Hermann Josef Abs - Der Mann der das Evangeliar Heinrichs des Löwen wiederbeschafte
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Hermann Josef Abs - Der Mann der das Evangeliar Heinrichs des Löwen wiederbeschafte
Mehr oder minder hat diese Herr mit den Braunschweiger Geschichte zu tun
Hermann Josef Abs (* 15. Oktober 1901 in Bonn; † 5. Februar 1994 in Bad Soden am Taunus) war ein deutscher Bankier und von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG. Als „Finanzdiplomat“ arbeitete Abs als Ratgeber sehr eng mit Konrad Adenauer zusammen, zudem war er Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten verschiedener Industriekonzerne und galt als ein einflussreicher Kunstmäzen. Der amerikanische Bankier David Rockefeller bezeichnete ihn als „den führenden Bankier der Welt“.[1]
Leben
Gedenktafel am Geburtshaus von Hermann Josef Abs in Bonn, Thomas-Mann-Straße 44
Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des Rechtsanwalts Josef Abs (* 6. Dezember 1862 in Euskirchen; † 24. Mai 1943 in Bonn), Vorstandsmitglied der Braunkohlen-Gesellschaft Hubertus, Braunkohlenbergbau in Brüggen an der Erft, Mitglied des Aufsichtsrates der Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube und Aufsichtsratsvorsitzender der Erft AG,[2] und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wuchs in einer gläubigen katholischen Familie auf. Bereits sein Großvater war Rechtsanwalt und Notar in Bonn gewesen und hatte es zum königlich-preußischen Justizrat gebracht, der über Verbindungen in der katholischen Zentrumspartei und in der rheinischen Braunkohlewirtschaft verfügte.[3] Nach dem Abitur am Städtischen (humanistischen) Gymnasium in Bonn, dem heutigen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, absolvierte Abs eine Banklehre beim Bonner Privatbankhaus Louis David und begann anschließend Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Bonn zu studieren. Schon nach einem Semester brach er 1921 das Studium ab, weil seine Familie ihm das Studium nicht mehr finanzieren konnte,[3] um bis 1923 beim Privatbankhaus Delbrück, von der Heydt & Co in Köln,[4] danach für kurze Zeit jeweils bei Banken in Amsterdam, England, den USA und Lateinamerika als Devisenhändler[3] zu arbeiten.
Am 15. Februar 1928 heiratete er Inez Schnitzler, die einer angesehenen Kölner Familie entstammt. Aus der Ehe stammen zwei Kinder. Das Ehepaar ging anschließend für ein paar Monate nach Frankreich und Spanien, ehe Abs 1928 in Amsterdam seine Tätigkeit bei der Bank N.V. Rhodius Koenigs Handelmaatschappij aufnahm. 1929 wechselte er zum renommierten Berliner Privatbankhaus Delbrück Schickler & Co., einem Schwesterinstitut des Kölner Bankhauses Delbrück, von der Heydt & Co.[5]
Eintritt in die Deutsche Bank 1937
Als Nachfolger eines jüdischen Teilhabers wurde Abs 1935 nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze „Juniorpartner“ bei Delbrück Schickler & Co. in Berlin.[5] 1937 nahm Abs das Angebot an, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandsmitgliedes Gustaf Schlieper zur Deutschen Bank zu wechseln. 1938 wurde er in den Vorstand berufen,[6] dessen Mitglied er bis Kriegsende 1945 blieb.
Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er sprach fließend Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch) war er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Hier warb er in neutralen Staaten für die Zeichnung der Kriegskredite des nationalsozialistischen Deutschlands.[4]
Kriegswirtschaft und Zwangsarbeiter
Ab 1937 war Abs unter anderem auch Mitglied im Aufsichtsrat der I.G. Farben. 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG, einer Maschinenbaufirma in Leipzig-Wahren.[7] Im Herbst 1944 war Abs Aufsichtsratschef der Mechanik GmbH Rochlitz, eines Hydraulik-Herstellers für die Kriegsproduktion,[8] die in Wansleben bei Halle (Saale) ein unterirdisches KZ-Außenlager (Tarnname „Kali-Werk Georgi“) mit ca. 1.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen betrieb.[9] Kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion begrüßte Abs in einem flammenden persönlichen Schreiben an den führenden finnischen Bankier Rainer von Fieandt den Krieg gegen die Sowjetunion als Kampf „gegen den größten Feind aller Freiheit und Menschlichkeit“.[10] Bis heute ist ungeklärt, was Abs als Aufsichtsrat der I.G. Farben vom Vernichtungslager Auschwitz und der dortigen Baustelle der I.G. Farben mitbekam. Die I.G. Farben baute für 900 Millionen Reichsmark, in ihrem größten Bauprojekt überhaupt, ein Bunawerk in der Nähe des Vernichtungslagers. 25.000 Häftlinge starben auf der Baustelle oder im Außenlager Monowitz, das von der SS für die I.G. Farben betrieben wurde. Angesichts der großen Geldsumme für die Anlage vermutet der Historiker Tim Schanetzky, dass Abs weitreichende Kenntnisse gehabt habe.[11]
Im Rahmen seiner Tätigkeit als einer der führenden Bankiers Deutschlands und Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland pflegte er intensive Geschäftsbeziehungen zur Spitze des OKW-Amtes Ausland/Abwehr. Ein besonders enger Kontakt bestand zum Chef der Abteilung I (Geheimer Meldedienst zuständig für Auslandsspionage und Nachrichtenbeschaffung), Oberst Hans Piekenbrock. Dieser Kontakt gestaltete sich zum gegenseitigen Vorteil, denn Abs war sowohl als Agent der Abwehr als auch als deren Auftraggeber tätig.[12]
„Arisierung“ und NSDAP
Abs war im Vorstand der Deutschen Bank mit der „Arisierung“ (Zwangsverkauf) von jüdischen Unternehmen und Banken betraut. Einige „Arisierungen“ waren Gegenstand US-amerikanischer Ermittlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs (OMGUS-Report[13]). Zu nennen sind hier etwa das Bankhaus Mendelssohn und der Lederkonzern Adler & Oppenheimer. Bei "A & O" handelte es sich um die größte ein Industrieunternehmen betreffende Arisierung der Deutsche Bank AG.[14][15] Abs wurde 1938 Mitglied des Aufsichtsrates. Die „Arisierung“ bestand darin, dass ein von der Deutsche Bank AG geführtes Konsortium 75 % der Aktien übernahm. Die Bank machte beim Verkauf des in "Norddeutsche Lederwerke" umbenannten Unternehmens einen Gewinn von etwa 2,75 Mio. Reichsmark.[16] Der DDR-Schriftsteller Eberhard Czichon erhob Anfang der 1970er Jahre in dieser Sache schwere Vorwürfe gegen Abs, die er aber vor Gericht nicht belegen konnte und Czichon wurde zur Zahlung von 20.000 DM Schadensersatz verurteilt.[16][17] Der britische Historiker Harold James kommt zum Schluss, dass die Deutsche Bank vor allem wegen der komplexen internationalen Wirtschaftsverflechtungen mit Fällen wie dem von Adler & Oppenheimer befasst wurde. Auch Abs’ persönliche Kontakte hätten eine zentrale Rolle bei der „Germanisierung“ von A & O gespielt. Nach der Restitution der Eigentümer nach 1947 blieb Abs Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Im Jahr 1939 übernahm die neu gegründete Erft-Bergbau AG, an der die Familie Abs 50 % der Anteile hielt, den Gewerbebetrieb der Hubertus AG, die mehrheitlich zum Konzern der jüdischen Petschek-Brüder gehört. Sein Vater Josef Abs war dem Unternehmen seit seiner Gründung verbunden und hielt 12 % der Anteile. Die alte Hubertus AG wurde 1941 liquidiert. Die Deutsche Bank übernahm im besetzten Tschechien im Jahr 1939 die Böhmische Union-Bank, die Übernahmen und Transaktionen bei der „Arisierung“ jüdischer Vermögen abwickelte. Eine direkte Beteiligung von Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker Lothar Gall sieht keine direkte Verstrickung, da Abs nur Stellvertreter des für das Protektorat Böhmen und Mähren verantwortlichen Vorstands Oswald Rösler war. Rösler selbst, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union-Bank war, beurteilte erst 1943 die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters Walter Pohle in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch. Abs war Mitglied im Rußlandausschuß der Deutschen Wirtschaft und im Beirat der Deutschen Reichsbank.[4]
