Die Rheinmetall AG
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Die Rheinmetall AG
Die Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf ist ein börsennotierter Automobilzulieferer und Rüstungskonzern. Im Geschäftsjahr 2015 (2014) erwirtschaftete das Unternehmen mit insgesamt 22 640 (22 065) Mitarbeitern einen Umsatz von 5,183 (4,688) Milliarden Euro. Das Geschäftsjahr 2013 (2012) brachte einen Gesamtumsatz von 4,417 (4,704) Milliarden Euro mit weltweit 23 082 (23 471) Mitarbeitern[2]. Rheinmetall war 2011 das zehntgrößte europäische Rüstungsunternehmen.[3]
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007030009
Gründung 1889
Sitz Düsseldorf, Deutschland
Leitung
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender
Klaus Greinert, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 22 640 (31. Dezember 2015)[1]
Umsatz 5,183 Mrd. € (2015)[1]
Branche Maschinenbau, Rüstungsindustrie, Automobilzulieferer
Website www.rheinmetall.de
Der Rheinmetall-Konzern im Überblick
Unternehmensbereich Automobiltechnik
KSPG (vormals Kolbenschmidt Pierburg) ist die Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Automobiltechnik der Rheinmetall. Als Automobilzulieferer spielt KSPG in den Bereichen Luftversorgung, Schadstoffreduzierung und Pumpen sowie bei der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern eine führende Rolle. Die Produktentwicklung erfolgt stets in enger Kooperation mit den Automobilherstellern. Entsprechend seiner strategischen Ausrichtung gliedert sich das Unternehmen in die drei selbstständig handelnden Divisionen Hardparts, Mechatronics und Aftermarket.
KSPG schlüsselt seine Aktivitäten in sieben Geschäftsbereiche auf. Im Einzelnen handelt es sich um die Geschäftsbereiche Kolbenschmidt (Herstellung von Kolben), Großkolben (Großkolben), Pierburg (Komponenten der Luftversorgung und Schadstoffreduzierung), Pierburg Pump Technology (Kühlmittel-, Öl-, Umwälz- und Vakuumpumpen), Gleitlager (Metalllager und Gleitelemente sowie Stranggusselemente), Aluminium-Technologie (Zylinderkurbelgehäuse), Motor Service (Vertrieb für Reparatur- und Instandsetzung für KSPG).[4] 2014 betrug der Umsatz 2 448 Mio. Euro und damit fast genau 50 % des Gesamtumsatzes, und 2015 waren es 2 592 Mio. Euro.
Unternehmensbereich Rüstung
Der Unternehmensbereich Defence des Rheinmetall-Konzerns stellt Verteidigungs- und Rüstungsgüter her. Den Kern der Organisationsstruktur bilden die drei Divisionen Weapon und Munition (deutsch: Waffe und Munition), Electronic Solutions (deutsch: elektronische Lösungen) sowie Vehicle Systems (deutsch: Fahrzeug-Systeme). Die Tochtergesellschaften und Beteiligungen der Rüstungssparte Rheinmetalls sind in diese drei Divisionen eingegliedert. [5] 2014 betrug der Rüstungsumsatz 2 240 Mio. Euro, also ungefähr 50 % des Gesamtumsatzes, und 2015 waren es 2 591 Mio. Euro.
Geschichte
Frühes Geschütz der RheinischenMetallwaaren- und Maschinenfabrik, bekannt als 75-mm-Landungs-, -Kolonial- und -Gebirgsgeschütz
Am 13. April 1889 gründete der Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein unter Generaldirektor Josef Massenez die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft, um für das Deutsche Reich Munition zu liefern. Der thüringische Ingenieur Heinrich Ehrhardt baute das Rheinmetall-Werk in Düsseldorf auf und leitete es bis 1920.[6] Neu entdeckte Quellen im Zentralarchiv von Rheinmetall sowie in anderen Archiven belegen, dass Heinrich Ehrhardt – anders als bisher lange angenommen – an der Gründung des Unternehmens selbst nicht beteiligt war. Heinrich Ehrhardt hatte bei Rheinmetall bis 1920 die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden inne. Außerdem stellte er dem Unternehmen viele seiner Patente und Erfindungen zur Verfügung und trug so maßgeblich zur technischen Entwicklung vieler Rheinmetall-Produkte bei.
Das neu gegründete Werk in Düsseldorf-Derendorf an der Ulmenstraße begann im Dezember 1889 mit der Produktion.[7]
Frühphase
Das Unternehmen expandierte in den Folgejahren sehr schnell, was nicht nur auf die staatlichen Aufträge zurückzuführen ist, sondern auch auf die Patentierung zweier Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre in den Jahren 1891 und 1892. Um den durch Erweiterung des Stammwerks erhöhten Stahlbedarf zu decken, wurde 1892 die Metallwerk Ehrhardt & Heye AG in Düsseldorf-Rath erworben und 1896 als Abteilung Rath in das Unternehmen eingegliedert.
Rheinmetall stellte 1896 weltweit das erste, auf den Patenten des Ingenieurs Konrad Hausser basierende, felddiensttaugliche Schnellfeuergeschütz mit veränderlichem Rücklauf und kombinierter Rücklauf- und Vorholvorrichtung vor. Dieses wurde aber von der preußischen Artillerieprüfungskommission in Unkenntnis der potentiellen Möglichkeiten abgelehnt. Nach der erfolgreichen Einführung von Rohrrücklaufgeschützen durch die Franzosen (Canon de 75 mle 1897) änderte sich diese Einstellung und die Entwicklung wurde für das Unternehmen zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg.
Für die Erprobung von Waffen und Munition wurde 1899 ein Gelände in der Nähe von Unterlüß in der Lüneburger Heide gepachtet. Dieser Standort existiert heute noch und umfasst mittlerweile eine Fläche von 50 Quadratkilometern.
Auf Initiative von Heinrich Ehrhardt übernahm Rheinmetall 1901 die in Konkurs gegangene Munitions- und Waffenfabrik AG in Sömmerda. Das als Dreyse’sche Gewehrfabrik gegründete Unternehmen stellte Handfeuerwaffen, Patronen und Geschosszünder her und erweiterte somit die Produktpalette Rheinmetalls.
Erster Weltkrieg
In den Folgejahren wuchs Rheinmetall auch auf Grund eingehender Produktionsaufträge aus dem Ausland. 1906 wurde daher das Werk in Düsseldorf erweitert. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Rheinmetall einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8 000 Mitarbeiter. Bis zum Ende des Krieges vergrößerte sich die Belegschaft auf knapp 48 000 Arbeiter und Angestellte, darunter etwa 9 000 Frauen. Die bebauten Flächen im Stammwerk vervierfachten sich in dieser Zeit.
Mit Ende des Krieges kam die wehrtechnische Produktion zum Stillstand und Rheinmetall musste zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages machten eine Umstellung auf zivile Produkte notwendig. Die Rheinmetall produzierte daher im Rheinland Lokomotiven, Eisenbahnwaggons, Landmaschinen und Dampfpflüge. Im Werk in Sömmerda wurden feinmechanische Geräte wie Schreib- und Rechenmaschinen hergestellt. Um die Produktion ziviler Güter sicherzustellen, wurde die Stahlproduktion in Rath verstärkt.
Ab 1921 erlaubten die Bestimmungen der Alliierten wieder die Produktion von Waffensystemen in geringer Stückzahl. Allerdings wurde das Werk in Derendorf 1921 (Alliierte Rheinlandbesetzung) sowie von 1923 bis 1925 von belgischen und französischen Truppen besetzt (Ruhrbesetzung), teilweise verwüstet.[8] Auf Grund mangelnder Aufträge musste die zivile Produktion bis auf die Herstellung von Dampfpflügen eingestellt werden. Das Deutsche Reich erwarb bei einer Kapitalerhöhung 1925 über ihre Staatsholding VIAG eine Mehrheitsbeteiligung an Rheinmetall.
Im April 1933 erwarb Rheinmetall den vor der Liquidation stehenden Lokomotivhersteller Borsig und kam damit in den Besitz eines großen Werkes in Berlin-Tegel. Die Fusion 1936 führte zur Umbenennung in Rheinmetall-Borsig AG. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen der nationalsozialistischen Diktatur entwickelte und produzierte Rheinmetall-Borsig ab Mitte der 1930er Jahre im Auftrag des Reichskriegsministeriums Waffen und Munition. Die Fertigungspalette reichte von Maschinengewehren und -kanonen über Panzerabwehrgeschütze, Minenwerfer und Feldkanonen bis hin zu Flugabwehrkanonen und Eisenbahngeschützen. Für Entwicklung und Bau von gepanzerten Kettenfahrzeugen wurde 1937 in Berlin das Tochterunternehmen Alkett (Altmärkische Kettenwerke) gegründet (siehe auch: Montan-Schema). 1938 verlegte die Firma ihren Sitz von Düsseldorf nach Berlin.
