Hans Joachim Pabst von Ohain
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Hans Joachim Pabst von Ohain
Hans Joachim Pabst von Ohain (* 14. Dezember 1911 in Dessau; † 13. März 1998 in Melbourne, Florida) war ein deutscher Physiker und Erfinder. Er ist neben Frank Whittle der Erfinder des Strahltriebwerks, im Volksmund auch Düsentriebwerk genannt.
Leben
Eltern
Hans Joachim Pabst von Ohain wurde als ältester Sohn von Wolf Pabst von Ohain und seiner Frau Katharina-Loise in Dessau[1] geboren. Er hatte einen 10 Jahre jüngeren Bruder, Wolf Junior. Die Familie zog nach Berlin-Dahlem. Ein naher Verwandter war Oberstleutnant Walter Pabst von Ohain (1877–1931), der mit einer Tochter von Richard Pintsch verheiratet und Vorstandsmitglied der Julius Pintsch AG in Berlin und Fürstenwalde war.
Ausbildung
Nach dem Abitur am Arndt-Gymnasium Dahlem 1930 studierte von Ohain in Göttingen, Rostock[2] und Berlin Physik. 1935 promovierte er an der Universität Göttingen bei Robert Wichard Pohl in Physik[3] mit einer Arbeit zur Wellentheorie von Licht und Schall. Daraus ging auch das Patent Verfahren und Vorrichtung zur Umwandlung von Schwingungen in Lichtschwankungen[4] hervor.
Strahltriebwerksentwicklung
Nachbau des von Ohain entwickelten Heinkel HeS 3b-Triebwerks
Die He 178, das erste Strahlflugzeug der Welt
Bereits 1934 begann er sich theoretisch für eine neue propellerlose Antriebsart für Flugzeuge zu interessieren und auf eigene Kosten zu experimentieren. Technisch handwerkliche Unterstützung erhielt Ohain dabei in der Werkstatt, in der er sein privates Autos warten und reparieren ließ, durch den Automechaniker Max Hahn. Um ein leichtes und kompaktes Triebwerk zu erhalten, wählte er einen Radialverdichter und eine Radialturbine. 1936 meldete er auf seine Triebwerks-Grundideen Verdichter, Brennkammer, Turbine und Schubdüse das Patent Verfahren und Apparat zur Herstellung von Luftströmungen zum Antrieb von Flugzeugen an, das er 1937 wegen wichtiger Unterschiede zur Patentschrift von Frank Whittle auch erhielt.[3]
Obwohl sich sein in Göttingen gebautes Demonstrationsmodell als unbrauchbar erwiesen hatte, erkannte sein Doktorvater Robert Wichard Pohl das Potential der Idee und stellte einen Kontakt zwischen von Ohain und dem Flugzeugkonstrukteur und -unternehmer Ernst Heinkel her. Es gelang von Ohain, diesen von seiner Idee zu überzeugen und in ihm einen Unterstützer des Projektes zu finden, weil Heinkel ein begeisterter Freund von Innovationen im Flugzeugbau war. Neben den Finanzmitteln stellte Heinkel für von Ohain und Max Hahn einen vom übrigen Heinkel-Werk streng abgeschirmten Arbeitsbereich und den Konstrukteur Wilhelm Gundermann und weiteres technisches Personal zur Verfügung.[5]
Ab 1936 entwickelte Hans Pabst von Ohain mit diesem Team in den Ernst Heinkel Flugzeugwerken ein Flüssigtreibstoff-Strahltriebwerk, das so genannte Heinkel HeS 3b, während parallel dazu ein genau darauf zugeschnittenes Flugzeug entworfen und gebaut wurde – die Heinkel He 178. Die ersten Flugversuche mit dem Triebwerk fanden mit einer im Werk vorhandenen Typenmaschine He 118 statt, an die das Triebwerk angebaut wurde.[6] Nach mehreren Verzögerungen kam es am 27. August 1939 schließlich zum ersten Flug der He 178 in Rostock-Marienehe mit Testpilot Flugkapitän Erich Warsitz am Steuerknüppel. Es war der weltweit erste Flug eines strahl- bzw. düsengetriebenen Flugzeuges. Zuvor hatte Warsitz allerdings das erste Raketenflugzeug, ebenfalls von Heinkel und über Rostock gesteuert.
