte zuvor am 8. Februar 2007 gefordert, „ein Endlager für Europa“ einzurichten und dabei auch auf Schwächen des Standortes Gorleben hingewiesen.

„Möglichst dicht an der Zonengrenze“. 30 Jahre Widerstand gegen Gorlebener Atomanlagen. Vor 30 Jahren, Ende Februar 1977, bestimmte der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) den Salzstock von Gorleben zur Atommüll-Endlagerstätte. Ein Ort möglichst dicht an der Grenze zur DDR wurde gesucht, „um die Leute in der Ostzone zu ärgern“.

Der Atommüll in ASSE II säuft ab. Wie sicher ist ein Atommüll-Endlager in einem Salzstock? Von Prof. Dr. Rolf Bertram. Der Atommüll in ASSE II säuft ab. Wie unsicher ein Atommüll-Endlager in einem Salzstock ist, erklärt Prof. Dr. Rolf Bertram, bis zu seiner Emeritierung Leiter des Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie an der Technischen Universität Braunschweig.

Atommüll-Endlagerung: Bürgerinitiative fordert wissenschaftliche Argumente. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg e. V. (BI) fordert die Befürworter einer Endlagerung von Atommüll im Gorlebener Salzstock zu einer öffentlichen wissenschaftlichen Debatte auf. Hintergrund: Atomindustrie, CDU/CSU und FDP versuchen in den letzten Wochen verstärkt, eine Festlegung auf Gorleben als Atommüll-Endlager durchzusetzen. Kernpunkt ihrer Argumentation ist die unbestimmte Aussage im Atomkonsensvertrag zwischen der vormaligen rot-grünen Bundesregierung und der Atomindustrie aus dem Jahre 2000, „dass die bisher gewonnenen geologischen Befunde einer Eignungshöffigkeit des Salzstocks Gorleben nicht entgegen stehen“. Die Lüchow-Dannenberger Bürgerinitiative verlangt, daß die Befürworter Gorlebens statt nichtssagender wiederholter Phrasen mit dem Begriff „Eignungshöffigkeit“ „endlich einmal ernsthaft und nachvollziehbar versuchen sollen wissenschaftlich zu untermauern, warum der Salzstock angeblich geeignet sein soll“, so BI-Sprecher Francis Althoff am 6. September 2006 in Lüchow. Der Begriff „Eignungshöffigkeit“ sei ein schwammiger Spezialbegriff aus der Lagerstättenkunde. Dort werde er zur Bewertung der Wahrscheinlichkeit oder „Hoffnung“ verwendet, Rohstofflagerstätten in abbauwürdigen Mengen aufzufinden. Die „Hoffnung“ auf eine sichere Endlagerungsmöglichkeit in Gorleben ist aber bereits seit den frühen 1980er Jahren wissenschaftlich zerplatzt, betont Althoff. So hatten die Geologen Professor Eckhard Grimmel (Universität Hamburg) und Professor Klaus Duphorn (Universität Kiel) bereits in der Frühphase Gorleben erkundet und festgestellt, daß eine sichere Einlagerung Illusion sei.

Endlagerforschung: Wenn das Endlager nicht hält, was versprochen wird. Acht Forschungseinrichtungen wollen ermitteln, wie sich die radioaktiven Elemente auf ihrem Weg durch das Gestein verhalten, wenn es zu einer Freisetzung und Ausbreitung aus dem Endlager kommt.

Wohin mit dem radioaktiven Abfall in Deutschland? Für eine sozialwissenschaftliche Endlagerforschung. Der endgültige Verbleib hochradioaktiver Abfälle ist weiterhin ungeklärt. Obwohl bereits große Mengen solcher Abfälle existieren, vor allem abgebrannte Brennstäbe aus Atomreaktoren und Materialien aus dem militärischen Bereich, ist weltweit trotz diverser Anläufe noch kein Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Betrieb genommen worden. Im Oktober 2002 hatte der vom damaligen grünen Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit berufene „Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)“ nach dreieinhalb Jahren Beratung seinen Schluß-Workshop veranstaltet und dem Minister Verfahrensempfehlungen überreicht. Kernpunkte waren die Forderung nach geologischer Sicherheit „für eine Million Jahre“ und die Einführung von Verfahren zur Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung. Seitdem herrscht weitestgehend Funkstille. Der deutsche Entsorgungskonflikt leide weiterhin an einer Entscheidungsblockade, heißt es, Politiker verspürten wenig Lust, sich dem Thema zuzuwenden. In dieser Situation fragten Peter Hocke und Arnim Grunwald vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe nach den „Perspektiven für eine sozialwissenschaftliche Begleitforschung“ und luden im Oktober 2004 für eineinhalb Tage Natur- und Kultur- bzw. Gesellschaftswissenschaftler zu einem Workshop „Zur Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland“ ein. Die zentralen Ergebnisse der Veranstaltung veröffentlichten sie jetzt (2006) in einem Sammelband. Bericht mit einem Kommentar von Thomas Dersee.

