Operation Gomorrha
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Operation Gomorrha
Operation Gomorrha war der militärische Codename für eine Serie von Luftangriffen, die vom Bomber Command der Royal Air Force und der Eighth Air Force der USAAF im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs vom 24. Juli bis 3. August 1943 auf Hamburg ausgeführt wurden. Es waren die bis dahin schwersten in der Geschichte des Luftkrieges. Speziell das Flächenbombardement ziviler Ziele (Innenstadt, Wohngebiete und andere) durch die RAF erfolgte aufgrund der vom britischen Luftfahrtministerium (Air Ministry) am 14. Februar 1942 erteilten „Area Bombing Directive“.[1] Zur gleichen Zeit wurde auch Luftmarschall Arthur Harris zum Befehlshaber des RAF Bomber Command ernannt.
Hamburg, Eilbeker Weg nach den Bombenangriffen der Operation Gomorrha
Namensgebung
Die Bibel berichtet im 1. Buch Mose, 19, 24:
„Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra“
– Gen 19,24 Lut
Vorgeschichte
Den Angriffen auf Hamburg ging eine Absprache zwischen den Westalliierten und Stalin voraus. Stalin hatte auf einer zweiten Front im Westen von Deutschland bestanden. Die Westmächte wollten diesen Angriff mit Bodentruppen allerdings noch nicht einleiten und hatten als Kompromiss Luftangriffe auf deutsche Städte angeboten.
Eine wochenlange Hitzewelle und Trockenheit trugen dazu bei, dass die Bomben Feuerstürme auslösten.[2]
Entscheidend für das Gelingen der Operation Gomorrha war die Ausschaltung der auf einer Frequenz von 560 MHz (Wellenlänge 53,6 cm) arbeitenden deutschen „Würzburg“/„Würzburg-Riese“-Funkmessgeräte zur Führung der Nachtjäger, Feuerleitung der schweren Flugabwehrgeschütze (Hamburger Flaktürme) und Steuerung der Flakscheinwerfer. Hierfür setzte die RAF erstmals Düppel ein. Diese 26,8 cm langen (halbe Wellenlänge) Streifen aus Stanniol täuschten die deutschen Radargeräte. Frequenz, Aufbau und Arbeitsweise des „Würzburg“-Radars hatte ein britisches Kommandounternehmen im Februar 1942 herausgefunden.
Das Bombardement
Angriffswellen vom 24. Juli bis zum 3. August 1943
Bild vom Nachtangriff der RAF am 24./25. Juli 1943
Im Rahmen der Operation Gomorrha kam es zu fünf Nachtangriffen durch die Royal Air Force und zwei Tagesangriffen durch die United States Army Air Forces (USAAF).
Die Angriffe begannen in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 mit der Bombardierung Hamburgs durch 791 britische Bomber.[3] Durch Fehlwürfe der Zielmarkierungen (Zielpunkt war die St.-Nikolai-Kirche im Stadtkern) erstreckten sich die Schäden durch 2300 Tonnen Bomben über ein recht weites Gebiet. Trotzdem kam es in der Innenstadt, in Hoheluft, Eimsbüttel und Altona zu ausgedehnten Flächenbränden. Auch einige nordwestliche Vororte wurden getroffen. „Die Zahl der Toten schätzte die Luftschutzleitung auf etwa 1500 […] Genauere Feststellungen für den ersten Großangriff hat es nicht gegeben.“[4] Zwölf britische Bomber kehrten nicht zurück.
Am Nachmittag des 25. Juli 1943 griffen etwa 90 bis 110 US-amerikanische Bomber (91st, 351st, 381st Bomb Groups (BG) [= 1st Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)], 303d, 379th, 384th Bomb Groups [= 41st Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)]) Industrieanlagen und Ziele im Hamburger Hafen an. Es wurden mehrere Schiffe versenkt und einige Mineralölbetriebe getroffen. Wegen der starken Rauchentwicklung durch den vorausgegangenen Nachtangriff der Royal Air Force konnten viele Ziele nicht gefunden werden. Bei diesem ersten Tagangriff warf die USAAF binnen zehn Minuten etwa 186 Tonnen Sprengbomben ab und verlor fünfzehn B-17-Bomber infolge heftiger Abwehrmaßnahmen durch Flak und Jäger. Die 381st Bomb Group (BG) konnte ihre Bomben erst während des Rückflugs zur Nordsee über Heide (Holstein) abwerfen.
Video: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/90/Bombing_of_Hamburg.ogg
Zur selben Zeit überflogen am 25. Juli 1943 rund 60 US-amerikanische Bomber (94th, 95th und 100th Bomb Groups [= 13th Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)] sowie 388th Bomb Group) den Großraum Hamburg Richtung Ostsee, um Kiel sowie den Truppenübungsplatz Rerik auf der Halbinsel Wustrow zu bombardieren. Vier B-17-Bomber wurden dabei abgeschossen.
Am Mittag des 26. Juli griffen erneut 71 US-Bomber Ziele im Hamburger Hafen an. Dabei wurde auch das Kraftwerk Neuhof getroffen. Bei den beiden Tagesangriffen starben etwa 150 Menschen.[5]
Der vierte Angriff im Rahmen der Operation Gomorrha war ein Störeinsatz von sechs britischen Mosquito-Flugzeugen in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1943; er richtete nur Sachschaden an.
Beim zweiten Großangriff der Royal Air Force in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 wurden 739 Bomber eingesetzt. Der Schwerpunkt der Bombenabwürfe lag in den Stadtteilen östlich der Innenstadt. Aus den Flächenbränden bildete sich (begünstigt durch Hitze und Trockenheit) ein Feuersturm.[2] Die orkanartigen Winde, die am Boden auftraten, fachten die umliegenden Brände weiter an. Die Stadtteile Rothenburgsort, Hammerbrook und Borgfelde wurden fast völlig zerstört; auch in Hamm, Eilbek, Hohenfelde, Barmbek und Wandsbek gab es größere Zerstörungen. Etwa 30.000 Menschen starben bei diesem Angriff.
