*** Decauville ***
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*** Decauville ***
Die Maschinen- und Lokomotivfabrik Decauville ist ein französischer Industriebetrieb, der durch seine Feldbahnsysteme berühmt wurde. Das in Corbeil ansässige Unternehmen stellte zwischen 1898 und 1911 auch Automobile her.
Lokomotive Decauville 2005, Chemin de fer des Chanteraines
Decauville Loren, Chemin de fer des Chanteraines
Anfang
Die Anfänge der Firma gehen auf Armand-Louis-Victor Decauville zurück, der um 1850 begann, bei Petit Bourg südlich Paris Zuckerrüben anzupflanzen. Daraus entstand ein beachtlicher Betrieb von einigen hundert Hektaren Größe, den er 1871 seinem Sohn Paul (1846–1922) übergab. Im Herbst 1875 war eine außergewöhnlich große Ernte zu erwarten, die allerdings durch heftige Regenfälle und den bevorstehenden frühen Frost bedroht wurde. Um sie rechtzeitig einzubringen, hatte Paul Decauville einen Geistesblitz: Er ließ parallele Eisenstangen auf Flacheisen zu Elementen befestigen, welche auf einfache Weise transportiert und aneinandergefügt werden konnten. So erhielt er ein Schmalspursystem mit 400 bis 600 mm Spurweite und vorgefertigten, leicht transportablen Schienenelementen. Auf diesen improvisierten Schienen wurden die Transportkarren gezogen, die sonst im aufgeweichten Boden steckengeblieben wären. Die Ernte konnte rechtzeitig abtransportiert werden.
Feldbahnen
Bereits zwei Jahre später hatte Decauville die Landwirtschaft aufgegeben und seine „tragbare Eisenbahn“ so weit perfektioniert, dass sie industriell gefertigt werden konnte. Die Spurweite wuchs mit der Zeit von 40 auf 50 und 60 cm. Außerdem begann er die passenden Lokomotiven und Waggons zu entwickeln. 1880 gab er bekannt, dass 3000 Bestellungen eingegangen seien und dass er in Corbeil (heute Corbeil-Essonnes in der Île-de-France) eine Fabrik von 80.000 m² plane.
Decauvilles Idee fand vielfache industrielle und touristische Anwendungen. Berühmt wurde unter anderem die Decauville-Bahn an der Weltausstellung Paris 1889, mit der 6 Millionen Personen transportiert wurden. Auch zur Pariser Weltausstellung 1900 stellte das Unternehmen eine Ausstellungsbahn bereit. Diese verlief als elektrische Eisenbahn parallel zur so genannten Straße der Zukunft, einem hölzernen rollenden Fußweg (franz. Trottoir roulant oder Plateforme mobile) mit einer Länge von 3,5 km.
Während des Ersten Weltkriegs fanden die 600-mm-Bahnen des Systems Decauville vielfache militärische Anwendung auf Seiten der Entente (Trench Railways).
Schließlich erweiterte auch der Bau traditioneller Waggons die Produktpalette des Unternehmens.
Fahrräder
Decauville betrieb einen scharfen Expansionskurs für sein Werk und fügte weitere Produkte wie Elektromotoren hinzu. 1891 nahm das Unternehmen die Herstellung von Fahrrädern auf, darunter ein Dreirad, in dem der Passagier in einem bequemen Sessel zwischen den Vorderrädern saß.
Automobilproduktion
Das Unternehmen begann 1898 mit dem Bau von Automobilen. Dazu übernahm es den Automobilhersteller Guédon aus Bordeaux sowie dessen Ingenieur Gustave Cornilleau. Das erste Modell, Voiturelle genannt, hatte einen luftgekühlten Zweizylindermotor mit 3,5 PS (2,6 kW) im Heck und war das erste Auto mit vorderer Einzelradaufhängung. Das Automobilwerk Eisenach in Deutschland und Marchand in Italien bauten das Fahrzeug in Lizenz nach. 1899 folgte das Modell 5 CV. Ab 1900 entstanden Modelle mit Frontmotor. Eines davon erwarb Henry Royce, der damit aber nicht zufrieden war und es zum Royce 10 hp weiterentwickelte. Es bildete das technische Fundament der Marke Rolls-Royce.
1906 gab es große Tourenwagen, deren Motoren bis zu 9300 cm³ Hubraum hatten. Lizenzen erhielten Ehrhardt und Lux’sche Industriewerke in Deutschland sowie Fabbrica di Automobili e Cicli Lux in Italien. 1911 endete die Autoproduktion.