James fasst im Hinblick auf eine Reihe von ihm untersuchter Fälle zusammen:
„Abs nutzte eine ungewöhnliche Breite an Kontakten aus – von ausländischen Konzernen wie Unilever, dem Vatikan, über deutsche Wirtschaftsführer bis zu den Verbrechern, die die Übernahmen und Enteignungen in Österreich und der Tschechoslowakei leiteten, bis zu SS und Gestapo. Während er einigen der großen deutsch-jüdischen Dynastien - den Mendelssohns, den Hirschlands, den Oppenheimers und den Adlers – oder den deutsch-tschechischen Petscheks half, verdiente er gleichzeitig Geld für seine Bank und erweiterte seine Kontakte und Interessen […].“
– Harold James, The Deutsche Bank and the Nazi Economic War against the Jews, S. 215–216
Eine internationale Historikerkommission beschäftigte sich im Auftrag des Historischen Instituts der Deutschen Bank Ende der 1990er Jahre mit der Frage, ob Abs in der NS-Zeit Kenntnis über die Herkunft bestimmter Goldbestände hatte, welche die Deutsche Bank von der Reichsbank laufend erwarb: Es handelte sich dabei um von der Degussa umgeschmolzenes Gold ermordeter Juden aus den Vernichtungslagern im Osten. Die Kommission fand eine Reihe zuverlässiger Indizien für Abs’ Wissen um die Herkunft des Goldes, zweifelsfrei klären konnte sie die Ausgangsfrage in Ermangelung eines eindeutigen Beweises jedoch nicht.[18]
Hermann Josef Abs hat zeitlebens keiner Partei angehört. 1943 drang die NSDAP im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände Clemens Plassmann und Abs. Abs hat stets verneint, ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte.
Kriegsende und Wiederaufbau
Nach dem Krieg wurde Abs gemäß Anweisung der Alliierten von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wurde er als Finanzberater in der britischen Besatzungszone herangezogen. Im späteren Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft.
Abs war am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beteiligt, unter anderem von 1948 bis 1952 als Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Während der Vorstandskollege und „Betriebsführer“ bei der Deutschen Bank, Karl Ritter von Halt, als ehemaliges NSDAP-Mitglied fünf Jahre in sowjetischer Haft im Speziallager Nr. 2 Buchenwald verbrachte, hatte Abs die Wartezeit genutzt, um zu den Wirtschaftsfachleuten am Sitz der Militärverwaltung in der Britischen Besatzungszone in Bad Oeynhausen sowie zu Fachleuten der amerikanischen Militärverwaltung in Frankfurt am Main Kontakte zu pflegen und sich als Zeuge der Anklage am Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur Verfügung zu stellen. Mit dem Marshallplan war die Gründung der KfW als der wichtigsten Nachkriegsbank in Westdeutschland verbunden, die diese Gelder zu verwalten hatte.[19] Abs wurde Finanzberater von Bundeskanzler Konrad Adenauer und verhandelte mit den USA über Wirtschaftskredite. Er leitete 1952 in London die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden.[20] Anfang 1953 endeten die Gespräche mit dem Londoner Schuldenabkommen, welches mit der Rückzahlung von 14 Milliarden DM in kleinen jährlichen Raten und einem Moratorium der Reparationen bis zu einem Friedensvertrag endete.[21] Ein Nebeneffekt des Londoner Schuldenabkommens wurde aus deutscher Sicht lange ausgeblendet, denn unter Reparationen wurden damals auch Entschädigungen für ausländische Opfer des NS-Regimes verstanden. Zwangsarbeitern aus dem Ausland wurden mit dem Hinweis auf das Londoner Schuldenabkommen von deutschen Unternehmen und Gerichten bis in 1990er Jahre Entschädigungen verweigert.[22]
Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke forcierte eine Ernennung Abs’ zum Außenminister Deutschlands, der gegenüber sich Adenauer eher zögerlich verhielt, und die er nach einer Stellungnahme Abs’ für „eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Opposition“ in außenpolitischen Fragen vollends torpedierte. Adenauer schrieb dem Bankier aber einen freundlichen Brief, in dem er ihm „herzlich“ dankte für die „Bereitwilligkeit, bei einer ernsten Zuspitzung der Situation sich zur Verfügung zu stellen“.[23] Möglicherweise schien Abs die Tätigkeit des „Welt-Bankiers“ von vorneherein interessanter; vor diesem Hintergrund erschlösse sich sein Handeln 1961 als Einflussnahme auf die damalige Bonner Kabinettszusammensetzung zu Gunsten von Adenauer oder dem jüngeren Nachfolge-Außenminister Gerhard Schröder.