Zweiter Weltkrieg
Zerstörte Industriehalle in Düsseldorf-Derendorf
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion maximal gesteigert und die Entwicklung neuer Waffensysteme gefordert. Der staatliche Einfluss durch Institutionen der Wehrmacht und die Eingliederung von Rheinmetall-Borsig in das Staatsunternehmen Reichswerke Hermann Göring nahm so weit zu, bis das Unternehmen vollständig verstaatlicht und in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren wurden die Produktionsstätten durch alliierte Luftangriffe erheblich beschädigt oder zerstört. Nach einem schweren Luftangriff auf die Werke in Düsseldorf wurden zahlreiche Produktionsbereiche in Gebiete der späteren DDR und des heutigen Polens wie Guben, Apolda und Breslau verlagert. Auch die Werke in Berlin und Sömmerda richteten Verlagerungsbetriebe ein, wobei das Sömmerdaer Werk dennoch bis Kriegsende von Luftangriffen verschont blieb.
Nach Ende des Krieges waren die Werkanlagen der Rheinmetall-Borsig AG zum größten Teil zerstört. Die Betriebe in Düsseldorf, West-Berlin und Unterlüß kamen unter die Kontrolle der westlichen Alliierten und unter Treuhänderschaft. Alle Besitzungen in den von der Roten Armee besetzten Gebieten wurden enteignet. Einige Werke wurden von den Siegermächten vollständig demontiert.
Beschäftigung von Zwangsarbeitern
Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zahlreiche Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben. Im Werk Unterlüß allein wurden am Kriegsende etwa 5 000 ausländische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kriegsgefangene (ca. 2 500 Polen, 1 000 aus der UdSSR, 500 Jugoslawen, 1 000 aus anderen Ländern) von den britischen Truppen befreit. Zeitweilig waren dort auch ungarische Jüdinnen in einem Außenlager des KZ Bergen-Belsen eingesetzt. Von den etwa 600 000 Arbeitern der Reichswerke Hermann Göring waren die Hälfte Zwangsarbeiter, verschleppt aus allen besetzten Gebieten.[9]
Kalter Krieg
Bis 1950 herrschte ein völliges Produktionsverbot. Danach wurden Rheinmetall-Borsig in eine reine Holdinggesellschaft umgewandelt und zwei unabhängige Tochterunternehmen gegründet. Borsig in Berlin stellte Dampfkessel und Kälteanlagen her, während Rheinmetall in Düsseldorf Schreibmaschinen, Stoßdämpfer, Aufzüge, Gerbereimaschinen sowie Transport- und Verladeeinrichtungen baute. Diese zivile Produktion in Düsseldorf wird vom Unternehmen heute als wenig erfolgreich bezeichnet.
In der DDR wurde das ehemalige Rheinmetall-Werk Sömmerda am 3. Juni 1952 von der sowjetischen Regierung an die DDR zurückgegeben. Es entstand ein volkseigener Betrieb (VEB). Unter dem Firmennamen VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda wurden Büromaschinen, Mopedmotoren für Simson SR1, SR2 und Spatz sowie Fotoapparate produziert. Am 5. Mai 1958 wurde das Sömmerdaer Werk wieder ein Teil eines großen Firmenverbundes, der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Datenverarbeitungs- und Büromaschinen Erfurt.[10] Aus dieser entstand am 1. April 1969 das VEB Kombinat Zentronik, das am 1. Januar 1978 in dem VEB Kombinat Robotron aufging. Die Produktion von Mopedmotoren und Fotoapparaten wurde in den 1960er-Jahren aufgegeben. Haupterzeugnisse des nunmehr VEB Robotron Büromaschinenwerks Sömmerda (BWS) genannten Betriebes waren ab 1967 Drucker und ab 1981 Personal Computer (PC 1715, EC 1834, EC1835). Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurde das Werk mit damals etwa 12 000 Beschäftigten unter der Treuhandanstalt als Robotron Büromaschinenwerk AG privatisiert und zum 1. Januar 1992 liquidiert.
Den Aufschwung brachte das Jahr 1956. Am 23. Juni wurde Rheinmetall-Borsig von der Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke GmbH (heute Saarstahl) aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Im August wurde Borsig an die Salzgitter AG verkauft. Die Holding firmierte ab November als Rheinmetall Berlin und das Tochterunternehmen in Düsseldorf firmierte ab 1957 als Rheinmetall GmbH. Bereits mit Aufstellung der Bundeswehr 1956 wurde wieder ein wehrtechnisches Produktionsprogramm aufgelegt. Rheinmetall produzierte Maschinengewehre, Maschinenkanonen und Munition. Das erste Produkt war das MG1.
Die Fertigung schwerer Waffen, wie Geschützrohre und Lafetten, wurde 1964 wieder aufgenommen. Dabei begann man mit der Ausstattung von Panzern und Artilleriegeschützen. Rheinmetall entwickelte eine Jagdpanzer-Kanone, einen Standard-Panzerturm und eine Panzer-Haubitze. Ein Jahr später wurde mit der Entwicklung der 120-Millimeter-Glattrohrtechnologie begonnen.
Zur Ausweitung des Munitionssortiments auf pyrotechnische Produkte erwarb man 1970 eine Mehrheitsbeteiligung an der NICO Pyrotechnik Hanns Jürgen Diederichs KG. Auf dem Versuchsgelände in Unterlüß wurde 1972 eine Temperier-Versuchsanlage (TVA) zur klimatechnischen Erprobung von Waffen und Geräten, aber auch zivilen Produkten errichtet. 1978 begann die Serienfertigung der Feldhaubitze FH 70 (155 mm). Der erste Kampfpanzer Leopard 2 wurde am 24. Oktober 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert. Er war mit der von Rheinmetall entwickelten, innovativen 120-Millimeter-Glattrohrkanone ausgerüstet. In den Folgejahren wurde der zivile Geschäftsbereich des Unternehmens neu geordnet und 1981 durch den Kauf einer Aktienmehrheit an Jagenberg sowie dem Erwerb der Gasti-Verpackungsmaschinen verstärkt.
1986 wurde der Unternehmensbereich Automobiltechnik durch den Kauf des Vergaserherstellers Pierburg GmbH aufgebaut. Gemeinsam mit der Diehl Munitionssysteme gründete Rheinmetall die Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme (GIWS). Die GIWS spezialisierte sich auf intelligente Munition, Geschosse und sonstige wehrtechnische Wirksysteme. Auf Grund der veränderten weltpolitischen Lage passte Rheinmetall 1989 seine Firmenstrategie mit einer Diversifizierung in zivile Industrieprodukte an.
1990er
Durch den Erwerb einer 60-Prozent-Beteiligung an der zur Friedrich Krupp AG gehörenden MaK System Gesellschaft 1990 erweiterte Rheinmetall seine Kompetenz im Bereich neuer Systeme für die Landstreitkräfte und Spezialfahrzeuge, etwa für den Einsatz im Umweltschutz. Die restlichen 40 Prozent kaufte das Unternehmen 1992 und wurde damit alleiniger Gesellschafter. Im selben Jahr lieferte Rheinmetall den ersten gepanzerten Waffenträger Wiesel an die Bundeswehr. Auch der Standort Düsseldorf-Derendorf wurde 1992 aufgegeben und die Produktionsstätten im Kompetenzzentrum Unterlüß gebündelt. Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung zogen in einen Neubau nach Ratingen. Mit einer Beteiligung an der WNC-Nitrochemie GmbH in Aschau am Inn verstärkte das Unternehmen sein Engagement auf dem Gebiet der Munitionsfertigung. 1993 erweiterte Rheinmetall seine zivile Produktpalette durch den Erwerb der Mauser Waldeck AG zum Aufbau des Unternehmensbereiches Bürosysteme, die Übernahme der Heimann Systems GmbH zur Stärkung des Bereiches Sicherheitstechnik und den Erwerb der Mehrheit an den Preh-Werken zum Ausbau des Unternehmensbereiches Automobiltechnik. Aus der Rheinmetall GmbH wurde 1994 die Rheinmetall Industrie GmbH. 1995 erweiterte der Konzern seine Kompetenzen bei mittelkalibrigen Maschinenkanonensystemen durch eine 60-Prozent-Beteiligung an der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH und ein verstärktes Engagement von Pierburg in den USA. Die Rheinmetall Industrie GmbH wurde 1996 in eine AG umgewandelt. Im selben Jahr erwarb die AG zur Stärkung der Kompetenzen in der Wehrtechnischen Elektronik eine Beteiligung an der STN Atlas Elektronik aus der Konkursmasse der Bremer Vulkan.