Den dritten Großangriff der RAF in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1943 flogen 726 Bomber. Die Bomben fielen hauptsächlich auf die Stadtteile Barmbek, Uhlenhorst und Winterhude. Trotz ausgedehnter Flächenbrände entstand kein Feuersturm, obwohl Barmbek ein ähnlich dicht besiedelter und bebauter Stadtteil war wie Hammerbrook. Die Zahl der Opfer kann nur geschätzt werden; eine Quelle nimmt etwa 1000 Tote an.[6]
Industrieanlagen als bevorzugtes Ziel der USAAF
Die Royal Air Force setzte im Rahmen der Operation Gomorrha in der Nacht des 2. zum 3. August 1943 für den siebten und letzten Angriff 740 Bomber ein, die während eines schweren Gewitters Hamburg erreichten. Die Bombardierung erfolgte daher weitgehend ungezielt. Es kam zwar zu mehreren Großfeuern (beispielsweise in der Hamburgischen Staatsoper), aber zu keinen Flächenbränden. Über die Zahl der Opfer dieses Angriffs ist nichts bekannt; sie dürfte deutlich geringer gewesen sein als beim ersten oder dritten Großangriff der Royal Air Force.
Angriffstechnik
Zur Bombardierung wurde von der Royal Air Force eine Mischung von Luftminen, Spreng-, Phosphor- und Stabbrandbomben verwendet.
Zunächst wurden Luftminen und Sprengbomben abgeworfen. Die Sprengbomben sollten die unter den Straßen verlaufenden Wasser-, Gas- und Kommunikationsleitungen zerstören, wodurch die Koordinierung von Feuerwehreinsätzen und die Bekämpfung von Bränden zum Teil unmöglich wurde. Um die Sprengbomben möglichst tief eindringen zu lassen, wurden diese häufig mit einem Verzögerungszünder ausgestattet, so dass sie nicht beim Aufschlag, sondern erst tief im Erdreich bzw. in Hauskellern detonierten.
Gleichzeitig wurden durch den ungeheuren Luftdruck der Luftminen („Wohnblockknacker“) Dächer abgedeckt und sämtliche Fenster und Türen umliegender Häuser zerstört. Die Phosphor- und Stabbrandbomben konnten die nun freiliegenden hölzernen Dachstühle entzünden und gelangten durch die zerstörten Fenster auch direkt in die Wohnungen, wobei sich die Brände über die fast ausschließlich aus Holz bestehenden Treppenhäuser auf die weiter unten liegenden Etagen ausbreiteten und – begünstigt durch die zerborstenen Fensterscheiben – auch genügend Sauerstoff erhielten. Letztendlich führte dies zum vollständigen Ausbrennen der Gebäude.
Löschversuche wurden dadurch vereitelt, dass etwa eine Viertelstunde nach dem Hauptangriff eine weitere Welle von Bombern eintraf, um die Löschkräfte in den Schutzräumen zu halten. Erst durch die dadurch viel zu spät einsetzenden Lösch- und Rettungsmaßnahmen wurden die großen Flächenbrände möglich.
Diese Technik wurde von den Alliierten später als „Hamburgisierung“ bezeichnet und auch auf andere Städte angewandt.
Die Angriffe richteten sich immer gegen einen Sektor der Stadt. Zentraler Ausgangspunkt war der rund 147 Meter hohe Turm der Nikolaikirche. Die Ruine wurde 1951 teilweise abgerissen; den Turm und einige Mauerteile ließ man als Mahnmal stehen. Im Turm gibt es eine Dauerausstellung zur Operation Gomorrha.
Die vorhandenen Luftschutzbunker zum Schutz der Bevölkerung konnten 1943 nur noch bedingt Schutz bieten, da während des Krieges immer größere Bomben eingesetzt wurden.
Feuersturm
→ Hauptartikel: Feuersturm
In Hamburg wurde die zunächst theoretische Überlegung eines möglichen atmosphärischen (meteorologischen) Kamineffekts durch die Alliierten bewusst in die Praxis umgesetzt, um die Brandausbreitung zu fördern.