Messerschmitt baute 1943 die Maschine Me 163 mit einem Walter-HWK-509 A-2-Raketentriebwerk und die Me 262 mit zwei Junkers-Turbinen 004B-1-Axialstrahltriebwerk je 900 kp Standschub. Mit einer Geschwindigkeit von 870 km/h in 6000 m Höhe waren dies die ersten militärisch eingesetzten Serien-Jagdflugzeuge. Arado baute 1944 die militärisch eingesetzten Düsen-Bomber Ar 234 mit zwei Junkers Jumo 004B-2 Orkan-Strahlturbinen oder vier Strahlturbinen von BMW 003A in Zwillingsgondeln. Diese Flugzeuge waren denen der Alliierten, vor allem im Bereich der Höchstgeschwindigkeit, weit voraus.
Nachkriegszeit
1947 wurde Hans Pabst von Ohain – im Rahmen der Operation Overcast – von den US-Amerikanern, wie viele andere deutsche Ingenieure mit militärtechnisch relevanten Erfindungen, in die USA gebracht. Zuerst arbeitete er für die US Airforce und unterstützte sie bei der Entwicklung eigener Düsenflugzeuge. 1956 wurde Pabst von Ohain Direktor des Air Force Aeronautical Research Laboratory; 1975 wurde er dort zum Chefentwickler des Aero Propulsion Laboratory befördert.
Nach seiner Pensionierung lehrte Hans von Ohain ab 1982 im Research Institute der University of Dayton.[7] Seit den 1960er Jahren verband ihn mit Frank Whittle bis zu dessen Tod eine tiefe Freundschaft.[8]
Auszeichnungen
1985 erhielt Hans Joachim Pabst von Ohain den mit 60.000 DM dotierten Preis der Aachener und Münchener für Technik und angewandte Naturwissenschaften.
Zusammen mit Frank Whittle erhielt Pabst von Ohain 1991 den Charles-Stark-Draper-Preis für seine wegweisenden Entwicklungen auf dem Gebiet des Strahltriebwerks.
Die Stadt Rostock hat das Terminal des Flughafens Rostock-Laage als Anerkennung seiner Pionierleistungen nach ihm benannt.
Quelle
Leben
Eltern
Hans Joachim Pabst von Ohain wurde als ältester Sohn von Wolf Pabst von Ohain und seiner Frau Katharina-Loise in Dessau[1] geboren. Er hatte einen 10 Jahre jüngeren Bruder, Wolf Junior. Die Familie zog nach Berlin-Dahlem. Ein naher Verwandter war Oberstleutnant Walter Pabst von Ohain (1877–1931), der mit einer Tochter von Richard Pintsch verheiratet und Vorstandsmitglied der Julius Pintsch AG in Berlin und Fürstenwalde war.
Ausbildung
Nach dem Abitur am Arndt-Gymnasium Dahlem 1930 studierte von Ohain in Göttingen, Rostock[2] und Berlin Physik. 1935 promovierte er an der Universität Göttingen bei Robert Wichard Pohl in Physik[3] mit einer Arbeit zur Wellentheorie von Licht und Schall. Daraus ging auch das Patent Verfahren und Vorrichtung zur Umwandlung von Schwingungen in Lichtschwankungen[4] hervor.