1997 erlebte die Firma eine grundlegende Reorganisation. Nach dem Kauf des Kommunikationstechnikunternehmens Richard Hirschmann GmbH & Co. wurde dieses mit Rheinmetall Elektronik, Preh und Heimann Systems unter der Führungsgesellschaft Aditron zum Unternehmensbereich Industrielle Elektronik zusammengefasst. Der Geschäftsbereich Waffe und Munition wurde auf die neu gegründete Rheinmetall W&M GmbH übertragen. Der Bereich Automobiltechnik fiel in die Zuständigkeit der neuen KSPG, die nach der Fusion der neu erworbenen Kolbenschmidt mit Pierburg entstanden war.
Die MaK Systemgesellschaft GmbH übergab dem Heer 1997 das erste Serienexemplar des Minenräumpanzers Keiler. Nach dem Mehrheitserwerb an der STN Atlas Elektronik GmbH 1998 wurde die zivile Schiffselektronik ausgegliedert und in die neu gegründete STN Atlas Marine Electronics GmbH mit Sitz in Hamburg überführt. Im selben Jahr wurden das erste Gerät des unter der Mitwirkung von Rheinmetall und MaK Systemgesellschaft neu entwickelten Waffensystems der Rohrartillerie, die Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr übergeben, und der Rhino-Minenräumer von MaK Systemgesellschaft im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt. Die Rheinmetall Industrie AG übernahm die Wehrtechnik der BUCK System GmbH und formierte die BUCK Neue Technologien GmbH.
Rheinmetall fasste 1999 seine wehrtechnische Kompetenz organisatorisch und gesellschaftsrechtlich unter dem Dach der neu gegründeten Rheinmetall DeTec AG (Defence Technologies) zusammen. Dadurch sollte die erforderliche Neuordnung der europäischen Rüstungsindustrie durch Konsolidierungen und Kooperationen strategisch vorbereitet werden. Im selben Jahr wurde die neue Gesellschaft durch Mehrheitsbeteiligungen an der Oerlikon Contraves AG, einem Anbieter von kombinierten Kanonen- und Lenkwaffensystemen für die Flugabwehr, und der Eurometaal Holding N.V., einem Artilleriehersteller von Mittelkalibern, gestärkt. Ende des Jahres übernahm Rheinmetall DeTec AG die Unternehmen KUKA Wehrtechnik GmbH und Henschel Wehrtechnik GmbH. Diese beiden Unternehmen wurden im Jahr 2000 mit der MaK Systemgesellschaft zur neuen Gesellschaft Rheinmetall Landsysteme GmbH zusammengefasst.
Ab dem Jahr 2000
Der Vorstand Rheinmetalls beschloss 2000 die Strategie der klaren Linie mit einer Konzentration auf die Kernkompetenzen Wehrtechnik, Automobiltechnik und Elektronik. Es folgte der Verkauf der Mauser Waldeck AG und der Jagenberg Papier- und Verpackungstechnik im Jahr 2000. Im Jahr 2002 wurden die Heimann Systems GmbH und die zur Eurometaal Holding N.V. gehörende Tochtergesellschaft Intergas verkauft und die Eurometaal geschlossen. 2003 wurde die verbliebene Jagenberg verkauft und Preh an die Deutsche Beteiligungs AG veräußert. Die Konzentration auf die wehrtechnischen Kompetenzen wurde 2004 mit dem Verkauf von Hirschmann und Nico Feuerwerk sowie der Teilung der STN Atlas Elektronik abgeschlossen.
Zwei Sparten: Automobiltechnik und Rüstung
Rheinmetall Landsysteme lieferte 2003 die ersten neuen minenschutzverstärkten Schützenpanzer Marder 1A5 aus. Zur Entwicklung des neuen Schützenpanzers Puma für die Bundeswehr gründeten Rheinmetall Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann das Gemeinschaftsunternehmen PSM GmbH, an dem beide Unternehmen zu 50 Prozent beteiligt sind.
Die Röchling Industrieverwaltung veräußerte 2004 ihre Mehrheitsbeteiligung an der Rheinmetall AG. Die Aktienanteile wurden von rund 75 institutionellen Investoren übernommen. Im Geschäftsbereich Wehrtechnik wurden die Rheinmetall W&M GmbH mit der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH, der Buck Neue Technologien GmbH sowie der Pyrotechnik Silberhütte GmbH auf die neue Rheinmetall Waffe Munition GmbH verschmolzen. Zusammen mit der RAFAEL Ltd. und der Diehl Munitionssysteme GmbH gründet Rheinmetall Defence Electronics das Gemeinschaftsunternehmen EuroSpike GmbH, das als Generalunternehmer für die Spike-Flugkörperfamilie tätig ist.
Rheinmetall Landsysteme wurde 2005 Mitgesellschafter der neu gegründeten Heeresinstandsetzungslogistik (HIL). Das Unternehmen ist für einen Zeitraum von acht Jahren für die Instandsetzung von ausgewählten Fahrzeugen und Waffensystemen des deutschen Heeres verantwortlich. Um der veränderten Bedrohungslage Rechnung zu tragen und Systemlösungen für die Abwehr von Gefahren für die innere Sicherheit sowie für den Bevölkerungsschutz anzubieten, wurde das Geschäftsfeld Public Security eröffnet.
Rheinmetall erwarb im März 2008 vom niederländischen Mischkonzern Stork den Panzerhersteller Stork PWV. Auf diese Weise übernahm der Düsseldorfer Wehrtechnikkonzern den niederländischen Anteil der Herstellung von Boxer-Panzern, die für die Bundeswehr und das niederländische Heer entwickelt wird. Damit erhöht sich die Beteiligung am Boxer auf 64 Prozent.[11]
Rheinmetall und MAN gründeten im Mai 2010 das gemeinsame Unternehmen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV). Hiermit entstand ein Komplettanbieter im Markt für militärische Radfahrzeuge, der die vollständige Palette der geschützten und ungeschützten Transport-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für internationale Streitkräfte abdeckt. An der Gesellschaft sind Rheinmetall mit 51 Prozent und MAN mit 49 Prozent beteiligt.[12]
Rheinmetall erhöhte im Januar 2011 seinen Anteil an der Verseidag Ballistic Protection von 51 auf 100 Prozent. Das Unternehmen wurde 2012 in Rheinmetall Ballistic Protection umbenannt.[13] Im Februar 2011 erhöhte Rheinmetall seine Beteiligung an der ADS Gesellschaft für aktive Schutzsysteme in Lohmar auf 74 Prozent und übernahm damit die Mehrheit.[14]
Rheinmetall überprüfte im Juli 2011 die Nachhaltigkeit der Zwei-Säulen-Strategie des Unternehmens mit den beiden Bereichen Automobiltechnik und Rüstung. Beiden Bereichen sollte es jeweils ermöglicht werden, ihre Wettbewerbspositionen mit größerer Flexibilität weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang untersuchte Rheinmetall insbesondere die Möglichkeit eines Börsengangs von Kolbenschmidt Pierburg (KSPG), die im Rheinmetall-Konzern den Bereich Automobiltechnik repräsentiert; der Börsengang wurde aber im September 2012 vorläufig auf Eis gelegt.[15] KSPG übernahm 2012 die Gleitlager-Aktivitäten der Kirloskar Oil Engines Ltd. (KOEL) in Pune (Indien). KOEL ist unter anderem der größte Gleitlagerhersteller Indiens und vornehmlich auf den dortigen Binnenmarkt konzentriert.[16]
Rheinmetall und Cassidian haben im Januar 2012 ihre Aktivitäten im Bereich der unbemannten Flugsysteme und der Frachtladesysteme im Rahmen eines Joint Ventures gebündelt. Cassidian hält 51 Prozent und Rheinmetall 49 Prozent der Anteile an der neu gegründeten Rheinmetall Airborne Systems GmbH.[17]
Der Unternehmensbereich Rüstung von Rheinmetall trägt mit seiner im Februar 2012 eingeführten neuen Organisationsstruktur dem geplanten Unternehmenswachstum und der zunehmenden Internationalisierung Rechnung. Kern der neuen Organisationsstruktur bei Rheinmetall Rüstung bilden die Bereiche Combat Systems, Electronic Solutions sowie der Bereich Wheeled Vehicles.[18] Auch der Unternehmensbereich Automobiltechnik hat seine Organisationsstruktur im Mai 2012 gestrafft. Dabei wurden die bisherigen sechs Geschäftsbereiche der KSPG in den drei Divisionen Hardparts, Mechatronics und Motorservice gebündelt.[19]
Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 hat Armin Papperger die Nachfolge von Klaus Eberhardt als Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG übernommen.[20][21]
Kritik und strafrechtliche Ermittlungen