Nach einer längeren Hitzewelle schob sich am 26. Juli 1943 eine kühlere, schwerere Luftschicht über die sehr warme Luft der unteren Schichten. Die aufsteigenden sehr heißen Brandgase der beginnenden Brände durchstießen die kühleren Luftmassen und erzeugten sich ausbreitende Löcher in dieser kühleren Schicht. Dadurch entstanden mehrere Kamine, die das Hochreißen unterer Luftschichten äußerst stark förderten und die schließlich über Hammerbrook und Rothenburgsort einen einzigen atmosphärischen Kamin bildeten, was weder zuvor noch später erreicht wurde, weil diese Wetterlage bei anderen Bombenangriffen auf deutsche Städte nicht zeitgleich auftrat. Die Geschwindigkeiten bodennaher Luftmassen durch diesen Kamineffekt wurden in anderen Fällen nicht wieder erreicht. Menschen wurden in die Feuer gerissen, Straßenbahnwagen stürzten um. Auf diese Weise waren die Brände bereits in der Entstehungsphase unbeherrschbar geworden.[7]
Auswirkungen
Flakturm IV (Luftschutzbunker) in Hamburg-St. Pauli (2004)
Todesarten
Häufig wird behauptet, der Sauerstoffverbrauch der Brände habe zum Erstickungstod vieler Menschen in Luftschutzbunkern oder Luftschutzräumen geführt und Menschen wären dadurch zu Tode gekommen, dass sie im schmelzenden Straßenasphalt stecken geblieben wären.[8] Jedoch nicht der Entzug des Sauerstoffs in den Schutzräumen verursachte den Tod von Menschen, was physikalisch unmöglich wäre, sondern in die Keller eingedrungenes Kohlenstoffmonoxid oder andere giftige Brandgase. Diese Menschen wurden dann völlig unverletzt, wie schlafend aufgefunden, aber mit allen Symptomen einer Rauchgasvergiftung.[7]
Weitere Einwirkungen auf die Menschen in den Schutzräumen verursachten ihren Tod: Der Luftdruck explodierender Luftminen führte zu Lungenriss. Die über den Luftschutzräumen mit etwa 1000 °C brennenden Trümmer erhitzten die Räume so stark, dass die Menschen Hitzschlag erlitten und häufig mumifiziert wurden. Heißwasser- und Trinkwasserleitungen in den Kellern brachen und die Menschen wurden verbrüht oder ertranken. Die Decken der Schutzräume brachen unter den über ihnen einstürzenden Bauten, so dass die Menschen tödliche Verletzungen erlitten oder erstickten. Diese Todesarten waren aber nicht auf Hamburg beschränkt, sondern trafen die meisten aller Todesopfer des Bombenkrieges.[7]
Auch die in Panik und Chaos angeblich gemachte Beobachtung, der Asphalt habe gebrannt und Menschen wären in ihm stecken geblieben, ist unrichtig bzw. wurde später falsch interpretiert. Brunswig gibt an, dass die Straßen in deutschen Städten nur selten aus Asphalt bestanden, sondern in der Regel in Stein gesetzt waren, zum anderen, dass die Wärmestrahlung brennender Häuser nicht die Hitze entwickeln kann, die nötig wäre, um Asphalt zu entzünden. Der Eindruck brennenden Asphalts entstand laut Brunswig vermutlich daher, dass der durch Phosphor in Brand gesetzte klebrige Kautschuk abgeworfener Brandkanister auf den Straßen brannte. Wenn Menschen versehentlich in diesen Kautschuk traten, blieb er an deren Schuhen kleben oder die Menschen blieben kurzzeitig in ihm kleben. Menschen, an deren Körper dieser Kautschuk haftete, erlitten mitunter sehr schwere Verletzungen, da Löschversuche wegen des – durch den zugesetzten Phosphor – sich immer wieder neu entzündenden Kautschuks erfolglos blieben. Brunswig weist aber auch darauf hin, dass sich der brennende Kautschuk am Körper unter Wasser – etwa in einer Wasserwanne – leicht entfernen ließ. Allerdings dürfte es diese Möglichkeit zur Entfernung der brennenden, klebrigen Masse nur in seltenen Fällen schnell genug gegeben haben, um schwere Verletzungen zu vermeiden.[7]
Bombenopfer
Die Anzahl der Opfer der Operation Gomorrha ist nicht genau festzustellen. Bis zum 30. November 1943 wurden 31.647 Tote geborgen, von denen 15.802 identifiziert werden konnten. Die Hamburger Luftschutzleitung schätzte zu dieser Zeit die Gesamtzahl der Opfer auf 35.000. Heutige Beiträge der Geschichtswissenschaft nehmen eine Zahl von etwa 34.000 Toten und 125.000 Verletzten infolge der Operation Gomorrha an.
Evakuierung
Es zeigte sich, dass die vorhandenen Bunker und Schutzräume völlig unzureichend waren. Daher wurde eine Evakuierung eingeleitet, die in einigen Stadtteilen, beispielsweise in Barmbek, noch rechtzeitig durchgeführt werden konnte. Alle Bewohner, die nicht unbedingt in der Rüstungsproduktion benötigt wurden, mussten die Stadt verlassen. Die meisten Kinder wurden im Rahmen der Kinderlandverschickung auf dem Land in Sicherheit gebracht. Insgesamt flohen nach den Angriffen etwa 900.000 Hamburger aus der Stadt in das Umland oder in die „Aufnahmegaue“ in Bayern und Ostdeutschland bzw. Polen. Noch im Dezember 1943 waren 107.000 Hamburger in Schleswig-Holstein ausquartiert, 58.000 im Gau Bayreuth, 55.000 in Magdeburg-Anhalt, 45.000 in Ost-Hannover und 20.400 in Danzig-Westpreußen.[9]
Zerstörungen
Der Feuersturm zerstörte weite Teile der alten Hamburger Bebauung vollständig, ehemalige Stadtteilzentren wie die Altstadt Altonas existieren ebenso wie auch diverse Baudenkmäler nicht mehr. Einstmals in Straßen voller Altbauten integrierte Gotteshäuser wie die St.-Nikolai-Kirche, St.-Michaelis-Kirche oder die St.-Trinitatis-Kirche stehen heute weitgehend isoliert und wurden nach dem Krieg zum Teil nur notdürftig wieder instandgesetzt. Plätze wie den Eimsbütteler Marktplatz gibt es nur noch als Namen auf Erinnerungstafeln oder Straßenschildern, während breite Verkehrswege wie die Ludwig-Erhard-Straße oder die südliche Holstenstraße durch einstmals dicht bebaute Wohngebiete führen. Der Öjendorfer Park, eine hügelige Landschaft im östlichen Hamburger Stadtteil Billstedt, entstand auf den abgeladenen Kriegstrümmern.
Bei den Angriffen wurden insgesamt 277.330 Wohnungen sowie 580 Industriebetriebe, 2632 gewerbliche Betriebe, 80 Anlagen der Wehrmacht, 24 Krankenhäuser, 277 Schulen und 58 Kirchen zerstört. Im Hafen wurden Handels- und Hafenfahrzeuge mit 180.000 BRT versenkt.[10]
Die Linie der Hamburger Hochbahn nach Hammerbrook/Rothenburgsort wurde an vielen Stellen zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. (siehe auch: Zweiglinie nach Rothenburgsort)
Nachwirkungen
Baumaßnahmen
In dem damals vollständig zerstörten Stadtteil Hammerbrook, zuvor ein überwiegend von Hafenarbeitern bewohntes Viertel, sind praktisch keine Wohngebäude und Altbauten mehr vorhanden; dort befinden sich fast ausschließlich neu errichtete Gewerbebauten und Lagerflächen, nachdem weite Flächen Hammerbrooks mit Trümmerschutt um mehrere Meter aufgehöht wurden.