David gegen Goliath. Gutachten des Verfassungsrechtlers Christoph Degenhart soll Zwischenlagerung ins Wanken bringen. Der Leipziger Verfassungsrechtler Christoph Degenhart hält die von SPD und Grünen im Jahr 2002 beschlossene Novelle des Atomgesetzes in einem zentralen Punkt für nichtig. Die Bestimmungen über die Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente auf dem Gelände der Kernkraftwerke verstießen gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und seien deshalb „verfassungswidrig“, heißt es in einer Expertise des Juristen für die süddeutsche Bürgerinitiative „FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.“. Die Bürgerinitiative unterstützt fünf Kläger gegen das nukleare Zwischenlager am AKW-Standort Gundremmingen.

Klagen gegen Schacht Konrad abgewiesen. Das für mehr als 300.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle geplante Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter in Niedersachsen kann wahrscheinlich gebaut werden. Es soll 85 Prozent aller radioaktiven Abfälle in Deutschland aufnehmen, wovon langfristig zwei Drittel von den Energieversorgungsunternehmen kommen werden. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg wies am 8. März 2006 mehrere Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluß des niedersächsischen Umweltministeriums aus dem Mai 2002 zurück. Eine Revision wurde nicht zugelassen. Die Kläger können aber dagegen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegen. Bundesumweltminister Gabriel (SPD) kündigte an, die Beschwerde abwarten zu wollen. Er werde das Bundesamt für Strahlenschutz noch nicht anweisen, mit der Vorbereitung der Arbeiten zu beginnen. Ein rechtskräftiges Urteil erwartet er in eineinhalb Jahren.

Atommüll-Verfilzung von Atomindustrie und Genehmigungsbehörden. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg fordert, die von Bruno Thomauske verantworteten Genehmigungsverfahren für Atomanlagen neu aufzurollen. Der Grund: Sein Wechsel vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zur Atomindustrie.

Atomwirtschaft: BfS schloß staatliche Verwahrung von Kernbrennstoffen in Hanau. Die Staatliche Verwahrung von Kernbrennstoffen in Hanau wurde nach 25 Jahren zum Ende des Jahres 2005 endgültig geschlossen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat die letzten dort noch lagernden Kernbrennelemente abtransportiert. Das teilte das BfS am 30.12.2005 mit.

Bundesamt für Strahlenschutz: „Zur Endlagerung radioaktiver Abfälle ist keines der möglichen Wirtsgesteine in Deutschland generell den anderen vorzuziehen.“ Kurz vor dem Regierungswechsel, noch während der Verhandlungen von CDU/ CSU und SPD über eine Große Koalition, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Politikern am 5. November 2005 empfohlen, nicht voreilig auf Gorleben als Endlagerstandort zu setzen. Keines der möglichen Wirtsgesteine in Deutschland – Salz, Ton und Granit – sei generell den anderen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle vorzuziehen. Ein bestmöglicher Endlagerstandort sei nur auf der Grundlage eines Standortvergleichs zu ermitteln. Das sind die zentralen Aussagen eines Abschlußberichts zu einem Untersuchungsprogramm des BfS zu sicherheitstechnischen und konzeptionellen Fragen der Endlagerung radioaktiver Abfälle. Der Abschlußbericht bezieht sich auf zwölf Einzelgutachten, die am 28. September 2005 im Rahmen eines wissenschaftlichen Workshops beim BfS abschließend bewertet wurden.

Prozeß gegen Standort-Zwischenlager verschoben. Das Bundesamt für Strahlenschutz kann sich nicht mehr länger hinter geheimgehaltenen Gutachten verstecken. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) will sich nun nicht mehr weiter mit den Behauptungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zufrieden geben, das geplante Atommüll-Zwischenlager Gundremmingen sei sicher vor terroristischen Angriffen. Deshalb ist jetzt die mündliche Verhandlung auf den 14./ 15. April 2005 verlegt worden. In der Zwischenzeit soll das BfS dem Gericht bisher geheimgehaltene Gutachten zur Überprüfung vorlegen.