Generelle Kritik an Waffenexporten trifft auch Rheinmetall. So sagte der Rüstungsexperte von Amnesty International, Mathias John, zum im Jahr 2012 geäußerten Wunsch Indonesiens, Leopard-2-Panzer und Schützenpanzer des Typs Marder zu kaufen: „Ein Export (…) wäre ein falsches Signal. In Indonesien sehen wir fortgesetzte Menschenrechtsverletzungen.“[22] Der Verkauf von 104 Leopard-2-Panzern und 50 Schützenpanzern vom Typ Marder 1A2 nach Indonesien wurde im Jahr 2013 genehmigt.[23]
Auch die 2011 erteilte Genehmigung des Bundessicherheitsrates zu einem Export von zweihundert Leopard 2A7+ nach Saudi-Arabien wurde Gegenstand einer öffentlichen Debatte, unter anderem im Deutschen Bundestag.[24][25] Kritiker verschiedener Richtungen kommen jedes Jahr auf der Hauptversammlung zu Wort,[26] u. a. der Verband Kritischer Aktionäre, der wegen der Rüstungsexporte auf der Aktionärsversammlung 2012 den Antrag stellte, den Vorstand nicht zu entlasten.[27] Im Juli 2013 wurde bekannt, dass der geplante Verkauf aufgrund der massiven Kritik aus der deutschen Öffentlichkeit höchstwahrscheinlich nicht zu Stande kommt.[28]
Die Staatsanwaltschaft Bremen führt seit August 2013 gegen Manager der Rheinmetall Defence Electronics und des Elektronikausrüsters Atlas Elektronik ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts, neun Millionen Euro Bestechungsgelder an griechische Politiker und Beamte gezahlt zu haben, um den Verkauf von U-Boot-Ausrüstungen an Griechenland anzukurbeln.[29] Ein von der Staatsanwaltschaft Bremen verhängtes Bußgeld in Höhe von mehr als 37 Millionen Euro akzeptierte der Konzern,[30] Ermittlungen gegen die Firma wegen Bestechung beim Verkauf des Leopard 2 nach Griechenland wurden eingestellt, weil das Auftragsvolumen geringer war als im Atlas-Fall und Rheinmetall bei der Aufklärung geholfen hatte.[31]
Die indische Polizei ermittelte im August 2013 wegen Bestechungsverdacht gegen zwei Manager der Schweizer Tochter RAD Rheinmetall Air Defense AG, die nach einem Bericht der Indischen Zeitung Indian Express den Gegenwert von ca. 400 000 EUR an einen indischen Vermittler gezahlt haben sollen, damit dieser mit seinen politischen Kontakten dafür sorgt, dass RAD von der schwarzen Liste der indischen Regierung gestrichen wird. RAD bestreitet die Stichhaltigkeit der Vorwürfe. Hintergrund ist, dass RAD, bis 2012 Hauptlieferant der indischen Armee für Flugabwehr, von der indischen Regierung 2012 wegen eines von RAD bestrittenen Bestechungsvorwurfs auf eine schwarze Liste gesetzt und damit von allen weiteren Aufträgen der indischen Armee ausgeschlossen wurde.[32]
Im Oktober 2013 starteten die Menschenrechtsorganisation Bahrain Watch, die britische Campaign Against Arms Trade und der südkoreanische Gewerkschaftsbund Korean Confederation of Trade Unions eine Kampagne gegen Tränengaslieferungen nach Bahrain, die die dortige Polizei zur Unterdrückung von Demonstrationen benutzt, wobei es seit 2011 mehrere Todesfälle gab.[33] Bahrain bezieht das Tränengas nach den Recherchen von Bahrain Watch unter anderem von der Firma Rheinmetall Denel, einem Tochterunternehmen von Rheinmetall Defence und dem südafrikanischen Rüstungskonzern Denel.[34][35]
Des Weiteren wurden Bomben der MK-80-Serie in der von Saudi-Arabien angeführten Militärintervention im Jemen eingesetzt. Die abgeworfenen MK-83 wurden bis 2012 vom Tochterunternehmen RWM Italia S.p.A. in die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft. MK-82 und MK-84 wurden dagegen von der ehemaligen Tochtergesellschaft Burkan Munitions System (VAE) aus gelieferten Bauteilen der RWM Italia S.p.A. in den Vereinigten Arabischen Emiraten montiert.[36]
Im Januar 2015 wurde bekannt, dass sich mehrere ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens in Athen wegen Bestechung vor Gericht verantworten müssen.[37]
Geschäftsbereiche
Fahrzeugsysteme
Rheinmetall Landsysteme GmbH
Gepanzerte Kettenfahrzeuge, Unterstützungs- und Minenräumsysteme, ABC-Schutzsysteme, Turmsysteme, Service
Waffen, Munition
Rheinmetall Waffe Munition GmbH
Rheinmetall Waffe Munition Arges GmbH
Rheinmetall Chempro GmbH
American Rheinmetall Munitions Inc.
RWM Schweiz AG
Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme mbH
Waffen und Munition für Panzer- und Artilleriesysteme, Mittelkaliberwaffen und -munition, Schutzsysteme
Antriebe
Nitrochemie AG (Wimmis; 55 % Rheinmetall, 45 % RUAG)
Treibladung und Pulver sowie zivile Chemie (Silane, Säurechloride, Epoxide, Peroxide)[38]
Flugabwehr
Rheinmetall Air Defence AG
Flugabwehrsysteme, Hochleistungsradare
Verteidigungselektronik
Rheinmetall Defence Electronics GmbH
Rheinmetall Soldier Electronics GmbH (die frühere Oerlikon Deutschland)
Führungs- und Aufklärungssysteme, C3I-Systeme, Feuerleitsysteme, Drohnensysteme
Simulation und Ausbildung
Rheinmetall Defence Electronics GmbH (Teil von Atlas Elektronik, der bei der Abspaltung von Thyssen-Krupp zu Rheinmetall gekommen ist)
Landsimulation, Flugsimulation, Maritime-/Prozesssimulation
Beteiligungen
Die Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH in München ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit MAN für den Bereich militärischer gepanzerter und ungepanzerter Radfahrzeuge.
Rheinmetall Technical Publications GmbH (früher Teil der Rheinmetall Defence Electronics GmbH)
Produkte
Leichte gepanzerte Fahrzeuge
Tokeh – taktisches Luftlandefahrzeug
Serval – Fahrzeug für Spezialkräfte
Gavial – geschütztes Verbindungsfahrzeug für Luftlandekräfte
Caracal – geschütztes Fahrzeug
Yak (Duro 3) – geschütztes Mehrzweckfahrzeug
Sonderwagen CONDOR 1 und CONDOR 2
Luftlandepanzer Wiesel 1 und Wiesel 2
Bv206 (diverse Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen)
Sonderwagen 4 / TM170
Mittelschwere gepanzerte Fahrzeuge
Fuchs 1 und Fuchs 2
GTK Boxer
Gefas
Wisent (gepanzerter LKW für die Gruppe 4 des Projektes „Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge“ der Bundeswehr)
Schützenpanzer
Schützenpanzer Marder 1A3 / 1A5
Puma (in Kooperation mit Krauss-Maffei Wegmann)
Kampfpanzer
Leopard 1 (Feuerleitanlage und Führungssystem)
Leopard 2 (120-mm-Glattrohrkanone, Feuerleitanlage und Führungssystem sowie Munition)
Unterstützungsfahrzeuge
Rheinmetall Borsig Waffenträger
Bergepanzer 2
Bergepanzer 3 Büffel
Pionierpanzer 3 Kodiak (in Kooperation mit der RUAG Land Systems AG)
Pionierpanzer 2 Dachs
Brückenlegepanzer Biber
Minenräumpanzer Keiler
MMSR (mobiles Minensuch- und -räumsystem)
Artilleriesysteme
155 mm Geschütz der Feldhaubitze FH155-1
Panzerhaubitze 2000
Panzerhaubitze M 109 (L52 Geschütz)
Waffenanlagen
120-mm-Glattrohrkanone des Leopard 2
Sondergerät SG 113 (Waffensystem zur Panzerabwehr im Zweiten Weltkrieg)
Maschinenkanone Rh 202
Maschinenkanone Rh 503
Maschinenkanone MK 30 (entwickelt von Mauser)
Maschinengewehr MG3
Nächstbereichschutzsystem MANTIS
Weiterführende Informationen
Wehrtechnik
Rüstungsindustrie
Denel (Südafrika)
Quelle
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007030009
Gründung 1889
Sitz Düsseldorf, Deutschland
Leitung
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender
Klaus Greinert, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 22 640 (31. Dezember 2015)[1]
Umsatz 5,183 Mrd. € (2015)[1]
Branche Maschinenbau, Rüstungsindustrie, Automobilzulieferer
Website www.rheinmetall.de
Der Rheinmetall-Konzern im Überblick
Unternehmensbereich Automobiltechnik
KSPG (vormals Kolbenschmidt Pierburg) ist die Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Automobiltechnik der Rheinmetall. Als Automobilzulieferer spielt KSPG in den Bereichen Luftversorgung, Schadstoffreduzierung und Pumpen sowie bei der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern eine führende Rolle. Die Produktentwicklung erfolgt stets in enger Kooperation mit den Automobilherstellern. Entsprechend seiner strategischen Ausrichtung gliedert sich das Unternehmen in die drei selbstständig handelnden Divisionen Hardparts, Mechatronics und Aftermarket.