Die letzten Bombenbrachen der Operation Gomorrha wurden erst Ende der 1960er-Jahre beseitigt, zahlreiche Fleete wurden mit Trümmerschutt gefüllt und ab den 1950er-Jahren mit Straßen überbaut, insbesondere in der Innenstadt. Die Nachkriegsbauten stehen meist in Zeilenbauweise quer zur Straße und bilden keine zusammenhängenden Baublöcke mehr, damit sollte ein erneuter Flächenbrand verhindert werden.
Für die Stadt Hamburg war die Operation Gomorrha nach 1945 nicht nur städtebaulich von zentraler Bedeutung; der Hamburger Feuersturm von 1943 hat zudem einen besonderen Platz im Gedächtnis der Stadt. Der Historiker Malte Thießen schrieb dazu 2007 in seiner Studie zum Gedenken an die Operation Gomorrha: „Wegen der bis heute sichtbaren Zerstörungskraft waren die Juli-Angriffe – im Gegensatz zu Ereignissen wie der Machtergreifung, dem Attentat vom 20. Juli 1944 oder der „Reichskristallnacht“ – von Anfang an als kollektiver Fixpunkt im städtischen Gedächtnis verankert.“[11]
Entschärfung der Blindgänger
Von den 107.000 Sprengbomben, die zwischen 1940 und 1945 auf Hamburg abgeworfen wurden, sind (Stand 2012) 11.000 Blindgänger entschärft worden und etwa 2.900 Blindgänger noch unentdeckt. Seit 1985 überließen britische Behörden den deutschen Behörden Luftbildaufnahmen über die Bombeneinschläge. Grundstückseigentümer müssen seit 2005 vor einem Neubauvorhaben das Grundstück auf Blindgänger prüfen lassen, die ggf. vom Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr entschärft werden.[12]
Weiter geht es in Teil 2
Hamburg, Eilbeker Weg nach den Bombenangriffen der Operation Gomorrha
Namensgebung
Die Bibel berichtet im 1. Buch Mose, 19, 24:
„Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra“
– Gen 19,24 Lut
Vorgeschichte
Den Angriffen auf Hamburg ging eine Absprache zwischen den Westalliierten und Stalin voraus. Stalin hatte auf einer zweiten Front im Westen von Deutschland bestanden. Die Westmächte wollten diesen Angriff mit Bodentruppen allerdings noch nicht einleiten und hatten als Kompromiss Luftangriffe auf deutsche Städte angeboten.
Eine wochenlange Hitzewelle und Trockenheit trugen dazu bei, dass die Bomben Feuerstürme auslösten.[2]
Entscheidend für das Gelingen der Operation Gomorrha war die Ausschaltung der auf einer Frequenz von 560 MHz (Wellenlänge 53,6 cm) arbeitenden deutschen „Würzburg“/„Würzburg-Riese“-Funkmessgeräte zur Führung der Nachtjäger, Feuerleitung der schweren Flugabwehrgeschütze (Hamburger Flaktürme) und Steuerung der Flakscheinwerfer. Hierfür setzte die RAF erstmals Düppel ein. Diese 26,8 cm langen (halbe Wellenlänge) Streifen aus Stanniol täuschten die deutschen Radargeräte. Frequenz, Aufbau und Arbeitsweise des „Würzburg“-Radars hatte ein britisches Kommandounternehmen im Februar 1942 herausgefunden.
Das Bombardement
Angriffswellen vom 24. Juli bis zum 3. August 1943
Bild vom Nachtangriff der RAF am 24./25. Juli 1943
Im Rahmen der Operation Gomorrha kam es zu fünf Nachtangriffen durch die Royal Air Force und zwei Tagesangriffen durch die United States Army Air Forces (USAAF).
Die Angriffe begannen in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 mit der Bombardierung Hamburgs durch 791 britische Bomber.[3] Durch Fehlwürfe der Zielmarkierungen (Zielpunkt war die St.-Nikolai-Kirche im Stadtkern) erstreckten sich die Schäden durch 2300 Tonnen Bomben über ein recht weites Gebiet. Trotzdem kam es in der Innenstadt, in Hoheluft, Eimsbüttel und Altona zu ausgedehnten Flächenbränden. Auch einige nordwestliche Vororte wurden getroffen. „Die Zahl der Toten schätzte die Luftschutzleitung auf etwa 1500 […] Genauere Feststellungen für den ersten Großangriff hat es nicht gegeben.“[4] Zwölf britische Bomber kehrten nicht zurück.
Am Nachmittag des 25. Juli 1943 griffen etwa 90 bis 110 US-amerikanische Bomber (91st, 351st, 381st Bomb Groups (BG) [= 1st Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)], 303d, 379th, 384th Bomb Groups [= 41st Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)]) Industrieanlagen und Ziele im Hamburger Hafen an. Es wurden mehrere Schiffe versenkt und einige Mineralölbetriebe getroffen. Wegen der starken Rauchentwicklung durch den vorausgegangenen Nachtangriff der Royal Air Force konnten viele Ziele nicht gefunden werden. Bei diesem ersten Tagangriff warf die USAAF binnen zehn Minuten etwa 186 Tonnen Sprengbomben ab und verlor fünfzehn B-17-Bomber infolge heftiger Abwehrmaßnahmen durch Flak und Jäger. Die 381st Bomb Group (BG) konnte ihre Bomben erst während des Rückflugs zur Nordsee über Heide (Holstein) abwerfen.
Video: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/90/Bombing_of_Hamburg.ogg
Zur selben Zeit überflogen am 25. Juli 1943 rund 60 US-amerikanische Bomber (94th, 95th und 100th Bomb Groups [= 13th Combat Bombardment Wing (Bomb Wing)] sowie 388th Bomb Group) den Großraum Hamburg Richtung Ostsee, um Kiel sowie den Truppenübungsplatz Rerik auf der Halbinsel Wustrow zu bombardieren. Vier B-17-Bomber wurden dabei abgeschossen.