1955 bemühte er sich in den USA um die Freigabe der dort seit dem Zweiten Weltkrieg eingefrorenen deutschen Vermögen, war darin aber letztlich nicht erfolgreich.[24] Zum „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard pflegte Abs ein ironisch-distanziertes Verhältnis.
Deutsche Bank im Nachkriegs-Deutschland
1952 nahm Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf wieder auf, zunächst als Sprecher des Vorstands in der Süddeutschen Bank AG, München, einem der Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz blieb allerdings in Frankfurt am Main. 1957 wurde er auch Sprecher des Vorstands der wiedervereinten Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten Hermann Josef Abs und der damalige Bundesminister Franz Josef Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Constellation und Electra an die Lufthansa.
“White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale.”
– Außenministerium der Vereinigten Staaten: Arms Sales in Germany[25][26]
Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, war er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank wurde er 1967 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat, blieb anschließend bis zu seinem Tod im Februar 1994 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank.
Von 1968 bis 1970 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp GmbH.[27] Aufgrund der Vielzahl seiner Aufsichtsratsmandate wurde 1965 bei der Novellierung des Aktiengesetzes die Anzahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf maximal zehn beschränkt (§100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz). Im Volksmund wurde diese Beschränkung auch Lex Abs genannt. Abs hat auf wichtige wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen in der Bundesrepublik (erste Auslandsanleihe, D-Mark-Aufwertung) oder Gesetze (Bundesbankgesetz, das Gesetz über die deutschen Großbanken) Einfluss nehmen können.[28]
Abs bewohnte in Kronberg im Taunus von 1953 bis zu seinem Tode 1994 eine 1936 gebaute Villa mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche, Gartensaal, Musikzimmer und Ankleidezimmer.[29]
Sein Grab befindet sich in der Friedhofskapelle St. Gertrud von Oedingen, einem Ortsteil von Remagen.[30][31]
Weitere Aktivitäten
1955 wurde er von Kardinal-Großmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 7. Mai 1955 durch Lorenz Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert. Er war Kollarritter des Ritterordens und als Nachfolger von Alois Hundhammer von 1971 bis 1985 Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Abs war 1955 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).[32]
Das Evangeliar Heinrichs des Löwen wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.
Von 1968 bis 1971 gehörte Abs dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Er nahm die Funktion eines ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wahr.[4] Er war Vizepräsident der deutschen Sektion des International Christian Leadership Netzwerks.[33] 1963 war er Senator der Max-Planck-Gesellschaft.[34] 1987 stiftete er 1 Million DM für das Bonner Beethoven-Archiv.[27] Auf eigene Kosten ließ Abs die Kapelle auf dem Friedhof Oedingen (Remagen) renovieren. Daraufhin erhielt er 1952 vom Bistum Trier das Recht, in der Kapelle eine Gruft für sich und seine Frau zu bekommen.[35]
Im Jahr 1983 übernahm Abs die Vermittlung beim Verkauf der Münzsammlung des Welfenhauses mit etwa 40.000 Münzen und Medaillen vom damaligen Besitzer Ernst August von Hannover an das Land Niedersachsen. Im August 1983 ersteigerte er das Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine bedeutende Handschrift des 12. Jahrhunderts, die im Londoner Auktionshaus Sotheby’s von offiziell unbekannten Besitzern angeboten wurde. Das Buch wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.[36] und war bis zum Erwerb einer Handschrift des Leonardo da Vinci („Codex Leicester“) durch Bill Gates das teuerste Buch der Welt.
1993 gründete Abs zusammen mit Helmut Schmidt, Michael Otto und Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung.
Ehrungen und Auszeichnungen
1953: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
1965: Bayerischer Verdienstorden
1966: Großes Verdienstkreuz mit Stern am Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
1967: Jabach-Medaille der Stadt Köln[37]
1968: Bernhard-Harms-Preis des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.[38]
1969: Großkreuz des Gregoriusordens durch Papst Paul VI.
1975: Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[39]
1977: Ehrenbürgerschaft von Argentinien
1979: Gran Oficial de la Orden de Bernardo O’Higgins
1979: Order of Good Hope der Republik Südafrika
1980: Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau der Niederlande
1982: Ehrenring der Görres-Gesellschaft
1984: Order of Al Hussein bin Ali des Königreichs Jordanien
1988: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1990: Hessischer Verdienstorden
1991: Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main
1992: Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
Filme, Filmbeiträge
Gerolf Karwath: Hitlers Eliten nach 1945. Teil 3: Unternehmer – Profiteure des Unrechts. Regie: Holger Hillesheim. Südwestrundfunk (SWR, 2002).
