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Massensuizid in Demmin

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Massensuizid in Demmin Empty Massensuizid in Demmin

Beitrag  checker Di Apr 19, 2016 9:47 am

Der Massensuizid von Demmin war ein Massenselbstmord von mehreren hundert Zivilisten, der sich in der vorpommerschen Kleinstadt Demmin zwischen dem 30. April und dem 4. Mai 1945 ereignete, als die Rote Armee den Ort einnahm.

Beschreibung

Massensuizid in Demmin Demmin_Stadtplan
Lageplan von Demmin mit den drei Brücken

In Demmin befanden sich neben den Einwohnern zahlreiche Flüchtlinge aus Hinterpommern, Ost- und Westpreußen, als die Rote Armee vorrückte. Polizisten, Parteispitzen, Wehrmachtsangehörige und Angehörige der SS verließen fluchtartig die Stadt. Sie sprengten die Kahldenbrücke und die Meyenkrebsbrücke über die Peene hinter sich und schnitten so die Stadt von den Fluchtwegen nach Westen ab. Südlich Demmins mündet die Tollense in die Peene, welche Demmin im Westen und Norden umfließt. Aus östlicher und südöstlicher Richtung rückte die 65. Armee der 2. Weißrussischen Front nach Demmin vor. Die 30. Panzerbrigade erreichte am Vormittag des 30. April über Vorwerk die Tollensebrücke am südlichen Stadtrand von Demmin, die offenbar erst am Morgen gesprengt worden war. Aus dem Stadtgebiet wurden sie von drei deutschen Panzern und einer Flakstellung beschossen. Es kam zu einem etwa einstündigen Schusswechsel. Die beiden Eisenbahnbrücken der Berliner Nordbahn und die Brücke der Demminer Bahnen wurden ebenfalls erst bei Annäherung der Roten Armee an die Stadt durch eine Nachhut der Wehrmacht gesprengt. Die Panzer kamen daher zunächst nicht über die Tollense, den sie begleitenden Infanteristen gelang jedoch bald die Überquerung des Flusses und in die Stadt vorzudringen. Parallel dazu stieß nördlich der Tollense die 38. Panzerbrigade nach Demmin vor und erreichte die Stadt gegen 11:00 Uhr. Bei geringem Widerstand drang die Brigade zusammen mit zwei Infanterieregimentern gegen Mittag in die Stadt ein. Am Luisentor kam es zu einem kurzen Schusswechsel mit einer Gruppe von 15 bis 20 NS-Funktionären und Jugendlichen. Gegen 15:00 Uhr erreichte die 38. Panzerbrigade die gesprengte Meyenkrebsbrücke. Am Nachmittag gelang es der 30. Panzerbrigade, über eine Notbrücke die Tollense zu überqueren. Gegen 17:00 Uhr war Demmin von der Roten Armee eingenommen.[1] [2] 21 Demminer töteten sich noch am gleichen Tag. Andere hofften zunächst, davonzukommen. Die ersten Rotarmisten nahmen den Einwohnern Demmins Uhren und andere Wertgegenstände ab.[3]

„Weil die sowjetischen Einheiten nicht wie geplant weiterziehen konnten, waren sie am Vorabend des 1. Mai immer noch in Demmin – und nun in gefährlich wütender Feierlaune. ‚Hunderte von Soldaten schwärmten aus auf der Suche nach Uhren, nach Schmuck, nach Schnaps, nach Frauen, nach Spaß und Lust und Gewalt‘, schreibt Huber. Häuser wurden angesteckt, bald brannten große Teile der Altstadt, und die Schreie von vergewaltigten Frauen drangen durch die Nacht. Am 2. Mai erreichte die Selbstmordwelle ihren Gipfel.“

– Sybille Marx: Evangelische Zeitung[4]


Die genaue Anzahl der Selbsttötungen und mit in den Tod genommenen Kinder ist nicht bekannt. Ein im November 1945 von Landrat der Kreis Demmin herausgegebener Tätigkeitsbericht nannte eine Zahl von 700 durch Selbstmord zu Tode gekommener Einwohner. Zeitzeugen nannten in späteren Schätzungen, die einzig auf Eindrücken und Hörensagen beruhten, immer neue und teilweise deutlich höhere Zahlen. Norbert Buske, der - ebenfalls Zeitzeuge - 1995 einige dieser Berichte in seinem Buch Das Kriegsende in Demmin 1945 sammelte, ging von mindestens 1.000 Selbsttötungen aus. Das Demminer Regionalmuseum kam schließlich 2013 auf Basis der damaligen Sterbebücher und Aufzeichnungen des Demminer Friedhofs zu einer vorsichtigen Schätzung von 500 gesicherten Todesfällen im Zuge des Massensuizids in Demmin und verwies auf eine erhebliche Dunkelziffer.[5]
Geschichte