Am Mittag des 26. Juli griffen erneut 71 US-Bomber Ziele im Hamburger Hafen an. Dabei wurde auch das Kraftwerk Neuhof getroffen. Bei den beiden Tagesangriffen starben etwa 150 Menschen.[5]
Der vierte Angriff im Rahmen der Operation Gomorrha war ein Störeinsatz von sechs britischen Mosquito-Flugzeugen in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1943; er richtete nur Sachschaden an.
Beim zweiten Großangriff der Royal Air Force in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 wurden 739 Bomber eingesetzt. Der Schwerpunkt der Bombenabwürfe lag in den Stadtteilen östlich der Innenstadt. Aus den Flächenbränden bildete sich (begünstigt durch Hitze und Trockenheit) ein Feuersturm.[2] Die orkanartigen Winde, die am Boden auftraten, fachten die umliegenden Brände weiter an. Die Stadtteile Rothenburgsort, Hammerbrook und Borgfelde wurden fast völlig zerstört; auch in Hamm, Eilbek, Hohenfelde, Barmbek und Wandsbek gab es größere Zerstörungen. Etwa 30.000 Menschen starben bei diesem Angriff.
Den dritten Großangriff der RAF in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1943 flogen 726 Bomber. Die Bomben fielen hauptsächlich auf die Stadtteile Barmbek, Uhlenhorst und Winterhude. Trotz ausgedehnter Flächenbrände entstand kein Feuersturm, obwohl Barmbek ein ähnlich dicht besiedelter und bebauter Stadtteil war wie Hammerbrook. Die Zahl der Opfer kann nur geschätzt werden; eine Quelle nimmt etwa 1000 Tote an.[6]
Industrieanlagen als bevorzugtes Ziel der USAAF
Die Royal Air Force setzte im Rahmen der Operation Gomorrha in der Nacht des 2. zum 3. August 1943 für den siebten und letzten Angriff 740 Bomber ein, die während eines schweren Gewitters Hamburg erreichten. Die Bombardierung erfolgte daher weitgehend ungezielt. Es kam zwar zu mehreren Großfeuern (beispielsweise in der Hamburgischen Staatsoper), aber zu keinen Flächenbränden. Über die Zahl der Opfer dieses Angriffs ist nichts bekannt; sie dürfte deutlich geringer gewesen sein als beim ersten oder dritten Großangriff der Royal Air Force.
Angriffstechnik
Zur Bombardierung wurde von der Royal Air Force eine Mischung von Luftminen, Spreng-, Phosphor- und Stabbrandbomben verwendet.
Zunächst wurden Luftminen und Sprengbomben abgeworfen. Die Sprengbomben sollten die unter den Straßen verlaufenden Wasser-, Gas- und Kommunikationsleitungen zerstören, wodurch die Koordinierung von Feuerwehreinsätzen und die Bekämpfung von Bränden zum Teil unmöglich wurde. Um die Sprengbomben möglichst tief eindringen zu lassen, wurden diese häufig mit einem Verzögerungszünder ausgestattet, so dass sie nicht beim Aufschlag, sondern erst tief im Erdreich bzw. in Hauskellern detonierten.
Gleichzeitig wurden durch den ungeheuren Luftdruck der Luftminen („Wohnblockknacker“) Dächer abgedeckt und sämtliche Fenster und Türen umliegender Häuser zerstört. Die Phosphor- und Stabbrandbomben konnten die nun freiliegenden hölzernen Dachstühle entzünden und gelangten durch die zerstörten Fenster auch direkt in die Wohnungen, wobei sich die Brände über die fast ausschließlich aus Holz bestehenden Treppenhäuser auf die weiter unten liegenden Etagen ausbreiteten und – begünstigt durch die zerborstenen Fensterscheiben – auch genügend Sauerstoff erhielten. Letztendlich führte dies zum vollständigen Ausbrennen der Gebäude.
Löschversuche wurden dadurch vereitelt, dass etwa eine Viertelstunde nach dem Hauptangriff eine weitere Welle von Bombern eintraf, um die Löschkräfte in den Schutzräumen zu halten. Erst durch die dadurch viel zu spät einsetzenden Lösch- und Rettungsmaßnahmen wurden die großen Flächenbrände möglich.
Diese Technik wurde von den Alliierten später als „Hamburgisierung“ bezeichnet und auch auf andere Städte angewandt.
Die Angriffe richteten sich immer gegen einen Sektor der Stadt. Zentraler Ausgangspunkt war der rund 147 Meter hohe Turm der Nikolaikirche. Die Ruine wurde 1951 teilweise abgerissen; den Turm und einige Mauerteile ließ man als Mahnmal stehen. Im Turm gibt es eine Dauerausstellung zur Operation Gomorrha.
Die vorhandenen Luftschutzbunker zum Schutz der Bevölkerung konnten 1943 nur noch bedingt Schutz bieten, da während des Krieges immer größere Bomben eingesetzt wurden.
Feuersturm
→ Hauptartikel: Feuersturm
In Hamburg wurde die zunächst theoretische Überlegung eines möglichen atmosphärischen (meteorologischen) Kamineffekts durch die Alliierten bewusst in die Praxis umgesetzt, um die Brandausbreitung zu fördern.