Quelle
Hermann Josef Abs (* 15. Oktober 1901 in Bonn; † 5. Februar 1994 in Bad Soden am Taunus) war ein deutscher Bankier und von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG. Als „Finanzdiplomat“ arbeitete Abs als Ratgeber sehr eng mit Konrad Adenauer zusammen, zudem war er Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten verschiedener Industriekonzerne und galt als ein einflussreicher Kunstmäzen. Der amerikanische Bankier David Rockefeller bezeichnete ihn als „den führenden Bankier der Welt“.[1]
Leben
Gedenktafel am Geburtshaus von Hermann Josef Abs in Bonn, Thomas-Mann-Straße 44
Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des Rechtsanwalts Josef Abs (* 6. Dezember 1862 in Euskirchen; † 24. Mai 1943 in Bonn), Vorstandsmitglied der Braunkohlen-Gesellschaft Hubertus, Braunkohlenbergbau in Brüggen an der Erft, Mitglied des Aufsichtsrates der Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube und Aufsichtsratsvorsitzender der Erft AG,[2] und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wuchs in einer gläubigen katholischen Familie auf. Bereits sein Großvater war Rechtsanwalt und Notar in Bonn gewesen und hatte es zum königlich-preußischen Justizrat gebracht, der über Verbindungen in der katholischen Zentrumspartei und in der rheinischen Braunkohlewirtschaft verfügte.[3] Nach dem Abitur am Städtischen (humanistischen) Gymnasium in Bonn, dem heutigen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, absolvierte Abs eine Banklehre beim Bonner Privatbankhaus Louis David und begann anschließend Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Bonn zu studieren. Schon nach einem Semester brach er 1921 das Studium ab, weil seine Familie ihm das Studium nicht mehr finanzieren konnte,[3] um bis 1923 beim Privatbankhaus Delbrück, von der Heydt & Co in Köln,[4] danach für kurze Zeit jeweils bei Banken in Amsterdam, England, den USA und Lateinamerika als Devisenhändler[3] zu arbeiten.
Am 15. Februar 1928 heiratete er Inez Schnitzler, die einer angesehenen Kölner Familie entstammt. Aus der Ehe stammen zwei Kinder. Das Ehepaar ging anschließend für ein paar Monate nach Frankreich und Spanien, ehe Abs 1928 in Amsterdam seine Tätigkeit bei der Bank N.V. Rhodius Koenigs Handelmaatschappij aufnahm. 1929 wechselte er zum renommierten Berliner Privatbankhaus Delbrück Schickler & Co., einem Schwesterinstitut des Kölner Bankhauses Delbrück, von der Heydt & Co.[5]
Eintritt in die Deutsche Bank 1937
Als Nachfolger eines jüdischen Teilhabers wurde Abs 1935 nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze „Juniorpartner“ bei Delbrück Schickler & Co. in Berlin.[5] 1937 nahm Abs das Angebot an, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandsmitgliedes Gustaf Schlieper zur Deutschen Bank zu wechseln. 1938 wurde er in den Vorstand berufen,[6] dessen Mitglied er bis Kriegsende 1945 blieb.
Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er sprach fließend Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch) war er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Hier warb er in neutralen Staaten für die Zeichnung der Kriegskredite des nationalsozialistischen Deutschlands.[4]
Kriegswirtschaft und Zwangsarbeiter
Ab 1937 war Abs unter anderem auch Mitglied im Aufsichtsrat der I.G. Farben. 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG, einer Maschinenbaufirma in Leipzig-Wahren.[7] Im Herbst 1944 war Abs Aufsichtsratschef der Mechanik GmbH Rochlitz, eines Hydraulik-Herstellers für die Kriegsproduktion,[8] die in Wansleben bei Halle (Saale) ein unterirdisches KZ-Außenlager (Tarnname „Kali-Werk Georgi“) mit ca. 1.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen betrieb.[9] Kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion begrüßte Abs in einem flammenden persönlichen Schreiben an den führenden finnischen Bankier Rainer von Fieandt den Krieg gegen die Sowjetunion als Kampf „gegen den größten Feind aller Freiheit und Menschlichkeit“.[10] Bis heute ist ungeklärt, was Abs als Aufsichtsrat der I.G. Farben vom Vernichtungslager Auschwitz und der dortigen Baustelle der I.G. Farben mitbekam. Die I.G. Farben baute für 900 Millionen Reichsmark, in ihrem größten Bauprojekt überhaupt, ein Bunawerk in der Nähe des Vernichtungslagers. 25.000 Häftlinge starben auf der Baustelle oder im Außenlager Monowitz, das von der SS für die I.G. Farben betrieben wurde. Angesichts der großen Geldsumme für die Anlage vermutet der Historiker Tim Schanetzky, dass Abs weitreichende Kenntnisse gehabt habe.[11]
Im Rahmen seiner Tätigkeit als einer der führenden Bankiers Deutschlands und Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland pflegte er intensive Geschäftsbeziehungen zur Spitze des OKW-Amtes Ausland/Abwehr. Ein besonders enger Kontakt bestand zum Chef der Abteilung I (Geheimer Meldedienst zuständig für Auslandsspionage und Nachrichtenbeschaffung), Oberst Hans Piekenbrock. Dieser Kontakt gestaltete sich zum gegenseitigen Vorteil, denn Abs war sowohl als Agent der Abwehr als auch als deren Auftraggeber tätig.[12]
„Arisierung“ und NSDAP
Abs war im Vorstand der Deutschen Bank mit der „Arisierung“ (Zwangsverkauf) von jüdischen Unternehmen und Banken betraut. Einige „Arisierungen“ waren Gegenstand US-amerikanischer Ermittlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs (OMGUS-Report[13]). Zu nennen sind hier etwa das Bankhaus Mendelssohn und der Lederkonzern Adler & Oppenheimer. Bei "A & O" handelte es sich um die größte ein Industrieunternehmen betreffende Arisierung der Deutsche Bank AG.[14][15] Abs wurde 1938 Mitglied des Aufsichtsrates. Die „Arisierung“ bestand darin, dass ein von der Deutsche Bank AG geführtes Konsortium 75 % der Aktien übernahm. Die Bank machte beim Verkauf des in "Norddeutsche Lederwerke" umbenannten Unternehmens einen Gewinn von etwa 2,75 Mio. Reichsmark.[16] Der DDR-Schriftsteller Eberhard Czichon erhob Anfang der 1970er Jahre in dieser Sache schwere Vorwürfe gegen Abs, die er aber vor Gericht nicht belegen konnte und Czichon wurde zur Zahlung von 20.000 DM Schadensersatz verurteilt.[16][17] Der britische Historiker Harold James kommt zum Schluss, dass die Deutsche Bank vor allem wegen der komplexen internationalen Wirtschaftsverflechtungen mit Fällen wie dem von Adler & Oppenheimer befasst wurde. Auch Abs’ persönliche Kontakte hätten eine zentrale Rolle bei der „Germanisierung“ von A & O gespielt. Nach der Restitution der Eigentümer nach 1947 blieb Abs Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Im Jahr 1939 übernahm die neu gegründete Erft-Bergbau AG, an der die Familie Abs 50 % der Anteile hielt, den Gewerbebetrieb der Hubertus AG, die mehrheitlich zum Konzern der jüdischen Petschek-Brüder gehört. Sein Vater Josef Abs war dem Unternehmen seit seiner Gründung verbunden und hielt 12 % der Anteile. Die alte Hubertus AG wurde 1941 liquidiert. Die Deutsche Bank übernahm im besetzten Tschechien im Jahr 1939 die Böhmische Union-Bank, die Übernahmen und Transaktionen bei der „Arisierung“ jüdischer Vermögen abwickelte. Eine direkte Beteiligung von Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker Lothar Gall sieht keine direkte Verstrickung, da Abs nur Stellvertreter des für das Protektorat Böhmen und Mähren verantwortlichen Vorstands Oswald Rösler war. Rösler selbst, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union-Bank war, beurteilte erst 1943 die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters Walter Pohle in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch. Abs war Mitglied im Rußlandausschuß der Deutschen Wirtschaft und im Beirat der Deutschen Reichsbank.[4]
James fasst im Hinblick auf eine Reihe von ihm untersuchter Fälle zusammen:
„Abs nutzte eine ungewöhnliche Breite an Kontakten aus – von ausländischen Konzernen wie Unilever, dem Vatikan, über deutsche Wirtschaftsführer bis zu den Verbrechern, die die Übernahmen und Enteignungen in Österreich und der Tschechoslowakei leiteten, bis zu SS und Gestapo. Während er einigen der großen deutsch-jüdischen Dynastien - den Mendelssohns, den Hirschlands, den Oppenheimers und den Adlers – oder den deutsch-tschechischen Petscheks half, verdiente er gleichzeitig Geld für seine Bank und erweiterte seine Kontakte und Interessen […].“
– Harold James, The Deutsche Bank and the Nazi Economic War against the Jews, S. 215–216
Eine internationale Historikerkommission beschäftigte sich im Auftrag des Historischen Instituts der Deutschen Bank Ende der 1990er Jahre mit der Frage, ob Abs in der NS-Zeit Kenntnis über die Herkunft bestimmter Goldbestände hatte, welche die Deutsche Bank von der Reichsbank laufend erwarb: Es handelte sich dabei um von der Degussa umgeschmolzenes Gold ermordeter Juden aus den Vernichtungslagern im Osten. Die Kommission fand eine Reihe zuverlässiger Indizien für Abs’ Wissen um die Herkunft des Goldes, zweifelsfrei klären konnte sie die Ausgangsfrage in Ermangelung eines eindeutigen Beweises jedoch nicht.[18]
Hermann Josef Abs hat zeitlebens keiner Partei angehört. 1943 drang die NSDAP im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände Clemens Plassmann und Abs. Abs hat stets verneint, ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte.