EU-Kommission verklagt London wegen Sellafield. Die Europäische Kommission hat im Streit um die Sicherheit der britischen Atomanlage Sellafield den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg angerufen. Sie verlangt von der britischen Regierung eine genaue Auflistung der in Sellafield gelagerten Atomabfälle, sowie einen unbeschränkten Zugang von EU-Kontrolleuren zur Anlage. Loyola de Palacio, EU-Kommissarin für Energie und Verkehr, erklärte Anfang September 2004 in Brüssel, die im Mai 2004 aufgenommenen neuen EU-Staaten hätten im Bereich der nuklearen Sicherheit strenge Auflagen zu erfüllen gehabt. Es wäre ungerecht, wenn die neuen Mitglieder höhere Standards erfüllen müßten als die bisherigen. Großbritannien habe sich vier Jahre lang geweigert, ihr die geforderten Informationen über die radioaktiven Abfälle zu übermitteln.

Endlagerkonzepte. Bestätigt sieht sich Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) durch die aktuelle Entscheidung eines hohen Bundesgerichtes in den Vereinigten Staaten von Amerika, das Pläne der Regierung George W. Bush für eine Atommüll-Endlagerung in der Wüste von Nevada von 2010 an durchkreuzt hat. Wegen der extrem langlebigen Strahlung atomarer Abfälle müsse die Sicherheit einer solchen Lagerstätte auf eine Million Jahre an einem geologisch sicheren Ort ausgelegt sein, sagte Trittin am 22. Juli 2004 in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur. Eine Sicherheitsgarantie von 10.000 Jahren war von dem Gericht als unzureichend verworfen worden.

Atompolitik: Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Standortauswahl von Atommüll-Endlagern. Umweltmediation zur Erleichterung politischer Entscheidungen und Vermeidung von Folgekonflikten. Die herkömmliche Form der Öffentlichkeitsbeteiligung benutzt die Öffentlichkeit lediglich als einseitigen Informationslieferanten und erfüllt die ihr vom Rechtssystem zugedachten weiteren Funktionen der Interessenvertretung, Befriedung, Legitimation, Kontrolle, Verfahrensförderung und des Rechtsschutzes mehr schlecht als recht. Sie ist im Kern konfrontativ angelegt und führt bisweilen sogar zur Verfahrensparalyse. Zu dieser Diagnose gelangen Professor Dr. jur. Hans-Albert Lennartz und Kolleginnen von der WIBERA Wirtschaftsberatung AG in ihrem im Juni 2004 im Wirtschaftsverlag NW Bremerhaven erschienenen Abschlußbericht "Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Standortauswahl für die Endlagerung radioaktiver Abfälle". In Deutschland wird seit 1979 der Salzstock Gorleben auf seine Eignung als Endlager für abgebrannte Brennelemente aus Atomkraftwerken und für hochradioaktiven Abfall aus der Wiederaufbereitung erkundet. Nach dem Wechsel der Regierungsverantwortung zu Rot-Grün hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Zweifel an der Eignung dieses Standortes entwickelt und den Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd) eingerichtet. Dazu war die WIBERA Wirtschaftsberatung AG vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit der Durchführung eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens "Beteiligungsverfahren" beauftragt worden. Der abschließende Forschungsbericht dazu wird nun präsentiert.

"Ein großangelegtes Experiment mit der Bevölkerung in der Wesermarsch" Robin Wood protestiert gegen den Bau eines atomaren Zwischenlagers am Atomkraftwerk Unterweser. Am 23. Juni 2004 feierte der Energiekonzern E.ON in der Gemeinde Stadland den ersten Spatenstich für sein atomares Zwischenlager am Atomkraftwerk Unterweser. Bis zu 80 Behälter mit hochradioaktivem Atommüll sollen in dem Lager für mindestens 40 Jahre abgestellt werden. Wegen der damit verbundenen Risiken für die Bevölkerung in der Wesermarsch fordert die Umweltorganisation Robin Wood, die Halle für den Strahlenmüll nicht zu bauen. Vielmehr müsse das Atomkraftwerk Unterweser sofort stillgelegt werden, damit E.ON dort nicht noch mehr gefährlichen Atommüll produzieren könne.

Atomwirtschaft wehrt sich gegen die Kosten der Endlagersuche. Als "Schimäre", als trügerisches Hirngespinst, hat der Präsident des Deutschen Atomforums, der in die Atomindustrie abgewanderte frühere Leiter der Atomaufsicht Walter Hohlefelder (FDP), das Konzept von Bundesumweltminister Trittin (Grüne) bezeichnet, nur ein einziges Endlager für alle Arten radioaktiver Abfälle errichten zu wollen. Auf der Jahrestagung Kerntechnik in Düsseldorf forderte Hohlefelder am 25. Mai 2004, das zur Zeit herrschende Moratorium zu beenden und die Arbeiten an den Endlagerprojekten Gorleben und Konrad fortzusetzen. Im Namen der Atomkraftwerksbetreiber lehnte es Hohlefelder ausdrücklich ab, die Verantwortung und die Kosten für die neue Endlagersuche zu übernehmen. Die Grundsätze der nuklearen Entsorgung bestimmten nicht einzelne Länder oder einzelne Energieversorgungsunternehmen, sondern der Bund, hält das Bundesumweltminsterium (BMU) in einer Erklärung dagegen. Dabei gelte wie überall in der Abfallpolitik das Verursacherprinzip, das auch die Finanzierung der Endlagerung bestimme.