Nach einer längeren Hitzewelle schob sich am 26. Juli 1943 eine kühlere, schwerere Luftschicht über die sehr warme Luft der unteren Schichten. Die aufsteigenden sehr heißen Brandgase der beginnenden Brände durchstießen die kühleren Luftmassen und erzeugten sich ausbreitende Löcher in dieser kühleren Schicht. Dadurch entstanden mehrere Kamine, die das Hochreißen unterer Luftschichten äußerst stark förderten und die schließlich über Hammerbrook und Rothenburgsort einen einzigen atmosphärischen Kamin bildeten, was weder zuvor noch später erreicht wurde, weil diese Wetterlage bei anderen Bombenangriffen auf deutsche Städte nicht zeitgleich auftrat. Die Geschwindigkeiten bodennaher Luftmassen durch diesen Kamineffekt wurden in anderen Fällen nicht wieder erreicht. Menschen wurden in die Feuer gerissen, Straßenbahnwagen stürzten um. Auf diese Weise waren die Brände bereits in der Entstehungsphase unbeherrschbar geworden.[7]
Auswirkungen
Flakturm IV (Luftschutzbunker) in Hamburg-St. Pauli (2004)
Todesarten
Häufig wird behauptet, der Sauerstoffverbrauch der Brände habe zum Erstickungstod vieler Menschen in Luftschutzbunkern oder Luftschutzräumen geführt und Menschen wären dadurch zu Tode gekommen, dass sie im schmelzenden Straßenasphalt stecken geblieben wären.[8] Jedoch nicht der Entzug des Sauerstoffs in den Schutzräumen verursachte den Tod von Menschen, was physikalisch unmöglich wäre, sondern in die Keller eingedrungenes Kohlenstoffmonoxid oder andere giftige Brandgase. Diese Menschen wurden dann völlig unverletzt, wie schlafend aufgefunden, aber mit allen Symptomen einer Rauchgasvergiftung.[7]
Weitere Einwirkungen auf die Menschen in den Schutzräumen verursachten ihren Tod: Der Luftdruck explodierender Luftminen führte zu Lungenriss. Die über den Luftschutzräumen mit etwa 1000 °C brennenden Trümmer erhitzten die Räume so stark, dass die Menschen Hitzschlag erlitten und häufig mumifiziert wurden. Heißwasser- und Trinkwasserleitungen in den Kellern brachen und die Menschen wurden verbrüht oder ertranken. Die Decken der Schutzräume brachen unter den über ihnen einstürzenden Bauten, so dass die Menschen tödliche Verletzungen erlitten oder erstickten. Diese Todesarten waren aber nicht auf Hamburg beschränkt, sondern trafen die meisten aller Todesopfer des Bombenkrieges.[7]
Auch die in Panik und Chaos angeblich gemachte Beobachtung, der Asphalt habe gebrannt und Menschen wären in ihm stecken geblieben, ist unrichtig bzw. wurde später falsch interpretiert. Brunswig gibt an, dass die Straßen in deutschen Städten nur selten aus Asphalt bestanden, sondern in der Regel in Stein gesetzt waren, zum anderen, dass die Wärmestrahlung brennender Häuser nicht die Hitze entwickeln kann, die nötig wäre, um Asphalt zu entzünden. Der Eindruck brennenden Asphalts entstand laut Brunswig vermutlich daher, dass der durch Phosphor in Brand gesetzte klebrige Kautschuk abgeworfener Brandkanister auf den Straßen brannte. Wenn Menschen versehentlich in diesen Kautschuk traten, blieb er an deren Schuhen kleben oder die Menschen blieben kurzzeitig in ihm kleben. Menschen, an deren Körper dieser Kautschuk haftete, erlitten mitunter sehr schwere Verletzungen, da Löschversuche wegen des – durch den zugesetzten Phosphor – sich immer wieder neu entzündenden Kautschuks erfolglos blieben. Brunswig weist aber auch darauf hin, dass sich der brennende Kautschuk am Körper unter Wasser – etwa in einer Wasserwanne – leicht entfernen ließ. Allerdings dürfte es diese Möglichkeit zur Entfernung der brennenden, klebrigen Masse nur in seltenen Fällen schnell genug gegeben haben, um schwere Verletzungen zu vermeiden.[7]
Bombenopfer
Die Anzahl der Opfer der Operation Gomorrha ist nicht genau festzustellen. Bis zum 30. November 1943 wurden 31.647 Tote geborgen, von denen 15.802 identifiziert werden konnten. Die Hamburger Luftschutzleitung schätzte zu dieser Zeit die Gesamtzahl der Opfer auf 35.000. Heutige Beiträge der Geschichtswissenschaft nehmen eine Zahl von etwa 34.000 Toten und 125.000 Verletzten infolge der Operation Gomorrha an.
Evakuierung
Es zeigte sich, dass die vorhandenen Bunker und Schutzräume völlig unzureichend waren. Daher wurde eine Evakuierung eingeleitet, die in einigen Stadtteilen, beispielsweise in Barmbek, noch rechtzeitig durchgeführt werden konnte. Alle Bewohner, die nicht unbedingt in der Rüstungsproduktion benötigt wurden, mussten die Stadt verlassen. Die meisten Kinder wurden im Rahmen der Kinderlandverschickung auf dem Land in Sicherheit gebracht. Insgesamt flohen nach den Angriffen etwa 900.000 Hamburger aus der Stadt in das Umland oder in die „Aufnahmegaue“ in Bayern und Ostdeutschland bzw. Polen. Noch im Dezember 1943 waren 107.000 Hamburger in Schleswig-Holstein ausquartiert, 58.000 im Gau Bayreuth, 55.000 in Magdeburg-Anhalt, 45.000 in Ost-Hannover und 20.400 in Danzig-Westpreußen.[9]
Zerstörungen
Der Feuersturm zerstörte weite Teile der alten Hamburger Bebauung vollständig, ehemalige Stadtteilzentren wie die Altstadt Altonas existieren ebenso wie auch diverse Baudenkmäler nicht mehr. Einstmals in Straßen voller Altbauten integrierte Gotteshäuser wie die St.-Nikolai-Kirche, St.-Michaelis-Kirche oder die St.-Trinitatis-Kirche stehen heute weitgehend isoliert und wurden nach dem Krieg zum Teil nur notdürftig wieder instandgesetzt. Plätze wie den Eimsbütteler Marktplatz gibt es nur noch als Namen auf Erinnerungstafeln oder Straßenschildern, während breite Verkehrswege wie die Ludwig-Erhard-Straße oder die südliche Holstenstraße durch einstmals dicht bebaute Wohngebiete führen. Der Öjendorfer Park, eine hügelige Landschaft im östlichen Hamburger Stadtteil Billstedt, entstand auf den abgeladenen Kriegstrümmern.