KSPG schlüsselt seine Aktivitäten in sieben Geschäftsbereiche auf. Im Einzelnen handelt es sich um die Geschäftsbereiche Kolbenschmidt (Herstellung von Kolben), Großkolben (Großkolben), Pierburg (Komponenten der Luftversorgung und Schadstoffreduzierung), Pierburg Pump Technology (Kühlmittel-, Öl-, Umwälz- und Vakuumpumpen), Gleitlager (Metalllager und Gleitelemente sowie Stranggusselemente), Aluminium-Technologie (Zylinderkurbelgehäuse), Motor Service (Vertrieb für Reparatur- und Instandsetzung für KSPG).[4] 2014 betrug der Umsatz 2 448 Mio. Euro und damit fast genau 50 % des Gesamtumsatzes, und 2015 waren es 2 592 Mio. Euro.
Unternehmensbereich Rüstung
Der Unternehmensbereich Defence des Rheinmetall-Konzerns stellt Verteidigungs- und Rüstungsgüter her. Den Kern der Organisationsstruktur bilden die drei Divisionen Weapon und Munition (deutsch: Waffe und Munition), Electronic Solutions (deutsch: elektronische Lösungen) sowie Vehicle Systems (deutsch: Fahrzeug-Systeme). Die Tochtergesellschaften und Beteiligungen der Rüstungssparte Rheinmetalls sind in diese drei Divisionen eingegliedert. [5] 2014 betrug der Rüstungsumsatz 2 240 Mio. Euro, also ungefähr 50 % des Gesamtumsatzes, und 2015 waren es 2 591 Mio. Euro.
Geschichte
Frühes Geschütz der RheinischenMetallwaaren- und Maschinenfabrik, bekannt als 75-mm-Landungs-, -Kolonial- und -Gebirgsgeschütz
Am 13. April 1889 gründete der Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein unter Generaldirektor Josef Massenez die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft, um für das Deutsche Reich Munition zu liefern. Der thüringische Ingenieur Heinrich Ehrhardt baute das Rheinmetall-Werk in Düsseldorf auf und leitete es bis 1920.[6] Neu entdeckte Quellen im Zentralarchiv von Rheinmetall sowie in anderen Archiven belegen, dass Heinrich Ehrhardt – anders als bisher lange angenommen – an der Gründung des Unternehmens selbst nicht beteiligt war. Heinrich Ehrhardt hatte bei Rheinmetall bis 1920 die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden inne. Außerdem stellte er dem Unternehmen viele seiner Patente und Erfindungen zur Verfügung und trug so maßgeblich zur technischen Entwicklung vieler Rheinmetall-Produkte bei.
Das neu gegründete Werk in Düsseldorf-Derendorf an der Ulmenstraße begann im Dezember 1889 mit der Produktion.[7]
Frühphase
Das Unternehmen expandierte in den Folgejahren sehr schnell, was nicht nur auf die staatlichen Aufträge zurückzuführen ist, sondern auch auf die Patentierung zweier Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre in den Jahren 1891 und 1892. Um den durch Erweiterung des Stammwerks erhöhten Stahlbedarf zu decken, wurde 1892 die Metallwerk Ehrhardt & Heye AG in Düsseldorf-Rath erworben und 1896 als Abteilung Rath in das Unternehmen eingegliedert.
Rheinmetall stellte 1896 weltweit das erste, auf den Patenten des Ingenieurs Konrad Hausser basierende, felddiensttaugliche Schnellfeuergeschütz mit veränderlichem Rücklauf und kombinierter Rücklauf- und Vorholvorrichtung vor. Dieses wurde aber von der preußischen Artillerieprüfungskommission in Unkenntnis der potentiellen Möglichkeiten abgelehnt. Nach der erfolgreichen Einführung von Rohrrücklaufgeschützen durch die Franzosen (Canon de 75 mle 1897) änderte sich diese Einstellung und die Entwicklung wurde für das Unternehmen zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg.
Für die Erprobung von Waffen und Munition wurde 1899 ein Gelände in der Nähe von Unterlüß in der Lüneburger Heide gepachtet. Dieser Standort existiert heute noch und umfasst mittlerweile eine Fläche von 50 Quadratkilometern.
Auf Initiative von Heinrich Ehrhardt übernahm Rheinmetall 1901 die in Konkurs gegangene Munitions- und Waffenfabrik AG in Sömmerda. Das als Dreyse’sche Gewehrfabrik gegründete Unternehmen stellte Handfeuerwaffen, Patronen und Geschosszünder her und erweiterte somit die Produktpalette Rheinmetalls.
Erster Weltkrieg
In den Folgejahren wuchs Rheinmetall auch auf Grund eingehender Produktionsaufträge aus dem Ausland. 1906 wurde daher das Werk in Düsseldorf erweitert. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Rheinmetall einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8 000 Mitarbeiter. Bis zum Ende des Krieges vergrößerte sich die Belegschaft auf knapp 48 000 Arbeiter und Angestellte, darunter etwa 9 000 Frauen. Die bebauten Flächen im Stammwerk vervierfachten sich in dieser Zeit.
Mit Ende des Krieges kam die wehrtechnische Produktion zum Stillstand und Rheinmetall musste zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages machten eine Umstellung auf zivile Produkte notwendig. Die Rheinmetall produzierte daher im Rheinland Lokomotiven, Eisenbahnwaggons, Landmaschinen und Dampfpflüge. Im Werk in Sömmerda wurden feinmechanische Geräte wie Schreib- und Rechenmaschinen hergestellt. Um die Produktion ziviler Güter sicherzustellen, wurde die Stahlproduktion in Rath verstärkt.
Ab 1921 erlaubten die Bestimmungen der Alliierten wieder die Produktion von Waffensystemen in geringer Stückzahl. Allerdings wurde das Werk in Derendorf 1921 (Alliierte Rheinlandbesetzung) sowie von 1923 bis 1925 von belgischen und französischen Truppen besetzt (Ruhrbesetzung), teilweise verwüstet.[8] Auf Grund mangelnder Aufträge musste die zivile Produktion bis auf die Herstellung von Dampfpflügen eingestellt werden. Das Deutsche Reich erwarb bei einer Kapitalerhöhung 1925 über ihre Staatsholding VIAG eine Mehrheitsbeteiligung an Rheinmetall.
Im April 1933 erwarb Rheinmetall den vor der Liquidation stehenden Lokomotivhersteller Borsig und kam damit in den Besitz eines großen Werkes in Berlin-Tegel. Die Fusion 1936 führte zur Umbenennung in Rheinmetall-Borsig AG. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen der nationalsozialistischen Diktatur entwickelte und produzierte Rheinmetall-Borsig ab Mitte der 1930er Jahre im Auftrag des Reichskriegsministeriums Waffen und Munition. Die Fertigungspalette reichte von Maschinengewehren und -kanonen über Panzerabwehrgeschütze, Minenwerfer und Feldkanonen bis hin zu Flugabwehrkanonen und Eisenbahngeschützen. Für Entwicklung und Bau von gepanzerten Kettenfahrzeugen wurde 1937 in Berlin das Tochterunternehmen Alkett (Altmärkische Kettenwerke) gegründet (siehe auch: Montan-Schema). 1938 verlegte die Firma ihren Sitz von Düsseldorf nach Berlin.