Ein Fahrzeug dieser Marke ist im Musée Henri Malartre in Rochetaillée-sur-Saône zu besichtigen.
Quelle
Lokomotive Decauville 2005, Chemin de fer des Chanteraines
Decauville Loren, Chemin de fer des Chanteraines
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Die Anfänge der Firma gehen auf Armand-Louis-Victor Decauville zurück, der um 1850 begann, bei Petit Bourg südlich Paris Zuckerrüben anzupflanzen. Daraus entstand ein beachtlicher Betrieb von einigen hundert Hektaren Größe, den er 1871 seinem Sohn Paul (1846–1922) übergab. Im Herbst 1875 war eine außergewöhnlich große Ernte zu erwarten, die allerdings durch heftige Regenfälle und den bevorstehenden frühen Frost bedroht wurde. Um sie rechtzeitig einzubringen, hatte Paul Decauville einen Geistesblitz: Er ließ parallele Eisenstangen auf Flacheisen zu Elementen befestigen, welche auf einfache Weise transportiert und aneinandergefügt werden konnten. So erhielt er ein Schmalspursystem mit 400 bis 600 mm Spurweite und vorgefertigten, leicht transportablen Schienenelementen. Auf diesen improvisierten Schienen wurden die Transportkarren gezogen, die sonst im aufgeweichten Boden steckengeblieben wären. Die Ernte konnte rechtzeitig abtransportiert werden.
Feldbahnen
Bereits zwei Jahre später hatte Decauville die Landwirtschaft aufgegeben und seine „tragbare Eisenbahn“ so weit perfektioniert, dass sie industriell gefertigt werden konnte. Die Spurweite wuchs mit der Zeit von 40 auf 50 und 60 cm. Außerdem begann er die passenden Lokomotiven und Waggons zu entwickeln. 1880 gab er bekannt, dass 3000 Bestellungen eingegangen seien und dass er in Corbeil (heute Corbeil-Essonnes in der Île-de-France) eine Fabrik von 80.000 m² plane.
Decauvilles Idee fand vielfache industrielle und touristische Anwendungen. Berühmt wurde unter anderem die Decauville-Bahn an der Weltausstellung Paris 1889, mit der 6 Millionen Personen transportiert wurden. Auch zur Pariser Weltausstellung 1900 stellte das Unternehmen eine Ausstellungsbahn bereit. Diese verlief als elektrische Eisenbahn parallel zur so genannten Straße der Zukunft, einem hölzernen rollenden Fußweg (franz. Trottoir roulant oder Plateforme mobile) mit einer Länge von 3,5 km.
Während des Ersten Weltkriegs fanden die 600-mm-Bahnen des Systems Decauville vielfache militärische Anwendung auf Seiten der Entente (Trench Railways).
Schließlich erweiterte auch der Bau traditioneller Waggons die Produktpalette des Unternehmens.
Fahrräder
Decauville betrieb einen scharfen Expansionskurs für sein Werk und fügte weitere Produkte wie Elektromotoren hinzu. 1891 nahm das Unternehmen die Herstellung von Fahrrädern auf, darunter ein Dreirad, in dem der Passagier in einem bequemen Sessel zwischen den Vorderrädern saß.
Automobilproduktion
Das Unternehmen begann 1898 mit dem Bau von Automobilen. Dazu übernahm es den Automobilhersteller Guédon aus Bordeaux sowie dessen Ingenieur Gustave Cornilleau. Das erste Modell, Voiturelle genannt, hatte einen luftgekühlten Zweizylindermotor mit 3,5 PS (2,6 kW) im Heck und war das erste Auto mit vorderer Einzelradaufhängung. Das Automobilwerk Eisenach in Deutschland und Marchand in Italien bauten das Fahrzeug in Lizenz nach. 1899 folgte das Modell 5 CV. Ab 1900 entstanden Modelle mit Frontmotor. Eines davon erwarb Henry Royce, der damit aber nicht zufrieden war und es zum Royce 10 hp weiterentwickelte. Es bildete das technische Fundament der Marke Rolls-Royce.
1906 gab es große Tourenwagen, deren Motoren bis zu 9300 cm³ Hubraum hatten. Lizenzen erhielten Ehrhardt und Lux’sche Industriewerke in Deutschland sowie Fabbrica di Automobili e Cicli Lux in Italien. 1911 endete die Autoproduktion.
Ein Fahrzeug dieser Marke ist im Musée Henri Malartre in Rochetaillée-sur-Saône zu besichtigen.
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