Kriegsende und Wiederaufbau
Nach dem Krieg wurde Abs gemäß Anweisung der Alliierten von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wurde er als Finanzberater in der britischen Besatzungszone herangezogen. Im späteren Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft.
Abs war am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beteiligt, unter anderem von 1948 bis 1952 als Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Während der Vorstandskollege und „Betriebsführer“ bei der Deutschen Bank, Karl Ritter von Halt, als ehemaliges NSDAP-Mitglied fünf Jahre in sowjetischer Haft im Speziallager Nr. 2 Buchenwald verbrachte, hatte Abs die Wartezeit genutzt, um zu den Wirtschaftsfachleuten am Sitz der Militärverwaltung in der Britischen Besatzungszone in Bad Oeynhausen sowie zu Fachleuten der amerikanischen Militärverwaltung in Frankfurt am Main Kontakte zu pflegen und sich als Zeuge der Anklage am Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur Verfügung zu stellen. Mit dem Marshallplan war die Gründung der KfW als der wichtigsten Nachkriegsbank in Westdeutschland verbunden, die diese Gelder zu verwalten hatte.[19] Abs wurde Finanzberater von Bundeskanzler Konrad Adenauer und verhandelte mit den USA über Wirtschaftskredite. Er leitete 1952 in London die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden.[20] Anfang 1953 endeten die Gespräche mit dem Londoner Schuldenabkommen, welches mit der Rückzahlung von 14 Milliarden DM in kleinen jährlichen Raten und einem Moratorium der Reparationen bis zu einem Friedensvertrag endete.[21] Ein Nebeneffekt des Londoner Schuldenabkommens wurde aus deutscher Sicht lange ausgeblendet, denn unter Reparationen wurden damals auch Entschädigungen für ausländische Opfer des NS-Regimes verstanden. Zwangsarbeitern aus dem Ausland wurden mit dem Hinweis auf das Londoner Schuldenabkommen von deutschen Unternehmen und Gerichten bis in 1990er Jahre Entschädigungen verweigert.[22]
Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke forcierte eine Ernennung Abs’ zum Außenminister Deutschlands, der gegenüber sich Adenauer eher zögerlich verhielt, und die er nach einer Stellungnahme Abs’ für „eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Opposition“ in außenpolitischen Fragen vollends torpedierte. Adenauer schrieb dem Bankier aber einen freundlichen Brief, in dem er ihm „herzlich“ dankte für die „Bereitwilligkeit, bei einer ernsten Zuspitzung der Situation sich zur Verfügung zu stellen“.[23] Möglicherweise schien Abs die Tätigkeit des „Welt-Bankiers“ von vorneherein interessanter; vor diesem Hintergrund erschlösse sich sein Handeln 1961 als Einflussnahme auf die damalige Bonner Kabinettszusammensetzung zu Gunsten von Adenauer oder dem jüngeren Nachfolge-Außenminister Gerhard Schröder.
1955 bemühte er sich in den USA um die Freigabe der dort seit dem Zweiten Weltkrieg eingefrorenen deutschen Vermögen, war darin aber letztlich nicht erfolgreich.[24] Zum „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard pflegte Abs ein ironisch-distanziertes Verhältnis.