Strahltriebwerksentwicklung
Nachbau des von Ohain entwickelten Heinkel HeS 3b-Triebwerks
Die He 178, das erste Strahlflugzeug der Welt
Bereits 1934 begann er sich theoretisch für eine neue propellerlose Antriebsart für Flugzeuge zu interessieren und auf eigene Kosten zu experimentieren. Technisch handwerkliche Unterstützung erhielt Ohain dabei in der Werkstatt, in der er sein privates Autos warten und reparieren ließ, durch den Automechaniker Max Hahn. Um ein leichtes und kompaktes Triebwerk zu erhalten, wählte er einen Radialverdichter und eine Radialturbine. 1936 meldete er auf seine Triebwerks-Grundideen Verdichter, Brennkammer, Turbine und Schubdüse das Patent Verfahren und Apparat zur Herstellung von Luftströmungen zum Antrieb von Flugzeugen an, das er 1937 wegen wichtiger Unterschiede zur Patentschrift von Frank Whittle auch erhielt.[3]
Obwohl sich sein in Göttingen gebautes Demonstrationsmodell als unbrauchbar erwiesen hatte, erkannte sein Doktorvater Robert Wichard Pohl das Potential der Idee und stellte einen Kontakt zwischen von Ohain und dem Flugzeugkonstrukteur und -unternehmer Ernst Heinkel her. Es gelang von Ohain, diesen von seiner Idee zu überzeugen und in ihm einen Unterstützer des Projektes zu finden, weil Heinkel ein begeisterter Freund von Innovationen im Flugzeugbau war. Neben den Finanzmitteln stellte Heinkel für von Ohain und Max Hahn einen vom übrigen Heinkel-Werk streng abgeschirmten Arbeitsbereich und den Konstrukteur Wilhelm Gundermann und weiteres technisches Personal zur Verfügung.[5]
Ab 1936 entwickelte Hans Pabst von Ohain mit diesem Team in den Ernst Heinkel Flugzeugwerken ein Flüssigtreibstoff-Strahltriebwerk, das so genannte Heinkel HeS 3b, während parallel dazu ein genau darauf zugeschnittenes Flugzeug entworfen und gebaut wurde – die Heinkel He 178. Die ersten Flugversuche mit dem Triebwerk fanden mit einer im Werk vorhandenen Typenmaschine He 118 statt, an die das Triebwerk angebaut wurde.[6] Nach mehreren Verzögerungen kam es am 27. August 1939 schließlich zum ersten Flug der He 178 in Rostock-Marienehe mit Testpilot Flugkapitän Erich Warsitz am Steuerknüppel. Es war der weltweit erste Flug eines strahl- bzw. düsengetriebenen Flugzeuges. Zuvor hatte Warsitz allerdings das erste Raketenflugzeug, ebenfalls von Heinkel und über Rostock gesteuert.
Messerschmitt baute 1943 die Maschine Me 163 mit einem Walter-HWK-509 A-2-Raketentriebwerk und die Me 262 mit zwei Junkers-Turbinen 004B-1-Axialstrahltriebwerk je 900 kp Standschub. Mit einer Geschwindigkeit von 870 km/h in 6000 m Höhe waren dies die ersten militärisch eingesetzten Serien-Jagdflugzeuge. Arado baute 1944 die militärisch eingesetzten Düsen-Bomber Ar 234 mit zwei Junkers Jumo 004B-2 Orkan-Strahlturbinen oder vier Strahlturbinen von BMW 003A in Zwillingsgondeln. Diese Flugzeuge waren denen der Alliierten, vor allem im Bereich der Höchstgeschwindigkeit, weit voraus.
Nachkriegszeit
1947 wurde Hans Pabst von Ohain – im Rahmen der Operation Overcast – von den US-Amerikanern, wie viele andere deutsche Ingenieure mit militärtechnisch relevanten Erfindungen, in die USA gebracht. Zuerst arbeitete er für die US Airforce und unterstützte sie bei der Entwicklung eigener Düsenflugzeuge. 1956 wurde Pabst von Ohain Direktor des Air Force Aeronautical Research Laboratory; 1975 wurde er dort zum Chefentwickler des Aero Propulsion Laboratory befördert.
Nach seiner Pensionierung lehrte Hans von Ohain ab 1982 im Research Institute der University of Dayton.[7] Seit den 1960er Jahren verband ihn mit Frank Whittle bis zu dessen Tod eine tiefe Freundschaft.[8]
Auszeichnungen
1985 erhielt Hans Joachim Pabst von Ohain den mit 60.000 DM dotierten Preis der Aachener und Münchener für Technik und angewandte Naturwissenschaften.
Zusammen mit Frank Whittle erhielt Pabst von Ohain 1991 den Charles-Stark-Draper-Preis für seine wegweisenden Entwicklungen auf dem Gebiet des Strahltriebwerks.
Die Stadt Rostock hat das Terminal des Flughafens Rostock-Laage als Anerkennung seiner Pionierleistungen nach ihm benannt.
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