Bei den Angriffen wurden insgesamt 277.330 Wohnungen sowie 580 Industriebetriebe, 2632 gewerbliche Betriebe, 80 Anlagen der Wehrmacht, 24 Krankenhäuser, 277 Schulen und 58 Kirchen zerstört. Im Hafen wurden Handels- und Hafenfahrzeuge mit 180.000 BRT versenkt.[10]
Die Linie der Hamburger Hochbahn nach Hammerbrook/Rothenburgsort wurde an vielen Stellen zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. (siehe auch: Zweiglinie nach Rothenburgsort)
Nachwirkungen
Baumaßnahmen
In dem damals vollständig zerstörten Stadtteil Hammerbrook, zuvor ein überwiegend von Hafenarbeitern bewohntes Viertel, sind praktisch keine Wohngebäude und Altbauten mehr vorhanden; dort befinden sich fast ausschließlich neu errichtete Gewerbebauten und Lagerflächen, nachdem weite Flächen Hammerbrooks mit Trümmerschutt um mehrere Meter aufgehöht wurden.
Die letzten Bombenbrachen der Operation Gomorrha wurden erst Ende der 1960er-Jahre beseitigt, zahlreiche Fleete wurden mit Trümmerschutt gefüllt und ab den 1950er-Jahren mit Straßen überbaut, insbesondere in der Innenstadt. Die Nachkriegsbauten stehen meist in Zeilenbauweise quer zur Straße und bilden keine zusammenhängenden Baublöcke mehr, damit sollte ein erneuter Flächenbrand verhindert werden.
Für die Stadt Hamburg war die Operation Gomorrha nach 1945 nicht nur städtebaulich von zentraler Bedeutung; der Hamburger Feuersturm von 1943 hat zudem einen besonderen Platz im Gedächtnis der Stadt. Der Historiker Malte Thießen schrieb dazu 2007 in seiner Studie zum Gedenken an die Operation Gomorrha: „Wegen der bis heute sichtbaren Zerstörungskraft waren die Juli-Angriffe – im Gegensatz zu Ereignissen wie der Machtergreifung, dem Attentat vom 20. Juli 1944 oder der „Reichskristallnacht“ – von Anfang an als kollektiver Fixpunkt im städtischen Gedächtnis verankert.“[11]
Entschärfung der Blindgänger
Von den 107.000 Sprengbomben, die zwischen 1940 und 1945 auf Hamburg abgeworfen wurden, sind (Stand 2012) 11.000 Blindgänger entschärft worden und etwa 2.900 Blindgänger noch unentdeckt. Seit 1985 überließen britische Behörden den deutschen Behörden Luftbildaufnahmen über die Bombeneinschläge. Grundstückseigentümer müssen seit 2005 vor einem Neubauvorhaben das Grundstück auf Blindgänger prüfen lassen, die ggf. vom Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr entschärft werden.[12]
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Teil 2
Gedenken
Gräber der Bombenopfer auf dem Friedhof Ohlsdorf
Südseite des Bombenopfer-Sammelgrabs mit Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf
Auf dem Friedhof Ohlsdorf befindet sich die Kriegsgräberstätte Bombenopfer Hamburg-Ohlsdorf. Sie umfasst die Bombenopfer-Einzelgrabanlage und ein großes kreuzförmig angelegtes Massengrab mit breiten Armen von über hundert Meter Länge zwischen Eichen- und Kirschenallee. Im Mittelpunkt dieser kreuzförmigen Fläche wird der hier beigesetzten 36.918 Bombenopfer mit dem Mahnmal von Gerhard Marcks gedacht. Dargestellt ist der Totenfährmann Charon, der ein Brautpaar, einen Mann, eine Mutter mit Kind und einen Greis über den Acheron setzt. Das Denkmal wurde am 16. August 1952 unter starker Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht und ist bis heute der Ort für die offiziellen Kranzniederlegungen des Hamburger Senats.[13][14]
Mahnmale in den Stadtvierteln
St. Nikolai
Ruine der St.-Nikolai-Kirche als zentrale Gedenkstätte
St. Nikolai, das den Bomberflotten als Wegmarke gedient hatte, wurde schwer beschädigt und Teile später abgerissen. Die Turmruine und das zerstörte Kirchenschiff werden als zentrale Gedenkstätte erhalten.
Dammtor
Denkmal Feuersturm von Hrdlicka als Ergänzung zum Kriegerdenkmal
Am Dammtor wurden als Ergänzung zum traditionellen Kriegerdenkmal neben dem Fußweg von der alten Post zum Bahnhof Dammtor am 8. Mai 1985 das Denkmal „Hamburger Feuersturm“ und 29. September 1986 das Denkmal für die KZ-Häftlinge „Fluchtgruppe Cap Arcona“ des Bildhauers Alfred Hrdlicka eingeweiht.[15]
Tontafeln an den wieder aufgebauten Häusern
In den vom Bombenkrieg getroffenen Hamburger Wohnvierteln findet man an vielen Nachkriegsbauten Tontafeln mit dem Hamburger Wappen und einer Inschrift mit dem Datum der Zerstörung und des Wiederaufbaus. Sie wurden von der Hamburger Baubehörde für Wohnbauten gestiftet, die nach den Zerstörungen 1943 unter finanzieller Förderung der öffentlichen Hand wieder aufgebaut wurden.[16]
Hamburger Straße
Auf der Fußgängerinsel zwischen Hamburger Straße und Oberaltenallee beim Winterhuder Weg erinnert seit 30. Juli 1985 ein Mahnmal der Bildhauerin Hildegard Huza an 370 Menschen, die in der Nacht auf den 30. Juli 1943 in einem nahe gelegenen Schutzraum erstickten. Es zeigt einen fast lebensgroßen Menschen aus Stein, der sich in einer Mauerecke schutzsuchend niederkauert.[17]
Rothenburgsort
Das Mahnmal von Volker Lang in Rothenburgsort ist ein schwarz verputztes Haus im Carl-Stamm-Park. Es stellt in verkleinertem Maßstab ein Terrassenhaus der Arbeiterquartiere in Rothenburgsort vor der Bombardierung dar. Das Denkmal wurde am 21. November 2004 eingeweiht. Im Inneren sind Schriftfragmente von Zeitzeugen und Schriftstellern angebracht.[18] Am 70. Jahrestag wurde nach einem Gottesdienst zum Gedenken an den 70. Jahrestag ein Kranz am Mahnmal niedergelegt.[19]
Weitere Stadtteile
Denkmalecke Lothringer Straße / Alter Teichweg
Siehe auch
Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg
Filme
Operation Gomorrha – Die Zerstörung Hamburgs. NDR-Dokumentarfilm, 118 Min., Regie: Hans Brecht, Deutschland 1983.