Zweiter Weltkrieg
Zerstörte Industriehalle in Düsseldorf-Derendorf
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion maximal gesteigert und die Entwicklung neuer Waffensysteme gefordert. Der staatliche Einfluss durch Institutionen der Wehrmacht und die Eingliederung von Rheinmetall-Borsig in das Staatsunternehmen Reichswerke Hermann Göring nahm so weit zu, bis das Unternehmen vollständig verstaatlicht und in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren wurden die Produktionsstätten durch alliierte Luftangriffe erheblich beschädigt oder zerstört. Nach einem schweren Luftangriff auf die Werke in Düsseldorf wurden zahlreiche Produktionsbereiche in Gebiete der späteren DDR und des heutigen Polens wie Guben, Apolda und Breslau verlagert. Auch die Werke in Berlin und Sömmerda richteten Verlagerungsbetriebe ein, wobei das Sömmerdaer Werk dennoch bis Kriegsende von Luftangriffen verschont blieb.
Nach Ende des Krieges waren die Werkanlagen der Rheinmetall-Borsig AG zum größten Teil zerstört. Die Betriebe in Düsseldorf, West-Berlin und Unterlüß kamen unter die Kontrolle der westlichen Alliierten und unter Treuhänderschaft. Alle Besitzungen in den von der Roten Armee besetzten Gebieten wurden enteignet. Einige Werke wurden von den Siegermächten vollständig demontiert.
Beschäftigung von Zwangsarbeitern
Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zahlreiche Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben. Im Werk Unterlüß allein wurden am Kriegsende etwa 5 000 ausländische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kriegsgefangene (ca. 2 500 Polen, 1 000 aus der UdSSR, 500 Jugoslawen, 1 000 aus anderen Ländern) von den britischen Truppen befreit. Zeitweilig waren dort auch ungarische Jüdinnen in einem Außenlager des KZ Bergen-Belsen eingesetzt. Von den etwa 600 000 Arbeitern der Reichswerke Hermann Göring waren die Hälfte Zwangsarbeiter, verschleppt aus allen besetzten Gebieten.[9]
Kalter Krieg
Bis 1950 herrschte ein völliges Produktionsverbot. Danach wurden Rheinmetall-Borsig in eine reine Holdinggesellschaft umgewandelt und zwei unabhängige Tochterunternehmen gegründet. Borsig in Berlin stellte Dampfkessel und Kälteanlagen her, während Rheinmetall in Düsseldorf Schreibmaschinen, Stoßdämpfer, Aufzüge, Gerbereimaschinen sowie Transport- und Verladeeinrichtungen baute. Diese zivile Produktion in Düsseldorf wird vom Unternehmen heute als wenig erfolgreich bezeichnet.
In der DDR wurde das ehemalige Rheinmetall-Werk Sömmerda am 3. Juni 1952 von der sowjetischen Regierung an die DDR zurückgegeben. Es entstand ein volkseigener Betrieb (VEB). Unter dem Firmennamen VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda wurden Büromaschinen, Mopedmotoren für Simson SR1, SR2 und Spatz sowie Fotoapparate produziert. Am 5. Mai 1958 wurde das Sömmerdaer Werk wieder ein Teil eines großen Firmenverbundes, der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Datenverarbeitungs- und Büromaschinen Erfurt.[10] Aus dieser entstand am 1. April 1969 das VEB Kombinat Zentronik, das am 1. Januar 1978 in dem VEB Kombinat Robotron aufging. Die Produktion von Mopedmotoren und Fotoapparaten wurde in den 1960er-Jahren aufgegeben. Haupterzeugnisse des nunmehr VEB Robotron Büromaschinenwerks Sömmerda (BWS) genannten Betriebes waren ab 1967 Drucker und ab 1981 Personal Computer (PC 1715, EC 1834, EC1835). Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurde das Werk mit damals etwa 12 000 Beschäftigten unter der Treuhandanstalt als Robotron Büromaschinenwerk AG privatisiert und zum 1. Januar 1992 liquidiert.
Den Aufschwung brachte das Jahr 1956. Am 23. Juni wurde Rheinmetall-Borsig von der Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke GmbH (heute Saarstahl) aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Im August wurde Borsig an die Salzgitter AG verkauft. Die Holding firmierte ab November als Rheinmetall Berlin und das Tochterunternehmen in Düsseldorf firmierte ab 1957 als Rheinmetall GmbH. Bereits mit Aufstellung der Bundeswehr 1956 wurde wieder ein wehrtechnisches Produktionsprogramm aufgelegt. Rheinmetall produzierte Maschinengewehre, Maschinenkanonen und Munition. Das erste Produkt war das MG1.
Die Fertigung schwerer Waffen, wie Geschützrohre und Lafetten, wurde 1964 wieder aufgenommen. Dabei begann man mit der Ausstattung von Panzern und Artilleriegeschützen. Rheinmetall entwickelte eine Jagdpanzer-Kanone, einen Standard-Panzerturm und eine Panzer-Haubitze. Ein Jahr später wurde mit der Entwicklung der 120-Millimeter-Glattrohrtechnologie begonnen.
Zur Ausweitung des Munitionssortiments auf pyrotechnische Produkte erwarb man 1970 eine Mehrheitsbeteiligung an der NICO Pyrotechnik Hanns Jürgen Diederichs KG. Auf dem Versuchsgelände in Unterlüß wurde 1972 eine Temperier-Versuchsanlage (TVA) zur klimatechnischen Erprobung von Waffen und Geräten, aber auch zivilen Produkten errichtet. 1978 begann die Serienfertigung der Feldhaubitze FH 70 (155 mm). Der erste Kampfpanzer Leopard 2 wurde am 24. Oktober 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert. Er war mit der von Rheinmetall entwickelten, innovativen 120-Millimeter-Glattrohrkanone ausgerüstet. In den Folgejahren wurde der zivile Geschäftsbereich des Unternehmens neu geordnet und 1981 durch den Kauf einer Aktienmehrheit an Jagenberg sowie dem Erwerb der Gasti-Verpackungsmaschinen verstärkt.
1986 wurde der Unternehmensbereich Automobiltechnik durch den Kauf des Vergaserherstellers Pierburg GmbH aufgebaut. Gemeinsam mit der Diehl Munitionssysteme gründete Rheinmetall die Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme (GIWS). Die GIWS spezialisierte sich auf intelligente Munition, Geschosse und sonstige wehrtechnische Wirksysteme. Auf Grund der veränderten weltpolitischen Lage passte Rheinmetall 1989 seine Firmenstrategie mit einer Diversifizierung in zivile Industrieprodukte an.
1990er
Durch den Erwerb einer 60-Prozent-Beteiligung an der zur Friedrich Krupp AG gehörenden MaK System Gesellschaft 1990 erweiterte Rheinmetall seine Kompetenz im Bereich neuer Systeme für die Landstreitkräfte und Spezialfahrzeuge, etwa für den Einsatz im Umweltschutz. Die restlichen 40 Prozent kaufte das Unternehmen 1992 und wurde damit alleiniger Gesellschafter. Im selben Jahr lieferte Rheinmetall den ersten gepanzerten Waffenträger Wiesel an die Bundeswehr. Auch der Standort Düsseldorf-Derendorf wurde 1992 aufgegeben und die Produktionsstätten im Kompetenzzentrum Unterlüß gebündelt. Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung zogen in einen Neubau nach Ratingen. Mit einer Beteiligung an der WNC-Nitrochemie GmbH in Aschau am Inn verstärkte das Unternehmen sein Engagement auf dem Gebiet der Munitionsfertigung. 1993 erweiterte Rheinmetall seine zivile Produktpalette durch den Erwerb der Mauser Waldeck AG zum Aufbau des Unternehmensbereiches Bürosysteme, die Übernahme der Heimann Systems GmbH zur Stärkung des Bereiches Sicherheitstechnik und den Erwerb der Mehrheit an den Preh-Werken zum Ausbau des Unternehmensbereiches Automobiltechnik. Aus der Rheinmetall GmbH wurde 1994 die Rheinmetall Industrie GmbH. 1995 erweiterte der Konzern seine Kompetenzen bei mittelkalibrigen Maschinenkanonensystemen durch eine 60-Prozent-Beteiligung an der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH und ein verstärktes Engagement von Pierburg in den USA. Die Rheinmetall Industrie GmbH wurde 1996 in eine AG umgewandelt. Im selben Jahr erwarb die AG zur Stärkung der Kompetenzen in der Wehrtechnischen Elektronik eine Beteiligung an der STN Atlas Elektronik aus der Konkursmasse der Bremer Vulkan.