Alle Standort-Zwischenlager wurden genehmigt. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat sämtliche atomrechtlichen Genehmigungen für alle beantragten Zwischenlager an den Standorten der Atomkraftwerke erteilt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin: "Der Bund hat seine Hausaufgaben gemacht. Es ist jetzt Sache der Länder, zeitnah die noch ausstehenden Baugenehmigungen zu erteilen, damit alle Zwischenlager zügig errichtet werden können. Nur so kann gewährleistetet werden, daß die Zwischenlager 2005 betriebsbereit sind." Das Zwischenlager in Lingen ist bereits seit Dezember 2002 in Betrieb. Neben den 12 dezentralen Zwischenlagern hat das BfS auch 4 Interimslager genehmigt, und zwar in Biblis, Philippsburg, Neckarwestheim und Krümmel. Außer in Krümmel werden in den anderen drei bereits Behälter eingelagert. Am Atomkraftwerk Gundremmingen nahe Ulm entsteht Deutschlands größtes Lager. Dort bereitet sich ein von der Ärzteorganisation IPPNW unterstütztes Widerstandsbündnis auf eine Klage gegen die erteilte Genehmigung vor. Dazu der Sprecher der Ulmer IPPNW-Regionalgruppe, Reinhold Thiel: "Wir sind schon jetzt inhaltlich und juristisch gerüstet, brauchen aber weitere finanzielle Unterstützung. Jeder kann in Form von Spenden, Mitgliedschaften und rückzahlbaren Bürgschaften steuerlich absetzbar helfen. Eine erfolgreiche Musterklage am AKW Gundremmingen kann sich positiv auf die anderen Verfahren auswirken." Kontakt und Informationen zur Klage über http://www.ippnw-ulm.de.

Endlagerung in Italien. Die italienische Regierung hat am 14. November 2003 – ohne Vorverhandlungen mit der betroffenen Region Basilicata und den Stadtverwaltungen – ein Dekret verabschiedet, das Scanzano Jonico in der Region Basilicata in Süditalien zum zentralen Endlagerstandort für 80.000 Kubikmeter italienischen Atommüll machen soll. Das verursachte Massenproteste der Bewohner der Region und ihrer Nachbarn.



Widerstand gegen standortnahe Zwischenlager. Gleich vier neue Zwischenlager auf einmal genehmigte am 22. September 2003 das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Betreibern der Atomkraftwerke Biblis (RWE Power AG / RWE Rheinbraun AG), Neckarwestheim (Gemeinschaftskernkraftwerk Neckar GmbH), Isar/Ohu (E.ON Kernkraft GmbH / E.ON Bayern AG) und Esenshamm / Unterweser (E.ON Kernkraft GmbH) für die Aufbewahrung abgebrannter Brennelemente am jeweiligen Kraftwerks-Standort. Das BfS sieht damit die Voraussetzung für den Bau von Zwischenlager-Kapazitäten geschaffen, die benötigt werden, wenn ab Juli 2005 die Transporte zur Wiederaufarbeitung enden sollen. Spätestens 40 Jahre danach soll der Atommüll schließlich in ein Endlager gebracht werden. Mit dieser Genehmigung der Zwischenlager hat die Behörde Bedenken von 72.000 Einwendern von Tisch gewischt, kritisiert die Ulmer Ärzteinitiative, eine Regionalgruppe der IPPNW. In insgesamt 518 Castorbehältern sollen die Betreiberfirmen über 5.000 Tonnen einer hochradioaktiven und hochgiftigen Schwermetallmasse einlagern dürfen. Allein ein einziger Castorbehälter enthalte vergleichsweise so viel radioaktives Inventar, wie beim Reaktorunfall von Tschernobyl freigesetzt worden sein soll. Die Ulmer Ärzteinitiative bezweifelt die Behauptung des BfS, daß selbst ein gezielter Absturz eines Jumbojets nicht zu einer Gefährdung von Leben und Gesundheit der Bevölkerung führen würden. Einen plastischen Eindruck über die Verhältnisse vermittelt eine 3D-Videoanimation der Internetseite "Atomenergie und Sicherheit" unter http://www.atom-secur.de. Mehr Informationen auch unter http://www.atommuell-zwischenlager.de

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