Der Hamburger Feuersturm 1943. Dokumentarfilm, 120 Min., Regie: Andreas Fischer. Deutschland 2009. Erstausstrahlung: NDR 14. Juli 2009.
Alltag in Trümmern – Hamburg nach dem Feuersturm. Spiegel TV 2013/ZDF 2014. Gezeigt in ZDF Info am 4. Oktober 2014, 20:15 – 21:00 Uhr.
Quelle
Gräber der Bombenopfer auf dem Friedhof Ohlsdorf
Südseite des Bombenopfer-Sammelgrabs mit Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf
Auf dem Friedhof Ohlsdorf befindet sich die Kriegsgräberstätte Bombenopfer Hamburg-Ohlsdorf. Sie umfasst die Bombenopfer-Einzelgrabanlage und ein großes kreuzförmig angelegtes Massengrab mit breiten Armen von über hundert Meter Länge zwischen Eichen- und Kirschenallee. Im Mittelpunkt dieser kreuzförmigen Fläche wird der hier beigesetzten 36.918 Bombenopfer mit dem Mahnmal von Gerhard Marcks gedacht. Dargestellt ist der Totenfährmann Charon, der ein Brautpaar, einen Mann, eine Mutter mit Kind und einen Greis über den Acheron setzt. Das Denkmal wurde am 16. August 1952 unter starker Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht und ist bis heute der Ort für die offiziellen Kranzniederlegungen des Hamburger Senats.[13][14]
Mahnmale in den Stadtvierteln
St. Nikolai
Ruine der St.-Nikolai-Kirche als zentrale Gedenkstätte
St. Nikolai, das den Bomberflotten als Wegmarke gedient hatte, wurde schwer beschädigt und Teile später abgerissen. Die Turmruine und das zerstörte Kirchenschiff werden als zentrale Gedenkstätte erhalten.
Dammtor
Denkmal Feuersturm von Hrdlicka als Ergänzung zum Kriegerdenkmal
Am Dammtor wurden als Ergänzung zum traditionellen Kriegerdenkmal neben dem Fußweg von der alten Post zum Bahnhof Dammtor am 8. Mai 1985 das Denkmal „Hamburger Feuersturm“ und 29. September 1986 das Denkmal für die KZ-Häftlinge „Fluchtgruppe Cap Arcona“ des Bildhauers Alfred Hrdlicka eingeweiht.[15]
Tontafeln an den wieder aufgebauten Häusern
In den vom Bombenkrieg getroffenen Hamburger Wohnvierteln findet man an vielen Nachkriegsbauten Tontafeln mit dem Hamburger Wappen und einer Inschrift mit dem Datum der Zerstörung und des Wiederaufbaus. Sie wurden von der Hamburger Baubehörde für Wohnbauten gestiftet, die nach den Zerstörungen 1943 unter finanzieller Förderung der öffentlichen Hand wieder aufgebaut wurden.[16]
Hamburger Straße
Auf der Fußgängerinsel zwischen Hamburger Straße und Oberaltenallee beim Winterhuder Weg erinnert seit 30. Juli 1985 ein Mahnmal der Bildhauerin Hildegard Huza an 370 Menschen, die in der Nacht auf den 30. Juli 1943 in einem nahe gelegenen Schutzraum erstickten. Es zeigt einen fast lebensgroßen Menschen aus Stein, der sich in einer Mauerecke schutzsuchend niederkauert.[17]
Rothenburgsort
Das Mahnmal von Volker Lang in Rothenburgsort ist ein schwarz verputztes Haus im Carl-Stamm-Park. Es stellt in verkleinertem Maßstab ein Terrassenhaus der Arbeiterquartiere in Rothenburgsort vor der Bombardierung dar. Das Denkmal wurde am 21. November 2004 eingeweiht. Im Inneren sind Schriftfragmente von Zeitzeugen und Schriftstellern angebracht.[18] Am 70. Jahrestag wurde nach einem Gottesdienst zum Gedenken an den 70. Jahrestag ein Kranz am Mahnmal niedergelegt.[19]
Weitere Stadtteile
Denkmalecke Lothringer Straße / Alter Teichweg
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Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg
Filme
Operation Gomorrha – Die Zerstörung Hamburgs. NDR-Dokumentarfilm, 118 Min., Regie: Hans Brecht, Deutschland 1983.
Der Hamburger Feuersturm 1943. Dokumentarfilm, 120 Min., Regie: Andreas Fischer. Deutschland 2009. Erstausstrahlung: NDR 14. Juli 2009.
Alltag in Trümmern – Hamburg nach dem Feuersturm. Spiegel TV 2013/ZDF 2014. Gezeigt in ZDF Info am 4. Oktober 2014, 20:15 – 21:00 Uhr.
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