Die NS-Propaganda hatte über Monate hin die Angst vor den sowjetischen Soldaten und deren großer Brutalität geschürt. So machte sich eine Massenhysterie breit. Die Rotarmisten trugen die Erfahrungen von über 1000 Kampftagen „in Kopf und Herz“ (Sybille Marx). Deutsche Soldaten hatten Tausende Dörfer und Städte niedergebrannt.[6]

„Jeder Russe, der nun Demmin betrat, hatte Anlass zu Rache und Vergeltung, zu Hass- und Triumphgefühlen.“

– Florian Huber


Viele deutsche Frauen wurden mehrfach vergewaltigt.[7] Außerdem waren sich viele Deutsche der Schuld bewusst, die das Land auf sich geladen hatte. So folgte „der vermutlich größte Massenselbstmord der deutschen Geschichte“ (NDR). Die Menschen nutzten alles, was taugte, sich zu töten: Rasierklingen, Strick, Gift oder gingen - mit Steinen beschwert - ins eiskalte Wasser der Flüsse. Die Frauen nahmen ihre Kinder mit.

„Ich habe eben meine Familie getötet, jetzt lege ich noch einige Russen um und dann scheide ich selbst aus dem Leben.“

– Studienrat Gerhard Moldenhauer: Gisela Zimmer, siehe Literatur[8]

„Freitote, am Sinn des Lebens irre geworden - Hier ruhen im Massengrab und in Einzelgräbern Hunderte bekannte und unbekannte Opfer der Demminer Tragödie vom Mai 1945“

– Gedenkstein auf dem evangelischen Friedhof in Demmin, Zitat einer alten Demminer Lehrerin


Historischer Kontext

Im Zuge der militärischen Niederlage Deutschlands kam es zu einer Welle von Selbsttötungen im gesamten Deutschen Reich, unter denen der Massensuizid in Demmin als mutmaßlich größter gilt.[9] Bereits nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad im Februar 1943 hatte es eine erste Welle von Selbsttötungen gegeben. Allein die Wehrmacht registrierte in den Wochen danach über 2.000 Suizide von Soldaten.[10] Auch unter der Zivilbevölkerung häuften sich entsprechende Berichte, offizielle Zahlen liegen jedoch nicht vor, da deren Veröffentlichung mit Kriegsbeginn 1939 eingestellt wurden war.[11] Nach der Landung der Westalliierten in der Normandie im Juni 1944 hatte die deutsche Luftwaffe erneut einen erheblichen Anstieg der Selbstmorde und Selbstmordversuche registriert. Nach dem in der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisierten Massaker von Nemmersdorf weitete sich dies zu einer „Epidemie aus, die von Ostpreußen ausgehend bald den gesamten Zusammenbruch des Dritten Reiches flächendeckend begleitete.“ Innerhalb kurzer Zeit erlosch das gesellschaftliche Verbot des Suizid: „Das Tabu war gefallen.“ Selbstmorde wurden ein „zwingendes Begleitphänomen der finalen Kämpfe um das Dritte Reich.“ Die Welle der Selbsttötungen folgte dem Frontverlauf, ging ihm mitunter auch voraus.[12] In den westlichen Landesteilen, die von den amerikanischen und britischen Truppen befreit wurden, kam es nicht zu „ähnlich ausufernden Massensuiziden“ wie in den Gebieten, die von der Roten Armee befreit wurden. Jedoch registrierten auch in Oberbayern die Behörden zwischen April und Mai 1945 eine Verzehnfachung der Selbstmorde im Vergleich zu den Vorjahren. Auch in Nordbaden und Bremen wurde für das Jahr 1945 ein steiler Anstieg der Selbstmordrate festgestellt.[13]

Florian Huber sieht in der „Selbstmordepidemie“ „eine Antwort auf den emotionalen Untergang“, der den Zusammenbruch des Nationalsozialismus begleitet habe: „Die Selbstmordwelle war der extreme Ausdruck einer Sinnleere und eines Schmerzes, in den sich die Menschen angesichts von Irrtum, Niederlage, Demütigung, Verlust, Scham, persönlichem Leid und Vergewaltigung geworfen sahen.“[14]

Quelle


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