1997 erlebte die Firma eine grundlegende Reorganisation. Nach dem Kauf des Kommunikationstechnikunternehmens Richard Hirschmann GmbH & Co. wurde dieses mit Rheinmetall Elektronik, Preh und Heimann Systems unter der Führungsgesellschaft Aditron zum Unternehmensbereich Industrielle Elektronik zusammengefasst. Der Geschäftsbereich Waffe und Munition wurde auf die neu gegründete Rheinmetall W&M GmbH übertragen. Der Bereich Automobiltechnik fiel in die Zuständigkeit der neuen KSPG, die nach der Fusion der neu erworbenen Kolbenschmidt mit Pierburg entstanden war.
Die MaK Systemgesellschaft GmbH übergab dem Heer 1997 das erste Serienexemplar des Minenräumpanzers Keiler. Nach dem Mehrheitserwerb an der STN Atlas Elektronik GmbH 1998 wurde die zivile Schiffselektronik ausgegliedert und in die neu gegründete STN Atlas Marine Electronics GmbH mit Sitz in Hamburg überführt. Im selben Jahr wurden das erste Gerät des unter der Mitwirkung von Rheinmetall und MaK Systemgesellschaft neu entwickelten Waffensystems der Rohrartillerie, die Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr übergeben, und der Rhino-Minenräumer von MaK Systemgesellschaft im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt. Die Rheinmetall Industrie AG übernahm die Wehrtechnik der BUCK System GmbH und formierte die BUCK Neue Technologien GmbH.
Rheinmetall fasste 1999 seine wehrtechnische Kompetenz organisatorisch und gesellschaftsrechtlich unter dem Dach der neu gegründeten Rheinmetall DeTec AG (Defence Technologies) zusammen. Dadurch sollte die erforderliche Neuordnung der europäischen Rüstungsindustrie durch Konsolidierungen und Kooperationen strategisch vorbereitet werden. Im selben Jahr wurde die neue Gesellschaft durch Mehrheitsbeteiligungen an der Oerlikon Contraves AG, einem Anbieter von kombinierten Kanonen- und Lenkwaffensystemen für die Flugabwehr, und der Eurometaal Holding N.V., einem Artilleriehersteller von Mittelkalibern, gestärkt. Ende des Jahres übernahm Rheinmetall DeTec AG die Unternehmen KUKA Wehrtechnik GmbH und Henschel Wehrtechnik GmbH. Diese beiden Unternehmen wurden im Jahr 2000 mit der MaK Systemgesellschaft zur neuen Gesellschaft Rheinmetall Landsysteme GmbH zusammengefasst.
Ab dem Jahr 2000
Der Vorstand Rheinmetalls beschloss 2000 die Strategie der klaren Linie mit einer Konzentration auf die Kernkompetenzen Wehrtechnik, Automobiltechnik und Elektronik. Es folgte der Verkauf der Mauser Waldeck AG und der Jagenberg Papier- und Verpackungstechnik im Jahr 2000. Im Jahr 2002 wurden die Heimann Systems GmbH und die zur Eurometaal Holding N.V. gehörende Tochtergesellschaft Intergas verkauft und die Eurometaal geschlossen. 2003 wurde die verbliebene Jagenberg verkauft und Preh an die Deutsche Beteiligungs AG veräußert. Die Konzentration auf die wehrtechnischen Kompetenzen wurde 2004 mit dem Verkauf von Hirschmann und Nico Feuerwerk sowie der Teilung der STN Atlas Elektronik abgeschlossen.
Zwei Sparten: Automobiltechnik und Rüstung
Rheinmetall Landsysteme lieferte 2003 die ersten neuen minenschutzverstärkten Schützenpanzer Marder 1A5 aus. Zur Entwicklung des neuen Schützenpanzers Puma für die Bundeswehr gründeten Rheinmetall Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann das Gemeinschaftsunternehmen PSM GmbH, an dem beide Unternehmen zu 50 Prozent beteiligt sind.
Die Röchling Industrieverwaltung veräußerte 2004 ihre Mehrheitsbeteiligung an der Rheinmetall AG. Die Aktienanteile wurden von rund 75 institutionellen Investoren übernommen. Im Geschäftsbereich Wehrtechnik wurden die Rheinmetall W&M GmbH mit der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH, der Buck Neue Technologien GmbH sowie der Pyrotechnik Silberhütte GmbH auf die neue Rheinmetall Waffe Munition GmbH verschmolzen. Zusammen mit der RAFAEL Ltd. und der Diehl Munitionssysteme GmbH gründet Rheinmetall Defence Electronics das Gemeinschaftsunternehmen EuroSpike GmbH, das als Generalunternehmer für die Spike-Flugkörperfamilie tätig ist.
Rheinmetall Landsysteme wurde 2005 Mitgesellschafter der neu gegründeten Heeresinstandsetzungslogistik (HIL). Das Unternehmen ist für einen Zeitraum von acht Jahren für die Instandsetzung von ausgewählten Fahrzeugen und Waffensystemen des deutschen Heeres verantwortlich. Um der veränderten Bedrohungslage Rechnung zu tragen und Systemlösungen für die Abwehr von Gefahren für die innere Sicherheit sowie für den Bevölkerungsschutz anzubieten, wurde das Geschäftsfeld Public Security eröffnet.
Rheinmetall erwarb im März 2008 vom niederländischen Mischkonzern Stork den Panzerhersteller Stork PWV. Auf diese Weise übernahm der Düsseldorfer Wehrtechnikkonzern den niederländischen Anteil der Herstellung von Boxer-Panzern, die für die Bundeswehr und das niederländische Heer entwickelt wird. Damit erhöht sich die Beteiligung am Boxer auf 64 Prozent.[11]
Rheinmetall und MAN gründeten im Mai 2010 das gemeinsame Unternehmen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV). Hiermit entstand ein Komplettanbieter im Markt für militärische Radfahrzeuge, der die vollständige Palette der geschützten und ungeschützten Transport-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für internationale Streitkräfte abdeckt. An der Gesellschaft sind Rheinmetall mit 51 Prozent und MAN mit 49 Prozent beteiligt.[12]
Rheinmetall erhöhte im Januar 2011 seinen Anteil an der Verseidag Ballistic Protection von 51 auf 100 Prozent. Das Unternehmen wurde 2012 in Rheinmetall Ballistic Protection umbenannt.[13] Im Februar 2011 erhöhte Rheinmetall seine Beteiligung an der ADS Gesellschaft für aktive Schutzsysteme in Lohmar auf 74 Prozent und übernahm damit die Mehrheit.[14]
Rheinmetall überprüfte im Juli 2011 die Nachhaltigkeit der Zwei-Säulen-Strategie des Unternehmens mit den beiden Bereichen Automobiltechnik und Rüstung. Beiden Bereichen sollte es jeweils ermöglicht werden, ihre Wettbewerbspositionen mit größerer Flexibilität weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang untersuchte Rheinmetall insbesondere die Möglichkeit eines Börsengangs von Kolbenschmidt Pierburg (KSPG), die im Rheinmetall-Konzern den Bereich Automobiltechnik repräsentiert; der Börsengang wurde aber im September 2012 vorläufig auf Eis gelegt.[15] KSPG übernahm 2012 die Gleitlager-Aktivitäten der Kirloskar Oil Engines Ltd. (KOEL) in Pune (Indien). KOEL ist unter anderem der größte Gleitlagerhersteller Indiens und vornehmlich auf den dortigen Binnenmarkt konzentriert.[16]
Rheinmetall und Cassidian haben im Januar 2012 ihre Aktivitäten im Bereich der unbemannten Flugsysteme und der Frachtladesysteme im Rahmen eines Joint Ventures gebündelt. Cassidian hält 51 Prozent und Rheinmetall 49 Prozent der Anteile an der neu gegründeten Rheinmetall Airborne Systems GmbH.[17]
Der Unternehmensbereich Rüstung von Rheinmetall trägt mit seiner im Februar 2012 eingeführten neuen Organisationsstruktur dem geplanten Unternehmenswachstum und der zunehmenden Internationalisierung Rechnung. Kern der neuen Organisationsstruktur bei Rheinmetall Rüstung bilden die Bereiche Combat Systems, Electronic Solutions sowie der Bereich Wheeled Vehicles.[18] Auch der Unternehmensbereich Automobiltechnik hat seine Organisationsstruktur im Mai 2012 gestrafft. Dabei wurden die bisherigen sechs Geschäftsbereiche der KSPG in den drei Divisionen Hardparts, Mechatronics und Motorservice gebündelt.[19]
Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 hat Armin Papperger die Nachfolge von Klaus Eberhardt als Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG übernommen.[20][21]
Kritik und strafrechtliche Ermittlungen
Generelle Kritik an Waffenexporten trifft auch Rheinmetall. So sagte der Rüstungsexperte von Amnesty International, Mathias John, zum im Jahr 2012 geäußerten Wunsch Indonesiens, Leopard-2-Panzer und Schützenpanzer des Typs Marder zu kaufen: „Ein Export (…) wäre ein falsches Signal. In Indonesien sehen wir fortgesetzte Menschenrechtsverletzungen.“[22] Der Verkauf von 104 Leopard-2-Panzern und 50 Schützenpanzern vom Typ Marder 1A2 nach Indonesien wurde im Jahr 2013 genehmigt.[23]
Auch die 2011 erteilte Genehmigung des Bundessicherheitsrates zu einem Export von zweihundert Leopard 2A7+ nach Saudi-Arabien wurde Gegenstand einer öffentlichen Debatte, unter anderem im Deutschen Bundestag.[24][25] Kritiker verschiedener Richtungen kommen jedes Jahr auf der Hauptversammlung zu Wort,[26] u. a. der Verband Kritischer Aktionäre, der wegen der Rüstungsexporte auf der Aktionärsversammlung 2012 den Antrag stellte, den Vorstand nicht zu entlasten.[27] Im Juli 2013 wurde bekannt, dass der geplante Verkauf aufgrund der massiven Kritik aus der deutschen Öffentlichkeit höchstwahrscheinlich nicht zu Stande kommt.[28]
Die Staatsanwaltschaft Bremen führt seit August 2013 gegen Manager der Rheinmetall Defence Electronics und des Elektronikausrüsters Atlas Elektronik ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts, neun Millionen Euro Bestechungsgelder an griechische Politiker und Beamte gezahlt zu haben, um den Verkauf von U-Boot-Ausrüstungen an Griechenland anzukurbeln.[29] Ein von der Staatsanwaltschaft Bremen verhängtes Bußgeld in Höhe von mehr als 37 Millionen Euro akzeptierte der Konzern,[30] Ermittlungen gegen die Firma wegen Bestechung beim Verkauf des Leopard 2 nach Griechenland wurden eingestellt, weil das Auftragsvolumen geringer war als im Atlas-Fall und Rheinmetall bei der Aufklärung geholfen hatte.[31]
Die indische Polizei ermittelte im August 2013 wegen Bestechungsverdacht gegen zwei Manager der Schweizer Tochter RAD Rheinmetall Air Defense AG, die nach einem Bericht der Indischen Zeitung Indian Express den Gegenwert von ca. 400 000 EUR an einen indischen Vermittler gezahlt haben sollen, damit dieser mit seinen politischen Kontakten dafür sorgt, dass RAD von der schwarzen Liste der indischen Regierung gestrichen wird. RAD bestreitet die Stichhaltigkeit der Vorwürfe. Hintergrund ist, dass RAD, bis 2012 Hauptlieferant der indischen Armee für Flugabwehr, von der indischen Regierung 2012 wegen eines von RAD bestrittenen Bestechungsvorwurfs auf eine schwarze Liste gesetzt und damit von allen weiteren Aufträgen der indischen Armee ausgeschlossen wurde.[32]
Im Oktober 2013 starteten die Menschenrechtsorganisation Bahrain Watch, die britische Campaign Against Arms Trade und der südkoreanische Gewerkschaftsbund Korean Confederation of Trade Unions eine Kampagne gegen Tränengaslieferungen nach Bahrain, die die dortige Polizei zur Unterdrückung von Demonstrationen benutzt, wobei es seit 2011 mehrere Todesfälle gab.[33] Bahrain bezieht das Tränengas nach den Recherchen von Bahrain Watch unter anderem von der Firma Rheinmetall Denel, einem Tochterunternehmen von Rheinmetall Defence und dem südafrikanischen Rüstungskonzern Denel.[34][35]
Des Weiteren wurden Bomben der MK-80-Serie in der von Saudi-Arabien angeführten Militärintervention im Jemen eingesetzt. Die abgeworfenen MK-83 wurden bis 2012 vom Tochterunternehmen RWM Italia S.p.A. in die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft. MK-82 und MK-84 wurden dagegen von der ehemaligen Tochtergesellschaft Burkan Munitions System (VAE) aus gelieferten Bauteilen der RWM Italia S.p.A. in den Vereinigten Arabischen Emiraten montiert.[36]
Im Januar 2015 wurde bekannt, dass sich mehrere ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens in Athen wegen Bestechung vor Gericht verantworten müssen.[37]
Geschäftsbereiche
Fahrzeugsysteme
Rheinmetall Landsysteme GmbH
Gepanzerte Kettenfahrzeuge, Unterstützungs- und Minenräumsysteme, ABC-Schutzsysteme, Turmsysteme, Service
Waffen, Munition
Rheinmetall Waffe Munition GmbH
Rheinmetall Waffe Munition Arges GmbH
Rheinmetall Chempro GmbH
American Rheinmetall Munitions Inc.
RWM Schweiz AG
Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme mbH
Waffen und Munition für Panzer- und Artilleriesysteme, Mittelkaliberwaffen und -munition, Schutzsysteme
Antriebe
Nitrochemie AG (Wimmis; 55 % Rheinmetall, 45 % RUAG)
Treibladung und Pulver sowie zivile Chemie (Silane, Säurechloride, Epoxide, Peroxide)[38]
Flugabwehr
Rheinmetall Air Defence AG
Flugabwehrsysteme, Hochleistungsradare
Verteidigungselektronik
Rheinmetall Defence Electronics GmbH
Rheinmetall Soldier Electronics GmbH (die frühere Oerlikon Deutschland)
Führungs- und Aufklärungssysteme, C3I-Systeme, Feuerleitsysteme, Drohnensysteme
Simulation und Ausbildung
Rheinmetall Defence Electronics GmbH (Teil von Atlas Elektronik, der bei der Abspaltung von Thyssen-Krupp zu Rheinmetall gekommen ist)
Landsimulation, Flugsimulation, Maritime-/Prozesssimulation
Beteiligungen
Die Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH in München ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit MAN für den Bereich militärischer gepanzerter und ungepanzerter Radfahrzeuge.
Rheinmetall Technical Publications GmbH (früher Teil der Rheinmetall Defence Electronics GmbH)
Produkte
Leichte gepanzerte Fahrzeuge
Tokeh – taktisches Luftlandefahrzeug
Serval – Fahrzeug für Spezialkräfte
Gavial – geschütztes Verbindungsfahrzeug für Luftlandekräfte
Caracal – geschütztes Fahrzeug
Yak (Duro 3) – geschütztes Mehrzweckfahrzeug
Sonderwagen CONDOR 1 und CONDOR 2
Luftlandepanzer Wiesel 1 und Wiesel 2
Bv206 (diverse Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen)
Sonderwagen 4 / TM170
Mittelschwere gepanzerte Fahrzeuge
Fuchs 1 und Fuchs 2
GTK Boxer
Gefas
Wisent (gepanzerter LKW für die Gruppe 4 des Projektes „Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge“ der Bundeswehr)
Schützenpanzer
Schützenpanzer Marder 1A3 / 1A5
Puma (in Kooperation mit Krauss-Maffei Wegmann)
Kampfpanzer
Leopard 1 (Feuerleitanlage und Führungssystem)
Leopard 2 (120-mm-Glattrohrkanone, Feuerleitanlage und Führungssystem sowie Munition)
Unterstützungsfahrzeuge
Rheinmetall Borsig Waffenträger
Bergepanzer 2
Bergepanzer 3 Büffel
Pionierpanzer 3 Kodiak (in Kooperation mit der RUAG Land Systems AG)
Pionierpanzer 2 Dachs
Brückenlegepanzer Biber
Minenräumpanzer Keiler
MMSR (mobiles Minensuch- und -räumsystem)
Artilleriesysteme
155 mm Geschütz der Feldhaubitze FH155-1
Panzerhaubitze 2000
Panzerhaubitze M 109 (L52 Geschütz)
Waffenanlagen
120-mm-Glattrohrkanone des Leopard 2
Sondergerät SG 113 (Waffensystem zur Panzerabwehr im Zweiten Weltkrieg)
Maschinenkanone Rh 202
Maschinenkanone Rh 503
Maschinenkanone MK 30 (entwickelt von Mauser)
Maschinengewehr MG3
Nächstbereichschutzsystem MANTIS
Weiterführende Informationen
Wehrtechnik
Rüstungsindustrie
Denel (Südafrika)
Quelle
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