Deutsche Bank im Nachkriegs-Deutschland
1952 nahm Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf wieder auf, zunächst als Sprecher des Vorstands in der Süddeutschen Bank AG, München, einem der Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz blieb allerdings in Frankfurt am Main. 1957 wurde er auch Sprecher des Vorstands der wiedervereinten Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten Hermann Josef Abs und der damalige Bundesminister Franz Josef Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Constellation und Electra an die Lufthansa.
“White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale.”
– Außenministerium der Vereinigten Staaten: Arms Sales in Germany[25][26]
Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, war er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank wurde er 1967 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat, blieb anschließend bis zu seinem Tod im Februar 1994 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank.
Von 1968 bis 1970 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp GmbH.[27] Aufgrund der Vielzahl seiner Aufsichtsratsmandate wurde 1965 bei der Novellierung des Aktiengesetzes die Anzahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf maximal zehn beschränkt (§100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz). Im Volksmund wurde diese Beschränkung auch Lex Abs genannt. Abs hat auf wichtige wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen in der Bundesrepublik (erste Auslandsanleihe, D-Mark-Aufwertung) oder Gesetze (Bundesbankgesetz, das Gesetz über die deutschen Großbanken) Einfluss nehmen können.[28]
Abs bewohnte in Kronberg im Taunus von 1953 bis zu seinem Tode 1994 eine 1936 gebaute Villa mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche, Gartensaal, Musikzimmer und Ankleidezimmer.[29]
Sein Grab befindet sich in der Friedhofskapelle St. Gertrud von Oedingen, einem Ortsteil von Remagen.[30][31]
Weitere Aktivitäten
1955 wurde er von Kardinal-Großmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 7. Mai 1955 durch Lorenz Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert. Er war Kollarritter des Ritterordens und als Nachfolger von Alois Hundhammer von 1971 bis 1985 Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Abs war 1955 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).[32]
Das Evangeliar Heinrichs des Löwen wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.
Von 1968 bis 1971 gehörte Abs dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Er nahm die Funktion eines ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wahr.[4] Er war Vizepräsident der deutschen Sektion des International Christian Leadership Netzwerks.[33] 1963 war er Senator der Max-Planck-Gesellschaft.[34] 1987 stiftete er 1 Million DM für das Bonner Beethoven-Archiv.[27] Auf eigene Kosten ließ Abs die Kapelle auf dem Friedhof Oedingen (Remagen) renovieren. Daraufhin erhielt er 1952 vom Bistum Trier das Recht, in der Kapelle eine Gruft für sich und seine Frau zu bekommen.[35]
Im Jahr 1983 übernahm Abs die Vermittlung beim Verkauf der Münzsammlung des Welfenhauses mit etwa 40.000 Münzen und Medaillen vom damaligen Besitzer Ernst August von Hannover an das Land Niedersachsen. Im August 1983 ersteigerte er das Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine bedeutende Handschrift des 12. Jahrhunderts, die im Londoner Auktionshaus Sotheby’s von offiziell unbekannten Besitzern angeboten wurde. Das Buch wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.[36] und war bis zum Erwerb einer Handschrift des Leonardo da Vinci („Codex Leicester“) durch Bill Gates das teuerste Buch der Welt.
1993 gründete Abs zusammen mit Helmut Schmidt, Michael Otto und Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung.
Ehrungen und Auszeichnungen
1953: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
1965: Bayerischer Verdienstorden
1966: Großes Verdienstkreuz mit Stern am Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
1967: Jabach-Medaille der Stadt Köln[37]
1968: Bernhard-Harms-Preis des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.[38]
1969: Großkreuz des Gregoriusordens durch Papst Paul VI.
1975: Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[39]
1977: Ehrenbürgerschaft von Argentinien
1979: Gran Oficial de la Orden de Bernardo O’Higgins
1979: Order of Good Hope der Republik Südafrika
1980: Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau der Niederlande
1982: Ehrenring der Görres-Gesellschaft
1984: Order of Al Hussein bin Ali des Königreichs Jordanien
1988: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1990: Hessischer Verdienstorden
1991: Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main
1992: Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
Filme, Filmbeiträge
Gerolf Karwath: Hitlers Eliten nach 1945. Teil 3: Unternehmer – Profiteure des Unrechts. Regie: Holger Hillesheim. Südwestrundfunk (SWR, 2002).
Quelle
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